Skyvaheri hat geschrieben: ↑30.03.2021 14:52
Ja wäre es. Wir hätten 5 Jahre irdische Charakter-Entwicklung und 1 Jahr G7 Spielzeit weggeworfen, damit ein Spieler einen neuen Helden
quasi aus dem Nichts erschaffen muss, der dann in punkto Charakter-Play-Spielqualität mit den übrigen Chars mithalten soll, die schon Jahre spielt werden. Oder soll dieser Spieler etwa mit einem neuen Helden auf Stufe 1 anfangen?
Es kann sein, dass man damit "neue Impulse" setzen kann. Aber es ist am Ende nur frustgeprägt und ein immenser, völlig unnötiger Aufwand. Und am wichtigsten ist: Keiner von uns wollte das. Weder der betroffene Spieler, noch die übrigen Spieler, noch ich als SL.
Und nein: Es hat nicht die Risikobereitschaft der Spieler beeinträchtigt. Alle haben akzeptiert, dass es ein einmaliger Sonderfall war.
Ich habe schon genügend Oneshots mit "neuen" oder unbekannten Chars gespielt und kann definitiv sagen: Niemals kann ein neu erschaffener Char einem bespielten Char das Wasser reichen - beim "Spielgefühl". Zumindest für mich nicht. Spieler identifizieren sich um so besser mit ihren Chars, je länger sie sie gespielt haben. Das ist meine persönliche Erfahrung als SL und als Spieler. Und das hätten wir mit dem Tod des Chars zerstört. Nur wegen am Ende eines Würfelwurfs mit zu viel Schaden? Völliger Quatsch in meinen Augen. Der Würfel ist nicht wichtiger als investierte Spiel/Vorbereitungszeit und der Spaß der Spieler.
PS: Es sind bei uns durchaus mehrere Chars in einer Nebengruppe gestorben. Einmal auch wegen einer grundsätzlich falschen Entscheidung UND mehrfachem Würfelglück seitens des Spielers. Nur halt nicht, weil der SL einen Fehler gemacht hat und öffentlich an der falschen Stelle Würfelglück hatte.
Sky
Danke erstmal für die Antwort. Ich kann das Dilemma absolut verstehen!
Ich kann jetzt auch nicht beurteilen, ob dieser Treffer in einem besonders klimaktischen Moment der Kampagne war oder in irgendeiner vergleichsweise belanglosen Nebenepisode. Wenn der Gegner so viel Schaden machen konnte, klang es für mich aber nach einem nicht ganz unbedeutenden Moment und einem durchaus mächtigen Gegner. Und da hätte es sich für mich, auch wenn es um meinen Charakter gegangen wäre und auch wenn ich natürlich nicht
will, dass einer meiner Charaktere stirbt, falsch angefühlt, wenn der SL meinem Charakter so viel "Plot-Armour" gibt.
Es geht mir da auch gar nicht um Risikobereitschaft - in einer Kampagne wie den G7 wird es so oder so Risiken geben, ob die mein Charakter einzugehen bereit ist oder nicht. Und wenn ich mitgekriegt habe, dass der SL meinen Charakter nach einem eigentlich eindeutig tödlichen Angriff gegen die Regeln mit allen irgendwie zu Gebote stehenden Mitteln gerettet hat, dann würde das wahrscheinlich für mich alle noch kommenden Kämpfe, Gefahren und Schlachten emotional entwerten. Denn ich weiß, dass (zumindest solange ich keine falschen Entscheidungen treffe und keine unnötigen - was bei einer von Haus aus recht stark gerailroadeten Kampagne wie den Sieben Gezeichneten bedeuten dürfte: nicht vom Abenteuer vorgesehenen - Risiken eingehe) der SL im Zweifel immer seine schützende Hand über meinen Charakter hält. Und dann fühlt es sich auch nicht so bedeutsam an, die Bedrohungen irgendwie heil überstanden zu haben.
Gerade, wenn der Tod eines langfristigen Charakters nicht geplant ist, ist er umso tragischer.
Aber du hast schon Recht: man käme dann immer unweigerlich zu der Frage, was man mit dem Spieler des verstorbenen Charakters macht. Ich glaube, manche G7-Gruppen bauen genau für solche Fälle Ersatz-Charaktere auf, die dann auch vielleicht Nebenlinien der Handlung erleben und schon Bezüge zur Gruppe entwickeln. Spreche da aber nicht aus eigener Erfahrung.
Und ich weiß, dass ich mir in der von mir geleiteten Königsmacher-Runde auch schwer vorstellen kann, wie einer der etablierten Charaktere ersetzt werden soll. Da würde auch ganz viel Charakter-Historie - und ganz viele Pläne und Ideen, die ich schon für jeden der Charaktere habe - verloren gehen.
Andererseits finde ich aber, dass gerade so eine Großkampagne viel interessanter wird, wenn sie eben nicht zu 100 Prozent planbar ist und wenn eben auch mal unvorsehbare und tragische Ereignisse Teil der Geschichte werden.
Ich glaube halt, dass es nicht nur etwas Schlechtes ist, wenn die Gruppe nach dem Sieg an der Trollpforte an ihren Gefährten Alrik denkt, der eigentlich dazu bestimmt war, hier mit ihnen zu stehen, aber damals auf Maraskan von drei wilden Zantim zerfetzt wurde, dabei aber auch erkennt, dass Belrik, der immer der Neue war und Alrik nie ganz ersetzen konnte, sich mittlerweile auf seine Weise seinen Platz neben ihnen verdient hat.
Ich will dich aber auch gar nicht überzeugen - dein Standpunkt bzw. der deiner Gruppe ist genauso legitim und verständlich
Um trotzdem vielleicht noch anhand eines Beispiels besser zu erklären, was ich meine:
Mir ist mal mein Spielercharakter in einem Kampf gegen namenlose Kultisten, der wegen einer Kombination aus mieser Planung, gruppeninternen Konflikten und massivem Würfelpech ziemlich mies lief,durch den von den Kultisten beschworenen Dämon tief in den negativen LE-Bereich geprügelt worden.
Der SL hat dann zunächst den Kampf durch göttliche Intervention zu unseren Gunsten entschieden und dann noch trotz eigentlich misslungenem Not-Balsam meinen Charakter überleben lassen. Ich hatte danach keine Lust mehr, den Charakter zu spielen, und bin mir ganz sicher, dass es sich für mich besser angefühlt hätte, wenn er gestorben wäre.