Danke, geht 'runter wie Öl.
Erstmal zum Verständnis für alle, die hier diesen Thread anklicken, worauf sich das bezieht:
startet mit diesem Beitrag zur September-Forenaktion 2022:
chizuranjida @ Forenaktion: Religiöse Kulte abseits der Norm! - vom 01.09.2022 bis zum 30.09.2022
Rukus Faolan hat geschrieben: ↑28.09.2022 07:53
Man könnte die Ausarbeitung ja mal Ullisses zur Publikation anbieten
Was heißt "anbieten"? Falls ein/e Autor/in hier im Forum mitliest und sich daraufhin angeregt fühlt, einen NSC in einem Abenteuer zum überzeugten Halenser zu machen oder in einem Gareth-Abenteuer oder Botenartikel den Hal-Kult aufzugreifen, kann der/die das doch ohne weiteres machen. Wie andere im Smalltalk-Forum schon schrieben ist ja vieles daran schon lange offiziell.
Der Hal-Kult steht in WdG, nur ganz kurz, mehr so als Plothook. Der Tempel hat schon in HdR eine Beschreibung.
Den Maraskan-Tag gibt es seit dem Lexikon DSA, Kaisers Geburtstag / Hal-Tag wurde damals groß gefeiert, die lange Titelliste ist aus der Enzyklopadia Aventurica.
Ich habe etwas Liedgut und ein paar skurrile Details hinzugefügt - und den Tag der der Göttlichkeitserklärung auf den 24. Hesinde gelegt, damit die Aventurier da auch mal ein schönes Fest haben.
... wozu sie passend auf die Melodie von "Oh Tannenbaum" singen können.
Erlwurz Bimsbert hat geschrieben: ↑28.09.2022 02:22
Zu einer weit verbreiteten Verehrung Hals, so dass sich daraus ein ein einflussreicher Kult vergleichbar mit Horaskult entwickeln könnte, fehlt mir der Glaube.
Mir auch, aber auch der Horaskult hat mal klein und ziemlich lächerlich angefangen. Soweit ich mich erinnere war das in der Box FHI; damals - so mein Eindruck - noch als Pet-Projekt von Prinz Timor, ein bisschen aufgezogen wie ein Pyramiden- oder Schneeball-System, um diejenigen, die gern nah an die Reichen und Mächtigen kommen wollten, um ihr Geld zu bringen.
Ob damals schon irgendwas zum myranischen Hintergrund des Horastitels konzipiert war weiß ich nicht. Die erste Myranor-Box kam jedenfalls um einiges später.
Aber mal anders drangegangen: Vergleich mit dem Kaiserkult der römischen Kaiser. Die wurden per Senatsbeschluss in den Götterrang erhoben, oder auch nicht. (So wie übrigens "ausländische Götter" auch.)
Sie konnten sich selbst zu Lebzeiten Tempel bauen lassen, oder auf Foren in Provinzstädten Statuen von sich aufstellen lassen, oder konnten anregen, dass Bürger, die sich einschleimen wollten, sowas stifteten. Und das passierte auch. Und dort wurde ann geopfert. Eine Möglichkeit für verfolgte Christen, zu beweisen, dass sie keiner staatsfeindlichen Sekte angehörten, war angeblich, einen Becher Wein vor dem Standbild des Kaisers auszugießen, was man, wenn man liberal war und am Leben hing, als reine Höflichkeitsgeste verbuchen konnte.
Hal hat sich zu Lebzeiten vergöttlichen lassen. Warum hat er das nicht auch so gemacht? Das Geld müsste doch dagewesen sein, und Untertanen für Fronarbeit. Wozu sich vergöttlichen lassen, wenn man dann nicht die Massen jubeln lässt und überall schöne Tempel von sich sieht?
Ich fand das einfach nie so richtig zu Ende gedacht oder konsequent umgesetzt. Also, damals schon nicht. Muss man natürlich nicht so sehen, aber ich finde, da hätte noch mehr Fluff/Stimmung draus werden können. Natürlich auch größere, abenteuerträchtige Konflikte mit Adel und Kirchen. (Wobei man berücksichtigen muss, dass um Hal einiges ge-retconned wurde und das alles nicht durchgeplant war, sondern sich irgendwie entwickelt hat.)
Wo wir beim Thema sind "Wie hätte es in der Hal-Zeit aussehen können, wenn Hal das konsequent durchgezogen hätte" wollte ich den Blick auf noch etwas lenken, was gerne glattgebügelt und übersehen wird wie ich finde: Die Hal-Zeit war wild und brutal. Den Ogerzug durch Tobrien mit all den aufgefressenen Menschen hast du erwähnt. Ein ziemliches Versagen von Retos/Haffaxens tollem Heeressystem, könnte man sagen.
Damals kriegte man auch noch für Majestätsbeleidigung die Zunge 'rausgeschnitten (EA). Solche Körperstrafen und die brutaleren Hinrichtungsmethoden wurden nachher weitgehend ausgeblendet.
Damals konnte man als Hofmagier noch den Befehl kriegen, einfach mal spontan einen Dämon zu beschwören, so zur Unterhaltung. Das macht heute ja auch niemand mehr, nichtmal der König von Brabak. (Nehme ich an.)
Der Krieg auf Maraskan war (wie lange später festgelegt) so blutig auch für die mittelreichischen Truppen, und wirkte damit so lange nach, dass noch die Albernier als sie unabhängig werden wollten sich darauf beriefen, dass sie seit Reto im Osten fürs Reich bluten mussten und das satt hatten. (So habe ich es jedenfalls in Erinnerung, mal gelesen zu haben.)
Aus Spielersicht rückblickend ist die Hal-Zeit die gute alte Zeit, an die man sich gern erinnert, und damals war noch nicht überall Krieg und Zerstörung, und die Zombies liefen nicht flächendeckend herum. Aber ich sehe Gründe zur Annahme, dass es für die Bevölkerung hart gewesen sein dürfte. Ein im Begriff der Zentralisierung befindlicher, sehr repressiver Militärstaat mit einem enorm großen stehenden Heer, dessen Unterhalt die Bauern kaum stemmen konnten, sicherlich mit vielen Zwangsmaßnahmen.
Ich meine:
kann man auch mal so betrachten.
Erlwurz Bimsbert hat geschrieben: ↑28.09.2022 02:22
Hal war bei großen Teilen des Adels des Mittelreich nicht wirklich beliebt.
Sicher nicht. Thema "Hal'scher Neuadel". Wer fliegt schon gern raus und lässt sich durch einen hergelaufenen Alrikwurst ersetzen?
Die Bauern werden auch nicht immer begeistert gewesen sein, wenn ihr neuer Herr von Verwaltung und den Gegebenheiten Null Ahnung hatte.
Erlwurz Bimsbert hat geschrieben: ↑28.09.2022 02:22
Reto traute sich so z.B. nicht den Custos Lumini und Durchführer des heiligen Eides, Gryphinus, in den Inhaltes des heiligen Eid, zu dem er Answin zwang, einzuweihen
Da schau her. Hätte nicht gedacht, dass das geht, den Eidtext vor dem segnenden Priester zu verheimlichen. Und sind erzwungene Eide nicht generell nichtig?
Erlwurz Bimsbert hat geschrieben: ↑28.09.2022 02:22
Später erzürnte sie die Priesterschaft weiter, in dem er sich als Gott erheben ließ.
Die Priesterschaft hat es aber doch abgenickt, sonst wär's ja nicht passiert.
Erlwurz Bimsbert hat geschrieben: ↑28.09.2022 02:22
Ob das Volk ihn abseits der Vorstellung, dass früher alles besser gewesen wäre, sie wirklich so über die Maßen liebte, bezweifle ich auch. Ich denke, dass Reto deutlich beliebter ist. Und dass vieles, was man Hal zurechnet, eigentlich noch ein Verdient Retos ist.
Das glaube ich weniger. In irgendeiner alten Quelle hieß es mal, in abgelegenen Dörfern wisse man oft gar nicht, wer aktuell Kaiser ist. Gareth ist weit weg und sowas braucht ein paar Jahrzehnte, bis sich rumspricht, dass es da einen Wechsel gegeben hat.
Bäuerin Perainhild im Hinter-Kosch kann egal sein, ob Bardo nackt und besoffen auf dem Thron sitzt, Reto die Marakaner zersäbelt oder Hal ein bisschen blass und schwächlich wirkt. Vielleicht erfährt sie von all dem nichts. Für sie zählt, ob die Steuern steigen oder jemand von der Familie zum Wehrdienst eingezogen wird. Solange das nicht passiert, die Orks nicht einfallen und die Ernte reicht, ist es die gute alte Zeit.
Da sollte man vielleicht Spielerwissen stärker 'raus lassen. Fällt natürlich auch mir schwer.
Erlwurz Bimsbert hat geschrieben: ↑28.09.2022 02:22
Aranien war/ist ein enorm reiches, bevölkerungsreiches Land. Hal verlor es. Die Zyklopeninseln, Tobrien und Maraskan waren und sind schmerzhaft, aber kein Vergleich mit der Bedeutung Araniens.
Ja, eine der Kornkammern Aventuriens. Die "Goldene Au" wurde ja auch erst später so fruchtbar geschrieben, als auffiel, dass das sonst ein Problem war.
Erlwurz Bimsbert hat geschrieben: ↑28.09.2022 02:22
Zug der 1000 Oger. Vollständige Zerstörung Ysillas. Über 30000 Menschen lassen ihr Leben.
Ja. Da hat offenbar damals noch keiner dran gedacht. Der ganze Ogerzug war ja nur ein Abenteuer-Aufhänger plus Schlacht-Brettspiel. Rückblickend war es eine viel gößere Sache und hätte natürlich Hals Ansehen schwer beschädigen können.
Andererseits hat Hal angeblich die erfolgreiche Niederschlagung des Aufstands von Tuzak angeführt. Das hätte sinngemäß für einen Triumphzug und allerhand Ansehen reichen sollen, wurde damals aber überhaupt nicht thematisiert.
Wie Herrscher so sind, hätte er den Ogerzug auf den unfähigen Haffax abwälzen können, der da nicht eher eingeschritten war.
Erlwurz Bimsbert hat geschrieben: ↑28.09.2022 02:22
Verlust des Führungsanspruch über Aventurien als einziges Kaiserreich die Kaiserproklamations Amenes.
Das war aber erst unter Brin, dachte ich. Sie hat da die Lücke genutzt, als der Kaisertitel im Mittelreich quasi vakant war.
Und so argumentieren dann die Halenser: Kaum war Hal weg, ging es den Bach 'runter.
Auch Brin, oder?
Erlwurz Bimsbert hat geschrieben: ↑28.09.2022 02:22
Answin musste sich eingestehen, dass er selbst daran zweifelte, dass ein Mensch nur deshalb ungeeignet sein sollte, Krone und Szepter des Reichs zu tragen, weil er das falsche Geschlecht hatte. Aber er wusste ebenso gut, dass die wenigsten so dachten.
Ich habe mich im Gegenteil immer gewundert, wie Raul es durchgekriegt hat, in einer Gesellschaft, wo die Gleichberechtigung der Geschlechter seit ewigen Zeiten selbstverständlich war, zu verfügen, dass keine Frau mehr auf den Thron darf. (Als ob man nach Fran-Horas Männern den Thron verboten hätte.)
Spoiler Rauls Geheimnis:
Dass Raul Tulamide war wurde ja auch erst später gesetzt, um eben diese Einstellung zu erklären.
Mit Priesterkaiserin Amelthona hatte offenbar niemand ein Problem, und als Perval seine Tochter Cella neben Bardo auf den Thron gesetzt hat hatte auch kaum wer was dagegen.
Also, ganz so groß hätte das Problem eigentlich nicht sein müssen.