Wolfio hat geschrieben: ↑09.11.2020 01:27
Ich würde die Wette vermutlich gewinnen, wenn ich sage: "Nenne mir 10 Phänomene und ich kann dir bei mindestens 9 sagen, warum die in Aventurien kein Thema sind oder so nicht funktionieren".
Darauf wollte ich noch antworten.
Ich gehe von zwei Annahmen aus: 1. Menschen in Aventurien sind grundsätzlich den irdischen Menschen extrem ähnlich oder sogar gleich. Das heißt sie sind soziale Wesen und sie streben nach Glück. Sie sind unglücklich, wenn sie selbst oder nahestehende Menschen krank sind und glücklich, wenn sie verliebt sind, usw.
2. Magie und Götterwirken gibt es schon lange in Aventurien, das heißt die Gesellschaften werden davon nicht plötzlich getroffen wie das zB irdisch bei einer neuen Technologie wäre, mit der umzugehen erst mühsam erlernt werden muss, sondern all die kulturellen Gewöhnungsprozesse haben bereits vor langer Zeit stattgefunden. Niemand (kaum jemand) in Aventurien ist überrascht dass es Magie und Götterwirken gibt.
Davon ausgehend greifen physikalische Überlegungen wie beim ANIMATIO zu kurz. Das Zusammenwirken von Naturgesetzen und Magie/Götterwirken müsste auch geklärt werden, keine Frage, aber ebenfalls wesentlich finde ich die Auswirkungen auf die Gesellschaft. Wie schon von anderen angedeutet: was macht es mit der Menschheit, wenn es anderes, intelligentes Leben gibt wie Zwerge, Elfen usw? Wenn man sich mal kurz überlegt, welche Folgen es für die Menschheit und unseren Blick auf uns selbst hätte, falls übermorgen zweifelsfrei eine intelligente außerirdische oder meinetwegen auch irdische neue Spezies entdeckt würde...
Was macht es mit der Menschheit, wenn es tatsächlich möglich ist mit bereits Verstorbenen zu kommunizieren? Wie ändert das das Jenseitsbild (man kann ja einfach fragen...)?
Was macht es mit der Menschheit, wenn es möglich ist mit Tieren zu kommunizieren? Stellte sich heraus dass Tiere intelligenter sind als wir es zum Beispiel irdisch annehmen, was macht das mit dem Selbstbild des Menschen? Oder hat Descartes recht und sie sind nur doofe Automaten, was dann?
Wieso gibt es so etwas wie Kriminalermittlungen in einer Welt mit RESPONDAMI, HEILIGER BEFEHL oder NEKROPATHIA?
Sieht eine feudale Gesellschaft wirklich so aus wie in Aventurien, wenn es Eide gibt, die tatsächlich binden?
Warum gibt es noch keine Zauberei, die Glückshormone ausschüttet? "Süchtige" Anwender, die im echten Leben nicht mehr klarkommen, sondern nur noch in Entrückung oder Glückszauberei versinken?
Bestimmt gibt es noch weit mehr, aber das ist erstmal das, was mir einfällt.
Ich bin kein Gesellschaftswissenschaftler, oder wie auch immer der passende Begriff wäre, aber es erscheint mir einfach extrem naiv den irdischen "mittelalterlichen" Menschen nach Aventurien zu verpflanzen und davon auszugehen dass all die sozialen Codes, Normen, Regeln, Gebräuche und so weiter auch in Aventurien Sinn ergeben,
weil sie sich bei den dortigen Voraussetzungen ähnlich entwickelt hätten. Die Ideengeschichte soll vergleichbar verlaufen sein, so dass am Ende ähnliche Kulturen bei rauskommen, irdisch wie aventurisch? Das finde ich nicht plausibel.
Vor diesem Hintergrund finde ich die aventurischen Elfen sogar plausibler als die aventurischen Menschen. Erstere sind sowieso komisch und fremdartig, da muss ich nicht alles verstehen. Da sie mir in ihrem Wesen völlig unbekannt sind können sie auf alle möglichen Arten in der Welt sein, ich kann das hinnehmen, sind halt Elfen. Bei Menschen, die den irdischen Menschen ähnlich sein sollen, fällt es mir schwerer das hinzunehmen.
Insofern stimme ich mit
@Sumaro überein, bis auf die Tatsache, dass bei uns mit viel Augenzudrücken und Handwedeln Aventurien trotzdem Freude bereitet. Man kann Sachen auch kaputtdenken, also einfach spielen und nicht zu genau grübeln. Wir haben scheinbar ausreichend "Suspension of Disbelief" zur Verfügung. (Den Begriff kannte ich noch nicht, danke dafür übrigens.)