Das Abenteuer macht vieles richtig.
Es bindet eine interessante Gegend und mit Hochelfen, Harpyien und Riesen attraktive Plotelemente ein. Die Aufgaben sind zwar nicht innovativ, aber ausreichend abwechslungsreich. Auch Twists werden geboten.
Etablierte NSCs werden aufgegriffen und die Einbettung in die Historie der Gegend versucht. Wieso dabei das Mysterium um Thaschkamm liegen gelassen wurde, das regional und stimmungsmäßig gut in das Abenteuer gepasst hätte, weiß ich nicht.
Das alles richtet sich deutlich an unerfahrene Spielleitungen: die Informationen sind kleinteilig aufbereitet bis hin zu zahlreichen Probenausgängen, viele Alternativen für Gruppenverhalten angedacht. Dass dadurch wenig Handlung pro Seite abfällt - zumindest mit einem flüssig zu spielenden Regelsystem wie Ilaris kann eine Gruppe damit wohl nur zwei bis höchstens drei Spielabende verbringen -, gehört zum Konzept.
Das etwas dünne Ende soll nicht schwer ins Gewicht fallen, da es ja als zweiteilige Kampagne angelegt ist (den zweiten Teil habe ich noch nicht gelesen.)
Das Erscheinungsbild ist überwiegend gut. Die Bilder sind zahlreich und überwiegend gelungen, das Cover bleibt ein Ausreißer nach unten. Unklar bleibt, warum ausgerechnet die Vorlesetexte in einer schwer zu lesenden Kursivtype stehen.
Zu den Kritikpunkten gehören
- die langweiligen NSCs. Obwohl einige von ihnen im Laufe des Abenteuers die Seiten wechseln, sind sie völlig blutarm und gehen nicht über das hinaus, was man auch selbst improvisieren könnte. Das betrifft auch die stereotype Geschlechterverteilung: Frauen gibt es nur als Harpyien und böse Schwarzmagier, alle anderen handelnden Figuren sind Männer.
- die wenigen Infos über Lowangen: mit der Zielgruppe unerfahrene Spielleitung muss man für den Aufenthalt in einer Stadt mehr anbieten als für einen Wehrturm.
- auch sonst punktuell die Prioritäten: wieso ist der Plan dieses Wehrturms - der für das Spiel kaum gebraucht werden wird - größer als beispielsweise der des finalen Schauplatzes, der sowohl zu mystischer Erkundung als auch für einen Endkampf genutzt werden soll?
- die Seiten 36-40: Seit langem habe ich keine so ausführliche Anleitung mehr dazu gesehen, die Gruppe zu langweilen und zu frustrieren. Mehrere Bibliotheken auszuarbeiten, in denen es keine hilfreichen Hinweise gibt, ist ein grober Schnitzer, der in der Redaktion hätte auffallen und beispielsweise durch den Einbau von mehr notwendigen Hinweisen korrigiert werden müssen. (Wer das Abenteuer vorbereiten will, findet hier Bibliotheksrecherche mal spannend vielleicht Hilfestellungen, diese Passage auszubessern).
- die vielen Fehler im Satz und verschiedentliche Wiederholungen von Textteilen und Formulierungen.
Alles in allem gebe ich 3 Punkte.