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Im Rollenspiel besser werden?

Hier finden allgemeine DSA-Themen ihren Platz, zu denen es kein explizites Unterforum gibt.
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Benutzer 24421 gelöscht

Im Rollenspiel besser werden?

Ungelesener Beitrag von Benutzer 24421 gelöscht »

Den Zwölfen zum Gruße,

ich habe mal eine ganz allgemeine Frage: Habt ihr Tipps, um besser im Rollenspiel zu werden? Ich bin noch relativ neu dabei, habe jetzt aber doch schon einige lange Spielabende hinter mir und bin trotzdem noch sehr holprig beim spielen.

Mir fehlt es oft an den richtigen Anstößen (was machen wir/ich jetzt am besten?), habe noch kein gutes Gefühl für die Situationen und verhaspel mich häufig. Ging es vielleicht noch jemandem von euch so? Habt ihr bestimmte Sachen geübt? Ich schaue mir zum Beispiel Let's Plays an, höre mir Podcasts an (kann die HörSpieler übrigens wärmstens empfehlen, das ist wirklich klasse gemacht und gibt's auf Spotify, falls jemand Interesse hat). Und frage meine Gruppe um Rat. Aber so richtig geholfen hat mir das alles bisher noch nicht so.

Ich lese mich natürlich auch fleißig ein in die Welt von Aventurien. Bin einfach etwas unzufrieden damit, dass das nicht so gut läuft. Klar: Übung macht den Meister. Vielleicht gibt es dennoch ein paar Sachen, die mir helfen können, das alles etwas zu verbessern.

Danke euch!

LG
mowi

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Rhonda Eilwind
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Im Rollenspiel besser werden?

Ungelesener Beitrag von Rhonda Eilwind »

Ich glaube, das Gefühl für die Situationen kommt durch's Spielen - je vertrauter man irgendwann mit den grundsätzlichen Regelmechanismen ist, desto besser kann man einschätzen, was man "als SC" gerade kann, und desto eher traut man sich auch, eine Aktion zu starten.

Bis dahin, denke ich, würde ich auch die Mitspieler und nicht zuletzt den Spielleiter ruhig um Hilfe bitten...

So in der Art von: "Okay, ich sehe also das verlassene Schlachtfeld. Was denke ich denn als erfahrener Krieger, wie lange der Kampf schon vorbei ist...?"

Oder: "Was denke ich denn mit meinem Wert in Holzbearbeitung über die eingestürzte Brücke?"

Sprich, lass ein Stück weit die SL bestimmen, was du siehst oder tun kannst - es ist seine Aufgabe, dir die Welt so zu schildern, dass du etwas damit anfangen kannst, und da brauchst du als Anfänger eben ein bisschen mehr Input, denke ich mir.
... und auf ihrem Grabstein wird stehen: "Ich hab's dir ja gesagt!"

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Muahahaha
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Im Rollenspiel besser werden?

Ungelesener Beitrag von Muahahaha »

Ich hab noch nicht ganz verstanden ob es dir um Tips fürs Meistern geht oder du als Spieler nicht richtig in den Flow kommst.

Ausserdem wären vllt einige konkrete Beispiele hilfreich wo du Probleme hattest, dann ist es leichter dir möglichst konkrete Tips für deine Situation zu geben statt langer Leitfäden für dies oder jenes.

Darf ich annehmen das du DSA5 spielst? Was hast du da so an Büchern verfügbar? Zumindest im Grundregelwerk (GRW) war meine ich ein kleiner Leitfaden mit Tips fürs Rollenspiel.

Und ganz generell: Übung macht den Meister. Als wir angefangen haben waren wir jung, pupertär, planlos und haben einfach gemacht was wir wollten. Es gab kein Internet, wir kannten niemanden sonst der DSA spielte, und so gabs auch niemanden der uns da hätte Vorbild sein können und so aber auch nichts das uns das Gefühl gegeben hätte, etwas falsch zu machen, ausser eben etwas lief schlecht oder irgendwer fand etwas doof. Dann haben wir teils stundenlang nach der Schule noch rumgestanden und darüber gesprochen was vllt besser wär usw., haben dies und jenes probiert, andre Systeme wie zB Shadowrun, haben selbst Regeln gebastelt für DSA, später komplett eigene Rollenspiele entworfen. Das kommt alles.
Bevor du bissl mehr erzählst kann ich nur sagen: scheisst auf alles was ihr irgendwo hört, was irgendwo steht oder irgendwer meint, der nicht teil eurer Gruppe ist und dass euch krampfhaft, nervig oder zu kompliziert erscheint oder sonstwie auf den Sack geht. Macht einfach. Wenns Spaß macht wars gut, wenns nicht Spaß macht (darauf deutet dein Post ja hin) dann muss man eben schauen was genau es ist und das dann ändern, bissl rumprobieren usw.

Ich zB bin ein natürliches Großmaul und recht durchsetzungsfähig. Und ich mag Geschichten. Daher fiel das Meisteramt recht natürlich auf mich. Dennoch war es sehr nützlich, das alle das mal probiert haben, denn so waren alle mal in der Position zu Meistern. Einerseits kam so schnell raus wer das am besten konnte und andererseits entstand beim Rest mehr Empathie für den Meister und die Spielern waren danach aufmerksamer/haben mehr gespurt.

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laskyr
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Im Rollenspiel besser werden?

Ungelesener Beitrag von laskyr »

Moin :)

Vielleicht liegt es an dem Spielercharakter, den du dir ausgesucht hast. Das hat mir am Anfang Probleme bereitet, wie ich später festgestellt habe. Die Charaktere die ich zu Begin gespielt habe, waren was das Rollenspielerische angeht einfach nicht sehr ergiebig. Ich habe mich da an das Conan / Solomon Kane Klischee gehalten. Das war halt sehr langweilig am Spieltisch. Nun spiele ich einen dichtenden Möchtegern-Ritter ala Don Quijote und einen verwöhnten Mirhamer Gildenmagier. Mit denen fällt es mir wesentlich leichter mich einzubringen. Das liegt wohl daran, dass diese SC mehr Ecken und Kanten haben.

Außerdem hat es mir geholfen selber mal ein Spiel zu leiten. Dabei merkt man viel besser was das Spiel voranbringt und berreichert und was nicht.

Liebe Grüße

Laskyr

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Yendurech
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Im Rollenspiel besser werden?

Ungelesener Beitrag von Yendurech »

Ich glaube, dass Let's Plays und ähnliches der schlechteste Lehrer sind, was Rollenspiel angeht, den du finden kannst. Grade wenn es dir um den Aspekt des Laienschauspiels geht beim Rollenspiel, würde ich davon als Anfänger erstmal vollständig fernbleiben. Das kann zu sehr unagenehmen Situationen führen, wenn man es übertreibt. Meiner Erfahrung nach, spielt das in den meisten Runden auch keine Rolle.

Wenn du Probleme damit hast eine Charakter und seine Handlungen auszuspielen, dann empfehle ich Vorbereitung. Rollenspiel kann sehr viel davon profitieren, wenn man akzeptiert, dass es ein Gutteil auch Lesehobby ist. Schnapp dir alles, was du an DSA-Büchern finden kannst, was für deinen Charakter relevant ist und versuche dich einzulesen, in den Hintergrund deines Charakter. Wenn du den sozialen Kontext deinees Charakters kennst und verstehst, dann ist es viel leichter zu verstehen, wie er handeln würde. Nur dann kommst du auf Dinge wie: "ah, mein Charakter ist in einer Stadt aufgewachsen, wo es auch viele Zwerge gibt. Ich muss mir also überlegen, welches Verhältnis er zu Zwerge hat." Wenn du dann Zwergen im Spiel begegnest, hast du direkt einen Anknüpfungspunkt.

Mach auch nicht den Fehler, den selbst fortgeschrittene Rollenspieler oft machen und schreib eine seitenlange Hintergrundgeschichte für denen Charakter auf. Überleg dir grob etwas zur Familie, halte es undramatisch und versuch dir eine handvoll Aspekte zu deinem Charakter auszudenken, die ihn definieren. Glaube, Werte, Ziele, Ängste etc. Lieber aber wie gesagt nur wenige, aber konkrete Dinge. Bei vielen Sachen wirst du feststellen, dass es viel interessanter ist, dir beim Spielen etwas auszudenken, als vorher alles definiert zu haben. Vielleicht erinnert die gefangene Straßenräuberin deinen Helden an eine Jugendliebe oder der Vorsteher des Ingerimm-Tempels erinnert ihn an den Dorfschmied aus seiner Kindheit, der ihn mal verprügelt hat. Sowas spontan zu entwickeln führt zu viel interessanteren Geschichten, weil dein Hintergrund nicht einfach da ist und ignoriert wird, sondern du gewisse Dinge einfach für relevant erklärst in einer konkreten Situation.

Vorbereitung bezieht sich auch nicht nur auf den Charakterhintergrund. Schreib auf, was passiert und guck dir die Sachen vor der nächsten Spielrunde noch mal an. Überleg dir, wie dein Charakter auf gewisse Dinge reagieren könnte, oder ob ihn manches länger beschäftigt.

Orientiere dich auch besser nicht an Filmcharakteren, sondern versuche dir etwas eigenes auszudenken für deinen Charakter. Es ist völlig ok mit einem Klischee oder Stereotyp anzufangen: Mutiger Krieger, lebenslustiger Streuner, Trinkfeste Thorwalerin, verschlagene Diebin, usw. Charaktertiefe entwickelt sich dann mit dem Spiel. Es ist auch ok, wenn dein Charakter viel von dir selber widerspiegelt. Letztlich kann man auch als Rollenspieler nicht aus seiner Haut raus. Wenn du doch mal was anderes ausprobieren willst, dann verpasse deinem Charakter eine Eigenschaft, die dir vlt. fehlt: lass ihn streng religiös sein, oder voller Patriotismus, betrügerisch oder ungebildet. Solange es konkret und prägnant ist.

Als letztes noch der Rat, möglichst kooperativ zu sein. Versuche nicht zwangsläufig deinen Charakter in allen Aspekten immer auszuspielen. Frag dich nicht nur, was dein Charakter tun würde, sondern frag dich, wie du deinen Charakter im Einklang mit seinem Wesen handeln lassen kannst, so dass am Ende die Geschichte für alle interessant weitergeht. Überleg dir also zu erst, was du möchtest das passieren soll und dann überleg dir, wie dein Charakter das erreichen kann. Das ist herausfordernder, aber auch deutlich interessanter.

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Muahahaha
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Ungelesener Beitrag von Muahahaha »

Scheint als hat sich der TE schon wieder verabschiedet. Sowas hat man gern.

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Prester
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Im Rollenspiel besser werden?

Ungelesener Beitrag von Prester »

Trete irgendeiner Theatergruppe in deiner Nähe bei. Ne Impro-Theatergruppe wär das beste aber jede Theatergruppe ist gut. Und probier alle Rollen aus. Ansonsten gibt es eben verschiedene Persönlichkeitstypen und manche werden immer schüchterne Rollenspieler in schweigsamen Rollen bleiben während andere schon am ersten Abend Shakespeare Konkurrenz machen :shrug:
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Bergbewohner
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Im Rollenspiel besser werden?

Ungelesener Beitrag von Bergbewohner »

Bisschen komisch sich schon wieder abgemeldet zu haben aus dem Forum, aber egal. Vielleicht ist das Thema auch für andere relevant.

Also erstmal nix erzwingen und Dinge ruhig angehen. Es gibt auch sehr unterschiedliche Spielertypen, von manchen die alles nur in Form des Regelsystems sehen bis zu anderen, die sich fast nur auf die Darstellung ihrer Rolle konzentrieren (mit ganz viel zwischendrin). Dann: In der Kürze liegt die Würze, lieber den Hintergrund knapp halten auf wenige Bulletpoints begrenzt als zuviel zu schreiben (viel ergibt sich dann eh aus dem Spiel).Das haben viele andere auch schon geschrieben :) Und sich keinen Druck machen, das ganze soll Spaß machen, keine Arbeit sein.
Dann ist das Ganze ein kooperatives Teamspiel - sowohl im gameistischen ("Wie kann ich meinen Charakter nutzen") als auch rollenspielerisch ("Ich spiele doch den Geweihten des Blablubb, was denkt so jemand in der Situation? Und was denkt speziell mein Charakter?") kann man alles mit den MitspielerInnen besprechen - und auch dem Meister. Der spielt nämlich auch mit den SpielerInnen (auch wenn es manchmal nicht so wirkt).

mein to-go-to ansonsten: Chronicles of Darkness hat ein ziemlich cooles System um Rollenspiel zu verbessern. Um davon einen Aspekt herauszunehmen: Der Charakter wird als eine Rolle, die man spielt, verstanden - nicht als eine vollumfassende Persönlichkeitssimulation. Man überlegt sich einen Virtue (= gute Eigenschaft die sich positiv auswirkt auf die Umwelt) und einen Vice (= negative Eigenschaft, die sich negativ auswirkt auf die Umwelt) aus. Das kann zum Beispiel ein Sinn für Gerechtigkeit sein (Virtue) und antiautoritäre Tendenzen, die einen dazu bringen, ständig die Höhergestellten zu triezen (Vice). Dann überlegt man sich wie man das balanciert, wann welche Seite eher raus kommt und wie weit man damit geht (die entsprechende Regelmechanik auf CoD kann man nicht nach DSA adaptieren). Evtl. kann man auch mehr als einen Virtue oder Vice haben. Dann setzt man noch mindestens ein Interesse dran, das die Person antreibt (z.B. "Ich will ein Meisterschwertkämpfer werden" oder "Ich will mindestens sieben Beherrschungszauber lernen" oder "ich möchte den Safe eines Adeligen kancken" etc.). Hat man das erreicht gibts ein Neues. Ich finde, dadurch kann man einen Charakter recht rund machen ohne sich zu verlieren.
Wenn man das übernimmt, kann man auch überlegen, dass manche Virtues auch Vices sein können und umgekehrt. Zum Beispiel können die antiautoritären Tendenzen auch zu einem produktiven Hinterfragen von Höhergestellten und zu einem gesunden Skeptizimus führen (und dann erkennt man den vermeintlichen Praiosgeweihten als den Namenlosenanhänger der er eigentlich ist) oder der Gerechtigkeitssinn kann ohne Gnade in steinharten Rechtsglauben münden (jemand, der auch den Dieb zum Galgen führt, der nur gestohlen hat weil seine Familie gemeinsam mit dem Rest des Slums verhungert). Da kann man also ein wenig hirnen wenn man möchte.

Abgesehen davon geben die Nachteile eines Charakters in DSA auch was her. Wieso hat der Char Angst vorm Meer, was bedeutet das für ihn, wie wirkt sich das aus, was hängt damit noch zusammen?

Auch ist es ratsam, Charakteren eine Eigenschaft zu geben, die man selber sympathisch findet und die auch andere sympathisch finden können - gerade dann, wenn ein Charakter vielleicht ein schwieriger Mensch ist, gibt einem das einen Anker und auch die Möglichkeit zur Gruppenintegration (die Hexe ist vielleicht launisch, behandelt bei schlechten Service das Personal abscheulich und hat das Mundwerk einer Giftviper, aber man kann sich immer darauf verlassen das sie alles für ihre Gruppenmitglieder macht und keine Mühen und Kosten scheut, sie auch aus schwierigen Situationen raus zu kriegen [egal wie sehr man sich noch am Vorabend gestritten hat]. Oder der Streuner entpuppt sich als gedungener Auftragsmörder auf der Flucht vor dem Gesetz, aber niemals würde er zulassen, das ein Unbeteiligter/Unbeteiligte in eine Sache hineingezogen wird, und gibt im Zweifelsfall 120% um so eine Person da wieder raus zu kriegen etc. etc.).

Felo de se
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Im Rollenspiel besser werden?

Ungelesener Beitrag von Felo de se »

Falls das Thema auch für Andere als den mittlerweile schon nicht mehr aktiven Threadersteller relevant sein mag:

Eine imho allgemein sinnvolle Empfehlung ist es, nicht egozentrisch zu spielen, d.h. sowohl bei der Charaktergestaltung als auch dann schließlich am Spieltisch nicht in erster Linie an das eigene Charakterkonzept zu denken und dieses auf Gedeih und Verderb durchzudrücken (meine traurige Erfahrung ist, dass Charakterspiel im Pen & Paper häufig mit entsprechend asozialen Ansätzen verwechselt wird) und Interaktion fast nur mit dem SL/NSCs zu betreiben, um selbst zu 'performen'. (In Teilen wurde dieses Problem auch bereits von Vorrednern angesprochen.) Diese Misere verschärft sich noch, wenn Charaktere allzu 'kaputt' sind (zumindest bei DSA 4(.1) - mit 5 kenne ich mich nicht aus - gibt es die Tendenz, Charaktere bereits in ihrer Anlage mit Nachteilen vollzupumpen und dabei sozio-emotionale Kandidaten fürs nächste Noionitenkloster hervorzubringen), was insbesondere häufig geschieht, wenn man sich allzu unkritisch an Film- oder Romancharakteren orientiert: Eine Charaktergestaltung mag im Film oder im Roman funktionieren, am Spieltisch aber eine wandelnde Katastrophe sein. Das Zauberwort heißt hier imho: Wohlwollende Interaktion im Rahmen eines Gemeinschaftsspiels. Ein für alle Beteiligte zufriedenstellendes Erlebnis (mit Ausnahme von situativem Klamauk, der seinen Sinn hat und den ich gar nicht diskreditieren will) wird am ehesten ermöglicht, wenn die Spieler (!) (der SL sei hier explizit außen vor gelassen) den Spieltisch als gemeinsames Erlebnis begreifen, anstatt sich in schlechtester CRPG-Manier im Sarg der eigenen Charakterkonzeption einzuschließen.

Deshalb die imho wichtigste Empfehlung: Hab wohlwollendes Interesse an Deinen Mitspielern und deren Charakteren! Sei gern neugierig, was sie sich bei ihren Charakterkonzeptionen gedacht haben, frage nach, greife ihre Aussagen und Handlungen auf und spiele damit - die Stichworte, die die Mitspieler liefern sind viel reichhaltiger für ein gemeinsames Spielerlebnis als alles, was aus der eigenen Konzeption oder der Spielweltgestaltung durch den SL kommt. Zwar kann man mitunter auch in klischeehafte Sticheleien verfallen, wie sie in Film und Roman so beliebt sind, aber das ist kein dauerhafter hinreichender sozialer Kitt (auch Gimli und Legolas, die sich erst ein paar Sprüche drücken, werden im Laufe ihrer Geschichte recht bald dicke Freunde, die sich wirklich schätzen; die wohl schlechtestmögliche Vorlage bieten hier einschlägige Superheldenfilme ...). Und schließlich sollte berücksichtigt und ausgespielt werden, dass sich Charaktere verändern - im Pen & Paper aufgrund der Binnenlogik eher deutlich rascher und nachhaltiger, als im RL -; die entsprechenden Einflüsse sind zwar auch solche der vom SL simulierten Welt, in befriedigendster Weise aber eben vor allem auch die Charaktere der Mitspieler, ihre Aussagen, Handlungen, Weltanschauungen und die entsprechenden Gespräche und Erlebnisse mit ihnen.

Kurzfassung: Denke nicht vor allem an Dich und die Folie, die Du zur initialen Charaktergestaltung genutzt hast, sondern in erster Linie an Deine Mitspieler und deren Charaktere, die wohlwollende Interaktion mit diesen und die gemeinsame menschlich-weltanschauliche Entwicklung am Spieltisch.

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Rhonda Eilwind
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Ungelesener Beitrag von Rhonda Eilwind »

Was mir persönlich geholfen hat, mich mit dem jeweiligen SC zu identifizieren:

Jeder SC von mir hat oder hatte einen (!) besonderen Charakterzug, den ich auch habe.

Einen, nicht alle - mit mir selbst interagieren konnten/mussten die Mitspieler ja ohnehin.

Und manchmal kristallisierte sich noch eine Eigenschaft/ein Charakterzug heraus, der auf jeden Fall ganz anders war.

Also, Beispiel: Ein SC hatte solide Angst vor Spinnen. Einer hatte Klaustrophobie. Einer die Neigung, lange Vorträge zu halten und immer alles besser zu wissen… :dunkelheit:
Einer (ein Thorwaler) sammelte exotische Wörter und benutzte sie mit Begeisterung in den unpassendsten Gelegenheiten…

Das hat mir insofern geholfen, weil es bei jedem SC auf diese Weise Situationen gab, bei denen ich nicht lange überlegen musste, „was der SC in dieser Situation jetzt tut“ - sondern einfach aus dem Bauch heraus handeln konnte.
... und auf ihrem Grabstein wird stehen: "Ich hab's dir ja gesagt!"

Scharlachkraut
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Ungelesener Beitrag von Scharlachkraut »

Ich muss dann doch mal eine Lanze fürs Klischee brechen.
Solange man den sehr guten Tipp von @Felo de se beachtet und sich auch mal traut, mit dem Klischee zu brechen, finde ich klischeehafte Charaktere toll. Warum? Man hat einen klaren Fahrplan, wie der Charakter auf welche Situation reagiert.

Wenn ich weiß, dass ich den Klischeegelehrten aus dem Elfenbeintum oder den Klischeezwergen spiele, dann finde ich (persönlich) die Antwort auf die Frage "wie reagiert mein Charakter auf xy?" immer viel schneller, als wenn mein Charakter "realistischer" und damit differenzierter angelegt ist. Auch die Frage "was könnte ich jetzt tun?" beantwortet sich leichter, wenn z.B. klar ist, dass mein Gelehrtenklischee immer nach was zum Analysieren Ausschau halten wird, während der Klischeezwerg vielleicht eher nach jemandem sucht, den er hauen kann. Außerdem bilde ich mir ein, dass es auch für meine Mitspieler einfacher ist, sich auf meinen Charakter einzustellen, wenn ich ihn mit wenigen Worten klar umreißen kann.

Ich persönlich starte gerne mit dem zerstreuten Gelehrten(TM) oder dem Zwergen, der Angst hat, dass ihm gleich der Himmel auf den Kopf fällt, und gucke, wo ich von da aus lande. Meine Erfahrung ist, dass ich mich von dieser Ausgangslage schnell zu einem glaubwürdigen Charakter spiele und den so gewachsenen Charakter dann auch besser ausspielen kann als alles, was ich vorher plane. Wenn ich mir die Differenzierungen im Charakter dagegen vorher schon ausdenke, dann brauche ich am Spieltisch oft ewig, um mich zu erinnern, wie ich das eigentlich geplant hatte, kriege es am Tisch doch nicht so umgesetzt oder finde das, was am Reißbrett nach einer tollen Idee klang, doch doof.
Also Mut zum Klischee und vor allem auch Mut zum einfach mal drauf los spielen!

Und in Ergänzung zu meiner Vorrednerin: Ich finde es auch hilfreich (und eine gute challenge) Charakteren auch mal einen Charakterzug zu geben, den ich selber so nicht habe. In meinem Fall genau einen, für mehr reicht mein rollenspielerisches Talent nicht aus. Dann habe ich einen Charakter, den ich so "weg spielen" kann, ohne groß drüber nachzudenken, aber immer noch den einen Punkt, an dem ich mich austoben kann und solange es nur eine Sache ist, gelingt es mir meistens auch, halbwegs konsequent dranzudenken.

Edit / PS:
Es geht hier im Thread zwar relativ eindeutig um den Theateraspekt unseres Hobbies, trotzdem finde ich, hier muss einmal folgendes stehen: Gutes Rollenspiel ist das, was euch als Gruppe (incl. SL) allen zusammen Spaß macht. Wenn das weniger Improtheater und mehr Würfeln ist, seid ihr deswegen keine schlechteren Rollenspieler ;)

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Janko
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Ungelesener Beitrag von Janko »

Für mich ist gutes Rollenspiel Charaktertiefe, der Wille mit den anderen Charakteren zu agieren (und ihnen auch Gelegenheit zu geben deren Charaktere zu präsentieren) und kleine Geschichten (aus dem Charakterhintergrund oder bereits bestandenen Abenteuern). Das ist das, was mir neben einer schönen Geschichte (dem AB) und tollen Aktionen, sowie Würfelglück als Spielerin Spaß macht.

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