Ungelesener Beitrag
von Fenia_Winterkalt » 19.08.2018 18:17
Die größte Stärke der Anthalogie ist für mich auf jeden Fall ihre spürbare Nähe zum Aventurischen Hintergrund. Da wo sich verschiedene DSA-Romane gar nicht weit hineintrauen und nur lose am Hintergrund kratzen, steckt man hier mittendrin (und ja, das ist doppeldeutig).
Die Idee so viele bekannte Persönlichkeiten Aventuriens einzubinden ist durch die Bank gut gelungen finde ich. Wobei die Geschichte von Amir und den Piraten ja keine wirkliche Begebenheit aus seinem Leben ist, die zähle ich also nicht dazu.
Besonders schön gelungen finde ich die Sichtweise auf die Rahjakirche und ihre Diener. Die Coverdame der Romans und der Spielhilfe „Wege der Vereinigung“, Yasemina, taucht in zwei Geschichten auf und ist ein wirklicher Sympathieträger. Auch zeigt sich an mehr als einer Stelle die komplexe Fürsorge die die Geweihten antreibt. Nicht nur in sinnlichen Akten, sondern zum Beispiel auch dabei eine ganze Stadt zu führen und von den Wunden zu heilen die das Reich Oron hinterlassen hat ohne den Dienst an der Göttin selbst zu vernachlässigen. Sehr anrührend fand ich die kleine Szene in der sich der vom Leben gezeichnete Krieger in einem Moment der Seelischen schwäche und Verwirrtheit weinend in die Arme eines Rahjageweihten legt und sich trösten lässt bis er einschläft
Ein bisschen ermüdend finde ich den Fokus auf das sexuelle dabei schon. Aber wer Strandurlaub bucht kann sich ja auch schlecht über den vielen Sand beschweren. Bei Sternenleere war mir das Thema irgendwann auch zuviel. Muss man vermutlich häppchenweise genießen. Die Geschichten selbst bieten jedenfalls genug Abwechslung.
Zu den einzelnen Geschichten:
Fesseln der Lust
Die Geschichte hat mir am wenigsten gefallen. Sie wirkt als habe man versucht die WdV Regeln in das Korsett einer halbgaren Geschichte zu zwängen. Schade das es gleich die erste Geschichte im Buch ist, ich finde sie eher abschreckend, auch wenn Yasemina hier wie immer sympathisch wirkt.
Der Levthansweg und Die Rache des Erzmagus (Zirbel)
Ich verstehe nicht warum Amir und die Piraten solche Wellen geschlagen hat und diese Geschichten nicht. Sie sind am weitesten Weg vom Thema Erotik. Es geht um nicht weniger als um das brechen eines Menschen zum Selbstzweck der eigenen Befriedigung. Das mag zum bösen Schwarzmagier passen, aber erotisch ist das nicht.
Zudem stört mich der Charakter Zirbel. Was bringt jemanden dazu Sexualmagier zu werden der so zutiefst verklemmt ist? Muss er das Familiengeschäft gegen seine wahre Natur weiterführen? Hat eine Horde fanatischer Grangorer Puristen seine Eltern zu Tode geprügelt so das er sie mit der Eröffnung eines erotischen Spielzeugladens langsam aber unaufhaltsam moralisch unterwandert aus Rache? Es wirkt mir einfach zu konstruiert. Und nach dem Lesen weiß man irgendwie immer noch nicht welche Daseinsberichtigung Sexualmagie eigentlich hat außer um Dildos mit einem Hauch von Aleister Crowly Flair zu verticken oder Menschen zu erniedrigen.
Lichtblick: Man lernt hier die Autorin des Innervanturischens Schundromans "Mondsilberne Nächte" kennen, welche ich ganz süß finde.
Ein Hund
Die Geschichte hat ihre erotischen Momente und tanzt an menschlichen Abgründen und Sehnsüchten zu deren Spielball man verkommt. Eine schöne, traurige, und komplexe Geschichte.
Rahjanisches Ränkespiel
Auch hier wird Sex und Verlangen eingesetzt um eigene Gelüste zu befriedigen. Doch zumindest haben hier alle Beteiligten ihren Spaß. Auch wenn viele Wendungen mit kurzen Andeutungen in Briefen abgehandelt werden ohne ins Detail zu gehen, was ich mir an manchen Stellen gewünscht hätte , wenn zum Beispiel eine komplexe Änderung der Geisteshaltung einfach wedelnd übersprungen wird.
Der rote Ritter
Eine tolle Geschichte die hier zu recht von fast jedem hervorgehoben wird. Spanned und inneraventurisch einfach schön eingefügt. Zudem begegnet man zwei Charakteren aus Sternenleere wieder, was mich sehr gefreut hat, absolut lesenswert. Yasemia ist wieder zauberhaft und die Rahjakirche ist toll in Szene gesetzt.
Das Glück der Feen
Hier steht die Liebe zwischen einer Dryade und Menschen im Mittelpunkt. Besonders schön ist die Besonderheit der Empfindungen umgesetzt. Fremdartig und Naiv auf beiden Seiten, bis zum Ende. Ich musste schmunzeln bei der Szene wo die Dryade einfach nicht weiß wie man Kleidung auszieht weil sie das nicht kennt. Liebevolle Details. Sowas mag ich.
Rakorium Muntagonus und der Fluch der Ss'Varr
Genau mein Humor! Wundervoll! Vielen Dank!
Amir und die Piraten
Eine bekannte Geschichte: Hübsche Adlige gerät in Gefangenschaft und stolpert hilflos von einem Mann der sie begehrt zum nächsten und sie macht mit weil sie sich einen Ausweg davon erhofft und es ja eigentlich auch genießt. Wieviele Groschenromane oder Pornos haben diese Story? Nur das es hier um einen Mann geht und überaus explizite Szenen. Ja aber es geht auch um einen Groschenroman der ja auch zum Ziel hat den Patriarchen und Al'Anfa in ihrer Sündenhaftigkeit zu verspotten. Hätte man weglassen können, weil sie Bereiche berührt die Menschen triggern kann, auch wenn sie das sicher nicht beabsichtigt. Aber wenigstens wirkt Amir am Ende immer sehr befriedigt (wenn auch wund), geistig stabil und niemals hoffnungslos, ganz im Gegensatz zu den Szenen bei der Zirbelgeschichte.
Schloss Rahjaslust
Schön! Verspielt, sinnlich, lustig, menschlich. Ich kanns gar nicht erwarten einer ernsten Rohaja mal im Spiel zu begegnen und in mich hineinzukichern.
Blick in den Spiegel
Ich habe keine Ahnung von Myranor oder Pardona so im allgemeinen, weswegen mich Beschreibungen von Völkern, Orten oder Dingen manchmal etwas überfordert haben, vielleicht war ich auch schon etwas müde beim lesen. Doch das mal außen vor ist der Kern der Geschichte sehr schön, und wirft ein ganz intimes kleines Schlaglicht auf das Innenleben von Pardona in dem Güte trotz all der Kälte noch nicht vollkommen ausgelöscht ist. Auch wenn die Güte im Endeffekt vermutlich ihr selbst gilt, dem Teil von ihr der nie sein durfte.
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11 Geschichten, 7 davon gelungen.. Dreisatz sagt das gibt 3 von 5 Punkten. Erscheint mir aber etwas ungerecht zumal, wie gesagt, der Aventurische Hintergrund hervorragend eingeflochten ist, ich geb 4.