Ungelesener Beitrag
von Curthan Mercatio » 01.06.2018 20:46
Unter dem Sternenpfeiler steht vor keiner leichten Aufgabe: Einen riesigen Kontinent systematisch zu beschreiben, ohne in Verallgemeinerungen, Belanglosigkeiten oder Langeweile abzudriften. So viel sei einmal gesagt: Im Großen und Ganzen gelingt das sehr gut.
Das Buch beginnt schon einmal mit meinem persönlichen Highlight, der Geschichte des Imperiums, das sich in stetem Niedergang befindet und Provinz für Provinz verlor oder aufgab. Schon beim Lesen dieses Kapitels bekam ich Lust, mit einer Spielrunde die Grenzen des Imperiums zu verteidigen!
Anschließend wird die Gesellschaft und Kultur des Imperiums beschrieben, was überwiegend gut gelingt. Die Gesellschaftsstruktur mit teilweise gegeneinander arbeitenden Circeln, Häusern und Collegien dürfte einiges an Abenteuerpotential bieten, auch ohne dass man die große Fantasykeule zücken müsste. Ich muss allerdings gestehen, dass ich noch nicht ganz verstanden habe, wie die hier beschriebene Gesellschaft in der Spielpraxis funktioniert - dazu müsste ich wohl noch das eine oder andere Abenteuer spielen.
Die folgenden Kapitel beschreiben dann die unterschiedlichen Völker und Regionen des Imperiums. Hier finden sich Informationen in Hülle und Fülle, und naturgemäß sind manche interessanter als andere. Ich persönlich fand etwa immer die Randgebiete des Imperiums am interessantesten, die von Feinden bedrohten, abgelegenen Regionen.
Andere Dinge fand ich hingegen eher zweifelhaft, wie zum Beispiel das Leonir-Reich. Dort herrscht eine knallharte Apartheid - und niemand stört es. Immerhin kann man ja sogar zum Ratgeber oder Mitglied der Hilfstruppen aufsteigen und ein auf Zweikämpfen basierendes Justizsystem sorgt garantiert für Gerechtigkeit. (Der König wird auch so bestimmt, was sicher weise und bedachte Herrscher bedingt.)
Gerade bei der Beschreibung der Regionen finden sich aber auch direkt viele mysteriöse Örtlichkeiten und Plothooks, die es zu erforschen gilt. Ich habe sehr gerne durch die unterschiedlichen Horasiate geschmökert.
Am Ende kommen noch Meisterinformationen, die ebenfalls interessant sind und Plothooks bieten.
Was gibt es also zu mäkeln? Wenig, für das dieses Buch etwas kann. Manchmal finden sich ärgerliche Layoutfehler, wo zum Beispiel Überschriften falsch formatiert sind. Aber natürlich schleppt UdS auch einige Altlasten mit, die für mich - als Myranor Erstkontakt - das Bild getrübt haben.
Das erste sind die Vielzahl an seltsamen Völkern, die mir nicht alle zusagen, zumal sie oft nur nach dem Prinzip "tierische Eigenschaften auf intelligente Wesen übertragen und fertig" funktionieren. Katzenmenschen sind faul und verspielt, Löwenmenschen stark und edel und so weiter...
Zweitens bin ich ein Kartenliebhaber. Seit der Karte von Mittelerde ist für mich eine Karte ein zentrales Element jeder Fantasywelt, über sie tauche ich in die Spielwelt ein. Und ich habe noch nie so eine hässlichen Kontinent gesehen wie Myranor. Nicht, dass die Karte dermaßen schlecht gemacht ist. Ich wundere mich nur, wer diesen Kontinent gestaltet hat. Ich verstehe immer noch nicht, wie das mit dem Orismani funktioniert. Aber auch andere Flüsse fließen irgendwohin, im Norden des Imperiums wurden wie mir einem Pain-Pinsel Seen verteilt und gefühlt gibt es im ganzen Imperium drei Gebirgszüge. Teilweise kann ich auch nicht mit dem Finger darauf zeigen, aber Myranor sieht nicht aus wie ein echter Kontinent - und auch nicht wie ein Fantasy-Kontinent.
Für das kann UdS natürlich nicht viel, aber trotzdem trübt das mein Erlebnis mit dem Buch ein wenig und bedingt zumindest einen Punkt Abzug für ein ansonsten sehr gutes Buch mit unfassbar vielen Informationen.
4/5