Kurzfazit: Knackige Abenteuergeschichten, die sich leider mit großer Politik abwechseln.
3/5 Punkten
Nachdem ich "Sphärenschlüssel" nicht besonders mochte, war ich von "Blutrosen" angenehm überrascht.
Handlung
Eigentlich sind es zwei Romane: Einer schildert einige Questen Tarlisin von Borbras. Der andere versucht, die politischen Entwicklungen in Aranien während der Spätphase der Bobrarad-Krise nachzuzeichnen.
Fangen wir mit dem schlechteren an: Das ist der politische Teil. Hier fehlt das Gespür dafür, die politischen, diplomatischen und logistischen Herausforderungen eines Kriegs zu einer spannenden und romanhaften Erzählung zu verdichten. Die diesbezüglichen Szenen wirken wie eine Fleißarbeit ohne selbst Spannung zu erzeugen - ausgenommen die mit dem greisen Perainegeweihten, die mir sehr gut gefallen hat und leider keine richtige Fortsetzung erfährt.
Wäre der ganze Roman so, würde ich vielleicht 2 Punkte vergeben.
Allerdings gefallen mir Tarlisins Questen ausnehmend gut. Sie führen ihn mit wechselnder Begleitung ein ganzes Stück in Aventurien herum und sind daher deutlich weniger statisch als der "Sphärenschlüssel". Außerdem gibt es mehr aufs Maul als bloß bei der einen Intrige im Vorgänger. Überhaupt wird hier relativ viel geboten für's Geld: Als ich dachte, es wäre schon vorbei, kam noch einmal eine Queste, die auch nicht von Pappe war.
3/5 Punkten
Personen
S.o.: Der politische Anteil trägt nicht. Alle in diesem Zusammenhang eingeführten Figuren - beispielsweise die Adligen beim Turnier zu Beginn, aber auch Sybia, Dimiona, Reshemin und leider auch Borbarad selbst - bleiben flach und uninteressant. Auch Hasrabal fand ich uninteressanter, als ich angesichts seiner einzigartigen Fähigkeiten erwartet habe.
Die übrigen Questbeteiligten - Tarlisin, Belizeth und Mara - fand ich ok. Der Vorwurf, Tarlisin sei eine reine Empowerment-Fantasie finde ich gut dadurch unterlaufen, wie er sich vor dem Drachen einnässt oder für den letzten Teil zurichtet. Noch besser gefallen hätte mir, wenn seine häufig erwähnte Eitelkeit ihn irgendwann mal wirklich behindert hätte. Er springt ja dann doch immer wieder unbekümmert in Schlamm und Blut herum ...
3/5 Punkten
Aventurizität
Also ich mag das. Drachen, Elementare Meister und Dschinne, Geweihte - das ist alles sehr gut vorstellbar. Übrigens: Trotz des Schauplatzes Oron ist das Ausmaß an sexualisierter Gewalt überschaubar. Es bleibt eher beim Splatter und wird psychologisch weniger gemein als ein beliebiger Song-of-Ice-and-Fire-Roman. Auch hier bleibt sich Aventurien treu: Die Schwarzen Lande als Geisterbahn, nicht als echter Horror.
5/5 Punkten
Sprache
Auf den ersten Seiten dachte ich wirklich, ich halte das nicht durch. Zwei Personen zeichnen für die Autorschaft verantwortlich und keine von beiden kann Vorvergangenheit korrekt ausdrücken bzw. beide verstolpern sich bei so etwas exotischem wie Relativsätzen? Ein Bandwurmsatz nach dem anderen, ohne Sinn und Zweck und mit etlichen Verstehenshindernissen ...
Das wurde zum Glück besser. Ich hoffe nur, das lag am Roman und ich bin nicht einfach abgestumpft.

An die Sprache danach habe ich nur wenig Erinnerungen. Wird schon ok gewesen sein.
3/5 Punkten
Langes Fazit
Ich werde den Roman behalten, falls ich mal etwas in Richtung 35-Tage-Krieg oder Schleierfall leiten will. Man muss ihn nicht gelesen haben, aber wenn man sich für eine stramme Abenteuergeschichte interessiert und vom Sujet Oron nicht gelangweilt ist, kann man hier mal zugreifen (und den kaum lesbaren Anfang sowie die politischen Teile überblättern).