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Cross-gender im Rollenspiel

Hier finden allgemeine DSA-Themen ihren Platz, zu denen es kein explizites Unterforum gibt.
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chizuranjida
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Cross-gender im Rollenspiel

Ungelesener Beitrag von chizuranjida »

Jasper Stoßenheimer hat geschrieben: 18.10.2019 01:50Das ist sowas von engstirnig und wird dann als Fortschritt, Divers und ganz toll verkauft, das Frauenrollen nur von Frauen gespielt werden dürfen. Männer nur von Männern, Schwarze nur von Schwarzen etc..
Okay. Falls sie doch mal das Silmarillion verfilmen sollten oder sowas, hast du jetzt noch Zeit, deine Eingabe zu machen, dass Danny DeVito Galadriel spielen sollte.
"Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Al'Anfa wieder eins drauf kriegen wird."
- Alrik der Ältere

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Herr der Welt
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Cross-gender im Rollenspiel

Ungelesener Beitrag von Herr der Welt »

P&P ist ein Spiel, Schauspiel (in den genannten Kontexten: Theater und Film) ein Beruf, somit Arbeit. Und wenn ein Spiel grundlegend etwas nicht ist, dann Arbeit (das sind zwei genau gegengesetzte Begriffe, auch wenn diese ursprüngliche Unterscheidung derzeit durch das Konzept der Gamification in bedenklicher Weise verwaschen wird). Zudem sind Theater und Filme Kunstwerke und/oder - das betrifft v.a. den Film-Mainstream (weniger auf staatlich oder anderweitig protegierte Theaterproduktionen oder was man etwa bei Filmen unter Arthouse fassen würde) - auf Gewinne zielende Waren. Wenn also ein Filmemacher sich entscheiden sollte, Männerrollen mit Frauen zu besetzen und umgekehrt, dann kann er künstlerische Gründe haben oder nachahmen, was er gerade für popkulturell beliebt hält (siehe: Ghostbusters (2016), Oceans Eight).
Für P&P spielt das keine Rolle, weil Gruppen i.d.R. kein Publikum haben, das ihr Spiel rezipiert oder dies monetär goutiert, sodass das Spiel Formen von Kunst oder Ware annehmen könnte. Und wenn dem so sein sollte, dann handelt es sich womöglich auch eher um Formen von Entertainment als P&P in dem Sinne, wie wir es betreiben (siehe etwa das, was die Rocket Beans regelmäßig veranstalten: eine Show, wahrscheinlich die in Deutschland populärste P&P betreffend, die primär der Unterhaltung des Publikums dient).
Es erscheint mir also nicht sehr sinnvoll, Kunstwerke oder Unterhaltungswaren mit P&P gleichzusetzen.
Um das letzte Beispiel aufzugreifen: Es gibt wohl kaum einen sinnvoll denkbaren Grund, Danny de Vito als Galadriel zu besetzen (abseits einer albernen Parodie) bzw. würde sich dergleichen (beim anzunehmenden Publikum sicher nicht gut verkaufen. Sollte aber Danny de Vito privat - oder jemand von uns, der wie er keinerlei Ähnlichkeit mit Galadriel aufweist - in einem "Herr der Ringe"-P&P Galadriel (oder eine vergleichbare Figur) spielen wollen, wäre das nicht unbedingt ein Problem. P&P bietet gerade die Möglichkeit, dass eher kleinwüchsige, korpulente Männer hochgewachsene, schlanke Elfen spielen können. Das Publikum beschränkt sich auf die Mitspieler. Man muss allein mit ihnen ausmachen, was gespielt werden kann (was also die Spielregeln sind, wenn man die Rollenauswahl ebenso darunter fassen will). Dass kleinwüchsige, korpulente Männer hochgewachsene, schlanke männliche Elfen spielen, scheint selbstverständlich(er) zu sein (als wenn es die gleiche Konstellation, aber mit Cross-gender wäre).

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Madalena
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Cross-gender im Rollenspiel

Ungelesener Beitrag von Madalena »

Im Filmwesen wird ja allgemein stark nach äußerlichen Kriterien gecastet (natürlich nicht nur danach). Eine Person, die den allgemeinen Schönheitskriterien nicht entspricht wird wohl kaum für eine Rolle gecastet, die überaus attraktiv wirken soll (bei Männern vielleicht noch eher, weil bei denen Attraktivität nicht so stark an der Optik festgemacht wird). Und Danny DeVito würde wohl auch nicht den Zuschlag für Conan kriegen.

Umgekehrt hat z.B. eine Tilda Swinton schon des Öfteren Männerrollen besetzt.
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Hotzenplotz
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Cross-gender im Rollenspiel

Ungelesener Beitrag von Hotzenplotz »

Kleiner Hinweis am Rande für diejenigen, die das Thema Crossgender interessiert: Das Buch Roll Inclusive macht dazu auch einige Aussagen. Vieles davon klang hier schon an (habe den Thread überflogen), ich kann die entsprechenden Kapitel empfehlen.

https://shop.uhrwerk-verlag.de/das-beso ... 24053.html
Erscheint für Nicht-Backer soweit ich gehört habe am 24.10.
Ich hab´s gebackt und zum Großteil gelesen.

Ich persönlich bin der Meinung, dass man beim crossgendern eben nicht nur auf das Geschlecht als solches reduzieren sollte. Mann spielt eine Frau. Aber diese Frau ist nicht nur Frau, sie ist Kriegerin oder Händlerin, sie ist dickköpfig, schlau, hasst Elfen und hat in der Dämonenschlacht zwei Finger verloren. Sie ist viel mehr als nur "Frau".

Marduk
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Ungelesener Beitrag von Marduk »

Hotzenplotz hat geschrieben: 18.10.2019 08:44Ich persönlich bin der Meinung, dass man beim crossgendern eben nicht nur auf das Geschlecht als solches reduzieren sollte. Mann spielt eine Frau. Aber diese Frau ist nicht nur Frau, sie ist Kriegerin oder Händlerin, sie ist dickköpfig, schlau, hasst Elfen und hat in der Dämonenschlacht zwei Finger verloren. Sie ist viel mehr als nur "Frau".
Ebendies... man sollte versuchen sich in die Person reinzudenken: was will sie? Was sind die Wünsche und Ziele? Interessen? Auch eine Rahjageweihte wird sich nicht nur für das eine Interessieren und auch jemand sexuell sehr aktives wird nicht mit jeder Person in die Kiste steigen (sonst sind wir sehr schnell im Bereich des krankhaften, wie Satyrase (?) und Nymphomanie, welche für die Personen meist kein Vergnügen darstellt).

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milamber81
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Cross-gender im Rollenspiel

Ungelesener Beitrag von milamber81 »

Ich für meinen Teil sehe das Thema folgender Maßen:
Vor vielen Jahren, am Anfang meiner Rollenspielkarriere, hätte ich nicht drüber nachgedacht, ne Frau spielen zu wollen. Das hat mich schlicht nicht gereizt und ich fand es komisch. Konnte es mir einfach nicht vorstellen und hatte auch Bedenken wegen der Außenwirkung in der Gruppe...

Dann habe ich ich eine gute gespielte Cross-Gender-Frau erlebt. Von unserem damaligen Meister, der diese als eigenen Spielercharakter hat mitlaufen lassen. Das war dann das erste Mal, dass ich länger über das Konzept Cross-Gender-Charakter intensiver nachgedacht habe. Schlussendlich erreichte ich einen Punkt, an dem ich weniger "die Frau, das unbekannte Wesen" dachte, sondern eher "wenn Elfen, Zwerge, Achaz oder weiß der Geier alles geht, warum nicht auch Frau?" Dadurch kam es dann bei mir zu einer Umkehr, was die Charauswahlmöglichkeiten betraf:
Wo Früher alle weiblich zu besetzenden Rollen gleich dem Rotstift zum Opfer gefallen wären, ist die Frage heute eher, was mich denn zum Spielen reizt. Das kann dann Mann oder Frau und an verschiedenen Aspekten festgemacht sein. In meiner ehemaligen StarWars Runde mochte ich die Togruta. Da die Montrals der Männer in SW-ToR (welches ich nutzte, um eine Visualisierung des Chars zu bekommen) meiner Meinung nach sehr seltsam aussahen, wurde der Char weiblich. In einer Piratenrunde sollte der Char auf Bitte des Meisters einige zusätzliche Aspekte erfüllen, die im Erstentwurf meinerseits nicht angelegt waren. Bei der Überarbeitung stellte ich fest, dass das Bild, das sich danach ergeben hat, in meinem Kopf einfach viel besser für eine Frau passte, als für einen Mann. Folglich wurde es eine Piratin. Bei der Shadowrun-Runde fand ich das Bild des zierlichen Persönchens, dass als Riggerin ein tödliches Dronensortiment unter sich hat, selber im Kampf aber eher ein Hindernis als eine Gefahr darstellt, einfach zu amüsant. Interessanter Weise war der Char, soweit ich mich erinnere, der erste, bei dem Sexualität richtig thematisiert wurde. Bei einem Run war besagte Sexualität das einfachste Mittel, um unbemerkt mit der Zielperson interagieren zu können...
Dann wäre da auch noch meine Rabenhexe, die jetzt seit 4 Jahren bespielt ist, mittlerweile einen festen Freund, Adoptivtöchter und eine sehr verschrobene Art der Beziehung hat. Wenn ich nicht die einzelnen Schritte, die zum heutigen Stand geführt haben, mitbekommen hätte, würde ich die vermutlich sogar eher als schlechtes Beispiel im Sinne der Vorbehalte sehen. Trotz der Zusicherung aus der Runde, dass ich bei ihr ne gute Leistung abgebe und sie eine glaubhaft dargestellte Frau ist. Aber sie ist eben nicht unbedingt sexuell inaktiv und einiges von dem, was sie mit ihrem Partner (und zusätzlich anderen) macht, wäre selbst in heutiger Zeit bestenfalls als sexuell progressiv zu bezeichnen. Bei den meisten Anderen hingegen hätte sie selbst heutzutage vermutlich nen eher wenig schmeichelhaften Ruf weg... Ich weiß allerdings, dass das meiste Verhalten davon nicht von vorn herein angelegt war, sondern aus Spielsituationen/Nachteilsauswirkungen entstand. Und was nicht darauf zurück zu führen ist, waren dann eher Situationen, wo ich mit einem einfachen W20 bestimmen wollte, wie gut ihr jetzt was gefallen hat, ob sie es nochmal machen würde oder eher unangenehm fand, dann aber feststellen musste, dass es wohl doch gefallen hat, teilweise sogar sehr... Gesetzt war sie mal als hetero mit leichter Neugier auf EINE bisexuelle Erfahrung. Mittlerweile stellte sich heraus, dass sie wohl eher bi ist und auch Spaß an ungewöhnlicheren Konstellationen hat. Oft wird diese Form des Erwachsenenspiels aber auch nur als gemeinsame Zeit bezeichnet und nicht genauer beschrieben. Aber doch, die Art des Sex war teilweise schon relevant, weil er eben dem (festen) Partner verraten hat, wie es ihr seelisch zu jener Zeit ging...
:oops:

Ich muss zugeben, dass ich mir aber bei all diesen Chars weniger gedacht habe, wie jetzt eine Frau auf diese oder jene Situation reagieren würde. Meine Überlegungen haben sich eigentlich immer darauf gestützt, dass die Charaktere ein Gesamtpaket aus Eigenschaften, Vorteilen und Nachteilen sind, die mit Erfahrungen gewürzt sind. Basierend auf denen treffe ich die Entscheidungen. Nicht Frau entscheidet, sondern Charakter mit Neugier, Eitelkeit, hoher Intuition,... reagiert auf Situation. Und damit bin ich bisher, auch nach den bisher erhaltenen Rückmeldungen, eher gut gefahren.
Als Hilfsmittel für die restlichen Mitspieler verwende ich dabei für gewöhnlich Bilder, die ich für den jeweiligen Char bereit stelle, da dies meiner Erfahrung nach einprägsamer ist, als hier und da mal ne Beschreibung. Auch verwende ich, abgesehen von direkter Rede, gerne die dritte Person. Also nicht: "Nach dem Gespräch gehe ich auf den Markt." sondern "Nach dem Gespräch geht Alrik/Alrike auf den Markt."

Natürlich ist mir klar, dass es ein gewisses Maß an Fingerspitzengefühl benötigt, einen CG-Charakter zu spielen. Aber ich für meine Teil halte es durchaus für möglich, so etwas glaubhaft zu vermitteln. Wir haben mit Achaz und Elfen auch mögliche Charaktere, die uns als Menschen deutlich fremder sein dürften. Und schlechte Beispiele kannst du zu allem finden. Wenn ich da an einen Krieger denke, den ich vor langer zeit erlebt habe... Die schlechten Beispiele dürfen uns aber meiner Meinung nicht den Blick auf die Positiven verstellen. Wenn ein Spieler es dann übertreibt, kann man immer noch eingreifen. Das ist dann aber das Gleiche, als wenn er irgend eine andere Art von schlechtem Rollenspiel abliefert, das in der Gruppe für Probleme sorgt. Egal ob der Rondrageweihte Wehrlose metzelt, der Krieger Unschuldige als Sündenböcke sterben lassen will, der Praiot alles anzündet, was weiblich und magiebegabt ist oder der Autoritätsgläubige Sachen besser weiß als die Kaiserin, all das ist schlechtes Rollenspiel (oder zumindest all das, an das ich beim Schreiben dieser Zeilen gedacht habe). Das gehört besprochen. Genauso wie der Spieler, der sich regelmäßig dabei aufgeilt, dass seine SC doch so scharf sei und regelmäßig Sexuelles ausspielen will. Entweder findet man dann einen gemeinsamen Nenner, auf den man sich einigen kann, oder man sollte die Gruppe eben umbauen, also auf Spielerseite, nicht auf Charakterseite. Schließlich soll es ja allen Spaß machen. Und wenn einer den anderen dauerhaft den Spaß verdirbt...
Krieg ist nur die Fortsetzung der Staatspolitik mit anderen Mitteln.

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Cross-gender im Rollenspiel

Ungelesener Beitrag von Desiderius Findeisen »

In unserer Gruppe ist es seit langem üblich Charaktere des anderen Geschlecht zu spielen (momentan haben wir als Kerngruppe 3 männliche und drei weibliche Spieler). Niemand ist dabei auf die Idee gekommen sich eine Figur zu bauen, die ja so scharf ist und alles mit Sex lösen will (was nicht heißt, dass ich nicht glaube, dass es solche Spieler gibt).

Selbst am Anfang meiner "DSA-Karriere" mit 14 Jahren habe ich mir weibliche Charaktere gebaut und sie im Endeffekt im Abenteuer nicht viel anders agieren lassen (damals bestand die "Gruppe" aus zwei Jungs: einen Spielleiter und einen Spieler, der 4 - 6 Charaktere in's Gefecht führte :ijw: ). Gerade in einer Welt wie Aventurien ging und gehe ich davon aus, dass das Verhalten mehr von Kultur und Profession beeinflußt wird als vom Geschlecht.
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Strippenzieher
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Ungelesener Beitrag von Strippenzieher »

Desiderius Findeisen hat geschrieben: 18.10.2019 15:21 Gerade in einer Welt wie Aventurien ging und gehe ich davon aus, dass das Verhalten mehr von Kultur und Profession beeinflußt wird als vom Geschlecht.
Das ist für mich auch ein entscheidender Punkt. In unserer Runde haben wir zwar keine Cross-Gender-Helden, aber unser Aventurien ist - was das angeht - ziemlich "woke" :wink: . Es macht eigentlich keinen Unterschied, welches Geschlecht NPCs haben. Von der brachialen Söldnerin zum verträumten Glasbläser ist da alles dabei. Allerdings - und das ist ein anderer wichtiger Punkt - spielt bei uns die geschlechtertypische Interaktion zwischen Männern und Frauen auch rollenspielerisch kaum eine Rolle. Wir spielen es eigentlich nicht aus, wenn ein Held eine weibliche Figur "anbaggert" oder von einer solchen angebaggert wird. Von tiefen Romanzen oder so ganz zu schweigen.

Das macht cross-gender-Roleplay bei uns natürlich sehr viel einfacher, weil ein enorm kompliziertes Kapitel dieser Rolle - nämlich das Verhältnis zum anderen Geschlecht - quasi nicht vorkommt. Dann bleibt es tatsächlich dabei, dass der Char vor allem durch Rasse, Kultur und Profession geprägt ist. Wenn das anders ist, stelle ich mir cross-gender-Roleplay wesentlich anspruchsvoller vor und es wäre - ehrlich gesagt - nichts für mich (wobei ich mich mit tief-zwischenmenschlichem Rollenspiel eh schwer tue).

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Assaltaro
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Ungelesener Beitrag von Assaltaro »

Ich finde mittlerweile Rollenspiel ohne tiefe Beziehungen zwischen den SCs ja langweilig. Leider finde ich doch eher selten Gruppen wo Romanzen und ähnliches in der Art vorkommen wie ich das gern mag. Zum Glück jetzt in den Fabs etwas vermehrt.

Doch zum Thema gerade heute hat im Discord wieder einer von seiner Runde erzählt wo die Hexe (gespielt von einem Mann) immer alle Gegner mit Levthans Feuer "ausschalten" will.
Persönlich hab ich ähnliches ja auch schon erlebt.
Ich stell mir aber langsam doch die Frage ob in den Fällen ein CG Verbot überhaupt helfen würde. Wird dann das gleiche in männlich gespielt oder ist es dann nicht mehr interessant?
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Ungelesener Beitrag von WhoisourHacker »

Zweiter Versuch (dummes Internet heute):

Bei solchen Sachen finde ich immer eine Diskussion mit dem/der Spieler/in angebrachter. (Ob das jetzt arges PG ist, unpassende Charaktere oder wirklich, wirklich unangenehm klischeehafte Charaktere) Solche Leute sehen sowas sonst ja gerne als Herausforderung 'ihre' Idee trotzdem irgendwie umzusetzen. Das nervt/stört/beleidigt dann oft sogar noch mehr als das ein Verbot hilft. Schlimmstenfalls bekommt dann einer ein Verbot für irgendwas.

Meist ist ja auch nicht das CG an sich das Problem, sondern wie die Charaktere gespielt werden, oder unterschiedliche Vorstellungen von Spielstil. Da hilft im schlimmsten Fall nur sich von einer Person zu trennen, oder sich eine neue Gruppe zu suchen.

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Ungelesener Beitrag von Benutzer 14375 gelöscht »

Verbote sind ein verlockender, aber nicht besonders nachhaltiger Weg, menschliches Verhalten zu steuern. Ich glaube, wir können es alle nicht mehr hören, aber dadurch verliert die Feststellung ja nicht ihre Richtigkeit: das Problem anzusprechen und so zu beheben, dürfte auch in diesem Fall zielführender sein.

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Madalena
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Ungelesener Beitrag von Madalena »

Assaltaro hat geschrieben: 18.10.2019 20:58Ich finde mittlerweile Rollenspiel ohne tiefe Beziehungen zwischen den SCs ja langweilig. Leider finde ich doch eher selten Gruppen wo Romanzen und ähnliches in der Art vorkommen wie ich das gern mag.
Da bietet DSA ja auch schöne Möglichkeiten. Nehmen wir o.g. Hexe von mir, die irgendwann in einer Beziehung (später Ehe) mit einem Mithelden gelandet war.

Leider waren die beiden zu sehr damit beschäftigt, Borbarad zu bekämpfen. Und leider hatte sie den Fehler begangen, ihre Gabe Prophezeien auf ihren Mann anzuwenden, und wusste daher, dass es kein Happy Ending geben würde für sie zwei... Hach, Drama! Aber wenn man auch vor lauter weltbewegendem Zeugs nie Flitterwochen oder mehr als Augenblicke für sich haben kann: Wofür beherrscht frau den Traumgestalt auf 15, wenn nicht kurze Verschnaufpausen zu nutzen um an Orte zu gehen, die man physisch nie erreichen könnte? Orte, die es real vielleicht gar nicht gibt? :heart:

Oder, wo der Schwertgeselle (SC) seine Liebste (NSC) mit frischen Blumen überrraschen wollte, aber wir in einer kargen Einöde waren: Meine Tsa-Geweihte hat ihm da gerne geholfen. Ihre Göttin hatte hoffentlich Verständnis für diesen KE-Einsatz, schließlich könnte das irgendwann zu Nachwuchs führen. :)

Wer will darf das albern finden, manche haben daran vermutlich auch gar kein Interesse. Aber Romantik ist ja nicht umsonst ein Dauerbrenner in Film, Literatur, Musik und anderen Kunstformen!
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Ungelesener Beitrag von Herr der Welt »

Assaltaro hat geschrieben: 18.10.2019 20:58Ich finde mittlerweile Rollenspiel ohne tiefe Beziehungen zwischen den SCs ja langweilig. Leider finde ich doch eher selten Gruppen wo Romanzen und ähnliches in der Art vorkommen wie ich das gern mag. Zum Glück jetzt in den Fabs etwas vermehrt.
Bei uns in einer Runde aus Thorwalern, die zusammen "Blutige See" bestritten haben, Meisterinformationen zu: "Blutige See": wurde ein SC von Darion Paligan entführt (nach einem vom SC initiierten Duell: Er hielt sich für einen Auserwählten Efferds) und an den Steuerbaum der Gezeitenspinne gebunden. Während die beiden Geweihten der Gruppe nach Eroberung der Dämonenarche den SC töten/erlösen wollten, schworen die Hetfrau (SC) und einer der Krieger (SC), ihn um jeden Preis zu retten. Beide wollten die Verantwortung für den jeweils anderen (und den Verrat an Swafnir) übernehmen. Die Hetfrau schloss einen CPT-Pakt, um die Arche kontrollieren zu können, der Krieger putschte (vorgeblich, damit die Hetfrau nicht belastet würde; von ihrem Tun wusste er zu der Zeit nichts, er war zu spät, um selbst den Pakt zu schließen und die Hetfrau zu bewahren). Während sie also mehr und mehr drohte, vom Pakt gezeichnet zu sein und in ihm den letzten Halt fand, war er als offizieller Käptan der Arche zu immer kaltblütigeren Entscheidungen gezwungen. Darüber entwickelte sich sicher die spannendste Romanze meiner bisherigen P&P-Geschichte. Beide wären ohne den anderen sicher verloren gewesen, wobei letztlich nur (gemeinsames) Verderben oder Erlösung von außen stehen konnten.
Allerdings war das kein Cross-Gender-Spiel, hätte aber auch als solches funktioniert, da die Rollen ebenso vertauscht möglich gewesen wären (und es war eher der Zufall, der die konkreten Rollen zuwies).

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Cross-gender im Rollenspiel

Ungelesener Beitrag von Benutzer 20704 gelöscht »

Also was Romantik und CG betrifft fand ich das PC Spiel "Dragon Age" vorbildlich und interessant.

Man konnte Mann und Frau spielen und jeweils eigene Romantik Pfade damit verfolgen, sogar gleichgeschlechtlich, wovon ich gar kein Freund bin aber im Spiel war es so gut eingepasst, dass es Laune machte mal alle Pfade auszuprobieren.

So müsste es immer sein, Romantik als Hintergrundquest ohne sich aufzudrängen.

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Ungelesener Beitrag von Assaltaro »

Du kannst aber PC Spiele nicht mit PnP vergleichen, allein schon deshalb nicht, weil ich die meisten Beziehungen mit anderen SCs spiele und nicht mit NSC.

Auch ist CG in PC Spielen nichts besonderes, das kann ja schlecht dein wahres Geschlecht überprüfen. Mich hat es nur durchaus als Kind gestört, dass man meist nur männlich spielen konnte. Man haben wir uns mit ca 11 über das neue Pokemon gefreut, wo jetzt auch weiblich zur Wahl stand.
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Ungelesener Beitrag von Benutzer 20704 gelöscht »

Es ging mir nur um die Umsetzung, Romantik kommt in PC RPGs immer zu kurz. In Japanischen RPGs ist das oft was anderes aber da sind in der Regel die Rollen schon klar bzw. klar wie es endet.

Man kann aber aus beiden Anregungen für PnP ziehen.

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Ungelesener Beitrag von DnD-Flüchtling »

Jasper Stoßenheimer hat geschrieben: 19.10.2019 11:39Also was Romantik und CG betrifft fand ich das PC Spiel "Dragon Age" vorbildlich und interessant.
Dragon Age war vor allem deswegen interessant, weil die Romance Subplots deutlich organischer in die Story als ganzes übergehen.
Es war auch insofern ein Novum, dass die Romanze für weibliche Charaktere ausnahmsweise sogar mal eine interessantere Entwicklung ermöglichte als die für männliche (nämlich wenn man Alistair heiratet und Königin von Ferelden wird).
Wenn ich das mit der Sparversion zB von Baldur's Gate II vergleiche (drei Optionen für männliche SCs, nur eine für weibliche), ist das schon ein deutlicher Fortschritt...
Man konnte Mann und Frau spielen und jeweils eigene Romantik Pfade damit verfolgen, sogar gleichgeschlechtlich, wovon ich gar kein Freund bin aber im Spiel war es so gut eingepasst, dass es Laune machte mal alle Pfade auszuprobieren.
Naja, ich sehe es so - man wird ja nicht dazu gezwungen, diese Pfade zu verfolgen, und für nicht-heterosexuelle Spieler ist es denke ich mal eine willkommene Option.
So müsste es immer sein, Romantik als Hintergrundquest ohne sich aufzudrängen.
Ist es bei Bioware ganz grundsätzlivh ja auch.

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Ungelesener Beitrag von Telling »

Ich habe diese Diskussion in den letzten Tagen vermehrt verfolgt und bin ehrlich gesagt zutiefst überrascht, dass die Meinungen dazu so gravierend auseinander gehen.

Natürlich, in Gesellschaften, in denen Geschlechterungleichbehandlung existiert, ist das Geschlecht für die Selbst- und Fremdwahrnehmung eines Charakters wichtig, aber in allen anderen... macht es doch absolut keinen Unterschied? Ich bin noch nie auf die Idee gekommen, einen NSC anders dazustellen abhängig davon, ob da ein kleines 'männlich' oder 'weiblich' auf dem Zettel steht und für SCs wähle ich ehrlich gesagt das, wonach mir am meisten der Sinn steht.

Auch in den Gruppen, in denen ich die letzten 15 Jahre gespielt habe war Crossgender so normal, dass mir nicht mal bewusst war, dass dafür ein Begriff existiert.

Das Argument, dass die Immersion dadurch verloren geht (für die Mitspieler) kann ich zwar bedingt verstehen, nicht aber, warum es schwieriger sein soll, sich ein anderes Geschlecht vorzustellen, als sich einen Elf/Zwerg/Ork/Kobold vorzustellen. Oder warum man dann, statt an den Grenzen seines eigenen Vorstellungsvermögens zu arbeiten, lieber die Spielmöglichkeiten der Mitspieler einschränkt.

Und Romantik ist denke ich eine Sache, die in manchen Gruppen stärker, in anderen weniger stark ausgespielt wird, ganz, nach Geschmack der Spieler. Meine Gruppe verliebt sich in jeden NSC, den ich ihnen vorwerfe, die Gruppe, in der ich davor gespielt habe, wäre nicht im Traum drauf gekommen das zu thematisieren.
Jemand, der sagt, er sei "überhaupt kein Freund" von gleichgeschlechtlichen Beziehungen in (Video)spielen würde ich allerdings direkt vom Spieltisch verbannen. Homophobie gehört nicht ins gesellschaftliche Miteinander und schon gar nicht in eine (auch irgendwo auf Vertrauen basierende) Rollenspielgruppe.
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Madalena
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Ungelesener Beitrag von Madalena »

Bei Liebesgeschichten habe ich übrigens eine starke CG-Schwelle. Ob SC oder NSC, oder ob der andere Part männlich (IG oder OG) ist, tut meinem Spielspaß keinen Abbruch. Aber als männlicher SC zu flirten und zu romantisieren, da hat bei mir nie die Immersion gepasst.

Also, so für mich selbst. Wie andere das halten soll jede(r) so machen wie es gefällt.
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Ungelesener Beitrag von Xeledonius Spareios »

Telling hat geschrieben: 19.10.2019 20:03Und Romantik ist denke ich eine Sache, die in manchen Gruppen stärker, in anderen weniger stark ausgespielt wird, ganz, nach Geschmack der Spieler. Meine Gruppe verliebt sich in jeden NSC, den ich ihnen vorwerfe, die Gruppe, in der ich davor gespielt habe, wäre nicht im Traum drauf gekommen das zu thematisieren.
Mit dem Handy gerade ein wenig schwierig, aber das schreit ja, meiner Meinung nach, mal nach einer Umfrage!

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Telling
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Ungelesener Beitrag von Telling »

Ich war dann mal so frei... zur Diskussion über Beziehungen am Spieltisch bitte hier entlang! :gardianum:
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Ungelesener Beitrag von ledaeth »

Je mehr ich darüber nachdenke, desto klarer wird mir, dass meine Meinung nicht nur sehr individuell begründet bzw. persönlicher Natur ist, sondern auch, dass sie auf den Erfahrungen in der aktuellen (langjährigen) Spielrunde beruht.
Will sagen: Natürlich kann sowieso jeder spielen, wie’s ihm passt. Aber sogar ich selbst spiele hauptsächlich deshalb (momentan) kein Cross-Gender, weil ich in dieser Runde so gute Erfahrungen ohne gemacht habe. (Und nicht, weil ich schlechte Erfahrungen mit CG gemacht hätte.)

B.O.B. hat geschrieben: 15.10.2019 04:35Ist wirklich irgendjemand, der hier Cross-Gender-Verbote auf Grund schrecklicher persönlicher Erfahrungen unterstützt, der Meinung, daß Cross-Gender das Problem war und nicht nur ein Symptom eines problematischen Spielers/Meisters, der es sonst auch anderweitig geschafft hätte, sich selbst zu disqualifizieren?
Klar, sich selbst disqualifizierende Mitspieler gibt es natürlich. Die fliegen raus, fertig. Über die brauchen wir nicht reden.

Assaltaro hat geschrieben: 15.10.2019 13:14Es ging nie darum, ob der CG-Charakter sexuell aktiv ist, sondern eher, dass es nervt, wenn dies die einzige Charaktereigenschaft ist.
Genau. Ich finde eindimensionale Charaktere auf Dauer (!) langweilig und daher nicht diskussionswürdig. Egal, was ihre eine Eigenschaft ist. Eine reicht einfach nicht. Über diese Form von Spiel brauchen wir also auch nicht reden.
(Ich hoffe, jetzt fühlt sich niemand auf den Schlips getreten, der eindimensionale Darstellungen geil findet. Ja, ich spiele auch gern mal ein Abziehbild, aber der Spaß verbraucht sich halt schnell, daher tue ich das nur in One-Shots und nicht in Kampagnen.)

Skalde hat geschrieben: 15.10.2019 16:20Ich denke, an dem Ansatz von Fenia Winterkalt können wir uns alle ein Beispiel nehmen. Wenn das Rollenspiel allen Spaß machen soll, dann spielt man [...] Menschen, die eine Persönlichkeit, einen Wertekanon und eigene Vorstellungen besitzen.
Jawoll! Jetzt kommen wir in den Bereich, über den ich mir Gedanken mache: Dreidimensionale Charaktere mit eigener Motivation und Weltanschauung.
(Weil dies der Bereich des „ernsthaften“, immersiven, charakterdarstellenden, impro-theater-ähnlichen ROLLENspiels ist, bei dem sich das lohnt. Andere Formen können ebenfalls Spaß machen (RollenSPIEL?), aber da sie mehr „casual“ sind, wäre es im Gegenteil eher hinderlich, sich zu viele Gedanken zu machen.)
Zusammengefasst: Es geht mir um tiefe, glaubwürdige Charakter-Darstellung in einer langjährigen Runde mit fester Besetzung, bei der die Charaktere als Menschen spürbar werden und sich im Laufe der Zeit auch innerlich weiterentwickeln.
Hier haben sich auch schon mehrere Spieler/innen zu Wort zu gemeldet, denen es um gut abgerundete, mehrschichtige Charaktere geht, bei denen die Frage nach dem Mann- oder Frausein eher in den Hintergrund tritt. Perfekt! Da fühl ich mich doch sehr zu Hause. :)

Warum also bin ich trotzdem dafür, im Spiel beim eigenen Geschlecht zu bleiben?
Je mehr ich darüber nachdenke, desto seltsamer kommt es mir selbst vor.
Aber ich habe eine Idee, wie ich meine Ansicht retten könnte. ;)

tl;dr
These:
a) Integration „fremder“ Impulse rundet den Charakter ab.
b) Diese Integration gelingt besser, wenn ich common ground zwischen mir und dem Charakter als Basis voraussetze.


Anders formuliert: Ich spiele mich selbst, nur anders. XD
(Eine Aussage, die sich meinem Verständnis nach mit der generellen Richtung im Thread Was für Heldentypen könntet ihr nicht spielen? deckt.)

Was nun allerdings „sich (zum Teil) selbst spielen“ bedeutet, vor allem: wie viel von mir selbst und welche Anteile von mir selbst ich brauche, um eine für mich stimmige Handlungsbasis zu haben, das ist natürlich bei jedem unterschiedlich.
Für den einen mag das eine körperliche Entsprechung sein, für den anderen eine moralische oder charakterliche.

Denn neben den Äußerlichkeiten, also dem geschlechtstypischen Erscheinungsbild und den geschlechtstypischen Bewegungsmustern (deren Prototypizität natürlich variieren kann) gilt es in diesem Zusammenhang natürlich auch die „Innerlichkeiten“, den Charaktertypus des Spielers zu beachten.
Der laute, extrovertierte Kerl hat eben Schwierigkeiten, eine ruhige Frau zu spielen, weil er dafür zu viel redet (und nicht, weil er keine Frau spielen kann). Eine Vielrednerin hingegen kann er deutlich leichter ver„körpern“.

Setzen wir mal zwei Begriffe fest, um neben der körperlichen Dualität Mann/Frau auch eine charakterliche benennen zu können. (Achtung, jetzt wird’s abenteuerlich, bitte mit einem Augenzwinkern lesen.)
- ‚stark‘ sei die traditionell männlich besetzte Rolle des Machers, der immer weiß, was zu tun ist, und es auch anpackt, der keine Selbstzweifel kennt und emotional stabil ist.
- ‚schwach‘ sei die traditionell weiblich besetzte Rolle des unsicheren, sowohl körperlich unterlegenen als auch emotional labileren Zweiflers, der der Rettung und Führung bedarf.
Ich bin also beim 50er-Jahre Schwarz-Weiß-Film. :D

Disclaimer 1: Ohne mich damit näher auszukennen. Film-Spezialisten jetzt bitte nicht aufheulen.
Disclaimer 2: Es geht mir nur um eine ganz grobe Kategorisierung in zwei (ja, das ist lächerlich) Kategorien. Da schlägt natürlich jeder halbwegs denkende Mensch die Hände über dem Kopf zusammen. Ich bitte um Nachsicht. Ich brauche einfach nur eine Dualität, um meinen Standpunkt zu verdeutlichen, und dieses Klischee scheint mir passend. Mehr Kategorien machen es unübersichtlicher.


Also, von dieser Setzung ausgehend gilt für mich (!):

1. Ohne Cross-Gender
1.1 Ein ‚starker‘ Mann, der einen ‚starken‘ Mann spielt ODER eine ‚schwache‘ Frau, die eine ‚schwache‘ Frau spielt:
Spieler gleich Charakter. Langweilig.

1.2 Ein ‚starker‘ Mann, der einen ‚schwachen‘ Mann spielt ODER eine ‚schwache‘ Frau, die eine ‚starke‘ Frau spielt:
Aha! Schon viel besser! Hier versucht jemand, sich in jemand anders bzw. in einen anderen Rollentypus hineinzudenken, sich auszuprobieren, Neuland zu entdecken, Verständnis zu entwickeln.
(Vorausgesetzt, man versucht das wirklich und bedient nicht einfach ein Klischee, das den Charakter zu einem eindimensionalen Abziehbild macht. Aber davon gehe ich - wie gesagt - aus.)

2. Mit Cross-Gender
2.1 Ein ‚starker‘ Mann, der eine ‚starke‘ Frau spielt ODER ein ‚schwacher‘ Mann, der eine ‚schwache‘ Frau spielt ODER eine ‚starke‘ Frau, die einen ‚starken‘ Mann spielt ODER eine ‚schwache‘ Frau, die eine ‚schwache‘ Frau spielt:
Jetzt kommt es sehr darauf an, wie bzw. warum sie diese Rolle spielen. Der ‚schwache‘ Mann spielt eventuell eine ‚schwache‘ Frau, weil er so endlich mal er selbst sein kann, ohne eigentlich ein Mann sein zu müssen („Stell dich nicht so an. Du bist keine Memme sondern ein Mann!“). Oder der ‚starke‘ Mann spielt eine ‚starke‘ Frau, weil er gerne seine ‚weiblichen‘ Anteile mehr erfahren würde (was ein echter Mann im echten Leben natürlich niemals tun würde!!). Das fände ich völlig legitim. Die Person bleibt bei sich (einem automatisch komplexen, weil realen Charakter) und stellt sich in einen anderen Kontext, um sich auszuprobieren.
Auch hier bleibt, wie unter 1.1, Spielertypus gleich Charaktertypus, aber durch den veränderten Kontext wird es deutlich spannender.

2.2 Ein ‚starker‘ Mann, der eine ‚schwache‘ Frau spielt ODER eine ‚schwache‘ Frau, die einen ‚starken‘ Mann spielt:
Auch hier kommt es darauf an, wie „ernsthaft“ das Charakterspiel versucht wird. Auf der „Ich mache es mir leicht“-Seite haben wir massiven Klischee-Alarm, auf der „Ich probiere mal was völlig anderes“-Seite haben wir eine echte Herausforderung, weil doppelt Cross: -Gender und -Typus. Das ohne Klischees (als Notfallplan in Überforderungssituationen, z. B. wenn es schnell gehen muss) hinzukriegen, finde ich extrem sportlich.

3. Männlich und weiblich vereint
Jetzt verlasse ich unfairerweise den Bereich der allgemeinen Formulierung und führe meinen derzeit gespielten Charakter als Beispiel an: einen kampfstarken, handfesten Söldner (Nebenberuf Schmied), den ich mit (erd-)traditionell eher weiblich besetzten Eigenschaften ausstatte (in Liebesdingen schüchtern und verlegen, auf Gruppenharmonie und -zusammenhalt bedacht).
Das ergibt insgesamt: Ich, ein ‚schwacher‘ Mann, spiele einen ‚starken‘ Mann, der ‚schwache‘ Anteile besitzt.
Ich bin der Meinung, ein solcherart konstruierter Charakter könnte problemlos auch von einem ‚starken‘ Mann gespielt werden, ebenso von einer ‚starken‘ oder ‚schwachen‘ Frau. Weil es immer eigene Anteile gibt, mit denen der Spieler sich verknüpfen kann, während gleichzeitig viel Spielraum zum Ausprobieren fremder Anteile bleibt. (Die Gewichtung würde natürlich anders ausfallen, aber es wäre immer noch (fast) derselbe Charakter.)


Zusammengefasst:
Ich persönlich setze mein Mann-Sein gerne mit dem Mann-Sein meines Charakters gleich, um eine körperliche Basis zu schaffen. Gleichzeitig lege ich den Charaktertypus des Helden irgendwo zwischen mir und einer fiktiven andersgepolten Person fest, sodass ich dort gleichzeitig Basis und Spielraum habe.

Disclaimer: Das mag anderen Spieler natürlich völlig anders gehen.
Denn wie ein sehr weiser Mann einmal sagte: „Da, wo du hingehst, da bist du dann.“

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Cross-gender im Rollenspiel

Ungelesener Beitrag von Rhonda Eilwind »

@ledaeth

Vielen Dank für deinen ausführlichen Beitrag.

Ich glaube, mir dem "ich spiele mih selbst, nur anders" können sich relativ viele Rollenspieler identifizieren.

Mir geht es im Grunde genauso... jeder Charakter, egal welcher, hat immer mindestens einen Aspekt, der sehr ähnlich oder genauso ist wie bei mir selber. Das ist nicht immer derselbe Aspekt.
Manchmal ist es nur Raumangst (oder die Abneigung gegen Sellerie... :P ), manchmal Ängstlichkeit, manchmal ein gesundes Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten oder, oder...

Für mich ist aber das Geschlecht tatsächlich keiner davon - aber korrekterweise muss ich sagen: Keiner mehr.

Ganz am Anfang ging es mir ähnlich wie dir, und ich wollte als Frau eben auch eine Frau spielen.

Ich habe ja schon geschrieben, dass das erstaunlicherweise damals nicht so gut ankam und eher auf Unverständnis stieß. - Und in einem Fall ja auch extrem negativ auf mich zurückfiel.

Solchermaßen zum CG quasi "gezwungen", merkte ich dann relativ schnell, dass es zumindest für mich, zumindest in den Runden, in denen ich dann spielte, gar kein Identifikationsproblem (mehr) darstellte. Ob Mann oder Frau war gar nicht das wesentliche Merkmal des jeweiligen Charakters.

Wobei ich schon extrem verschiedene Männer gespielt habe. Typische "starke" (also, nach deiner Terminologie), aktive, extrovertierte Typen (zum Macho hat es unter Thorwalern allerdings nicht gereicht), typische 'schwache', deren Platz und Aufgabe in der Gruppe wohl auch eine Frau hätte ausfüllen können, und alles dazwischen.

Ich fand es tatsächlich durch den leicht größeren Abstand zum Charakter beim CG sogar einfacher, mal Verschiedenes auszuprobieren.

Wobei meine weiblichen Charaktere bisher auch durchaus verschiedene Persönlichkeiten waren - aber insgesamt war die Varianz da im Rückblick nicht so groß. Heißt: Die männlichen SCs unterschieden sich untereinander und von den Frauen stärker, als die Frauen untereinander.

Das kann allerdings auch Zufall gewesen sein, weil die weiblichen Charaktere, die ich länger als einen Abend/eine Con-Session lang gespielt habe, vom Grundtypus her alle ähnlich waren (Streunerin, Bardin, Diebin/Kundschafterin).

Was nicht unbedingt an den SCs selbst lag. Ich hätte gern mit jedem einzelnen Charakter noch weitergespielt, aber es hat sich in einigen Fällen einfach nicht ergeben, zB weil die Runde so nicht mehr zusammenkam.
... und auf ihrem Grabstein wird stehen: "Ich hab's dir ja gesagt!"

Jadoran
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Ungelesener Beitrag von Jadoran »

@ledaeth: Ich reibe mich etwas daran, wie Du "stark" und "schwach" definierst,also gleich an der Grundlage Deiner Argumentation. Auch in guten alten S/W Filmen und erst recht alten Büchern gibt es starke Frauen, nur dass die sich im Rahmen ihrer gesellschaftlichen Rolle bewegen. Wer etwa die Jüdin Rebecca im uralten Ivanhoe als schwach versteht, nur weil sie kein Schwert schwingt und vom edlen Ritter gerettet werden "muss", der hat sie in meinen Augen nicht verstanden. Auch Maureen O'Hara (sicher keine schwache Frau) spielt in MacLintock keine schwache Frau, im Gegenteil. (Und sich gegen John Wayne zu behaupten braucht schon was.)
Es wirkt auf mich so, als würdest Du stark mit "Ist sich immer seiner Sache sicher und kann Leute vermöbeln" verwechseln. Um eine starke Frau darzustellen, müsste die dann metzeln können und weitgehend beratungsresistent sein?
Die Fähigkeit, sich seelisch auch von massiven Gruppendruck nicht einschüchtern zu lassen, sexueller oder materieller Versuchung zu widerstehen oder standhaft im Angesichts von Unglück und Widerniss zu bleiben, ist auch klassisch weder männlich noch weiblich besetzt, und in guten Filmen und Büchern aller Zeitepochen gibt es da viele Beispiele.
Wenn man "schwach" so definiert wie Du oben als "Arbeitsdefinition", dann weist man den Frauen schon per Defintion die Beute/Opferrolle zu, die sie nur in schlechten Streifen, Groschenheften und pseudowissenschaftlichen Gutachten haben. Auf so einer Definition die Diskussion aufzubauen kann in meinen Augen nicht funktionieren.
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ledaeth
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Ungelesener Beitrag von ledaeth »

@Jadoran: Das ist mir alles bewusst und wollte ich damit auch nicht gesagt haben. Du tust genau das, wovor ich mit mehreren Disclaimern versucht habe, zu warnen.
Denn wie ein sehr weiser Mann einmal sagte: „Da, wo du hingehst, da bist du dann.“

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Cross-gender im Rollenspiel

Ungelesener Beitrag von Benutzer 20704 gelöscht »

Urgh, irgendwie habe ich das Gefühl ich bin hier in die DSA Gruppentherapie geraten.

Hier schleicht doch bestimmt der Spieler mit der Fee mit Anmut 15 rum?

https://www.youtube.com/watch?v=hFKu0oMIzDA

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Avessandrina
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Ungelesener Beitrag von Avessandrina »

Auf den Begriff Cross-Gender-Play bin ich überhaupt erst vor ein paar Jahren gestoßen und ich war erstaunt, welche Wellen das schlägt.

An sich ist doch Rollenspiel an sich schon von seiner Natur her die Darstellung einer Person, die völlig anders ist als man selbst. In einer fiktiven Welt mit fiktiven Strukturen und Leitlinien und einer gänzlich anderen Moral. Selbst bei Spielen wie KULT, die in der heutigen Gegenwart angesiedelt sind, ist das, was die Charaktere erleben doch komplett anders, als unsere alltäglichen Erfahrungen.
Daher plädiere ich seit jeher dafür das zu spielen, auf das man Lust hat. Man möchte doch frei von allen Zwängen abtauchen in eine Welt, die eben nach unseren Wünschen und Vorstellungen funktioniert und nicht dem Diktat eiskalter Realität unterliegt (wenn man sich nicht genau das wünscht).

Wenn eine Gruppe per se CGP ausschließt, spiele ich nicht mit dieser Gruppe, das ist mir persönlich ein viel zu restriktiver Eingriff in meine fantastische Entfaltung. Das war damals auch der Grund, warum ich nicht in der Gruppe der Schwefels gelandet bin. Ist für mich ein NoNo.

Ich selbst spiele seit inzwischen 25 Jahren nur weibliche Charaktere, sei es im P&P oder Online.

Warum das so ist, ist ja ein vieldiskutiertes und zum Teil emotional aufgeheiztes Thema. Für meinen Teil bin ich zu folgendem Schluß gekommen:

Wenn ich Charaktere erstelle und spiele, sollen das Figuren sein, mit denen ich mich identifiziere, die ich auf diese ganz spezielle Art auch liebe. Rollenspiel heißt für mich mit den Charakteren zu lachen und zu weinen. Stück für Stück werden aus diesen Charakteren echte Menschen, die ein Lieblingsessen, eine Lieblingsfarbe, Ängste und Hoffnungen haben. Sie wachsen mir extrem ans Herz und ein Spielabend mit ihnen ist wie eine neue Folge meiner absoluten Lieblingsserie - nur mit dem Bonus selbst handeln zu können (Rollenspiel, yay!).

Und für so eine "Serie" wünsche ich mir natürlich einen Charakter, den ich gerne begleite, der Schmetterlinge im Bauch auslöst, der mich zum Lächeln bringt.

Und das sind in meinem Falle einfach weibliche Helden. Auch in Filmen ist da die emotionale Bindung bei mir direkt größer.

Und wenn man so einen Charakter spielt, dann versuche ich natürlich auch abseits von Klischees als Person mit eigenem Charakter zu funktionieren. Klischees sind immer ein sehr guter Anfang, sie sind ja Klischees, weil sie durchaus weit verbreitet sind. Aber man sollte sich von diesen Klischees weiter entwickeln, nach und nach kleine Puzzleteile hinzufügen und auch als Frau/Mann wachsen, etwas ganz eigenständiges daraus machen. Schließlich gibt es auch im wirklichen Leben wenige Charaktereigenschaften, die JEDE Frau und JEDER Mann ausnahmslos hat. Es sind Individuen und solche möchte ich auch in Rollenspiel darstellen.

Wenn dann die Spielerinnen meiner Gruppe sagen "das war echt weiblich heute" ist das aber trotzdem ein schönes Lob und ein Zeichen, daß man wirklich eintauchen konnte.

Die Optik der Spieler finde ich dabei vollkommen egal. Wenn wir anfangen Charaktere nur in naher Ähnlichkeit zu ihren SpielerInnen zu erlauben, nehmen wir dem Rollenspiel genau den Zauber und die Freiheit, die es ausmachen. Die Möglichkeit jemand anderes in einer anderen Welt zu sein, der die irrwitzigsten Abeneteuer erlebt :heart:
Don't listen to what they say. Go see!

Es gibt drei Arten von Lügen - Lügen, verdammte Lügen und Statistiken: Method Actor 100%, Storyteller 79%, Specialist 50%, Butt-Kicker 21%

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Ungelesener Beitrag von knppel »

Ich spiele auch häufiger weibliche Figuren. Mal hoch heroisch, mal richtig dreckig, meistens irgendwo in der Mitte, oder wie man auch sagen könnte: "Den Umständen entsprechend".

Im SPIEGEL stand diese Woche irgendwo:
"Frauen verdienen weniger und sollten ein größeres Stück vom Kuchen haben, deswegen reden wir lieber erstmal über Sexualmoral".

Ich schließe mich da mal an mit meiner Ausführung. Vorneweg sei klargestellt, dass es in unserem Aventurien nicht nur keine gender-pay-gap, sondern auch weitere dem aventurisch ja nicht existenten Patriarchat zuzuschreibenden Alltagssexismen schlicht nicht gibt.
In diesem Sinne sind auch die Novadis und Aranier nicht "rückständig", das ist nur die irdisch-aufgeklärte Sichtweise auf derartige Gesellschaftsstrukturen (da wir ein Patriarchat zu überwinden haben).
Inneraventurisch muss ein Mangel an Sexismus daher auch bedeuten, sich nicht kulturell überlegen zu fühlen weil der Nachbar es im Verhältnis der Geschlechter nicht so macht wie man selbst- der Aventurischen Reisenden fehlt (im Gegensatz zur durchschnittlichen irdischen Spielerin) ganz einfach üblicherweise die Erfahrung, aufgrund ihres Geschlechts andauernd diskrimiert zu werden (begonnen bei Lohnverhandlungen bis hin zur Vergewaltigungsfreundlichen Stadtwache am Tor).

Weiters gilt daher: Sexismus am Spieltisch ist (in DSA zumindest) fast immer außerhalb des Charakterspiels begründet- sonst würden ja auch korrupte weibliche Stadtwachebeamte männliche Helden in schöner Regelmäßigkeit am Tor belästigen, nicht nur einmal als Gag.
Brauche ich für meinen Teil auch nicht, ganz unabhängig vom Geschlecht der dargestellten Figuren.

Tatsache ist auch, dass OT-Sexismus sich niederschlägt, je nachdem welches Geschlecht ein Charakter hat. Spiele ich einen männlichen Charakter, der das Abziehbild des Mackertums darstellt, dann ist das eben ein Macker, alle rollen die Augen sobald er losblökt, aber am Ende stört es keinen.
Das selbe Klischee als Frau- also, großmäulig, selbstüberschätzend, dabei eher nicht besonders schlau- wird hingegen von manchen Leuten ernsthaft negativ aufgefasst.
Ich sammle seit Jahren Erfahrungswerte auf dem Gebiet, zeitweise auch online, und habe bis heute keine bessere Erklärung gefunden, als dass wir (als irdische Gesellschaft) Männer schlicht mit mehr Mist durchkommen lassen, und deswegen logischerweise auch im Rollenspiel einfach eine tiefere Messlatte fürs Darstellen männlichere Charaktere legen.
Sonst wäre weiter oben ja auch generell vorgeschlagen worden, dass wir Männer mehr Fingerspitzengefühl bei der Charakterdarstellung an sich zeigen könnten- und nicht nur beim Versuch, Frauen zu geben.

Psychologisch macht das natürlich Sinn. Dumm, laut und rauflustig sein, um beim Beispiel zu bleiben, und alle müssen drüber lachen, wieder mal so ein Privileg dass dem weißen Mann abhanden kommt. Sind dann meistens übrigens männliche Spieler, denen dass sauer aufstößt- entweder soll mann als frau bitte schön adrett und sauber sein, und keinesfalls die Wortführung übernehmen, oder wenigstens dass allseits beliebte Gruppenschlampen-Klischee erfüllen.

Was "Starke" und "Schwache" Charakter angeht, sehe ich das (geschlechtsunabhängig) sehr variabel. Charaktere haben Nachteile, die situationsabhängig zum tragen kommen können.
Paradebeispiel, um diesen Punkt zu illustrieren: Der heldenmütige "starke" Krieger, der beim Anblick einer hübschen Frau nunmal schwach (!!) wird. In Aventurien jederzeit auch umgekehrt, nicht nur als statistischer Ausreißer.
Oder aus der Film- und Fernsehpraxis: Jede Superwoman hat ihr Kryptonit.

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Madalena
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Ungelesener Beitrag von Madalena »

knppel hat geschrieben: 10.11.2019 05:28dass wir (als irdische Gesellschaft) Männer schlicht mit mehr Mist durchkommen lassen
Von Männern erwartet man halt nicht so viel Intelligenz wie von normalen Menschen.

*duck-und-weg* :gardianum:
Jede kann maskierte Superheld*in sein. Ihr müsst gar nicht 24/7 bereit stehen oder euer Leben in die Waagschale werfen. Die Maske reicht schon!

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Wenn ich mir einige der letzten Posts so anschaue: Und wieder sind wir bei der Allgemeinpolitik. Vorsichtig ausgrdrückt. Haben denn echt so viele Rollenspieler Gender-Studies als Erst-Hobby?
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