Rasputin hat geschrieben: ↑27.08.2018 03:46Wäre ich Meister einer rachsüchtigen Hexe und die möchte ihre Rachsucht nicht oder unzureichend ausspielen, würde ich sagen: "Entweder du hext dem NPC einen Fluch deiner Wahl an (oder ähnliches), oder du bekommst für den Rest des Abenteuers einen Abzug in Höhe deiner Rachsucht auf deine Talentproben."
Das würde funktionieren, aber nur dann, wenn die Hexe grundsätzlich immer auf Rachsucht würfelt und die Rachsucht nie absichtlich ausbrechen lässt. Wenn man eine SE auf 10 hat, dann schlägt sie in genau 50% aller Fälle an. Wenn ein Spieler das auch gut ausspielt und die SE ganz ohne Wurf immer wieder ansprechen lässt, und nicht nur in Situationen, in denen es egal ist, dann wäre es unfair, wenn der Spielleiter in einer Situation, wo es dem Spieler wichtig ist, das die SE nicht anschlägt, was er auch begründen kann, per Wurf und unter Androhung von Abzügen zu einer Handlung zwingt, die gegen das Charakterkonzept geht. Und WIE die Rachsucht ausgespielt wird, obliegt in jedem Fall dem Spieler der Hexe und nicht dem SL. Nirgendwo sthet, das eine Hexe Rachsucht grundsätzlich durch Flüche befriedigt und auch ein direkter zeitlicher Zusammenhang ist grade bei Rachsucht nicht notwendig. Das wäre Jähzorn, bei dem Reaktion direkt auf Aktion erfolgt.
Praktisches Beispiel: Meine Hexe hat Raumangst (also Angst vor engen Räumen, was umgangssprachlich oftmals Platzangst genannt wird). Das spiele ich grundsätzlich immer aus, indem die Hexe sich vor die Wahl gestellt niemals in enge Räume oder Höhlen bewegt. Ist sie zum Aufenthalt in einer dunklen engen Höhle gezwungen, wird sie still, ruhig, reagiert auf jede Störung übertrieben panisch. Da würfle ich niemals, ob Raumangst aktiv ist oder nicht und lasse die Hexe dann lustig und effizient agieren, wenn sie nicht anschlägt, dafür panisch, wenn sie anschlägt. Die Höhe der Raumangst gibt für mich da nicht an, OB die Angst aktiv ist, sondern wie stark sich der Charakter davon beeinflussen lässt, also wir stark es ihn hindert. Aber das bedeutet auch nicht, das die Hexe grundsätzlich immer Abzüge in Höhe der Raumangst hat, wenn sie nicht mindestens 50m² ohne Wand sehen kann und die Decke mindestens 5m hoch ist (was in Gebäuden praktisch nie der Fall wäre). Das sie über das Rollenspiel hinaus Teilabzüge auf Aktivitäten in wirklich engen Räumen hat und sich in Gebäuden, unter der Erde und in Menschenmassen generell unwohl fühlt, streite ich nicht ab, aber einen Abzug von z.B. 6 auf alles, ständig, wenn nicht unter freiem Himmel, halte ich für maßlos überzogen. Gleichermaßen halte ich es für unangemessen, zu würfeln und dann zu interpretieren 1-6 = Panik, +6 auf Alles... 7-20 = kein Problem, ist zwar so eng, das man nur geduckt laufen kann, aber geht heute. Im Zweifelsfall sollte es beim Wurf auch einen Einfluss haben, wie die Probe gelungen/misslungen ist.
Wer einen überzeugenden Charakter spielen möchte, der Fehler und Macken hat, aber nicht möchte dass der Meister ihm rein redet, nimmt einfach keine Nachteile, spielt aber trotzdem welche aus.
Nette Idee, aber das Bezahlsystem ist darauf ausgelegt, das man sich zumindest 1-2 Nachteile nimmt, damit man auch ein paar Vorteile haben kann. Das Nachteile die Punkte bringen auch weh tun sollen, ist klar, aber genauso wie Vorteile nicht ständig "Erleichterung von 10 auf alle Würfe" bringen, sollte man meiner Meinung nach eben auch mit krassen Abzügen nicht so um sich werfen.
Es ist auch durchaus möglich, Nachteile grundsätzlich bei oder vor der Charaktererschaffung mit dem SL abzusprechen und dabei direkt darzulegen, wie man das interpretiert. Aberglaube zum Beispiel ist ja kein universeller Aberglaube, sondern eine Überzeugung, das bestimmte Handlungen Pech oder Glück bringen. Wenn ein Magier glaubt, das ihm die Berühung von Frauen seine Matrix zerstört, kann das genauso ein Aberglaube sein, wie das ein Gaukler meint, das er jegliches Gebäude, bzw. über jede Schwelle mit dem rechten Fuss zuerst gehen muss. Beides ist legitim und natürlich meint der Magier, das der Aberglaube des Gaucklers Blödsinn ist.
Ich halte es auch nicht für schlechtes Rollenspiel(TM) wenn sich spieler weigern einen Nachteil aus zu spielen weil sie ihn für unpassend halten. Ganz im Gegenteil. Die Auswirkungen eines ignorierten Nachteils gibt es trotzdem. Auch für den goldgierigen Boronpriester der sich geweigert hat die Gruft aus zu rauben. Der brünstige Söldner darf auch die halbnackte Amazone angreifen, wird sich während des Kampfes aber nicht konzentrieren können.
Grade der goldgierige Boronpriester, ist ein wunderschönes Beispiel. Wenn der Boronpriester mit GG 5 (z.B. also 25% GG) praktisch ständig goldgierig agiert und zum Beispiel auch bedenkenlos andere Geweihte übervorteilt, der darf nach meiner Ansicht auch bei der Gruft das Zittern kriegen und 100x seufzen, aber das Grab eben nicht entweihen und erhält dann keine Abzüge wegen unbefriedigter GG, weil er den Nachteil ausserhalb seiner Tabuzone ausreichend zur Geltung bringt.
Der brünstige Söldner wird die halbnackte Amazone vermutlich lieber ins Bett ziehen, als mit ihr Kämpfen, aber er ist auch immer noch Profi. Er bekommt vielleicht ein paar KR lang Abzüge, aber dann sollte auch seine Kampfausbildung einsetzen, und er sollte sich darüber klar werden, das auch die schönste Blondine mit üppigem Vorbau ihn grade umbringen will. Da dann für den ganzen Kampf wieder die volle Brünstigkeit als Abzüge auf AT und PA zu setzen, ist wieder mal maßlos überzogen.
Etwas völlig anderes ist es wieder, wenn der gleiche Söldner sich durch das Amazonenlager schleicht und dabei an besagter halbnackten Amazone vorbeikommt, die sich grade so schön lüstern im Schlaf räkelt (seiner Interpretation nach, in Wirklichkeit pennt sie halt einfach), das er sich zu ihr legt und das natürlich zu einer Katastrophe führen wird... aber wenn sie dann dabei ein Messer zieht um ihm ihre Sicht der Dinge nahzubringen, wird er auch nicht weiter versuchen, sie rumzukriegen, sondern er wird sich verteidigen.
Es scheint generell viele SL zu geben, die Abzüge von 10+ auf ALLES für unbestimmte (lange) Zeiträume für irre witzig halten und das mit den grandiosen GP begründen, die die Nachteile ja eingebracht haben. Man sollte dabei aber auch die Kirche im Dorf lassen, denn es gibt im Gegenzug keine Vorteile, die mal eben -10 auf alles an Erleichterung bringen, weil man sie hat. Ich bin sehr froh, eine SL zu haben, die eher meiner Interpretation von Nachteilen folgt als der hier vertretenen drakonischen Interpretation.
Nachteile sollten Nachteile sein und sollten auch nicht ignoriert werden, keine Frage... aber bitte im Rahmen, die den Char nicht wegen einer Entscheidung praktisch unspielbar macht, oder zu Entscheidungen zwigngt, die dazu führen, das der Char dem SL gefällt, aber dem Spieler nicht mehr.
Kleines Beispiel:
Gut aussehend - 5 GP - bringt einen Bonus von 1 auf gesellschaftliche Talente und ggf. bei Zaubern... vorrausgesetzt, das das Schönheitsideal des Gegnüber nicht grundsätzlich anders ist (wirkt also noch nichtmal in 100% aller Fälle)
Unansehnlich - 5 GP - Erschwernis von 2 auf alles, was mit CH zu tun hat. Kann auswirkungen auf Zauber haben, die CH einsetzen.
Also: Doppelter Malus für gleiche GP
unangenehme Stimme - 5 GP - 2 Malus auf alles, was mit CH zu tun hat, und der Char dabei sprechen muss
Wohlklang - 10 GP - Erleichterung von 5 auf Singen und 2 auf alles, was gesellschaftliches Talent ist und der Char dabei sprechen muss
Also: Doppelte kosten für (fast) gleichstarke Auswirkungen
Also bitte, die Argumentation "hat 10 Punkte gebracht, muss also auch 10 Malus auf alles, immer und überall geben wenn der Char sich nicht zu 105% daran hält!!!11" ist einfach nur charakterzerstörend.
Nachtrag:
Neugier ist auch so ein Fall... in den Regeln steht dazu: "Dieser Nachteil bringt den Helden dazu, alles, was irgendwie interessant wirkt, näher
untersuchen zu wollen"... klingt ja erstmal klar und eindeutig... "alles".. kein Raum für Ausnahmen.
Weit gefehlt. Ein Magier wird Neugier völlig anders interpretieren als ein Gaukler, ein Jäger oder ein Schelm. So wird auch in verschiedenen Situationen mal die Neugier des einen oder des anderen Anschlagen aber praktisch nie die Neugier von allen vier genannten Professionen, weil sie einfach völlig unterschiedliche Dinge als interessant interpretieren. Und wenn der Magier grade einen Gefährten von der Schwelle des Todes retten will, dann bekommt er keine +7 auf den Balsam, nur weil er das "interessante Buch" nicht zuerst gelesen hat, das der böse Feind grade hat fallen lassen. Das wäre einfach eine völlig überzogene Gewichtung der Prioritäten eines Chars. Das er direkt nach der Lebensrettung das Buch aufschlägt, obwohl eine magische Sicherung die Gruppe aufrauchen könnte, ist wieder eine andere Sache. Der Gaukler wird indessen sich kaum für das Buch interessieren, sondern vielleicht für irgendwelche Beutel, die dem Magier wiederum egal sind, während der Jäger aus dem Fenster schaut und am liebsten gleich aus dem Magierturm raus will, um dem Tier nachzustellen, das er nur schemenhaft gesehen hat und das er nicht kennt. Jeder interpretiert die Neugier für seinen Char, und niemand der drei hätte da Abzüge verdient, nur weil ihm die Sachen, die die anderen beiden so faszinieren, völlig egal sind.