So, gestattet, dass auch ich hier meine Lanze breche für den verstümmelten Herren in der Letzten Reihe, gleich bei der großen Bresche:
Ich finde den NL die genialste Erfindung von DSA überhaupt - wie Loki auch, ist der NL zweifelsfrei ein Gott.
Daran ist nicht zu rütteln, er vergibt KE und auch die Kirchen müssen das zähneknirschend zugeben...
Natürlich sind seine Aspekte den anderen 12G nicht gerade genehm - es herrscht also Streit unter den Göttern.
Und genau das ist der NL in meinen Augen - jemand, der beef mit den 12G hat.
Was eine Diskussion von zB einem NL-Priester und den Helden angeht (mit dem Ziel, die Spieler zu erreichen),
muss, aufgrund der Vorurteile, einiges passieren.
Mein Weg wäre, IT "klein" zu argumentieren, während man OT stützende Beispiele aus zB der HA bringt, um auch die Spieler zum Nachdenken anzuregen. Schließlich ist der NL nicht böse, weil es in einem Buch so steht (da steht nähmlich nur die "allgemeine Auffassung", könnte man argumentieren, ebenso wie Pardonas Pläne auch nicht großflächig aufgelistet sind...)
Vielleicht steigt man ein mit einem kleinen, unauffälligen Fuß in der Tür - etwa kann ein Antagonisten-Druide plötzlich nicht mehr zaubern (wg. Eisen, das er nicht bemerkt hat) -> die Einschränkung kommt nicht aus einer persönlichen Haltung;
Dann argumentiert die Nandussuchende (NL-Geweihte), die die Gruppe seit einigen Tagen begleitet, dass das doch interessant sei, offensichtlich gebe es verschiedene Arten von magischer Energie, oder warum sonst sollten Hexen schwerer zaubern, wenn sie den Sternen näher sind (nachts auf dem Besen)?
So kann man ein (sogar eindeutig falsches) Argument bringen, das aber ein Fünkchen Wahrheit enthält und der Meta-Ebene widerspricht -> man erreicht die Geister hinter den Charakteren...
Weiter geht die Reise in den großen Zweifel:
Mal wieder wird irgendwo eine Hexengruppe verbrannt, bestehend aus Mutter (tatsächlich böse und Dämonologin), Tochter (sehr hexenhaft, aber nur "magisch" dank eines Schutzamuletts) und der alten Kräuterfrau aus dem nächsten Dorf (griesgrämige, aber hier unschuldige Hexe).
Die Inquisition wurde eingeschaltet, weil eine bekannte Hexe mit Kräutern der bekannten Giftmischerin des Nachbardorfs eine Fehlgeburt zu verantworten hat... Und wie sich herausstellte, der Bruder der Schwangeren am Tag zuvor im Suff die Tochter der Hexenamme belästigt hatte.
Dabei ist der Zwist hier bei den Hexen (und der Fokus des Szenarios), die Inquisition zitieren ihren Gott links und rechts, um ihr tun zu rechtfertig, halt, wie man sich fanatische Praioten schön im Klischee vorstellt.
Egal, welchen Ausgang die Helden wählen, sind die "gerechten" Inquisitionäre bereit, mehr Kollateralschäden als gerechte Strafen in Kauf zu nehmen, kein Wunder also, dass unsere "Wahrheitssuchende" aufs Äußerste empört ist...
Sie soll ruhig übertreiben, schimpfen, eventuell sogar über sehr zögerliche Helden. Aussagen wie "Wann haben diese angeblich ach so gütigen Zwölfgötter uns je etwas Gutes gebracht? Selbst die wissende Herrin lässt unangenehme Wahrheiten lieber verschwinden als die Konsequenzen zu erleiden" sind hier Gold wert.
Dann das große Finale - man hat sich schon oft gegenseitig geholfen, schließlich tritt man einem übermächtigen Gegner gegenüber und sie nutzt ihre Namenlosen Kräfte, um einen Helden zu retten. Daraufhin die obligatorische Diskussion...
- Sie hat "nur" den Glauben ihrer Eltern übernommen und da es so wenig NL-Gläubige gibt, waren die Anforderungen für die Ordination verhältnismäßig niedrig
- wer genau ist es, der sie belehren will? Die Götter? Meinetwegen. Aber diese Helden und die Kirchen? Keiner von denen hat auch nur ansatzweise wenig Dreck am Stecken (vorr. die Gruppe ist nicht Persil-Weiß)
- Praios hatte die Priesterkaiser, da sieht man mal, was passiert, wenn der Gott des Adels die Herrscher stellt! Und es brauchte ausgerechnet einen Magier
um die Sauerei wieder aufzuräumen. Check
- Rondra (und die Bornländer) verehren/berufen sich auf den Theaterorden, dessen heiliges Ziel ein Genuzid an hilflosen Goblins war?
Außerdem sieht Rondra lieber ihre Geweihten sterben als ihre Gegner? Das soll die Schutzherrin von *irgendwem* sein?
- Efferd hat seine Sturmfluten, der hat vmtl mehr Menschen getötet als Lolgramoth oder Iribaar...
- zu Travia haben wir ja
@Advocatus Diabolis schwulen Ritter
usw...
Den 12G-Glauben während der Thorwalschen Besatzung zu verbreiten, gezielt andere (und eigene) Götter zu degradieren, sollte doch auch nicht im Interesse der Götter sein, oder? Das beweist, dass die Götter auch zerstritten sind, geschweige denn die Kirchen und ihre Politik...
Was den NL betrifft, ist er einfach recht utilitaristisch unterwegs - während anderen Göttern viele nette Ideale wichtig sind, ist es ihm nur wichtig, dass die Dinge erledigt werden; Welche das sind, lässt er die Vielheit entscheiden. Alrik versucht etwa, absolutisitscher Kaiser zu werden, Belrike will Grafschaften als höchste Verwaltungsebene. Also versuchen es beide und der bessere gewinnt
Selbstbestimmung ist dem NL doch sehr wichtig und deshalb den anderen Göttern ein Dorn im Auge.
'Aber die Geweihten müssen sich Ohren abschneiden!' - Das ist auch nur eine Währung, wer etwas erreichen will mit fremden Mächten muss eine Gegenleitung bieten und Verstümmelungen schränken dich ein und geben dir dafür etwas anderes wieder. Außerdem deeskaliert es die Machtkämpfe, schließlich mögen Leute ihre Hand...
Sobald man den Spielern die "aber im Buch steht..."-Barriere aus den Köpfen gehauen hat, kann man den NL als
a) missverstandenen
b) realistischen, aber auch utilitaristischen
c) misshandelten
d) Einzelgänger
darstellen, dessen Aspekte Macht/Herrschaft, Einzigartigkeit, Wandel und, historisch bedingt, Kampf gegen die 12G
beinhalten...
Als SL sollte man am Besten vorher mal Macchiavelli lesen (oder sich in Grundzügen damit beschäftigen); gerade zur KmK passt das
Außerdem gibt es die 13 Lobpreisungen ausgearbeitet im Scriptorium, da sollte sich auch das ein oder andere Argument finden.
Das Ziel sollte (für mich) sein, den NL als Macher (und evtl ehemaligen "Mann fürs Grobe" der Götter) darzustellen, während man die Götter karikiert (dabei kann man gut auf gewisse atheistische Neigungen der Spieler zurückgreifen).
die Große Bresche waren entweder die Dämonen (der Dämonensultan ist auch ein netter Sündenbock) oder die Götter haben den NL gebeten, ihnen die Möglichkeit für einen Kreuzzug in die Niederhöllen zu verschaffen (was jetzt auch nicht soo unwahrscheinlich ist, wenn man sich ihre Kirchen ansieht... Also eigentlich ist es, weil sie politische Macht hatten, das wäre jeder Religion früher oder später passiert, aber das muss man den Helden ja nicht auf die Nase binden
)
Und sobald die ersten Zweifel gesät sind, macht man als SL ein klassisches "Kult fliegt auf"-AB
Offenbarung des Himmels
Schon ist man zurück in der Komfortzone, man wiegt sich in Sicherheit - "Seht ihr, sagen wir doch, der NL ist böse!"
Und dann lässt man sie den Karren an die Wand fahren, die (zB inwischen gefangen genommene) NL-Geweihte bietet ihre Hilfe an, die Helden müssen entscheiden
Helfen tun gemeinsame Ziele - ein schurkischer Gegner, Abwehr dämonischer Mächte, sowas. Auch den Kampf einer Mittelländischen Geweihten gegen Nachtalben wäre sicher spannend, einfach um Diversität des NL-Kults zu zeigen. Und dann, wenn die Helden sie liebgewonnen haben, richten sie ein Haufen Draconiter für Namenlose Frevel hin. einfach so
Schließlich ist der NL böse. Abgrundtief. Schlimmer als Dämonen. Ewige Qualen in der namenlosen Nachwelt sind die gerechte Strafe.
edit: siehe unten