Wie ein Würfelbecher entsteht. - Teil 1
Vor kurzem konnte ich einen weiteren Würfelbecher in die Hände seiner neuen Besitzerin legen.
Das habe ich zum Anlass genommen mal die einzelnen Schritte etwas ausführlicher zu dokumentieren. Ich erinnere nochmal daran das ich Autodidaktin bin was das angeht. Ich teile einfach meine Erfahrung mit euch, ohne Anspruch auf 'Richtigkeit'.
1. Ausschneiden
Als erstes schneide ich alle Stücke die ich brauche aus meinem Lederstück aus. Ich hab mir irgendwann mal eine halbe Haut geholt, die reicht für super viele viele Sachen! Wichtig ist das es sich um
pflanzlich gegerbtes Blankleder handelt wenn ihr etwas darauf punzieren wollt.
2. Motiv
Ich suche mir meist im Internet irgendein Motiv das ich gut punzieren kann. Nicht zu fein sollte es sein, und ich mache mir Gedanken darüber welchen Teil ich hervorheben und welchen ich einfärben möchte. Ich mag die keltischen Motive sehr gerne. Hier also ein Greif/Heraldischer Drache.
Ich habe das Motiv ausgedruckt und übertrage es mit einem Bleistift auf
Butterprotpapier (Es gibt auch teures Transferpapier, aber Butterbrotpapier langt mir völlig).
Ich klebe das Butterbrotpapier oberhalb des Bildes mit Tesafilm auf dem Untergrund fest, dann kann ich es hoch und runter klappen um zu überprüfen ob ich was vergessen habe, ohne das es verrutscht.
3. Punzieren vorbereiten
Das Leder mache ich jetzt nass. Dazu halte ich es kurz unter Lauwarmes Wasser und ziehe es ein- zweimal gut drunter durch, so das alles gleichmäßig nass ist. Die Oberfläche trockne ich ab und dann lege ich es erst mal beiseite so das die Oberfläche wieder antrocknen kann. Im Internet habe ich viele Videos gesehen wo das Leder nur mit einem Schwamm benässt wird, das geht auch, und es ist auch schneller bereit zum Punzieren. Das stärkere Durchnässen hat den Vorteil das man länger daran arbeiten kann, gerade bei großen Werkstücken ist das praktisch. Außerdem finde ich das die Punzierungen schöner werden.
Das wieder antrocknen lassen ist wichtig. Nasses Leder ist unheimlich nachgiebig, das kann richtig vermatschen. Schnitte klaffen auseinander wenn man zu früh wieder damit arbeitet. Es sollte oben fast wieder aussehen wie es im Trockenzustand aussah. Wenn man es von der Seite anschaut sieht man aber das es innen noch dunkel und feucht ist. Wie ein Nutellatoast :D
Danach wird das Butterbrotpapier mit dem Motiv auf das ausgeschnittene Stück Leder gelegt und ebenfalls oberhalb davon mit Tesafilm festgeklebt. Das Motiv wird dann mit einem
Modelliertool/Modellierwerkzeug nochmal nachgefahren und drückt sich so in das Leder darunter. Ich hatte das auch mal mit einem Bleistift versucht, aber dann gab es einen Riss im Papier und das Leder war ein bisschen angemalt. So geht es jetzt doch viel besser. (Bild s.o.)
4. Punzieren
Das Motiv ist jetzt auf dem Leder. Die eingedrückten Linien werden jetzt mit einem sog.
Swivel Knife (Punziermesser/Kurvenmesser) ins Leder geschnitten. Das Messer hat eine Fingerauflage für den Zeigefinger und kann mit Daumen und Mittelfinger gedreht werden beim schneiden, so das man möglichst lange Strecken in einem Durchziehen kann. Vorher wird das Messer noch geschärft, ich nehme dafür einen
Schleifstein und Wasser. Öl ist besser, aber mir reicht das.
Nachdem das Leder eingeschnitten ist, holt man das Motiv in die 3-Dimensionalität. Dafür schlägt man eine Seite der Linie herunter, so das eine Kante entsteht. Welche das ist, muss man sich vorher überlegen. Man kann Motive auch versenken. Ich schlage hier die äußere Kante herunter.
Für das Punzieren gibt es unzählige sog.
Punziereisen. Die haben unterschiedliche Zwecke. Für das herunterschlagen der Kanten benutzt man einen
„Beveler“. Die sind Rechteckig, vorne Glatt und der Untergrund ist abgeschrägt. Es gibt welche mit Rauhem/gemusterten Untergrund, und welche mit Glattem. Ist Geschmackssache. Man kann zum Beispiel für alle Außenlinien einen rauhen nehmen, und für alle Innenlinien einen glatten. Außerdem habe ich noch ein kleineres tropfenförmiges Hintergrund Werkzeug genommen um in die kleinen Ecken zu kommen.
„Backgrounder“, oder Hintergrundwerkzeuge, benutzt man um versenkte Flächen zu gestalten. Das braucht ich bei diesem Motiv aber ansonsten nicht.
Zum Schluss kann man die Kanten nochmal mit dem
Modelierwerkzeug nachfahren um die ein Bisschen anzugleichen oder letzte Stufen auszubügeln die zwischen den einzelnen Schlägen entstanden sind.
Da der Würfel ansonsten etwas leer gewesen wäre, habe ich Teile des Leders noch mit einem
Musterstempel verziert. Soll ein bisschen wie Drachenschuppen aussehen.
Die anderen Teile wurden ebenfalls verziert. Außerdem habe ich die Löcher für das Flechtband hineingemacht. Hier nochmal ein Bild mit allen Werkzeugen die ich dafür benutzt habe. Das Mit dem Holzgriff oben ist ein
Nahtversenker. Damit kann man gerade Linien aus dem Leder schneiden, in denen später eine Naht versenkt wird. Ich habe das hier zu dekorativen Zwecken gemacht. Die Löcher habe ich mit einer Lochzange gemacht.
Wie genau das mit dem Punzieren funktioniert kann man sich auf Youtube ansehen. Woanders hab ich es auch nicht gelernt

Hier zum Beispiel mit Grundsätzlichen Erklärungen:
https://www.youtube.com/watch?v=2P_pvreQcOI
5. Trocken
Das Leder muss jetzt komplett durchtrocknen! Das kann ein- bis zwei Tage dauern (oder länger, je nach Größe etc.). Bitte nicht auf die Heizung legen um es zu beschleunigen!