DnD-Flüchtling hat geschrieben: ↑27.11.2022 00:23
Dieses Beispiel finde ich nicht besonders passend: Auch wenn es in der Allgemeinheit schon so eine Tendenz dazu gibt, den Meinungsäußerungen von Promis einen ungerechtfertigt hohen Wert beizumessen, sind die beiden trotz allem doch nur Entertainerinnen, die außer ihrem Celebrity-Status nichts haben, was ihre persönlichen Ansichten besonders hervorhebt - zumal es ja nicht so ist, als wären die beiden davor durch besonders tiefschürfende Erkenntnisse oder rasiermesserscharfe "hot takes" aufgefallen.
Point, es passt nicht zu 100%.
DnD-Flüchtling hat geschrieben: ↑27.11.2022 00:23
Und auch der Harry Potter-Vergleich trifft es nicht so ganz. Mal abgesehen davon, dass JKR's Worldbuilding bei allem Respekt gelegentlich schon zu wünschen übrig lässt, ist sie Roman- und keine Abenteuerautorin: Dh sie kann es sich leisten, ihre Story so zu drehen, wie sie es will, damit es eine gewisse Entwicklung gibt. Wenn sie aus dramaturgischen Gründen also will, dass Harry keiner glaubt, dann schüttelt sie einfach die Karikatur einer Boulevardjournalistin aus dem Ärmel, die ein Hit Piece nach dem anderen schreibt, um Harry an den Karren zu fahren, und irgendwie reicht das dann auch, um die öffentliche Meinung gegen ihn zu drehen - nicht etwa, weil es so plausibel wäre, sondern einfach, weil sie es für ihre Story so braucht. Wobei man hinzufügen muss, dass Harry in den Augen der Allgemeinheit ja eigentlich noch nichts geleistet hat außer den Feuerkelch zu holen - nur "der Junge der lebte" zu sein reicht eben auch nicht bis in alle Ewigkeit.
Das gilt zwar für Harry, aber eben nicht für Dumbledore und das IHM niemand glaubt finde ich hier den viel spannenderen Punkt. Prinzipiell absolute Zustimmung zu JKRs Worldbuilding (ich würde es sogar als fast durchgängig relativ unplausibel zu bezeichnen, zumindest was die fantastischen Elemente angeht, aber das hat mit dem Beispiel ja wenig zu tun), aber konkret diese Medienkampagne hat jetzt zumindest für mich nicht zu den Teilen gehört, die sich irgendwie unplausibel angefühlt haben. Ich finde auch nicht, dass Abenteuer generell einen höheren Plausibilitätsanspruch haben (sollten) als Romane, sondern eher einen ähnlichen. Das mag aber an meinem Spielstil liegen, an dem sich "Realismus" eher an den Konventionen von Genremedien orientiert als an der beinharten Realität. Wo das Problem ja schon ist, dass wir in der Realität einfach keine Personengruppe haben, die einen ähnlichen Status wie "legendäre Helden" hat.
Mir geht es auch gar nicht darum sie mit "ich Chef, du nichts" abzubürsten oder sie wie weniger Prominete zu behandeln. Selbstverständlich werden die in allen Ehren von (je nachdem bei wem sie sich genau beliebt gemacht haben und bei wem nicht, die Heldengruppen die ich kenne sind nach ein paar Jahren/Jahrzehnten Ingame-Zeit bei einigen einflussreichen Leuten auch eher persona non grata, je nachdem welche Abenteuer gespielt und wie sich dort verhalten wurde) Kaiser Brin, Amene III, dem Triumvirat von Al'Anfa, dem Kalifen und was weiß ich noch wem empfangen (halt bei allen wo sie es probieren und einen gewissen guten Ruf haben, wie gesagt, in meinen Gruppen ist es auch regelmäßig so, dass in bestimmten Regionen eher das Gegenteil der Fall ist, aber das sind auch für gewöhnlich recht "graue" Gruppen), es gibt überall dort ein Festmal zu ihren Ehren, alleine weil sie dem Hof die Ehre ihres Besuches erweisen, danach wird Rat gehalten, ihnen wird ganz in Ruhe zugehört und dann zeigt sich, dass selbst ihnen eine so abgefahrene Geschichte nicht vorbehaltlos geglaubt werden. Einige unterstellen vielleicht, dass die Helden einer magischen Illusion erliegen sind. Andere deuten höflichst an, dass es ja auch den Verdiensteten von uns passieren kann, dass wir einmal die Hilfe der Noioniten benötigen und mit dem Status würde man dort ja die beste und privilegierteste Behandlung bekommen. Wieder andere (die mit den entsprechenden Charakterschwächen, da ist vielleicht ein Blick auf die entsprechenden Lokalherrscher und Ratsmitglieder sinnvoll) vermuten vielleicht eine Verschwörung, haben Angst um ihre eigene Macht oder haben den Helden trotz aller ihrer Taten vielleicht aufgrund ihrer Herkunft (wenn es zb "Ausländer" sind oder sie nicht von Geburt an von Stand waren) oder einzelner ihrer Taten (einzelne macht man sich im Abenteuerleben natürlich auch zu Feinden) noch nie getraut, die schüren die Bedenken der ersteren. Am Ende gibt es insgesamt eine gewisse Skepsis, die natürlich äußerst respektvoll kommuniziert wird. Aber natürlich, wenn die ehrenhaften Herren und Damen davon überzeugt sind, dass an ihren Befürchtungen etwas dran ist, dann haben sie natürlich jede Erlaubnis dem nachzugehen und etwas dagegen zu tun. Sie erhalten auch Brief und Siegel, dass sie dazu legitimiert sind. Ob sie auch Soldaten bekommen? Nun, bisher hatten sie diese doch auch nicht nötig? Nun ja, göttergefällige 12 kann man ja schon entbehren und wenn ihr gerade zu klamm seid um was auch immer ihr tun wollt zu finanzieren, klar kann die Reichskasse dann auch 100 Dukaten entbehren (das "aber bitte geht langsam wieder und hört auf Chaos zu verbreiten" wird natürlich nicht gesagt).
Und dann gibt es die, die den Helden bedingungslos glauben, entweder aufgrund ihrer Beziehung zu den Helden oder aufgrund ihrer eigenen Weisheit. Waldemar von Weiden ist da ein guter Kandidat finde ich. Oder Dexter Nemrod. Oder mit wem auch immer sich die Helden in der Vergangenheit besonders gut gestellt haben. Können ja durchaus mehrere sein, vielleicht nicht direkt genug, dass sie den Reichsnotstand einberufen können. Sie stellen den Helden natürlich jede mögliche Unterstützung zur Verfügung und tun, was die Helden sagen um die Katastrophe abzuwenden. Aber was soll das sein? Ja, Borbarad ist zurück, aber wie genau ist damit umzugehen? Aufspüren können wir ihn ja nicht. Die Ressourcen für ein Herr sind auch begrenzt.
chizuranjida hat geschrieben: ↑27.11.2022 03:01
Je hochstufiger das Abenteuer, desto kleiner der Pool an Helden, die teilnehmen konnten.
Dass man einem neuen Helden einfach XY Abenteuerpunkte zuteilte und sagte, jetzt steigere mal, war damals überhaupt nicht vorgesehen.
In Anbetracht der Tatsache, dass ein Held der ohne zusätzliche AP gebaut ist (zumindest nach DSA 4 bis DSA 5, davor habe ich nicht genug Ahnung) bei weitem zu unfähig ist für das, was bei jemanden der eine mehrjährige Ausbildung in seiner Profession hat irgendwie plausibel ist, ist das ja schon irgendwie albern, aber das wird jetzt wohl zu OT.
Meiner Einschätzung nach passieren die meisten Fehlannahmen und Missverständnisse bezüglich Aventurien durch die Grundannahme, dass Aventurien irgendetwas mit dem irdischen Mittelalter zu tun hat.