Einen Tulamiden spielen

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DnD-Flüchtling
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Denderajida_von_Tuzak hat geschrieben: 15.07.2019 20:27Ostasien (Phillipinen/Indonesien) hätte ich eher für Maraskan reserviert.
Maraskan gehört letztlich zu den Kulturen, die kaum ein greifbares Gegenstück haben. Sicher, die Bewohner entsprechen äußerlich den Ostasiaten, der Dschungel ist wie Vietnam und die Schwerter sind japanisch angehaucht, aber von der Kultur, der Namensgebung, der Philosophie etc. her kommen mir Maraskaner schon ziemlich unique vor.
Auch auf der arabischen Halbinsel gab es kulturelle Zentren (Mekka/Medina, Aden, Taizz, Muscat, ...
Das ändert trotzdem nichts daran, dass die Beduinen Wüstenbewohner waren :ijw: Und in DSA sieht es nun mal so aus, dass es zum einen kaum genügend Tulamiden (geschweige denn Novadis) gäbe, um auch nur das mittelalterliche Bagdad zu bevölkern; und es überhaupt im novadischen Raum kaum Städte gibt, die eine vergleichbare Hochkultur erfordern würde. Und ähnliches gilt auch für den Maghreb (also die Region, wo die Berber herkommen) ;)

Shirwan hat geschrieben: 15.07.2019 21:39Klar entspricht das nicht einmal annähernd der offiziellen Satzung, aber für mir erleichtert das Anleihen aus der Realität nach DSA zu adaptieren und bereichert so mein Rollenspiel (und ich würde sagen auch das derjenigen die mit mir spielen). Phex als Hauptgottheit suggeriert bei mir andere, nach meinem Empfinden größtenteils falsche, Assoziationen.
Das wird bei DSA allerdings schwer, da sich nur wenige Götter von ihrem Charakter und ihren Portfolios her mit irdischen Vorbildern decken. Am einfachsten ist es noch beim griechischen Pantheon, aber schon beim nordischen Götterhimmel hat man sich vom irdischen kulturellen Vorbild sehr weit entfernt (das Thema hatten wir ja oben schon).

Dass sie bei den Tulamiden damals Praios als unbeliebten Gott aufs Auge gedrückt haben, war unter dem Gesichtspunkt zwar ein Fail, aber wenn du dessen Rolle umschreibst, dann kriegst du automatisch das Problem, dass der auch einen entsprechenden Kult hätte und dieser wiederum eine prominente Rolle spielen dürfte (wie bspw der Praios-Kult im NR oder der Boron-Kult in Al'Anfa), und dass dann wiederum in der Geschichte Ripple-Effekte aussenden würde.

Den Vergleich hatte ich ja weiter oben schon genannt: Swafnir hat mit Thor von seinen Attributen her wenig gemeinsam - spielt allerdings eine durchaus vergleichbare Rolle für die Gläubigen.
Ich persönlich würde dementsprechend da eher versuchen, Feqz als Entität von seinem Charakter und seiner kulturellen Rolle her an das Korsett der der Verehrungspraxis des irdischen Vorbildes anzupassen als ihn ganz auszutauschen. Das setzt natürlich voraus, dass man Phex vollkommen anders darstellt als es in Aventurien der (mittelreichische) Goldstandard ist.
Drachen und Echsenhafte (siehe Zahak) wurden (wie vielerorts) tatsächlich in Persien mit dem Urbösen verbunden.
Ist Zahak nicht auch eine Anspielung von Ferdowsi auf die Araber? ;)

Interessant ist in der Hinsicht übrigens auch, dass die Tulamiden traditionell Hesinde verehren.

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Shirwan
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DnD-Flüchtling hat geschrieben: 15.07.2019 23:33
Shirwan hat geschrieben:Drachen und Echsenhafte (siehe Zahak) wurden (wie vielerorts) tatsächlich in Persien mit dem Urbösen verbunden.
Ist Zahak nicht auch eine Anspielung von Ferdowsi auf die Araber? ;)
Ja, bei Ferduzi schon, aber die Sage ist ja deutlich älter. Als DSA Spieler solltest du auch den Bezug zu einem dreiköpfigen Drachen kennen :lol:.
Das ist natürlich eine Metapher. Ferduzi sagt das ja selbst in einem seiner Verse. Ich interpretiere das Verspeisen der Hirne als "Büchersturm" nach der islamischen Eroberung, als viele Schriften und die iranische Sprache zerstört bzw. verboten wurden. Das Hirn, womit die Schlangen/Drachen gefüttert werden, ist hier quasi stellvertretend für das alte Wissen/die alte Kultur zu verstehen. Naja back to topic :)

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chizuranjida
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Denderajida_von_Tuzak hat geschrieben: 15.07.2019 10:51Ferkina sind außer an Afghanen vielleicht noch an diverse kaukasische Völker (wie Tschetschenen) angelehnt.
Das würde von den Turmhäusern her passen, die einige Stämme haben, ja. Andere Anleihen als das wüsste ich da jetzt auch nicht. Allenfalls noch das Goldwaschen in den Bächen mit dem "Goldenen Vlies" wie in Kolchis/Georgien, also indem man Schaffelle reinlegt, in denen sich der Goldstaub fängt.

Aber wenn man nach jeder möglichen Übereinstimmung sucht, könnte man auch an Massai denken. Mir fällt jedenfalls sonst kein Volk ein, das eine ausgesprochene Gemüsephobie hat und findet, man solle möglichst nur von Fleisch, Milch und Blut leben.

Von daher und wie schonmal gesagt finde ich es gar nicht zielführend, zu sagen "XY ist die Vorlage für diese Kultur", weil da oft Versatzstücke aus den verschiedensten Regionen, literarischen Vorlagen, und frei Erfundenem zusammengewurstelt wurden.
Wo soll man denn irgendwas Tibetisches oder Nepalesisches ansiedeln wenn nicht im Raschtulswall? Hat das Konzil der elementaren Gewalten nicht eine gewisse Ähnlichkeit mit einem tibetischen Kloster? Aber falls es das hat, sollten dann die umliegenden Ferkinastämme (verbunden nicht zuletzt über die Konzilsdruiden) auch ein paar Anklänge daran haben?
Nun, sie haben zB Grunzochsen/Yaks ...
Denderajida_von_Tuzak hat geschrieben: 15.07.2019 10:51Thalusa könnte vielleicht auch in Richtung Jemen/Oman oder sogar Somalia gehen.
Thalusa-Stadt würde ich das nicht aufdrücken wollen und sehe auch da keinen Bezug, eher würde ich sowas in der unmittelbaren Umgebung von Kannemünde verorten, weil trockener, und stärkerer novadischer Einfluss.
Thalusa-Stadt hat Reisfelder, und Leute im Wickelrock die mit Angelhaken an Papierdrachen Fledermäuse fangen, um sie zu essen. Das geht in Richtung Bengalen, Indochina, Indonesien, nicht Oman.
Es soll aber in Myranor Kulturen geben, die stark aus Südostasien schöpfen. Aber über Myranor weiß ich fast nichts.
Denderajida_von_Tuzak hat geschrieben: 15.07.2019 10:51Deine Schöpfungsgeschichte finde ich sehr güldenländisch angehaucht.
Ich weiß nicht recht wie ich es ausdrücken soll, aber ich würde auch eher weiter auf dem aufbauen wollen, was zu aventurischen Tulamiden, ihrer Religion und Geschichte gesagt wurde, anstatt sie möglichst ähnlich zu sassanidischen (?) Persern hinzubiegen.
Es ist halt ein Fantasy-Volk, keine exakte Kopie von irgendwem.
Der Kontrast zu den Güldenländern, deren Religion und Lebenseinstellung ist schon wichtig. Und die hatten ja offenbar mit Shinxir schon einen Gott der Konformität, Gesellschaft über Individuum, etc; dazu Praios als Zentralgott. Da müssen die Tulamiden einfach deutlich anders drauf sein.
"Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Al'Anfa wieder eins drauf kriegen wird."
- Alrik der Ältere

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Shirwan
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Ungelesener Beitrag von Shirwan »

So ich habe mir während meines Flugs das Kapitel zur Höflichkeit vorgenommen und deutlich erweitert.
Meine bisherigen deutschen "Probanden" fanden es sehr interessant und hilfreich (waren alle schon einmal im Iran oder haben zumindest einen persischen Freundeskreis). Ich denke zudem, dass es als Inspiration zum Spielen eines Tulamiden einen wertvollen Beitrag leisten kann. Es ist allerdings vielleicht insgesamt was lang geraten und nicht immer ganz einfach zu verstehen. Gebt mir doch ein Feedback (wenn euch das Thema interessiert) ob es euch gefällt oder Punkte unverständlich sind.

Vielen Dank und Grüße
Shirwan

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Hina
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Ungelesener Beitrag von Hina »

Ich finde Deine Ausfuehrungen hier sehr interessant. Fuer meine (leider nie beendete) Aranienkampagne habe ich diese Region etwas ausgestaltet und dabei kulturell und politisch eigenstaendiger gemacht, mehr an Persien und das Osmanische Reich denn die kulturell und etymologisch indischen Elemente angelehnt. Ich mochte mein Mittelreich schon immer etwas praemoderner und demzufolge auch mein Tulamidistan etwas (relativ) hochentwickelter, was ja im Selbstbild der Tulamiden so auch angelegt war, aber doch seltsamerweise nicht der aventurisch beschriebenen Realitaet entsprach. Aranien als kulturelle Grenzregion zwischen Gueldenlaendischem und Tulamidischen Kulturkreis schaetze ich sehr, doch bevorzuge ich eine deutlichere Herausstellung des tulamidischen Elements - immerhin ist das geographisch schon begrenzt genug, und Aranien nimmt gut einen Halbteil davon ein. Mir fehlt im offiziellen Aventurien auch die religioese Polaritaet, die fuer ein Okzident/Orient-Pastiche so essentiell ist und die auf die "Barbaren aus der Wueste" beschraenkt kaum ihr spielerisches Potential entfaltet.

Darum hat in meinem Aventurien Aranien seine Unabhaengigkeit nicht vom Kaiser sondern vom Kalifen erklaert, von dessen Vorgaengern es schon in den Kaiserlosen Zeiten erobert wurde. Die Mehrheit der aranischen Bevoelkerung sind trotzdem Zwoelfgoetteranhaenger, was die inzwischen durch Einheirat ins Matriarchat aranisierte novadistaemmige al'Nabab-Dynastie schliesslich dazu bewog, ihre eigene Schule des Rastullahglaubens zu patronisieren. Diese akzeptiert die Verehrung der Zwoelf als Mittler zwischen den Menschen und dem Allgott, quasi im irdischen Sinne von al'Tabaris Anekdote der Satanischen Verse oder der kanonischen Ausgestaltung des Volksglaubens um Rastullahs Ehefrauen. Daraus bieten sich einige Vorteile fuer Aranien als Abenteuerschauplatz: Zum einen kann die relativ harmonische Darstellung der Sozialstruktur eines archetypisch-guten, maerchenhaften Koenigreiches gewahrt bleiben, zum anderen bieten sich interessante Konflikte jenseits des forcierten SM-Verfuehrung-Elements. Denn man ist beiden, den Novadis und den Mittelreichern, doch ein Ketzer (wenn auch weniger als diese einander), was auch die andauernden Grenzspannungen in Perricum und Gorien besser erklaert. Ausserdem haben gerade die alten Familien des aranischen Matriarchats (wie jene Elburums) sowie die Bevoelkerung abgelegenerer Gegenden viel bessere Gruende, dem Traum einer Wiederbelebung der "reinen" aranischen Kultur und Religion durch den urtulamidischen Mysterienkult "Belkelels" (der dunklen Seite Rahjas), der ja laut LdES die Anziehungskraft von Dimiona und spaeter der Verschwoerung hinter dem Schleier befeuert, nachzuhaengen.

Lange Rede, kurzer Sinn: viele dieser Ideen fuer kulturelle Eigenstaendigkeiten inspirieren mich, doch einmal diese Settingidee wieder auszugraben und zu Papier zu bringen, weil sie die gleiche Zielsetzung haben, das Land der Ersten Sonne auch jenseits der (durchaus manchmal spassigen!) Kara-ben-Yngerymm-Kulturerfahrungsabenteuer fuer nordlaendische Helden zu einem organischen Teil Aventuriens zu machen, der sich gerade auch fuer einheimische und lokal verwurzelte Themengruppen eignet.
SL: Königsmacher (seit 2021)
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Shirwan
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Ungelesener Beitrag von Shirwan »

Hallo @Hina,
ich freue mich, dass dir mein Beitrag gefallen hat. Ich fand deine Ausführungen auch interessant und werde mich, sobald es zeitlich etwas besser bei mir aussieht, auch diesbezüglich melden.
Ich weiß nicht, ob es dir bekannt ist, aber es gibt "bald" (bei Ulisses mit Vorsicht zu genießen, aber angeblich Ende Oktober) die neue Regionalspielhilfe zu Aranien. Da soll der Konflikt mit Hasrabal zumindest thematisiert werden.

Anbei ein Link mit der Produktvorstellung.
Allerdings mit Spoileralarm (Schleiertanz&Schleierfall)
Dornenreich Ankündigung (Spoileralarm)

Viele Grüße
Shirwan

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Shirwan
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Ungelesener Beitrag von Shirwan »

Hi @Hina,
also eins vorab. In meiner aktuellen Wahrnehmung sind alle Großreiche in Aventurien zu passiv. Gründe gibt es zu Genüge und diese wurden auch ausufernd diskutiert. Für mich liegt der Grund außerhalb Aventuriens ;). Aranien gehört für mich ebenfalls zu diesen passiven / semiaggressiven Reichen dazu. Ich sehe Aranien eher als Land, dass versucht seine Gebiete vor der Abwendung Orons wieder an sich zu reißen und bestenfalls seinen Einfluss an seinen Außenbereichen zu erweitern. Der Konflikt mit Hasrabal ist damit schon gebietstechnisch gegeben, insbesondere wenn man berücksichtigt, wie er an diese Gebiete gekommen ist. Um aber langfristig erfolgreich zu sein und ein "Großaranisches Reich" zu bilden, ist es wichtig, dass sich eine Art nationales Bewusstsein bildet. Dies ist in Europa (wieder nach meinem Empfinden) besonders während der napoleanischen Kriege und in Persien unter der Herrschaft der Safawiden geschehen. Hierfür muss Aranien sich auf seine gemeinsame (ur)tulamidische Wurzel beruhen, sich also auch explizit vom mittelreichischen Einfluss distanzieren, der Aranien ja noch stark "anhaftet". Nun kann man behaupten, dass der Zwölfgötterglauben genau solch ein "untulamidisches" Element darstellt. Insbesondere in Folge der "Zwangsmissionierung" und der Zerschlagung urtulamidischer Kulte durch Hela Horas und teilweise auch durch die Priesterkaiser.
Nun ist es aber so, dass der Glaube an Rastullah auch nicht wirklich urtulamidisch ist oder besser gesagt nicht als urtulamidisch wahrgenommen wird (obwohl er es eigentlich sein sollte, siehe Historica Aventurica), sondern Feqz der Gott der Tulamiden schlechthin ist. Das hat die Safawiden in der realen Welt allerdings auch nicht gestört. Diese haben sich nicht auf den Glauben an Ormazd berufen, sondern auf den Islam, aber und da sind wir wieder bei dir, auf den Schiitismus, als deutlichen Kontrast zum "arabischen" Sunnismus. Wenn du nun sagst, dass in deinem Aventurien sich Aranien vom Kalifat losgesagt hat, wird da natürlich ein Schuh draus.
Wenn ich mich auf dieses Gedankenspiel einlasse, sagt mir deine Idee sehr zu, wobei ich (wenn es mein Ziel ist offiziell zu bleiben) hierfür Gorien unter Hasrabal im Vergleich zu Aranien als geeigneter ansehe. Falls du das angehen solltest (ich weiß wie zeitaufwändig so etwas sein kann), dann würde mich der neuste Stand definitiv interessieren. Ich denke das Osmanische Reich ist als Vorlage für ein solch "konfliktreicheres tulamidisches Land durchaus geeignet. Gerade weil die Osmanen ja an allen Fronten gekämpft haben (auch zur See). Die Perser hatten in dieser Epoche tatsächlich weniger feindliche Berührungspunkte mit den Europäern (Stichwort Bandar Abbas als Konfliktbeispiel).
Wenn du bei Aranien bleibst, solltest du dir auch die Frage stellen, wie aggressiv dieses vorgeht. Grundsätzlich könnte man durchaus auch Expansionsbestrebungen in Richtung Perricum haben. Das Mittelreich und insbesondere Perricum sind stark geschwächt und die Babur Nebachosya zu vereinigen könnte auch als Legitimation herhalten. Wie gesagt muss man dann aber immer auch die verlustigen Gebiete im Hinterkopf behalten (wobei das die Osmanen auch nicht immer gestört hat).

Ich würde mir für die Tulamiden eher einen eigenen religiösen Weg wünschen, der da nicht Rastullah lautet oder diesen allenfalls als einen unter vielen ansieht. Was mir sehr gut gefallen hat, ist der Glaube in Fasar, da muss ich schon fast zugeben, habe ich einigen DSA-Autoren Unrecht getan. Vielleicht wähle ich für meinen nächsten Ansatz tatsächlich eine Götterwelt ohne Praios und mit Feqz an der Spitze, die sich am Fasarer Glauben orientiert und sich auch hinsichtlich der Zusammenstellung und Aufgaben deutlich von der mittelreichischen Sicht unterscheidet.

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Shirwan
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Ungelesener Beitrag von Shirwan »

Ich fang mal mit meinem Projekt in meinem Projekt an. :). Dieses Mal geht es um die Hochzeit. Wenn alles drin ist, übertrage ich es in den Hauptartikel.
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Einleitung
Die iranischen Traditionen der Hochzeit stammen alle zum größten Teil aus der vorislamischen Zeit und werden bis zur heutigen Zeit noch gepflegt. Sie sind so bedeutsam und etabliert, dass das Gesamtkonstrukt selbst von den islamischen Geistlichen anerkannt wird und man die islamischen Bräuche an diese „heidnische“ Tradition angepasst hat.
Sie sind recht altertümlich und passen damit eigentlich ganz gut auch zu DSA. Ich habe versucht die Traditionen an die DSA Glaubenswelt anzupassen, was an einigen Stellen schwierig war. Denn die zentralen Aspekte des Lichts, der Sonne und des Feuers und die Gleichheit von Mann und Frau, wollten nicht so recht zum DSA Tulamiden passen. Ich hoffe es ist trotzdem gelungen. Aktuell bin ich noch nicht fertig, aber die wichtigsten Aspekte sind schon einmal enthalten. Viel Spaß beim Lesen.
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Noch offen:
Khaztegari - Die Brautschau
Baleh Boran- Das Ja einholen
Namsadi - Die Verlobung
Hana Bandan - Die Henna Nacht
In der Henna Nacht, die meist einen Tag vor der der eigentlichen Hochzeit stattfindet, treffen sich die Freundinnen der Braut, manchmal auch eine Radscha- oder Tsageweihte im Haus der Braut. Je nach Region wird hier das Henna auf unterschiedliche Weise vorbereitet, damit es eine kräftige meist rötliche Farbe beibehält. Danach wird das Henna zuerst auf der Haut aufgetragen. Hier immer auf den Händen, gelegentlich auch auf den Unterarmen und Füßen, sehr selten auf anderen Körperstellen. Die rote Farbe auf der Haut steht eigentlich für Radscha, weswegen, neben rein kunstfertigen Applikationen, vor allem mit Radscha verbundene Symbole aufgetragen werden. Beliebt sind hierbei auch stylisierte Blumen (da diese auch für Tsa stehen). Manchmal werden auch tsagefällige Motive die für Fruchtbarkeit stehen gezeichnet. Einige Frauen lassen sich auch einige Strähnen oder alle Haare mittels Henna rot färben (bitte als Laie nicht nachmachen :lol:). Rot gefärbte Haare sollen an Feqz gemahnen und Glück bringen. Mittlerweile werden fürs Auftragen Instrumente (wie bspw, sehr feine Pinsel) benutzt, aber in der Vergangenheit kam man (gerade um die Haare ordentlich zu färben) nicht umhin auch seine Finger zu nutzen, weswegen die Freundinnen am Hochzeitstag rot gefärbte Fingerkuppen hatten und man hierdurch die Freundinnen der Braut gut erkennen konnte. In Anlehnung dessen, werden heute die Fingerkuppen der Freundinnen manchmal auch mit kleinen Verzierungen bedeckt. Dabei sitzt man den Tag und manchmal die Nacht zusammen, unterhält sich, lacht und feiert im kleinen Kreis.
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Sofrehe Aghd – Der Hochzeitstisch

Der Sofrehe Aghd (Hochzeitstisch) umfasst mehrere symbolische Gegenstände, die die Aspekte verschiedener Gottheiten wiederspiegeln, deren Gunst man für das Brautpaar erlangen möchte. Häufig sind auch viele symbolische Speisen auf dem Sofreh, die das Brautpaar nach der Zeremonie an ihre Gäste verteilt.

Der Mondsilberspiegel, auch Spiegel des Glaubens (Mada, Feqz): Der Mond stellt das Zeichen Feqzens und Madas gleichermaßen dar. Er symbolisiert die Reinheit Madas und das Licht, dass sie den Menschen in der Nacht spendet und gleichzeitig, dass der Herr der Nacht über die Menschen wacht. Die wenigsten heutigen Spiegel sind tatsächlich aus Mondsilber, das speziell und aufwendig präpariert werden muss, um eine solch spiegelnde Oberfläche zu erhalten. Häufig handelt es sich in diesen Fällen, um uralte über Generationen vererbte Kostbarkeiten, denen sogar eine gewisse Magie nachgesagt wird. Viele nehmen mittlerweile stattdessen einfachere Spiegel. Das Brautpaar setzt sich auf zwei für sie bereit gestellten meistens nicht allzu hohen Sitzmöglichkeiten (bspw. Kissen) und blickt gemeinsam in den Spiegel. Dabei betritt in einigen sehr traditionellen Gebieten die Frau mit einem Schleier den Raum und lüftet diesen erst vor dem Spiegel. Der Spiegel ist so aufgestellt, dass das die Braut ausschließlich ihrem Bräutigam sieht und der Bräutigam ausschließlich seine Braut. Bis heute halten sich die Gerüchte, dass diese Tradition darauf fußt, dass unheilige Kreaturen kein Spiegelbild haben oder der Spiegel das wahre Antlitz des Partners offenbart…

Die Kerzen (Angrosch): In der Regel werden von einem handwerklich begabten Familienmitglied zwei Kerzenständer eigens für die Hochzeit hergestellt. Auch wenn Mann und Frau in der tulamidischen Gesellschaft unterschiedliche Aufgaben wahrnehmen, so ist man sich doch einig, dass das Licht ihrer Seelen gleich hell leuchtet. Symbolisiert wird diese Gleichwertigkeit dadurch, dass beide Kerzen, je eine auf jeder Seite des Paars, genau gleich hoch sind. Die Kerzen werden kurz vor der eigentlichen Zeremonie vom Geweihten mittels eines Feuersegens entzündet.

Brot (Peraine oder Tsa): Es handelt sich um einfaches Brot, wie bspw. Lavash, auf dem mittels Erhitzung kalligraphisch meistens ein Göttername aufgeführt wird. Es soll vor Hunger und Armut schützen.

Geldmünzen (Feqz): Die meist in einem Kelch aufbewahrten Münzen symbolisieren Reichtum und Wohlstand, den man sich fürs Brautpaar wünscht.

Buch (Hesinde): Relativ zentral ist ein Buch aufgestellt. Häufig handelt es sich um ein religiöses Buch, aber auch romantische Texte berühmter Künstler oder uralte historische Texte, die von der Vergangenheit der Sippe kündigen, sind häufig zu sehen. Meistens ist das Buch aufgeschlagen und die aufgeschlagene Seite hat etwas mit dem Brautpaar zu tun oder soll einen weisen Ratschlag vermitteln. Das Buch steht natürlich für Weisheit und Bildung, aber auch Bewahrung alter Weisheiten und Künste.

Das Nähkissen (Travia): Eine eher jüngere Tradition, ist die des Nähkissens. Nichts fürchtet die junge verheiratete Braut mehr, als eine geifernde Schwiegermutter, die sich in alle Angelegenheiten der neuen Familie einmischt und einem jede Freude rauben möchte. Aus diesem Grund wird von der besten Freundin der Braut oder einer geschickten Näherin provisorisch und recht martialisch der Mund der Schwiegermutter zugenäht. Naja, symbolisch, natürlich wird das, erstaunlicherweise immer orangegefärbte, Kissen stellvertretend ordentlich bestickt.

Bilder & Figuren (Maha Bor, Zulhamid & Zulhamin): Um auch die Toten zur ehren von denen man abstammt, werden Figürchen oder, wenn vorhanden, kleinere Portraits der Verstorbenen aufgestellt. Auch Figuren Zulhamids & Zulhamins sind nicht unüblich. Damit bittet man seine Vorfahren über das Brautpaar zu wachen, auf dass sie die Linie der Familie fortsetzen.

Speisen (verschiedene Götter, vor allem Fruchtbarkeitsgöttinnen): Es werden allerlei Speisen, insbesondere regionale Früchte (Äpfel, Granatäpfel, Arangen..) und Süßigkeiten (Baghlava, Noghl, Gebäck..) aufgetischt, auch wenn der Tisch nicht überladen wird. Sie stehen für Fruchtbarkeit, aber auch Süße und sollen den Segen der Götter herbeirufen, da man dies Speisen immer mit seinen Gästen teilt. Sie werden vom trauenden Geweihten mit einem Speisesegen belegt. Falls Getränke vorhanden sind (vor allem in Küstenregionen und an den großen Flüssen), werden auch diese mitels Tranksegen gesegnet.

Radschas Zelt der Leidenschaft (Radscha): Über dem vor dem Sofreje Aghd sitzenden Brautpaar wird ein seidener Schleier gehalten, der Radschas Zelt symbolisiert. Häufig ist dieser mit silbernen Verzierungen geschmückt, die den schützenden Sternenhimmel darstellen sollen. Gelegentlich ist auch das Sternbild der Stute oder der Echse darauf appliziert.
Spoiler
Die eigentliche Trauung
Der Schleier wird von den min. 4 unverheirateten Freundinnen (quasi die Brautjungfern) des Brautpaars, aus deren Mitte nun das Brautpaar entlassen wird, gespannt und gehalten. Während der jeweils nun drei nachfolgenden Fragen, reiben glücklich verheiratete Frauen zwei, je fingerbreite, Zuckerstangen gegeneinander, so das feiner Zucker auf den Schleier rieselt. Hierdurch soll die Süße ihres Eheglücks auch auf das künftige Paar übergehen.
Braut und Bräutigam werden währenddessen je drei Fragen gestellt. In einigen Regionen ist es üblich, dass ein männlicher Geweihter einer männlichen Gottheit dem Mann die Fragen stellt und eine weibliche Geweihte einer weiblichen Gottheit der Frau. Falls gerade kein Geweihter zur Verfügung steht, übernehmen die Sippenältesten oder die eigenen Eltern diese Funktion und die sakrale Trauung wird nachträglich vollzogen
Der zu trauende Geistliche stellt zuerst dem Mann 3 Fragen. Die Fragen variieren je nach Gottheit, bei allen Gottheiten ist aber min. die letzte Frage, die ob der Mann die Frau ehelichen möchte. Der Mann muss hierbei Entschlossenheit ausdrücken und alle Fragen mit einem entschlossenen Ja beantworten. Feqzgeweihte, erlauben sich hierbei gerne auch einen Scherz im Namen ihres schelmischen Gottes und „nutzen die Situation aus“ in dem sie auch eine lustige Frage stellen, die der Mann auch entschlossen mit einem Ja beantworten muss. Da dies allgemein ein freudiges Ereignis ist, haben auch Geweihte anderer Götter diese Sitte aufgegriffen.
Nachdem dem Mann die Fragen gestellt wurden ist die Frau dran. Die Braut muss sich ihrer eigenen Bedeutung bewusst sein und ihre Entscheidung wohl überlegen. Dies drückt sie aus, in dem sie auf die ersten zwei Fragen nicht antwortet. Parallel kommt dann wieder das feqzgefällige ins Spiel und die Gäste versuchen die Braut mit lustigen Antworten zu „decken“. Am beliebtesten ist die Ausrede, dass die Braut nicht da ist, weil sie gerade Blumen pflückt. Das Blumenpflücken drückt die jugendliche Unschuld der Braut aus und knüpft den Bezug zu Tsa. Auch bei der Braut ist die letzte Frage, ob sie ihren Bräutigam ehelichen möchte, was sie nun auch mit einem entschiedenen und wohlüberlegten Ja beantworten muss. Ist auch dies der Fall sprechen der oder die Geweihten den Segen über die beiden. Nochmals final besiegelt wird dies durch eine erneute symbolische Handlung. Dem Brautpaar wird ein Gefäß mit Honig überreicht. Beide tunken ihren Zeigefinger nacheinander in das Gefäß und lassen den Partner kosten. Dies symbolisiert dass sich die beiden zukünftig mit (süßer) Liebe nähren werden. Dass diese Geste auf Bräuche des Mokoscha Glaubens fußt ist mittlerweile nicht mehr bekannt und wird eher Radscha zugeschrieben.
Dass Brautpaar, dass nun von der allumfassenden Liebe zueinander erfüllt ist, gibt dieses Gefühl nun symbolisch auch wieder an die geliebten Gäste weiter. Hierbei verteilen Braut und Bräutigam gemeinsam, sozusagen als erste gemeinsame Handlung wieder Süßigkeiten. Häufig handelt es sich um in Blumen- oder Herzform gepressten Zucker. Eher seltener ist süßes Gebäck wie (honiggetränktes) Baghlava, denn das wird noch am Abend an die Gäste verteilt.
Spoiler
Der Ausruf
Dann haben die Gäste die Gelegenheit dem Brautpaar ihre Geschenke zu überreichen. Hierfür gibt es eine Art „Schatzmeisterin“, häufig ein oder mehrere Geschwisterteile des Brautpaares, bevorzugt von jeder Seite jeweils ein Geschwisterteil. Die Geschenke werden erst einmal von der Schatzmeisterin gesammelt. Gäste, die in ihren eigenen Augen ein zu geringes Geschenk übergeben haben, übergeben dieses erst nach dem „Ausruf“. Der Ausruf ist für die meisten Mittelreicher bis heute suspekt geblieben, ist aber eine feste Tradition der feqzgläubigen Tulamiden. Es werden nämlich nacheinander von beiden Seiten die Geschenke ausgerufen und den anderen präsentiert. Es hat eine gewisse Ähnlichkeit mit einer Auktion, nur dass hier nichts verkauft wird. Tulamiden sehen das nämlich als wertschätzend (in beide Richtungen) an und sind stolz, wenn ihre Großzügigkeit so auch anderen kundgetan wird. Es ist üblich, dass die Geschenke der Eltern des Brautpaars als erstes vorgestellt werden, in fast alle Fällen sind dies auch die prächtigsten und wertvollsten Geschenke. Üblich ist, dass die Eltern bei diesem Ereignis die Lebensgrundlage der beiden finanzieren. Sei es ein Haus, eine Herde oder ein beträchtliches Vermögen (dies wird natürlich der Schatzmeisterin dann gesagt oder auf einem Zettel oder Urkunde aufgeschrieben, symbolisch wird dann als „kleine“ Ergänzung ein kostbares Schmuckstück repräsentativ hinzugelegt). Dann kommen nacheinander die anderen dran, meistens in Reihenfolge des Verwandtschaftsgrades. Den Abschluss stellen die Geschenke der beiden Schatzmeisterinnen dar, die dann von der jeweils anderen vorgestellt werden (manchmal steuern auch hier die Eltern was bei, wenn die Geschwisterchen allzu jung sind und keine kostbaren Geschenke stellen konnten). Tulamiden schöpfen bei den Geschenken in der Regel aus dem Vollen. Aus heutiger Sicht ist dies eine Art Kredit für die anfänglich hohen Ausgaben des Brautpaars, das dieses dann in Raten (nämlich bei der Hochzeit der anderen Gäste oder deren Kindern) dann zurückzahlt.
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Tanzen
Tanzen ist elementarer Bestandteil einer Hochzeitsfeier! Dabei muss jeder möglichst viel und oft tanzen. Um die Gäste zusätzlich dazu zu animieren haben sich zwei Vorgehensweisen etabliert. Nahe weibliche Verwandte fordern quasi jeden, teils mittels verführischer Praktiken, auf zu tanzen und führen diese dann bestenfalls in Gruppen zusammen. Männliche Mitglieder, insbesondere die Väter des Brautpaars dagegen "belohnen" die Tanzwilligkeit mittels Geld. Einige haben dafür dutzende von Münzen an Bänder gebunden und hängen diese den Tänzern beim "vorbeitanzen" den Tänzern an. Auch das Brautpaar, was quasi ständig tanzen muss wird mit solchen Geschenken bedacht. Wenn man beim Ausruf evtl. nach eigener Ansicht zu wenig gegeben hat, kann man das so nachholen. Wenn man das Brautpaar mit Geschenken bedenkt ist es üblich dieses zumindest anzutanzen und mit tänzerischen Bewegungen das Geschenk zu überschreiten. Prinzipiell gilt umso mehr man tanzt, umso eher freut man sich für die beiden. Im Gegensatz dazu kann man seinen Unmut über die Hochzeit, durch wenig bis gar keinen Tanz ausdrücken. Davon ausgenommen sind ältere Personen und grundsätzlich erwartet man von Jüngeren ein größeres "Durchhaltevermögen". Wenn man nicht besonders gut tanzen kann ist es im Übrigen völlig in Ordnung mittels klatschen und lauten rufen, die anderen auf der Tanzfläche anzuheizen ohne selbst zu tanzen. Dann hat man quasi auch "seine Pflicht erfüllt".
Spoiler
Rakhse Tschaghu
Der Rakhse Tschaghu (Tanz des Messers) wird von einer ausgewählten Tänzerin oder einem ausgewählten Tänzer ausgeführt, der Rest des Saals ist meistens während dieser Zeit ruhig. Wer diese Person ist, ist sehr unterschiedlich. In den allermeisten Fällen ist es die beste Tänzer*in der Sippe, manchmal auch ein*e Radschageweite*r oder ein sonstiger professioneller Tänzer. Das speziell, vor allem mit seltenen Blumen verzierte Messer wird tänzerisch von einer Ecke zum Brautpaar geführt und dabei im Tanz eingebunden. Üblich sind tippelnde Schritte und dezente, aber geschickte Hüftbewegungen, die zu den nicht ausgeweiteten Armen am besten passen. Das Messer wird meistens mit beiden Händen, je eine Hand auf einer Seite, gehalten und ausreichend präsentiert. Der/die Tänzer*in lässt sich dabei ausreichend Zeit, tippelt auch manchmal zurück oder zieht Kreise. Dann wird noch einmal nekisch das Messer ein, zwei Mal dem Brautpaar vorenthalten, in dem das Messer im letzten Augenblick zurückgezogen wird. Danach nimmt das Brautpaar das Messer entgegen und bedeckt den/die Tänzer*in mit Wangenküssen und Umarmungen. Auch hier wird ein "Tanzgeld" überreicht. Häufig eine kostbare alte Münze. Angeblich werden diese Münzen gesammelt und bilden einen Münzschmuck erfolgreicher Tänzer*innen, die über Generationen weitervererbt werden und um die Hüfte getragen werden.
Das Messer wird dann verwendet um, als Brautpaar gemeinsam, das Gebäck (teilweise vom Sofrehe Aghd) anzuschneiden und den Gästen zu servieren.
Spoiler
Essen


Armenspeisung
Spoiler
Pahtakhti - Der Tag steht im Zeichen Radschas und Feqzens
An diesem Tag steht das (in der Regel neu bezogene Haus) des Paars ausschließlich der Braut zur Verfügung. Alle Freundinnen der Braut (ausschließlich Frauen) suchen nun das Haus auf und bringen, häufig selbst erstellte, kleine Geschenke. Danach wird den restlichen Tag gefeiert, sich unterhalten und getanzt. Und ja, das ist quasi die tulamidische Version des Junggesellinnenabschieds.
Der Mann dagegen sucht abends, wenn es dunkel ist, im Schutze des Feqz sein eigenes Elternhaus auf. Er verbringt den Abend mit seiner Familie, die schützend über ihn wachte. Häufig gibt ihm der Vater noch Ratschläge für sein zukünftiges Leben und betet zusammen mit seinem Sohn zu Feqz, dass er auch fürderhin seine schützende Hand über seinen Sohn hält und sein Glück anhalten mag. Spät in der Nacht schläft der Sohn im Schlafzimmer seiner Eltern. Dies soll ausdrücken, dass er ein letztes Mal das „Kind“ seiner Eltern ist. Wenn er am nächsten Tag dann das Haus seiner Eltern verlässt, meist begleitet von einem tränenreichen Abschied, gilt er als erwachsener Mann, der nun die Verantwortung für seine eigene Familie trägt.
Spoiler
Madersan Durud / Madersan Salam – Der Schwiegermuttergruß*
Nach dem der Mann das Haus seiner eigenen Eltern verlasen hat. Sucht er die Mutter seiner Frau auf. Er lobpreist die Weisheit und Schönheit seiner Frau und dankt der Schwiegermutter dafür, dass sie eine so wunderbare Tochter erzogen hat. Um seinen Dank zu untermalen, ist es auch hier üblich der Schwiegermutter etwas symbolisch Schönes und Blumen zu schenken.
*: Im Persischen und häufig auch in den anderen orientalischen Sprachen wird die Verwandschaftsbeziehung detaillierter ausgedrückt. Madersan, ist frei übersetzt, die "Mutter der Ehefrau". Madershohar wäre dann die "Mutter des Ehemanns".
Zuletzt geändert von Shirwan am 20.01.2020 18:59, insgesamt 2-mal geändert.

Finwie
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Ungelesener Beitrag von Finwie »

Schön erstellt.

Ich kann sicher keinen Tulamiden überzeugend darstellen.
Bei der blumigen Sprache bin ich leider überhaupt nicht talentiert.

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Ungelesener Beitrag von Zordan Arres »

Sehr schöne Darstellung!
Ich spiele gerne Tulamiden und meistere auch sehr gerne Abenteuer in den Tulamidenlanden.
Finde die unterschiedlichen Kulturen sehr spannend.

Danke für den tollen Einblick!

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Shirwan
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@Finwie & @Zordan Arres
Sehr gerne und vielen Dank für das positive Feedback, über das ich mich immer sehr freue.

Ich bin zwar immernoch nicht fertig, habe aber dennoch mal die Hochzeit zum größten Teil dem ersten Beitrag hinzugefügt.

Ich spiele mit dem Gedanken das mal alles ins Scriptorium zu überführen, zier mich aber noch vor der Komplettüberarbeitung insbesondere der Götterwelt und dem Layouting. Mal schauen :)

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DnD-Flüchtling
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Shirwan hat geschrieben: 13.05.2019 22:59 Ormazd (Praios) [...] Ahriman (Der Namenlose)
Ich weiß nicht, ob ich die Namen direkt aus der irdischen Mythologie nehmen würde; insbesondere, weil sie phonetisch ja gar nichts mehr mit dem aventurischen Gegenstück zu tun haben - da würde sich eher die altbekannte DSA-Praxis anbieten, die Namen einfach etwas abzuwandeln, dass sie zur entsprechenden Sprache passen.
Also im Falle zB von Praios eher sowas wie Parash (oder Parast oder Parazd etc. ... wobei das natürlich auch nach hinten losgehen kann, wenn das jeweilige Wort tatsächlich eine Bedeutung hat und nicht nur orientalisch klingt) bzw. im "modernen" Tulamidisch dann wohl Farash.

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DnD-Flüchtling hat geschrieben: 17.03.2020 22:42 Also im Falle zB von Praios eher sowas wie Parash (oder Parast oder Parazd etc. ... wobei das natürlich auch nach hinten losgehen kann, wenn das jeweilige Wort tatsächlich eine Bedeutung hat und nicht nur orientalisch klingt) bzw. im "modernen" Tulamidisch dann wohl Farash.
Ja, guter Einwand. Ich finde nur, wenn die Namen zu ähnlich, wird es irgendwann schwer den Ursprung zu ignorieren (Beispiel H'Szinth).

War das Beispiel mit Parazd eigentlich bewusst gewählt, denn es hat tatsächlich eine Bedeutung im Persischen (die auch noch gut passen würde)?

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Shirwan hat geschrieben: 18.03.2020 18:58 Ja, guter Einwand. Ich finde nur, wenn die Namen zu ähnlich, wird es irgendwann schwer den Ursprung zu ignorieren (Beispiel H'Szinth).
Das ist quasi ein Feature von DSA ;)
War das Beispiel mit Parazd eigentlich bewusst gewählt, denn es hat tatsächlich eine Bedeutung im Persischen (die auch noch gut passen würde)?
Jein. Parast war zwar bewusst gewählt (ich bin ein paar Mal über den Nachnamen gestolpert), Parazd war dann nur eine Abwandlung davon mit der zd-Endung.

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Skalde hat geschrieben: 01.05.2020 10:28 @Shirwan Wie beleidigt man sich denn auf persisch? Wenn es meine Gruppe mal wieder nach Mhanadistan verschlägt, brauch ich etwas kreativeres als das uralte "Sohn eines Kamels".
Hallo @Skalde,
ich bin mal so frei und antworte dir hier. Ich fürchte allerdings, dass ich dir aus dem Persischen heraus, da nicht viel liefern kann.
Entweder die Schimpfworte sind die gleichen wie im Deutschen, zu abwegig/zusammenhanglos im Deutschen oder tatsächlich im Sinne Sohn des ... (wobei im Persischen der Bezug über die Eltern/Vater erstellt wird).
Verwünschungen und Flüche sind recht "beliebt". Ironie wird im Persischen häufig (fast immer) beleidigend verwendet. Ein paar Beispiele die mir dazu spontan einfallen:

Sei nicht erschöpft: Üblicherweise eigentlich eine Höflichkeitsformel, wird bei der richtigen Betonung und Mimik daraus eine Kritik. Man drückt dadurch aus, dass eine Leistung zu gering oder so schlecht ausgeführt wurde, dass man es sich hätte direkt sparen könnte. Als Grund unterstellt man Faulheit oder Unfähigkeit.

Möge dein Herz verwelken: Find ich persönlich "recht schön". Das wird meistens mit der Anrufung höherer Mächte oder einem innigen Wunsch verknüpft, auf aventurisch also bspw. "mögen die Götter (Radscha) es fügen, dass dein Herz verwelkt", "ich hege den Wunsch, dass einst dein Herz verwelkt" (im Persischen verwendet man den Subjunktiv). Der Grund für die Verwünschung ist meist, dass der Gegenüber etwas Schönes, Besonderes, Wertvolles verschmäht, nicht selten ist das der Fluchende selbst. Das bedeutet so viel wie, da du die Schönheit schmähst die das Herz nährt, so soll dein Herz verwelken/eingehen, da es nie Nahrung erfahren wird, da du sie nicht erkennst. Oder in Kombination mit einer Drohung: Da du mich jetzt verschmähst werde ich mich dir in der Zukunft vorenhalten bis dein Herz vergeht.

Im Eingangspost genannt und in der älteren Literatur häufig verwendet, sind Tierbezeichnungen mit dem Adjektiv brünstig, als Metapher für unüberlegte bis hin zu dämlichen Handlungen. Passend zum Ausgang der Handlung wird dann (im Nachgang) das Tier gewählt. Bei einem Löwen oder Elefanten ist das doch noch gut gegangen. Bei einem Esel oder Bock eher nicht.

Ich werde mir aber noch ein paar Gedanken machen, vielleicht fällt mir noch was ein.

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Ungelesener Beitrag von Thorgrimm_Faenwulfson »

Ich klink mich hier mal mit ein (Nachteil Neugier)
Shirwan hat geschrieben: 02.05.2020 23:12 Entweder die Schimpfworte sind die gleichen wie im Deutschen, zu abwegig/zusammenhanglos im Deutschen oder tatsächlich im Sinne Sohn des ... (wobei im Persischen der Bezug über die Eltern/Vater erstellt wird).
Verwünschungen und Flüche sind recht "beliebt". Ironie wird im Persischen häufig (fast immer) beleidigend verwendet.
Gut zu wissen :)
Shirwan hat geschrieben: 02.05.2020 23:12 Sei nicht erschöpft: Üblicherweise eigentlich eine Höflichkeitsformel, wird bei der richtigen Betonung und Mimik daraus eine Kritik. Man drückt dadurch aus, dass eine Leistung zu gering oder so schlecht ausgeführt wurde, dass man es sich hätte direkt sparen könnte. Als Grund unterstellt man Faulheit oder Unfähigkeit.
Das stell ich mir am Spieltisch/Onlinerunde sehr spannend vor, v.a. wenn die Abenteurer vlt noch glauben, sie wurden gelobt, o.ä.
Shirwan hat geschrieben: 02.05.2020 23:12 Im Eingangspost genannt und in der älteren Literatur häufig verwendet, sind Tierbezeichnungen mit dem Adjektiv brünstig, als Metapher für unüberlegte bis hin zu dämlichen Handlungen. Passend zum Ausgang der Handlung wird dann (im Nachgang) das Tier gewählt. Bei einem Löwen oder Elefanten ist das doch noch gut gegangen. Bei einem Esel oder Bock eher nicht.
Meinst du damit, man sollte auch eher ein Tier wählen, dass nicht in den Kontext passt? So ala Elefant im Porzelanladen?

Und was mich an der Stelle auch brennend interessieren würde, wären Ausrufe der Verwunderung und des Erstaunens? (Bei mir fällt zu oft "bei Rasthullas Lockenpracht" :) ) Oder hab ich die überlesen?
Das wohl, bei Swafnir!

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Shirwan
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Thorgrimm_Faenwulfson hat geschrieben: 03.05.2020 08:42 Das stell ich mir am Spieltisch/Onlinerunde sehr spannend vor, v.a. wenn die Abenteurer vlt noch glauben, sie wurden gelobt, o.ä.
Ich hatte mal einen Zwergenspieler in der Gruppe mit dem Nachteil Streitsucht, dessen Spieler dieses Prinzip sehr gut verinnerlicht hatte :lol:
Thorgrimm_Faenwulfson hat geschrieben: 03.05.2020 08:42 Meinst du damit, man sollte auch eher ein Tier wählen, dass nicht in den Kontext passt? So ala Elefant im Porzelanladen?
Nein, das ist schwer zu erklären, bzw. da habe ich mich wohl missverständlich ausgedrückt. Wenn Babur „bei dessen Anblick dem Panther das Herz zerfetzt“ mit seinem Doppelkhunchomer hitzköpfig in eine Übermacht von Gegnern reinspringt und dennoch obsiegt, dann wird man sagen er hat gekämpft wie ein „brünstiger Elefant“. Man „moniert“ seine Handlung als unüberlegt, aber Babur ist so unverwüstlich, dass er es trotzdem gepackt hat. Ein wenig kann man das mit dem deutschen „er kämpfte wie ein Berserker“ vergleichen, auch wenn hier das Unüberlegte etwas zu kurz kommt. Wenn die Handlung einfach nur unüberlegt, impulsiv war und genau deswegen scheiterte, dann war er wie ein „brünstiger Esel“.
Man kann das aber auch ironisch verwenden, wenn der Gegenüber bspw. seine Kraft überschätzt hat/ sich zu sehr nur auf diese verlässt (diese Art der Verwendung ist aber eher die Ausnahme).
Elefanten stehen im Persischen übrigens nicht für Ungeschick, diese Rolle nehmen Kamele ein.
Thorgrimm_Faenwulfson hat geschrieben: 03.05.2020 08:42 Und was mich an der Stelle auch brennend interessieren würde, wären Ausrufe der Verwunderung und des Erstaunens? (Bei mir fällt zu oft "bei Rasthullas Lockenpracht" :) ) Oder hab ich die überlesen?
Ich hab echt darüber nachgedacht, aber im modernen Persisch ist mir bisher noch nicht viel eingefallen. Ich schau mal am Wochenende in die Bücher. Es gibt recht viele Redewendungen die sich auf „Heilige“ beziehen, wie "bei der Hand des Abbas“ oder arabische Redewendungen wie „Ya abulfazl“ („oh Vater der Tugend“ = ich bin pikiert / oh weia). Ansonsten gibt es noch mindestens "Wehklagen und Totenstille" für "oh welch Unglück".

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Shirwan hat geschrieben: 05.05.2020 23:27 Wenn Babur „bei dessen Anblick dem Panther das Herz zerfetzt“ mit seinem Doppelkhunchomer hitzköpfig in eine Übermacht von Gegnern reinspringt und dennoch obsiegt, dann wird man sagen er hat gekämpft wie ein „brünstiger Elefant“. Man „moniert“ seine Handlung als unüberlegt, aber Babur ist so unverwüstlich, dass er es trotzdem gepackt hat. Ein wenig kann man das mit dem deutschen „er kämpfte wie ein Berserker“ vergleichen, auch wenn hier das Unüberlegte etwas zu kurz kommt. Wenn die Handlung einfach nur unüberlegt, impulsiv war und genau deswegen scheiterte, dann war er wie ein „brünstiger Esel“.
Man kann das aber auch ironisch verwenden, wenn der Gegenüber bspw. seine Kraft überschätzt hat/ sich zu sehr nur auf diese verlässt (diese Art der Verwendung ist aber eher die Ausnahme).
Ich glaube, damit weiß ich, was du meinst oder auf was du hinaus willst.
Shirwan hat geschrieben: 05.05.2020 23:27 Elefanten stehen im Persischen übrigens nicht für Ungeschick, diese Rolle nehmen Kamele ein.
Diese Info find ich äußerst praktisch und wichtig. Danke!!
Shirwan hat geschrieben: 05.05.2020 23:27 Ich schau mal am Wochenende in die Bücher. Es gibt recht viele Redewendungen die sich auf „Heilige“ beziehen, wie "bei der Hand des Abbas“ oder arabische Redewendungen wie „Ya abulfazl“ („oh Vater der Tugend“ = ich bin pikiert / oh weia). Ansonsten gibt es noch mindestens "Wehklagen und Totenstille" für "oh welch Unglück".
Wieder einmal bleibt mirnur Danke zu sagen, für die Mühe, die du dir machst, um ein paar Unwissende zu erleuchten. Mach dir deswegen aber keinen Stress!
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Thorgrimm_Faenwulfson hat geschrieben: 06.05.2020 07:38 Und was mich an der Stelle auch brennend interessieren würde, wären Ausrufe der Verwunderung und des Erstaunens? (Bei mir fällt zu oft "bei Rasthullas Lockenpracht" ) Oder hab ich die überlesen?
Mir haben die Kollegen mal: "Shotor did-i? Na did-i!" beigebracht.
Ich kann die persische Ironie nicht so gut Einschätzen, aber @Shirwan kann das bestimmt richtig einordnen (und bitte verzeih meine krude Schreibweise! Ich hab Farsi leider nie richtig lernen können und das Meiste nur so aufgeschnappt).
Es bildet eine rhetorische Frage mit ausgesprochener Antwort, wobei man den zweiten Teil auch weglassen kann. Es wird halb erstaunt, halb verschmitzt an einen gerichtet der was erzählen will und oder dabei zu dick aufträgt. Aber auch wenn man was wirklich unglaubliches beobachtet.
Übersetzt in etwa:
"Hast du etwa Kamele gesehen? Hast Du nicht!"

Oder wenn einer (üble) Scherze mit einem trübt oder einen sarkastischen witz macht, tituliert man ihn mitunter einfach als: "Sheitun!"
Und ja es heißt schlicht "Satan!", kommt aber glaub ich aus dem Hebräischen für feindlich/Feind.

Wenn einer was besonderes geleistet hat von dem andere oder gar man selbst profitiert, aber auch wenn jemand z.B. eine gute Mahlzeit vorbereitet hat. Je größer das Erstaunen desto energischer kann man dann zum Ausdruck seines erstaunens und zur Würdigung der Leistung sagen:
"Dast-e-dard na-kon-e!!"
also in etwa:
"Möge Deine Hand nicht verderben!!"

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Shirwan
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Vasall hat geschrieben: 06.05.2020 09:08 Mir haben die Kollegen mal: "Shotor did-i? Na did-i!" beigebracht.
:lol: Den Spruch hatte ich eeeeecht lange nicht mehr gehört (ich glaube wirklich das letzte Mal vor der Jahrtausendwende). Bzgl. der Schreibweise, mach dir mal keine Gedanken, es ist ja schön, dass du dich mit anderen Kulturen und Sprachen beschäftigst, da ist sowas total nebensächlich, zumal die Transkription ins Deutsche mir ja auch genug Probleme bereitet.
Vasall hat geschrieben: 06.05.2020 09:08 Oder wenn einer (üble) Scherze mit einem trübt oder einen sarkastischen witz macht, tituliert man ihn mitunter einfach als: "Sheitun!"
Und ja es heißt schlicht "Satan!", kommt aber glaub ich aus dem Hebräischen für feindlich/Feind.
Das ist mittlerweile etwas abgenutzt, so dass sich die Bedeutung gewandelt hat. Grundsätzlich gibt es sehr häufig bei Nomen die "umgangssprachliche" Version, die mit -un endet und die formellere -an Variante. Sheitun hat heutzutage die Bedeutung "Frechdachs". Sheitan geht schon in Richtung "Satansbraten", bzw. das was du beschrieben hast. Der Ursprung ist tatsächlich der Teufel.
Vasall hat geschrieben: 06.05.2020 09:08 Wenn einer was besonderes geleistet hat von dem andere oder gar man selbst profitiert, aber auch wenn jemand z.B. eine gute Mahlzeit vorbereitet hat. Je größer das Erstaunen desto energischer kann man dann zum Ausdruck seines erstaunens und zur Würdigung der Leistung sagen:
"Dast-e-dard na-kon-e!!"
also in etwa:
"Möge Deine Hand nicht verderben!!"
Das ist grundsätzlich so, dass man Silben anders betont oder bewusst länger zieht, um sie ins Gegenteil zu wandeln oder besonders zu betonen. Die Redewendung Dastet-dard na-kon-e!! ist quasi die formellere Version von "Danke" und wird entsprechend häufig verwendet. Sie ist immer dann angemessen, wenn man sich für eine "körperliche" Tätigkeit bedanken möchte, bspw. beim Aufheben von etwas was runtergefallen ist und auch nach dem Essen, an die Köchin gerichtet (als Dank für die Tätigkeit des Kochens). Meistens wird das oben genannte Khaste nabashid ergänzt, ich hoffe ihr seid nicht erschöpft, wenn die Tätigkeit mit Anstrengungen verbunden war (dann aber nicht ironisch gemeint :))
Dard mit verderben zu übersetzen finde ich übrigens interessant, ich glaube das übernehme ich. Wortwörtlich heisst es eigentlich: Möge deine Hand nicht schmerzen.

Ansonsten was mir noch so an Redewendungen eingefallen ist:
  • Ein Schwert wird aus Stahl geformt (Wörtlich: Nur aus Stahl kann man ein Schwert schmieden): Der ist aus dem falschen Holz geschnitzt, der taugt nichts.
  • Er hat die Meisterschelle noch nicht erfahren: Er ist noch grün hinter den Ohren, er kennt die Mühen des Lebens nicht
  • Im persischen zählt man die Küken erst am Ende des Herbsts :) : Wer zuletzt lacht, lacht am besten, warte erst einmal das endgültige Ergebnis ab.
  • Von "Dattel" sagen wird der Mund dir nicht süß: träum nicht mach auch was dafür/ das sind leere Versprechungen, denen keine Tat folgt / übertragen: ohne Arbeit kein Vergnügen. Beliebte Formulierung der "klassischen" Literatur.
  • Mögest du deines Grabs verlustig werden: Sehr sehr vulgär im Persischen, bedeutet so viel wie: Fahr zur Hölle / Verschwinde, es gibt auch das ähnliche: In welchem Grab steckst du? - Wo zur Hölle steckst du? (genauso vulgär)
  • Nicht mal der Hund erkennt seinen Meister (Herrchen) mehr - Hier kann man statt Herrchen auch das ursprüngliche Saheb/Sahib verwendet. Bedeutet: Hier herrscht schieres Chaos (im Sinne von Gedrängel, viele Menschen die durcheinander sprechen etc.)
  • Die Himmelspforten öffneten sich bei seiner Geburt - In DSA kann man Himmelspforten naturlich durch Melliador ersetzen. Bedeutet so viel, wie, was für ein arroganter Fatzke / der hält sich selbst für den Größten. Diese Formulierung ist übrigens immer ironisch und wird nie ernst gemeint :)
Beliebt als Zeichen persischer Arroganz ist das Gleichnis mit dem Daumenballen. "Erst wenn meinem Daumenballen ein Haar entspringt, betritt ein arabischer Fuss den Thron Persiens."

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Ich find den Grabsegen super, der erinnert mich an meinen Uropa :ijw: :6F

Und "chaste na-busch-id" ist auch herrlich. Das wünsche ich auch viel und bekomme ich auch gerne gewünscht, weil wir am Ende des Tages oft einfach sehr müde sind: "chely chaste mi-dar-im"...ok, das ist nicht umgangsprachlich. ;)

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Shirwan hat geschrieben: 10.05.2020 00:31 Sheitun hat heutzutage die Bedeutung "Frechdachs". Sheitan geht schon in Richtung "Satansbraten", bzw. das was du beschrieben hast. Der Ursprung ist tatsächlich der Teufel.
Schade, der "große Frechdachs USA" hätte was :ijw:

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Ich antworte dir mal hier, wo es ein wenig besser passt.
Timonidas hat geschrieben: 12.05.2020 15:16 Regeltechnisch wäre ein Hochzeitsessen oder eine Armenspeisung zu segnen wohl nicht stemmbar, muss der Geweihte ja für jede Portion einen Karmapunkt bezahlen.
Doch, das ist kein Problem, wobei es kommt drauf an was man unter eine Portion besteht. Für mich ist das eine Mahlzeit mit der eine Person satt werden würde, unabhängig davon in wieviele kleine "Portiönchen" man diese dann am Ende unterteilt. Grundsätzlich wird symbolisch eine Speise (mag auch 2-10 Mahlzeiten sein) gesegnet. Vorzugsweise wird diese dann an die (wichtigsten) Teilnehmer verteilt. Fast immer könnte das ein Brot mit einem eingebrannten Gebet/Formel sein, dass aufgeteilt und verteilt wird. Alternativ wurden aus dem Brot ein Blumenstrauch geformt und jeder erhält eine Blume. Bei Hochzeiten wären Süßspeisen wie Baghlava (kriegst dann halt nicht das ganze "Blech" sondern ein einzelnes Stück) oder gepresseter Zucker möglich (siehe oben unter Hochzeit). Bei Beerdigungen/Trauertagen wird eine auf Reis basierende Süßspeise serviert auf der mit Zimt, Nüssen und Blüten Namen, Formeln, Gebete, Symbole appliziert sind.Beispiel 1 und Beispiel 2 mit Schriftzug (rechter Rand). Für die Armenspeiszung nutzt man Ash (sowas wie Eintopf) (hab auf die Schnelle nichts besseres gefunden)

Edit: Grundsätzlich bin ich bei sowas als Meister aber eher "regelwidrig". Wenn ein Spieler aus Fluffgründen "Ressourcen" ausgibt, dann drehe ich das immer zu Gunsten des Spielers aus, sprich selbst wenn es 100 Portionen wären, würde ich nicht 100 KaP verlangen...

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Shirwan hat geschrieben: 12.05.2020 16:11 Ich antworte dir mal hier, wo es ein wenig besser passt.
Timonidas hat geschrieben: 12.05.2020 15:16 Regeltechnisch wäre ein Hochzeitsessen oder eine Armenspeisung zu segnen wohl nicht stemmbar, muss der Geweihte ja für jede Portion einen Karmapunkt bezahlen.
Doch, das ist kein Problem, wobei es kommt drauf an was man unter eine Portion besteht. Für mich ist das eine Mahlzeit mit der eine Person satt werden würde, unabhängig davon in wieviele kleine "Portiönchen" man diese dann am Ende unterteilt. Grundsätzlich wird symbolisch eine Speise (mag auch 2-10 Mahlzeiten sein) gesegnet. Vorzugsweise wird diese dann an die (wichtigsten) Teilnehmer verteilt. Fast immer könnte das ein Brot mit einem eingebrannten Gebet/Formel sein, dass aufgeteilt und verteilt wird. Alternativ wurden aus dem Brot ein Blumenstrauch geformt und jeder erhält eine Blume. Bei Hochzeiten wären Süßspeisen wie Baghlava (kriegst dann halt nicht das ganze "Blech" sondern ein einzelnes Stück) oder gepresseter Zucker möglich (siehe oben unter Hochzeit). Bei Beerdigungen/Trauertagen wird eine auf Reis basierende Süßspeise serviert auf der mit Zimt, Nüssen und Blüten Namen, Formeln, Gebete, Symbole appliziert sind.Beispiel 1 und Beispiel 2 mit Schriftzug (rechter Rand). Für die Armenspeiszung nutzt man Ash (sowas wie Eintopf) (hab auf die Schnelle nichts besseres gefunden)

Edit: Grundsätzlich bin ich bei sowas als Meister aber eher "regelwidrig". Wenn ein Spieler aus Fluffgründen "Ressourcen" ausgibt, dann drehe ich das immer zu Gunsten des Spielers aus, sprich selbst wenn es 100 Portionen wären, würde ich nicht 100 KaP verlangen...
Sehe ich wie du, vorteilhafte Auslegung was eine Portion ist ist Meistersache, grundsätzlich habe ich das so vorgeschlagen dass bei einem gemeinsamen Essen für jede beteiligte Person ein KaP bei der Segnung ausgegeben wird. Ich finde bei einem Hochzeitessen ein großes Blech Baghlava zu segnen eine sehr schöne Regelkonforme Lösung, am Ende isst ja keiner eine ganze Portion Baghlava. Danke für die hilfreichen Hinweise.

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Timonidas hat geschrieben: 25.05.2020 06:52 Hat jemand Ideen oder gibt es Quellen dafür wie eine Initiation in die Phex oder Feqz Kirche aussehen könnte?
Da man das Basisritual eigentlich auch als allgemeinen tulamidischen Brauch verwenden kann, poste ich es mal hier (außerdem kann man die Farbe so schlecht lesen :lol: ). Wie du dir vielleicht denkst, habe ich wieder die Tulamidenbrille an:

Ich weiß nicht, ob es in diesem Kontext Sinn ergibt, das zu transformieren, aber vielleicht als Ideenanstoß: Es gibt (oder viel eher gab) im Persischen den Brauch, dass man auf einem nicht allzu hohen Tisch oder gar auf einer Decke auf dem Boden verschiedene Gegenstände platziert. Das Kind was gerade das Stehen bzw. laufen gelernt hat geht nun zu diesem Tisch und wählt einen Gegenstand aus. Man geht dann davon aus, dass das Werkzeug stellvertretend für einen Beruf steht und dass das Kind aus seiner Intuition heraus, das Werkzeug/den Beruf wählt, für das es am besten geeignet ist. Aber persische Eltern, wären nicht persische Eltern, wenn sie es dabei belassen würden. Natürlich wird dann viel interpretiert und zusammengesponnen. Das Kind das den Schraubenzieher wählt, wird nicht irgendein einfacher Handwerker, sondern ein angesehener Ingenieur (ich will Handwerker gar nicht abwerten, bitte nicht falsch verstehen. (Akademische) Bildung hat einfach einen extrem hohen Stellenwert bei den Persern, so dass man diese für seine Kinder präferiert).

Wenn man das auf Feqz den Herren des Glücks und Schicksals, aber auch der Individualität und Selbstbestimmung übertragen würde, könnte man bspw. sagen, dass dem angehenden Teenagern, die Augen verbunden werden und dieser blind einen Gegenstand aussuchen muss. Das Schicksal hat entschieden. Aber der Initiand soll sich mit diesem Schicksal nicht zufrieden geben, sondern Feqzens Gaben nutzen und damit selbst seine eigene Stellung in der Gemeinschaft der Gläubigen erkämpfen. In diesem Sinne würde er dann so lange an diesem ergriffenen Gegenstand ruminterpretieren, bis er die Aufgabe in der Gesellschaft beschreibt, für die er sich selbst vorgesehen hat (sprich was im oberen Beispiel die Eltern machen würden). Fände ich zumindest nicht unpassend für einen Einstieg in die Gemeinschaft der 12G-Gläubigen (oder was der Tulamide darunter versteht) mit einem guten „Feqzsanstrich“.

Ansonsten noch diese unstrukturierten Gedanken:
  • Für mich hat Feqz in der (offiziellen) tulamidischen Glaubenswelt eine Art Anführer (nicht Fürst) Funktion, deswegen fände ich es gar nicht so schlecht, dass wenn man die Möglichkeit hat und die Familie sich nicht einer bestimmten, anderen Gottheit verpflichtet fühlt, man zu diesem Zweck bevorzugt einen Feqzgeweihten bzw. den Feqztempel aufsucht.
  • Grundsätzlich finde ich ein Ritual im Vollmond, wo man den alten Sagen als Feqz den Menschen im Kampf gegen die Echsen nahestand, begleitet mit einer Überpräsenz der 9 und grauverhüllten Initianden auch nett.
  • Vor dem eigentlichen Ritual fände ich es gut, wenn es eingehende religiöse Unterweisungen und Gespräche mit der zu initiierenden Person stattfinden
  • Um das Schalkhafte beim obigen Ritual zu ergänzen, könnte der Feqzgeweihte die Interessen des Initianden im Vorfeld erkunden und ihn dann zu einem so abwegigen Gegenstand führen, dass der Initiand in echt Erklärungsnöte geräte

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Finde die Idee und auch die Gedanken dazu wundervoll und stimmig, werde es genauso als tulamidische Variante für die Initiation einbauen.
Shirwan hat geschrieben: 28.05.2020 17:52Vor dem eigentlichen Ritual fände ich es gut, wenn es eingehende religiöse Unterweisungen und Gespräche mit der zu initiierenden Person stattfinden
Davon bin ich in der Tat ausgegangen, also ähnlich wie bei einer christlichen Kommunion wo man ja über mehrere Monate hinweg darauf vorbereitet wird. Die Initanten lernen dann über neun Monate die Grundlage des Glaubens (Phex und Allgemein), der phexgefälligen Philosophien ("Liberalismus", Selbstbestimmtheit), des Handels und der Buchhaltung.

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@Timonidas
Mir fällt es immer leichter die Lücken aufzufinden, wenn ich den "Prozess" einmal durchlaufe. Mir hat die Idee einfach so gut gefallen, da habe ich es mal exemplarisch anhand einer Geschichte gemacht. Dabei liegt aber den Fokus nicht bei der selbstbestimmten Begründung, sondern bei einem Blick in die Zukunft, die man aber durch eigenes Zutun zum einen oder anderen wenden kann. Der Blick ist aber so nebulös ist, dass es so oder so zustande kommt. Ich könnte mir vorstellen, dass man beim Heldenhintergrund auch auswürfeln kann, was da passierte oder welches Zeichen man erhielt :lol:
Der Text liegt in der ersten Fassung vor. Ich werde ihn bestimmt noch überarbeiten müssen (bin dann, wenn du die Lust hast es durchzulesen, aber auch für Anmerkungen dankbar):

Der Tisch des Schicksals
Ich sah hinauf zur Kuppel. Durch geschickte Platzierung von Spiegeln erhellte das Licht Madas der Lieblichen die mit Mondsilber, Rubinen und Silber verzierte gebauchte Innenkuppel des Tempels. Unsere Familien waren gekommen und acht in grau gehüllte Mäntel, mit gesenkten Köpfen standen nun im Kreis um den Erwählten des Nachtherren. In der grauen Nacht sind alle Mäntel gleich, hatte uns der dem Höchsten Dienende, gelehrt, ich musste bitter lächeln. Neben mir stand Adil, der Sohn des brutalen Emirs, der unsere Stadt in seinem eisernen Griff hielt, doch stets die Traditionen achtete. Nichts hatte ich, dessen Vater dem seinen in hoher Schuld stand, mit ihm gemein. Nachdem der vom Mond und den Sternen Erleuchtete sein Gebet beendet hatte, reichte er Faisal, die graue Binde, zumindest meinte ich Faisals Geruch von Lauch, was er über alles liebte, zu riechen. Wir vier Jungen und vier Mädchen würden nun abwechselnd vom Tisch des Schicksals unser Los erfahren. Faisal wurde mehrfach gedreht, als der Sternenleser geräuschlos zum Tisch ging und den Schleier lüftete. Faisal lief an ihm vorbei, zu einem der Mädchen. Ich wusste wer sie war: Zanya, die schönste Blüte im Garten unseres Dorfes, würde selbst mein von der Sonne und Feuer geblendetes Auge erkennen. Er kam ihr unsittlich nahe und ein lauter Knall wandelte seine Wange in Kebab. Ich schüttelte amüsiert den Kopf, bei Feqz, Faisal war wirklich ein Trottel. Mit neuem Schwung und unter lautem Gelächter gelang er zum Tisch und ergriff ein Seil. Er stotterte sich was zusammen, vom gewundenen Lauf des Schicksals und das Feqz für ihn ein abenteuerliches Leben vorgesehen hätte. Oder du landest am Strick, verlachte Adil ihn und seine Speichellecker taten es ihm gleich. Einer der einfachen Geweihten ließ Faisal niederknien, der zum ersten Mal im Leben den nötigen Ernst zeigte und der Geweihte zeichnete ihn mit der sichelförmigen Mada und nahm ihn so in die Gemeinschaft der Gläubigen auf. Die Geweihten hielten den Schleier hoch und der Wesir der Schatten tauschte die Gegenstände oder platzierte sie neu, bevor er sie wieder verhüllte ohne dass wir einen Blick drauf werfen konnten. Es ging hin und her. Als Adil dran war, fiel selbst dem Laien auf, wie viele Gegenstände aus Edelmetallen den Tisch zierten. Mein Blick in die Familien traf die Augen des Emirs, der zufrieden grinste. Adil lief direkt auf den Tisch zu. Du kannst das Schicksal nicht betrügen, du kannst dich ihm nur entgegenstellen, ging es mir durch den Kopf. Adil ergriff einen goldenen Spiegel. Triumphierend verkündete er von seiner glorreichen Zukunft in Reichtum und Wohlstand und dass er eine Frau die seine Schönheit spiegeln würde einst zur Braut nehmen würde. Dabei wanderte sein Blick zu Zanya, denn es war ein offenes Geheimnis, dass der Emir entsprechende Vorkehrungen getroffen hatte. Ich schüttete innerlich den Kopf, das war nicht gerecht. Welch Verkennung unserer Traditionen. Wollte man den Überlieferungen glauben schenken, so war es einst, so dass unsere Vorfahren im Schutz der Nacht in die Täler schlichen und das ergriffen, was ihnen der Herr des Schicksals in die Hände gab. Ein jeder sollte mit dem was er bekam das Beste anstellen, es für sich und die seinen zum Vorteil nutzen. Es handelte sich immer um eine Aufgabe, einen Hinweis, eine Warnung oder einen Fingerzeig, doch niemals um ein unverdientes Geschenk. So mochte es sein, dass der eine ein Schwert ergriff, der Andere einen Stein, doch ein jeder sollte bemüht sein, das Beste daraus zu machen. Doch Adil verlachte die Sitten und erkannte ihren Zweck nicht in dem er die Aufgabe dahinter nicht erkannte, nicht mal sich bemühte sie überhaupt zu erkennen. Ich war dran, ich schloss die Augen, während ich mir den grauen Seidenschleier umwickelte. Wie so vieles in unserer Kultur war der Schleier ein Symbol, eine Metapher. Es hieß, dem gerechten Herren zu vertrauen, sich in seine Hände und die der dunklen Nacht zu geben und sich von ihm prüfen zu lassen. Sein Licht würde mir den Blick erhellen, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen war und ich mich als würdig erwiesen hätte. Ich nahm die Binde ab und hielt einen einfachen Stein in der Hand. Was sollte das bedeuten, war mir das Schicksal eines Steinmetzes, eines Bauherren gar vorhergesehen. Stolz hielt ich den Stein hoch, einige amüsierte Blicke trafen mich. Ein Stein mag einfach nur ein Stein sein, doch in die richtige Form gebracht, mag er die größten Paläste zu stützen und sein Fehlen eben jene einstürzen zu lassen. Er ist beständig und hart und ausdauernd und unnachgiebig und so möchte auch ich sein. Als ich den Stein senkte und von Adil verspottet wurde, glänzte der Stein an einer Stelle metallisch stumpf.
Und so machte ich mich auf, verließ meinen elterlichen Hof und wurde Söldner. Und mein Leben machte mich beständig und hart und ausdauernd und unnachgiebig, doch stets achtete und ehrte ich Feqz, den obersten aller Götter.
Und hier saß ich nun nach all der Zeit. Ich rieb eine Pfeilspitze, keine gewöhnliche. Das stumpfe Schimmern meines Steins erwies sich als Eisen und so ließ ich diesen zum Stahl des Kriegshandwerks formen, für einen einzigen Schuss des Schicksals. Nachdenklich strich ich über die Kante. Wo der Emir brutal war, da war sein Sohn einfach nur gierig und hatte im Schatten der Macht seines Vaters gelebt. Es war ein Leichtes gewesen den Palast seiner Herrschaft einstürzen zu lassen und an seiner statt eine neue Welt zu formen, man musste nur wissen welchen Stein man entfernen musste... Sanya setze die Krone des Emirats auf meinen Kopf. Ich lächelte sie an, doch meine Gedanken waren woanders. Es war diese Pfeilspitze gewesen, die sein Herz durchbohrt hatte, nachdem es durch seine Prunkrüstung gestoßen war. Einem goldenen Spiegelpanzer. Allmächtiger Feqz, Herr der ausgleichenden Gerechtigkeit habe Mitleid mit Adils Seele, denn er verkannte deine Warnung und zahlte mit seinem Leben für seine Torheit.
Abbasnameh: Das Leben des Abbas al’Khors, letzte Fassung. Eine Woche bevor Faisal, genannt „der Lauch“, Sanya mit einem Seil knebelte und entführte

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Shirwan hat geschrieben: 28.05.2020 23:29Mir fällt es immer leichter die Lücken aufzufinden, wenn ich den "Prozess" einmal durchlaufe. Mir hat die Idee einfach so gut gefallen, da habe ich es mal exemplarisch anhand einer Geschichte gemacht. Dabei liegt aber den Fokus nicht bei der selbstbestimmten Begründung, sondern bei einem Blick in die Zukunft, die man aber durch eigenes Zutun zum einen oder anderen wenden kann. Der Blick ist aber so nebulös ist, dass es so oder so zustande kommt. Ich könnte mir vorstellen, dass man beim Heldenhintergrund auch auswürfeln kann, was da passierte oder welches Zeichen man erhielt :lol:
Ich finde die Idee Klasse :D Die Geschichte fand ich auch sehr schön und lustig, finde das passt hervorragend zu Feqz und den Tulamiden.

Einen Vorschlag wollte ich noch machen:
Shirwan hat geschrieben: 28.05.2020 17:52Um das Schalkhafte beim obigen Ritual zu ergänzen, könnte der Feqzgeweihte die Interessen des Initianden im Vorfeld erkunden und ihn dann zu einem so abwegigen Gegenstand führen, dass der Initiand in echt Erklärungsnöte geräte
Laut Zeremoniebeschreibung erkennt der Geweihte auch wer von den Initierten sich potentiell für eine Weihe eignet, dieser Streich könnte dann als besonderer Test dienen für diejenigen die sich während der Unterweisung als besonders phexgefällig erwiesen haben, je nachdem wie er sich herausredet könnte der Geweihte entscheiden dass der Betroffene zum Novizen werden sollte.

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Timonidas hat geschrieben: 29.05.2020 15:27 Laut Zeremoniebeschreibung erkennt der Geweihte auch wer von den Initierten sich potentiell für eine Weihe eignet, dieser Streich könnte dann als besonderer Test dienen für diejenigen die sich während der Unterweisung als besonders phexgefällig erwiesen haben, je nachdem wie er sich herausredet könnte der Geweihte entscheiden dass der Betroffene zum Novizen werden sollte.
Stimmt guter Hinweis. Erkennt man nur eigene Kandidaten oder auch die anderer Gottheiten des Pantheons (wäre ganz sinnig)? Dann müsste man die Person entsprechend "weiterleiten". Oder es gibt immer fix ein paar Gegenstände auf dem Tisch des Schicksals, die mit den anderen Göttern assoziert werden.

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Shirwan hat geschrieben: 29.05.2020 21:56Stimmt guter Hinweis. Erkennt man nur eigene Kandidaten oder auch die anderer Gottheiten des Pantheons (wäre ganz sinnig)? Dann müsste man die Person entsprechend "weiterleiten". Oder es gibt immer fix ein paar Gegenstände auf dem Tisch des Schicksals, die mit den anderen Göttern assoziert werden.
Also laut WdG erkennt man ob sich ein Kind für das Noviziat der Kirche eignet, das kann man aber denke ich auch ausdehnen, das Ganze ist ja ohnehin ein Fluff Element. Wenn der Geweihte in jemandem zum Beispiel erkennt dass er aus "mystischen Gründen" sich besonders für eine Weihe eignet aber die Prinzipien einer anderen Gottheit in ihm viel stärker vertreten sind kann er ja mal den Vorschlag machen. Es kann sicher nicht schaden einem anderen Gott oder seiner Dienerschaft einen Gefallen zu leisten.

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