Ein lesenswertes Buch, dass ich
jedem Aventurien-Fan empfehlen würde - und Spielern von Thorwalern natürlich erst recht. Das lässt sich sogar ausweiten: Die Autorin hat sich wie ich hörte noch keinen einzigen Schnitzer geleistet und immer gute Qualität abgeliefert.
Blaues Licht etwa gehört zu den besten DSA-Romanen, die ich kenne. Es gibt noch andere DSA-Romane von ihr, die habe ich aber noch nicht gelesen.
Hier nimmt sie sich die Geschichte der Hjaldinger vor, also der Vorfahren der Thorwaler, die unter dem zunehmenden Expansionsdrang ihrer imperialen Nachbarn zu leiden haben und zudem gegen eine zahlenmäßige Übermacht und dämonische Unterstützung wenig Aussichten auf Erfolg haben. So beschließen einige von ihnen, das Güldenland zu verlassen und nach Osten zu segeln, sodass sie irgendwann Aventurien erreichen und die ersten thorwalschen Städte gründen.
Diese Geschichte sollte eigentlich in einer Trilogie erscheinen, leider wurde die Sache vorzeitig beendet, da die Autorin nicht mehr für DSA schreibt. Der 3. Teil wird also vermutlich nie das Licht der Welt erblicken.
Das Buch selbst spielt noch im Güldenland und gefällt mir größtenteils sehr gut. Die dräuende Gefahr aus dem Imperium entwickelt sich durch charyptide Unterstützung weiter, ohne dass die Autorin versuchen würde, alles am Imperium schlechtzureden. Diese Balance einer realen, wachsenden Bedrohung bei gleichzeitiger Vielfalt und durchaus auch Menschlichkeit der meisten Einwohner (das es sich um eine Sklavenhaltergesellschaft handelt, macht sie nicht per se dunkelböse) ist eine der Stärken des Buches.
An den Figuren sehe ich teils noch ein paar geringe Schwachstellen, aber insgesamt gefallen sie mir auch; vor allem ist die gute Darstellung von Stärken und Schwächen hervorzuheben, die -anders als in vielen DSA-Romanen- selten abziehbildhaft flach oder bemüht wirkt. Gerade Jurga als strahlende Figur der thorwalschen Geschichte ist hier durch ihre sehr menschlichen Anteile doch sehr viel glaubhafter. Ausgerechnet der Protagonist Vardur gefällt mir aber nicht ganz so gut. Als noch etwas "grüner" Jüngling gerät teils doch etwas nervig, nutzt aber auch die Chance, durch die heftigen Ereignisse etwas zu reifen. Warum seine ebenso schwere Vorgeschichte dies noch nicht besorgt hat, verstehe ich aber nicht ganz. Vermutlich wollte die Autorin den Reifeprozess lieber während des Buches stattfinden lassen, was an sich ja eine löbliche Entscheidung ist.
Sehr gut finde ich die Entscheidung, den Leser auch am Leben der imperialen Thearchen teilhaben zu lassen, und dies auch noch durch die Augen einer Agentin. Dieser Strang unterbricht die eigentliche Geschichte anfangs immer noch ein wenig, entwickelt sich aber großartig und gewinnt auch immer mehr an Bedeutung. Nicht nur dadurch nimmt der Roman immer weiter an Fahrt auf.
4 Punkte, aber nah dran an den 5.