Rhonda Eilwind hat geschrieben: ↑16.05.2022 12:59
Die 1990er und auch die 2000er waren in Sachen Printprodukte schlicht eine ganz andere Zeit - die Branche hat sich seitdem mächtig gewandelt.
Und das blieb nicht ohne Folgen, FanPro ist ja mehr oder weniger pleite gegangen, und zwar
mit dem von die bevorzugten Geschäftsmodell. Nicht, weil das grundlegend schlecht war, sondern weil es in den Zeiten der zunehmenden Digitalisierung
nicht mehr so gut funktioniert hat.
Ich vermute - aber ich weiß es natürlich nicht - dass Ulisses immer noch finanziellen Erfolg hat,
weil sie ihre Publikationsstrategie umgestellt haben, nicht "obwohl".
Ich weiß nicht mal, ob die Digitalisierung das Problem war; sondern vielmehr das Internet an sich - und natürlich die Regeln.
Bis zur 3. Edition war DSA eigentlich immer ein für PnP-Einsteiger relativ zugängliches System gewesen (trotz der sehr hohen Zahl an Fertigkeiten und des vergleichsweise umständlichen 3W20-Konzepts); und im Gegensatz zur Konkurrenz war es auch problemlos für die Spieler in den Läden verfügbar. Wer dagegen, sagen wir, ADnD spielen wollte, der musste immer damit rechnen, an eine ganze Menge Produkte
einfach nicht rankommen zu können - mal abgesehen davon, das auch nur ein Bruchteil davon übersetzt worden war. Dh man hatte nicht nur eine deutlich weniger ausgefeilte Welt als bei DSA, sondern das, was es gab, war annähernd unmöglich zu bekommen (ich erinnere mich noch daran, wie ich mich gefreut hatte wie ein Schneekönig, als ein Freund von mir während eines Großstadttrips eine Spielhilfe gefunden hatte, die ich in meiner Heimatstadt in tausend Jahren nicht bekommen hätte; oder als Ende der 90er ein Comichändler bei uns in der Gegend aufmachte, der eine Menge Module in der englischen Originalversion im Sortiment hatte).
Mit DSA 4 hatte man allerdings ein System auf den Markt gebracht, das alles andere als einsteigerfreundlich war, und das zu genau dem Zeitpunkt, wo die auch internationale Konkurrenz deutlich besser verfügbar wurde... und dann auch noch MMOs und vernünftige Offline-RPGs auf den Markt kamen und wohl ebenfalls eine Menge Spieler abzogen.
Im Grunde hätte FanPro sich darauf konzentrieren müssen, ein besonders gutes, konkurrenzfähiges und zugängliches System zu entwickeln; stattdessen kam ein unnötig komplexes und teilweise regelrecht intransparentes Spiel, dass auf Einsteiger eher abschreckend wirkte. Was ja eigentlich sehr bedauerlich ist - in der 4. Edition kam ja eine Menge gutes Zeugs raus... was aber letztlich egal war, wenn sich dauernd die Nachwuchsfrage stellte.
Jedenfalls war es eigentlich keine besondere Kunst, zumindest den Fehler des Regelwerks zu vermeiden.