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Vertrag zwischen Schwertgesellin und Auftraggeber

Allgemeines zu Aventurien, Myranor, Uthuria, Tharun, Den Dunklen Zeiten & Co.
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damien_hell
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Vertrag zwischen Schwertgesellin und Auftraggeber

Ungelesener Beitrag von damien_hell »

Hallo an alle, mögen die Götter mit euch sein!

Ich spiele eine Schwertgesellin (Bayalan nach Ishanna al´Kira) und habe das Glück, von einem SC als Leibwächterin angeheuert zu werden (Magier aus Khunchom).

Da ihr letzter Auftraggeber durch Krankheit verstarb und dieser für die Khunchomer Akademie arbeitete, passt mir das gerade.
Jetzt wurde nach unserem letzten Spielabend eine Zusammenarbeit+ Lohn in Aussicht gestellt, das Wort „Vertrag“ fiel in diesem Zusammenhang.
Seitdem durchstöbere ich die Regelwerke und Suchmaschienen, konnte aber außer Erwähnungen kaum etwas handfestes finden.

Hat jemand mal solch einen Vertag aufgestellt? Was sollte er enthalten? Greift hier der Khunchomer Kodex? Zu dem konnte ich auch kaum Infos finden.
Kann mir jemand Empfehlungen für Löhne nennen, gerne auch Regelstellen? Habe dazu kaum etwas finden können.
Es geht wohl um eine längere Expedition, die der Magier anstrebt, kann also auch Monatlich sein.

Gerne offiziell, aber Fanmade als Leitfaden geht natürlich auch.

Liebe Grüße und vielen Dank für eure Hilfe :)
Wer nicht grüßt, gehört in die (Nieder)- HÖLLE!

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Grakhvaloth
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Vertrag zwischen Schwertgesellin und Auftraggeber

Ungelesener Beitrag von Grakhvaloth »

Ich würde mich dabei grob am SO der Schwertgesellin orientieren. Irgendwo weiter hinten im WdS gibt es einen Abschnitt zu ungefähren monatlichen Lebenshaltungskosten je nach SO. Je nachdem wie man jetzt rechnet kommen da natürlich unterschiedliche Zahlen raus (geht von 30 Tagen Anstellung im Monat aus? Gibt ja auch mal Zeiten mit schlechter Auftragslage...und wie preist man Schulden und Zinsen ein?), aber man hat schonmal einen Stsrt.

Zum Khunchomer Kodex gibt es soweit ich weiß keinen genauen Wortlaut, weder im Kor-Vademecum noch in der Wiki, da hab ich immer großzügig gehandwedelt.

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Horasischer Vagant
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Vertrag zwischen Schwertgesellin und Auftraggeber

Ungelesener Beitrag von Horasischer Vagant »

Granden, Gaukler und Gelehrte nennt folgende Preise für eine Balayan:

Leibwache 5 S (pro Tag)
Leibwache bei akuter Bedrohung oder sehr gefährlichem Auftrag 1 D (pro Tag)
Unterricht AP x 14 H
Unterricht (Sonderfertigkeit) 30 bis 50 D


Und ja – es sollte sich nach dem Khunchomer Kodex richten!
Besuche mit Deinem Helden das Shaya´al´Laila in Zorgan (offenes RP)

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AngeliAter
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Vertrag zwischen Schwertgesellin und Auftraggeber

Ungelesener Beitrag von AngeliAter »

Effektiv sollte im Vertrag drin stehen um welche "Probleme" du dich zu kümmern hast. Wie Kollateralschäden aussehen dürfen, was im Falle einer Entführung zu machen ist, ob Familienangehörige ebenfalls unter dem Schutz fallen wenn sie im selben Raum sind, wie die zeitliche Verpflichtung ausschaut (also nicht nur für wie lange sondern auch, wie lange du täglich bereit stehen muss). Wie weit du nebenbei als Beraterin zuständig bist für die Planung von Schutz (alleine schon die Frage, ob du Magier bei Bedarf anheuern sollst, sollte vorab geklärt werden, das wird schnell kostspielig).

Und natürlich, du erledigst quasi Söldnerdienste besonderer Art, das fällt unter dem Kunchomer Kodex (besonders, da Kunde wie Dienstleister direkt dort aus der Ecke stammen).
Das Stockholm-Syndrom ist eine anerkannte Methode um neue Freundschaften zu schließen.

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Na'rat
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Vertrag zwischen Schwertgesellin und Auftraggeber

Ungelesener Beitrag von Na'rat »

Ich sehe es ein wenig anders, der Khuncomer Kodex ist was für die Mordbuben, die man auf seine Fellachen hetzt oder die des Nachbarn. Die paar Offiziere, die man vielleicht braucht, kauft man auch nicht einzeln ein, sondern zusammen mit ihren Mordbuben. Also nix mit Kindergeld, Krankentagen und Mutteschutz einzeln aushandeln.
Alrik der Archomogul von Alriksbad gibt Balrik dem Schlächter vom Balsach Geld und der kümmert sich im Kindergeld, Krankentage und Mutterschutz für seine Mordbuben.
Macht der das nicht, bekommt Balrik dem Schlächter vom Balsach nur noch schwer an Geld und wird wahrscheinlich von seinen eigenen Mordbuben ausgeweidet. Umgekehrt bekommt Alrik der Archomogul von Alriksbad keine Mordbuben mehr, wenn er nicht bezahlt.

Verträge, gerade bei den Tulamiden, sind nur dann was wert, wenn eine Partei beteiligt ist, die im Zweifelsfall Alrik und oder Balrik bei Vertragsbruch sanktionieren kann. Daher läuft viel über das persönliche Prestige. Das von Balrik dem Schlächter vom Balsach ist natürlich eher gering, daher bekommt er auch wenig Geld und das Alrik der Archomogul von Alriksbad auch wirklich zahlen kann weiß man auch erst hinterher.

Wenn hingegen Atherion der Allesbeschläfer von Fasar Karim und seine Löwen von Khunchom anheuert wissen alle Beteiligten woran sie sind und haben jeweils ordentlich Prestige zu verlieren, wenn man die jeweils andere Partei öffentlich übers Ohr haut.

Was bedeutet dass für den hochklassigen freischaffenden Söldner? Dass man eher schlechte Karten hat. Karim will einen vielleicht anheuern, womit es sich dann mit freischaffend erledigt hat. Balrik kann sich Elite nicht leisten. Alrik kann entweder den freischaffenden Elitesöldner anheuern oder Balriks Haufen. Atherion will... nein wird einen beschlafen, aber jenseits davon braucht er auch mehr als nur eine Person die Stahl in andere Personen steckt.

Als freischaffende Elite kann man sich also so Sachen wie Mutterschutz, Krankentage, freie Tage, Sturmsold, Offiziers Apanage, feste Arbeitszeiten (eh was neumodisches) abschminken. Man nimmt so viel wie nur möglich im Voraus, deponiert das Geld in einem Tempel und hofft, dass man überlebt und es ausgeben kann. Ansonsten ist halt der Auftraggeber verantwortlich, dass seine bezahlte Elite wie eine wahrgenommen wird, hat ja auch ein Interesse daran, sonst hätte er auch Balrik nehmen können. Hier wird der Auftraggeber also schon dafür sorgen, dass seine Elite standesgemäß versorgt wird.
Man wird effektiv zu einem zeitweiligen Mitglied des Haushalts des Auftraggebers, mit allen Rechten und Pflichten. Wie eben den Hausherren, seinen Besitz, seine Familie zu verteidigen und überhaupt in seinem Interesse zu handeln. Umgekehrt hat der Hausherr die Pflicht sich, um die Seinen zu kümmern.

Wie genau das nun aussieht vom gewünschten Grad der Hartwurstigkeit ab. Es empfiehlt sich die Sache möglichst einfach zu handhaben.

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AngeliAter
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Vertrag zwischen Schwertgesellin und Auftraggeber

Ungelesener Beitrag von AngeliAter »

Die Sanktion eines Leibwächters bei Vertragsbruch ist relativ simpel: einmal nicht hinsehen oder seine Waffe spät ziehen weil man erst die Tasse Tee trinken muss.
Ne, wer Leibwächter einstellt wird sowas wie "Vertragsbruch" nicht mal ins Auge fassen, das sind keine ersetzbaren Mordsbuben sondern Leute die einen über viele Jahre begleiten und häufig auch in wichtige Stellen aufrücken.
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Na'rat
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Vertrag zwischen Schwertgesellin und Auftraggeber

Ungelesener Beitrag von Na'rat »

AngeliAter hat geschrieben: 27.12.2020 11:18 Die Sanktion eines Leibwächters bei Vertragsbruch ist relativ simpel: einmal nicht hinsehen oder seine Waffe spät ziehen weil man erst die Tasse Tee trinken muss.
Der erste Akt des Vertragsbruch ist, unter diesen Umständen, natürlich die Unschädlichmachung der anderen Partei.
AngeliAter hat geschrieben: 27.12.2020 11:18 Ne, wer Leibwächter einstellt wird sowas wie "Vertragsbruch" nicht mal ins Auge fassen, das sind keine ersetzbaren Mordsbuben sondern Leute die einen über viele Jahre begleiten und häufig auch in wichtige Stellen aufrücken.
Eben (langjährige) Mitglieder des eigenen Haushalts. Freischaffende Spezialisten, wie es Spielercharaktere gemeinhin sind, haben da deutlich schlechtere Karten.

damien_hell
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Vertrag zwischen Schwertgesellin und Auftraggeber

Ungelesener Beitrag von damien_hell »

Erstmal danke für eure Mithilfe und ich freue mich darüber, so eine lebendige Diskussion angestoßen zu haben :)

Es geht dabei um eine Expedition nach Maraskan, im Auftrag der Akademie Khumchom, für die der SC-Magier zuständig ist.
Meine Heldin, die Schwertgesellin, soll für seinen Schutz sorgen.

Meine SG war vorher im Dienste eines Indiana-Jones-Endeckers, der Artefakte für die Akademie Khunchom suchte. Dabei fand er einen Alten Stab und wollte diesen zur Akademie Khunchom bringen, da diese die Expeditionen finanzierte.
Während der Rückreise erkrankte der Entdecker und verstarb, gab meiner SG als letzten Auftrag, den Stab nach Khunchom zu bringen. Ihre Loyalität zum Auftraggeber reicht soweit, dass sie nicht überlegen musste. Auf ihrer hastigen Reise nach Khunchom hatte sie das Gefühl, verfolgt zu werden...
(Entdecker WIRKLICH an Krankheit verstorben? Warum stirbt ihr Pferd an einer Vergiftung, kurz nachdem der Entdecker verstarb? Will eine dritte, Unbekannte Partei nicht, dass der Stab Khunchom erreicht?)

In Khunchom angekommen, analysiert der SC-Magier den Stab (Ergebnis:Kophtanim).
Der Magier will eine erneute Expedition nach Maraskan organisieren um weitere Teile des Stabes zu suchen, und da meine SG von eventuellen Verfolgern sprach, möchte dieser sie nun für seine Sicherheit anstellen.
Außerdem knistert es schon seit der ersten Begegnung zwischen den beiden ;)

Jetzt sitzen unsere Charas beisammen und wollen über einen Vertrag reden, und dann kam vom SL der Cut... (das war letzte Woche).

Seitdem stöbere ich alles durch, was ich auf dem iPad und dem Internet finden kann xD
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Djembo
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Vertrag zwischen Schwertgesellin und Auftraggeber

Ungelesener Beitrag von Djembo »

Na'rat hat geschrieben: 27.12.2020 11:25 Eben (langjährige) Mitglieder des eigenen Haushalts.
Den Punkt würde ich sogar besonders betonen. Ich lehne mein Aventurien gerne an die realen Verhältnisse von (der regional passenden) Antike und (dem regional passenden) Mittelalter an "Der Haushalt" war europaweit und auch in arabischen Ländern doch etwas umfassender als unsere Kernfamilie. Das römische Modell hat die genaueste (mir bekannte) Formalisierung dazu, da hatten wir den "pater familias" und der war das Oberhaupt des Haushaltes. Er hat bestimmt und alle waren ihm zu Gehorsam verpflichtet (achtung, Idealvorstellung). Das umfasste auch die Kinder bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie auszogen und ihre eigene Familie gründeten. Und Teil der Familie waren eben auch Sklaven, Angestellte, Klienten und diverse andere Leute und Tiere. Im Gegenzug war der pater familias der Familie gegenüber verpflichtet, sie zu beschützen, zu versorgen und allgemein für ihr Wohl zu sorgen. Ganz grob vereinfacht natürlich, das Ganze, aber so in etwa verhielt es sich in weiten Teilen der Welt und das passt eben auch für den tulamidischen Raum.
Und deshalb, weil ein Leibwächter Teil des Haushaltes ist, müssen solche Dinge nicht extra vertraglich aufgeführt werden. Das ist sein sehr neuzeitliches Denken. Macht einen bei der Arbeit mit solchen Urkunden (und manchmal auch mit Rechnungsbüchern) ziemlich irre, man denkt immer "man, lassen die hier viel offen", aber das tun sie gar nicht. Das gilt natürlich nur für Privatverträge, staatliche Sachen sind doch sehr ausführlich. Außerdem sind solche Verträge in der Regel nicht schriftlich festgehalten worden sondern mündlich geschlossen worden, weshalb die Überlieferung sowieso sehr mangelhaft ist, weil dann oft nur Verträge überliefert sind, die ohne Zeugen geschlossen wurden und da kann man dann ja so ziemlich alles rein schreiben.
Ein mündlicher Vertrag zwischen Leibwächter und Arbeitgeber (im MR, deshalb Bosparano) könnte zum Beispiel so aussehen:
Beide Vertragspartner stehen einander gegenüber, um sie herum die Zeugen. Der Dienstherr sagt:
"Spondesne mihi protector ancillari?"
"Gelobst du, mir als mein Leibwächter zu dienen?"
Und der Bedienstete antwortet
"Spondeo."
"Ich gelobe es."
Darauf fragt der Bedienstete
"Spondesne te dominum esse?
"Gelobst du, ein Herr zu sein?" (gemeint ist: die Pflichten eines dominus zu erfüllen)
Und der Dienstherr antwortet
"Spondeo"
"Ich gelobe es."

Und das war's. Die Rechte und Pflichten sind beiden Parteien implizit klar (und sollten von euch OT abgesprochen sein), es gibt Zeugen, damit ist alles wichtige erledigt. Eine Bezahlung wird vorher ausgehandelt und sich daran zu halten, ist Teil des "te dominum esse".
“I sound my barbaric yawp over the roofs of the world.”

Vasall
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Vertrag zwischen Schwertgesellin und Auftraggeber

Ungelesener Beitrag von Vasall »

Das sehe ich wie @Djembo und @Na'rat und würde es ach so ausgestalten.

Eine Leibgarde sollte wo möglich Teil der Familia und in Dienst und Treue mit dem Herren verbunden sein und nicht über einen auslegbaren Kontrakt.
Gerade der Schwertgeselle steht für Kampfkunst und Ehre und nicht für Kampfkunst und Gold ist ist damit für solch ein Vertrauensverhältnis prädestiniert.
Ein zeremonielles, öffentliches Gelöbnis, oder einen Treueschwur finde ich daher einen sehr passenden Vertrag.

Leider habe ich da ad hoc auch kein passendes Beispiel außerhalb der Tradition des abendländischen Rittertums. Vielleicht kennt @Shirwan einen schönen Text aus dem persischen Raum. Das würde mich an der Stelle sehr interessieren.

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Denderajida_von_Tuzak
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Vertrag zwischen Schwertgesellin und Auftraggeber

Ungelesener Beitrag von Denderajida_von_Tuzak »

Teil der Familie wird eine Leibwache nur sein, wenn sie dauerhaft da beschäftigt ist. Es gibt aber auch Leute, die sich Schutz nur anheuern, wenn sie eine Reise machen oder temporär Gefahr vermuten - das im "normalen" Leben aber nicht für nötig erachten bzw. sich nicht leisten können.

Ein Balayam hat gegenüber dem "normalen Söldner" einen guten Leumund - seinen Ausbilder... Fehlverhalten oder schuldhaftes Scheitern führt dazu, dass auf diesen ein schlechtes Licht fällt, bzw. dass dieser einen umzubringen versuchen wird, um seinen eigenen Ruf wieder herzustellen...

Einen Vertrag könnte ich mir gerade in einem Feqz-gläubigen Umfeld schon vorstellen, der wird sich im Grundsatz auf den Kodex beziehen (z.B. SG stellt Waffen/Rüstung/Kleidung und evtl. ein Reitpferd selbst; Kost, Logis, Reisemittel und andere Ausrüstung wird durch den Auftraggeber gestellt) und ansonsten eher Bestandteile haben, die nicht klar durch den Kodex abgedeckt sind: Wer übernimmt Rückreisekosten nach Abschluss, wer liquidiert Ansprüche (auch im eventuellen Todesfall eines oder beider Beteiligter), was genau muss der Leibwächter alles machen (und was nicht),...

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Na'rat
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Vertrag zwischen Schwertgesellin und Auftraggeber

Ungelesener Beitrag von Na'rat »

Denderajida_von_Tuzak hat geschrieben: 27.12.2020 16:23 Teil der Familie wird eine Leibwache nur sein, wenn sie dauerhaft da beschäftigt ist
Haushalt, nicht Familie. Und eine Leibwache will man schon so nahe wie sich bei sich haben, idealerweise vom ersten Tag an. Anders als die Schläger von Kalrik, dem Karawanenwächter, den man auf Empfehlung von Halrik, dem vertrauenswürdigen Händler angeheuert hat.
Denderajida_von_Tuzak hat geschrieben: 27.12.2020 16:23 Ein Balayam hat gegenüber dem "normalen Söldner" einen guten Leumund - seinen Ausbilder
Der ist nicht da.
Denderajida_von_Tuzak hat geschrieben: 27.12.2020 16:23 Einen Vertrag könnte ich mir gerade in einem Feqz-gläubigen Umfeld schon vorstellen
Gerade bei Phexgläubigen nicht, da ist so ein Vertrag ja nur eine Aufforderung vom anderen betrogen zu werden.
Denderajida_von_Tuzak hat geschrieben: 27.12.2020 16:23 Wer übernimmt Rückreisekosten nach Abschluss, wer liquidiert Ansprüche (auch im eventuellen Todesfall eines oder beider Beteiligter), was genau muss der Leibwächter alles machen (und was nicht),...
Wie kommst du darauf, dass derlei nicht geregelt sein soll? Wenn der Kodex sich ohnehin schon mit derlei Kleinvieh beschäftigt? Zumal so eine Ordnung da sehr schnell an ihre Grenzen stößt, sie kann eben nicht, im Sinne der HOAI Einzelheiten regeln, sondern nur allgemeine Aussagen treffen.

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Shirwan
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Ungelesener Beitrag von Shirwan »

Vasall hat geschrieben: 27.12.2020 13:18 Vielleicht kennt @Shirwan einen schönen Text aus dem persischen Raum. Das würde mich an der Stelle sehr interessieren.
Adhoc leider nicht, tut mir leid. Ich guck mal im Laufe der Woche ins Shahnameh. Bei Ziavash und Rostam könnte diesbezüglich was stehen.

Viele Grüße
Shirwan

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Shirwan
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Ungelesener Beitrag von Shirwan »

Ich bin noch dran, aber leider kam ich noch nicht sehr weit. Was ich gefunden habe, war die Inthronisierung von Prinz Dastan. Es ist ehrlich gesagt nicht passend, aber ich fand es dennoch schön, weswegen ich es (sehr frei und ohne Beibehaltung des Versschemas) übersetzt habe. Ich entschuldige mich dafür, dass es nicht einmal annähernd an das Original rankommt, aber vielleicht gefällt es euch trotzdem. Ich bleib an der Sache dran.

Es befahl dann der Shah seinen Mobadan/Magiern (1), den Sternenkundigen und den Weisen, ein Horoskop Zal Dastans zu erstellen / die Zukunft Zal Dastans zu ergründen, um zu erfahren welch Schicksal ihn erwartet. Der Shah fragte: Wenn er mächtig ist, wie wird er herrschen? Und wie wird seine Gesinnung sein? Die Sternenkundigen und Weisen lasen seine Zukunft ohne Fehl und verkündeten: Höre auf und lebe froh, solange die Welt den Sonnenaufgang kennt! Er wird ein berühmter Pahlevan (2), gerecht (3) und weise, tapfer und ritterlich (4).
Als der Shah diese Nachricht vernahm, da ward er froh und das Herz des Pahlevans verließ der Kummer/die Sorge. Der Shah ließ ein Khalat (5) zusammentragen, das ohne seinesgleichen war/ihm selbst zur Ehre gereichte: Pferde Arabiens mit goldenen Sätteln und Zaumzeug, indische Shamshir (Schwerter) in goldenen Scheiden, Diba (6) und Zobel, Geschmeide und Gold, Teppiche in unermesslicher Zahl, römische (7) Sklaven gehüllt in edelsten Brokat (8), Gemälde mit goldenem Rahmen, mit Smaragden besetzte Gefäße und mit Türkisen verzierte Trinkpokale, aus Rotgold, wie auch aus lauteren Silber und alle waren sie gefüllt mit Moschus, Kafur (Kampfer) und Safran. All dies brachten seine Untergebenen herbei. Auch schwere Rüstungen aus Stahl, ebensolche Helme, Rüstungen für die Pferde und Lanzen, Pfeile, Kriegsstreitkolben und harte Bögen. Dazu einen Thron, verziert mit Türkisen und eine goldene Krone. Auch einen rubinen Siegelring und den goldenen Gürtel (9). Einen Brief des Schwurs (Lehensbrief) verfasste Manuchehr (der Shah) und siegelte ihn. Dieser war voller Lob (wörtlich: Sternhaftigkeit) und glich in der Schönheit der Sprache dem Paradies. Und die Herrschaft/das Lehen umfasste [...]
Als dieser Lehnsbrief und das Khalat übergeben ward, da erhob sich Sam (Dastans Vater) und lobpreiste: O gütiger Shah, du bist gerecht und der Streiter im Kampf um die Wahrheit (10)! Die ganze Welt, vom Fisch bis zum Mond (11), hat noch nie das Haupt eines solchen Shahs mit einer Krone verziert. Durch deine Güte und deine Gerechtigkeit, durch deinen aufrichtigen Charakter und die Weisheit deines Verstands, spendest du dieser Welt das Glück ohne Unterlass. Was bedeuten all diese Schätze? Unter deiner Augen Schutz erscheinen sie wertlos (12). Füge es Gott, dass dein Name in unser aller Erinnerung getragen wird / nie vergessen wird.


Einige Formulierungen ergeben nur Sinn, wenn man den Kontext kennt, deswegen für die Interessierten noch folgende Erläuterungen:

1: Mobad sind die Geistlichen der zarathustrischen Religion. Sie werden häufig mit dem iranischen Wort Magier (Mogh) übersetzt (von altpersisch magu/magush und das wiederum wahrscheinlich von magh = helfen, können).
2: Pahlevan/Pahlavan wird häufig mit Held übersetzt. Das Wort entstammt wahrscheinlich vom Wort Parthavan, also dem iranischen Volk der Parther. Die Gleichsetzung mit Held macht glaube ich deutlich welches Ansehen das Volk genoss. Die Erziehung eines Pahlevans umfasste vorrangig eine moralische und geistige Ausbildung, daneben auch eine kämpferische/kriegerische. Ihr Moralkodex erinnert an den des Ritters in DSA. Viele ihrer Traditionen werden bis heute im Surkhaneh weitergelebt, wo es auch verschiedene Ränge gibt. Welt-Pahlevan ist der höchste Rang und wird von Dastans Sohn erlangt
3: Eher sowas wie: Das gerechte Urteil kennend, nach diesem handelnd und urteilend
4: Wörtlich "reiterlich": Die schweren Panzerreiter der Perser und Parther entstammen dem Adel und hatten eine umfassende Erziehung genossen, die
5: Khalat hat eine Doppelbedeutung. Es ist eins der wenigen arabischen Worte die Ferduzi verwendet. Es bedeutet übersetzt "ehren". Zum einen bezeichnet es einen Ehrenkaftan, ein Gewand, das den Träger als Privilegierten adelt. Im Rahmen dieser Ehrung werden dem Empfänger je nach Aufgabe und Rang aber weitere Geschenke gemacht, so dass die ganze Zeremonie dieser Schenkung auch als Khalat bezeichnet wird
6: Da die Seidenstraße durch Persien verlief, entwickelte sich ein ausdifferenziertes Handwerk zur Weiterverarbeitung von Seide. Diba ist eine Art davon und bezeichnet stark glänzenden Brokat. Die meisten persischen Begrifflichkeiten und Motive wurden wegen der hohen Güte der Stoffe auch in anderen Ländern übernommen (in Deutschland ist das allerdings meines Wissens nur bei Taft und dem Symbol der Pfauenfeder der Fall).
7: Mit Rom ist hier das oströmische/byzantinische Reich gemeint. Oströmer und Parther/Perser schätzten trotz des anhaltenden Krieges, die Kultur der jeweils anderen Partei. Ferduzi macht dies durch die Gewandung hier noch einmal deutlich
8: Wörtlich Römisches Diba (normalerweise römisches Zarbaft, bzw. byzantinisches Brokat, hier wahrscheinlich wegen dem Reimschema so verwendet).
9: Den goldenen Gürtel anlegen, bedeutet den Dienst für den Shah anzutreten und war nur Hochadligen gestattet (und natürlich dem Shah)
10: In der altiranischen Religion war die Wahrheit die höchste Tugend und der Shah der bedeutendste Streiter zum Erhalt dieser
11: Im Persischen as Mahi ta Mah. Sehr beliebte Formulierung aufgrund der sprachlichen Nähe. Zudem entstammt das Leben gemäß der persischen Mythologie dem Wasser und der Fisch steht damit stellvertretend für das Leben
12: Ergänze:...da deine Aufmerksamkeit/Anerkennung mir wichtiger ist und diese Gaben nur das Resultat deiner Handlung sind

Vasall
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Vertrag zwischen Schwertgesellin und Auftraggeber

Ungelesener Beitrag von Vasall »

Danke @Shirwan!

Das finde ich sehr gelungen und sehr aufschlussreich. Wie das Schicksal des Prinzen gleich auf mehreren materiellen wie immateriellen Ebenen mit den Lehensleuten verbunden wird, finde ich sehr spannend und vom Luxus her entsprechend heruntersakaliert eine gute Vorlage für einen zeremoniellen Treueschwur zwischen Herr und Gardekrieger.

PS:
Mein Kollege hat Pahlevan auch gerne direkt mit Ritter, Samurai oder Edelmann übersetzt weil zum heldehaften Auftreten des Pahlevan ja in der Regel zwingend Aspekte wie Ehre, Moral, Weisheit, Treue und Gerechtigkeit gehören, wie du schon schreibst. Also wäre der Pahlevan sowas wie ein "ritterlicher Champion".

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