Die Grundsatzfrage für mich wäre die Gruppenkonstellation.
Du schreibst, dass alle Spieler*innen in der Gruppe Spaß daran haben, deine Bannstrahlerin in der Führungsrolle zu sehen und dann teils in die Pfanne zu hauen. Das ist doch erstmal super!
Droht das zu kippen bzw. die Charakteridee zu zerstören? Hast du ggf. keinen Spielspaß damit, dass die Bannstahlerin manchmal doof da steht? Dann muss gehandelt werden!
Die nächste Frage wäre für mich, in wie weit die Heldentruppe zusammenarbeitet? Nehmen die anderen Helden deine Praisogeweihte als Gruppe gezielt ins Visier um ihr Hohn, Spott oder gar Schaden zuzufügen? Oder vertrauen sie ihr in ihrer Rolle als Geweihte? Und wie ist das im Umkehrschluss? Hat die Geweihte einen Haufen wilder, unüberlegter Leute um sich rum, die sie unter Kontrolle halten muss, oder vertraut sie ihren Mitreisenden, dass diese wissen was sie tun?
Ich finde, der gegenseitige Respekt sollte da sein. Oder zumindest die Anerkennung des Könnens, auch wenn man die Art des Könnens vielleicht nicht gutheißen kann oder gar daran partizipieren will. Meine sehr ehrlichen Chars (auch ein Praiosgeweihter ist darunter) sind beispielsweise erstaunlich gut im "Weggucken" und "Das Ablenkungsmanöver sein". Ein Klassiker wäre, dass sich der Praisogeweihte an die Vordertür des Banditenlagers stellt und höflich anklopft, während der Rest der Heldengruppe sich hinterrücks über die Mauer schleicht. So verrät man seine Ideale nicht, hilft der Gruppe (als Ablenkung) und auch die lichtscheueren Gestalten können ganz wunderbar agieren.
Ich gebe zu, dass Bannstahlerin und Elementarist innerhalb einer Gruppe spannend sind. Aber das ruft doch geradezu nach wunderbarem Charakterspiel. Die Praiosgeweihte wird immer wieder Ideen bringen, wie man ohne Magie auskommt und der Magier wird es mittels Magie alles viel einfacher machen können. Die beiden können wunderbar ewig lange darüber debattieren. Und so ganz gefestigt sind die Bannstrahler nach der Quanionsqueste ja auch nicht mehr. Dazu darf man nicht vergessen: Der Elementarist tut nichts Illegales. Es gibt Gesetze, einen lizenzierten Berufsstand usw. All dass wird eine Praiosgeweihte achten und den Gildenmagier nicht bei der Ausübung seines Rechtes behindern. [Wobei insb. Bannstahler dafür bekannt sind, an dieser Stelle über die Stränge zu schlagen... aber gut]
So nun mal konkret zu deinen Fragen:
>> Gibt es Tipps wie ich mich verhalten sollte bezüglich meiner Rolle als Geweihte und Gruppenführerin? <<
Geweihte - insb. Praios - sind gerne als Gruppenleiter genommen. Sie können i.d.R. gut mit Menschen und ob ihrer Aufgabe als Priester diese auch von ihrem Handeln (und dem der Gruppe) überzeugen. Das können die Jägerin und der Gladiator meistens nicht so gut. Das passt also super. Ich persönlich würde "Die Geweihte" immer von "Der Gruppenführerin" trennen. Also Gedanklich:
Die Weihe im Rollenspielerischen ist vor allem etwas, das gegen/mit der Welt funktioniert. Sei es dass man einen Segen spendet, eine Beerdigung durchführt, bei Streitigkeiten vermittelt oder sich gegen böse Umtriebe vor die einfachen Menschen stellt um diese vor dem Unheil zu bewahren. Die Rolle bringt eine gewisse Verantwortung und eine gewisse Macht. Das Wort hat Gewicht (ganz ohne Probe oder Liturgie). So sollte es zumindest sein. Gruppenintern wird ein Belehren in meinen Augen wenig bringen. Denn warum sollte der Dieb aufhören ein Dieb zu sein, nur weil die Geweihte sagt, dass Stehlen und sich verbergen blöd ist? Der Spieler hat sich gezielt für einen Dieb entschieden und AP/GP investiert. Ihn zu belehren wird immer ohne Erfolg bleiben. Das Rollenspiel daraus ist jedoch in der Regel großartig, weil klar ist, dass man niemals einer Meinung sein wird (s.o.).
Die Rolle als Gruppenführerin ist da schon schwieriger. Die Umwelt weiß i.d.R. nicht, wer den Hut in der Gruppe auf hat. Und eine Diebesbande wird sich eher an den Dieb der Gruppe wenden, ein Druide in Nöten an den Magier und die Kaiserin wohl an die Geweihte. Wenn die Gruppe sie nach außen als die Leiterin vermarktet, dann wird sich das ändern. Aber auch das würde ich von dem "innenverhältnis" in der Gruppe trennen. Die anderen Helden sind sicher alles Experten auf ihren Fachgebieten. Der Magier wird sich mit Magie super auskennen usw. Gibt die Gruppenleiterin hier Anweisungen oder fragt sie um Rat?
In meiner Erfahrung funktioniert innerhalb von Heldengruppen die Demokratie am besten: Alle dürfen immer Ideen einbringen und alle Ideen sind gleichwertig. Und dann wird gemeinsam beschlossen, wie man vorgeht, ohne einen dabei unterzubuttern. [Das klingt banal, ist aber in einer Feudalgesellschaft mit existenten Göttern und deren Boten absolut nicht so. Da sind einige ideen mehr wert als andere...]. Und damit relativiert sich die Rolle also wieder.
>> Gibt es Liturgien, die ich legitim einsetzen kann, um einfach mal Autorität zu zeigen, auch gegenüber normalen Bürgern/Bewohnern? <<
Je nachdem wie die Gruppe so aufgebaut ist und in welcher Umgebung man unterwegs ist, können schon sehr einfache Dinge Eindruck machen. Eine hohe Rechtskunde oder Heraldik könnte der Praisogeweihten ein Alleinstellungsmerkmal verpassen, das durchaus nützlich sein kann. Sie weiß wohin der Raubritter gehört, auf wessen Land er ist, und dass er früh seinen Vater verloren hat und deswegen nicht weiß wohin mit seiner Wut. Das können relvenate und beeindruckende Infos sein. Ganz ohne Liturgie.
Um seine Autorität zu untermauern, würde ich dann weiter zu Mirakeln greifen. Die Zusatzpunkte können bei den Talenten durchaus mächtig durchschlagen.
Wenn es um Liturgien geht denke ich zuerst an das Göttliche Zeichen. Das ist einfach und subtil, aber kommt mit einer Wirkung. Blendtrahl funktioniert, ist aber schon eine STrafmaßnahme. Genauso wie Praios' Mahnung. Was "legitim" ist, entscheide eine Bannstrahlerin in der Regel dann schon selbst

Ich würde jedoch immer sagen: So lange kein eklatanter Rechtsbruch vorliegt sollte nicht zu einer Liturgie gegriffen werden. Also wenn ein Mörder nicht hören will un d weiter droht, Leute umzubringen, dann darf man den ruhig mal die Macht der Götter darlegen.
Mit der Aura der Heiligkeit habe ich zugegebenermaßen eher schlechte Erfahrung gemacht. Sie hat in DSA 4.1 keinerlei regeltechnsiche Auswirkung, sondern lebt viel von der Beschreibung und der Reaktion der Umwelt darauf. Wenn der Praisogeweihte anfängt zu leuchten, ist das sicher Eindrucksvoll. Aber wie die Umwelt darauf reagiert, liegt beim Meister.
Grundsätzlich müsste man natürlich kritisch fragen: Wenn eine Praisogeweihte zum Zeigen ihrer Autorität eine Liturgie braucht, ist dass nicht vielleicht ein Zeichen der Schwäche?
Zudem rate ich grundsätzlich davon ab, für derartige Zwecke Liturgien auf Mithelden anzuwenden. Dafür gibt es wunderbar segnenede Liturgien (Harmoniesegen beispielsweise) die die Gruppe deutlich stärken und so die Macht der Götter über die Dunkelheit betonen!
Ich stelle fest, dass ich recht lang geworden bin mit meinen Ausführungen. Sorry. Aber ich wollte alle Gedanken los werden.