Glumbosch hat geschrieben: ↑19.06.2020 10:19
Ich wollte, und habe meiner Meinung nach, Antisemitische Stereotype aufgezählt die in Aventurien Reproduziert wurden. Was ich bisher nirgends gefunden habe. Das die Einordnung und die Kritik der Kritik von mir kommen soll würde ich dann teilen wenn ich den Text in einem Wissenschaftlichen Kontext publizieren würde.
Ja und Nein.
Jeder darf ein Pamphlet, eine Glosse, einen rein subjektiven Kommentar oder sonstwas im Internet veröffentlichen. Es ist dann aber eben auch genau das: Ein Kommentar, dem man vorwerfen kann, dass er bestimmte andere Meinungen bewusst ausblendet, aus Angst, dadurch die Aussage zu verwässern.
Ich bin schon immer ein großer Freund davon gewesen, Kritik und Einordnung allein schon deswegen direkt mitzudenken, weil dadurch die eigene Argumentation glaubwürdiger wird.
Es heißt in heutigen Zeiten immer gerne, dass dank des Internets jeder von uns ein Journalist geworden ist. Da ist auch etwas dran, und der Journalismus hat einen Teil seiner Deutungshoheit verloren. Wenn dem aber so ist, dann sollte jeder, der "nur" einen Blogbeitrag verfasst (und damit meine ich jetzt nicht dich speziell, sondern beobachte das als allgemeines Phänomen) auch sich bewusst sein, dass er sich angreifbar macht, wenn er nicht journalistischen Standards folgt, genauso wie Journalisten heute (zurecht) kritisiert werden, wenn sie nicht journalistischen Standards folgen. Im Zweifelsfall macht Kritik das Ergebnis sowieso immer nur besser. Man muss ja nicht jede Kritik kopfnickend hinnehmen.
(PS: "Journalistische Standards" heißt nicht, dass man
jede Meinung zu Wort kommen lassen muss, und jede Meinung ihr gleiches Recht hat, in einem Text aufzutauchen, selbst wenn sie eindeutig zu widerlegen ist.)
Glumbosch hat geschrieben: ↑19.06.2020 10:19
Ich muss konstaniert zur Kenntnis nehmen, dass ich offenbar daran gescheitert bin zu vermitteln, dass die "dunklen Zeiten" der Kern dessen sind an dem ich mich Störe. Das Klischee als Norm im Bestiarium mit Abstrichen "dummer Zufall" und das die Konkret beschriebenen Grolme in DSA5 jenseits ihres Erbes wenig Anlass zur Kritik bieten.
In der Tat. Und der Grund darin liegt sicherlich unter anderem im Aufbau und in der Struktur deines Artikels. Du steigst direkt mit voller Härte ein, verknüpfst Ulisses mit dem Landser, und dein gesamter erster Absatz klingt durchgehend so, als bereitest du die Bühne, um Ulisses und DSA Stück für Stück dafür auseinander zu nehmen, dass sie Rassismus und Antisemitismus bewusst fördern. Davon, dass es dir eigentlich und maßgeblich angeblich um ein Projekt geht, das 2010 erschienen ist und aktuell gar nicht weiter verfolgt wird, steht da erstmal gar nichts.
Glumbosch hat geschrieben: ↑19.06.2020 10:19
Den von dir Festgestellen Mangel an "echten" Verbindungspunkten kann ich vor allem wegen der Ähnlichkeit zur Judenverfolgung in Rom nicht nachvollziehen.
Verfolgt oder mit beleidigenden Attributen belegt wurden aber so einige Gruppen und Völker im Römischen Reich, unter anderem auch die Germanen ("Barbaren") und die Christen.
Außerdem geht es darum doch nicht. Die Frage ist doch, wenn ich eine Geschichte lese, in der ein Mensch oder ein Gruppe von Menschen vorkommt, mit schlechten Eigenschaften, verbinde ich dann deren Eigenschaften unterbewusst mit realen Personen/Gruppen? Das ist das Problem an Klischees und Vorurteilen.
Aber so wie du sagst, dass du nichts über mittelalterliche Alben wusstest, wird der gemeine Leser im 21. Jahrhundert bei "verfolgte Minderheit in einem fiktiven Römischen Reich" wohl eher nicht an Juden denken. Tatsächlich denkt er vielleicht sogar eher noch an Christen.
Problematisch wird es dann, wenn die DSA-Grolme Merkmale haben, die unterbewusst beim Leser im Jahr 2020 Raster bedienen, bei denen er auch heute noch an antisemitische Vorurteile denkt: Zum Beispiel eben die Sache mit der "jüdischen Weltverschwörung", die ein Begriff ist, den du auch heute noch auf Facebook findest. Oder wenn die Grolme irgend eine Art von Kippa-ähnlicher Kopfbedeckung tragen würden, oder so aussehen, wie sich Max Mustermann orthodoxe Israelis vorstellt. Und wenn sich solche Dinge häufen.
Aber "Hände reiben" und "hoher Haaransatz" ist, mit Verlaub, wirklich überhaupt nichts, was ich da in Verbindung bringe. Und am Ende musst du Haken schlagen wie: "Ja, stimmt, die Grolme verehren nicht einen monotheistischen Gott, aaaaaber sie verehren Dämonen, und in der echten Welt hat man auch mal die Juden als Dämonenanbeter verteufelt."
Die Hälfte der aventurischen Schurken verehren Dämonen. Wir reden hier von einem Setting, in dem Dämonen tatsächlich
existieren. Im Gegensatz zur Realwelt, wo man unliebsamen Gegnern irgend eine Dämonenverehrung andichten kann, ohne dass diese den Gegenbeweis führen können (so wie es bei der Hexenverfolgung passiert ist).
Sorry, nein, das ist schludrige Beweisführung.
Der gesamte Aufbau deines Textes ist extrem nah an Techniken, die auch in Verschwörungstheorie-Videos benutzt werden: Nimm zwei oder drei tatsächliche Probleme, und klebe dann ganz viele kleine andere Hinweise dran, die teilweise über drei Äste springen müssen, um Sinn zu ergeben, in der Hoffnung, dass das Konstrukt am Ende so gewaltig aussieht, dass irgendwas davon hängen bleibt.
Ich sage es nochmal, und es tut mir leid das zu sagen: Der Text folgt keinem journalistischen Standard.
Glumbosch hat geschrieben: ↑19.06.2020 10:19
Die Kritik an der Zeichnung war mir eigentlich gar nicht so wichtig, ich komme zu der Einsicht, dass die Tabelle offenbar schlecht in Form und Inhalt ist.
Und auch da solltest du dir die Frage stellen: Wenn dir die Zeichnung nicht so wichtig war, und es dir angeblich eigentlich stattdessen primär um "Die Dunklen Zeiten" ging, warum ist dann diese Zeichung das erste, große Bild, was mir als Leser in deinem Text begegnet? Und kein Cover von den Dunklen Zeiten? Oder ein Bild der Grolme aus den Dunklen Zeiten?
Dein Artikel wird dominiert von zwei großen Stil-Elementen: Den zwei Bildern - und der Tabelle. Wenn das "aus Versehen" war, würde ich dir dringend empfehlen, dich mal mit der Wirkung von Bildern und grafischen Elementen im Marketing auseinander zu setzen (was doch ironischerweise unter anderem der Inhalt deines Beitrags ist, oder?).