Kendor hat geschrieben: ↑02.07.2021 15:24
Man könnte sich aber bestimmt gut darüber streiten, ob D&D 5 DSA 5 vorrangig überholt hat weil D&D 5 so gut gelungen ist (so "fühlt" es sich für mich in der Tendenz an) oder weil DSA 5 so schlecht ist und/oder die dahinterstehende Publikationsstrategie ebenfalls. Für mich persönlich war es so, dass ich DSA 5 einen deutlichen Schritt in die richtige Richtung fand und es auf jeden Fall eher spielen würde als 4(.1). Ich finde es als Regelsystem aber immer noch sehr unterdurchschnittlich und bin deshalb bei Ilaris gelandet.
Ich denke, es spielt beides mit rein. DnD 5 scheint wirklich eine Menge richtig gemacht zu haben, was die Vorgänger vergeigten:
- ADnD als System ist mittlerweile hoffnungslos veraltet und hatte auch nach damaligen Standards einige Schwächen (es hatte ja nicht mal ein echtes Fertigkeitensystem)
- DnD3 war zwar als System deutlich besser, aber das Balancing der Klassen war grauenhaft; und der P2W-Powercreep durch Erweiterungsbände war massiv.
- DnD4 habe ich nie gespielt, aber nach allem, was ich weiß, haben sie hier versucht, das Rad neu zu erfinden (so wurden zB alle Klassen gestreamlined, was das Balancing verbesserte, aber dafür sorgte, dass sich die Klassen alle gleich spielten), was zu eienr großen Abwanderung in Richtung Pathfinder führte, das eine verbesserte Version der DnD 3.5-Regeln benutzte.
- DnD5 ist da anscheinend wieder in Richtung DnD3 - und damit auch Pathfinder - zurückgegangen, aber haben es geschafft, die unglaublichen Machtunterschiede besser in den Griff zu kriegen (das ist zumindest, was ich gehört habe).
Bei DSA sieht es dagegen anders aus:
- Rückblickend muss ich sagen, dass DSA 3 die beste Edition war, und das sage ich jetzt nicht, weil das meine persönliche DSA-Hochzeit war. Damit meine ich jetzt nicht das System (das ist nach heutigen Maßstäben hoffnungslos veraltet), sondern wie zugänglich die Edition war, und wie die einzelnen Publikationen aufgesetzt waren - die Vorzüge dieser Edition werden dann deutlich, wenn man sie mit den beiden nachfolgenden vergleicht:
- mit der vierten Edition hatte DSA sich in meinen Augen selbst derart ins Knie geschossen, dass das System darunter heute noch leidet: Zwar war sie deutlich elaborierter mit einem Regelwerk, das einem weitaus mehr Möglichkeiten zur Ausgestaltung der Charaktere ließ als die vorangegangen Editionen, aber dafür war es überkomplex, überladen und für Einsteiger ein Graus. Für Leute, die bereits DSA spielten, mag es noch gegangen sein, aber für DSA-Neulinge oder gar Rollenspielneulinge wird es unterm Strich eher abschreckend gewesen sein: Jedenfalls denke ich nicht, dass in den 15 Jahren von DSA 4 soviele neue Spieler dazugestoßen sind - wenn meine Mutmaßung stimmt, ist das eine ganze Generation von Spielern, die kaum vertreten ist.
- die fünfte Edition hat es zwar geschafft, das Spiel deutlich zugänglicher zu machen und den Einarbeitungsaufwand zu verringern, und zwar ohne dass sie die Neuerungen von DSA4 aufgab (also Vorteile/Nachteile, Baukastensystem, Sonderfertigkeiten etc.),
aaaaaber durch ihre Publikationsstrategie hat sie im Grunde alleine schon das Basisspiel dermaßen zerfasert, dass es echt keine Freude ist. Und das unterscheidet die 5. Edition auf jeden Fall negativ von der sehr übersichtlichen 3. und auch von der 4., wo es zumindest bestimmte Inhalte zuverlässig in einem Buch gab.
DSA 5 hätte in der Tat die beste Edition sein können, wenn sie eine andere Publikationsstrategie gefahren hätten. Aber so, wie es ist, haben sie sich damit in meinen Augen eine ähnliche Hypothek aufgebürdet wie DSA4 mit dem überkomplexen System.