Habe mal meine Meinung zum Livestream verfasst:
Ich persönlich finde Mhaire ja sehr sympathisch und ich finde es auch sehr löblich, dass sie sich mit dem Thema auseinandersetzen möchte, weil sie diesen Punkt für sich antizipiert hat, allerdings verfehlt sie einen Teil die Kritik. Der erste Punkt auf den sie eingeht sind die verschwendeten Ressourcen (was ihr aus dem Off anmoderiert wird, während sie selbst einen anderen Ansatz zu suchen scheint), das ist gar kein Punkt, an dem sich viele Abarbeiten und der in breiter Masse kritisiert wurde. Es wurde ja auch, offiziell von Seiten der Redaktion immer wieder gesagt "Es bindet keine neuen Ressourcen, es verzögert sich nichts" usw. usf.. Kann man hier sogar nachlesen. Wenn man allerdings hier eine Aussage getroffen haben sollte, die nicht stimmt und man dann an ihr gemessen wird, ist dies ein Verhalten, welches es zu überdenken gilt.
Wieso nicht zugeben: "Ja, wir binden unsere Ressourcen jetzt in dieses Projekt und ja, dadurch verschieben sich andere Dinge, weil ihr uns viel Geld dafür geben wollt und was ihr uns direkt bezahlt hat Vorzug". Sicherlich, das ermöglicht Kritik an der Priorität, aber man kommuniziert sie klar.
Ich bin auch nicht glücklich mit dem Verweis auf Oron und die Gewalt dort. Zu sagen "regt euch über dieses Buch auf, wieso WdV?" zeigt, dass man den eigentlichen Punkt nicht anfasst. Oron wurde als Setting ja auch nicht unkritisch betrachtet. Die Romane von Tarlisin von Borbra schon zweimal nicht, aber was man dort gemacht hat, was eben etwas verfremdetes in einem düsteren Setting. Es sollte gar keine Inklusion stattfinden, es sollte schockieren und es sollte Abscheu wecken und es sollte konfrontieren. Das hat Oron getan. WdV hat diesen Anspruch gar nicht, WdV hat einen ganz anderen, in sich selbst gelegten Anspruch auf Inklusion und Toleranz und gleichberechtigte Darstellung von vielen Geschmäckern.
Ich finde Mhaires mäßigenden Ton auch ziemlich gut, generell nimmt sie auch wichtige Dinge ernst, mir scheint allerdings die Hintergrundkommentierung, bei der immer nach "Entschuldigungen" gesucht wird, wenig förderlich zu sein. Hat Ulrich Kiesow in seinen Romanen seltsame Sexszenen geschrieben? Aber sowas von. Ist das hier relevant? Nein. Wenn man also nicht sagt "Ich wollte schreiben wie Kiesow, habe ich doch angekündigt" ist dies kein Grund für irgendeinen Part. Zumal Sexszenen inneraventurisch auch nicht "problematisch" sind. Das zerbrochene Rad hat gar keinen Anspruch gehabt irgendeine Art von positivem Sexualbild zu erschaffen, eher sogar das Gegenteil. Das was da lief war grausam und furchtbar, aber eben Teil der Geschichte (und genau so gewollt).
Nachdem ich nun einmal ganz durch bin, ich wollte in der Tat nicht einfach rüberspringen, kann ich sagen, dass ich denke Mhaire wäre eine gute Adressatin für Kritik, aber sie ist es in diesem Fall gar nicht und Verallgemeinerungen sind sicherlich auf beiden Seiten gefallen, aber zumindest im Statement, welches veröffentlicht wurde, sind genau solche absoluten Verallgemeinerungen ständig vertreten. Vielleicht weil konkrete Argumente auch dort schon die gleiche Berücksichtigung fanden wie Mhaires Anmerkungen zum BDSM-Geschichtsteil der Kurzgeschichtensammlung.
Als persönliche Anmerkung am Rande, ich finde Mhaires Darlegung sympathisch, aber auch wenn die Einwände von hinter der Kamera sicherlich gut gemeint waren, haben sie doch für mich immer ein wenig den Eindruck des Soufflierens erweckt, als wenn man quasi immer wieder Argumente vorschieben wollte, um das Werk zu verteidigen und dafür "Munition" ranbringt und auch mal wieder Argumente zurechtlegt, damit Mhaire jetzt doch noch einmal etwas zum vorher festgelegten Thema sagt. Ich denke, dass es eher im Sinne von Regie-Anweisungen und Strukturierung gedacht war, aber wie gesagt, der sympathische Auftritt wurde dadurch für mich geschmälert, dass ich manchmal das Gefühl hatte, Mhaires gutes Standing in der Community wird hier aktiv benutzt.
Abschließend vielleicht, ich hatte am meisten Interesse an den Kurzgeschichten, die dort veröffentlicht werden sollten, aber gerade die Amir-Geschichte tut mir in ihrem verfehlten Potential schon in der Seele weh und wenn es um Pardona geht, ich bin ihr größter Fan, man kann mich gerne mal fragen, ob mir nicht etwas gutes einfallen würde, worin Pardona eben nicht Sex mit Abgründigkeit, Unterwerfung, Zwang oder Perversitäten verbinden muss, die Möglichkeiten bei dieser aufsteigenden Göttin sind vielfältig und kreativ. Ich bedauere, wenn es letztlich z.B. nur um Nahema oder ihre eigenes selbst aus einer anderen Welt etc. gehen würde. Aber das sind nur Randnotizen.
Ich z.B. finde Dinge wie die "Paarungsriten"-Überschrift bei den Waldmenschen sogar noch ein gutes Stück problematischer als die Penislänge, es bildet eben ein Gesamtkonzept. Ich bedauere auch, wie wenig man konkret auf diese doch sehr sachliche Kritik eingeht, die auch professionell vorgebracht wurde. Und ja, ich teile den Wunsch nach einer Diskussion auch Sachebene mit Argumenten. Allerdings würde ich nicht sagen, dass diese Diskussion generell unbedeutend ist, weil die Szene klein ist. Gerade bei einer keinen Szene ist so eine Diskussion doch wichtig. Nicht weil die Welt ohne sie untergeht oder DSA, sondern weil es um Inklusion gehen sollte.
Vieles ließe sich vermutlich auch mit einer offeneren und klaren Kommunikation vermeiden. Die Messlatte für WdV und Anhang wurde ja nicht von der Community alleine aufgehängt. Und jetzt muss man sich an etwas messen, was man selbst - vielleicht aus Überzeugung, vielleicht aus Werbegründen - im Hype des Crowdfundings und in Anbetracht des anbahnenden Erfolges, beschworen hat.
chizuranjida hat geschrieben: ↑16.07.2018 23:49 Naja. Zahlreiche Brüste und Vaginas, gegenüber genau einem Penis - das ist zwar kein Weltuntergang, aber doch irgendwie auffällig, oder?
Ich kann zumindest von meiner Seite aus sagen, dass auch einfach ein paar schöne, knackige Hinterteile von Männern möglich gewesen wären. Auch da scheint das Buch sich bedeckt zu halten (bis auf eine Pobacke). Also man muss nicht in die Vollen gehen, aber so etwas ästhetisch ansprechendes, wie z.B. beim Cover von dem Abenteuerband, findet sich leider sonst nirgendwo. Sogar der eigentlich als Frauenheld beschriebene Raidri sieht eher aus wie eine Hackfresse. xD
Von daher, es gibt ein paar Mal Bauchmuskeln und freie Oberkörper, aber deutlich, deutlich mehr hübsche Frauen als Männer in dem Buch, sogar bei den rahjanischen Idolen und "Sagengestalten".