Was ist Kanon?

Allgemeines zu Aventurien, Myranor, Uthuria, Tharun, Den Dunklen Zeiten & Co.
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Bino
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Was ist Kanon?

Ungelesener Beitrag von Bino »

Moin Forum,

in diesem Thread soll es vorab schon mal nicht darum gehen, dass jeder sich sein Aventurien so bauen kann wie er möchte - wissen wir :D

Zum Thema: Was ist Kanon?
Was ist Kanon bei euch?
Was ist Kanon für Autoren offizieller Abenteuer?
Bleibt ihr beim Kanon, wenn ihr Abenteuer für eure Gruppe schreibt, oder werden hier und da mal Dörfer dazugedichtet?

Ich würde gerne sehr nah am offiziellen Aventurien spielen. Bei der Siebenwindküste ist mir aufgefallen, dass die Region sehr stark besiedelt ist (auch nichts neues), selbst um den Farindelwald, allerdings die meisten kleineren Orte schon an die 500-700 Einwohner aufweist. Kleinere Dörfer werden nur selten beschrieben, ist es weil diese einfach zu klein sind, oder weil es an Platz im Buch spielt? Mit den Briefspielen beispielsweise ist alles enorm detailliert und ausgearbeitet, nutzt ihr die für euer Spiel? Ich befürchte, dass sie Aventurien etwas "unauthentischer" machen könnten, da jeder der Spieler natürlich etwas tolles haben will und deshalb zumindest in der Albernia Wiki beim Dorf Aran ein Travia-, so wie ein Peraine-Tempel enthalten sind, was in der offiziellen Spielhilfe in keinster Weise erwähnt wird - weder in der Neuen, noch in der Alten.

Was sagt ihr? Inwiefern sollte man sich an den Briefspielen orientieren um möglichst nah am offiziellen Aventurien zu sein? Bleibt man bei den RSH's fallen einzelne Weiler und kleinere Minidörfer ja anscheinend auch nahezu komplett aus :Maske:

Haut mir eure Meinungen und Erfahrungen um die Ohren :D

Danke im Voraus. :6F:

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Bluthandel
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Re: Was ist Kanon?

Ungelesener Beitrag von Bluthandel »

Was ist Kanon für mich?
Ich versuche, mich an die offiziellen aventurischen Setzungen aus DSA3 und DSA4 so weit wie möglich zu halten. Sprich: Alles aus Boxen/Regionalspielhilfen, auch die DDZ Box, die richtig klasse ist, ist für mich maßgeblich für die Ausgestaltung der Welt. Tharun, Riesland und Myranor weniger, aber ich habe die Settings auf dem Schirm und schließe sie nicht aus, gerade Myranor spielt schon in Hinblick auf die aventurische Geschichte, exotische/alte Kreaturen und das Magiesystem öfters eine Rolle für meine Planungen.
Romane berücksichtige ich jedoch nur partiell, da die mir meistens zu mies zum Lesen sind und da m. E. auch manchmal reiner Quark fabriziert wurde (Aber z. B. Passagen aus "Der Scharlatan", "Das zerbrochene Rad" oder der "Aschegeist" haben mich durchaus inspiriert).

Der Kanon gilt allerdings nur jeweils bis zu dem inneraventurischen Zeitpunkt, an dem meine Spieler gerade spielen, ich übe definitiv in Bezug auf zukünfige Ereignisse keinen Zwang auf die Spieler oder mich selbst aus, begünstige jedoch die Ereignisse in ihrer Tendenz, so dass das "Kanonische" eher eintritt. Das macht es für mich als Spielleiter, der oftmals abgewandelte/erweiterte offizielle Abenteuer nutzt, schlichtweg einfacher. Doch darf der Kanon nicht zum Zwang werden, der meine Ideen oder die Möglichkeiten der Spieler kastriert. Er soll für mich als Inspirationsquelle und zum lebendigen Ausgestalten der Welt dienen, meine Ideen in Bahnen lenken, mich dabei aber nicht über Gebühr beeinträchtigen.
Einige Sachen, die ich doof finde (zu kleines Aventurien, Nahema und manche NSCs, JDF, Al Anfa als reiner bad guy looser, vieles aus DSA5), drehe ich mir etwas oder ignoriere sie.

Die Regionalwikis der Briefspieler sind teilweise eine nette Ressource. Konkret fand ich eine Regionalbeschreibung der Waldbaronie Gemhar für einen Charakter sehr inspirierend, aktuell bereite ich eine Weidenkampagne im Jahr 645 BF vor, für die ich auch das Weidenwiki gerne nutze. Es stimmt aber, dass dort teilweise etwas dick aufgetragen wird. Ich behandele diese Quellen und daraus ableitbare Spielhilfen aber prinzipiell ähnlich wie das "offizielle" Material, erlaube mir jedoch bei Bedarf eine noch größere Freiheit; die Quellen sind also eher ein Steinbruch an Ideen und Möglichkeiten für mich, als eine maßgebliche Vorlage.
SL:
Postapokalyptisches DSA (MPA, nach A176, seit 11.2019), Notmark-Sandbox (seit 06.2022)
SC:
VeG (A159, seit 01.2018), Al Anfa - Königsmacher von Horasien (nach A135/A155, seit 06.2020), Rabenkrieg (VA4x, DSA4.1, seit 08.2022)
❤ DSA 4.1 ❤

Ardor
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Re: Was ist Kanon?

Ungelesener Beitrag von Ardor »

Ja, der Kanon. Ich bekenne mich als geläuterten Fan-Boy und Kanon-Faschist. Was aber vielleicht auch daran liegt, das ich den Großteil meiner - OMG - fast 25-Jährigen "DSA-Karriere" mehr Sammler und Leser als aktiver Spieler war. Aktiv gespielt habe ich zu Beginn und jetzt seit einiger Zeit wieder, was aber vor allem an Zeitmangel, Faulheit und der Angst lag, das ich als SL meinen eigenen Ansprüchen nicht genügen würde.

Ich mag es noch immer, das leicht hotzenplotzige Aventurien, vor allem die von Widersprüchen und Inkosistenz strotzende Geschichte des Hauses Gareth und des Mittelreichs.

Mittlerweile sehe ich das ähnlich wie Bluthandel.

Nachdem ich mit meiner jetzigen Spielrunde sehr zeitig starte (990 BF) und bei vielen Subplots und NSCs schon weiß, wie es (falls überhaupt) mit ihnen weitergehen wird (einiges wurde ja schon entsorgt) habe ich mir vorgenommen, den Kanon im Großen Ganzen aber nicht im Detail zu folgen.

Sprich: wenn der böse NSC, der doch in 20 Jahren wichtig wird, weil der sich dann zum Oberbösen-NSC entwickelt hat und das halbe Mittelreich in Schutt und Asche legen wird jetzt doch nicht entkommt - obwohl ich alle ihm zuzugestehenden Mittel ausgespielt habe, die Spieler/Helden aber doch wiffer waren oder super gewürfelt haben - dann gibt es keinen "Meta-Plot-Meister-Schutz" für den NSC. Ende! (Ich spiele noch DSA 4.1 und ohne Schicksalspunkte). Die Zerstörung in zwei Jahrzehnten startet dann halt jemand anderes.

Wenn eine Beschreibung einer Stadt irgendwo stark unlogisch ist und mich das stört, lasse ich das Details weg, ändere es ab oder füge andere Details hinzu.

Wenn mir etwas aus den Regional-Wikis - die wirklich eine tolle Fundgrube sind - gefällt, übernehme ich das.

Nach reiflicher Überlegung werde ich unser Aventurien auch reskalieren: doppelte Entfernung, vierfache Einwohnerzahl (da wir sehr selten zum Spielen kommen haben meine Helden noch nicht so viel Strecke zurückgelegt - zumindest in der ausgespielten Zeit - das ihnen das großartig auffallen wird...).

Dabei sind viele - sich teilweise widersprechende - Setzungen sogar förderlich: ich nehme mir das, was am besten passt.

Spielspaß geht eindeutig vor Kanon. Allerdings versuche ich mich auch an das "Große Ganze" zu halten - komplett eigene Zeitlinien etc. möchte ich mir nicht ausdenken, weil mir dazu schlicht die Zeit und die Kreativität fehlt.

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Raykyn
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Re: Was ist Kanon?

Ungelesener Beitrag von Raykyn »

Ardor hat geschrieben: Nach reiflicher Überlegung werde ich unser Aventurien auch reskalieren: doppelte Entfernung, vierfache Einwohnerzahl (da wir sehr selten zum Spielen kommen haben meine Helden noch nicht so viel Strecke zurückgelegt - zumindest in der ausgespielten Zeit - das ihnen das großartig auffallen wird...).
Das ist auch bei mir einer der Hauptpunkte, wo ich mit dem Kanon breche. Khunchom soll nur 5'000 Einwohner haben? Während irgendwelche garetischen Dörfer 500 haben? Bei mir wurde aus Khunchom eine 100'000 Einwohner starke Hafenmetropole, Fasar nochmals ein Stück grösser.

Ich sehe es insgesamt ähnlich, was mir vom Kanon passt wird übernommen, alles andere wird verworfen. Töten die Helden/stirbt eine wichtige Meisterperson, dann muss eben improvisiert werden.
Eine Schwarze-Auge-Mod für Crusader Kings 2:

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Gorbalad
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Re: Was ist Kanon?

Ungelesener Beitrag von Gorbalad »

Wie kommst Du für [wiki]Khunchom[/wiki] auf 5000? Nicht dass 12500-16500 signifikant besser wären, aber das 2.5-3fache ist das halt schon.
"Eigentlich wäre <X> sehr <Y>, nur man hat daraus nichts gemacht" ist glaube ich die Quintessenz von DSA.

Ardor
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Re: Was ist Kanon?

Ungelesener Beitrag von Ardor »

Bezüglich Einwohnerzahlen/Distanzen siehe auch: http://www.dsaforum.de/viewtopic.php?f=6&t=44416

E.C.D.
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Re: Was ist Kanon?

Ungelesener Beitrag von E.C.D. »

Wir sind sehr anspruchslose Anwender, was Welt-Plausibilität betrifft. Es ist auch allenfalls die Lektüre des Gesamtüberblicks, die einen im Thema einigermaßen Kundigen verstören kann. Unsere Ozeanographin mag über Klimaerscheinungen lästern, ich wundere mich über medizinische Einsichten, andere halten Bevölkerungszahlen bzw. Versorgungsaspekte für unmöglich. Dahinter steckt aber allenfalls ein verletztes Erwartungsmoment.

Ein Spieler kenne sich z.B. in Logistik aus. Für Versorgung eines deutschen Mittelzentrums veranschlagt er das Eintreffen von wenigstens 10 Tonnen Lebensmittel pro Tag. Er nimmt daher an, dass auch durch die Tore einer aventurischen Kleinstadt so-und-so-viele Wagen rollen oder beachtliche Speicher in der Stadt existieren. Sein Held geht - ohne Absprache mit dem Meister - ebenfalls davon aus, weil man schließlich nicht alle Erwartungen an die Spielwelt vom Meister überprüfen lassen kann und will.

Bei uns würde eine solche Diskrepanz zumeist nur kurz aufblitzen. Der SL gibt eine fadenscheinige Begründung "Die Leute haben wohl mehr Patz im Keller, als Ihr so geglaubt habt." oder dem Nachfrager einfach Recht "Stimmt, dann sind die Stadttore wohl auch nachts offen, scusi."

Leute, die sich aufblähen und ausfechten möchten, dass dieses und jenes gar nicht sein könne, mag ich persönlich in diesen Momenten nicht besonders. Also, in allen Sozio- Ökonomischen- Geografischen- Naturwissenschaftlichen- und ähnlichen Aspekten hat die Weltbeschreibung im Normalfall einfach Recht. Ein Charakter kann sich darüber nicht einmal wundern, und der Spieler sollte sich nicht ärgern.

Den Plot einer Geschichte mit den darinnen befindlichen Figuren am Kanon zu halten, ist manchmal viel schwieriger. In diesem Fall neige ich persönlich allerdings tatsächlich dazu, der Abweichung vom Kanon recht energisch entgegen zu wirken. Da wir rotierendes Meisteramt haben, kann jeder das einordnen, wenn "Turm, Dame und König" zu diesem Zeitpunkt "nicht geschlagen werden können".

Also: wir bleiben i.d.R. am Kanon, nicht weil er gut ist, sondern weil Kritik daran mE zumeist v.a. besserwisserisch motiviert ist und für mich keinen (anderen) Spielspaßmehrwert bietet.

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