@ temothshin
Ja, wir sind alle subjektiv. Wir können nicht aus unserer Haut hinaus, alles was wir tun ist von unserem Empfinden geprägt. Keine neue Erkenntnis, aber es entwertet auch nicht den Begriff der Objektivität. Nennen wir Objektivität also ein Ideal, so ist es dennoch etwas, dass in unserer heutigen Gesellschaft gefordert wird. Ein Arzt soll uns objektiv behandeln und beraten, frei von seinen Gefühlen die er vielleicht für seinen Patienten hegt. Ein Wissenschaftler soll seine Arbeit objektiv gestalten, frei von Wertungen und Vorurteilen.
Ich habe an keiner Stelle behauptet, dass ich die absolut passenden Kriterien kennen würde, aber ich sage, dass es Kriterien gibt, die man anlegen kann und die dann, in Annäherung an Objektivität, eine Bewertung des eigenen Tuns (in diesem Fall Rollenspiel) ermöglichen.
Das Objektivität also unmöglich sei und das deshalb eine Bewertung von Gut und Schlecht generell unmöglich ist, ist ein Totschlagargument und nicht zutreffend. Es gibt eine Menge Evaluationsverfahren, die mit diesem Argument scheinbar sinnlos werden.
Aber man kann ja sehr wohl bewerten, ob etwas gut oder schlecht gelungen ist, wenn man die Kriterien für Gut und/oder Schlecht festlegt.
Ich sehe allerdings, dass diese Diskussion zu nichts führt. Es ist wie mit Intelligenztests. Diejenigen die gut bei sowas abschneiden sagen "Hey schau mal, ich bin intelligent". Diejenigen die schlecht dabei abschneiden sagen "Hey, dieser Test hat ja gar nichts mit Intelligenz zu tun weil die Fertigkeit xy gar nicht abgefragt wurde". Kriterien kann ich festlegen und gutes Rollenspiel kann ich definieren. Ob die Personen diese Definition und die Kriterien annehmen ist wohl eine Frage der Subjektivität.
@ Alecto
Nein. Macht es nicht. Mangelnde Vorbereitung auf die Rolle oder den Hintergrund o.ä. ist auch nicht zwangsweise soziales Fehlverhalten. Aber ein Spieler, der sich in seine Rolle einlebt, der sich aktiv am Geschehen beteiligt, der weiß was er spielt, was seine Fertigkeiten umfassen und wie die Welt beschaffen ist die er bespielt, hat gegenüber demjenigen ohne genannte Vorarbeit bereits einige Vorzüge.
Ich würde sagen die Anwesenheit von spielerischer Eigenverantwortung (Entscheidungen treffen, Eigeninitiative zeigen etc.), Darstellung des Charakters (Gestik, Mimik, modulieren der Stimme, Vertreten der Charaktereigenen Prinzipien) und Wissen um Hintergründe der Welt und eigene Fertigkeiten des Charakters (Praios ist der Herr der Sonne, Gott von Licht und Wahrheit, seine Diener sind hochgeachtet in den meisten Teilen Aventuriens etc. pp.; Ich spiele einen Kampfmagier, in der direkten Konfrontation sind der Ignifaxius und Fulminictus von besonderem Nutzen wenn ich einem Gegner direkt schaden will, ein Horriphobus jagt meine Feinde bei gelungenem Zauber mit genug ZfP* davon, mein Attributo steigert eine gute Eigenschaft um x Punkte) schon sehr gute Voraussetzungen um eine gute rollenspielerische Leistung abzuliefern.
@ DerGevater
Wir könnten eine philosophische Debatte über den Begriff beginnen und würden vermutlich niemals zu einer Einigung kommen bzw. überhaupt zu einer Annäherung. Belassen wir es dann bei der Aussage, dass es Kriterien gibt, die man intersubjektiv nachvollziehbar zu Maßstäben für gutes Rollenspiel machen kann. Und belassen wir die Objektivität im Nimbus des Ideals, dass laut Kant nicht existiert, da alles subjektiv ist und laut Simmel in der Gegenüberstellung des Subjekts zu seinen Werken entsteht.
