WeZwanzig hat geschrieben: ↑14.05.2025 08:55
Und da haben unsere ingame Taten und Handlungen eben auch outgame Auswirkungen auf unsere Mitspieler. Und daher braucht es da auch anderer Filter, weil die Auswirkungen ganz anders sind.
Absolut richtiger und wichtiger Punkt. Es ging mir mehr darum, warum bestimmte Formen von Gewalt in Medien initial (gesellschaftlich) unterschiedlich wahrgenommen werden. Dass man Rücksicht auf seine Mitspieler*innen nehmen sollte, versteht sich hoffentlich von selbst. Deshalb schreibe ich ja auch von einem ähnlichen und nicht vom selben Filter.
Das ist insbesondere wichtig, weil man beim Film/Buch/Spiel vorher grob weiß, worauf man sich einlässt, es beim Rollenspiel ohne Gruppenvertrag aber kaum möglich ist, vorher abzusehen, wohin sich das entwickeln wird.
Trotzdem glaube ich, dass eben jene Leute, deren Charaktere Orks ohne mit der Wimper zu zucken wegschnetzeln, während sexualisierte Gewalt ein Tabu ist, nicht tatsächlich finden, dass Mord soviel harmloser wäre, als Vergewaltigung - sondern dass für fiktive Welten eben andere Regeln und Wertungen gelten, als für die Reale. Und das hat etwas damit zu tun, wie wir mit solchen Geschichten sozialisiert worden sind.
Wie gesagt: Die Debatte, ob das gut oder schlecht ist, will ich hier gar nicht führen. Man muss sich nur klar vor Augen halten, dass die Tatsache, dass jemand Levthans Feuer als problematisch sieht, Dämonenbeschwörung aber nicht, nichts damit zu tun hat, ob er Dämonenbeschwörung und ihre Konsequenzen in der realen Welt ebenfalls unproblematischer einschätzen würde, sondern dass es hier um die Geschichte geht - und um das Zusammenspiel am Tisch natürlich, da stimme ich dir zu 100% zu, wo es wahrscheinlicher ist, dass sexualisierte Gewalt Traumata von Menschen triggert, als der Dämon, der einen Landstrich verwüstet.
Aber hier wird ja nicht die Frage aufgemacht, warum der Zauber so problematisch eingeordnet wird, sondern warum andere schlimme Zauber nicht so problematisch eingeordnet werden und ob man sexualisierte Gewalt wirklich für das schlimmste Übel hielte, womit impliziert wird, dass diese Einordnungen eine Aussage über die tatsächlichen, realweltlichen Wertevorstellungen treffen würde. Und das ist eben mMn nicht der Fall. Es geht hier um die Einordnung von Themen im Medienkontext.
Dabei ist das Kriterium nicht "Welche Tat ist schlimmer?" sondern "Welche Tat belastet, dargestellt, den Rezipienten stärker?" - und hier gelten natürlich je nach Medium leicht andere Regeln, aber es zieht sich schon ein roter Faden durch.