Answin von Rabenmund

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Nuazo
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Answin von Rabenmund

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Andwari hat geschrieben: 05.05.2023 20:58
Irdisch ist eine Argumentation pro Answin (und ähnlich später pro Selindian Hal) dadurch geschwächt, dass man als DSA-Spieler für eine Chauvi-Position argumentiert, die im Spiel (damals) ziemlich singulär war.
Oder einem ist das Geschlecht zunächst schnurzpiepegal, mag aber nicht, dass aus Rohaja Hal 2.0 gemacht wird redaktionell und hätte gern mehr Verwandte mit Thronansprüchen und letztlich die Spaltung des Mittelreichs in mehrere Einzelteile.
Oder man hat mehr als einen Blick in das Tal der Finsternis geworfen...
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mhd
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Answin von Rabenmund

Ungelesener Beitrag von mhd »

Wenn ich "ergebnisorientiert" an die Thronfolge-Streitereien rangehen würde, wäre mir persönlich ja eher ein Zwei-Parteien-Streit lieber als jetzt einfach ein Zerfall in unabhängige Teil-Reiche. Bietet einfach mehr für Spieler und ist wenigstens mal ein irdischer Metaplot ohne Dämonen und Götter (solange nicht wieder so Unsinn wie "Kaiserheil" reingemischt wird).

Also mehr Rosenkrieg als ineffektives HRR. Answin war halt kein Richard III, weder persönlich noch vom Rückhalt. Gäbs da überhaupt Ansätze um annähernd gleichgroße Parteien zu haben?

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Answin von Rabenmund

Ungelesener Beitrag von Herr der Welt »

Nuazo hat geschrieben: 05.05.2023 14:43Als Reaktion auf die Kaiserlose Zeit versucht Reto ähnlich wie sein Vorvorgänger Perval den Einfluss der Provinzfürsten einzuhegen. Dies geschieht, weil die eigene Autorität und Legitimität auf der dynastischen Seite fragil ist. Hier werden alte Privilegien und Rechte ignoriert. Im Prinzip wird versucht die Provinzherrscher zu Provinzverwaltern umzugestalten.

Answins Familie fällt in Kategorie A laut den Romanen wählt Answin allerdings Kategorie B für sich, auch wenn er dann später zum Anführer der gefrusteten Altadligen wird. Im Prinzip waren nur wenige Provinzfürsten+Grafen zu Beginn der Answinkrise motiviert Brin zu stützen.
Im Kontext dieser Ausführung musste ich an Moritz von Sachsen denken, der vielleicht als mögliche Inspiration für eine Interpretation Answins von Rabenmund dienen kann.
Moritz war Fürst des albertinischen Sachsens (also weiter Teile des heutigen Sachsens, exkl. Wittenberg), während sein ernestinischer Vetter über Kur-Sachsen (also weite Teile des heutigen Thüringens, inkl. Wittenberg) beherrschte. Zudem war er protestantischer Fürst - zu einer Zeit, als die meisten Bekenner der neuen Konfession im Schmalkaldischen Bund gegen Kaiser Karl V. in Opposition standen. Dieser wiederum hatte nicht nur die vollständige Rekatholisierung des Reiches, sondern damit einhergehend auch eine deutliche Stärkung der kaiserlichen Autorität im Sinn, d.h. der Machtstellung der Habsburger (die im Wesentlichen über Österreich, die Niederlande mit Belgien sowie Spanien und dessen Kolonialreich herrschten).
Zunächst im Bündnis mit Karl V. half Moritz dabei, den Schmalkaldischen Bund zu besiegen und sicherte sich so die sächsische Kur-Würde (samt Wittenberg). Anschließend verbündete er sich jedoch mit den Gegnern des Kaisers (u.a. auch dem katholischen König von Frankreich) und zwang diesen zur Anerkennung des Protestantismus. Zugleich war damit bis auf Weiteres jeder Versuch gescheitert, ein kaiserliches Primat im Reich zu errichten. Am Ende hatte Moritz von Sachsen seine Macht gemehrt und sich zugleich bei den Protestanten und auch bei den katholischen Gegnern des Kaisers beliebt gemacht.

Würde man Answin ein ähnlich geschicktes Doppelspiel unterstellen, so schlüge er sich auf Seiten Retos, um ins Herz der Macht vorzustoßen, spätestens aber unter der unbedarften Herrschaft Hals die Partikularinteressen gegenüber Retos Zentralisierungsversuchen wieder zu stärken. Dass diese von den Landesherren einfach hingenommen wurden, liegt daran, dass konsistente Darstellung von Machtinteressen nicht im Sinne der DSA-Macher waren. Halscher Neuadel ließe sich so auf Anraten Answins erklären, der damit den traditionellen Adel noch mehr gegen den Kaiser aufbringen kann. Der weitgehend erfolglos und völlig fruchtlos bleibende Maraskankrieg bzw. die folgende Besatzung, die sinnlos Reichsoldaten frisst (die letztlich aus den Provinzen und nicht nur aus Garetien stammen) und das Rumoren in Aranien (inkl. dessen Annäherung an das Horasreich als mächtigster Konkurrent von außen) mögen dann - durch einen hinter den Kulissen intrigierenden Reichsgroßgeheimrat angeleitet - zu Forderungen einzelner Landesherren führen (die Nordmarken oder Tobrien bieten sich besonders an; aber auch Albernia und Weiden dürften traditionell ein gewisses Autonomieinteresse haben), eventuell auch zu weiteren Auseinandersetzungen, wenn der Kaiser nicht einlenkt. Dieser reagiert, ebenfalls auf Anraten seines Kanzlers, mit der Erhebung zum minderen Gott, um ein klares Zeichen zu setzen. Bei Ausbruch des Orkensturms findet sich ein latent bis stark geschwächtes Mittelreich vor, das den völlig überraschend einigen Schwarzpelzen plausibel zunächst wenig entgegenzusetzen hat. SC, die sich für das Reich einsetzen, können Answin in diesem Zusammenhang ganz ohne vergiftete Kinder o.a. überzeichnete Böswilligkeiten, sondern einfach aufgrund verschiedener Interessen als Gegner ausmachen und entscheidend gegen ihn agieren (z.B. Nemrod unterstützen). Brin wäre in dem Szenario zur Zeit des Verschwindens von Hal insofern ein Ärgernis, als er fähig genug erscheinen mag, um in die Fußstapfen Retos zu treten. Seine Legitimität infrage zu stellen (dazu mögen schon zuvor Gerüchte gestreut worden sein, sodass es glaubwürdiger ist), wäre das Mittel der Wahl. Answin dürfte dann aber vielleicht eher einen anderen, schwachen Kaiserprätendenten den Thron gönnen und als der neutrale Moderator, als der er im Reich bislang aufgetreten ist, vor den Praioten "leider die bitterste Wahrheit über Prinz Brin gestehen müssen". Der Orkensturm wäre dann nicht zu Answins Gunsten, sondern verlangt - im Gegenteil - eine erneute Konsolidierung des Reiches, mit der Brin sich durch proaktive Tatenkraft und Verständigung mit wichtigen Landesherren (Weiden und Greifenfurt sind natürlich prädestiniert) im entscheidenden Moment durchsetzen kann.

Nuazo
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Answin von Rabenmund

Ungelesener Beitrag von Nuazo »

mhd hat geschrieben: 06.05.2023 13:36 Wenn ich "ergebnisorientiert" an die Thronfolge-Streitereien rangehen würde...

Also mehr Rosenkrieg als ineffektives HRR. Answin war halt kein Richard III, weder persönlich noch vom Rückhalt. Gäbs da überhaupt Ansätze um annähernd gleichgroße Parteien zu haben?
Ich hatte es schon an anderer Stelle geschrieben. Merowinger- und Karolingerzeit bietet ebenso Vorbilder wie die postalexandrinische Diadochenära. Nur weil das Gesamtreich zerfällt, muss das ja nicht allen schmecken.
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Answin von Rabenmund

Ungelesener Beitrag von Zakkarus »

Und das mir!!!

Also ist eine Answin-Bio fällig- Teil 1 (vor 993 BF)
Spoiler
956 BF Darpatien: Tsatag von Answin von Rabenmund ä.H. RSH8:36 EA(1)111
975 BF Pra Garetien: Answin trifft Reto und Hal im Jagdschloß Firunsfried. R99:7-10f
975 BF Gareth: Sturz von Bardo und Cella. Answins Schwur und der Ritterschlag. RSH8:18 VMK23 R99:40-45
975 BF Eff Rommilys: Reto ernennt Answin zum Kronprinzen von Darpatien. R99:60f
975 BF Darpatien: Tsatag von Answins Sohn Barnhelm von Rabenmund ä.H. RSH8:36+216
975 BF Phe Beilunk: Answin ersucht für Reto seit drei Monden ein Gespräch mit Galotta. R99:66f
976 BF (Herbst) Rommilys: Answin besucht seine Frau Laenore und Kinder. Laenore zieht mit Kindern nach Wehrheim zu Samia von Gareth-Rabenmund. R99:69-71
983 BF Burg Rabenmund: Tsatag von Wolfrat, Sohn von Answin von Rabenmund. A159:97
984 BF Tra Gareth: Answin zum Grafen Wehrheims ernannt, zieht mit Familie dorthin. R99:220-222
987 BF Bor Ebene von Baburin: Answin läßt eine große "Wehrübung" abhalten. R99:283-287
987 BF Darpatien: Tsatag von Irmegunde, Answin von Rabenmunds Tochter. RSH0:230 RSH8:36;216 EA(2)114

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Zakkarus
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Answin von Rabenmund

Ungelesener Beitrag von Zakkarus »

Teil 2 (ab DSA1):
Spoiler
995 BF Hes Aranien: Drohende Krise wird von Answin von Rabenmund abgewehrt. AB68:16
998 BF 07.Pra Gareth: Giftanschlag auf Prinz Brin. Answin als Anstifter angeklagt. HA290 IHM35 A129:48
1010 BF 14.Ing Die Answin-Krise beginnt mit der Kaiserkrönung Answins. AB37:4 AvA2:33 HA292 LdS17 A129:48 AL99
1010 BF E.Ing Mittelreich: Answin schickt Garadereiter zur Grenzsicherung nach Brig-Lo. AvA2:6
1011 BF A.Pra Aventurischer Bote: Unter Answin I. erscheint eine Propagandausgabe. AB38:4 AvA2:33 Q8:16
1011 BF 01.Pra Gareth: Answin zwingt den Stadtrat zum Treuschwur. IHM35
1011 BF A.Tsa Gareth: Answin läßt gefangene aufständische Barone hängen. AB39:1+3 AvA2:33
1011 BF 12.Ing Gareth: Answin verhängt eine 3tägige Staatstrauer für seine gestorbene Schwester. AB40:3
1011 BF 20.Ing Answin-Krise endet mit seiner Verhaftung. Doch Unruhen halten an. AB40:1+3 AvA2:33 HA292 IHM35 RSH6:22 AL99
1012 BF 07.Bor Gareth: Prozeßbeginn gegen Answin ... bis Travia 1013 BF ... AB45:6 AvA2:34 LdS17
1013 BF 03/04.Tra Gareth: Answin flieht aus dem Kerker. Bekanntmachung erst am 09.Travia. AB44:1f AvA3:6 HA292 IHM35 LdS17 AL26
- 14 Jahre spielt Answin von Rabenmund verstecken -
1027 BF ab 28.Per Svellttalregion: Answin von Rabenmund wirbt Söldner an. A133: ZT1
1028 BF A.Ron Orks überfallen Mark Greifenfurt; Answins' Entsatzherr kommt zur Hilfe. AB115:5 A133:ZT2f
1028 BF 12.Ron Greifenfurt von Orks gestürmt - aber von Answins Heer befreit. AB115:5(10) RSH11:20
1028 BF 12.Ron Die Schlacht um Greifenfurt (Orks von Answins Heer geschlagen.) AB114:27(10) HA311 RSH9:33 A133:ZT3
1028 BF 26/27.Eff Die Befreiung von Burg Rabenmund mit Answins Truppe. HA311 A133:ZT3
1028 BF 29.Eff Burg Rabenmund: Answin zieht mit seinem Heer nach Wehrheim (zum 1.Travia). A133:ZT3
1028 BF 25.Tra Die Schlacht an der Trollpforte gewinnt Answins Truppe. AB115:7(10) A133:ZT3
1028 BF 02.Bor Answin gibt den Schutz der Trollpforte auf und reist zurück nach Wehrheim. A133:ZT3
1028 BF 10.Bor Wehrheimer Ruinen: Answin entsendet Boten aus. A133:ZT3
1028 BF 09.Hes Gareth: Answin nimmt Stadtherrschaft ohne Blutvergießen. IHM36 A133:ZT4
1028 BF 15.Phe Die Schlacht der Drei Kaiser auf den Avesfeldern von Gareth. Rhazzazor vernichtet. Answin von Rabenmund stirbt; Kaiser Hal entrückt. AB116:4f(10) HA311 Q9:101 RSH8:20 IHM36 A133:ZT4
Anhand der beigefügten Quellen (AB = Bote, A = Abenteuer, R = Roman) kann Answins irdischer Lebenweg nachvollzogen werden.

Nuazo
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Answin von Rabenmund

Ungelesener Beitrag von Nuazo »

Es fehlen noch die Ereignisse aus https://de.wiki-aventurica.de/wiki/Gaukelspiel. Dort geht die Geschichte um Rabenmund/ Ehrenstein weiter.

Ferner verliert Answin (und seine Familie) als Folge des Attentats(?) die Grafschaft Wehrheim an Haffax.
Dazu versucht er die Kronprinzessin von Greifenfurt zu ehelichen. Also Irmenella.

Ferner würde ich die Ereignisse aus https://de.wiki-aventurica.de/wiki/Scha ... avias_Haus
ebenfalls in diesen Kontext stellen. Schließlich ist die maßgebliche Initiatorin auch aus dem Haus Rabenmund.

Dann gibt es die Affäre mit der Gräfin von Baliho. Praiodane von Falkenstein.

Last not least heiraten die Rabenmunds nach Weiden ein. Am prominentesten Baeromar von Geltring-Weiden, einen Neffen Herzog Waldemars.
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Zakkarus
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Answin von Rabenmund

Ungelesener Beitrag von Zakkarus »

Gaukelspiel fehlt, wie paar andere Einträge, da davon die Öffentlichkeit nichts gross mitbekam.
Wie man ersehen kann wurde die Figur Answin nie richtig erschaffen - erst mit seiner Wiederkehr zu DSA4.
(Aber so erging es vielen NSCs.)

Andwari
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Answin von Rabenmund

Ungelesener Beitrag von Andwari »

Interpretationen daraus:

- Answin war Retos Knappe, hat also die ganze Vorgeschichte ab spätestens 970 BF bis zu dessen Rebellion 975 BF hautnah im innersten Kreis miterlebt - außer man konstruiert hier für den wenig bedeutenden Botschafter Reto eine Umgehung dessen, was das Verhältnis Ritter-Knappe eigentlich ausmacht. Wenn er 975 BF zum Ritter wird, hat Reto die Knappenzeit wohl etwas verkürzt (hat jetzt als Kaiser anderes zu tun und/oder hält Answin für voll ausgebildet?).

- Die Hochzeit Reto-Damaris, die Geburt der Zwillinge und den Tod von Mutter und Kind eine Woche später hat Answin als 9-10-jähriger vmtl. nicht persönlich miterlebt (wäre möglich, aber dann war er auch die volle Pagenzeit bei Reto).

- die Situation um den darpatischen Fürstenthron ist beachtenswert, hier sind Trennungen von Reichsämtern drin, die man sonst nicht notwendig findet: Helmbrecht regiert bis zu seinem Tod 983, sein mit Samia verheirateter Sohn Egilmar ist schon vorher außen vor und stirbt ein Jahr später. Schon Helmbrecht hat verfügt, dass dann Answin "nur" das Egilmar-Zeug bekommt (Graf von Wehrheim, Reichsmarschall - letzteres war unter Reto vmtl. ziemlich nebensächlich, der führt selbst), seine Schwester Hildelind Fürstin wird (Aldessia ist in Weiden Tempelvorsteherin). Auf Hildelind folgt 1011/1014 BF deren Tochter Irmegunde.

- Retos Reichsgrundreform (982), die Schlacht von Jergan (987), Retos recht früher Tod (993), Hals Thronbesteigung (984) und der Abfall wichtiger Provinzen (Aranien, Khunchom usw.) (995) sind alles Erlebnisse eines zunehmend im inneren Machtbereich etablierten Answin (26-39 Jahre alt).

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Zakkarus
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Answin von Rabenmund

Ungelesener Beitrag von Zakkarus »

Den Abfall Araniens hat das MR mit seinen Maraskan-Feldzügen ausgelöst; wobei sich Khunchom von Aranien trennte. Ob Reto einen Krieg mit Aranien - die Kornkammer des Reiches - gewagt hätte; jedenfalls hat der Abfall einen längeren Weg hinter sich.

Andwari
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Answin von Rabenmund

Ungelesener Beitrag von Andwari »

zu Aranien:
Die ausufernden Kosten "für Maraskan" beginnen iirc erst in den 980er Jahren - vorher hat man vllt. Harlijin/Frumold bei ihrer Zentralisierungsbemühung unterstützt oder auch mal Wezyradim gegen die, aber vor 975 dürfte das bestenfalls symbolisch gewesen sein und bis in die 980er hatte Reto im Reich alle Händ voll zu tun. Frumold II. war 984 mit der innermaraskanischen Konkurrenz weitgehend durch - die Schlacht von Jergan (987) ist der Höhepunkt einer MR-Maraskan-Konfrontation - danach kommen halt noch Kosten für ein Besatzungsregime.

Korrigiert mich, aber war nicht erst der Tuzaker Aufstand (RON-HES 995) zu Hals Zeit der direkte Auslöser für den Abfall Araniens (PHE 995), also der eine Taler zu viel, der aus dem aranischen Säckel gepresst wurde?

Answin ist im fraglichen Zeitraum eine wichtige Figur in Retos Reich (984-993) bzw. ein als gegenüber dem jungen Kaiser Hal als bestimmend wahrgenommener Berater (993-997)

Wie zuvor die inneren Machtverhältnisse Araniens und seiner Grafschaften genau waren - d.h. Khunchom, Anchopal incl. Gorien (seit 978 mit Hasrabal) ist da ähnlich irrelevant wie Rest-Anteile der Markgrafschaft Mhanadistan (Fasar ist seit 843 unabhängig) und der Herzogtümer Balash & Thalusien.

Vorher konnte man sich aus MR-Sicht einreden, da Einfluss zu haben - nach Aufbau von Grenzstationen ein paar Meilen südlich von Perricum ist das bitter und klar futsch. Der große Brocken, der den Bedeutungsverlust des MR hier besiegelt, ist eben das heutige Aranien - und das geht auf die Kappe von Retos Krieg (und Hals Friedensbemühung).

Ardor
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Answin von Rabenmund

Ungelesener Beitrag von Ardor »

@Andwari das Thema der "Privatsphäre" eines Kaisers wurde zwischen Michelle Schwefel und Mark Wachholz im Zuge der "Answin" und "Galotta"-Biographien diskutiert (ich bin mir ziemlich sicher das sich Frau Schwefel aka @Lythana dazu hier im Forum geäußert hat - wahrscheinlich bei einer der Romanbewertungen). Da ging es um die Todesszene Retos und darum, dass ein Kaiser eben nicht einsam im Zimmer stirbt. Über Ludwig XIV. habe ich vor kurzem gehört, dass da schon ein Haufen Höflinge im Schlafgemacht anwesend waren, nachdem der König erwacht war und noch im Bett lag.

Die Quellenlage wie das beim Kaiser des Mittelreichs abläuft ist relativ dünn. Wir wissen aus Die Verschwörung von Gareth das Hal und Alara seperate Schlafzimmer hatten (wobei das wohl bei irdischen Monarchen auch so war, dass die nicht permanent Schlafgemach und Bett mit der Ehepartnerin/dem Ehepartner geteilt haben). Wie es aussieht, wenn dem Kaiser nach einer privaten Feier zu Mute ist wissen wir aus Der Scharlachkappentanz (Kurzgeschichte), wobei mir an der Geschichte einiges sauer aufstößt (das Baldur Greifax an kaiserlichen Festen teilgenommen hat scheint auf Grund seines Hintergrunds sehr unwahrscheinlich - abgesehen davon, das es - je nach Quelle auf die man sich beruft - fraglich ist, ob er damals überhaupt noch Graf von Gratenfels war. Das Raidri Chonchobair und Herzog Waldemar hier teilgenommen haben widerspricht direkt den Angaben zu dem Zeitraum in Der Dämonenmeister. Raidri hat sich in der Zeit mit Kaiserin Alara beschäftigt und ist danach zu seinem Freund Waldemar nach Weiden gereist).

Erwähnt wird in Das Land des Schwarzen Auges, das Hals Erziehung sehr abgeschottet stattgefunden hat - da wird auch erwähnt, dass das beim Thronfolger so üblich ist (bei Brin und seinen Töchtern ist es ja dann eher nicht so).

In Der Krieg der Magier wird erwähnt, dass Brin das Hofzeremoniell von Hal abgeschafft und wieder das von Reto eingeführt hat. Das bezieht sich hier konkret auf das Recht von Privilegierter gewisse Waffen in Anwesenheit des Kaisers zu tragen, während unter Hal das Tragen von Waffen fast allen verboten war (siehe Die Verschwörung von Gareth wo die Spielerkrieger nur mühsam Dolche in die Alte Residenz schmuggeln können). Das bietet natürlich die Möglichkeit, auch entsprechende Änderungen bezüglich der Zugänglichkeit des Kaisers unter Hal - überhaupt ab seiner Vergöttlichung - zu inkludieren.

Die Frage der Plausibilität ist wieder eine andere - ich beziehe mich hier nur darauf, was die Quellen so hergeben.

Laut Die Attentäter kannten Brin und eine alte Dienerin das Geheimnis Hals (wobei hier von einer Dienerin im Garether Palast die Rede war - hier wird aber auch noch davon ausgegangen, das Hal in Gareth geboren wurde), in den Answin-Romanen gibt es einen Leibdiener der Reto bzw. Hal seit Maraskan begleitet, der um das Geheimnis weiß. Im Roman wird festgelegt, das Answin das Geheimnis auch kennt. Der 3. Hofmagus Aslam Karfenck ist auch eingeweiht. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Dexter Nemrod auch das Geheimnis herausgefunden hat, weiß aber nicht mehr, wo das steht - am ehesten in Die Attentäter. Nahema kannte das Geheimnis naheliegender Weise auch.

Der Ablauf bezüglich Aranien/Maraskan wird in den beiden Answin-Romanen sehr schön beleuchtet. Das Murren des Adels (nicht nur Araniens) bezieht sich hier auf die weiterhin hohen Besatzungskosten Maraskans nach der Eroberung. Aranien ist schon seit den Vorbereitungen zum Feldzug zum Handkuss gekommen und sehr unzufrieden, weil die erhöhten Abgaben auch nach dem Sieg über Maraskan nicht sinken. Sybia al'Nabab probt deswegen bereits während Retos Eroberungsfeldzug den Aufstand, der von Answin verhindert wird. (Leider ist der Autorin hier ein Schnitzer passiert, den Sybia war damals noch nicht - wie im Roman angegeben - die Fürstin von Aranien. Das war damals noch ihre Schwiegermutter Aylalind von Zorgan).

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Meines Wissens nach waren Alara und ihr Bruder in Hals Geheimnis eingeweiht - das war ja genau der Grund, warum eine Reichsfremde Kaisergattin wurde anstatt der üblichen heimischen Hochadligen... und zudem war sie wohl (neben Hals Kindermädchen) diejenige Person, die da am ehesten drüber bescheid wissen musste: ihr originärer Job bestand ja eigentlich darin, sich das Bett mit dem Kaiser zu teilen und ihm Kinder zu gebären.


Zu Aranien: ja, die Loslösung geschah erst unter dem Zuge von Hals Maraskanfeldzug (und dessen Kosten). Und es war nicht die einzige Provinz, in der es Probleme gab: auch in Albernia gab es einen Aufstand, der aber von den Kaiserlichen blutig niedergeschlagen wurde... das war vermutlich auch der Grund, warum Brin dann eine Albernierin heiraten sollte und nicht (wie ursprünglich geplant) die zweite Tochter Answins.

Ardor
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Answin von Rabenmund

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@Denderajida_von_Tuzak das Alara und Goldo Paligan genau Bescheid wussten, schließe ich aus, weil in Al'Anfa und der tiefe Süden steht, das Goldo den Ehevertrages zwischen Hal und Alara, und die geheime Zusatzklausel über den Verzicht auf ehelichen Umgang, zwar genau kennt, aber sehr interessiert an den Hintergründen wäre. Damit weiß er allerdings schon sehr viel und kann einiges schlussfolgern, was für das Haus Gareth sehr unangenehm wäre...

In den Galotta-Romanen erzählt Alara G.E.C. zwar, wie das Eheleben (und die Sache mit ihrem Schwiegervater...) so abläuft, aber der Hofmagier zieht daraus nicht die richtigen Schlüsse, und hält Hal für einen Eunuchen. Natürlich könnte Alara dennoch der volle Hintergrund von Hal bekannt sein, aber dezidiert wird das in keiner mir bekannten Quelle bestätigt.

Zu Albernia verweise ich auf Die Schlacht von Altenfaehr im Jahre 992 BF. Tatsächlich nennt Hal in Verrat als Grund für die geänderten Heiratspläne, das er das Haus Bennain an das Haus Gareth binden will und das Haus Rabenmund ja ohnehin schon mit dem Kaiserhaus verbunden ist.
Spoiler
Es sagt auch einiges über Answin aus, dass er seinerseits kein schlechtes Gewissen hätte, dem Kaiser seine Bastard-Tochter unterzujubeln. Wie hier eine Schwangerschaft von Lanore Isentraud von Greifax vorgetäuscht und die von Praiodane von Falkenstein geheim gehalten wurde scheint übrigens nie jemanden zu stören... :wink:

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Zakkarus
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Laß mich mit der "Schlacht" von Altenfahr in Ruhe - eines der sinnlosesten nachträglichen Erfindungen, nur um in einem Roman (Die Nebelgeister) als Lied geträllert zu werden, um die Freiheitsliebe der Albernia zu bestärken! Das lied wurde fast zeitgleich im Boten 78 abgedruckt.
Die Aussagen des Liedes sind so verwirrend, dasw es irgendwo zwischen 984-987 BF passiert sein muß, denn es passierte zu Retos Zeiten! Wie DSA4 auf 992 BF kam, ist mir bis heute ein Rätsel. Die Schlacht fehlt zudem in der Havena/Albernia-Chronik bis DSA3; ich glaube bis heute das es nur eine große Tavernenschlägerei war, die von einigen Alberniarn als "Schlacht" aufgeblasen wurde ... die berühmte "Schlacht von Rommiyls" war ein Immanspiel :wink: (Das beste wäre diese nicht ins Gesamtbild passende Schlacht, zu vergessen!)

Hat zudem nichts mit Answin zu tun - außer um zu zeigen wie widersprüchlich die aventurische Geschichte, weil immer (auch in der Vergangenheit) daran heurmgebastelt wurde - und noch wird. Vor dem Jahr 1999 (!!!) hat es dieses Schlacht-Lied nie gegeben - und danach spielte es nie wieder, ja außer das es hier https://de.wiki-aventurica.de/wiki/Aus_der_Asche erneut zitiert wurde, keine Bedeutung - nur das jemand meinte es passe zu 992 BF; aus meiner Chronik I: Lied aus Fürst Halmans Zeiten singen, der Reto bei Maraskan beistand, dann gegen den Kaiser selbst.
Jener hier -> https://de.wiki-aventurica.de/wiki/Halman_ui_Bennain

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@Ardor
Ich sehe da insgesamt sehr viel um das schon früh gesetzte Geheimnis herumgefummelte Erklärungs-Krücken. Ein rundes Bild wird für mich da nicht draus.

Die frühen Darstellungen des Kaiserhofs sind noch viel mehr Versailles als später - und damit gibt es vielfältiges Interesse aller Mächtigen, alles über den Kaiser zu wissen - und Dutzende (wenn nicht über die Jahre hunderte) Bedienstete, die man dahingehend ansetzen kann. Das können ganz simple Modefragen sein - jährlich wollen ein Dutzend Leute vor jedem offiziellen Event wissen, was der Kaiser wohl tragen wird. Ein solches Reich, in dem sich der Kaiser zu stark zurückzieht, muss zerfallen - weil die zentrale Projektionsfigur wegfällt.

Dazu harte Punkte wie: dass Hal nicht als Thronfolger geboren wurde sondern die ersten Jahre eine ziemlich unwichtige Perspektive hatte. Der ganze "Fremdkörper" rund um Alara (die sich sicher nicht jeden Diener jedes Boronis aussuchen konnte, ein ganzes Netz al'anfanischer Intrige ganz nah am Kaiser).

Mit mehr Einzel-Setzungen zum Thema wird es nicht besser: Siehe G.E.C. - der hätte einen gewissen Zauberzwang also wirklich anders formulieren müssen und hat das ebenso brisante Wissen um den Schwiegerpapa nie zu nutzen gewusst.


zurück zu Answin:
Er wird nach der Verlobung Brins (998) und dem "Giftanschlag" da ein wenig aufs Abstellgleis geschoben - zu mehr reichen also die Hinweise nicht? Alara verzeiht das? Mir wäre kein Versuch bekannt, das aus ihrer Richtung aufzulösen. Dexter Nemrod glaubt die Sache damit erledigt? - das wäre eine krasse Fehleinschätzung zu den verbliebenen Möglichkeiten Answins.

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Übrigens kann man die ganze Chose um die weibliche Thronfolge und Hals Geschlecht relativ geschickt dadurch umschiffen, dass man den (!) Kaiser einfach für impotent erklärt. Das ist noch immer eine gute Basis für jede Menge Gerüchte und berührt die wahre Elternschaft Brins nicht. Außerdem spart man sich die höchst seltsame Regelung um die weibliche Thronfolge mittelreichischer Kaiser - die allein um die Causa Hal gestrickt war. Liturgische Abhilfe (etwa durch "Tsas Wundersame Fruchtbarkeit") muss auch nicht unbedingt berücksichtigt werden, da das verschaffen "besondere[r] Zeugungskraft" Impotenz nicht ausdrücklich berühren muss. Zumal Unfruchtbarkeit im aktuellen Mittelreichplot ohnehin ein Thema ist, auch wenn man sich da mit einem Fluch behelfen musste.
Kurzum: Erklärungsnöte in alle Richtung entfallen somit, das Potential zur politischen Eskalation ist dennoch gegeben.
Dieses Potential entfaltet sich dann allerdings pointierter, denn an Hals Rechtmäßigkeit ist nicht zu rütteln, sodass dessen Verschwinden die grauen Eminenzen, die gegen die starke Reichsgewalt und das Haus Gareth im Hintergrund intrigieren (in meinem Beispiel v.a. Answin), ins zeitliche Hintertreffen geraten, als Brin dann plötzlich als Nachfolger unmittelbar ins politische Rampenlicht rückt. Mit einem Ableben des Mittvierzigers Hal war schließlich nicht zu rechnen.
Andwari hat geschrieben: 08.05.2023 18:49Dazu harte Punkte wie: dass Hal nicht als Thronfolger geboren wurde sondern die ersten Jahre eine ziemlich unwichtige Perspektive hatte. Der ganze "Fremdkörper" rund um Alara (die sich sicher nicht jeden Diener jedes Boronis aussuchen konnte, ein ganzes Netz al'anfanischer Intrige ganz nah am Kaiser).
Auch das kann man durch die o.g. geänderte Setzung bewahren. Denn dann kann Hal die längste Zeit im Schatten Selindes als auserkorene Thronprätendentin stehen, die dann aber noch rechtzeitig stirbt (stimmig wäre es, wenn es im Zusammenhang mit dem Maraskankrieg geschähe), sodass kurzfristig Hal nachrückt.

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Answin von Rabenmund

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@Herr der Welt
Zum letzten Punkt ... äh, nein. Das hat doch nix mit Selinde zu tun, sondern damit dass Reto bzgl. Thronfolge (nach Bardo/Cella) nicht nah dran ist. Reto hat sich 12 Jahre vorher so verhalten, als wäre sein Coup d'état schon durch.

Ansonsten: Zustimmung. Hier ginge es eher darum, warum Answin unterstützt wird. Dafür braucht es Hals Geheimnis überhaupt nicht - er hat genug Probleme geerbt und eigene Fehler gemacht.

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Herr der Welt
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Answin von Rabenmund

Ungelesener Beitrag von Herr der Welt »

Andwari hat geschrieben: 08.05.2023 20:54Zum letzten Punkt ... äh, nein. Das hat doch nix mit Selinde zu tun, sondern damit dass Reto bzgl. Thronfolge (nach Bardo/Cella) nicht nah dran ist. Reto hat sich 12 Jahre vorher so verhalten, als wäre sein Coup d'état schon durch.
Dann ersetze in meinem letzten Beitrag "bewahren" durch "vertiefen". Denn ein Zehnjähriger aus dem Hochadel kann ansonsten wohl noch hinreichend zum kaiserlichen Nachfolger herangezogen werden. Wenn das dann aber auch die nächsten 25 Jahre noch dessen Schwester ist, dann wirkt der Kontext des unfähigen Herrschers, der sich in der Zeit erlauben konnte, im geschwisterlichen Schatten allen möglichen Zerstreuungen nachzugehen, ohne von Reto nach dessen Ebenbild geformt zu werden, noch glaubwürdiger. Von den möglichen Reto-Fans unter den Adligen, die sich auf die ihm ähnlichere Tochter (nehmen wir mal diese Trope der unterschiedlichen Geschwister an) freuten, dann aber immerhin noch Answin als "starken Mann" wissen, ganz zu schweigen.

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Answin von Rabenmund

Ungelesener Beitrag von Andwari »

Nur dass ein mittelreichsicher Hochadeliger wohl nicht auf die Idee käme, den Sohn automatisch zum starken Krieger und die Tochter zum anmutigen Püppchen zu erziehen - das geht auch umgekehrt. Wahrscheinlicher ist eine weniger extreme Variante.

Hal ist nicht aufgrund Biologie ein schwacher Kaiser (und hatte keine "falsche" Erziehung).

Man könnte durchaus unterstellen, das Hal sich ab 998 BF etwas "freigeschwommen" hat. In der Ogerschlacht wirkt er wie ein Anführer. Und natürlich gibt es auch in dieser Zeit noch Fehler - hinterher ist man schlauer.

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Eldoryen Gammensliff
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Answin von Rabenmund

Ungelesener Beitrag von Eldoryen Gammensliff »

Ich muss mich hier ja outen, dass mir der Plot um Selinde, wenn nicht in seiner handwerklichen Ausarbeitung, aber doch in der Sache, sehr gefällt und sehr teuer ist. Beim Bild in RdK wo sie "ein letztes Mal" in die Rolle ihres "Bruders" schlüpft kann ich sie regelrecht fühlen. Ich denke mal es ist von den Erfindern nicht beabsichtigt, aber gerade die transgender Thematik (auch wenn sie aus anderen Gründen im falschen Körper geboren ist) ist für ein Rollenspiel von damals ziemlich progressiv. Dazu noch der allgemeine Druck "irgendwie sein zu müssen" (aber vielleicht nicht zu können oder zu wollen) ist ein überaus zeitloser und spannender Charakterkonflikt. Ich finde Kaiser Hal gewinnt als Charakter - wenn ich das jetzt mal von der "schauspielerischen Seite" betrachte sehr. Im Gegensatz zu vielen anderen Akteuren der "Fantastisches Mittelalter Bühne", wo es um coole Fights, Macht und co. geht ist das fragile Seelenleben eines Charakters wie Hal ein sehr berührendes und leises, verpackt in einen lauten schrillen Pomp.

Schwierig ist eben nur das man, um diesen Plot zu erhalten, so viel verbiegen musste. Mich würde sehr interessieren warum man diesen Plot in der Form gewählt hat und wie die Hintergründe dafür sind. Ich könnte mir vorstellen das bleibt ein Geheimnis, aber in der (unnötigen?) Vehemenz mit der er vorangetrieben wurde und als Leitstern für eine ganze Generation an "lebendiger Geschichte" herhalten musste kann ich mir einen Grund aus spontaner Laune und Trivialität kaum vorstellen.

Und ne andere Sache zeigt es auch noch, hier werden schon Plände geschmiedet wie man "den Plot umkrempeln" könnte. Aber das ist eben die Krux an einem "Aventurien" für alle. Die einen mögen etwas, was die anderen weg haben möchten. Und Recht kann man es beiden "Konzepten" eben nicht machen.

Wenn man sich also was wünschen darf dann die bekannte aventurische Geschichte in supergenial durchdacht und handwerklich perfekt. :6F:

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Ungelesener Beitrag von Rhonda Eilwind »

Eldoryen Gammensliff hat geschrieben: 08.05.2023 23:27 Wenn man sich also was wünschen darf dann die bekannte aventurische Geschichte in supergenial durchdacht und handwerklich perfekt. :6F:
"Möchtest du die Autobahn zum Mond in zweispurig oder vierspurig...?" :lol:
... und auf ihrem Grabstein wird stehen: "Ich hab's dir ja gesagt!"

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Eldoryen Gammensliff
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Answin von Rabenmund

Ungelesener Beitrag von Eldoryen Gammensliff »

Ich hätte gern Tempolimit und mehr Schienen.

Na, was ist das größere Utopia? :lol:

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Ungelesener Beitrag von Jeordam »

Eldoryen Gammensliff hat geschrieben: 08.05.2023 23:27Schwierig ist eben nur das man, um diesen Plot zu erhalten, so viel verbiegen musste. Mich würde sehr interessieren warum man diesen Plot in der Form gewählt hat und wie die Hintergründe dafür sind. Ich könnte mir vorstellen das bleibt ein Geheimnis, aber in der (unnötigen?) Vehemenz mit der er vorangetrieben wurde und als Leitstern für eine ganze Generation an "lebendiger Geschichte" herhalten musste kann ich mir einen Grund aus spontaner Laune und Trivialität kaum vorstellen.
Doch, der Hintergrund ist genau so trivial. Der Twist mit dem Zauberzwang "Findet und tötet diesen Mann" in einem (schlechten) Abenteuer von Kiesow höchstselbst liegt zeitlich vor dem fantastischen Realismus, in einer Zeit unzusammenhängender Einzelabenteuer, in denen Ingamerätsel mit Outgamewissen über die Rolling Stones gelöst wurden und Borbarad ein Raumschiff hatte. Es war auch nicht von langer Hand geplant, zur gleichen Zeit wurde Kaiser Hal auch noch mit Bart abgebildet.

Gut zehn Jahre später war Kiesow tot, heilig gesprochen und seine Treppenwitze ernsthafter Plot in einer sehr ...missionarischen Redax.
Für alle meine Aussagen bezüglich des Kampfsystems von DSA 4 gelten folgende Axiome:
1. Ein professioneller Kämpfer kann die in seiner Ausbildung gelernten Sonderfertigkeiten sinnvoll einsetzen.
2. Die Stochastik von DSA-Würfelergebnissen entspricht der Stochastik gleichverteilter Würfel.

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Eldoryen Gammensliff
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Answin von Rabenmund

Ungelesener Beitrag von Eldoryen Gammensliff »

Ein bisschen klingt das ja schon nach HdR und Éowyn und die Prophezeihung über den Tod des Nazgûl-Fürsten, was ich auch schon immer ganz cool fand.

Ich muss zugeben es ist ein paar Unzen vor meiner Zeit, ich Küken, aber ist Hal nicht genau nach diesem Abenteuer verschwunden und der ganze Mist erst hochgebrodelt? Also wenn er danach noch 10 Jahre am Drücker war erscheint mir das zumindest nicht als vollkommen konzeptlos, aber ich weiß es wie gesagt nicht. Nur das sich der Plot - für mich schon fester Hintergrund - wie "zu Hause" anfühlt.

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Answin von Rabenmund

Ungelesener Beitrag von Zakkarus »

Nana, der bärtige Märchenkönig - denn so sieht das Bild in Verschwörung (DSA1) aus, wurde bereits 1990 mit den recht weichen Zügen versehen Hal ersetzt (DSA2).
DSA1 war eine Versuchsbaustelle, mit Stargate und Atomraketen (wie bei DnD).
Answin und alle anderen NSCs wurden erst für Verschwörung erschaffen; HvW führte das Schicksals Radiris weiter ... Während Answin ein Schuft blieb - wie er in Gaukelspiel bewies.
Die Answinskrise bewirkte einen Aventurienneustart: Der unfähige Kaiser weg, sein berühmter Sohn folgt, Stärkung des Horasreich mit Grenzproblemen, und Orks! Und Answin weg - mit dem anscheinend niemand was anfangen konnte.

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Answin von Rabenmund

Ungelesener Beitrag von Rhonda Eilwind »

Naja, Answin in seiner Rolle als Schurke bzw. Antagonist hatte da seinen großen Auftritt - den ich damals recht gelungen fand - aber das Konzept des Spiels war es damals schon sehr, dass Antagonisten letztlich überwunden werden.

Und darum fühlte es sich auch nicht inkonsistent oder unlogisch an, dass Answin danach bis auf Weiteres von der Bildfläche verschwand.

Aus damaliger Spielersicht „musste das so“… unabhängig davon, wie sehr man ihn nun schätzte oder nicht.
... und auf ihrem Grabstein wird stehen: "Ich hab's dir ja gesagt!"

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Answin von Rabenmund

Ungelesener Beitrag von Ardor »

Ich sehe das wie @Eldoryen Gammensliff. Also sowohl was die Figur Hal als auch die Utopie-Frage betrifft ;-).

Was die Entwicklung betrifft hat @Jeordam nicht so unrecht. Soweit von den Publikationen nachvollziehbar ist der Hal-Plot wohl eine Entwicklung der sehr frühen 90iger, vorbereitet ab der Das Land des Schwarzen Auges-Box wie von @Zakkarus erläutert.

Ich wiederhole mich (auch schon etwas altersbedingt...), weil dieser Punkt in jeder Diskussion von Hal aufkommt: Der Plot leidet vor allem darunter, dass die DSA-Macher sich keine Gedanken über die konsequente Entwicklung einer Welt gemacht haben, in der Gleichberechtigung/Gleichstellung der Geschlechter in den meisten Gesellschaften schon immer selbstverständlich war. Bzw. hat jeder Autor das anders bewertet. Das wurde in dem Thread schon mal aufgeworfen (weiß nicht mehr von wem, sorry): Thorwaler sollen in Aventurien herausstechen, weil Frauen auf Raubzug ausfahren während die Männer mit den Kindern zu Hause bleiben. Dabei sind Kriegerinnen und Ritterinnen im Mittelreich auch nichts außergewöhnliches, nur wird dort eben nicht explizit erwähnt, dass Männer dann die "Carearbeit" machen. Hal kam (laut Der Krieg der Magier wenn ich mich nicht irre) zu "weibisch" rüber, obwohl in Aventurien (außerhalb der Tulamidenlanden und vielleicht Andergast - für dessen patriachalische Strukturen sich als güldenländisch gesprägtes Siedlungsgebiet auch keine innerweltlichen Erklärungen finden lassen) solche geschlechterspezifischen Rollenbileder gar nicht existieren dürften.

Laut erstem Geschichtsüberblick im Abenteuer Ausbau-Spiel war Hela-Horas die einzige KaiserIn (was ja später auch revidiert wurde) und der Ausschluss von Frauen aus der Thronfolge des Mittelreichs wurde eben damit begründet. Später wurde das dann mit
Spoiler
der tulamidischen Abstammung Rauls
begründet.

@Andwari ja, natürlich ist alles was nach Die Attentäter um Hals Geheimnis geschrieben wurde eine Krücke und man kann, wenn man das Abenteuer weglässt das auch wunderbar abändern und weglassen wie von Dir und @Herr der Welt ausgeführt.

Ich finde Hal halt wirklich interessant und ob man sich den Erklärungsnotstand über die weiteren Implikationen antun und das Geheimnis verwenden will bleibt jedem selbst überlassen. Für das aktuelle Aventurien ist es nur relevant, wenn es um die Legitimität der aktuellen Kaiserin geht - und das kann man mit den anderen von Euch beschriebenen Varianten ja auch erreichen.

@Zakkarus ja die Schlacht von Altenfaehr dürfte (auch hier wiederhole ich mich) eine Idee von Lena Falkenhagen sein. Wenn ich mich nicht irre, stammt alles bis zu Am Großen Fluss wo die Schlacht erwähnt wird aus ihrer Feder und wurde rückwirkend eingefügt. Und leider hat sie dabei anscheinend selbst die ganzen Widersprüche mit erschaffen. Kann man natürlich auch weglassen. Ich finde die Schlacht insofern spannend, weil wir hier einen offenen Konflikt Albernias gegen das Kaiserreich haben und damit das Framing der "rebellischen Albernier" in der Hal-Zeit eine Begründung findet. Schließlich ist seit der Großen Flut schon einiges Wasser den Großen Fluß runter geflossen und wenn der damalige Abspaltungsversuch in der Zeit der Eslamiden, die ein Gebiet nach dem anderen verloren haben, der letzte Akt der Auflehnung war, fände ich den Ruf übertrieben. Überhaupt wenn man bedenkt, dass Fürst Halman ui Bennain auch mitgeholfen hat, Reto auf den Thron zu bringen.

Die Datierung der Schlacht bei Altenfaehr auf 992 B.F. macht Sinn, wenn man sich die Lebensdaten von Coran Grassberger ansieht - dem einzigen eventuell relevanten Plot-Point, der sich auf diesen Aufstand bezieht. Der war damals auch nur 15 Jahre, kann also zumindest als Knappe an dem Aufstand teilgenommen haben. 987 BF ist deswegen genau so unplausibel wie der Gedanke, das Fürst Halman die Aufständischen angeführt hat.

Die Strategie der Bennains war eindeutig eher eine "Appeasement"-Politik gegenüber dem Kaiserhaus um (mehr) Selbstständigkeit zu erreichen. Das wird schon in der ersten Charakterbeschreibung von Cuanu ui Bennain in einem der Havena-Stadtabenteuer so beschrieben, dass er sich erhofft, dass sein Schwiegersohn Albernia mehr zugesteht, sobald dieser den Thron besteigt. Und im Endeffekt ist dieser Plan ja auch aufgegangen, wenn der Erfolg auch nur von kurzer Dauer war...

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Answin von Rabenmund

Ungelesener Beitrag von Alrik Normalpaktierer »

@Eldoryen Gammensliff Ich habe das jetzt nicht bis zum Ende durchgedacht (meine Kampagne ist noch lang nicht so weit), aber kriegt man die hier aufgezählten Probleme nicht komplett dadurch gelöst, dass man den angelegten Abenteuerplot in irdischen Kategorien aktualisiert und Selinde eine trans Frau mit allen Implikationen ist?

Selinde wird mit männlichen Geschlechtsorganen geboren, Hal genannt und als Junge aufgezogen. Sie weiß relativ früh, dass sie ein Mädchen ist. Reto - der gradlinige Vater - ist mit Kriegen, Staatsstreich etc. beschäftigt und kriegt das nicht mit oder hält es für "eine Phase". Nachdem er Kaiser ist, präsentiert er "Hal" überall als Nachfolger.

Das ganze Problem mit Leibdienern, Bild mit Bart etc. ist damit gelöst. Wer Selinde nur sieht, ohne von ihr ins Vertrauen gezogen zu werden, hat keinen Grund, sie nicht für Hal zu halten.

Der Konflikt zwischen den Beiden verhärtet sich im Laufe der Jahre: Retos Problem ist nicht, eine Tochter als Erbin (über den Ausschluss von Frauen aus der kaiserlichen Thronfolge, falls er in diesem Aventurien überhaupt existiert, würde er sich hinwegsetzen), sondern er fürchtet um die Stabilität seiner Position: Er hat sich als "der starke Mann im Staat" inszeniert, mit dem "wieder Ordnung eingekehrt" ist und diese stabilen Verhältnisse sind das de-facto-Argument, dank dessen seine Legitimität breite Anerkennung findet. Den etablierten Erben plötzlich mit anderem Geschlecht und anderem Namen auftreten zu lassen, empfindet er als "wischi-waschi" und fürchtet, dass es so auch beim übrigen Hochadel ankäme und damit sein Ruf und die gerade gewonnene Position ins Rutschen kämen.

Selinde leidet zunehmend unter dem Druck, den ihr Vater aufbaut (Hochzeit mit Alara ...) und bezieht dieses Leiden zunehmend nicht nur auf das Geschlecht, sondern auch auf die mit der Kaisererbe verbundene Rolle ("Wenn mein Vater nicht Kaiser, sondern Junker in Gradnochsjepengurken gewesen wäre, hätte ich längst die Tsakirche um ein Wunder bitten dürfen, das mich auch äußerlich zur Frau macht.")

Nach Retos Tod geht es auf derselben Schiene weiter. Selinde wird schnell zu Hal I. gekrönt, sie selbst (und die eventuell eingeweihten engsten Berater) sehen sich im selben Dilemma wie vorher Reto: Klar ist Selinde letztlich nicht "Kaiser Hal" - aber dem Hochadel oder auch der Bevölkerung gegenüber öffentlich zu machen, dass ihr anerkannter Herrscher eigentlich "jemand anderes" ist, ist ein großes Risiko für die Stabilität des Reiches. Unter diesem Druck probiert sie als "Flucht nach vorn" immer neue Formen der Hal-Rolle aus: minderer Gott, flamboyanter Spender von Brot&Spielen, grausamer Despot (Scharlachkappentanz), Kriegerkönig (1000 Oger) - ohne das Grundproblem lösen zu können.

Schlussendlich beschließt sie die Flucht. Im Exil will sie endlich sie selbst sein, über den Tsaglauben meditieren und als sie selbst "wiedergeboren" werden. In dieser Situation findet "Die Attentäter" statt. Der Twist, dass Galotta "den Mann" töten lassen will und dass die Attentäter diesen Auftrag nicht ausführen müssen, weil es den Mann nicht gibt und nie gab kannst du 1:1 ausspielen - aber statt einem platten Witz wird die Begegnung mit Selinde als komplexes Rollenspiel und Reflektion über ernste Themen inszeniert. Die Heldengruppe kommt der Frau nahe, die der Kaiser war, diese Bürde aus Angst, was das für das Reich bedeutet, bisher nicht abgeschüttelt hat, dies jetzt aber dennoch tut.

Und umgekehrt kann Selinde in einigen Jahrzehnte fernab von allem so weit zu sich selbst finden, dass es ihr möglich ist, das Hal-Kostüm noch ein letztes Mal anzulegen, als das Reich sie im "Jahr des Feuers" braucht.

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Eldoryen Gammensliff
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Answin von Rabenmund

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Ich finde deine Variante der Geschichte, @Alrik Normalpaktierer, schön. Ganz cool dabei ist dass Hal in der Frühzeit nicht nur "wie ein echter Kerl" ausgesehen hatte, sondern eben dann auch einer war, und erst später sein eigentliches Geschlecht entdeckt hat. Ist ja sicherlich in einer nichtmedialen Welt auch noch schwieriger sowas innerlich zu bearbeiten. Ich neige persönlich nur dazu offizielle Satzungen so gut es geht beizubehalten und darum herum irgendwie was schlüssigeres zu basteln. Aber es wäre eine emotional gute Variente finde ich. :6F:

Noch mal zu dieser "Gleichberechtigungsache", die @Andor angesprochen hat. Ich finde das ein bisschen schwierig allgemein (gültig) zu "bearbeiten". Die Gleichberechtigung in Aventurien wurde ja nicht bis ins kleinste definiert sondern ist einfach so ne Art "Überschrift" wie so eine Art "Schutzraum". Und diese Überschrift wird eben von unterschiedlichen Autoren und Spielgruppen anders gehandhabt. Um nur mal das Beispiel der Beleidigung "weibisch" zu nehmen. Zu einer Gleichberechtigung gehört eben auch das nicht nur Männer unter "weibisch" leiden müssen, sondern dass die toxische Männlichkeit "universal" ist. Es gibt also auch "weibische Frauen", was dann in Aventurien genauso verletztend ist wie "weibischer Kerl". Ich denke es ist schwierig in so einem Utopia mit unserer Sprache Texte zu verfassen. Da schreibt man dann im Zweifel (Zeitdruck, fehlen besserer Alternativen, Zeitgeist) aus dem "inneren Schriftempfinden" heraus und macht sich jetzt nicht über jeden Halbsatz stundenlang nen Kopf.

Und zu dieser "allgemeinen" Gleichberechtigung gibt es, wird ja auch oft bis zum Umfallen diskutiert, unterschiedliche Zugänge. Und ein wichtiger Faktor bleibt eben die "Spielerschaft". Vielleicht will eine Spielerin in echt gar nicht toxisch männlich sein, und epfindet "reale Weiblichkeit" schon anders als "reale Männlichkeit", aber sie hat schon mal Bock ne krasse Kämpferin zu spielen die dann auch "ein echter Kerl" ist. Da muss dass Spiel das ja dann auch ermöglichen, aber eben ohne dass dann automatisch alle aventurischen Frauen so sein müssen wie Raidri, nur mit Brüsten und ohne Penis. Genauso natürlich umgekehrt für männliche Spieler. Jeder soll einfach alle spielen können, und das eben per Satzung in diesem Schutzraum, den wir Aventurien nennen. Das "reale" Aventurien kann aber eben im Alltag durchaus anders sein. So finden die Mittelreicher es lustig wenn die Thorwalerinnen auf Kriegszug gehen während der Mann die Kinder hütet, haben aber überhaupt kein Problem wenn neben ihnen in der Schlachtreihe ne Mutter von 5 Kindern, die aus dem Gröbsten raus sind, steht.

Kurz: ich finde es immer schwierig mit der aventurischen Gleichberechtigung zu argumentieren, da sie so "fluide" ist. Und genau deshalb blähen sich ja Diskussionen darüber meist extrem auf weil auf dieser "fluiden Skala" von 0 (ca. so wie bei uns, nur ohne sozialen Durck) bis 10 (Frauen und Männer mit KK20 sehen körperlich exakt gleich aus) unter der "Überschrift Gleichberechtigung" vieles möglich scheint.

Zurück zu Answin. Verzeiht den "Hal-Exkurs". Ich finde ja moderne Bösewichte sollten so gesataltet sein, dass man immer ganz kurz davor steht sie so zu mögen und zu verstehen, dass man ihn vielleicht doch als "den Guten" sehen kann. Answin als Figur versagt da, meiner Ansicht nach, völlig. Genauso wie ich den Selinde-Plot erhalten sehen wollen würde, hätte ich gerne einen Answin, für den zu sterben es sich "lohnen" würde. Und ich bin fest davon überzeugt, dass einen Sympathieträger keine "Ideale" oder "hehren politischen Ziele" attraktiv machen, sondern nur "Menschlichkeit", "Persönlichkeit" und "Gefühle". Answin wirkt wie eine "Polit-Maschine", ein "Plotandroid" und wenn so einer dann "böse Dinge" tut ist es eben ne einfache Rechnung ihn kacke zu finden.

Answin bleibt der kompetente Musterjunge der er ist, aber was wäre wenn...
... Answin lebt ganz nah bei der kaiserlichen Familie. So eng wie nur irgendwer. Er schwört Reto seine Schwüre, er ist rational, kompetent, früh politisch verheiratet und seine eigene Nachfolge kinderreich gesichert. Er kümmert sich gut und ehrenvoll um den Knaben Hal von Gareth. Alles ist cool. Bis...
... Selinde erblüht. Und wie so oft wenn beherrschte Menschen, die es gewohnt sind rational und "geradeaus" zu denken, etwas erwischt, etwas was so gar nicht rational und "geradeaus" ist und sie schräng von der Seite, unten links, hart erwischt ... läuft alles schief. Ich spinne das jetzt mal nicht im Detail weiter. Ich denke aber über die Jahre kann nicht nur Selinde seelisch-menschlich leiden sondern auch ein Answin. Er ist hin und her gerissen zwischen Pflicht, dem was er weiß dass es "schlau wäre", und dem was er fühlt. Und in diesem Spannungsfeld passieren eben Fehler, Übersprungshandlungen und unbedachte kleine Dinge können großes Leid und Verwirrung verursachen.
Vielleicht geht es sogar soweit, dass Selinde nicht mehr kann und zusammen mit Answin einen Plan ausheckt sich selbst (oder Alara?) zu vergiften, um entweder ihr Martyrium zu beenden, oder um sie einen Scheintod sterben zu lassen (das Gift müsste dann natürlich auffindbar sein, also wirklich da sein). Es wäre also der erste einer langen Reihe von Versuchen eines "Jagdunfalls von Selinde". Dummerweise kam Brin irgendwie dazwischen/in die Nähe und Answin und Selinde konnten das anschließend natürlich nicht aufklären. Das erklärt auch warum Answins Strafe so milde war (gibt es da sonst eine andere Handhabe als Kopf ab?). Hätte es geklappt hätte Answin seinen Schwur gegenüber Reto erfüllen können und als Reichsregent für Brin diesen Schwur in gleicher Weise erfüllt.
Aber alles lief anders und aus dem Ruder, und überhaupt.
Ein wiedersehen auf dem Schlachtfeld im Jahr des Feuers zwischen Hal und Answin hätte dann eine ganz besondere zusätzliche Würze und am Ende eine Art Romeo und Julia - Todesszenen Effekt. "Was beim Attentat begann, führen wir nun zu Ende, liebster Answin..."

Also ich kenne jetzt nicht alle Satzungen zu Answin, seiner Frau und seiner späteren Geliebten im Detail, aber mir scheint es durchaus möglich das im Adel, und an so einem Kaiserhof, alles möglich ist was eine Seifernoper so hergibt, und mehr. Wichtig ist einfach das man den Personen mehr menschliche Tiefe und Komplexität (auch in ihrer Beziehung zueinander) gibt und dazu gehört nicht nur Answin und Galotta sondern auch Selinde. "Gestörte transgender Lesbe gegen böse-kompetenten cis-Mann" wäre zumindest für mich eine zu eindimensionale Figuren- und Dramaturgieentwicklung.

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