Wann und wie bricht ein Held(encharakter)?

Hier finden allgemeine DSA-Themen ihren Platz, zu denen es kein explizites Unterforum gibt.
Antworten
Benutzeravatar
Edwin Briar
Posts in topic: 4
Beiträge: 265
Registriert: 05.03.2019 11:59
Geschlecht:

Errungenschaften

Wann und wie bricht ein Held(encharakter)?

Ungelesener Beitrag von Edwin Briar »

Das ist eher eine erzählerische Frage, die ich mir gestellt habe nachdem ich meinen derzeitigen Charakter genau angesehen habe.

Mein derzeitiger Charakter handelt seit jetzt einiger Zeit gegen seine eigenen Interessen, weil er versucht das Richtige zu tun. Meistens schafft die Gruppe das auch (mit mehreren Stolpersteinen), jedoch ist eher das Problem, dass sobald eine Etappe geschafft wurde es meistens schlimmer wird. Das war für den Charakter bisher nur belastend, aber er hat sich laut beschwert und weiter gemacht in der Hoffnung, dass es irgendwann besser wird. Jedoch hat sich das jetzt in gewisser Weise geändert, da ihm ziemlich offen vorgezeigt wurde, dass egoistisch und ohne höhere Werte zu handeln scheinbar belohnt wird, während ihm Aventurien praktisch endlos ins Gesicht schlägt, nur um dann ihm ein neues Problem vorzusetzen, um das er sich seinen Wertvorstellungen nach kümmern müsste.

Das Ereignis was ihm vorgezeigt wurde war folgendes: Auf Grund diverser Ereignisse wurde die Gruppe gezwungen, einen Haushalt von einem ziemlich mächtigen Magier (und Agrimoth-Paktierer) aufzusuchen (der komischerweise ihr "Fan" ist)...dort angekommen, musste die Gruppe auch feststellen, dass er verheiratet ist....mit einem ehemaligen Gruppenmitglied, dass die Gruppe (vor allem er und der Gruppenkämpfer) in ein Noionitenkloster bringen lies (weil das irrationale, verantwortungslose Verhalten uns dazu nötigte), nur um zu erfahren, dass sie die Blakharaz-Paktiererin ist, die der Gruppe schon einen Dämon nachgeschickt hat, zur Zeit schwanger und (das aller schlimmste für ihn) glücklich ist (und sie ist nie in das Kloster gekommen). Eine geistesschwache Süchtige, die einen Pakt geschlossen hat ist glücklich und er muss sich jeden Tag überwinden das "Richtige" zu tun. Klar hat ein Pakt meist kein glückliches Ende parat, aber mit dem Leben das er gerade führt ist das auch nicht für ihn in Sicht, weshalb ich mir auch als der Spieler die Frage stelle, wie ich ihn weiter spielen soll.

Ich würde gerne von anderen Spielern hören, ob sie Charaktere in ähnlichen Situationen hatten und wie sie sich entschieden haben.

smarrthrinn
Posts in topic: 1
Beiträge: 964
Registriert: 25.06.2016 07:27
Wohnort: Wien
Geschlecht:

Errungenschaften

Wann und wie bricht ein Held(encharakter)?

Ungelesener Beitrag von smarrthrinn »

Also hat weniger Dein Charakter ein Problem, sondern Du, weil Du nicht nach dem Charakterbogen handeln willst. Welche Vor- und Nachteile hat denn Dein Charakter? Und welche davon stehen Deinen Entscheidungen im Weg?
Wenn Du den rechten Weg nicht findest ... geh links!

Benutzeravatar
Madalena
Posts in topic: 2
Beiträge: 8844
Registriert: 06.04.2011 14:58
Geschlecht:

Auszeichnungen

Errungenschaften

Wann und wie bricht ein Held(encharakter)?

Ungelesener Beitrag von Madalena »

Nein, so eine Situation hatte ich noch nicht. So sehr in seinen Grundfesten wurde noch kein Char von mir gefordert (schade).

Mich würde jetzt aber auch erstmal interessieren, ob es dich outgame stört, oder ob es ein reines Ingame-Problem ist, das du versuchst zum Char passend abzubilden?
Jede kann maskierte Superheld*in sein. Ihr müsst gar nicht 24/7 bereit stehen oder euer Leben in die Waagschale werfen. Die Maske reicht schon!

Benutzeravatar
Korwarin
Posts in topic: 1
Beiträge: 245
Registriert: 24.01.2020 16:00
Geschlecht:

Errungenschaften

Wann und wie bricht ein Held(encharakter)?

Ungelesener Beitrag von Korwarin »

Hallo!

Alle Achtung, da hat sich jede Menge Drama im Spiel angesammelt. Ich habe bisher in meinen Gruppen nichts vergleichbares erlebt.

Wenn es um die Frage geht, ab wann ein Charakter sich untreu wird, spielt imho allein deine Meinung diesbezüglich eine Rolle:
Willst du, dass der Charakter irgendwann unter der Belastung einknickt? Oder möchtest du deinen Charakter dem positivem in seinem Leben so viel Gewicht bemessen lassen, dass er seinen Prinzipien treu bleibt?
Siehst du eine Gelegenheit für gutes Rollenspiel in seinem Scheitern an seinem eigenen Anspruch? Oder würde es dir besser gefallen, die gute Seele deiner Gruppe zu sein?
Wie siehst du die Motivation deines Helden, Teil dieser Gruppe zu sein? Gibt es mehr, was ihn bei seinen Gefährten hält, als ihn abstößt? Oder siehst du es als einzig valide Möglichkeit an, sich dem Leben seiner Gruppenmitglieder anzupassen?

Ich würde hier eine kritische Aufstellung machen, in welcher Variante du den größten rollenspielerischen Nutzen siehst, Pros und Contras sammeln und dann entscheiden.

Meine persönliche Meinung in dieser Sache würde davon abhängen, welche Möglichkeiten in der Zukunft liegen:
Es kann sehr reizvoll sein, eine "dunkle Seite" auszuspielen und ein "Gefallener" zu sein, aber für mich wäre das nur genau dann befriedigend, wenn es eine Möglichkeit gäbe, meinen Helden zu rehabilitieren und ihm ein Happy End zu spendieren.
Die Vorstellung, einen Helden für ein Nachleben in den Niederhöllen zu prädestinieren, stößt mich da eher ab.

Korwarin

Benutzeravatar
Edwin Briar
Posts in topic: 4
Beiträge: 265
Registriert: 05.03.2019 11:59
Geschlecht:

Errungenschaften

Wann und wie bricht ein Held(encharakter)?

Ungelesener Beitrag von Edwin Briar »

Madalena hat geschrieben: 19.03.2020 17:33 Mich würde jetzt aber auch erstmal interessieren, ob es dich outgame stört, oder ob es ein reines Ingame-Problem ist, das du versuchst zum Char passend abzubilden?
Es ist eine Ingame-Situation. Seine Prinzipientreue bringt ihn dazu seine Interessen hinten an zu stellen. Er will nicht ständig sein Leben riskieren mit der Aussicht darauf, mehr als es zu verlieren (besonders jetzt, da die Gruppe mit einer Dämonenarche auf der blutigen See unterwegs ist, sieht es aber auch als seine Mitverantwortung an, da er die Arche mit erobert hat). Auch war er genötigt ausgerechnet das Oronat mit zurück zu erobern für die Belkelel-Heptarchin, nachdem ein extrem mächtiger Thargunitoth-Paktierer (der auch aus seinem Verschulden heraus so mächtig wurde) El'Burum überrannt hatte. Das stand wiederum seiner Verachtung für Süchtige und Suchtmittel entgegen fühlte sich aber auch verpflichtet, weil indirekt durch ihn mit unzählige Leute gestorben sind und der Nekromant eine Gefahr für das Mittelreich darstellte.
Hinzu kommt, dass er sich auch dahingehend verlassen fühlt, dass niemand sonst so aus seiner Sicht zurück steckt wie er, mit Ausnahme der Tsa-Geweihten, die wohl auch in ihrem Glauben mehr als stark geprüft wird (wobei er sie immer leicht belächelte und auch im Clinch lag). Der Co-Kapitän der Arche etwa, vögelte einfach so in einer Zelle mit einer Gesandten der Heptarchin (ich möchte die Hintergründe, da erstmal nicht ausführen), die geschickt wurde um uns zu einem zeitweiligen Bündnis zu überreden, ohne sich Gedanken zu machen, wie das auf die angeworbene Mannschaft wirken könnte und jetzt erwägt der Gruppenalchemist sich im Haushalt des vorher erwähnten Agrimoth-Paktierers anstellen zu lassen, da es ihm, wie eine lukrative Option erscheint. Der stumpfe Halbork-Söldner ist bei ihm auch unten durch nachdem dieser sein Karnifilo-Artefakt nah an der Gruppe aktiviert hatte und dann auch auf ihn los ging, mit Hieben von denen jeder ihn sofort getötet hätte.

Benutzeravatar
Madalena
Posts in topic: 2
Beiträge: 8844
Registriert: 06.04.2011 14:58
Geschlecht:

Auszeichnungen

Errungenschaften

Wann und wie bricht ein Held(encharakter)?

Ungelesener Beitrag von Madalena »

Ich würde danach gehen, was für dich die spannendste Story wäre:

- Den Kampf ausspielen, die eigenen Prinzipien dennoch zu bewahren?
- Ihn "brechen" und skrupellos und kaltschnäuzig werden zu lassen?
- Ihn zum Bösen abgleiten zu lassen, nur um ihn dann verzögert das eigene Gewissen erst recht spüren zu lassen, so dass er kämpfen muss da wieder raus zu kommen.
- Helfer-Syndrom, dass er verzweifelt versucht die anderen auf den rechten Weg zu bringen.
- Er wird zum Zyniker.
- Er strebt eine Art höhere Queste/Visionssuche im Namen der Götter an, um dort den Sinn des Ganzen suchen.
- Auch ne Möglichkeit ist natürlich: Er kehrt dieser Gruppe den Rücken.

Meine persönliche Verhaltensweise wäre allerdings vermutlich gar nicht voraus geplant, sondern würde sich daraus ergeben, was sich zu diesem Zeitpunkt für meinen Char richtig anfühlt. Und mich überraschen zu lassen wohin mich das führt.
Jede kann maskierte Superheld*in sein. Ihr müsst gar nicht 24/7 bereit stehen oder euer Leben in die Waagschale werfen. Die Maske reicht schon!

Benutzeravatar
Dreifach20
Posts in topic: 1
Beiträge: 453
Registriert: 31.05.2015 23:08

Errungenschaften

Wann und wie bricht ein Held(encharakter)?

Ungelesener Beitrag von Dreifach20 »

@Edwin Briar: Ihr habt interessante Geschichten als Gruppe durchlebt und dadurch einiges an Altlasten auf eure Helden geladen.
Von außen stelle ich mir die Frage, ob das von euch als Gruppe so gewollt und gewünscht ist, immer nur moralische Entscheidungen zwischen Pest und Cholera treffen zu können.
Vielleicht wäre es auch möglich, einen ganz anderen Lösungsweg zu gehen. Bei eurem Beispiel der Rückeroberung von El'Burum: hätte es nicht auch die Möglichkeit gegeben, die Rückeroberung für jemanden 12Götter-gläubigen durchzuführen? Oder die Belkelel-Heptarchin im Augenblick des scheinbaren Triumphs zu töten und eine/einen von den Guten auf den Thron zu helfen?

aus individueller Sicht für deinen Helden:
Wenn es ein religös/gläubiger Held ist, dann könnte ihm der Glaube an die Belohnung nach dem Tod die Stärke geben, das alles zu ertragen. egal, wie schlimm es kommt, er weiss einfach, das die Paktierer später ewige Seelenqualen leiden, während er ins Paradies eingeht. Sollte er anfangen an seinen Göttern zu zweifeln, könnte es sein, das er sich in ein Kloster oder ahnliches zurückzieht, um den Willen der Götter zu erforschen und so eine moralische Richtung für sein Leben zurückzugewinnen.

In meiner Vorstellung von prinzipientreuen Helden gehört auch, das sie auf Paktierer immer losgehen und sie ohne Rücksicht auf persönliche Gefahren und Nachteile versuchen zu "reinigen". Warum hast du /habt ihr euch bei dem Agrimoth-Paktierer dafür entschieden, ihn nicht sofort zu töten?*

*Bitte nicht falsch verstehen, ich will mit der Frage nicht bewerten oder so. die Frage ist für dich gedacht, das du für dich überlegst, wie sich dein Char vielleicht schon geändert hat oder wie du ihn heute siehst oder durch welche Umstände und Entscheidungen er in diesen Gewissenkonflikt reingeraten ist.
...kurz vor'm Wahnsinn wird's nochmal lustig...

Benutzeravatar
Edwin Briar
Posts in topic: 4
Beiträge: 265
Registriert: 05.03.2019 11:59
Geschlecht:

Errungenschaften

Wann und wie bricht ein Held(encharakter)?

Ungelesener Beitrag von Edwin Briar »

Dreifach20 hat geschrieben: 19.03.2020 18:39 In meiner Vorstellung von prinzipientreuen Helden gehört auch, das sie auf Paktierer immer losgehen und sie ohne Rücksicht auf persönliche Gefahren und Nachteile versuchen zu "reinigen". Warum hast du /habt ihr euch bei dem Agrimoth-Paktierer dafür entschieden, ihn nicht sofort zu töten?*

*Bitte nicht falsch verstehen, ich will mit der Frage nicht bewerten oder so. die Frage ist für dich gedacht, das du für dich überlegst, wie sich dein Char vielleicht schon geändert hat oder wie du ihn heute siehst oder durch welche Umstände und Entscheidungen er in diesen Gewissenkonflikt reingeraten ist.
Ingame wissen wir nicht, dass er Agrimoth-Paktierer ist ("nur" Dämonenbeschwörer ist sicher). Und die Blakaraz-Paktiererin war auch keine Option, da bei der Typ einen Vampir und einen Thorwaler mit genug praktisch permanenter Eigenschaftsmagie angestellt hat, dass das unser Tod gewesen wäre. Auch haben die Leute uns gegen den Thargunitoth-Paktierer geholfen. Ein weiterer Punkt ist, dass man uns in Aussicht gestellt hat, dass wenn wir auf der blutigen See sterben garantiert nicht in Borons Hallen enden.
Ebenso hat mein Charakter schon ein gutes Stück seines Glaubens verloren, nachdem er einige der schlimmsten Vertreter der zwölfgöttlichen Geweihtenschaft selbst gesehen hat, die weiter die Gunst der Götter erhalten, während die frommen leiden und er selbst versucht nach ihren Prinzipien handelt, aber nur die Wahl zwischen Pest, Cholera und der Aufgabe seiner Prinzipien hat.

Die Heptarchin haben wir auch nur in ihrem Kriegslager getroffen und die Streitkraft bestand hauptsächlich aus ihren Truppen, während wir uns in den Palast einschlichen um den Nekromanten zu töten. Unsere Arche wurde halb zerstört und an Schiffen hatten wir sonst nichts, da man uns in Perikum ziemlich deutlich gemacht hat, dass wir nichts groß an Unterstützung bekommen können und die zwölfgöttlichen Lande nicht in der Lage sind das Oronat zu halten in der derzeitigen Situation.
Madalena hat geschrieben: 19.03.2020 18:32 - Er wird zum Zyniker.
Das ist er schon oberflächlich, seitdem er gesehen hat wie ein Dorf an der Ghulplage zerstört wurde, obwohl er es kommen sah, aber niemand danach handelte. Auch hat es nicht geholfen zu sehen, wie ein Ghulkönig aus dem Boden brach und den O(ger)ghul, dem er knapp ausweichen konnte verschlang.

Benutzeravatar
Advocatus Diaboli
Posts in topic: 1
Beiträge: 1210
Registriert: 04.07.2014 06:11

Auszeichnungen

Errungenschaften

Wann und wie bricht ein Held(encharakter)?

Ungelesener Beitrag von Advocatus Diaboli »

Einer meiner Chars befindet sich derzeit auf einem dunklen Pfad. Dazu war weit weniger nötig als bei dir, aber es läuft irgendwie auch ganz anders. Bei mir ist das IT mehr die Variante a la der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert. Nur ist es in ihrem Fall nicht die (Nieder-)Hölle, auf die sie zusteuert, sondern die Sternenleere. Außerdem ist das auch OT mit dem SL immer begleitend thematisiert worden. Also ursprünglich hatte der SL vor der ersten Kampagne (Von Eigenen Gnaden) gefragt, wer denn generell bereit wäre, seinen Char mit niederhöllischen Einflüsterungen zu konfrontieren. Ich hatte mich dazu bereit erklärt, weil ich Lust hatte auf mal was moralisch flexibleres und es zum Char auch passte - als Spitzel war sie gewohnt, Gesetze u.a. Regeln zu überschreiten, hatte dabei aber stets das höhere Ziel einer funktionierenden Gesellschaft zum Wohle aller vor Augen.

Angefangen hat das IT dann mit einer Nahtoderfahrung oder eher eine Quasitoderfahrung während der Namenlosen Tage. RAW wäre mein Char da wohl drauf gegangen, aber ich habe vom SL bzw. IT von einer verführerischen Stimme ein Angebot bekommen und aus purem Überlebenswillen angenommen. Anfangs dachte ich OT noch, das hätte was mit Blakharaz oder vielleicht auch Belhalhar zu tun. Kurz darauf legte ihr jemand Die Dreizehn Lobpreisungen des Namenlosen vor die Tür. Sie hat's bereitwillig gelesen und mir war OT klar, worauf das hinaus läuft und ich fand's super. Ich war überrascht, dass es nichts dämonisches wurde, sondern was göttliches... aber eben böse göttlich. Ich finde es aber großartig, weil genau das mir ermöglicht, mit Feuereifer gegen die Schwarzen Lande und Paktierer vorzugehen (wir haben im Anschluss Schleiertanz gespielt und wollen auch den Rest der Splitterdämmerung machen), dabei aber moralisch immer weiter in dunkle Bereiche abzudriften. Ich bin bei dem Char mit einer sehr sehr hohen Prinzipientreue gestartet und baue die jetzt immer weiter ab. Inzwischen ist sie per Spätweihe Geweihte des Namenlosen. Wir haben uns da was zusammengebastelt analog zu den Zwölfgöttergeweihten mit Anregungen aus der Box zu den Dunklen Zeiten. IT vollzieht sich die Wandlung sehr langsam. Der Char weiß natürlich, dass der Namenlose "böse" ist. Sie hält ihn nicht für nett. Aber sie hält ihn erstens für extrem mächtig und zweitens für den wahren Gott der Herrschaft, der von Praios unter Mithilfe der anderen Götter von seinem rechtmäßigen Thron gestoßen wurde und der trotzdem noch die meiste Macht in Händen hält. Sie dient dem Namenlosen recht pragmatisch, handelt nicht immer in seinem Sinn, sondern v.a. zunehmend egoistischer. Dabei hilft sie aber auch bereitwillig anderen und redet sich immer ein, sie wolle ja nur mehr Macht und mehr Einfluss, um damit Gutes tun zu können und die Bösen (Dämonen) bekämpfen zu können. An sich ist das auch ihre Hauptmotivation. Noch. Durchaus möglich, dass es ihr irgendwann doch mehr um die Macht an sich geht als um die Möglichkeit, damit Gutes zu tun.

Also ich habe extrem viel Spaß daran, diesen Char zu spielen und bin sehr gespannt, wohin sie sich noch entwickelt. Ich weiß selbst nicht, ob sie ewig in diesem Zwiespalt bleiben wird zwischen Dienst am Namenlosen für Macht für Gutes tun, oder ob sie irgendwann umkehrt und zu den Zwölfen zurück findet oder ob sie irgendwann so ins Böse absackt bzw. auffliegt, sodass ich sie aus der Gruppe nehmen müsste - oder vielleicht irgendwann schafft, die ganze Gruppe zu korrumpieren. xD Eine ganze Heldentruppe, die im Auftrag des Namenlosen die Schwarzen Lande bekämpft. Das hätte doch auch was.



Also ich kann aus meiner Erfahrung heraus sagen: Man kann durchaus einen "bösen" Helden spielen. Man sollte ich halt nur überlegen, was seine Motivation ist, Abenteuer zu bestreiten. Geld? Macht? Ruhm? Rache? Hass? Und wie egoistisch kann es in der aktuellen Gruppenkonstellation werden? Meiner Erfahrung nach ist das Hauptproblem böser Heldencharaktere, dass sie zu egoistisch sind, um gemeinsam an Abenteuerplots zu arbeiten. Das macht keinen Spaß zu spielen. Wenn man aber trotz Bosheit bzw. trotz Egoismus zusammen arbeiten kann, weil jeder genug Motivation zum Ziel hat und jeder jedes Gruppenmitglied als wichtig für die Missionen ansieht - oder wenn man bei aller Bosheit doch Sympathie füreinander hat, dann kann das viel Spaß machen.

Bei mir klappt es, weil die anderen Chars IT nicht wissen, welchen "Pakt" sie eingegangen ist. Der Rahjageweihte ahnt etwas, denkt aber auch eher an dämonische Einflüsterungen und behält sie halt im Auge. Der hoch anständige adlige SG runzelt zwar oft die Stirn über die Pläne meines Chars - aber sowas hat man ja mit jedem Streuner/Phexi u.ä. Chars in einer Gruppe mit Kriegern auch.

Es klappt auch, weil mein Char noch immer die gleichen Feinde bekämpfen will wie die zwölfgöttlichen Helden: Alles (erz-)dämonische ist so richtig böse, weil es die Schöpfung zerstört und in Chaos ertrinken will, während der Goldene nur seine Macht ausbauen und seine Herrschaft über die Schöpfung zurück erhalten will, woraufhin dann alles für alle besser wäre. Der letzte Teil ist natürlich Unsinn, aber das weiß mein Char ja nicht.

Also... manchmal ist der Feind meines Feindes mein Freund. Manchmal ist Macht - sei es vom Namenlosen oder von einem Erzdämon - verführerisch, gerade weil man damit effektiv so viel Gutes tun könnte. Manchmal scheint keine Macht ausreichend groß zu sein, Dere zu retten. Dann gibt man sich vielleicht auf und wird ebenso egoistisch und genusssüchtig wie die anderen - oder man hält an seinen Grunsätzen fest, verschärft sie vielleicht sogar, um wenigstens nach dem Tod ins schöne Paradies zu kommen. Möglich ist vieles.

Die wichtigste Frage ist: Was willst du jetzt gerne spielen?
Regeln sind dazu da, dass man nachdenkt, bevor man sie bricht. // 92% MA, 63% ST, 58% TT, 50% PG

( o _
/ / \
V_/_

~ Boronskuttentaucher sind toll <3 ~

Benutzeravatar
Irike
Moderation
Moderation
Posts in topic: 2
Beiträge: 5216
Registriert: 16.02.2020 18:03
Wohnort: zwischen Köln und Aachen
Geschlecht:

Wann und wie bricht ein Held(encharakter)?

Ungelesener Beitrag von Irike »

Madalena hat geschrieben: 19.03.2020 18:32 Meine persönliche Verhaltensweise wäre allerdings vermutlich gar nicht voraus geplant, sondern würde sich daraus ergeben, was sich zu diesem Zeitpunkt für meinen Char richtig anfühlt. Und mich überraschen zu lassen wohin mich das führt.
Das wäre bei mir dasselbe.
Ich persönlich mag diese Drama-Geschichten, in denen der Chara an Grenzen geführt wird, die seine Einstellungen und seine Moral in Frage stellen. In einer Gruppe von uns spiele ich auch einen Charakter, der sich solchen Problemen gegenüber sieht.
Wenn ich Zeit zwischen zwei Spielabenden habe, denke ich dann darüber nach, wie meine Heldin denn nun weiterhin reagieren wird, in dem ich mich in ihre Persönlichkeit versetze. Dann spiele ich sie weiter so, wie es sich für sie passend anfühlt.

Wie das nun bei dir ist, gute Frage. Entweder du machst es auch so oder du entscheidest einfach aufgrund dessen, wass dir zukünftig am meisten Spaß machen wird mit deinem Helden. De facto hast du es ja in der Hand zu steuern, wie das Leben deinen Chara beeinflusst.
Wobei, das Thema das langsam fortschreitenden Sittenverfalls finde ich sehr reizvoll. :ijw:

Und: Ja, es macht auch mal Spaß, einen "moralisch flexiblen" Chara zu spielen. Auch wenn ich persönlich das schwerer umzusetzen finde als einen Chara mit Prinzipoentreue. Vielleicht ist es aber gerade das, was mir an diesem speziellen Chara Spaß macht: Dass ich immer wieder überdenken mussm wie er nun mit seiner Motovation reagieren würde.

So wie du es beschreibst, schiebt dein Held ja inzwischen einen ganz schön dicken Hals gegen mehrere aus der Gruppe. Das gibt sicher auch nettes Potenzial für spieltechnisch interessantes Verhalten. :wink:
Neugier bringt den Magier um.
... ach ja: Und Hochmut kommt vor dem Pakt.

Benutzeravatar
Edwin Briar
Posts in topic: 4
Beiträge: 265
Registriert: 05.03.2019 11:59
Geschlecht:

Errungenschaften

Wann und wie bricht ein Held(encharakter)?

Ungelesener Beitrag von Edwin Briar »

Eine Fortsetzung:

Mein Charakter wurde gerettet.
Die Erklärung dazu enthält Spoiler zum Abenteuer Blutige See, weshalb ich das folgende dann auch erstmal verberge:
Spoiler
Nach der Rückkehr vom Haushalt des Dämonenbeschwörers/ihres Fans zur Dämonemnarche waren 2 Monate etwa vergangen und sein Zustand war schon mehr als bedenklich und Perricum konnte nichts bieten um ihn abzulenken, während sich die Gruppe darauf vorbereitete eine Enduriumlieferung von Haffax an Xeraan abzufangen. Weshalb er einem Impuls nachgab, den er ziemlich lange unterdrücken konnte...er war mehr als nur sexuell an einer der Steuerfrauen der Gezeitenspinne interessiert und zwar an Xyleste, die in ihrer Rolle als Teil einer dämonischen Wesenheit ziemlich aufging. Eine statistische Unmöglichkeit später (sagen wir so...er hat 10 um 12 erschwerte Ausweichen-Proben geschafft - im Übrigen meistere ich auch DnD...meine Helden kommen mit Gegnern über ihrer empfohlenen Schwierigkeit gut zurecht) konnte er eine Nacht mit ihr genießen(?), kam aber mit einigen Blessuren dabei heraus Und 3 Tage später wiederholte er das, sowohl aus selbstzertörerischen Tendenzen und weil er anfing für sie mehr zu empfinden.

Einen Überfall auf Haffax's Arche um das Endurium zu sichern später, konnte unsere Gezeitenspinne eine Hälfte der Boransdorn verschlingen, aber das Endurium blieb uns verwehrt. Während die anderen das immer noch als Sieg auslegten, sah mein Charakter es als weitere gewonnene Schlacht in einem Krieg den sie verlieren werden...und dann wurde durch das Verschlingen der halben Boransdorn unsere Arche praktisch "schwanger". Das beeinflusste auch Xyleste mehr als nur ein wenig und sie wurde etwas bedürftiger was Nähe anging. Dem ging er auch mehr als nur gerne nach und nach einigen Kuschelpartien, die nicht an seinem körperlichen Wohl krazten und die etwas zärtlichere Intimität war er ihr vollendst verfallen.

Das stellte ihn aber auch vor einen immensen inneren Konflikt, da er in Erwägung zog die Mannschaft samt Gruppe zu verkaufen, wenn es nur Xylestes Wohl sicherstellen würde. Zum Glück bot sich keine Gelegenheit dem nachzugehen, da Xeraan die Plagenbringer wenig später auf uns hetzte (Haffax Reparationen für die Arche zu zahlen war wohl zu viel für den buckligen Geizhals) und Paligan lies nicht mit sich reden (und von sich konnte er kein Angebot machen, da immer jemand bei ihm war, als er über den Tausendaugenkelch kommunizierte).

Der letzte Lichtblick war dann eine Nachricht von einem Unbekannten, die in Aussicht stellte den Splitter der Dämonenkrone von Xeraan zu erbeuten. Besonders ich war versessen darauf das Ding als Faustpfand in unseren Besitz zu bringen...weshalb sich wohl erklären lässt, warum er in dieser finalen Schlacht kaum Rücksicht auf Verbündete nahm und nur um den Splitter sicher zu stellen sogar noch im Kampf befindliche Verbündete zurück lies und er den Tod der 12 Schützen, des Kor-Geweihten, des Elite-Kämpfers in Kauf nahm. Nachdem er den Splitter praktisch an sich genommen hatte erschien auch Paligan um den Splitter für sich zu beanspruchen, was dazu führte, dass er im Vollsprint (mit Axxel) zur Gezeitenspinne lief mit der Gruppen Tsa-Hexe auf dem Besen kurz hinter ihm und Paligan auf den Fersen.

Auf der Arche durch einen gewagten Sprung von einer Klippe und schmerzhaften Aufprall vom Splitter getrennt hat unser "Steuermann" Olaf, der schon das Schwert Charyptoroths führte, den Splitter aufgehoben und ist in eine Starre verfallen, während hinter uns Paligan war und vor uns Yo'Nahoh aus den Tiefen aufstieg...und mein Charakter gab einfach auf, da ihm nichts einfallen wollte...er keinen Ausweg sah...und obwohl er Verbündete zurück lies wieder keinen Erfolg hatte. Der riesige Dämon zerdrosch förmlich unsere Arche und alles schien verloren, bis sich Olaf praktisch zum neuen Heptarchen der Tiefe aufschwung indem er durch Willen allein Paligan den Mantel Charyptoroths entriss und den Paktierer in das Maul der Bestie schleuderte.

Er forderte uns auf die Arche zu verlassen, sich selbst und seine Seele opfernd um uns zu retten. Dem wollten die anderen nachgehen außer die Tsa-Hexe, die in ihn verliebt ist, aber von den anderen von Bord gezwungen wurde. Mein Charakter hingegen ist ohne Abschied direkt zum Steuerbaum gewankt, wo auch Xyleste im Sterben liegend ihn aufforderte zu gehen, was er damit erwiederte sie in die Arme zu nehmen und mit ihr auf das Ende zu warten, da er wohl innerlich gestorben wär, wenn er ohne sie das Schiff verlassen hätte. Die Arche in sich selbst kollabierend schleppte sich nach Norden, während er von herabfallenden Ästen geschlagen das Bewusstsein verlor.

Drei Tage später erwachte er dann auf einer Bauminsel, wo ihn Perainiane (die Schwester Xylestes und zweite Steuerfrau) begrüßte, jedoch verschmolzen mit Xyleste in Körper und Seele zu einer Person in Gestalt einer Dryade. Die Bauminsel selbst war ein Peraine Wunder, jedoch war die Rettung seiner geliebten Xyleste sein persönliches Wunder, das seine Seele gerettet hat.

Benutzeravatar
Hina
Posts in topic: 1
Beiträge: 638
Registriert: 08.06.2011 11:06
Geschlecht:

Auszeichnungen

Errungenschaften

Wann und wie bricht ein Held(encharakter)?

Ungelesener Beitrag von Hina »

Vielen Dank fuer Deinen schoenen Bericht! Das klingt nach wirklich wunderbarem Charakterspiel und macht richtig Lust, Blutige See zu spielen.
SL: Königsmacher (seit 2021)
Hoc unum semper quaeris: superetne Sapientem Bethanicus? An maior sit Tharsonio Rohal? Nescio; verum illud belle scio, quod tibi nunquam est visus, Alrice, nec Rohal, nec Bethanicus.

Benutzeravatar
Laske Hjalkason
Posts in topic: 1
Beiträge: 1453
Registriert: 10.08.2010 08:36
Wohnort: Lörrach (BW)

Errungenschaften

Wann und wie bricht ein Held(encharakter)?

Ungelesener Beitrag von Laske Hjalkason »

Wow
Warte ich hol mal eben mein Schnupftuch

Das war echt ergreifend. Schön das es so tolles Rollenspiel gibt.

Danke fürs Nacherzählen

Made my day
Ein Herz für Schwarzmagier

Antworten