Der Schattenmarschall, das nächste AB, welches sich mit meinen hohen Erwartungen messen musste, denn immerhin geht es dabei um nicht weniger, als den großen Haffax und seine finale Schlacht, sowie sein großes Vermächtnis an die Welt und die Erfüllung seines Planes.
Oder zumindest dachte ich, dass es genau darum ginge, denn leider wird der Band diesen Erwartungen nur in sehr geringen Teilen gerecht. Wie Herr der Welt in einem anderen Thread gut hervorgestellt hat, ist dieser Schnellschuss in Sachen DSA-Geschichte vermutlich einer Vielzahl an verpassten Chancen und übersehenen Gelegenheiten in der Vergangenheit geschuldet, denn es wurde nachhaltig versäumt den Plot um Haffax groß aufzubauen. Die jüngsten Ereignisse, um seine große Finte mit der Salvunker Intrige sind dabei eigentlich das größte Stück "Plan" welches irgendwie offiziell vorbereitet wurde und das ist gemessen an dem, was Haffax schließlich vollbringt einfach zu dürftig.
Diesem Umstand geschuldet ist dann auch der Gesamteindruck des Werkes, welches sich ein gutes Stück weit im luftleeren Raum bewegt und Haffax als Feldherren und Meisterstrategen wenig darstellen kann. Eigentlich erleben wir ein Jahr des Feuer Reloaded, nur das es schneller geht und weniger Auswirkungen hat. An anderer Stelle
(>>Hier<<) habe ich eine Übersicht des Handlungsbogens wiedergegeben, was ich an dieser Stelle darum aussparen möchte. Hier geht es mir direkt um die Manöverkritik am Band selbst.
Grundsätzlich ist die Idee, dass Haffax sich sowohl aus seinem Dämonenpakt als auch aus seiner Bindung von Belhalhar lösen will nachvollziehbar und passend zum Charakter. Das man die Chance in der Splitterdämmerung nicht genutzt hat, den Pakt mit Asfaloth ganz rauszunehmen, finde ich bedauerlich, in Anbetracht eines Finales, welches auf eine Chimären-Armee setzt, die Gareth bedroht, allerdings verständlich. Ich halte dies für die grundlegend falsche Design-Entscheidung am AB schlechthin. Über den gesamten Verlauf des Schattenmarschalls wird Asfaloth als die große Gegenspielerin aufgebaut, obwohl sie eigentlich in der Geschichte von Helme Haffax und auch in seiner Funktion als Regent, wirklich dramaturgisch nur eine untergeordnete Rolle spielt. Dafür hat man dann Belhalhar, dessen Splitter hier beseitigt werden sollte und der schließlich der jenseitige Mordbrenner und Schlächter ist, in einem einzigen Kapitel abgefrühstückt und ad acta gelegt.
Dies ist eigentlich die Maxime des ABs. Man folgt Haffax durch die Lande und darf dabei zusehen, wie ein magisches Großfeuerwerk nachdem anderen gezündet wird. Sei es eine Patchwork Dämonenarche, ein angeknackster Belhalhar-Splitter, der seine letzte Ruhe in Ayla vom Schattengrund findet, in chimärologisch geprägten Dörfern mitten im Mittelreich, in Unheiligtümern der Dämonenbrache, in einem Seelenwanderungsritual mit einem Drachenkarfunkel, in einem endlosen Strom aus Dämonen, Monstern und Chimären im großen Finale, als Asfaloth persönlich alles mögliche auf den Garether Kortempel wirft, was sie so finden kann (und dabei auch mal spontan Dämonen in die dritte Sphäre entsenden kann).
Diese gewaltige Walze an magischen Großereignissen überschattet vollkommen und absolut die Person des Haffax, der zwar irgendwie im Zentrum steht und auch verschiedene Mächte austrickst (z.B. Belhalhar und Asfaloth persönlich), aber sonst absolut blass bleibt. Von dem großen Anführer bleibt eigentlich nichts, denn seiner Maxime des eigenen Überlebens der Seele opfert er alle Qualitäten, die man damit verbinden würde. Seine Soldaten isoliert er absolut bewusst und opfert sie auf dem Altar seiner Seelenrettung (nicht mal seines Vermächtnisses, was ja auch noch cool gewesen wäre). Alle Strukturen, die er über Jahre hinweg aufgebaut hat, all die Menschen, die er begeistert hat, all die Leute, die in ihm einen Führer sehen, werden im Endeffekt massiv enttäuscht, denn Haffax hat keine große Vision. Vollmundig kündigt das AB zwar an, dass Asfaloth genau deswegen die coole Paktherrin gewesen wäre, weil Haffax die verkrusteten Strukturen des Mittelreichs aufbrechen wollte, aber effektiv bewirkt er dahingehend überhaupt nichts. Viel mehr scheint er nur ein weiterer zementierender Block zu sein, der als Trittleiter für die Heldenkaiserin Rohaja dient und das ist eine bedauerliche Verschwendung von Potential.
Das was am Ende bleibt, bei dem AB, ist ein schaler Beigeschmack. Haffax geht als derjenige ein, der mit einer Chimären-Armee aus der Dämonenbrache Gareth unterwerfen wollte und dabei von den Helden und Leomar vom Berg gestoppt wurde, Haffax selbst geht mit seiner Seele in einen Karfunkel ein, während es den Helden danach zukommt den Drachengeist, den man befreit hat (und in einen Enduriumgerüsteten Marschallskörper steckt) noch schnell zu erschlagen.
Asfaloth ist die große Verliererin, die alles in die Waagschale wirft, um diesen einen Kerl zu bekommen und dabei mehr erzdämonische Wunder zündet, als man in Yol-Ghurmak zu sehen bekommt, Belhalhar bekommt nur einen Auftritt als Sidekick und damit man sich des alten Schwerts der Schwerter entledigen kann, welches man durch eine Greisin aus Baburin ersetzt, die freie Dämonin Aphestadil wird als Randerscheinung ebenfalls absolut unter Wert verkauft (so eine Entität verdient ein eigenes AB), was aus Haffax Truppen wird ist unklar, das meiste schiebt man einfach nach Maraskan ab (wieso, weshalb, warum, alles Fragen ohne Antworten).
Und besonders wichtig: Schlachtführung und Kriegskunst hat REIN GAR NICHTS mit dem AB zu tun, sondern dient maximal als Aufhänger für das Startszenario, danach ist alles an Gefechten relativ irrelevant oder weitestgehend geskriptet.
Wie also bewertet man einen Band, bei dem man Haffax erwartet und nur am Ende einen Hauch von Haffax bekommt, ansonsten aber vor allem gewaltiges, teilweise absolut unpassendes dämonisch-magisches Feuerwerk? Wie bewertet man den Meisterplan eines Mannes, der angeblich der große Feind des Reiches ist und dabei ähnlich viel leistet und anbringt wie eine Lutisana von Perricum, nur dass er nicht stirbt, sondern seine Seele in einen Karfunkel bringt?
Der Konflikt von Kor, Belhalhar und Rondra im Gewühl der Schlacht, Ankerpunkte, an denen sich die Heldenkaiserin gegenüber dem strategischen Genius beweisen muss oder auch lernt, dass Scheitern zum Kämpfen ebenso gehört, wie das Siegen, die gesamte Ebene der Möglichkeiten von Kriegsführung in den unterschiedlichsten Facetten, das gesamte Topic "Krieg" und die unterschiedlichen Herangehensweisen, es ist alles nur eine kleine Randnotiz, denn eigentlich geht es nur um eines: Finde raus wo Haffax steckt und helfe ihm danach seine Seele vor der Erzdämonin zu retten, die quasi im Alleingang sowas wie den Magnum Opus des Chaos bewirkt. Und das wollte ich nicht kaufen.
Kleinere und größere Fehler im Stil (Asfaloth wird einmal als die Planerin schlechthin beschrieben, dann wieder als wandelndes Chaos, dass rein zufallsgeneriert ist), Aphestadil ist eine kleine Randerscheinung anstatt was richtig geiles (oder ganz wegzufallen), Motivation und weiterer Lebenssinn von Haffax eingeweihten Getreuen bleibt komplett aus, Haffax Unfähigkeit seinen Pakt zu brechen, obwohl er wirklich massive Ressourcen besitzt, das sind beinahe Details, die sich daneben kleinlich ausgeben, dass dem ganzen Plot einfach der Halt fehlt. Er passt nicht. Er würde zur Skrechu und dem Splitter der Asfaloth bedeutend besser passen, als Prequel zu ihrer Splitterdämmerung, als zum Ende eines Helme Haffax.
Daher gibt es von mir für diesen Band leider nur
1 Punkt. Denn für Helme Haffax Ende, seinen großen Masterplan und seine letzte Inszenierung, ist dieses AB einfach nur schlecht.