Um die Herausforderung darzustellen, über längere Zeit eine andere Rolle einzunehmen, und damit man diese Fähigkeit auch steigern kann, hätte ich gern ein Talent dafür. Bislang bin ich von Schauspielerei ausgegangen, weil Rolle und so - genaue Begründung unten. Jetzt hat aber einer meiner Spieler mir die Talentbeschreibung gezeigt, worin zu finden ist:
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Schauspielerei
(MU/KL/CH) (Spezial)
Das herkömmliche, ‘intuitive’ Verkörpern fremder Personen und überzeugende Vertreten unwahrer Behauptungen
– all das also, was landläufig als ‘Schauspielerei’ bezeichnet werden mag – ist bereits gut durch die Talente Überreden
oder auch Überzeugen vertreten. Das Talent Schauspielerei hingegen bezeichnet die eher handwerklichen Aspekte: die
Kenntnis wichtiger Stücke und Rollen, die Fähigkeit, laut und trotzdem deutlich zu deklamieren, die rechte Mimik, auf dass
auch die hinteren Reihen alles mitbekommen – kurzum, all jene Gaben, die einen Mimen der Vinsalter Horasbühne vom Knallchargen
einer Wanderbühne unterscheiden.
Effektive Behinderung: je nach zu verkörpernder
Rolle
Voraussetzung: Um den TaW Schauspielerei über 10 hinaus zu steigern, muss der Held einen Wert in Etikette, Sich Verkleiden,
Singen, Überreden und Überzeugen von jeweils mindestens 4 aufweisen.
Spezialisierungen: Komödie, Posse, Tragödie
Ersatzweise verwendbare Fertigkeit: Überreden (+10)
Schauspielerei wird also nicht als Schauspielerei abgehandelt, das ist ok und bei anderen Talenten ja auch etwas mißverständlich. Allerdings habe ich keine Talent gefunden, das näher dran ist, längerfristig und zT nonverbal eine Legende aufrechtzuerhalten. Also, auf was würfelt James Bond, wenn er sich mit großem Schnurrbart, unter falschem Namen und entsprechender Rolle in der Basis des Erzschurken einquartiert, so daß man ihm den Atomwissenschaftler abnimmt?
Bisher wars bei mir so: Schauspielerei für die überzeugende Darstellung der Rolle und ein Fachtalent, zB Magiekunde, wenn jemand einen Zauberer spielen möchte.
Aber was nun? Überreden? Überzeugen? Verkleiden? Etikette? Gassenwissen? Schauspielerei? Ein Metatalent? Egal, Hauptsache würfeln? Soll doch jeder würfeln, was er möchte? Irgendwas total anderes?
Ich bin der eSeL, und daher zählt am Ende, was ich beschließe. Ich will aber nicht "weil is halt so und überhaupt, ich bin der Meister" jetzt eines davon per Zufall bestimmen, sonst könnte ich ja auch töpfern verlangen. Ich will mal eure Meinung erfahren.
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Meine bisherige Meinung in aller Kürze:
Verkleiden bewirkt eine kurzfristige Änderung am Ausführenden. Nonverbal möglich
Schauspielerei bewirkt eine langfristige Änderung am Ausführenden. Nonverbal möglich
Überreden bewirkt eine kurzfristige Änderung beim Wahrnehmenden.
Überzeugen bewirkt eine langfristige Änderung beim Wahrnehmenden.
Eine anständige Legendierung ist meiner Meinung nach mehr als nur hingehen und sagen: Hey, ich bin X, der Handwerksbursche, während man eigentlich Y, Beamter der Krone ist (oder umgekehrt). Bei einmaligem Übertölpelungsversuch an einer Wache mag Verkleiden und Überreden genügen, möchte man besagter Wache aber auch beim zweiten Mal weimachen können, man sei X und vor allem immer noch derselbe, dann hilft es nunmal, sich eine (theaterartige) Rolle vorstellen und darstellen zu können. X unterscheidet ja von Y mehr als nur der Name und das Gewand. Der Haarschnitt. Die Fingernägel. Die Manieren. Die Blicke, die Meinung ausdrücken. Die Lingo. Wenn den einen der Büttel aufhält, sinken seine Schultern ein. Wenn den anderen der Büttel aufhält, strafft er sich. Das alles möglichst nicht mehr bewußt, sondern als Automatismus, so daß die Wache einem auch dann glaut, wenn sie einen nur zufällig übern Hof laufen sieht. Da darf man nicht heute hinken und morgen sprinten, selbst wenn man sich ungesehen glaubt. Wenns dann mal zu Nachfragen kommt, hilft natürlich trotzdem Überreden, aber wenn die grundlegende Darstellung nicht zur Rolle paßt, dann fragt die Wache nichtmal nach, sondern ruft Alarm.
Wir würfeln Schauspielkunst, um zu bestimmen, wie gut jemand seine Rolle darstellen kann, so daß sie dem Zuschauer glaubhaft ist - wie im Theater halt. Da muß man sich auch eine Rolle/Legende merken, längerfristig als jemand anderer auftreten und das Wissen um (Theater-)Rollen und Stereotypen hilft, eine Rolle glaubhaft verkörpern zu können. Selbst die Theatertheorie hilft da zum Teil mehr als die Realität, denn wer weiß, wie sich der Großtteil der Bevölkerung einen Heldenkrieger vorstellt, kann diesen auch besser verkörpern. Schauspielkunst bestimmt, wie gut man sich in seine neue Rolle einleben kann. Wie gut kann man sich merken, wie man zu sein hat und wie man zu reden hat und wie gut kann man das gemerkte ausführen, um auch bei Leuten anzukommen, die einen einfach nur ansehen - völlig ohne Sprache. Kann ein Agent, der sein ganzes Berufsleben lang im Außendienst war und daher Schauspielkunst gesteigert hat, nun auch ohne weiteres als Schauspieler arbeiten? Meiner Meinung nach nicht "ohne weiteres", aber wesentlich einfacher als ein professioneller Lügner oder Redner. Zumindest dürfte ihm einiges sehr vertraut sein, während er sicher einige Sachen nachlernen muß. Selbst das Schreiben eines Theaterstückes ist nicht so weit von der Legendierung eines Agenten entfernt.
Helfen denn einem Agenten die handwerklichen Aspekte, die laut WdS das Talent ausmachen?
- die Kenntnis wichtiger Stücke und Rollen: Wer weiß, wie sich "die Allgemeinheit" einen Ritter oder eine Fee vorstellt, tut sich einfacher vorzugeben, so jemand zu sein. Ebenso die in diesen Stücken vorgestellten Handlungsmuster und Vignetten. Wer schonmal "Sherlock Holmes" gelesen hat, tut sich einfacher, die Rolle "Meisterdetektiv" anzunehmen.
- die Fähigkeit, laut und trotzdem deutlich zu deklamieren: Wer versucht, eine Wache durch besonders lautes und langsames Sprechen von sich zu überzeugen, wird wohl eher Unverständnis ernten. Falls mit diesem Aspekt "die richtige Wahl der Ansprache ans Publikum" gemeint ist, dann paßt das wieder eher.
- die rechte Mimik, auf dass auch die hinteren Reihen alles mitbekommen: Wie vor. Wer gegenüber einem normalen Menschen eine derart übertriebene (Theater-) Mimik und Gestik an den Tag legt, landet eher bei den Noioniten als bei seinem Ziel. Aber auch hier, wenn damit eher "die richtige Wahl der Mittel" gemeint ist, dann paßts eher.
Allerdings gibt es noch eine Menge Argumente und Schnipsel, die wir in unserer internen Diskussion schon hatten:
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Grade beim Verkleiden gibt es als Spezialisierungen "anderer Stand, anderes Geschlecht, andere Rasse, fremde Kultur". Ist Schauspielerei dann vielleicht einfach das ausgeführte "Handwerk" zum "Wissenstalent" Verkleiden? So ähnlich wie Grobschmied zu Metallurgie?
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Wer keine erfundene Rolle (Ich bin X!) sondern jemand Bekannten (Ich bin Abelmir von Marvinko!) darstellen möchte, braucht vermutlich nicht nur unser gesuchtes Talent, sondern auch Stimmen imitieren.
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Muß man da überhaupt was würfeln?
VS
Das ist eine nicht geringe Herausforderung und wir wollen diese Fähigkeit steigern können.
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Allerdings gibt es ja auch Charaktere, die jeweils verschiedene Ansätze haben, eine Aufgabe zu lösen. So als Beispiel für unterschiedliche Herangehensweisen und auch unterschiedliche Talente, unterschiedliche Teilergebnisse aber einer ähnliche Meinung am Ende ist das Problem, ein Pferd einzuschätzen.
Da kommt der Ritter daher, und würfelt Reiten, der Tierarzt würfelt Tierkunde, der Züchter würfelt Abrichten und der Händler würfelt schätzen. Womöglich haben auch Metzger und Gerber andere Ideen, wie der Gaul einzuschätzen ist. Nur, wenn zB das Tier sich exzellent zum Reiten eignet, aber echt schäbiges Fell hat, kommen Gerber und Ritter zu unterschiedlichen Ansichten.
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Dann gibt es noch WdS S. 179, wo es um die Veränderung des eigenen Sozialstatus geht:
"Sicherlich ist es möglich, sich all diese Verhaltensmuster anzueignen –
doch das ist ein bewusster Lernvorgang und kann nur bei einem hohen
Wert in den Talenten Überreden (Lügen), Menschenkenntnis und eventuell
Sich Verkleiden erreicht werden (auch Schauspielerei kann durchaus
helfen). Wer einen höheren SO vortäuschen will, sollte darüber hinaus
auch noch über eine fundierte Kenntnis der Etikette verfügen."
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Außerdem kann man sich noch ansehen, welche Boni Charaktere bekommen, die auf das längerfristige Vorspielen einer anderen Identität ausgelegt sind. Ganz besonders fällt da der Spitzel und die darauf aufbauende Variante des Geheimagenten auf:
Spitzel: Gassenwissen+1, Menschenkenntnis+4, Schauspielerei+2, Sich Verkleiden+2, Überreden+4
Geheimagent als Variante zusätzlich zum Spitzel: Etikette+3, Schauspielerei+1, Sich Verkleiden+2
Zum Vergleich einige andere:
Schaukämpfer: Schauspielerei+2, Sich verkleiden+2, Überreden+2
Jahrmarktkämpfer: Gassenwissen+3, Menschenkenntnis+3, Schauspielerei+2, Sich Verkleiden+4, Überreden+3
Ausrufer: Etikette+3, Gassenwissen+2, Menschenkenntnis+4, Schauspielerei+4, Sich Verkleiden+2, Überreden+6, Überzeugen+4
Barde/Erzähler: Schauspielerei+1, Überreden+2, Überzeugen+3
Schauspieler: Etikette+2, Schauspielerei+5, Sich Verkleiden+2, Überzeugen+4
Hofkünstler/Darsteller: Schauspielerei+6, Sich Verkleiden+4, Überzeugen+1
Rechtsgelehrter: Etikette+2, Menschenkenntnis+1, Schauspielerei+1, Überreden+2, Überzeugen+3;
Im Gegensatz dazu:
Ein Phexgeweihter Betrüger: Etikette +3, Menschenkenntnis +1, Sich Verkleiden +4, Überzeugen +2; Keinerlei Schauspielerei!
(Hab ich mir bisher so erklärt: Der Phexi SPIELT ja nicht jemand anderen, der hat einfach eine Zweitprofession, IST also tatsächlich Schneider nebenbei)
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So, jetzt seid ihr dran: Wo liege ich falsch? Wo richtig? Und wie macht ihr das?