Berto hat geschrieben:
Frager hat geschrieben:Denn irdisch ist genau das passiert. Schwerter waren nur noch Statussymbol, Glaubens- und Seitenwaffen.
Da spielen aber ein paar mehr Gründe als die Effektivität von Langwaffen herein, würde ich behaupten.
Jupp, der Hauptgrund warum zB Buckler und Schwert die beliebteste Waffenkombination war ist (wenn wir jetzt nicht über das frühe Mittelalter reden wo guter Stahl noch seltener war): man kann sie einfach überall hin mitnehmen, sie waren gesellschaftlich akzeptiert und man hat beide Hände frei um etwas zu tragen. Sie sind einfach im Alltagsleben praktisch, und das in einer Welt in der (wenn auch illegal) Duelle immer wieder mal vorkommen können, oder man vielleicht mal einen frechen Wegelagerer nicht kampflos sein Goldsäckel geben will.
In so einem Kontext machen Langwaffen einfach keinen Sinn. Langwaffen muss man tragen, man hat keine Hand frei (nicht mal wirklich um ein Pferd irgendwo entlang zu führen), Äxte schlagen einem ans Bein, große Schilde sind unhandlich.
Es ging also im echten Mittelalter mehr um das tägliche Leben (wenn wir uns Gedanken um die Verbreitung von Schwertern machen), und dass es einfach nicht praktikabel ist im täglichen Langwaffen mit sich herumzuschleppen.
Auf dem Schlachtfeld war die Langwaffe der unangefochtene König, und selbst im Zweikampf hat ein Schwertkämpfer ohne Schild sehr schlechte Karten gegen einen einfachen Speer.
Allerdings haben in vielen Rollenspielen, und vor allem in Fantasysettings die Langwaffen (allen vorran die eigentlich hervorragende Hellebarde, und der sehr gute Speer) den Ruf von "niedere Leute Waffen" weil sie oft mit Bauernheeren in Verbindung gebracht werden, während das Schwert oft mit dem Ritter in Verbindung gebracht wird (kommt sehr aus dem romantisierten Mittelalter), obwohl sich wenn wir nicht grade über das frühe Mittelalter reden wirklich jeder Städter problemlos ein Schwert leisten konnte, und das auch getan hat.
Aber es mischt sich generell in Fantasy viel mit Klischees und dem romantisierten Ritterbild, und es kommt sehr wenig wirkliche Recherche hinein. Was auch nicht stört, man spielt immerhin Fantasy.
Eisenbeschlagene Hellebarden oder Speere waren übrigens nicht überall verbreitet, es gibt genug Funde denen ein Beschlag fehlt, man kann also durchaus argumentieren dass auch irdisch eine eisenbeschlagene Waffe eine "bruchfester verbesserte Version" der Standard-Lang-Waffe war.
edit: noch ein kurzes Kommentar dazu dass "die Langwaffe der unangefochtene König war". Das relativiert sich etwas zu dem Zeitpunkt wo gute Plattenrüstungen weiter verbreitet waren. Einen mit Platte gerüsteten Kämpfer mit einer Langwaffe auszuschalten ist nicht so leicht, denn der kann die Distanz zu einem selbst relativ gefahrlos überwinden. Kämpfe zwischen gerüsteten Gegnern waren meistens sehr nahe Kämpfe, oft Ringkampfähnlich wo ein Langschwert im Halbschwert-Stil geführt wurde (also mit einer Hand am Griff, mit einer Hand an der Klinge) und das Schwert so in Rüstungsöffnungen gestoßen wurde. Oder eben Morgensterne, oder andere wirklich aufs Rüstung knacken spezialisierte Waffen verwendet wurden.