Advocatus Diaboli hat geschrieben: ↑15.02.2020 23:03
Der Artikel ist sehr interessant. Der Lover ist tatsächlich exakt das, wie ich mir den SC vorgestellt habe: ein Idealist, der das Leben liebt und in vollen Zügen genießt, voller Euphorie die Welt verbessern möchten, ein Pseudorevolutionär, der das Leben der Armen verbessern möchte, wenn er nicht gerade zu abgelenkt davon ist, sich mit Papas Geld selbst ein schönes Leben zu machen. Also... ja... vermutlich tendiert er schon mehr zum Addicted Lover und sollte sich zum maskulinen Lover entwickeln im Laufe der Spielzeit.
Ich kenne jetzt diese ganzen Archetypen nicht, aber diese Beschreibung ließ folgendes Bild vor mir erstehen:
Das ist ein Mensch, der sehr emotional, extrovertiert und "oberflächlich" ist - das sind allgemein Attribute, die man in unserer Gesellschaft eher Frauen zuschreibt (vor allem emotional und oberflächlich), die aber nach meiner Beobachtung bei Männern in genau demselben Maße auftreten können.
Mein Ansatz zur Darstellung wäre folgender...
Fangen wir mal mit oberflächlich an:
Ein "oberflächlicher" Mensch ist jemand, der alles zuerst - oder ausschließlich - nach dem äußeren Anschein beurteilt. Die Ursache dafür ist nach meiner Beobachtung oft, dass den Betreffenden die Innensicht nicht nur bei anderen Leuten, sondern auch bei sich selbst, eher fehlt. Für sie ist wichtig, wie die Dinge aussehen - weil ihnen die Absichten dahinter oft nicht zugänglich sind.
Ein in diesem Sinne oberflächlicher Mensch würde zBN großen Wert auf Etikette legen, diese aus dem FF beherrschen und darauf achten, wie genau diese eingehalten wird. Weil für ihn die Etikette nicht nur "Ausdruck" der Höflichkeit ist, sondern die Höflichkeit selbst. Er hätte auch größere Probleme, zu erkennen, dass XYZ ihm darum Komplimente macht, weil er diesem nützlich sein könnte, und würde die eher positiv auf sich beziehen.
Da die Innensicht auch bei dem Betreffenden selbst nicht stark ausgeprägt ist, hängen auch die Beurteilung
seiner eigenen Taten und seine eigenen Entscheidungen im größeren Maße von dem ab, wie sie auf andere wirken. Er würde sich also stets rückversichern wollen, ob das, was er tut gut ankommt, oder wie es wirkt.
(Das krasse Gegenteil wäre ein Mensch, der so weit im eigenen Kopf lebt, dass er grundsätzlich nie hinterfragt, wie seine Entscheidungen nach außen wirken und immer überzeugt wäre, sie kämen gut an, weil er gute Absichten hat.)
Da ein wesentlicher Unterschied zwischen Männern und Frauen zumindest in unserer Gesellschaft ist, dass Männer grundsätzlich weniger Selbstzweifel haben, wäre der Unterschied zwischen einer männlichen und einer weiblichen Person hier, dass die männliche grundsätzlich eher davon ausgeht, dass das, was sie tut, richtig ist, und maximal eine kurze Bestätigung braucht, aber insgesamt vielleicht seltener fragt.
Punkt zwei wäre die sehr emotionale Person. Dies ist eng mit dem Weinen als Gefühlsausdruck verbunden.
Für eine hoch emotionale Person sind die Gefühle, die eine Situation auslöst, vorrangig vor allem anderen. Beim Hören einer schlimmen Nachricht aus der Heimat, zB, würde die Person direkt auf Empfindung schalten und sich dann erst, wenn überhaupt, fragen, ob diese Gefühle berechtigt sind. Entscheidungen werden ebenfalls "nach Bauchgefühl" getroffen. Ich würde in DSA3 der Person mehr Intuition als Klugheit geben - wenn sie allerdings beides hat, würde die Intuition stets Vorrang haben.
In diesem Fall würde die Person aufgrund der Emotionen ihre Entscheidung treffen - und (bei hoher Klugheit) hinterher Gründe konstrurieren, warum XYZ genau so sein muss und sie so empfindet. Die können allerdings völlig an den Haaren herbeigezogen sein.

- Eine nur emotionale Person würde einfach drauf beharren, dass sie Recht hat und kein anderer das nachvollziehen kann.
Hier käme dann bei Männern wieder die größere Selbstgewissheit zum Tragen - der emotionale Mann schämt sich deswegen nicht. Die anderen haben nur keinen Überblick und können nicht erfassen, warum Nachricht ABC gerade so schlimm oder die Ereignisse des heutige Tages soo dramatisch sind.
[In diesem Sinne kann auch der emotionale oberflächliche Mensch sich extrem für eine Sache engagieren: Wenn die ihm quasi ins Auge springt (Elend der Bauern, zB), kann er sich extrem daüber empören und auch sehr dafür einsetzen... andererseits ist er weniger schnell in der Lage, Missstände hinter einer schönen Fassade zu erkennen.]
"Weinen" würde ich dann einfach als Ausdruck höchster Gemütsbewegung in das Gesamtbild einfließen lassen. Wenn derjenige besonders wütend, besonders ergriffen, besonders engagiert ist (in dem Sinne kann er dann auch von sich selbst ergriffen sein) - oder besonders traurig, besonders glücklich - fließen bei ihm halt die Tränen.
Daraus muss er nun nicht jedes Mal ein Drama machen - was fließt, das fließt... aber es passiert halt und kann vielleicht dazu führen, dass er in einer Rede kurz innehalten muss, in einer Diskussion auf Unverständnis stößt oder schlimmstenfalls im Kampf bei Schmerzen oder weil er gerade Zeuge wurde, wie jemand anders schwer getroffen wurde, Nachteile hinnehmen muss ("vor Schmerz und Tränen blind").
Extrovertiert heißt einfach: Gefühle werden eher ausgelebt als unterdrückt.
Du könntest natürlich auch einen Mann spielen, der Tränen einsetzt, um andere zu erpressen. Ich kenne das aber selbst von Männern tatsächlich nur aus Partnerschaften - weil es nur mit jemandem klappt, der
selbst gerade sehr emotional an der Diskussion beteiligt ist.
Das wäre so mein Senf zum Thema, vielleicht hilft dir das ja weiter.
... und auf ihrem Grabstein wird stehen: "Ich hab's dir ja gesagt!"