Ich hab das Abenteuer gestern in etwa 7 Stunden gemeistert (als das zweite in den letzten Jahren, für das ein einzelner Termin ausgereicht hat, was auch schon was Besonderes ist). Manche Szenen, NSCs und so weiter mussten etwas umgearbeitet werden, da im Original für meinen Geschmack untragbare Dinge drin sind;
VORSICHT, AB HIER MEISTERKOMMENTARE:
Beispiele:
- Der KAISERDRACHE, wobei von den Helden wie selbstverständlich ausgegangen wird, dass sie ihm natürlich hinterherreisen und ihn töten wollen. Reichlich naiv, für halbwegs intelligete Charaktere. Habe daraus einen Perldrachen gemacht.
- Die Wirtin, welche die Helden vergiftet, und dann noch versucht, ihnen das auf ihre Rechnung zu setzen. Geht's noch? Ich hatte zwei Novadi in der Gruppe, die nach dieser Aktion dann unter anderem den Dorfältesten (aus Versehen, aber immerhin) getötet haben, die Wirtin wäre auch dran gewesen, wenn sie nicht schnell das Weite gesucht hätte, und die Dörfler mussten sich schleunigst mit den Helden solidarisieren, damit es kein Gemetzel gibt.
- die 7 Zwerge mit ihrer Dalton-Optik und dem Vier-Mann-Drachentöter... sehr albern und hintergrundfern. Weg damit. Sind bei mir zwei reisende Drachentöter geworden - ernst, erfahren, und grad im richtigen Moment aufgetaucht, als die Helden schon geplant haben, die entführte Perlzahn mit Gewalt aus den Klauen der Söldner zu holen.
Was ich großzügig geändert habe, und was wesentlich mehr persönliches Engagement für die Gruppe bedeutet hat:
- Eine Mitheldin, blonde Mittelreicherin, wurde als Drachenopfer auserkoren. Shayla und Shila sind vollkommen ausgefallen und wären nur die Notlösung gewesen, wenn es mit dem Schlafgift nicht geklappt hätte. Die beiden Novadis waren fuchsteufelswild und hätten am liebsten das Dorf ausgelöscht.
Die Spielerin war dadurch zwar etwa 1 Stunde passiv, hat sich aber nach eigenen Angaben sehr gut unterhalten, als sie den anderen beiden in ihrer Rage zuschauen konnte.
- Der Dorfälteste Rohal ist den Helden effektiv ausgewichen und nur zweimal aufgetaucht, einmal auf dem Rückweg von der Tributzahlung, und dann bei dem missglückten Versuch der Helden, ihn als Geisel mitzunehmen. Die beiden jungen Kerle Nareb und Ismeth wurden von mir spontan zu Sympathieträgern ausgebaut, als eigentlich etwas welterfahrenere Reisende, die nur aktuell von ihrem Onkel Shefech, dem Schmied, im Dorf behalten wurden. Sie haben nach dem Verschwinden der Wirtin die Karawanserei übernommen und waren dann beim fingierten Endkampf mit Palandur die Hauptzeugen.
- Eine schöne Szene übrigens, der Endkampf, bei dem der Schaukämpfer der Gruppe ebenso wie die Reiterkriegerin ihr volles Poser-Potential ausspielen konnten. Ungeklärt im Abenteuer bleibt der Verbleib des Drachenleichnams (tiefe Schluchten und Klippen, in die er stürzen soll? Naja...), das die Helden mit den kleinen Drachen durch einen Steppenbrand und Knochenresten aus ihrer Höhle gelöst haben.
Aberwitz war bei seinem zweiten Auftritt als Statthalter schnell ein Hassobjekt, was sich aber radikal änderte, nachdem die Helden vergiftet wurden und der Schwindel mit Palandur aufkam. Man muss hier ein wenig Mühe in die Darstellung der Zwergdrachen investieren, der ewig schimpfende Aberwitz wurde aber schnell wirklich als niedlich empfunden, als er von "Perlzähnchen" erzählte.
Die NSCs sind alles in allem gut darstellbar, lediglich die Dörfler brauchen dringend etwas bessere Ausarbeitung, die Helden haben sonst spätestens nach der Gift-Aktion keine Motivation mehr, ihnen zu helfen. Bei mir lief das sehr spontan vor allem über Nareb und Ismeth.
Die Drachen sind so wie sie sind verwertbar, man sollte sich aber vielleicht ein kleines Zitat-Inventar an Beschimpfungen für Aberwitz anlegen.
Die Söldner sind ausreichend beschrieben, die Zwerge muss man mAn ersetzen, wenn man nicht seine Spieler verprellen will.
Alles in allem hat das Abenteuer gut funktioniert, man sollte sich aber genau überlegen, wie die eigene Gruppe auf die fragwürdige Gift-Aktion reagieren könnte, und muss dann evtl. schnell eine Lösung improvisieren, denn die Autorin geht offenbar davon aus, dass das für die Helden zum Alltag gehört und sie einfach drüber hinwegsehen, sobald das nächste Plotelement startet. Funktioniert bestenfalls bei einer sehr anspruchslosen Gruppe.
Alles in allem gebe ich 4 Sterne - das Abenteuer war für uns alle ein Erfolg, was aber nicht unbedingt an den Vorgaben lag. Einiges muss man abändern, anderes ersetzen, und für jede Gruppe ist das Szenario sicher nicht geeignet.