Ich steuere einen bornischen Bronnjaren bei. Ich hoffe, dass der Kontrast zwischen dem jovialen Gast- oder Auftraggeber einerseits und dem konsequent durchgreifenden Lehensherren andererseits einer Spielrunde ein bisschen zu knabbern geben kann
Bosjew Festo von Forsgurken – Hinzk, Bronnjar von Forsgurken
Bosjew ist ein klassischer sewerischer Bronnjar: Die meisten seiner Untertanen sind Leibeigene und werden mit harter Hand regiert. Sein Lehen ist eher klein, sein Lebensstil eher kostspielig.
Deswegen ist er immer auf der Suche nach neuen Möglichkeiten, sein Einkommen aufzubessern. Er ist nicht unbedingt ein Tyrann, aber als Vertreter der strikten und kompromisslosen Leibeigenenschaft auch kein Sympathieträger. Dabei kann der erste Eindruck, den man von Bosjew gewinnt, mehr als trügen. Seinesgleichen gegenüber ist Bosjew ein freundlicher, zuvorkommender Gastgeber, ist für jeden Spaß zu haben und insgesamt ein netter Zeitgenosse.
Zur Person
Der Bronnjar ist ein Mittvierziger, dem man langsam ansieht, dass er in seine gesetzten Jahre kommt. Wo früher Muskeln waren, setzt er langsam Speck an und auch wenn sein schwarzer Walrossschnäutzer noch stolz und prächtig ist, befindet sich sein Haupthaar doch auf einem stetigen Rückzug. Die Jagdausflüge des ehemals durchaus geübten Waldmannes werden immer kürzer und seltener und im Winter verlässt er nur noch ungerne seine gute Stube. Von seiner offensiven, fast schon penetranten Freundlichkeit und Neugier hat er allerdings nichts verloren und er ist ein liebender Familienvater. Umso überraschter werden seine Gäste sein, wenn er sich im Umgang mit seinen Leibeigenen auf einmal in einen hartherzigen Bronnjaren verwandelt, der kaum eine Entschuldigung für fehlenden Zehnt oder minderwertige Fronarbeit akzeptiert und ungehorsam hart (er würde natürlich sagen, angemessen) bestraft.
Ländereien
Als Resultat einer komplexen Hochzeitspolitik herrscht Bosjew anders als viele Adelige der Region nicht nur über einen einzelnen Weiler, sondern gleich über drei. Seine „Burg“ (ein Gehöft mit Wehrturm) steht in Forsgurken, aber auch die umliegenden Orte Niederforsgurken und Forssjepen gehören dem Bronnjaren. Forsgurken ist mit ca. 20 Katen, den Gehöften von 4 Freibauern, Mühle und Schmiede für die Verhältnisse des sewerischen Hinterlandes schon fast eine Stadt, während die anderen beiden Orte aus jeweils ca. 10 bis 15 Katen und einem oder zwei Gehöften bestehen. Die Leibeigenen wirtschaften für den Bronnjaren hauptsächlich als Holzfäller und Köhler in den umliegenden Wäldern und betreiben Subsistenzlandwirtschaft, die wenigen Freien haben einen qualifizierten Beruf (Müller, Schmied) oder bewirtschaften mehr Land. Fast alle leben von der Hand in den Mund, den Bronnjaren miteingeschlossen.
Wichtige Gefolgsleute
Bosjew ist verheiratet und hat mehrere Kinder. Für durchreisende Helden werden sich vor allem die beiden Mittleren, der Wildfang
Firunja, die ihren Namenspatron als Auftrag, sich möglichst selten unter einem festen Dach aufzuhalten zu verstehen scheint, und der neugierige
Goljew, der als zweiter Sohn eines eher armen Bronnjaren verzweifelt nach seinem Platz im Leben sucht. Bosjews Frau
Janne unterstützt ihren Mann bei der Verwaltung des Lehens und hat einen deutlich besseren Blick für die Zahlen im Haushaltsbuch als er, was häufig zu Streit zwischen den beiden sorgt, wenn Janne ihrem Gemahl mal wieder eins seiner ambitionierten Gelage zusammen kürzen muss. Die wichtigsten Gefolgsleute des Bronnjaren sind natürlich seine Vögte, die die beiden kleineren Weiler für ihn verwalten. Der eine,
Jucho Ebersen ist genauso eine freundlicher, jovialer Mensch, wie sein Herr, in seiner Rolle als dessen ausführender Arm aber genauso gefühlskalt und konsequent, wie der es erwartet. Der andere,
Kolkja Kruschkin, dagegen ist ein Tyrann, der seinen Posten vor allem als Ausrede benutzt, die Leibeigenen zu drangsalieren - und Bosjew würde nie auf die Idee kommen, ihn aufzuhalten, solange der Zehnt simmt. Für Sicherheit und Ordnung sorgt die „Hausgarde“ des Bronnjaren, bestehend aus einer Hauptfrau, zwei regulären „Bütteln“ und zwei Waldläufer*innen, die vor allem Wilderer jagen oder mit dem Wild, das sie im Auftrag ihres Herren erlegen, die Tafel des Bronnjaren aufbessern. Keine*r der fünf würde die Ansprüche einer regulären Armee erfüllen, aber hier in der Wildnis sind sie (zusammen mit dem Bronnjaren und seinen älteren Söhnen) eine schlagkräftige Truppe.
Verbündete oder Feinde
Der umliegende Wald ist die wichtigste Einkommensquelle des Bronnjaren. Er lebt schließlich davon Holz und Holzkohle, welche seine Leibeigenen produzieren, zu verkaufen. Dementsprechend sammeln sich hier auch seine wichtigsten Feinde. Der Druide
Ischtan würde sich nie als Feind des Adeligen bezeichnen. Wer die nominelle Herrschaft über seinen Wald beansprucht, ist dem Hüter der Erde herzlich egal, solange dessen Schergen sich nur von dem Steinkreis fernhalten, der tief im Forst verborgen ist. Der Bronnjar sieht ihn allerdings als widerstreitende Macht, suchen seine Leibeigenen doch gelegentlich Rat und Hilfe bei dem Einsiedler oder lassen sogar Streitigkeiten hinter dem Rücken ihres adeligen Herren von dem Druiden schlichten. Ähnlich sehen es auch die Goblins der
Ruuga–Sippe, welche ebenfalls im Wald leben. Natürlich bessern sie ab und an ihren Lebensunterhalt damit auf, eine Blankhaut zu überfallen und verteidigen ihr Stück Wald verbissen gegen alle Menschen, die sich dorthin verirren, aber im Gegensatz zum Bronnjaren sehen sie das nicht als aktive Feindschaft an, sondern als den ganz normalen Weg des Lebens. Dass der Bronnjar sie am liebsten ganz aus seinem Lehen vertreiben würde und ihm dazu nur die Mittel fehlen, wissen die Goblins nicht. Ebenfalls eng mit dem Wald verbunden, obwohl er ihn nie betreten würde, ist der Festumer
Vito Schorschin, welcher als Einkäufer eines Kohlenhändler Syndikats regelmäßig ins entlegene Sewerein kommt. Bosjew umsorgt den Kaufmann zwar äußert zuvorkommend, insgeheim widerstrebt ihm aber, wie sehr er von dem „Pfeffersack“ und den Preisen, die dieser ihm bietet abhängig ist.
Motivation
Als Herrscher über ein relativ großes Stück von Sewerien (den meisten anderen Adeligen der Umgebung untersteht ein einzelner Weiler...) hat Bosjew den Anspruch, ein luxuriöses und representatives Leben zu führen oder es zumindest nach Außen so wirken zu lassen. Dazu benötigt er einige Gulden und je nachdem, wie Ernte, Holz- und Kohlepreise ausfallen gibt er meist mehr aus, als er eigentlich zur Verfügung hat. Trotzdem will er sein Lehen vergrößern oder zumindest intakt und in gutem Zustand an seine Nachkommen weitergeben. Das führt dazu, dass er mit harter Hand so viel Zehnt wie möglich aus seinen Leibeigenen herausquetscht. Dabei ist Bosjew nicht unnötig oder gar willkürlich brutal, aber eben felsenfest davon überzeugt, dass er über seinen Leibeigenen steht und diese zu tun haben, was er sagt. Im Kontrast dazu steht, dass Bosjew gegenüber seinesgleichen ein großzügiger, jovialer Freund ist, der sich für keinen Spaß zu schade ist.
Hiermit stimme ich zu, dass mein Beitrag/meine Beiträge zur Forenaktion DSA-Forum Herrschende, Königinnen und Despoten, vom 01.06.2023 bis zum 30.06.2023, in ein Sammel-PDF eingearbeitet und dann im Downloadbereich des DSA-Forums zum Download angeboten werden.
Nachtrag:
Abenteueraufhänger
- Firunja ist verschwunden! Natürlich geht der Bronnjar davon aus, dass die Goblins seine Tochter, die sich ständig im Wald herumtreibt, entführt haben und stürzt sich mit seiner "Hausmacht" auf die Ruuga-Sippe. Die Goblins kennen den Wald aber natürlich viel besser als die Menschen und es ist ihnen ein leichtes, ihren ungestümen Häschern ausweichen. Also heuert der Bronnjar für teures Geld (und mit einer echten meskinnes-triefenden bornischen Charmeoffensive) eine Heldengruppe an. Es folgt eine lustige Schnitzeljagd durch den sewerischen Urwald, bei der die Helden sämtliche Waldbewohner kennenlernen sollten, bevor sie über die Goblins stolpern. Diese sind zwar misstrauisch, aber grundsätzlich friedlich - und mit dem Verschwinden der Bronnjarentochter haben sie nichts zu tun. Die ist nämlich mit Ischtans Lehrling und Jungdruiden
Vigo durchgebrannt und träumt von einem einfachen, aber romantischen Leben als Einsiedlerin...
- Vito Schorschin hat sich dazu herabgelassen, mit einem leibeigenen Köhler zu sprechen und hat von diesem von dem Steinkreis im Wald erfahren. Jetzt ist er fest davon überzeugt, dass es dort einen Schatz zu finden gibt. Ein Relikt der Theaterritter würde sich anbieten, schließlich stammt der Steinkreis bestimmt aus der Zeit, als die Goblins noch das Bornland beherrschten. Entweder braucht Vito jetzt echte Helden, die den vermeindlichen Schatz für ihn bergen, oder er stürzt sich selbst ins Abenteuer und die Helden müssen (im Auftrag des peinlich berührten Bosjew oder der wartenden Festumer Kohlenhändler) dem äußert ungehaltenen Ischtan erklären, dass er den idiotischen Pfeffersack, der seinen Steinkreis geschändet hat, doch bitte wieder ziehen lassen soll.
- Vielleicht ist Vito auch schon wieder zurück in Festum (oder begegnet den Helden unterwegs), als ihn ein Herrschaftsritual des rachsüchtigen Ischtans trifft. Dann heißt es für die Helden, herauszufinden, was der Ursprung der mysteriösen Krankheit (Schlaflosigkeit bietet sich mMn an) ist und Ischtan dazu zu überreden, den Fluch aufzuheben