Während die echten Arten der Ehre sich bei allen Völkern und zu allen Zeiten finden, ist die ritterliche Ehre oder das point d'honneur erst im Mittelalter entstanden, und bloß im christlichen Europa und zwar bloß unter den höheren Ständen einheimisch geworden.
Die Grundsätze der ritterlichen Ehre sind von denen der echten Arten der Ehre gänzlich verschieden, ja ihnen zum Teil entgegengesetzt und bilden einen ganzen Codex oder Spiegel der ritterlichen Ehre. Dass dieser seltsame, barbarische und lächerliche Codex der Ehre nicht aus dem Wesen der menschlichen Natur oder einer gesunden Ansicht menschlicher Verhältnisse hervorgegangen sei, erkennt der Unbefangene auf den ersten Blick. Das ritterliche Ehrenprinzip mit seinem absurden Duellwesen ist ein künstliches, ist ein Kind jener Zeit, wo die Fäuste geübter waren, als die Köpfe, wo die Pfaffen die Vernunft in Ketten hielten und schwierige Rechtsfälle durch Ordalien, Gottesurteile, die hauptsächlich in Zweikämpfen bestanden, entschieden wurden, also ein Kind des Mittelalters und seines Rittertums.
Die Tendenz des ritterlichen Ehrenprinzips ist diese, dass man durch Androhung physischer Gewalt die äußerlichen Bezeugungen derjenigen Achtung erzwingen will, welche wirklich zu erwerben man entweder für zu beschwerlich, oder für überflüssig hält. Während die bürgerliche Ehre in der Meinung der Anderen von uns besteht, dass wir vollkommenes Zutrauen verdienen, weil wir die Rechte eines Jeden unbedingt achten; so besteht die ritterliche Ehre in der Meinung von uns, dass wir zu fürchten sind — ein Grundsatz, der so falsch nicht wäre, wenn wir noch im Naturzustand lebten, der aber im Stande der Zivilisation keine Gültigkeit mehr hat und dessen Festhalten nur aus einer der Natur und dem Lose des Menschen gänzlich unangemessenen Überschätzung des Wertes der eigenen Person beruht.
Die Beschönigungen des vermessenen Hoch- und Übermutes des ritterlichen Ehrenprinzips mit seinen Duellen sind nicht stichhaltig. Weit entfernt, eine Wehrmauer gegen die Ausbrüche der Rohheit und Ungezogenheit zu sein, ist das ritterliche Ehrenprinzip oft das sichere Asylum, wie im Großen der Unredlichkeit und Schlechtigkeit, so im Kleinen der Ungezogenheit, Rücksichtslosigkeit und Flegelei.
Das ist, was ich über die ritterliche Ehre in etwa gelernt habe.
Ein DSA-Charakter der das Prinzip der Ritterlichen Ehre wie in Europa so übernehmen würde, wäre Blutdurstiger als der verrückteste Kor-Geweihte.
Die Ritterliche Ehre verlangt sogar, dass man jeden der einen Respektlos behandelt oder gar beleidigt auf der Stelle zusammen schlagen muss, vielleicht auch umbringen wenn er nicht sofort aufhört oder gar die Dreistigkeit besitzt sich zu wehren. So ein Charakter ist quasi unspielbar.
Sollte ein Charakter gnade walten lassen, hat er in Augen der Restlichen Welt jegliche Ehre verloren. Das ist das Problem der Ritterlichen Ehre. Jeder kann sie dir ohne Aufwand nehmen und zurück bekommst du sie nur durch Bluttaten.
Hier eine gute Zusammenfassung im Spiegel