Heute komme ich endlich dazu, auch diesen Roman ausführlich zu rezensieren.
Handlung:
Wie oben schon angedeutet, ist es faktisch eine Nebenhandlung zum "Zerbrochenen Rad". Während dieser Zweiteiler auf die "Schlacht auf den Vallusanischen Weiden" 2021 zusteuert, schildert "Steppendwind" die Ereignisse vor und während der "Schlacht um Bjaldorn" ein halbes Jahr zuvor. Nachdem der Weiße Mann das Schwert der Schwerter um Hilfe bittet, reisen Brin von Rhodenstein und Hauka Wölfintochter nach Bjaldorn und versuchen, die Verteidigung zu organisieren, während Uriel von Notmark und seine Gefolgsleute sich auf den Angriff vorbereiten.
Es ist gut, dass das Buch so kurz ist, denn man wird den Eindruck nicht los, dass der Autor nicht allzu viele Ideen hatte, was eigentlich interessantes passieren könnte. Mit der Zerstörung der Kuppel zu Beginn und der Schlacht zum Ende hängt die Handlung zum Glück hoch genug, so dass keine Langeweile aufkommt. Sonst passiert aber auch nicht viel.
2/5 Punkten
Figuren:
Das Holzschnittartige ist sichtbar gewollt und an Heldensagen angelehnt. Es macht Spaß, die pauschalen Charakterisierungen etwa der Bjaldorner zu lesen. Die Bösewichte scheinen mir auch noch etwas perfider dargestellt als bei Kiesow, wo sie ja eher traurige Würstchen sind. Figuren wie Hauka verdanken sich in ihrer Exotik und der larger-than-life-Darstellung im Guten wie im Schlechten der DSA2 und 3-Zeit.
Dennoch bin ich der Meinung, dass bei aller Treue zum Heldensage-Konzept hier mehr drin gewesen wäre, wenn die Beziehungen mit etwas mehr Aufmerksamkeit ausgestaltet worden wären. Einzig zwischen Brin und Fjadir gibt es zu Beginn so etwas wie Spannung - aber als sie sich dann im Stroh balgen, wird das leider weder als Auftakt zu einer Romanze genommen, noch als interessanter Konflikt fortgeführt.
Warum Ayla in den ersten Kapiteln so eine große Rolle spielt, bleibt unklar. Sie verschwindet komplett aus dem Roman, da wäre erzählökonomisch entweder noch eine Rolle zum Ende hin oder eine Kürzung empfehlenswert gewesen.
3/5 Punkten
Aventurizität:
Braucht man jeden Holzsplitter der Bjalaburg beschrieben? Ich weiß es nicht, aber dieser Roman sagt ja und zieht dieses Konzept auch durch. Herrlich! Zudem als Spielhilfe für Bjaldorn zu empfehlen.
5/5 Punkten
Sprache:
Wie immer freue ich mich, wenn sich jemand etwas traut und mal etwas probiert. Das Konzept der ersten Kapitel, in jedem Satz mindestens eine Alliteration drin zu haben, wird nicht ganz durchgezogen. Und klar: wo man sich so große Mühe zu einer poetisierenden Sprache gibt - bis hin zu einer stabgereimten Ode aus Aylas Mund -, misslingt auch die ein oder andere Formulierung. Sehr gelungen fand ich die Sterbe-Sequenzen während der Schlacht.
Unterm Strich dürfte ich wegen der Fehler wahrscheinlich nur drei Punkte geben, aber allein um der Ambition Willen gebe ich gern
4/5 Punkten
Langes Fazit:
Mir ist unbegreiflich, warum irgendwelche Dutzendware immer wieder als Highlight unter den DSA-Romanen genannt wird und dieses Buch, das wirklich mal etwas versucht - und viel davon, wenn auch nicht alles, schafft -, anscheinend ein Geheimtipp geblieben ist- trotz fester Verankerung in der Borbarad-Invasion.
Ich habe dem Zerbrochenen Rad 4 Punkte gegeben. Das hier ist meiner Meinung nach der bessere Roman, vor allem weil es nicht so lang ist, dass seine Schwächen sich auswachsen könnten. Die hat es, also wären 5 auch nicht möglich. Es zeigt sich wieder, dass diese grobe Bewertungs-Skala zu ungenau ist