Ich zitiere mich mal selbst... DnD-Flüchtling @ Ulisses und Sensitivity ReadingAssaltaro hat geschrieben: ↑09.04.2021 23:21 Ernsthaft?
Es wird jahrelang überall das generische Maskunlinum verwendet, jetzt ist es mal anders rum und ihr Männer fühlt euch ausgeschlossen und nicht mehr als Zielgruppe?
Ich bin jetzt ja nicht so, dass ich mich mit dem generischen Maskulinum ausgeschlossen fühle, aber es ist jetzt sehr interessant wie darauf reagiert wird, weils mal jemand anders macht.![]()
Die Verwendung des generischen Maskulinums ist nur dann ein Politikum, wenn man eines draus macht - ähnlich wie die des generischen Femininums bei den Artikeln/Pronomina erst dann eines wäre, wenn man eines draus machen würde (worauf bisher nur noch niemand so wirklich gekommen ist - wäre eigentlich mal an der Zeit...). Die Verwendung des generischen Femininums oder der diversen binnen-I oder Gendersternchen-Formen ist dagegen ganz grundsätzlich mit einer politischen Aussage verknüpft und alles andere als frei von weltanschaulichen Hintergedanken - so wie es auch kaum ohne Hintergedanken geschehen würde, wenn eine ideologisch motivierte Männerbewegung plötzlich als Plural universell "ers" anstatt "sie" verwenden würde und dass dann als linguistischen Ausgleich verkaufen würde. Da würde ja auch keiner sagen "ist doch ganz unschuldig, was habt ihr denn".1. Es gibt Sprachen, die haben nicht nur ein generisches, sondern ein "universelles" Maskulinum; wie zB Englisch und meines Wissens auch Schwedisch. Wenn man ein Problem darin sehen wollte, könnte man sagen, dass Frauen damit gewissermaßen komplett der Wahrnehmung entzogen werden sollen - praktisch sieht es aber eher so aus, dass hier in der Regel gar keine Unterscheidung mehr getroffen wird, nun tatsächlich unzweideutig alle gemeint sind und damit auch der Streitpunkt als solches ausgeräumt wird (ich hoffe mal, dass ausgerechnet den Schweden niemand Frauenfeindlichkeit unterstellen will).
2. Wenn beim generischen Maskulinum immer grundsätzlich unterstellt wird, dass es primär darum ginge, "Frauen unsichtbar zu machen", wird damit das Konzept an sich fehlinterpretiert: Es bedeutet ja nicht, dass man nur Männer und ein bisschen gehacktes meint, sondern es ist ein generischer Begriff, der bei Bedarf auch beide Geschlecher erfasst.
Man könnte es nämlich auch umgekehrt interpretieren: Frauen haben ihre separaten, ihnen vorbehaltenen Formulierungen, Männer nicht. Als Gedankenexperiment: Wenn jemand sagen würde "mein Charakter Selinde ist Krieger", dann würde das denke ich niemanden so wirklich irritieren (auch wenn die feminine Form passender klingt); die Aussage "mein Charakter Alrik ist Kriegerin" dagegen sehr wohl.
3. Im Deutschen gibt es diverse Artikel und Pronomen, die gleichzeitig weibliche als auch Pluralformen sind (die, sie, ihr etc.) - hier unterstellt niemand den Versuch, Männer unsichtbar machen zu wollen; und komischerweise scheint hier auch allgemein kein Problembewusstsein zu bestehen (ein Schelm, der Arges dabei denkt): In der Pluralform "Die Krieger" ist das Wörtchen "Krieger" ganz schlimm und sexistisch, da ohne Binnen-I oder Gender-Stern, aber das Wörtchen "die" ist kein Thema.
Das ganze ist grundsätzlicher Aktivismus, der gezielt nach Problemen sucht - bei uns sind es gegenderte Wortendungen; im englischen Sprachraum, wo es diese nicht (mehr) gibt, hängt man sich stattdessen an der "pronoun usage" auf. Und ich garantiere dir: Gäbe es hier keinerlei Potenzial für Kontroversen, würden diese Pappenheimer sich einen anderen Bereich suchen, und zwar so lange, bis sie was gefunden haben, das sie als unbedingt zu behebendes Problem identifizieren können.
Dass man sich von einer solchen Mentalität nicht besonders angezogen fühlt und einem Unternehmen, das diese auch noch unterstützt (sei es aus Überzeugung, sei es ein rein performativer Akt des "Haltung zeigens"), nicht sein Geld überlassen will, ist da durchaus legitim.