Cross-gender im Rollenspiel

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Bluthandel
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Cross-gender im Rollenspiel

Ungelesener Beitrag von Bluthandel »

Uiii, komm ich zu spät zum Thema?
Also Kinners, bei mir sind ja 2/3 aller gespielten Chars Cross-gengendert (also mehr oder weniger holde Damen) und wenn ich auf Kampagnenchars schaue, dann bin ich sogar bei 100%. Und für mich ist es erstmal tatsächlich so, dass das Geschlecht bei einem Konzept, so, wie ich es mir im Kopf visualisiere, eben nicht beliebig austauschbar ist. Zumindest in meiner Vorstellung spielt in die Art der Reaktion meines Charakters auch das Geschlecht und geschlechtsspezifische Erwartungen und Sozialisitationserfahrungen immer mit rein (auch letztere sind ja nicht überall in Aventurien gleich). Und meine Charaktere haben auch durchaus in der Regel eine mehr oder weniger aktive Sexualität, die sie im Alltag irgendwie handhaben (müssen :lol:).

Ich empfinde das Spielen eines anderen Geschlechtes als eine besondere Herausforderung - und da ich auch gerne sich gut anfühlende Charaktere am Spieltisch habe, habe ich da zum Einen durchaus gewisse Anforderungen an mich selbst und als Meister auch an Spieler, die bei mir Crossgendern wollen: Ich hätte zumindest bei Anfängern schon gerne, dass sie sich nochmal genau überlegen, wie das Konzept im RP am Tisch funktionieren soll. Ich habe auch schonmal eine ganz holde Mary Sue eines notorischen Dachbodenbewohners vorgelegt bekommen und als auf gezieltes Nachhaken zum Konzept da nicht Befriedigendes für mich kam, habe ich den Charaktereinstieg abgelehnt. Ein andermal meinte ein Meister, uns seinen wunderschönen weiblichen SC als besonders begehrenswerten NSC vor die Füße setzen zu müssen. Auf meine Frage nach einer genaueren Personenbeschreibung, kam als Antwort: "Die sieht einfach total geil aus, das ist die schönste Frau, die Du jemals gesehen hast". Gut, kann man vielleicht machen, war jetzt aber so garnicht meins. Lebhaft erinnern kann ich mich auch noch, wie wir vor ein paar Jahren hier in einer örtlichen Nerdkneipte saßen und der stark übergewichtige Kellner vorbeikam und bemerkte, dass wir über Pen&Paper redeten, wonach er uns sofort begeistert von seiner vollbusigen DnD Dunkelelfen-Assassinin zu erzählen begann, die der Gruppenmagier immer mittels Klaps auf den Hintern heilen würde, hihi. Wir verkniffen uns einen Kommentar und dachten " wem´s gefällt"... Ich kann es also in einem gewissen Rahmen nachvollziehen, wenn es da Vorbehalte gibt. Gleichzeitig gilt aber eben auch das "wem´s gefällt" und ich finde, bei entsprechender Substanz sollte alles im Rollenspiel eine Chance bekommen. Denn es geht eben genau um das : In eine Rolle zu schlüpfen, auch - und gerade auch! - in eine, die man eben nicht im Alltag hat! Das Geschlecht gehört für mich dazu.
Deshalb, um es nochmal klar zu machen, erlaube ich in meinen Runden alle ganzen, halben und hin und her gewendeten Geschlechter und Geschlechtsausprägungen, solange das Konzept darunter nicht zu einer Farce verkommt. Unabhängig vom realen und gespielten Geschlecht achte ich selbstredend immer darauf, dass Common Sense und Gruppenkonsens beim Spiel berücksichtigt werden, das scheint, wenn man sich einige Stories von VorposterInnen ansieht, leider doch nicht Standard zu sein.

Ich selbst mag nicht nur die Herausforderung beim Crossgendern: Ich habe bei männlichen Chars auch zu oft das Gefühl, dass allzuviel von mir offenkundig im Konzept steckt, am Besten funktionieren Männer für mich über längere Zeit noch als latente Karikaturen oder als wirklich krasse Macher. Für mich ist der Versuch der Darstellung bzw Nachempfindung einer weiblichen Psyche einfach schon ein langfristig motivierendes Element an sich. Vielleicht lebe ich da was aus, wer weiß, ist ja auch okay. In meiner ersten DSA-Runde habe ich auch mit einem Thorwaler angefangen, aber meine (allesamt männlichen) damaligen Mitspieler, langjährige Freunde, meinten, als ich mit dem nicht zufrieden war, ich sollte mich doch mal an einer Frau versuchen. Ich fand das spannend und habe es getan und die servierte Elfe war nicht besonders toll, ich habe das aber auch gemerkt und bin nach 2 Abenden zur Buße in die Meisterrolle gewechselt, in der ich seitdem mit Unterbrechungen über knapp 10 Jahre aktiv bin...:lol:
Der nächste Versuch kam dann bei einem Spielleiter, der unsere Gruppe noch nicht kannte und der gewisse Vorbehalte hatte. Entsprechend nahm ich die Sache nun sehr ernst und es wurde richtig gut. Selbst ein Mitspieler, der davon auch erstmal nichts hielt, fand den Char dann klasse und wir hatten extrem intensives, einfach "nur" heroisches Rollenspiel. Mir wurde von allen versichert, meine Rolle sei sehr schön gespielt.
Danach war der Damm gebrochen und ich habe schon so ziemlich alles durch: Runden, in denen männliche und weibliche Spielerinnen zufällig alle NUR Crossgender gespielt haben, Runden, in denen mein weiblicher CG Charakter mit einem männlichen CG Charakter eine romantische Affäre hatte (ich muss zugeben, dass ich schon etwas aufgeregt war angesichts der szenischen Herausforderung, zumal meine Maga etwas reifer war, der junge schneidige Recke aber schon mehr Erfahrung mit sowas hatte), ich habe eine intensive Freundschaft zwischen zwei jungen Frauen mit einem männlichen Freund im Rahmen einer Kampagne bespielt (und fand es richtig cool, gemeinsam über die tumben männlichen Chars in der Gruppe abzulästern, gemeinsam Kleider zu kaufen, sich von Liebeskummer IT zu erzählen, wirklich, man(n) sieht Dinge plötzlich auch einfach anders :D), ich habe von Frauen gespielte krasse Schürzenjäger erlebt, zwei Freundinnen haben mit ihren männlichen SCs homoerotische Kapriolen aufs Parkett gelegt, die griechische Altmeister vor Neid erblassen lassen würden, ich habe eine (Ex-)Andergasterin gespielt, die Vorurteile gegen Männer hatte und habe mit ihr männlichen SCs ins Gesicht gesagt, was an ihnen Kacke ist, und es hat alles Spaß gemacht.
Und zu guter Letzt und quasi als Krönung von allem habe ich als letztes entwickeltes umfangreiches Konzept tatsächlich auch meine Version der vollbusigen "Dunkel"Elfe an den Start gebracht, teilweise auch als Hommage ans Klischee. Und das läuft dankenswerterweise auch richtig gut, obwohl das wirklich nochmal eine Herausforderung war, da eben nicht im Abziehbild oder im Peinlichen zu enden, denn dieser Charakter definiert sich tatsächlich sehr stark über das Äußere, das hat sie so verinnerlicht, auch wenn sie tatsächlich bei sehr biederen Bürgersleuten in sehr traviagefälligem Kontext aufgewachsen ist (Geheimnis, wuhu!). Aber es hat sich IT eine erotische Beziehung mit dem doppelt so alten, extrem wohlhabenden, gebildeten und lebenserfahrenen horasischen Unternehmer (Mathematikus) der Gruppe entwickelt; Kunststück, ist es doch der Mann mit dem meisten Stil im Umkreis von 100 Meilen (er ist auch eigentlich noch mit einer Rahja-Akoluthin liiert). Und obwohl die beiden nicht nur aus Alters- und Bildungsgründen sehr verschieden sind, ist es doch eine schön zu bespielende Beziehung, die sich auf wechselseitigem Respekt gründet.

Fürs schöner Crossgendern:
-Von der ersten Begeisterung nicht wegtragen lassen, nüchtern das Konzept von allen Seiten abklopfen, auch mal mit anderen drüber reden vorab (wie bei allen Konzepten eigentlich)
-den Charakter schonmal "trocken" vorab daheim spielen, auch wenn sich das doof anfühlt, aber so kann man sich ggf davor bewahren, diese Erfahrung erst am Spieltisch zu machen
-wenn die Stimmlage ein Problem ist, dann zumindest an passenden Ausdrücken vorab ein wenig feilen, damit es eben nicht nur "Kevin in Frau" wird, ich arbeite zu Anfang gerne mit Zitatenlisten für neue Chars
-Bilder können durchaus sehr helfen, ich habe die bei Chars generell auch gerne im Blick, gute Beschreibungen tun ihr Übriges
-mit Details arbeiten, auch abseits des rein Gesagten, z. B. Gestik und Mimik des Charakters betreffend
-Situationen vorab visualisieren bzw nach dem Spielabend anstehende RP-Herausforderungen durchdenken!
-aus Fehlern lernen
-was gemeinsam mit der Gruppe Spaß macht, ist erlaubt
Früher habe ich mich sogar tatsächlich immer vorm Crossgendern rasiert, das spare ich mir heute i d R aber :lol:
Zuletzt geändert von Bluthandel am 13.10.2019 01:03, insgesamt 3-mal geändert.
SL:
Postapokalyptisches DSA (MPA, nach A176, seit 11.2019), Notmark-Sandbox (seit 06.2022)
SC:
VeG (A159, seit 01.2018), Al Anfa - Königsmacher von Horasien (nach A135/A155, seit 06.2020), Rabenkrieg (VA4x, DSA4.1, seit 08.2022)
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Vasall
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Ungelesener Beitrag von Vasall »

@Darilon
Danke für die feinen Beobachtungen. Ich möchte mich lieber mit dem aufgreifen Deiner Gedanken bedanken, statt mit dem stummen Klick auf den Bedankenknopf.

Tatsächlich sind in unserer Runde die Charaktere so gestaltet, dass sie gut zum Charakter ihrer Spieler passen. Wir suchen die Identifikation mit dem Charakter geradezu. Wir werfen uns stets ein Stück weit selbst in die Geschichte; und zwar in einer Rolle, die es glaubwürdiger erscheinen lässt, dass wir in der Geschichte auftauchen.
Dennoch nutzt jeder von uns gelegentlich auch die Perspektive des Er-Erzählers für Charakterspiel. Aber bezeichnenderweise oft gerade dann, wenn der Charakter etwas tut, was der Spieler nicht gut findet, um sich von dem Geschehen zu distanzieren. Also z.B. wenn eine schlechte Eigenschaft triggert, oder man schlimme Dinge tut von denen man denkt der Charakter müsse die jetzt aus Innerweltlicher Logik einfach tun. Immer dann wenn einem die Identifikation mit dem Charakter schwer fällt oder abhanden kommt, oder man einfach eine längere unpersönliche Passage, wie den Verlauf einer längeren Reise beschreibt.
Immer wenn es spannend wird versuchen wir uns aber möglichst intensiv in den Charakter hineinzuversetzen seinen Blickwinkel zu erleben und zu erzählen und seine Identität zu vermitteln. Diese Intensität, dabei sich in eine fremde Welt zu versetzen und in diese einzutauchen, die Reaktionen ihrer Bewohner zu erleben ist für mich der Reiz am Rollenspiel und das ist extrem spannend.

Er-Erzählung und Figurenaufsteller haben sicher ihren Nutzen, aber schaffen sie nicht auch größere Distanz zum Geschehen? Ich finde schon. Wie verhinderst Du das?

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chizuranjida
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Ungelesener Beitrag von chizuranjida »

Darilon hat geschrieben: 12.10.2019 19:25Die erste Sache, die mir aufgefallen ist, ist die visuelle Komponente: Bei der Szene mit dem Wirt war es das Sehen des Charakterbildes weswegen ich realisiert habe, dass ich den Spieler im Kopf hatte. Die erste Idee war also das Charakterbild nicht nur in der Mappe zu haben, sondern so vor mir aufzustellen, dass wenn die anderen Spieler in meine Richtig sehen, sie automatisch das Charakterbild vor Augen haben.
Klingt nach einer guten Idee. Zudem mit wenig Aufwand.

(Ich muss zu dem Fallbeispiel aber auch sagen: Dass der Char 2 m groß und breitschultrig ist, okay, er könnte deswegen aber trotzdem noch schüchtern und zurückhaltend sein. Wenn aber die ganze Runde und der Meister völlig vergessen haben, dass der mit zwei Kampfhunden unterwegs ist, da ist schon irgendwas verlorengegangen bei der Charakterkonzeptvermittlung.)
Die zweite, vielleicht noch wichtigere Sache ist mMn, dass ich von der Ich-Erzählung zur Er-Erzählung gewechselt bin. Meiner Beobachtung nach, sorgt die Verwendung des „Ichs“ dafür, dass wir automatisch den Sprecher vor Augen haben. Bei der „Er“-Form, dagegen verarbeiten wir unbewusst, dass es sich nicht um den Sprecher, sondern um jemand anderes handelt. Das erklärt für mich warum Roman, oder Erzählungen von Schwestern/Freundin nie zu „Frau mit Bart“-Problem führen.

Wenn ich mir einfach vorstelle: Der Mitspieler mit Bart, der einen weiblichen Charakter spielt sagt: „Ich komme jetzt mit wackelnden Hüften auf dich zu, streiche dir mir der Hand über die Schultern und den Hals. Danach beuge ich mich vor bis meine roten Lippen nah an deinem Ohr sind und flüstere: Wie wäre es heute abend mit uns beiden?“
Oder derselbe Bärtige Spieler sagt:
„Die attraktive Sharisad, kommt mit wackelnden Hüften auf Alrik zu, streicht ihm mit der Hand über den Rücken und den Hals. Danach beugt sie sich vor, bis ihre roten Lippen dicht an seinem Ohr sind und flüstert: Wie wäre es heute abend mit uns beiden?“

Das macht in meiner Wahrnehmung einen riesigen Unterschied.
Interessante Beobachtung. Ich kann mir gut vorstellen, dass das so ist, habe es selbst aber nie verglichen und auch nicht drauf geachtet.

Es soll Runden geben, in denen festgelegt wird, ob man als der Held zu sprechen hat ("Ich gehe zu dem Wirt rüber und sage: ein Ferdoker, geschüttelt, nicht gerührt") oder über ihn ("Mein Held Alrik geht also zu dem Wirt rüber und sagt: ...").
Das war bei uns nie so. Das hat jeder gemacht wie es ihm gerade passte. Vielleicht hat das ein bisschen dabei geholfen, dass wir auch kein Problem mit crossgender hatten.

Falls hier mal wieder ein/e Sozialwissenschaftler/in reinschaut, der oder die ein Thema für eine Arbeit braucht, wäre das ja mal ein spannendes Thema für eine Studie. :)

Jedenfalls danke für den Hinweis, das ist wieder eine ganz neue Facette an dem ganzen Thema, und erweitert es dann ja auch nochmal auf dem Spieler unähnliche Chars allgemein.
"Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Al'Anfa wieder eins drauf kriegen wird."
- Alrik der Ältere

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Ungelesener Beitrag von Benutzer 20704 gelöscht »

Ich glaube ihr macht euch zu verrückt.

Ich spiel ab und an auch eine Frau, wenns mir in den Kram/Chara Konzept besser passt. Ich hatte mal eine Warhammer 40K Banshee nach DSA übertragen, das ging dann nur als Frau.
Solche Verenkungen wie Stimme verstellen oder sich unbedingt da einfühlen zu wollen habe ich sein gelassen, warum auch ? Ich habe einfach eine Frau gespielt wie ich sie als Mann erlebe, Klischees inklusive.
Irgendwo auf der Welt wird schon eine Frau rumrennen die so ist. Für das Spiel ist es auf Dauer auch erträglicher man selber zu bleiben und lediglich etwas zu Varieren, war für alle Beteiligten auch einfacher zu händeln.

Wenn man den Gendergläubigen glauben will, ist es eh egal, weil Geschlecht nur eine bösartige Erfindung von Patriachen ist und jeder sowieso alles sein kann.
(Achtung! das war zynisch)

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Ungelesener Beitrag von FrumolvomBrandefels »

Solche Verenkungen wie Stimme verstellen oder sich unbedingt da einfühlen zu wollen habe ich sein gelassen, warum auch ? Ich habe einfach eine Frau gespielt wie ich sie als Mann erlebe, Klischees inklusive.
Sehe ich ähnlich. Bei einem Heden gibt es so viel wichtigeres auf das was ich mich vorher konzentriere z.B. tulamidische Sprachelemnte einbauen (irgendwei denke ich da nie dran), oder dem Sozialen Stand entsprechende Wortwahl. Eine andere Stimme als meine nachzuahmen, wäre nicht nur bei CG ziemlich lächerlich. Mit den Klischees soll man es nur nicht übertreiben in meinen Augen.

Benutzer 20704 gelöscht

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Ungelesener Beitrag von Benutzer 20704 gelöscht »

Sicher nicht, man will ja den eigenen Chara nicht lächerlich machen aber ein ab und an ausgelebtes Klischee erhöht auch den Spielspaß.

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Madalena
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Ungelesener Beitrag von Madalena »

Jasper Stoßenheimer hat geschrieben: 13.10.2019 07:56Ich spiel ab und an auch eine Frau, wenns mir in den Kram/Chara Konzept besser passt. Ich hatte mal eine Warhammer 40K Banshee nach DSA übertragen, das ging dann nur als Frau.
Solche Verenkungen wie Stimme verstellen oder sich unbedingt da einfühlen zu wollen habe ich sein gelassen, warum auch ? Ich habe einfach eine Frau gespielt wie ich sie als Mann erlebe, Klischees inklusive.
Irgendwo auf der Welt wird schon eine Frau rumrennen die so ist. Für das Spiel ist es auf Dauer auch erträglicher man selber zu bleiben und lediglich etwas zu Varieren, war für alle Beteiligten auch einfacher zu händeln.
Ich hoffe, die Frage warum man sich in seinen Charakter einfühlen soll war nicht so gemeint. :???:

Wenn man(n) eine Frau spielt finde ich es völlig OK, sich erstmal an dem zu orientieren was man kennt. Allerdings würde ich immer davon abraten, einfach etwas zu kopieren was man woanders beobachtet (zumal du doch sicher mehr als eine Frau kennst). Das ist ja ähnlich wie wenn man eine Literatur-/Filmvorlage zum SC umbiegt: Kopieren machen einen Charakter schnell zum eindimensionalen Abziehbild. Die Figur ist sehr absehbar (für einen selbst, und für Mitspieler, die die Vorlage (er)kennen). Man beraubt die Figur ihres Entwicklungspotentials, weil man ja an der Vorlage bleiben will. Und wenn man eine Situation erlebt, für die die Vorlage nichts hergibt, stößt die Strategie eh an ihre Grenzen.

Wenn man etwas geschlechtertypisches darstellen will, dann sollte man sich in meinen Augen auch überlegen, warum der Charakter so ist. Was hat ihn geprägt, was lässt ihn so handeln? Und wenn einem partout nicht einfällt, was den Charakter geschlechtertypisch geprägt haben könnte, ist das keine Schande. Dann sehe ich auch kein Problem darin, wenn man sich an "sich selbst mit Brüsten" orientiert. Gerade wenn die Heimat des Charakters nicht Xorlosch, Kurkum oder Malkillabad heißt stehen die Chancen eh sehr hoch, dass Geschlecht *kein* besonders prägendes Merkmal für diesen Helden ist.
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Ungelesener Beitrag von Benutzer 20704 gelöscht »

Madalena hat geschrieben: 13.10.2019 10:53Ich hoffe, die Frage warum man sich in seinen Charakter einfühlen soll war nicht so gemeint.
Äh doch, genau so. Ich als Mann kann die Gedankengänge von Frauen bis heute zum Teil nicht nachvollziehen, umgekehrt genauso und wenn ich meinem Vater glauben darf ist das auch ziemlich sinnlos zu versuchen.
Wir sind halt unterschiedlich.

Im Spiel ist es halt immer mal wieder witzig die Überlegung anzustellen: "Wie würde meine Frau, Freundin, Mutter etc., in dieser Situation agieren?".
Es wird aber immer zwangsweise ein Einblick von außen bleiben ohne wirklich das Gedankenspiel das dahinter steckt zu durchschauen. Ist aber auch nicht schlimm, man macht das Beste aus seinem Wissen und erspart sich irgendwelche Hirnakrobatik die am Ende eh nix bringt und den Spielfluss stört.

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Ungelesener Beitrag von Sumaro »

Das hat weniger mit Mann und Frau zu tun als mit generell unterschiedlicher Sozialisierung. Die Hürde ist nicht das Geschlecht, sondern die Vorstellungskraft sich auf andere, sozialisierte Normen und Werte einzulassen bzw. diese zu reproduzieren. Wenn dann noch Fertigkeiten dazu kommen, die man selbst nicht besitzt, wird es eigentlich noch weit schwerer und man hangelt sich dann an Eckpunkte.
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Madalena
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Ungelesener Beitrag von Madalena »

Jasper Stoßenheimer hat geschrieben: 13.10.2019 11:01Äh doch, genau so. Ich als Mann kann die Gedankengänge von Frauen bis heute zum Teil nicht nachvollziehen, umgekehrt genauso und wenn ich meinem Vater glauben darf ist das auch ziemlich sinnlos zu versuchen.
Wir sind halt unterschiedlich.

Im Spiel ist es halt immer mal wieder witzig die Überlegung anzustellen: "Wie würde meine Frau, Freundin, Mutter etc., in dieser Situation agieren?".
Es wird aber immer zwangsweise ein Einblick von außen bleiben ohne wirklich das Gedankenspiel das dahinter steckt zu durchschauen. Ist aber auch nicht schlimm, man macht das Beste aus seinem Wissen und erspart sich irgendwelche Hirnakrobatik die am Ende eh nix bringt und den Spielfluss stört.
Also... erlaubt ist, was (dir und deinen Mitspielern) gefällt.

Aber ich fände das doch sehr schade, weil die Figur dann nie wirklich Eigenleben hat, sondern nur Projektionsfläche. Persönlichkeitsentwicklung kann da nicht stattfinden in dem Sinne, dass der Charakter eine Wandlung durchmacht, weil in der Figur nichts ist was das bewirken würde, und weil die äußeren Vorbilder von den Erfahrungen der Heldin unberührt sind.

Außerdem ist so eine Figur immer eine Karikatur. Solange das für euch alle OK ist: Kein Ding. Wenn du mit anderen spielst solltest du dich aber nicht wundern, wenn da dann jemand das nicht so lustig findet.

Hast du zufällig ein Beispiel parat, wie du in einer RPG-Situation von dem Verhalten deiner Mutter/Freundin/Frau/... ableitest?
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Ungelesener Beitrag von WhoisourHacker »

Allgemeine Crossgender Verbote finde ich persönlich dumm, aber das gilt auch für Elfen/Magier/Adligen-Verbote (wie ich sie schon in Gruppen erlebt habe). Gerade weil solche Verbote oft auf ein oder zwei schlechten Erfahrungen basieren die dann auf den Rest Verallgemeinert werden. Ich muss auch sagen, in vielen aktuellen Gruppen habe ich Leute die crossgender spielen (oder auch Leute die Charaktere spielen, die so gar nicht zum RL-Auftreten und Aussehen passen) und bislang war es kaum einmal ein Problem.
Diese Aussage, sich nicht die Mühe machen zu wollen sich das dann vorzustellen dass jetzt Karl ne Amazone ist, oder die Eishockeyspielerin Inge ne zarte Elfe finde ich auch irgendwie komisch und verstehe ich nicht. Aber ich weiß auch, dass ich da irgendwie anders ticke und mir da vielleicht leichter tue.

Interessant finde ich auch, dass ich die schlimmsten Geschlechter-Karikaturen und sonstige Tabus (wilde vollbusige Amazonen und co) von Mitspielerinnen erlebt habe, beim Crossgender nie.

Schrecklichste Erfahrungen habe ich übrigens mit Crossgender Verboten in meinen ersten Gruppen gemacht, wo ich gezwungen war männlich zu spielen und mir dann dauernd anhören durfte wie falsch ich meine männlichen Chars nicht spiele und dass ich sie nicht so weibisch machen soll und meinen Charakteren dann dauernd Gewalt von den anderen SC angedroht wurde. Das hat dann allgemein nicht lange gehalten.
So richtig maskuline Charaktere kann ich bis heute nicht spielen, ich verstehe also zumindest Leute die sich nicht wirklich gut irgendwo einfühlen können.

Aber: Allgemein finde ich auch dass Geschlecht(eridentität) ein interessanter Charakterzug sein kann, den ich ab und an gerne einmal in meinen Charakteren einbaue. Allerdings sind für mich Helden auch zuerst Individuen und dann erst alles mögliche anderes, ganz gleich was das nun so ist.

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Ungelesener Beitrag von Benutzer 20704 gelöscht »

Madalena hat geschrieben: 13.10.2019 11:31Hast du zufällig ein Beispiel parat, wie du in einer RPG-Situation von dem Verhalten deiner Mutter/Freundin/Frau/... ableitest?
Hmm, typisches Verhalten nach dem Abenteuer.

Die Jungs gehen meistens in die Kneipe oder in den Puff.
Die Dame lässt sich erst mal schön in einem Bad massieren und gönnt sich neue Klamotten/Schmuck, hat sie sich ja verdient.
Der typische Klischee mäßige Beautytag für Frauen mit Geld :lol:

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Madalena
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Ungelesener Beitrag von Madalena »

Jasper Stoßenheimer hat geschrieben: 13.10.2019 14:53
Madalena hat geschrieben: 13.10.2019 11:31Hast du zufällig ein Beispiel parat, wie du in einer RPG-Situation von dem Verhalten deiner Mutter/Freundin/Frau/... ableitest?
Hmm, typisches Verhalten nach dem Abenteuer.

Die Jungs gehen meistens in die Kneipe oder in den Puff.
Die Dame lässt sich erst mal schön in einem Bad massieren und gönnt sich neue Klamotten/Schmuck, hat sie sich ja verdient.
Der typische Klischee mäßige Beautytag für Frauen mit Geld :lol:
OK, das ist ja jetzt eher harmlos. Welche gesellschaftlichen Faktoren zu dieser Rollenverteilung geführt haben ist nicht schwer zu erklären, aber wohl auch nicht jedem Mann und jeder Frau selbst bewusst. In Aventurien muss das gar nicht gelten, da kann ja auch die Frau problemlos in den Puff. Obwohl ich da auch kein Drama drin sehe, wenn man Spaß hat dieses Klischee auszuspielen. ;)
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Ungelesener Beitrag von Benutzer 8443 gelöscht »

Vasall hat geschrieben: 13.10.2019 00:52@Darilon
Danke für die feinen Beobachtungen. Ich möchte mich lieber mit dem aufgreifen Deiner Gedanken bedanken, statt mit dem stummen Klick auf den Bedankenknopf.

Tatsächlich sind in unserer Runde die Charaktere so gestaltet, dass sie gut zum Charakter ihrer Spieler passen. Wir suchen die Identifikation mit dem Charakter geradezu. Wir werfen uns stets ein Stück weit selbst in die Geschichte; und zwar in einer Rolle, die es glaubwürdiger erscheinen lässt, dass wir in der Geschichte auftauchen.
Dennoch nutzt jeder von uns gelegentlich auch die Perspektive des Er-Erzählers für Charakterspiel. Aber bezeichnenderweise oft gerade dann, wenn der Charakter etwas tut, was der Spieler nicht gut findet, um sich von dem Geschehen zu distanzieren. Also z.B. wenn eine schlechte Eigenschaft triggert, oder man schlimme Dinge tut von denen man denkt der Charakter müsse die jetzt aus Innerweltlicher Logik einfach tun. Immer dann wenn einem die Identifikation mit dem Charakter schwer fällt oder abhanden kommt, oder man einfach eine längere unpersönliche Passage, wie den Verlauf einer längeren Reise beschreibt.
Immer wenn es spannend wird versuchen wir uns aber möglichst intensiv in den Charakter hineinzuversetzen seinen Blickwinkel zu erleben und zu erzählen und seine Identität zu vermitteln. Diese Intensität, dabei sich in eine fremde Welt zu versetzen und in diese einzutauchen, die Reaktionen ihrer Bewohner zu erleben ist für mich der Reiz am Rollenspiel und das ist extrem spannend.

Er-Erzählung und Figurenaufsteller haben sicher ihren Nutzen, aber schaffen sie nicht auch größere Distanz zum Geschehen? Ich finde schon. Wie verhinderst Du das?
Danke für die Lorbeeren.

Meine ersten Charaktere waren auch eher ich, bzw. eine idealisierte Form davon was ich gerne sein wollte. Ich wollte Teil der Geschichte sein. Ich wollte selbst der Held sein. Und das ist völlig legitim. In diesem Fall, ist die Distanzierung zwischen mir und meinem Charakter ja auch gar nicht nötig und wie du geschrieben hast auch gar nicht gewünscht.

Irgendwann ist es mir aber zu eintönig geworden:
ich mit den Fähigkeiten eines adligen Kriegers.
Ich mit den Fähigkeiten eines Streuners.
Ich mit den Fähigjeiten eines wasauchimmer.

Auch bei mir ist es so, dass ich meinen Spielspass daraus beziehe, die Welt durch die Augen eines anderen Charakters zu erleben. Aber irgendwann wollte ich mal was spielen was nicht ich - vielleicht mit anderen Fähigkeiten und vielleicht anderem Aussehen - war, sondern einen Charakter der auch anders gedacht hat und andere Wertmaßstäbe gehabt hat, eine andere Denkweise und andere Ideale als ich, der oft etwas war, was ich gar nicht sein wollte. Ich glaube in den letzten 10 Jahren war (mit Ausnhame eines One-Shots) mein Steppenelfischer WIldnisläufer der Charakter, der mit am "ähnlichsten" war. In dem Moment wo man sich dazu entscheidet einen Charakter zu spielen der anders ist als man selbst, trifft man aber auch automatisch die Entscheidung, dass nicht mehr "ich" der Held der Geschichte bin, sondern eben der von mir erschaffene fiktive Charakter. Trotzdem erlebe ich die Welt noch durch die Augen des Charakters mit. Inwieweit das Erlebnis dadurch schwächer wird, kann ich so spontan nicht sagen. Da müsste ich noch ein bisschen drüber nachdenken.

Es ist aber auf jden Fall so, dass wenn die anderen Mitspieler nicht "richtig" auf meinen Charakter reagieren, dies für mich auch immens die Immersion stört. Ich denke das ist für mich schlimmer als aus der 3. Person zu erzählen. Insofern tut man sich selbst einen Gefallen, wenn man dafür sorgt, dass die Mitspieler das "richtige" Bild im Kopf haben.

Für das Spiel miteinander ist es aber auf jeden Fall hilfreich, wenn die Spieler, die die Identifikation mit ihrem Charakter suchen, sich bewusst sind, dass andere vielleicht bewusst Charaktere spielen, die anders sind. Ansonsten kommen leicht selbstsame Vermutungen auf wenn aus dem Charakterverhalten auf den Charakter des Spielers zurückgeschlossen wird. Ich glaube einer der Punkte warum mir Crossgenderspieler anfangs suspekt waren war auch, dass ich damals noch genau das gemacht habe: Ich habe mich selbst mit dem Charakter identifiziert und impizit angenommen andere machen das auch, was bedeutete, dass Crossgenderspieler meiner Vermutung nach gerne tatsächlich das andere Geschlecht sein wollten. Heute bin ich überzeugt, dass die überwältigende Mehrheit der Crossgendercharakterspieler das nicht tut.

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Wizkatz
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Das spielt wieder in eines der sehr guten Videos von Matt Colville (Youtube) rein, welche propagiert, dass es letztlich für jeden Rollenspieler verschiedene Stufen des Rollenspiels gibt - wobei davon keine dadurch schlechter ist, jedoch andere Perspektiven und Ziele hat.

Die absolute Basis des Rollenspiels ist es, irgendwelche Entscheidungen zu treffen und zu interagieren; die nächste Stufe ist es, einen Charakter innerweltlich zu verkörpern, der Entscheidungen ungefähr so trifft, wie man sie wahrscheinlich selber treffen würde; und die letzte Stufe ist, tatsächlich einen glaubhaften Charakter zu verkörpern, der sich in seinen Entscheidungen und Wesenzügen grundsätzlich von einem selber unterscheidet, aber dabei nachvollziehbar bleibt.

Wichtig ist dabei glaube ich eben, dass das keine Wertungen sein können oder dürfen. Ich z.B. glaube schon, dass ich einen egozentrischen Psychopathen durchaus bis zu einem gewissen Grad spielen könnte, ich weiß aber, dass ich daran länger keinen Spaß haben werde, weswegen ich für unsere aktuelle, längere Kampagne einen Charakter gewählt habe, der mir selber sicherlich ähnlicher als fremder ist.

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Madalena
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Ungelesener Beitrag von Madalena »

Darilon hat geschrieben: 13.10.2019 19:17Ich glaube einer der Punkte warum mir Crossgenderspieler anfangs suspekt waren war auch, dass ich damals noch genau das gemacht habe: Ich habe mich selbst mit dem Charakter identifiziert und impizit angenommen andere machen das auch, was bedeutete, dass Crossgenderspieler meiner Vermutung nach gerne tatsächlich das andere Geschlecht sein wollten. Heute bin ich überzeugt, dass die überwältigende Mehrheit der Crossgendercharakterspieler das nicht tut.
Und für mich war es früher genau die Angst, dass es jemand anders von mir denken könnte. :lol:

Ich glaube aber auch, dass in den allermeisten Fällen der Grund woanders liegt: Konzepte, die im eigenen Geschlecht nicht (z.B. Amazone) oder nur sperrig (z.B. Frau in einer sehr sexistischen Gesellschaft) funktionieren. Dass ein Konzept vor dem eigenen geistigen Auge eben stark männlich/weiblich geprägt ist (z.B. die einfühlsame Heilerin), was zwar in Aventurien theoretisch nicht nötig wäre, aber praktisch sind wir halt Kinder unserer Sozialisierung (zumal ja nicht jede Gruppe mit 100%iger Gleichberechtigung spielt). Sich selbst einfach mal in der anderen Haut ausprobieren. Übernahme eines vorgefertigten SC/NSC. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit. ;) (Die unschönen Gründe, aus denen das jemand tun könnte mal außen vor gelassen.)

Was die Immersion angeht schadet es sicher nicht, wenn man selbst von Zeit zu Zeit äußerliche Eckpunkte erwähnt, und die Umwelt ggf. auch darauf eingeht (das können ja auch SL/Mitspieler tun). Wenn einfach von Zeit zu Zeit beiläufig erwähnt wird dass das furchteinflößende/exotische/attraktive/... Aussehen eines Helden nicht unbemerkt bleibt, bleibt es eher mal hängen. Beim Geschlecht läuft das ja bereits standardmäßig übers Pronomen ab - wobei Spieler da erfahrungsgemäß sehr ungleich konsequent sind. Ich kenne z.B. jemanden, der grundsätzlich immer alle Helden "er" benennt, unabhängig von Geschlecht in- und outgame.
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Assaltaro
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Jasper Stoßenheimer hat geschrieben: 13.10.2019 14:53Die Dame lässt sich erst mal schön in einem Bad massieren und gönnt sich neue Klamotten/Schmuck, hat sie sich ja verdient.
Der typische Klischee mäßige Beautytag für Frauen mit Geld
In unserer Horasiergruppe machen das aber auch die Männer so. Gut vielleicht keinen neuen Schmuck, aber das heiße Bad und einen schönen Wein.
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Ungelesener Beitrag von chizuranjida »

Jasper Stoßenheimer hat geschrieben: 13.10.2019 14:53Die Jungs gehen meistens in die Kneipe oder in den Puff.
Die Dame lässt sich erst mal schön in einem Bad massieren und gönnt sich neue Klamotten/Schmuck, hat sie sich ja verdient.
Ja, das typische Verhalten einer Heldengruppe aus thorwalschen Piratinnen und tulamidischen Gelehrten. Kennt man. :visierzuw:
Jasper Stoßenheimer hat geschrieben: 13.10.2019 11:01Äh doch, genau so. Ich als Mann kann die Gedankengänge von Frauen bis heute zum Teil nicht nachvollziehen, umgekehrt genauso und wenn ich meinem Vater glauben darf ist das auch ziemlich sinnlos zu versuchen.
Gut, dass du da voll den Experten für weibliche Gedankengänge an der Hand hast, so von wegen Mann und Vater.

Deine Eltern sind sicher auch beide in Olport groß geworden, wo seit Jahrtausenden vollständige Gleichberechtigung herrscht, und zB der Matrosinnengatte ganz normal ist, der daheim Brei kocht und Windeln wäscht, während die Ernährerin der Familie auf dem Immanfeld die Leute von Pottwal Prem vermöbelt.
Deine Eltern sind sicherlich nicht von der Kultur eines Landes geprägt, wo bis in die 1960er bzw 70er Jahre eine Frau die Erlaubnis ihres Mannes brauchte, um einer bezahlten Arbeit nachzugehen, ein Bankkonto zu führen, und der Mann dann immer noch über ihr Geld verfügen konnte.
Wizkatz hat geschrieben: 13.10.2019 20:14Die absolute Basis des Rollenspiels ist es, irgendwelche Entscheidungen zu treffen und zu interagieren; die nächste Stufe ist es, einen Charakter innerweltlich zu verkörpern, der Entscheidungen ungefähr so trifft, wie man sie wahrscheinlich selber treffen würde; und die letzte Stufe ist, tatsächlich einen glaubhaften Charakter zu verkörpern, der sich in seinen Entscheidungen und Wesenzügen grundsätzlich von einem selber unterscheidet, aber dabei nachvollziehbar bleibt.
Schön zusammengefasst. Es wäre klasse gewesen, wenn das und @Darilons ausführlichere Überlegungen damals schon bekannt und im Bewusstsein gewesen wären, als (zu DSA2-Zeiten) die Redaktion noch mühsam versuchte, den Spielern klarzumachen, dass es mehr gibt, als sich selbst mit Schwert in der Hand zu spielen. Gerade der Ansatz mit Charakterbild auf dem Tisch ist ja nicht schwer umzusetzen. Das hätte ich damals sicher aufgegriffen und wäre jetzt neugierig, ob es sich ausgewirkt hätte.
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Ungelesener Beitrag von Benutzer 14375 gelöscht »

Jasper Stoßenheimer hat geschrieben: 13.10.2019 07:56Wenn man den Gendergläubigen glauben will, ist es eh egal, weil Geschlecht nur eine bösartige Erfindung von Patriachen ist und jeder sowieso alles sein kann.
(Achtung! das war zynisch!)
Und eine Stammtischparole, die hier nichts zu suchen hat. In Zukunft wäre ich zumindest auch dankbar, wenn du dich weniger herablassend über Dinge, mit denen du dich scheinbar nur oberflächlich beschäftigt hast, äußern könntest.
Jasper Stoßenheimer hat geschrieben: 13.10.2019 11:01Äh doch, genau so. Ich als Mann kann die Gedankengänge von Frauen bis heute zum Teil nicht nachvollziehen, umgekehrt genauso und wenn ich meinem Vater glauben darf ist das auch ziemlich sinnlos zu versuchen.
Wir sind halt unterschiedlich.
Edit: Ja, sie sind unterschiedlich sozialisiert, aber grundsätzlich funktionieren Mann und Frau gleich. Mir drängt sich die Frage auf: Wieso unterhältst du dich nicht einfach mit Frauen über ihre Gedankengänge? Das erscheint mir fruchtbarer, als deinen Vater zu Rate zu ziehen.
Zuletzt geändert von Benutzer 14375 gelöscht am 17.10.2019 18:38, insgesamt 1-mal geändert.

Vasall
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Ungelesener Beitrag von Vasall »

Ad hominem Argumentation, inklusive Bedanken-Schallverstärker verbessert die Diskussion allerdings auch nicht. :rolleyes:
Darilon hat geschrieben: 13.10.2019 19:17Auch bei mir ist es so, dass ich meinen Spielspass daraus beziehe, die Welt durch die Augen eines anderen Charakters zu erleben. Aber irgendwann wollte ich mal was spielen was nicht ich - vielleicht mit anderen Fähigkeiten und vielleicht anderem Aussehen - war, sondern einen Charakter der auch anders gedacht hat und andere Wertmaßstäbe gehabt hat, eine andere Denkweise und andere Ideale als ich, der oft etwas war, was ich gar nicht sein wollte.
Oh ja, klar. Ich spiele seit über 30 Jahren Rollenspiel in verschiedenen Varianten und hab recht schnell gemerkt, dass ich meine Kreativität bezüglich verschiedener Denkweisen und das Hineinversetzen und Erleben mir fremder Rollen und Ideale am besten als Meister ausleben kann.
Da arbeite ich auch fasst ausschließlich mit Er-Erzähler, vorbereiteten Zitaten und Redewendungen und bildhaften Beschreibung und Bildern um die diversen Rollen in denen ich erscheine eindrucksvoll rüber zu bringen, CG inklusive natürlich.

Nur für meine SC ist mir dieser Grad an Identifikation viel zu gering um mich mit aller Leidenschaft in das nächste Abenteuer zu stürzen.

Da bin ich vieleich weniger method actor als andere hier und hab da weniger Spaß dran als meine Paraderollen zu verkörpern. Auch hier wieder der Vergleich zum professionellen Schauspiel, wo es solche und solche Darsteller gibt.
Zuletzt geändert von Vasall am 14.10.2019 08:24, insgesamt 1-mal geändert.

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Ungelesener Beitrag von Benutzer 14375 gelöscht »

Ich erkenne kein argumentum ad hominem, magst du mich bitte aufklären?

Edit: Ja, nun, der Passus mit dem "scheinbar nur oberflächlich" lässt sich wohl so auslegen. Ich möchte dagegen einwenden, dass Menschen, die sich mit Genderforschung auseinander setzen, schonmal keine "Gendergläubigen" sind und die Position, die Jasper ihnen in seinem Post unterstellt, gar nicht vertreten. Inwiefern ein Verweis darauf, dass ich grob unsachliche Beiträge nicht wünschenswert finde, ad hominem und dem Diskussionsklima abträglich ist, sei einmal dahin gestellt. Das verwendete "scheinbar" sollte im übrigen Hinweis genug sein, dass ich Raum für eine Fehlinterpretation meinerseits einräume und Jasper vll doch sehr informiert über das Thema ist. Ein echtes ad hominem sieht anders aus.

Edit2: Da wurde ich von Madalena geninjat. :lol:
Zuletzt geändert von Benutzer 14375 gelöscht am 14.10.2019 08:33, insgesamt 2-mal geändert.

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Madalena
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Ungelesener Beitrag von Madalena »

Vasall hat geschrieben: 14.10.2019 08:13Ad hominem Argumentation, inklusive Bedanken-Schallverstärker verbessert die Diskussion allerdings auch nicht. :rolleyes:
Besser wäre es, wenn man sich so einen unausgereiften Käse (und man sieht sehr deutlich, dass da keine tiefere Beschäftigung mit dem Thema hintersteckt) komplett sein lassen würde.

Die Diskussion darüber ist hier ja eh unerwünscht, was es schwer macht darauf zu reagieren. Da wäre es nur fair, das Fass von vornherein gar nicht aufzumachen. Insofern danke @Berto, ich fand das auch unschön und wusste nicht, wie ich drauf reagieren soll.
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Ungelesener Beitrag von Benutzer 14375 gelöscht »

Nun aber genug mit dem Derailing. Der Thread ist meiner Meinung nach zu interessant, um ihn mit einer Debatte über Genderforschung und deren Daseinsberechtigung zu kapern. :cookie:

Anlässlich des Threads habe ich den letzten Tagen das Thema Cross-Gender und seine Rolle in meinen Gruppen mal reflektiert und mir ist aufgefallen, dass das bei uns ein doch eher akademisches Thema ist. Bis auf wenige Ausnahmen spielte und spielt eigentlich jede*r Charaktere, die ihrem oder seinem Geschlecht entsprechen. Verbote und die hier angesprochenen Immersionsprobleme gab es - außer in der ganz frühen Anfangszeit, wo weibliche SC oder NSC, die von männlichen Spielern bzw Spielleitern geführt wurden, mal mit "er" angesprochen wurden oder auch Sätze wie "Oh stimmt, das ist ja 'ne Frau, 'tschuldigung!" fielen - gab es diesbezüglich allerdings nie. Insofern werde ich meinen Spielern wohl mal auf den Zahn fühlen, warum sie eigentlich keine Frauen spielen. :lol:

Als Spielleiter neige ich auch dazu, erstmal alle NSC, die ich auftreten lasse, männlich zu denken. Es sei denn, sie entsprechen stereotypen Rollenbildern - die Schankmaid ist also "natürlich" eine Frau, der Wirt "natürlich" ein Mann. Ein Missstand, der mir erst durch den Thread wirklich bewusst geworden ist und den ich zu ändern gedenke. An starken Frauenbildern in meinem direkten Umfeld hat es mir eigentlich nie gemangelt, aber offenbar scheint meine Sozialisation aus Schule, Subkultur und Medien da schwerer zu wiegen.

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Ungelesener Beitrag von affinno »

Also bei uns in der Gruppe (weibliche SL, 3/1 beim Geschlecht der Spieler) gibt es es bei den Scs eine 50/50 Aufteilung – ich spiele selber eine Frau, mein Kumpel auch, die anderen beiden spielen Männer. D.h. ist der einzige bei uns, der crossgendert ein Typ auf eine Frau. Und da war auch irgendwie ab der ersten Charakteridee klar, dass es ein weiblicher SC wird, das hat sich dann so zum heutigen entwickelt. (Sollte erst eine Amazone werden, ist jetzt doch eine bornische Prostiuierte.)

Mal abgesehen von der Professionswahl ist aber erst mal gar nichts Klischee an dem Charakter – der Spieler spielt sie, wie alle anderen auch und alle Eigenheiten kommen viel mehr von Profession, Lebensstil, Vergangenheit, etc. Klar, das spielt das Geschlecht mit rein, aber der Spieler hat jetzt nie den Sprung von „ich spiele eine Frau“ zu „deshalb muss ich jetzt eine absolute Oberzicke sein“.

In unserer OneShotGruppe spiele ich selber n Typ, einfach weil das so zu meiner Charakteridee passte, aber da ist viel mehr seine pedantische Ader das Klischee, als alles andere. Denn das Stichwort Praiot war für mich inspirierender für den Charakter, als es jetzt der Marker m oder w auf dem Heldenbogen war. Klar, das Geschlecht gehört für mich definitiv dazu, allein schon weil ich alle meine Charaktere sowieso zeichne (A. Weil ich gerne Charaktere zeichne B. Weil es doch etwas individueller ist, als sich jetzt irgendwas im Internet zu snacken), aber es ist eben ein Attribut von vielen, nicht das entscheidende.

Habe jetzt aus Interesse mal, denn von uns allen hatte keiner eine Ahnung, dass Crossgender überhaupt so ein brandheißes Eisen ist (oder einen Namen hat), in unsere Gruppe gefragt, wie sehr sie sich in ihrer Immersion gestört fühlen, wenn ich jetzt einen auf starren Praioten mache, oder unser Freund die bornische Nutte zum besten gibt – die Antwort war, dass man sich gar nicht gestört fühlt. Weder am Tisch, wo ich dann auch mal in Jogginghose und dickem Fleecepullover sitze, was ja jetzt sehr unpraiotisch ist, noch im Internet, wo man eh nur die Stimme hört, aber sicherlich die Sailor Moon Icons auch nicht zum Bild der Männlichkeit beitragen würden.

Crossgender ist für mich einfach nur so ein „dann mach halt“ Ding. Wenn Jemand lieber einen Charakter nach Geschlecht X spielen will, soll er. Es ist am Ende dem Spielfluss eher abträglich, es einer Person im vorn herein zu verbieten, dann gibt es Unmut. Ich warte lieber, bis es tatsächlich dazu kommt, dass jemand über die Strenge schlägt, dann redet man drüber, fertig. Muss man halt echt kein Fass aufmachen.

Dazu sei noch gesagt, dass ich vor DSA 6 Jahre lang sehr aktiv Textrollenspiele gespielt habe, vor allem mit unserer SL, die als Frau eigentlich 90% männliche Charaktere gespielt hat, weil sie mehr Spaß dran hatten. Das war aber reine Präferenz, mehr nicht. Und im Text merkt man mMn auch noch weniger Unterschied, als im geschriebenen – vielleicht war ich deshalb auch etwas voreingenommen, was die Selbstverständlichkeit von Crossgendern angeht.
Nahema Tamerlain ist genderqueer.
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Madalena
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Berto hat geschrieben: 14.10.2019 09:04Als Spielleiter neige ich auch dazu, erstmal alle NSC, die ich auftreten lasse, männlich zu denken. Es sei denn, sie entsprechen stereotypen Rollenbildern - die Schankmaid ist also "natürlich" eine Frau, der Wirt "natürlich" ein Mann. Ein Missstand, der mir erst durch den Thread wirklich bewusst geworden ist und den ich zu ändern gedenke. An starken Frauenbildern in meinem direkten Umfeld hat es mir eigentlich nie gemangelt, aber offenbar scheint meine Sozialisation aus Schule, Subkultur und Medien da schwerer zu wiegen.
Die (relative) Präsenz "bechdeltauglicher" Frauenrollen war für mich von Anfang an Teil der Faszination von DSA. Zusammen mit Astrid Lindgren ein guter Gegenpol zu Karl May (den ich ebenfalls verschlungen habe). :ijw:

Natürlich steckt(e) da trotzdem viel übernommene Rollenerwartung in den Köpfen der Autoren, der Spieler, in meinem Kopf. Ist ja auch verständlich.

Bei der Hintergrundgeschichte eines aktuellen Chars habe ich bei den auftretenden Personen das Geschlecht ausgewürfelt, weil ich mich weder von Vorstellungen im Kopf leiten lassen wollte wer männlich oder weiblich gedacht wird, noch bewusst andersherum "casten" wollte. Außer beim Vater, der war durch den Wurf für die Mutter bereits geschlechtsdefiniert. :wink: Versuche ich bei selbstgeleiteten Abenteuern inzwischen auch so zu machen.

Außerdem habe ich meiner Heldin bewusst ein paar burschikose Elemente in die Wiege gelegt. So als Vorstufe dazu, vielleicht mal irgendwann wieder einen Mann zu spielen.

Ich finde, auf die Weise kann man auch ganz gut mit Rollenvorstellungen im eigenen Kopf experimentieren. :) Ist natürlich kein Muss (viele sagen ja Rollenspiel soll sowas gar nicht leisten), aber für mich eine interessante Möglichkeit.
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Ich hatte nie eine echte Faszination für DSA - das war halt einfach das Rollenspiel, das mein bester Freund am besten kannte und meine ersten Schritte im Rollenspiel waren auch noch lange bevor ich mich politisiert habe. Mein Herz hängt am Cyberpunk und OSR-Dungeoncrawlern. :lol:
Aber rückblickend empfinde ich die im Hintergrund verankerte, vollkommene Gleichberechtigung auch als großen Pluspunkt. Mir scheint da DSA auch trotz seiner sonstigen Hotzenplotzigkeit relativ lang allein auf weiter Flur gestanden zu haben. Mittlerweile weicht das - glücklicherweise - auf. (D&D 5 hat bspw extra einen Absatz auch zu queeren Charakteren und dass man sich als Spieler*in nicht in die Vorstellung des eigenen Charakters reinreden lassen soll.)

Aber je mehr das aufweicht, desto öfter werde ich natürlich mit meinen Rollenvorstellungen konfrontiert. Was ganz krude ist - einerseits begreife ich mich als progressiv bis linksradikal, habe auch viel mit queeren Menschen zu tun, setze mich im Studium mit Diversität, gesellschaftlichen Strukturen und oberflächlich mit Psychologie auseinander, habe in Form meiner Mutter ein "untypisches" Rollenbild vor Augen. Aber im Rollenspiel dreht sich die Uhr dann geflissentlich ins Jahr 1950 zurück und mache ich mir Rollenvorstellungen eigentlich nur bewusst, wenn es darum geht, die Vorstellungen meiner Spieler für meine Zwecke auszunutzen. :rolleyes:
Die Welt vorwiegend männlich zu denken scheint dann eben doch tiefer drin zu stecken. Das wundert mich gar nicht mal so, aber mein Anspruch an mich selbst ist dann eben doch ein anderer. :oops:

Ich finde die Idee mit dem Auswürfeln deshalb ziemlich gut und werde das in Zukunft einfach mal umsetzen. Ich finde nämlich, dass Rollenspiel hervorragend geeignet ist, um über die eigene Sozialisation zu reflektieren und sich ggf an Gegenentwürfen auszuprobieren. Einen geschützteren Übungsplatz wird man glaube ich nicht finden.

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Ungelesener Beitrag von ledaeth »

Wizkatz hat geschrieben: 13.10.2019 20:14Das spielt wieder in eines der sehr guten Videos von Matt Colville (Youtube) rein, welche propagiert, dass es letztlich für jeden Rollenspieler verschiedene Stufen des Rollenspiels gibt - wobei davon keine dadurch schlechter ist, jedoch andere Perspektiven und Ziele hat.
Hast du einen Link? Würde ich mir gerne mal reinziehen, sehe aber auf den ersten Blick keinen passenden Titel in seiner Flut an Videos. ^^
Denn wie ein sehr weiser Mann einmal sagte: „Da, wo du hingehst, da bist du dann.“

Aussprachehilfe zu "ledaeth": [​liːdai:θ]

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ledaeth hat geschrieben: 14.10.2019 11:24Hast du einen Link? Würde ich mir gerne mal reinziehen, sehe aber auf den ersten Blick keinen passenden Titel in seiner Flut an Videos. ^^
https://www.youtube.com/watch?v=7YCVHnI ... _&index=88

Das hier ist das, was ich meinte. Hoffe, das hilft. :)

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Jasper Stoßenheimer hat geschrieben: 14.10.2019 23:44ch finde es überhaupt nicht verwerflich seine Eltern mal um Rat zu fragen, auch bei Frauenfragen.
Dir ist aber schon aufgefallen, dass du deinen Vater als Experten für Frauenfragen angeführt hast, und deine Mutter nicht? :grübeln:
Niemand zwingt dich, diesen Thread zu lesen, wenn er dir missfällt.
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Ungelesener Beitrag von Benutzer 20704 gelöscht »

Äh, Nein als "Experte" hast du ihn bezeichnet.

Bei solchen Dingen greife ich lieber auf den väterlichen Erfahrungsschatz zurück, so von Mann zu Mann. Wie gesagt irgendwas muss er ja richtig machen.

Was das "nicht" lesen betrifft finde ich das keine schöne Argumentation.
Damit müsste ich euch ja in eurer Blase alleine lassen und ihr könntet euch munter in eurer Meinung bestärken ohne Widerworte zu bekommen. Das wollte ich euch nicht antuen.

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