RoiFirdayon hat geschrieben: ↑26.01.2021 16:15
Ich wüsste kein einziges DSA-Werk, in dem Rassismus und/ oder Sklaverei verharmlost worden wären, und mir wäre auch keine Diskussion in der Richtung bekannt. Ausgenommen jetzt eine einzige Person, die das als mögliches Problem aufwirft, im Stile einer self-fulfilling prophecy.
Dass dir keine Diskussion bekannt ist, heißt nicht, dass es diese Diskussionen nicht gibt. Beides wurde verharmlost, so klassisch wie drastisch.
Dir als Weißer (gehe ich von aus) fallen bestimmte Dinge einfach nicht auf - das ist nicht schlimm, das ist sogar ziemlich normal. Genauso normal wie die Reaktion auf den Vorwurf von Rassismus in der eigenen Sprache. Was ich also im Folgenden schreibe, soll dir vor allem helfen, die Perspektive zu wechseln.
Zu Anfang mal etwas "Versionshistorie" in Bezug auf die heute sogenannten Waldmenschen:
DSA2: Mohas* (und Nivesen, Novadis etc.) können keine Krieger, Streuner oder sonst was sein. Sie sind das, was ihre "Menschenrasse" (Die Helden des Schwarzen Auges, S. 20) hergeben. Mindestens eine eurozentristische Perspektive, aber eben auch eine rassistische Einsortierung. Es folgt eine Beschreibung des Mohas, die, insbesondere zusammengenommen mit seinen Talenten (gesellschaftlich weitestgehend unbedarft, kann aber betören und tanzen), ein ziemlicher
Jim Crow sind.
Jetzt gibt es genau zwei Möglichkeiten:
A) Du denkst, dass wirklich alle Mohas in Aventurien so sind. Du glaubst, dass sie, wenn es warm ist, möglichst immer fast nackt herumrennen (DHdSA, S 21), dass fast alle von schönem Wuchs, aber naiv sind (DHdSA, S. 20). Du glaubst also, dass diese Beschreibung der Spielwelt entspricht.
B) Dir als Leser ist bewusst, dass dies eine simplifizierte Darstellung ist und es einen anderer "Mohas" gibt (und zwar weit mehr als der Rest von "fast allen"), die anders sind.
Sensitivity Reading (das ist übrigens das Thema das Threads, nicht "Rassismus und warum das doof ist") möchte B) von Anfang an im Text haben, damit auch der letzte kapiert, dass "die Schwarzen es im Blut haben" (im Bezug auf Tanzen, du kannst dir gar nicht vorstellen, wie oft ich mir diesen Scheiß anhören musste) Rassismus ist.
*Über die Namensgebung - angelehnt an "Mohr", zum Glück haben sie nicht "Nogor" genommen - hat Hadmar Wieser letzthin in einem Video einige interessante Sachen gesagt, bei Bedarf kann ich dir den Link geben.
RoiFirdayon hat geschrieben: ↑26.01.2021 16:15
4. Sklavenhändler/ Sklavenjäger sollen als SC-Möglichkeit gestrichen werden, weil es soll verdeutlicht werden, dass das im Rollenspiel eben problematisch ist/ sei. Nein, ist es nicht, wenn ich nicht auch außerhalb des Spiels auf Sklavenjagd gehe ... Und was machen wir mit Al`Anfa oder der Kultur? Die lebt vom Sklavenhandel. Ist das auch "problematisch" und muss beseitigt werden? Ist Leibeigenschaft "unproblematisch"? Ist die Diskriminierung aufgrund Armut "unproblematischer" als aufgrund sexueller Orientierung? Wenn man sich Gewissensfragen stellt, muss man die auch abstrahiert von der eigenen Situation für andere Personengruppen stellen. Gewissen ist entweder universell oder es ist Egoismus.
Wieso liest du nicht erstmal in DSA5 in die bereits erhältliche Spielhilfe (Die Dampfenden Dschungel) oder in die Rabenkrieg-Kampagne (oder auch die Rabenblut-Romane)? Damit hat sich dann einiges von deinem oben gesagten erledigt.
Das Thema Sklavenjäger und dem US-Auftritt von Ulisses hatten wir ja auch schon hier zu genüge.
RoiFirdayon hat geschrieben: ↑26.01.2021 16:15
5. Waldmenschen sollen nicht mehr in Verbindung gebracht werden mit Illustrationen barbusiger Waldmenschenfrauen. Hat Frau Neitzel ein Problem damit? Ich kenne keine Frau, die damit ein Problem gehabt hätte. Gruß an S....., die sich an den DSA 1-Illustrationen nie gestört, sondern bei den Waldmenschen-Männern den Lendenschurz unten entsprechend "angereichert" hat. Wenn es um Rassismus geht: gab es keine irdischen Kulturen, in denen die Frauen oben ohne rumgelaufen sind? Ist es rassistisch, die so (aus unserer bornierten Sicht: "freizügig") darzustellen, weil sie so sind? Oder ist das Problem nicht vielmehr die Reaktion, die solche Bilder bei gewissen Männern auslösen?
Der Abbau von Vorurteilen funktioniert gut mit Diversität. Eine barbusige Waldmenschenfrau? Kein Problem, lasse nur nicht die einzige Waldmenschenfrau, die überhaupt ihren Auftritt hat in deiner Publikation, eben genau diesem Klischee entsprechen. Oder gib ihr darüber hinaus eine Funktion (was kann sie denn, außer barbusig sein?). Eine typische Beschreibung eines 70er-Jahre-Filmposters könnte lauten: "Johnny Johnston, der Entdecker, sein schlauer Freund Dr. Batson und die schöne Alaria!". Sowas wird eben heutzutage (zurecht) problematisch gesehen.
RoiFirdayon hat geschrieben: ↑26.01.2021 16:15
6. Nacktheit soll in den Publikationen nicht mehr nur für den Hetero-Mann, sondern für alle Zielgruppen und natürlich nur noch "ansprechend" vorkommen. Mal abgesehen davon, dass Hetero-Männer nach wie vor die absolute Mehrheit der Kaufgruppe bilden, was heißt "ansprechend"? Und nach welchem Verhältnis sollen die Illustrationen auf die einzelnen Zielgruppen verteilt werden? Woran erkenne ich eine queere Person auf einem Bild, wenn sie nicht wieder sexistisch karikiert wird? Und: soll ich den Unterschied erkennen, oder bin ich dann sexistisch?
Ja, dann hast du ja schon ein paar Probleme benannt. Toll, ich hoffe, du hilfst bei Lösungsvorschlägen mit. Die Feedback-Adresse der Redaktion ist ja bekannt?
RoiFirdayon hat geschrieben: ↑26.01.2021 16:15
7. Sexismus soll aus DSA verbannt werden. Also: Nostergast adé? Novadi sayonara?
Es geht nicht um eine Verbannung, sondern um einen anderen Umgang damit. Was "den Novadi" betrifft, trifft auf ihn ziemlich viel von dem zu, was ich eben schon zum Moha sagte: Eine höchst rassistische Darstellung eines quasi-Arabers aus eurozentristischer Perspektive. "Der Novadi" verträgt also ein bisschen mehr Diversität und ich bin sicher, genau das wird so kommen.
RoiFirdayon hat geschrieben: ↑26.01.2021 16:15
8. Im Widerspruch zu 7.: Männliche Amazonen soll es auch zukünftig nicht geben, weil das kulturell nicht passt ... (no comment)
[...]
Bedeutet: Überall da, wo Frauen von der Gruppe ausgeschlossen wären, sollen sie jetzt doch zugelassen sein. Umgekehrt sollen Männer aber von reinen Frauengruppen ausgeschlossen bleiben. Hm ... klafft da eine Lücke in der Logik oder im Selbstverständnis?
Das Gegenteil von Rassismus/Sexismus ist nicht, dass plötzlich alle alles dürfen. Das ist ein ganz grundsätzliches Missverständnis - und ein absichtliches Missverstehen - von Antirassismus und Antisexismus.
RoiFirdayon hat geschrieben: ↑26.01.2021 16:15
10. Es soll mehr Trans-SC-Konzepte geben. Von mir aus ... aber s.o. 6.: Sollen queere Personen dann karikiert werden, damit man sie erkennt? Anhand welcher Regeln soll ein SC als "queer" festgemacht werden?
Mal abgesehen davon, dass du hier deutliche eine persönliche Abneigung zur Schau stellst: Stell diese Fragen doch einfach mal an genau die zuständige Person, nämlich Jasmin Neitzel. Wie oben schon erwähnt: Es ist ja nicht so, dass es auf alles eine einfache Antwort gibt, aber das ist dir doch hoffentlich klar, oder?
Grundsätzlich kann man sich dem aber nähern, wenn man Geschlechter weniger entscheidend macht.
RoiFirdayon hat geschrieben: ↑26.01.2021 16:15
12. Der Verlag sucht jetzt Queere,
Schwarze (sic! so genannt) und Behinderte, um die bestehenden Probleme im GRW zu beheben. (AsiatenInnen, Eskimos, Migranten u.s.w. werden also nicht gesucht, um etwa die Unterrepräsentation im GRW zu beheben?). Ich würde ja sagen, dass logischer Menschenverstand ausreichen könnte, zu vermeiden, dass Rollenspiel og zu Rassismus und Diskriminierung führt, aber was weiß denn ich schon ...
Hervorhebung von mir. Das zuerst: Ich selbst habe kein Problem mit der Bezeichnung "Schwarze Person" oder "Schwarzer Mensch" für mich, auch wenn ich eher braun als schwarz bin. Ansonsten bevorzuge ich (Black) Person of Color.
Es geht hier um die sogenannten "Own Voices" und ja, es macht absolut Sinn, VertreterInnen von benachteiligten Minderheiten an Bord zu haben, wenn man so ein Thema angehen möchte.
Wie du das Wort "Migrant" benutzt ist übrigens entlarvend. Lass mich raten, du meintest nicht einen weißen Engländer, weißen Skandinavier oder weißen Franzosen? Tja, da war sie, die Vorurteilsfalle. Nicht schlimm, sowas passiert.
RoiFirdayon hat geschrieben: ↑26.01.2021 16:15
Zusammengefasst: [...]
Nein, die Redax versucht nicht "zwanghaft" og-Probleme ig zu lösen. Und nein, das widerspricht auch nicht der "Idee des Rollenspiels" (diesen Ausdruck so zu verwenden ist ohnehin fragwürdig - was ist sie denn, diese Idee des Rollenspiels, und hast du Definitionshoheit darüber?). Deine ganze Zusammenfassung basiert auf falschen Annahmen. So macht das einfach keinen Sinn.