DSA4 Stürmischer Herbst

Beendete oder abgebrochene Abenteuer
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Loirana
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Stürmischer Herbst

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Zwei Offenbarungen - Rhiannons und Vadiros Nacht

Nachdem viel getanzt und gefeiert wurde ziehen sich auch Rhiannon und Vadiro zurück auf Varas und Rhiannons Zimmer
Als sie gerade die Tür hinter sich verschlossen haben, fallen sie sich um den Hals und küssen sich innig. ”Hey … ich seh nichts … es ist … dunkel”, erklärt er zwischen den Küssen. Vadiro wußte, dass die meisten Elfen sehr gut in der Nacht sehen konnten. War es bei den Halbelfen auch so? Na, darüber jetzt nachzudenken schickt sich nicht. Wie bei einem Tanz in dem Satinavs die Zeit verlangsamte, leitet Vadiro Rhiannon geschickt in Richtung Bett. Trotz seines Temperamentes gibt er sich Mühe Tische und sonstigen Gegenstände nicht umzustoßen. Aber irgendetwas poltert dann doch auf dem Boden herum.
Leidenschaftlich erwidert Rhiannon die Küsse und lässt sich von Vadiro ins Zimmer schieben. Dass sie nichts sieht, scheint sie erstmal nicht sonderlich zu stören, hat sie die Augen gerade eh meist geschlossen. ”Ich auch nicht.” Da Rhiannon das Zimmer aber immerhin vom Aufbau kennt, dirigiert sie Vadiro irgendwie Richtung Bett, was leider nicht sofort klappt, aber nach einem kurzen Richtungswechsel und dem Poltern des ersten Gegenstandes über den Fußboden, merkt die Halbelfe, wie sie gegen das Bett stößt. ”Warte, ich mach eine Kerze an.” Kurz löst sie sich von ihm und tastet sich weiter zu dem Tischchen neben ihrem Bett. Den Feuerstein und die Kerze hat sie dann schnell gefunden, braucht aber einige Versuche diese auch zu entzünden und blickt dann irritiert auf einen kleinen Beutel auf ihrem Nachttisch. Neugierig öffnet sie ihn und wird leicht rot. ”Oh, das muss Vara hier vergessen haben.” Im ersten Kerzenlicht wirft Vadiro einen kurzen Blick auf das, was Vara wohl vergessen hatte. ”Und? … ist das jetzt wichtig, meine Schönheit?” fragt er nach. Es wird schon nicht so schlimm sein, denkt er sich.
Im Kerzenschein bewundert er sie, ihren schlanken Körper, ihre schöne Haut, ihr wunderbares Gesicht. Er streift mit einer Hand über ihre Kleidung und fährt hinauf zu ihrem Hals, dann zurück in Richtung ihres Oberkörpers. Er beginnt damit sie entblößen zu wollen.
Nur kurz denkt sie darüber nach, als Vadiros Hand schon über ihren Körper wandert und sie tief einatmet. ”Nein, ist es nicht.” Ohne einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden, stellt sie den Beutel zurück und lässt zu, dass Vadiro die Träger ihrer bunten Tunika von ihren Schultern streift und sie langsam an ihr heruntergleitet. Ihre Hände wandern ihrerseits zu den Knöpfen seines Hemdes.
Als dann beide fast nackt voreinander sitzen, küssen sie sich intensiver. Die Hände wandern sanft den Körper entlang und dann nutzen sie das Bett in voller Länge. Leidenschaftlich werden Zärtlichkeiten ausgetauscht, die Wollust überkommt beide und ihre Körper liegen kurze Zeit später aufeinander. Erregt küsst Vadiro Rhiannons Körper, dabei verwöhnt er sie, packt sie hart, aber niemals barsch und ungeschickt, an. Vadiro versteht es zu verführen.
Beide fangen an das “um sich herum” zu vergessen. Dann blickt er an sich herab auf seine noch zugeknöpfte Hose und grinst breit.
Auch Rhiannon gibt sich dem ganz hin, erwidert die Küsse und Berührungen, auch wenn vermutlich nicht ganz so erfahren wie Vadiro. Ihre Hände erkunden seinen Oberkörper und der Mund folgt nach, zieht eine Spur aus Küssen. Ebenso grinsend folgt dann ihr Blick hinab zu seiner Hose, ihre Hand folgt dem Blick und spürt sein Verlangen. Gerade will sie schon den Knopf öffnen, als ihr heiß wieder einfällt, was sie zur Seite geschoben hat. ”Ich … ich nehme kein Rahjalieb. Es ist Tsa zuwider.” Abwartend lässt sie die Hand dort liegen und blickt hinauf zu Vadiro.
”Du bist nicht Tsa, aber ich habe damit kein Problem, dass du kein Rahjalieb nehmen möchtest.” Dann wartet er was sie nun gedenkt zu tun, er streichelt sie liebevoll dabei.
Sie lächelt ihn liebevoll an und küsst ihn leidenschaftlich. ”Danke, iama.” Ihre Hand bleibt dennoch dort unten und öffnet jetzt auch den Knopf und schiebt seine Hose nach unten. Geschickt liebkost sie ihren Geliebten, jedoch ohne ihre Jungfräulichkeit zu gefährden.
”Du machst mich verrückt … du kannst dirr garnicht vorstellen wie schwerr es ist nicht mit dirr zu schlafen!” erwähnt er während des heißen Liebesspiel, das sie beide in vollen Zügen genossen. Die Vereinigung ihrer Körper musste wohl noch etwas warten. Während einer Ruhephase fängt Vadiro endlich damit an eine Frage zu stellen, die ihm schon die ganze Zeit auf dem Herzen liegt. ”Elindir hat mirr angeboten ihm zu folgen und Vara hat uns ja auch eingeladen. Ich vermisse meine Sippe und fühle mich sehrr allein, ich werde beiden nach Almada folgen”, er muss kurz schlucken bevor er fortfährt, ”aber ohne mein kleines, süßes Herrz kann ich ihnen nicht folgen. Mein größterr Wunsch ist es, dass du mit mir kommst. Begleitest du mich?” Dabei dreht er seinen Kopf zu ihr und blickt ihr in die Augen.
Rhiannon kuschelt sich eng an ihn und nickt. ”Sicher, begleite ich dich. Ich wollte auch zuerst wieder zu Hause vorbei sehen und freue mich auch auf deine Sippe. Doch dann möchte ich meinen Vater im Gebirge suchen, würdest du da auch mitkommen?” Ihre Hand streicht dabei weiter über seinen Körper, von oben nach unten und wieder zurück. ”Dann schlaf mit mir, wenn du’s so sehr willst”, haucht sie ihm noch ins Ohr, die Bedenken wieder völlig vergessend.
Auch wenn ihr letzter Satz in seinem Ohr wahrlich klingelt, bleibt er ruhig. Er dreht sich leicht zu ihr und genießt ihre Berührungen. ”Ich kann nicht zu meinerr Sippe zurück, auch wenn ich es mirr so sehr wünsche. Ich wurde verrbannt, ich habe meine Sippe in Schwierigkeiten gebrracht. Ich hatte meinen …”, er führt ihre Hand liebevoll zwischen seinen Beinen, ”... nicht unter Kontrrolle, dabei habe ich doch nurr eine derr Frrauen eines Emirs verwöhnt.” Er grinst dabei etwas schief, wahrscheinlich wollte er die Tragweite seines Handelns mit der Vielweiberei der Emire herunterspielen.
”Ich musste meine Sippe verrlassen, denn die Schergen des Emirs suchen nach mirr und nun lebe ich in Verbannung.” Die Sippe musste reagieren und das Gemeinwohl galt es zu schützen. Der Emir würde nicht aufhören ihn zu jagen, so dachte zumindest er darüber und somit würde Vadiro, bei Verbleib, die ganze Sippe in Gefahr bringen. Aufgrund seiner Dummheit, andere nennen es Dreistigkeit, hat sich die Sippe dagegen entschieden ihn zu schützen und nun solle er über sein Vergehen auf seiner Wanderung nachdenken. Irgendwann wird er zurückkehren dürfen, aber das konnte noch sehr lange dauern, erklärt er ihr.
”Ich muss lerrnen!” endet er und legt sich nicht zwischen ihre Beine, sondern verwöhnt sie mit anderen Spielart der Liebe.
Als dann später Rhiannon ermattet vor ihm liegt, flüstert er ihr ins Ohr. ”Wirr werden bald so oft miteinander schlafen, dass Rahja ganz neidisch auf uns zwei Sterbliche herabschauen wirrd.”
Rhiannon kuschelt sich an ihn und malt mit einer Hand auch sanft Kreise auf seine Haut. ”Das tut mir leid, dass du nicht nach Hause kannst. Es muss hart sein...doch dafür Verbannung. Ich denke, das würde bei uns nicht vorkommen, Tsa verzeiht viel und gerne“, antwortet sie noch, bevor Vadiro sie geschickt auf andere Arten verwöhnt und sie sich diesen voll und ganz hingibt.
Noch immer mit geschlossenen Augen liegt sie dann neben ihm und kichert. ”Ja, das werden wir.”
Yesterday's the past, tomorrow's the future, but today is a gift. That's why it's called the present.
-Master Oogway

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Loirana
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Rahjas Garten - Shafir und Tamila

Verglichen mit dem Schankraum ist es draußen recht frisch. Eine kühle, aber nicht unangenehme Brise weht über Shafir und Tamila hinweg. Oben am Himmelszelt funkeln die Sterne, das Madamal ist hingegen nirgends zu sehen.
Einen Moment lang sieht Tamila zum Himmel und lächelt den Sternen entgegen, bevor sie Shafir begleitet.
Langsamen Schrittes geht Shafir den Weg um den kleinen Park entlang, blickt neugierig zum Tempel und wirft dann ein paar schnelle Blicke auf die Umgebung. Bis auf die Rahjageweihte und den Schwertgesellen ist jedoch keine Menschenseele im Park unterwegs.
Laternen am Wegesrand erhellen schwach die Wege, gut genug um nicht zu stolpern, aber nicht zu hell um den Blick auf die Sterne zu erschweren. Nachdem Shafir sich umgeschaut hat, atmet er aus und wird ein wenig lockerer. Hinter ihnen ist noch leise die Musik aus dem Schankraum des Gasthauses zu vernehmen, ansonsten sind die Schritte der beiden Tulamiden auf dem Parkweg das einzige Geräusch, dass sie wahrnehmen.
Tamila streichelt in einer beruhigenden Geste sanft seinen Arm, aber sie sagt nichts zu seiner typisch kriegerischen Art.
”Ich hoffe ihr friert nicht, Euer Gnaden”, sagt Shafir und schenkt Tamila ein warmes Lächeln.
Diese schüttelt nur leicht den Kopf daraufhin.
”Ich für meinen Teil bin nun schon seit einiger Zeit hier im hohen Norden und einiges an Kälte gewöhnt. Davon abgesehen vertreibt Eure Nähe jegliche Kälte aus meinem Körper”, fügt er hinzu.
Die junge Geweihte schmunzelt. “Nun, vielleicht sollte ich sagen, dass ich friere?” Sie lehnt sich im Gehen leicht an ihn, den Kopf gegen seine Schulter gelegt, aber nach einigen Schritten bleibt sie stehen. In einer geschmeidigen Bewegung, tritt sie vor ihn, schlingt die Arme um seinen Hals und schmiegt sich an ihn.
Instinktiv legt er seine Arme um die Geweihte, eine Hand liegt knapp unterhalb ihrer Schulterblätter, die andere nur ein kleines Stück über ihrem Hintern.
Aufmerksam, fast ernst, blickt sie ihm in die Augen. “Aber es gibt da noch eine außerordentlich wichtige Angelegenheit, die wir besprechen müssen, Sohn der Ungeduld.”
Shafir blinzelt mehrfach schnell hintereinander. “Ähm… Also ich bin keine Jungfrau mehr, falls Ihr das meint”, antwortet er hastig und wird rot.
Tamila blinzelt verdutzt und ihre ernste Miene bricht in sich zusammen. Sie vergräbt ihre Nase an seinem Hals und kichert leise in sich hinein. “Nein, das meinte ich nicht.”, murmelt sie etwas erstickt, reißt sich dann aber zusammen. Sie möchte nicht, dass er sich ausgelacht vorkommt.
Sein roter Kopf wird davon jedoch nicht weniger rot, die Winkel seines zusammengepressten Mundes zucken aber nach oben. Er ist nicht imstande dem Lachen der Geweihten zu widerstehen.
Also hebt sie den Kopf wieder, um ihn anzulächeln.
“Ich meinte, dass wir diese ganze Etikette vielleicht hinter uns lassen sollten, wenn wir gedenken uns auf Radschas Pfaden näher kennen zu lernen? Damit will ich sagen, du kannst mich duzen und ich bin einfach nur Tamila.”
Shafir wirkt etwas überrascht. “Oh… natürlich. Verzeiht, Eu… Tamila, Gewohnheiten sind schwer abzulegen, wenn man sie sich einmal angewöhnt hat”, erklärt er und kratzt sich am Hinterkopf.
“Das war es, das I … du besprechen wolltest?” fragt er etwas ungläubig. “Nun denn, Tamila. Gerne nenne ich dich bei deinem Namen, erst recht da es ein so schöner ist”, sagt er und grinst Tamila an.
Die junge Frau grinst zurück. “Wunderbar.”, haucht sie.
Dann schwindet das Lächeln aus seinem Gesicht und er schaut kurz etwas nachdenklich gen Himmel. “Tamila, ich muss dir etwas gestehen”, fängt er an und schaut ihr tief in die Augen.
Diese folgt seinem Blick in den Himmel. “Dann tu es.”, ermuntert sie ihn flüsternd und streichelt seinen Nacken.
Shafir schließt die Augen als Tamila ihn streichelt und wartet einen Moment bevor er fortfährt. “Ich habe Euch sehr gern”, sagt er und schaut Tamila tief in die Augen. Mit dem Handrücken streichelt er über ihre Wangen. “Wenn wir uns duzen, nennt mich doch bitte Salim. Das ist mein Name”, sagt er leise.
“In Ordnung … Salim.”, lässt sie den Namen auf ihrer Zunge zergehen. “Denn ich habe dich auch sehr gern.” Ein warmes Lächeln breitet sich auf ihren Lippen aus und sie schmiegt ihre Wange an seine Hand.
“Sagst du mir auch, warum du dich sonst nicht so nennst? Oder ist das eine Antwort für ein andermal?”
Der junge Mann atmet erleichtert aus, als Tamila scheinbar nicht allzu besorgt darüber ist, dass er unter falschem Namen dem Fest beigewohnt hat. ”Zum Schutz, sowohl meiner eigenen Person als auch anderer”, erklärt er vage.
”Ich hoffe du kannst mir verzeihen, Tamila, dass ich dich und deine Freunde getäuscht habe. Es geschah nicht um euch zu hintergehen, so viel kann ich versprechen”, sagt er und schaut Tamila beschwichtigend an.
Die junge Geweihte ist mehr darüber irritiert, dass Sha- Salim dabei solche Befürchtungen hegt, als darüber, dass er einen falschen Namen verwendet. Dafür kann es schließlich so viele Gründe geben, wie Sterne am Himmel.
Sie zieht sich einen halben Schritt zurück, ohne ihn gänzlich loszulassen und mustert ihn nachdenklich.
Hat sie Angst? Nein. Sollte sie Angst haben? Womöglich. Aber wenn sie die Wahl hat, ihr Leben in Angst zu verbringen oder einen Abend mit einem netten jungen Mann durch einen Park zu schlendern und seine Nähe zu genießen, dann vertraut sie lieber auf Rahjas Schutz.
Langsam schüttelt sie den Kopf. “Es ist doch nur ein Name, Salim. Gib mir etwas Zeit, mich daran zu gewöhnen, das ist Alles. Ich könnte auch einen anderen Namen tragen, wenn ich mir damals einen Weihenamen genommen hätte.”
Sie streicht ihm beruhigend über die Wange. “Es ist mehr dein Verhalten, das mich mit so vielen Fragen zurück lässt.”
Salim seufzt. ”Mein Verhalten? Oh…”, kommentiert er Tamilas Aussage. ”Was genau meinst du? Meine Unsicherheit? Die rührt daher, dass ich mich selten in einer so vornehmen Gesellschaft befinde wie am heutigen Tage”, versucht er zu erklären, wenngleich sein rasendes Herz andere Gründe haben mag, die alle mit Tamila zu tun haben.
“Deine Vorsicht … dein Misstrauen … dass du befürchtest, ich könnte mich oder meine Freunde hintergangen fühlen, wegen eines Namens …”, murmelt Tamila und schüttelt dann sacht den Kopf. “Womit ich dich nicht drängen will, dich zu erklären. Es sind viele Fragen, aber ich werde nicht darauf bestehen, dass du sie jetzt beantwortest.”
Salim nickt und legt die Finger seiner rechten Hand unter ihr Kinn. ”Die wenigsten mögen es wenn man sie anlügt”, sagt er leise, fast flüsternd. ”Ich werde es wiedergutmachen indem ich dir etwas absolut wahres sage”, haucht er und verringert die Distanz zur Geweihten wieder ein wenig. ”Du, Tamila, bist in meinen Augen die bemerkenswerteste Frau, der zu begegnen ich je die Ehre gehabt habe. Seit ich dich heute das erste Mal sah, hast du nicht einmal aufgehört mich zu bezaubern und zu überraschen”, sagt und schaut Tamila dabei in die Augen, sein Gesicht kommt ihrem immer näher. Seine Finger heben ihr Kinn sanft nach oben, bis schließlich seine Lippen sanft auf ihre aufsetzen.
Tamila erwidert den Kuss ebenso sanft, doch bald wird sie ein wenig fordernder und schmiegt sich wieder näher an ihn. Nur um sich schließlich wieder zu lösen und ihn anzugrinsen. “Ich habe irgendwie das Gefühl, wir sind im spazieren gehen, nicht besonders erfolgreich.” Sie blickt zurück auf die wenigen Meter, die sie bisher zurückgelegt haben und zieht sich mit einem bedauernden Seufzen von ihm zurück, um sich wieder bei ihm einzuhaken.
Shafir lacht auf Tamilas Aussage hin und folgt ihrem Blick den kurzen Weg zurück zum Gasthaus. ”Stimmt … Nun, kein Mensch ist perfekt. Es ist nur gerecht für alle anderen, dass du auch etwas hast in dem du nicht perfekt bist … Spazieren gehen”, witzelt er und kichert noch ein wenig, bevor er Tamila den Weg entlang weiter durch den Park führt. ”Ich bin dran mit Fragen stellen. Warum bist du eine Dienerin Radschas geworden?”, fragt er spontan.
Tamilas Grinsen verblasst ein wenig und sie sieht hinauf zu den Sternen. “Glaub mir, es gibt endlose Gründe, warum ich nicht perfekt bin.” Sie schenkt ihm ein trauriges Lächeln. “Das war wohl auch der Grund, warum ich eine Dienerin Radschas geworden bin. Oder vielmehr, wie ich überhaupt zu ihr kam. Ich habe mich in ihre Arme geflüchtet, in den Frieden ihrer Ställe und sie hat mich aufgenommen, wie ich bin.”
Shafir hält an und ergreift eine Hand Tamilas. ”Für mich bist du perfekt, Tamila”, sagt er und küsst ihre Hand. ”Du hast einen völlig fremden mit offenen Armen empfangen, bist freundlich, wunderschön, gütig und du hast dein Leben einem höheren Ziel gewidmet, dem Dienst an der Kirche der schönen Göttin. Du bist ein viel besserer Mensch als ich es je sein werde”, sagt er und drückt ihre Hand leicht.
Sie lächelt leicht und drückt seine Hand zurück.
”Wovor bist du geflohen, sofern du es mir verraten möchtest? Ich möchte nicht die Stimmung des Abends ruinieren, nur dich besser kennen lernen”, sagt er und streichelt mit dem Daumen über ihren Handrücken.
“Das tust du nicht, keine Sorge. Es ist nicht so, als würdest du einen Sturm heraufbeschwören, den ich weithin zurückgedrängt habe.”
Sie schlendert neben ihm her und spielt leicht mit ihrer Kette, während sie über ihre nächsten Worte nachdenkt.
“Geflohen war vielleicht das falsche Wort. Es war nur … schwierig zu begreifen. Ich habe auch eine Schwester, sogar eine Zwillingsschwester, Samira. Unsere Mutter ist eine Tochter Satuarias, eine Hexe. Es war immer klar, dass sie uns ihre Magie beibringen wird … nur, dass sich irgendwann herausstellte, dass ich nicht magisch begabt bin. Samira schon.”
Sie hebt leicht die Schultern und grinst schwach.
“Zumindest war meine Mutter danach mehr damit einverstanden, dass ich meine Zeit bei den Pferden ‘verschwende’.”
Trotz dieses positiven Aspekts merkt man ihr an, dass es sie heute noch traurig stimmt. Und sei es nur um das verlorene Kind, das sie damals war.
Salim lauscht den Ausführungen der Geweihten, sein Schritt passt sich dem ihren an. Aufmerksam betrachtet er die junge Tulamidin an seiner Seite, jede Bewegung ihrer Haare, wie sie ihre Lippen bewegt wenn sie spricht … Dennoch wirkt er etwas überrascht, als Tamila von ihrer magischen Zwillingsschwester erzählt.
”Welch eigenartiger Zufall … Ich kann dich sehr gut verstehen, Tamila, besser als du glaubst. Meine Schwester ist nicht nur meine Schwester, sie ist meine Zwillingsschwester. Wie unsere Mutter wurde sie mit einem gewissen magischen Talent geboren, auch wenn unsere Mutter keine Hexe ist”, beginnt er und schenkt Tamila ein ermutigendes Lächeln, das sie mit einem dankbaren Leuchten in den Augen erwidert.
”Meine Mutter war eine Sharizad, so wie meine Schwester es nun auch ist. Eine echte, wahrhaftige Sharizad, keine von denen die sich nur so nennen um mehr Angebote zu bekommen. Wenn sie tanzt, hören sie Zuschauer plötzlich Musik, sehen Bilder oder jegliche Trauer wird aus ihren Herzen gebannt. Ich hingegen bin nur ein einfacher Mensch, an mir ist nichts besonders. Unsere Mutter hat immer viel Zeit mit meiner Schwester verbracht, ich hingegen wurde nur aufgefordert keinen Blödsinn zu treiben”, sagt er und auch sein Blick ist voller Trauer. ”Aber ich liebe meine Schwester, sie ist ein Teil von mir und ich wir waren von Geburt an ein Herz und eine Seele. Darum schmerzt es mich auch so lange nichts von ihr gehört zu haben, nicht zu wissen wo sie ist und wie es ihr geht”, sagt Salim.
Der Blick, mit dem Tamila ihn ansieht, verrät, wie gut sie das versteht. Dass sie Alles davon nachfühlen kann. “Es muss furchtbar sein. Ich vermisse meine Schwester schrecklich, aber ich weiß, wo sie ist und dass es ihr dort gut ist.” Sie verhakt ihre Finger mit seinen und schaut darauf hinab. “Und ich kann gut verstehen, wie du dich gefühlt hast … so unendlich gut. Als ich ganz klein war, habe ich viel Zeit mit meiner Mutter verbracht, im Nachhinein tut mir meine Schwester manchmal leid, weil sie diese Zeit nie bekommen hat. Bis eben klar wurde, dass ich nicht magisch begabt bin … ich zweifle nicht daran, dass sie mich immer noch liebt, aber auf einmal gab es nichts mehr, das uns verband. Und sie musste sich darauf konzentrieren, meine Schwester auszubilden …”
Sie seufzt leise und hebt seine Hand, um einen Kuss auf den Handrücken zu hauchen. Salim schließt die Augen und genießt das Gefühl ihrer Lippen auf seiner Haut. “Wie fühlst du dich?”, erkundigt sie sich leise, wohlwissend, dass es ihm als Kämpfer womöglich schwer fällt, das zu beantworten.
Der Tulamide öffnet seine Augen wieder, als Tamila ihm diese Frage stellt. Wortlos schaut er die Geweihte an, seine Augen huschen hin und her. ”Wie ich mich fühle?”, fragt er etwas ungläubig. ”Jedem anderen hätte ich auf diese Frage einfach ‘mir geht es gut’ geantwortet, ohne es ernst zu meinen. Dir, schönste Rose auf Dere, kann ich dies nicht so einfach beantworten.”, sagt er und schaut Tamila etwas gequält an.
Diese schaut aufmerksam zurück und wartet ab, aber sie drängt ihn nicht.
”Ich glaube … dass ich mich das erste Mal seit langer Zeit wohl fühle.”, antwortet er schließlich. ”Der Sturm der Gedanken und Gefühle, der in mir tobt, hat sich beruhigt, seit ihr in mein Leben geschritten seid.”, flüstert er und atmet tief durch.
“Dann habe ich alles erreicht, was ich wollte.”, antwortet sie wispernd.
”Gleichzeitig fühle ich Dinge, die ich noch nie gefühlt habe, daher weiß ich es nicht genau ...”, fügt er dann beschämt hinzu und schaut Tamila erwartungsvoll an.
Ihr Kopf neigt sich zur Seite. “Es gibt Nichts auf der Welt, für das du dich jetzt schämen müsstest.”, versichert sie. “Und Neues zu fühlen ist im Allgemeinen etwas Gutes … oder fühlt es sich unangenehm an?”
Salim schüttelt den Kopf. ”Alles andere als unangenehm”, sagt er und bleibt stehen. Eine Hand fährt an Tamilas Ohr vorbei und hält ihren Kopf sanft fest, während er Tamila erneut küsst, diesmal deutlich fordernder, fast schon gierig.
”Mein Leben fühlt sich so an als würde ich langsam verdursten, und ihr seid das Wasser das mich rettet”, haucht er ihr ins Ohr, nachdem er den Kuss gelöst hat. Zärtlich knabbert er ihr am Ohrläppchen, von dort hinab über ihren Hals.
Ein hingerissenes Seufzen kommt über ihre Lippen und ihre Finger streichen suchend nach warmer Haut über seine Brust, während sie sich an ihn lehnt und darauf vertraut, dass er sie schon festhält. “Du, Salim …”, murmelt sie, die Augen halb geschlossen. “Ich würde nie zulassen, dass du verdurstest …”
Salims Hände fahren über ihren Rücken. So wie sie sich an ihn schmiegt, so klammert er sich fest an sie und doch gleichzeitig zärtlich, als würde er befürchten sie zu verletzen. “Oh Tamila…”, raunt er und hebt den Kopf wieder um ihr in die Augen zu starren. “Vielleicht sollten wir dem Tempel einen Besuch abstatten”, schlägt er schwer atmend vor. Noch bevor sie antworten kann, gibt er ihr einen stürmischen Kuss, seine rechte Hand vergräbt sich in ihren dunklen Haaren, die linke wandert ihren Rücken hinab, immer tiefer, wohlige Rundungen erkundend.
Aus den halb zur Antwort geöffneten Lippen dringt nur ein Aufseufzen und ihre Lider schließen sich flackernd. Sie genießt die Nähe, seine Berührungen, seinen Duft. Die Hand an seiner Brust hat sich in den Stoff gekrallt.
Doch diese ist es auch, die ihn schließlich wieder leicht von sich schiebt, selbst einen Laut des Bedauerns von sich geben. “Ja, sollten wir.”, wispert sie, während sie die Augen wieder öffnet und erst einmal durchatmet.
“Aber ich habe nicht vor, ihn vor morgen früh wieder zu verlassen.”, fügt sie an, löst seine Hände und hält sie fest, während sie einen Schritt zurück tritt. Als Antwort grinst Salim die junge Tulamidin breit an. ”Nun, ich habe keine Einwände”, sagt er.
Es fällt ihr schwer, sich von ihm zu lösen, ohne Zweifel, aber sie weiß, dass sie Zeit hat. Salims Hoffnungen, Wünsche sind eindeutig, ebenso wie ihre. Wozu eilen, sie haben Zeit. Vielleicht nur eine Nacht. Aber eine ganze Nacht.
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Im Rahjatempel - Tamila und Shafir

Etwas eine Stunde später liegt Salim auf dem Bett der Rahjageweihten im Tempel, den Blick zur Zimmerdecke. Tamila’s Kopf liegt auf seiner glatten, haarlosen Brust, liebevoll hat er den Arm um sie gelegt. Nur wenige Halbfinger von Tamilas Nasenspitze entfernt befindet sich die Tätowierung auf Salims linker Brust, die sie die letzte Stunde schon bewundern konnte - zu jenem Zeitpunkt gab es nur schönere Dinge mit denen sie sich beschäftigte.
Die Tätowierung zeigt schemenhaft den Kopf eines Tieres - eindeutig eines Fuches (So in etwa sieht es aus), in silbrigen Farben gestochen.
Nach einiger Zeit bricht Salim vorsichtig das Schweigen. ”Ich denke die schöne Göttin hat euch zurecht erwählt”, sagt er räuspernd.
Tamila zieht leicht die Nase krauss und richtet sich halb auf, um ihn ansehen zu können. “Etwas anderes könntest du hier in ihrem Tempel wohl auch kaum sagen.”, neckt sie und haucht einen Kuss auf seine Wange.
Dann streicht sie mit den Fingern über seine Tätowierung. “Sie ist wunderschön. Erzählst du mir die Geschichte dazu?”, erkundigt sie sich, während sie sich wieder zurück sinken lässt und sich wieder in seinen Arm schmiegt. Beiläufig zieht sie die Decke über sich. Der Norden ist so kalt, selbst hier drin ist es kälter als zu Hause.
Als Tamila sich zudeckt, legt Salim seinen anderen Arm auch um Tamila. Er runzelt leicht die Stirn auf ihre Frage hin, antwortet aber schließlich. ”Es ist eine lange Geschichte, und eine, für die Ort und Zeit nicht der richtige sind, sie in Gänze zu erzählen. Gerne erkläre ich euch jedoch die Kurzfassung”, sagt er und streichelt ihr mit einer Hand sanft übers Haar. ”Ich habe mir diese Tätowierung vor einiger Zeit in Thorwal stechen lassen, weil mir gesagt wurde, dort finde man den besten Tätowierer für so etwas. Den Fuchskopf trage ich, um mich tagtäglich daran zu erinnern, dass ich Feqz mein Leben verdanke. Ohne ihn wäre ich jetzt nicht hier, sondern wäre vor über einem Jahr in einer Gasse verblutet”, sagt er ernst. Dabei deutet er auf eine Narbe an seiner Seite … eine Stichverletzung von einer Klinge. Eine weitere Nabe, eine Schnittverletzung am Oberarm, fällt der Geweihten ebenfalls auf. Ansonsten ist der sehnige Oberkörper des Tulamiden unversehrt, nahezu makellos.
”Es freut mich, dass es euch gefällt. Ihr seid die erste, die die Tätowierung zu Gesicht bekommt”, fügt er hinzu. Er neigt seinen Kopf zu dem von Tamila und setzt ihr sanft einen Kuss auf die Stirn.
Tamila drückt ihre Nase an seinen Hals und seufzt zufrieden.
“Ich bin keine Feqzgeweihte, aber ich denke, die Investition in dich hat sich gelohnt.”, murmelt sie. “Und ja, sie ist wunderschön, sie wird ihm gerecht.”
Sie fährt vorsichtig die Narben nach. “Für einen Kämpfer bist du recht unverletzt … bist du einfach so gut oder ist Magie dein Geheimnis?”
Tamila merkt, wie Salim zögert. ”Weder noch, fürchte ich. Ich versuche Kämpfe so gut es geht zu vermeiden. Bei ehrlosen Gegnern, wie den novadischen Wegelagerern, ist der Kampf vorbei gewesen bevor er überhaupt losging. Ich bin kein grandioser Kämpfer, aber ich werde unterschätzt, und das ist mein Vorteil”, versucht er zu erklären, doch Tamila spürt, dass der Tulamide ihr etwas zu verheimlichen scheint.
Tamila lauscht ihm und hebt dann wieder den Kopf, um ihn anzusehen. Sie scheint ein wenig zu hadern und beginnt dann vorsichtig zu sprechen.
“Zwei Dinge, Salim. Das eine kann ich dir verzeihen, das Andere nicht. Erstens, du sollst mich duzen, nicht Ihren.” Sie setzt einen kleinen Kuss auf seinen Mundwinkel.
“Und Zweitens …” Sie zögert und wird ein wenig leiser. “... womöglich tue ich dir damit auch Unrecht. Aber bitte belüg mich nicht. Ich weiß nicht, ob uns diese Nacht irgendwo hinführt, aber ich würde mir wünschen, dass sie es tut. Und deshalb: Bitte belüg mich nicht. Sag, wenn du über etwas nicht sprechen kannst oder willst. Ich werde dich nicht drängen. Aber lüg mir nicht ins Gesicht. Vor allem nicht hier und jetzt.”
Sie stützt sich halb auf seiner Brust ab und legt eine Hand auf seine Wange.
Es ist ihr Ernst, aber Wut strahlt sie keine aus.
Schuldbewusst schaut Salim Tamila in die Augen, rührt sich kein Stück von der Stelle und presst die Lippen zusammen. ”Bitte verzeih mir, liebste Tamila, falls ich dich gekränkt habe. Du hast verdient die Wahrheit über mich zu erfahren … auch wenn es bedeuten würde, dass du danach nicht mehr mit mir sprechen wirst. Ich heiße nicht Shafir ibn Tamerlan, das weißt du bereits. Ich bin aber auch kein Schwertgeselle, wie ich behauptet habe. Mein Mangel an Narben erklärt sich unter anderem daher, dass ich kein Kämpfer bin, zumindest nicht so wie du es von mir dachtest”, erklärt er und schaut schräg nach unten. ”Shafir ibn Tamerlan der Schwertgeselle ist ein ehrbarer Mann, der seit mehreren Monden durch den Norden zieht, aber es hat ihn in Wirklichkeit nie gegeben. Es ist eine Tarnidentität, denn Salim al’Fessir hat Feinde … und ich möchte keine Unschuldigen in Gefahr bringen”, erklärt er während er wieder Tamilas Blick sucht, seine Augen leicht glänzend vor Feuchtigkeit.
”Ich log um mich zu schützen … und dich, denn ich würde es mir selbst nie verzeihen, wenn Euch meinetwegen etwas zustoßen würde”, sagt er ernst.
Die junge Frau betrachtet ihn einen Moment, dann entwindet sie sich vorsichtig seiner Umarmung. Salim spannt sich an, wer weiß was er jetzt erwartet ...
Doch Tamila entwindet sich nur, um ihn dann in ihre Arme zu ziehen. “Komm her, mein liebster Salim.”, murmelt sie und drückt seinen Kopf sanft an ihre Schulter. Salim legt seine Arme um die Tulamidin, klammert sich an sie und legt nur zu bereitwillig seinen Kopf an ihre Schulter. ”Ich verstehe nicht … du bist nicht wütend?”
Tamila zögert kurz und schüttelt dann den Kopf. “Nein, bin ich nicht.”
Sie beginnt ihm den Kopf zu streicheln und mit der anderen Hand seinen Nacken zu massieren. “Entspann dich ein wenig und vertrau mir zumindest für diese Nacht, dass ich dich nicht einfach wütend stehen lasse, ja, Salim?”
Ein Kuss wird auf seine Stirn gehaucht. “Und egal, was du mir erzählst, ich werde es niemandem erzählen. Was das angeht, vertrau mir entweder als Geweihte oder als Freundin. Rahja und Feqz werden mich daran binden.”
“Freundin …”, wiederholt Salim flüsternd und schmunzelt. “Ich habe nicht viele Freunde. Es bedeutet mir aber viel, dass du eine für mich bist”, sagt er und streichelt sanft über ihren Rücken. “Ich vertraue dir, sowohl als Dienerin Rahjas, als Freundin und als meine Geliebte”, sagt er und gibt ihr einen zärtlichen Kuss, den Tamila liebevoll erwidert. “Ich mag vielleicht kein ehrenhafter Schwertgeselle sein, doch kann ich dir sagen, dass ich nichtsdestotrotz ein Kämpfer für das Gute bin. Es ist mir jedoch nicht gestattet ins Detail zu gehen, was ich bin und wem ich diene”, sagt er und zwinkert ihr zu, sein Blick huscht kurz nach unten als wolle er mit den Augen auf seine Tätowierung deuten. Tamilas Blick folgt seinem und sie schmunzelt nur.
“Gelogen habe ich viel, aber ich habe wirklich eine Zwillingsschwester, und es war auch die Wahrheit als ich dir sagte, dass ich dich gern hab”, fügt er noch hinzu.
“In Ordnung…”, meint sie leise. “Und jetzt hast du eine weitere Freundin, die immer irgendwo in Aventurien an dich glaubt.”
“Außerdem bin ich mir sehr sicher, dass du, Salim al’Fessir, ein ebenso ehrbarer Mann wie Shafir ibn Tamerlan, vielleicht nur auf eine andere Art.” Sie streicht ihm über den Kopf.
“Verlier dich nur nicht in deinen Lügen, egal wie notwendig sie sind.”
Salim schließt die Augen für einen Augenblick, als Tamilas Hand über seinen Kopf streichelt. “... die immer an mich glaubt?”, fragt er, leichte Skepsis in seiner Stimme. Dann lächelt er die Geweihte aber mit einem warmen Lächeln an. “Das klingt wundervoll”, sagt er und wird ein wenig rot. “Und mach dir keine Sorgen, dass ich mich selbst verlieren könnte, solange ich Menschen wie euch habe, die mich daran erinnern wer ich bin”, sagt er und löst sich von Tamila.
“Gut.”, erwidert Tamila und ihre Augen beobachten ihn erwartungsvoll.
Vorsichtig richtet er sich halb auf, beugt sich dann über Tamila. “In einem Punkt irrst du dich aber, meine Liebste”, sagt er dann und grinst schelmisch. Er beugt sich hinunter zu der unter ihm liegenden Geweihten. “Ich bin kein ehrbarer Mann, zumindest nicht heute Nacht”, flüstert er ihr ins Ohr.
Tamila lacht leise. "Du meinst, ein ehrbarer Mann würde sich jetzt plötzlich darauf besinnen und gehen? Vergiss es, so leicht kämst du mir ohnehin nicht davon.” Sie schlingt ihre Arme um seinen Hals und versinkt in einem weiteren Kuss, der Reden vorerst irrelevant macht.

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Nächster Morgen

Ein neuer Morgen bricht an und die ersten Strahlen der Praiosscheibe verjagen die dunklen Schatten der Nacht. Es ist ein schöner Morgen, der Wind weht eine sanfte Brise vom Meer über die Stadt, die salzigen Wohlgeruch mit sich trägt. Der Himmel zeigt nur wenige, kleine Wolken, die Efferd über das Land schickt.

Der Morgen im Rahjatempel - Shafir und Tamila
-Kurz nach Sonnenaufgang-

Tamila wird von einem raschelnden Geräusch geweckt. Als sie die Augen aufschlägt, sieht sie Salim an der Bettkante sitzen, wie er sich gerade seine Hose anzieht. Dabei scheint er sich nicht allzu sehr zu beeilen. Schwaches Tageslicht scheint durch die Fenster von Tamilas Zimmer. Auch wenn die beiden Tulamiden so gut wie gar nicht geschlafen haben, fühlt die Geweihte sich erholt und voller Energie.
Nachdem er sich die Hose übergestreift hat, bleibt Salim still an der Bettkante sitzen und starrt in die Leere.
Tamila richtet sich auf die Ellbogen auf, bevor sie die Hand ausstreckt und ihm sanft über den Rücken streicht. “Salim?”
Der Tulamide zuckt leicht zusammen, als Tamila ihn berührt. Er dreht sich zu ihr um, das Gesicht etwas traurig. “Oh, du bist schon wach. Verzeih, wenn ich dich geweckt habe”, sagt er mit leiser Stimme. Zärtlich streichelt er ihr mit einer Hand über die Wange. Sein Blick wird ernst, leicht traurig. “Kennst du das Gefühl? Wenn du etwas traumhaft schönes erlebt hast, und plötzlich realisiert, dass es bald endet?” fragt er leise.
Tamilas Lächeln wird ebenfalls ein wenig trauriger. “Ja.”, haucht sie, während sie sich aufsetzt. “Zuerst tut es schrecklich weh. Aber das lässt nach, jeden Tag ein bisschen, und irgendwann ist da nur noch leise Trauer und Dankbarkeit für das Schöne, das war.”, erklärt sie sanft. Die Worte sind die einer Geweihten der schönen Göttin, aber in ihren Augen sieht Salim seine eigene Trauer wieder gespiegelt.
Salim nickt auf ihre Worte hin, schaut ihr in ihre wunderschönen, traurigen Augen. “Es ist nicht gerecht, dass aus so etwas Schönem Schmerz entwächst”, beginnt er leise. “Du hast mein Leben verändert, Tamila. Du hast Gefühle in mir geweckt, die ich noch nicht kannte… Seiten an mir, die mir nicht bewusst waren… ich habe eine kleine Kostprobe von dem bekommen, wie mein Leben sein könnte, es aber nie sein kann”, sagt er und eine stille Träne rinnt ihm übers Gesicht. “Ich bereue nicht wer ich bin… aber in diesem Moment wünschte ich, wir beide hätten uns schon früher kennengelernt”, flüstert er.
Tamilas Lippen zittern ein bisschen und auch ihr läuft eine Träne über die Wange, während sie seine trocknet. Sie würde gern sagen, dass er selbst sein Leben bestimmen kann, dass es nicht so sein muss, aber sie weiß, dass die Dinge, das Leben nicht so einfach ist.
“Und diese Nacht, diese Gefühle wird dir keiner mehr nehmen können.”, antwortet sie deshalb nur. “Außerdem…” Ihre Lider schließen sich flackernd. “Muss das kein Abschied für immer sein, wenn du nicht willst. Ich werde nach Hause zurückkehren und dort bin ich nicht schwer zu finden.” Sie zögert, weil sie plötzlich nicht mehr weiß, ob sie das richtige sagt.
“Du kannst kommen, wenn du eine Freundin, Geliebte oder Vertraute brauchst und gehen, wenn das Leben dich davon zerrt.” Ein paar weitere Tränen finden ihren Weg unter den dichten Wimpern hervor. “Ich wünschte, ich könnte mehr tun...und ich verstehe, wenn du das nicht willst.”
Salim kann nicht verhindern, dass eine weitere Träne entkommt und ihm über die Wange läuft. Er bemüht sich zu lächeln und ergreift Tamilas Gesicht mit beiden Händen, zärtlich, als würde er eine Rosenblüte halten. Sanft wischt er ihr die Tränen aus dem Gesicht. “Kein Abschied für immer… das ist ein Gedanke der mir gefällt. Ich wünschte ich könnte das gleiche von mir sagen, aber ich habe kein Zuhause in das ich zurückkehre. Ich lebe dort, wo man mich braucht und bin nie lange an einem Ort. Wenn du nach mir suchen würdest, du würdest vermutlich verzweifeln… mein Leben ist keines, wo ich Ruhe und Geborgenheit bieten kann, umso dankbarer bin ich dir dafür, dass ich genau dies heute Nacht in deinen Armen gefunden habe”, sagt er. Er rückt noch ein Stück näher und zieht Tamila das letzte Stück zu sich. Sein Kuss schmeckt etwas salzig von seinen Tränen…
“Ich bete, dass der Weg, den die Götter für mich bestimmt haben es ermöglicht, euch zu besuchen… denn der Gedanke, dass es jemanden gibt, der für mich da ist…”, sagt er und bricht ab.
“Wann immer du es brauchst.”, verspricht Tamila mit beinahe erstickter Stimme. Sein Leid tut ihr unfassbar weh und sie kann nicht verleugnen, dass sie Angst um ihn hat. Jemanden zu vermissen, das kennt sie nur zu gut, aber sonst weiß sie die Geliebten in der Sicherheit ihres Zuhauses.
Salim schaut Tamila weiter in die Augen, streichelt ihr übers Gesicht. Er öffnet den Mund um zu sprechen, aber zögert dann. Erst nach einigen Anläufen beginnt er zu sprechen. “Tamila, ich… es mag eigenartig klingen, und weder mein Leben erlaubt es, noch das deinige. Aber wenn ich ein normales Leben hätte, ein normaler, rechtschaffender Bürger wäre”, beginnt er etwas nervös. “Was ich sagen will… wenn es so wäre, ich würde mir wünschen eine so wundervolle Frau wie dich an meiner Seite zu haben. Also wenn du auch wollen würdest natürlich.” Etwas verlegen schaut er nach unten.
Ein zartes trauriges Lächeln zeichnet sich auf Tamilas Lippen ab und sie hebt vorsichtig sein Kinn wieder, so dass er sie ansieht. “Du meinst, wenn ich nicht meiner Göttin verpflichtet wäre und du nicht deinem?”
Sie setzt einen leichten Kuss auf seine Lippen. “Glaub mir, jede Frau wäre dankbar jemanden wie dich an ihrer Seite zu haben.”
Ein zweiter Kuss folgt, noch sanfter als der erste, ehe sie die Stirn an seine legt. “Natürlich würde ich wollen, Salim al’Fessir. Vielleicht irgendwann in einem anderen Leben...und jederzeit, wenn das Leben dir eine Pause gönnt.”
Salim lächelt und streift mit einer Hand über ihre Wange. “Vielleicht wäre jede Frau dankbar, aber nur eine hat das Herz dieses Kriegers der Wüste erwärmt”, säuselt er schmunzelnd. “Und deine Wortwahl lässt mich wünschen, dass mir das Leben hier und jetzt eine Pause gönnen würde, auch wenn es gierig erscheinen mag, nach dieser Nacht noch mehr vom Schicksal zu fordern”, sagt er und hält inne.
“Ich bitte um Verzeihung, falls ich zu weit gehe…”, sagt er und atmet tief durch. Die junge Geweihte sieht ihn aufmerksam an und nimmt seine Hände. “Mein Leben ist nicht normal und bietet kein Umfeld dafür, sesshaft zu werden oder den Bund der Ehe einzugehen… theoretisch… aber ein Bund vor Rahja… wenn ich schwöre mein Leben lang euch im Herzen zu tragen…” - er bricht ab und schaut Tamila aufgeregt an, sucht nach Anzeichen ob sie durch seine hakelige Formulierung hindurch seine Frage versteht.
Ein Leuchten hat sich in ihre Augen geschlichen, aber sie hält es vorerst zurück. “Ein Versprechen vor Rahja, einander immer verbunden zu bleiben; aufeinander zu achten, wo wir es können und auf uns selbst aufzupassen, wenn wir es müssen; an den Anderen zu glauben und ihn zu vermissen und auf ewig im Herzen zu tragen?
Ein Versprechen für dich, immer ein Zuhause zu haben, und sei es nur für ein paar Stunden oder ein paar Augenblicke in deinem Herzen?”

Immer noch sieht sie ihn aufmerksam an. Das sind ihre Bedingungen, ihre Hoffnungen. Auch wenn sie noch unsicher ist. Darf sie das? Kann sie das? Will sie das?
Vorsichtig löst sie sich von ihm und zieht sich etwas zurück. “Denk gut darüber nach, Sohn der Wüste. Ich tue es ebenso. Versprechen gibt man nicht leichtfertig.”
Salim nickt und hebt seine Hände, die Tamila hält, etwas höher. Sanft haucht er einen Kuss auf ihre linke Hand, bevor er ihr wieder in die Augen sieht. Er scheint erleichtert zu sein, als wäre ihm gerade ein Stein vom Herzen gefallen. “Genau so ein Versprechen”, sagt er und wird ein wenig rot. “Ich würde dir vor Rahja versprechen, dass solange mein Herz schlägt, es für dich schlägt. Ein Versprechen, dass uns beide vor Rahja miteinander verbindet. Denn eines kann ich dich jetzt schon versprechen, vermissen werde ich euch so oder so, wenn wir voneinander wieder getrennt werden. Euch auf ewig in meinem Herzen tragen, auch dass kann euch gewiss sein”, flüstert er ihr aufgeregt zu.
Kurz denkt er nach und erhebt sich dann. “Wie du es wünscht werde ich es mir jedoch durch den Kopf gehen lassen, denn ich weiß nur zu gut, dass man Versprechen nicht leichtfertig gibt”, sagt er und reibt sich dabei über die Tätowierung. Für den Bruchteil eines Augenblicks huscht sein Blick zu seinem Schwert, das bei seinen restlichen Klamotten in der Ecke liegt.
Tamilas Blick verfolgt seine geschmeidigen Bewegungen. Sie lächelt sanft zu ihm hoch. Nur zu gerne würde sie ihm das Versprechen hier und jetzt geben. Aber wie sie selbst bereits sage, Versprechen gibt man nicht leichtfertig.
Und so erhebt sie sich ebenfalls, völlig unberührt davon, dass sie immer noch so ist, wie Tsa sie geschaffen hat. “Ich mache dir einen Vorschlag, Salim.”, beginnt sie leise. Sie will nicht, dass er sich zurückgewiesen fühlt. “Ich will darüber nachdenken. Mir sicher sein, dass es mir wirklich ernst ist. So ernst, dass ich den Rest meines Lebens niemals daran zweifle. Gib mir eine Stunde Zeit, um mich mir selbst und Rahja zu widmen. Und du kannst ebenso nachdenken. Ich glaube es nicht,”, fügt sie an. “aber wenn du dich dann noch einmal anders entscheidest, wäre das in Ordnung. Danach sehen wir, wo uns unsere Gedanken hinführen.”
“Ja natürlich”, antwortet er lächelnd. “Wir sollten nichts überstürzen”, sagt er und wirkt dabei etwas unkonzentriert, während sein Blick von Tamilas Gesicht langsam hinab wandert und er ihr Tsagewand mustert. Schließlich schreckt er auf, als er dies bemerkt und schaut Tamila wieder in die Augen. “Treffen wir uns dann vor dem Tempel in einer Stunde?”
Nebenbei greift er zu seinem Hemd, zieht es sich über und beginnt die Knöpfe zu schließen. “Ich würde mir dann die Beine vertreten und eine Kleinigkeit erledigen”, sagt er, schelmisch grinsend.
“Das klingt wunderbar.”, erwidert Tamila und kommt zu ihm, um ihm nochmal einen Kuss zu geben. Shafir erwidert den Kuss und hält sie kurz fest. “Wir kennen uns noch keine 24 Stunden und werden jetzt jeder für sich darüber nachdenken ob wir heiraten. Vielleicht ist es zu früh so etwas zu sagen ...”

Er drückt die Geweihte an sich und küsst sie erneut. “Ich möchte dir aber noch etwas mitgeben, das dir beim Nachdenken hilft”, flüstert er und schaut ihr tief in die Augen. “Ich liebe dich, Tamila.”
Ein warmes Gefühl breitet sich in der Brust der Tulamidin aus. So eines, das sie selten hatte, seit sie von zu Hause fort ist und nie so stark wie jetzt.
“Ich dich auch, Salim, listiger Sohn des Abenteuers.”, erwidert sie und leuchtet ihn mit ihren dunklen Augen an.
“Bis nachher.”, verspricht sie und lässt ihn ziehen, mit dem wehmütigen Vorgeschmack auf den richtigen Abschied, der sie allzu bald erwartet.
Erst dann nimmt sie sich die Zeit, sich selbst an zukleiden.
Mit dem Khunchomer auf dem Rücken verlässt Salim den Tempel, die Entscheidung hat er schon längst gefällt ...
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Der Morgen im Gasthaus
-Vormittag-

Nach und nach erwachen die Helden aus ihrem Schlaf, der Geruch von Essen steigt ihnen in die Nase. Offenbar wird im Schankraum bereits das Frühstück bereitgestellt, der Duft zieht durch die Dielen in die Zimmer und regt den Appetit an.

Besuch im Paradies - Doppelzimmer Rhiannon und Vadiro

Man hört zuerst schweren Stiefelgang, und eine Weile später leises Trappsen auf dem Zimmerflur, eine Tür wird geschlossen. Die Füsse trappsen nicht weit und bleiben vor dem Zimmer mit Rhiannon und Vadiro stehen „Rhiannon?“ hört man Vara flüstern. Kurze Stille. Hoffentlich hatten die beiden nicht verriegelt, denkt Vara. Von drinnen ist nichts zu hören. Zum Glück lässt sich die Tür öffnen. Die beiden scheinen noch zu schlafen, oder zumindest die Nacht so weit hinauszuzögern, dass sie die Augen nicht ganz öffneten ... oder aber Vara hatte sie gerade unterbrochen und sie stellten sich schlafend. Der Gedanke war irgendwie lustig. Vara schließt die Tür leise und schleicht zu ihrem Bett und der Truhe, ach nein, die Sachen waren darin. Sie hantiert mit dem Truhenschlüssel, den sie in Ciels Kästchen gelegt hatte. Das Schloss quietscht, ebenso die Scharniere, alles klingt viel lauter wenn man sich bemüht leise zu sein. Und dann ist da auch noch ein Riesen Chaos drin, ach nein ... sie muss ganz schön drin kramen bis sie ihre Sachen hat.
Geschwind zieht sie dann das Nachthemd aus, und sollte Vadiro doch nicht ganz schlafen kann er sicher einen unverhohlenen Blick erhaschen, wenn er es darauf anlegt.
Vadiro muss sich ein Grinsen verkneifen, nachdem er gerade wach geworden ist und Varas nackte Schönheit betrachtet, als er bemerkt, dass sie wohl selbst in das Zimmer geschlichen ist, stellt er sich schlafend und genießt schweigsam.
Dann schließt Vara die Truhe wieder, schließt sie sogar ab, schnappt sich Kästchen und ihre Schuhe, die sie in der Hand trägt, und schleicht wieder hinaus. Auf dem Flur zieht sie sich erstmal etwas ordentlicher an und steigt in die Schuhe ... grrr Socken vergessen! Egal ... sieht ja keiner. Sie tastet ihre Hosentasche ab und findet erleichtert ein Haarband das sie gleich benutzt um sich einen einfachen Zopf zu machen, maximale Ordentlichkeit mit minimalem Aufwand.

In der Zeit streichelt Vadiro zärtlich Rhiannon wach.
Langsam erwacht Rhiannon und gähnt ausgiebig, die Augen dabei noch halb geschlossen. ”Hm, ist es schon morgen? Oh, Frühstück, das riecht gut.” Von der einen auf die andere Sekunde ist sie hellwach und schlägt die gemeinsame Bettdecke zurück und setzt sich auf.
Das Licht, welches durch die Fensterläden immer heller scheint, nervt nun langsam wirklich. Auch am Morgen kann Vadiro nicht die Finger von Rhiannon lassen. Beide verfallen wieder dem süßen Genuss des Zärtlichkeitsaustausches. Und das obwohl die ganze Taverne schon wach zu sein schien, die Schritte der Gäste nehmen beide war, aber es war schön dies zu ignorieren.
”Wenn wirr so weiterrmachen ist es mittags und Praios ermahnt uns! Wirr sollten uns nun wirklich beeilen”, antwortet er ihr nachdem beide mit ihrem Spielchen fertig sind. Es war unglaublich, aber Rhiannon war schneller fertig als er, das hatte er so zuvor noch nicht erlebt. Aber Rhiannon war ein Typ Frau, die auch am frühen Morgen einfach schön war, ungekämmt, ungewaschen, gehüllt in zerknitterten Kleidung, einfach unbeschreiblich. Vadiro entnimmt der kleinen Schüssel etwas Wasser und erfrischt sich. Er war schon wieder am schwärmen und Bilder der letzten Nacht schwirren durch seinen Kopf.
Rhiannon war wirklich schnell fertig, einmal kurz ihre Regenbogentunika übergeworfen und sich etwas Wasser ins Gesicht gespritzt. Ihre Locken versucht sie erst gar nicht zu kämmen, denn so schlimm sehen sie morgens wirklich nicht aus. ”Ach, du hast Angst Praios zu erzürnen? Aber Frühstück klingt wirklich nach einer guten Idee, ich habe Hunger.” Er gibt er Rhiannon noch einen langen Kuss und klatscht ihr schwungvoll auf den Po als sie sich gerade abwendet. Der Klaps auf den Po kam für sie ziemlich unerwartet, als sie schon die Tür einen Spalt geöffnet hat. Gespielt entrüstet wendet sie sich um, beginnt aber direkt zu grinsen und gibt ihm noch einen langen Kuss, während ihre Hände ebenfalls zu seinem Hintern wandern, völlig ignorierend wer vielleicht gerade auf dem Gang unterwegs ist. Von dort hört man nur eine Tür.
Sie wendet sich dann wieder um und geht nach unten. Er grinst dabei einfach etwas blöd und folgt ihr hinunter ins Esszimmer.
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Ungelesener Beitrag von Loirana »

Frühstück im Schankraum
-Vormittag-

Im Schankraum sind die Festdekorationen größtenteils wieder verschwunden, lediglich ein paar Blumenkränze, die noch hübsch den Raum zieren, liegen auf dem großen Tisch an dem am letzten Tag gespeist wurde. Auf dem Tisch stehen leere Teller für die Gäste sowie Körbe mit Brot, eine Schüssel mit Rührei, Speck, frisches Obst, Butter, ein Krug Honig und auch etwas Marmelade.

Tamila hatte erwartet die anderen schon am Frühstückstisch vorzufinden, aber es doch noch keiner hier. Also begrüßt sie freundlich die Wirtin, um einen kurzen Moment zu plaudern.
“Ah, die Zweite”, grüßt die Wirtin Tamila freundlich, wenngleich die gute Dame verglichen zu gestern nicht so sehr voller Leben steckt. Das fortgeschrittene Alter sieht man ihr heute morgen an. “Ich fürchtete schon, das Frühstück umsonst aufgestellt zu haben und dass ein Mittagessen angebrachter wäre”, fügt sie schmunzelnd hinzu. “Der gelehrte Herr Thimorn lässt ausrichten, dass der frühe Vogel und so weiter und so weiter. Irgendwas mit einer Freundin die ihn sucht”, murmelt sie und reibt sich die Schläfen.
Tamila schenkt ihr ein mitfühlendes Lächeln. “Ich richte es den Anderen aus.”
Es fällt ihr nicht schwer, sich vorzustellen, warum diese noch nicht aufgestanden sind …
Also geduldet sie sich und betrachtet die großzügige Auswahl an Essen. Eigentlich hat sie zwar keinen Hunger, aber sie weiß es besser, deshalb nimmt sie sich eine bloße Scheibe Brot und knabbert lustlos daran.
Kurz darauf bringt die Wirtin Tamila einen Becher mit Arangensaft, der aber erst einmal unberührt stehen bleibt.
Im Gegensatz zu gestern ist die junge Geweihte jetzt wieder in ihre übliche Gewandung gekleidet; ihre Haare hat sie in einem seitlichen Zopf gebändigt.
Wer genauer hinsieht, bemerkt, dass ihre Kette fehlt, wodurch ihr Dekollete ungewöhnlich leer wirkt. Ansonsten trägt sie eben den silbernen Weinblatt-Armreif, den Ring mit dem Stutenkopf und einen weiteren silbernen Ring mit rosenförmiger Gravur, in deren Mitte ein winziger Rubin glitzert.

Irgendwann kann man hören, dass sich oben etwas rührt. Es klingt wie Gelächter und ein paar schnelle Schritte auf dem Holzboden im oberen Stockwerk.
Kurz darauf geht oben eine Tür. Schritte in Stiefeln wandern über den Flur und entfernen sich dann, als die Person den Weg die zweite Treppe hinab, zur Tür in den Innenhof, nimmt. Kurz darauf kann man durch die Fenster, welche in den Innenhof führen, Elindir sehen, wie er mit seinem Holzschwert den tänzerischen Schattenkampf vornimmt, mit dem er sich am vorherigen Morgen schon beschäftigt hatte.

Etwas später hört man es oben etwas aktiver werden, irgendjemand ist dort und hält sich kurz im Flur auf. Dann kommt Vara hinunter in den Schankraum wo scheinbar nur Tamila sitzt – allein.
Vara muss trotzdem etwas grinsen, weil das Verliebte manchmal nicht verhindern können, so kann Tamila leicht erahnen das Varas Nacht recht erfolgreich war, auch wenn sie alleine zum Tisch kommt. “Guten Morgen Tamila“ begrüßt sie sie und will sich gerade setzen als sie innehält ... etwas war anders ... Tamilas Kette war verschwunden! Und sie sah auch gar nicht so glücklich aus und sie war allein!!
“Guten Morgen, Liebste.”, erwidert die junge Geweihte, nichts von Varas Gedanken oder dem Donnerwetter ahnend, das im nächsten Moment über sie hereinbricht.
“Ich fasse es nicht!“ poltert sie plötzlich mit wütend funkelnden Augen los. “Er hat dich beklaut? Ich hätte es wissen müssen! Dieser Sohn einer räudigen ... ich ... den kriegen wir noch! Keine Sorge der kann nicht weit sein!“ Vara ballt die Hände zur Faust, bereit ihrer Freundin beizustehen und zurückzuholen was ihr so wichtig war!
Mit erschrecktem Blick schaut Tamila Vara an, völlig aus dem Konzept von dem plötzlichen Gemütswechsel. “Was!? Wie kommst du-” Sie bricht ab und hebt beschwichtigend die Hände. “Beruhig dich, meine Rose. Nichts dergleichen ist passiert, warum glaubst du das?”
Vara schnappt etwas nach Luft und zwingt sich, sich zu beruhigen ”Ich, äh, deine Kette ist nicht da, ich dachte … ist wirklich alles in Ordnung?” fragt sie, noch nicht wieder ganz beruhigt.
Unwillkürlich greift Tamila nach ihrer Kette - und ins Leere. Es fühlt sich furchtbar an, jetzt, wo das Gewicht auf ihrem Dekolleté fehlt. Ein trauriges Lächeln schleicht sich auf ihre Lippen. "Achso, deshalb. Ja, es ist alles in Ordnung. Du musst dich nicht sorgen, Liebste."
Sie klopft auf den Stuhl neben sich. "Setz dich zu mir und erzähl’ mir von deinem Abend und Morgen."
Vara schaut Tamila prüfend an, und dann zu der Wirtin die vom Geschrei angelockt herüber schaut. ”Ich nehme einen Tee, vielen Dank”, lächelt ihr Vara zu und setzt sich dann neben Tamila und schaut sie an. ”Es war … mhm … intensiv!” fasst Vara es in einem Wort zusammen, gerne hätte sie Tamila alles ausführlichst berichtet, aber nun war sie alarmiert. ”Elindir ist draußen auf dem Hof und übt Schwertkampf … wo ist Shafir?” fragt sie nach und kommt sich geschickt vor.
Tamila schmunzelt bei Varas Beschreibung. Sie hätte zu gerne nachgefragt, aber jetzt war nicht der beste Augenblick. Als ihre Freundin jedoch prompt zum Thema Shafir zurückkehrt, verblasst das Schmunzeln augenblicklich. “Er ist aufgebrochen”, gibt sie ein wenig knapp zurück und schenkt Vara ein entschuldigendes Lächeln.
Varas Blick folgt Tamilas trauriger Mine. So richtig konnte sie sich noch keinen Reim darauf machen ... mhm ... ”Das tut mir leid Schwester … seht ihr euch wieder?” fragt sie dann mitfühlend nach. Sie hatte keine besondere Lust ihr Glück hinauszuposaunen, wenn ihre Freundin gerade Kummer hatte. Mitfühlend versucht die Tamilas Hand zu halten.
Die drückt Varas Hand sanft zurück. “Natürlich, irgendwann führen einen die Wege immer wieder zusammen. Und es muss dir nicht leid tun. Nichts daran. Im Gegenteil, ich bin glücklich. Aber Glück geht manchmal auch mit Trauer einher. Also sorge dich nicht. Möchtest du etwas frühstücken?” Tamila streicht ihrer Freundin vorsichtig eine Strähne hinters Ohr.
Vara schüttelt den Kopf auf die Frage hin. ”Ich warte damit auf Elindir”, sagt sie. Ihr Daumen streicht über Tamilas Handrücken. ”Also vermisst du ihn?” fragt sie. Aber sie wusste auch nicht, ob das schlimm war, vielleicht hatte Tamila eine schöne Nacht erlebt und es war ganz normal, dass es am nächsten Morgen so war, so gut kannte man sich ja nicht. Vara jedenfalls vermisste Elindir schon, und er war nur wenige Schritte weit weg. ”Ich schätze, ich weiß ziemlich genau, wo er in einem Jahr sein wird … falls du es nicht unbedingt in die Hände des Schicksals legen willst, wann ihr euch wiederseht”, sagt sie, vielleicht half Tamila ja die Perspektive ein wenig.
Tamila lächelt warm. “Ja, ich vermisse ihn. Schrecklich. Aber das ist normal, wenn man jemanden liebt und gut so.” Sie lächelt auf ihre Hände herab und hebt dann den Kopf, um Vara neugierig anzusehen. “Woher weißt du das?”
Liebt Vara blinzelt kurz irritiert … aber ja ... Rahja und so, vielleicht war es jedesmal Liebe, irgendwie. ”Hat er das nicht erzählt?” fragt sie leicht verwundert. ”Er hatte mich gestern Abend noch dringlich gebeten die Sterne nach seiner Schwester zu befragen, und ich hatte eine Vision … in ziemlich genau einem Jahr wird sie in Punin sein, glücklich und gesund. Ich nehme an er wird versuchen sie dort zu treffen”, meint sie lächelnd.
Die junge Geweihte spiegelt das Lächeln. “Nein, das hat er nicht erzählt. Wir haben über so viel gesprochen.” Das Lächeln wird ein wenig spitzbübischer. “Und dann ziemlich wenig.”
Sie greift nach ihrem Arangensaft und nippt daran. “Aber es freut mich, wenn er sie dort wieder findet. Ich werde aber nicht versuchen, ihn dort abzupassen. Diese Wahl liegt nicht in den Händen des Schicksals, sondern in seinen.” Und sie wirkt auch so, als habe sie nicht den geringsten Zweifel, dass Shafir diese Wahl eher früher als später trifft.
“Naja also nur für den Fall, dass du nicht weißt, was du in genau einem Jahr machen möchtest und er sich nicht hat blicken lassen … kommst du mich in Punin besuchen, wir ziehen ihm dann die Ohren lang.”, kichert Vara.
“Ich komme dich sehr gerne besuchen, auch völlig ohne Grund.”, erwidert Tamila und zwinkert ihrer Freundin zu.
Die Wirtin kommt herein und stellt der Almadanerin freundlich ihren Tee hin und verschwindet wieder in der Küche.
”Ihr habt also wenig geredet, soso.”, grinst sie leicht und lässt Tamilas Hand los, um sich den Teebecher zu nehmen, allerdings war er noch zu heiß zum trinken, also hält sie ihn erstmal nur fest.
“Zeitweise, ja.”, grinst die Tulamidin zurück. “Aber sonst tatsächlich sehr viel.” Sie fasst wieder nach der Kette und wieder ins Leere.
“Und ihr habt die Nacht mit reden verbracht, wie anständige Edelleute ohne Traviabund?” erkundigt sie sich neckend.
”Waaasss? Nein, natürlich nicht. Ich habe in meinem Bettchen geschlafen und er in seinem … also falls jemand fragt”, meint Vara, erst gespielt empört und dann breit lächelnd und pustet ein bisschen auf den Tee. Dann schaut sie Tamila mit etwas verträumten Augen an. ”Ich bin sehr glücklich”, sagt sie ”Wir … wir sind sehr glücklich”, korrigiert sie sich ein wenig.
”Wir haben viel geredet und uns viel geliebt, es war… so besonders, ich habe ihm sogar mein Geheimnis anvertraut”, sagt sie und beißt sich etwas aufgeregt auf die Unterlippe als sie Tamila ansieht.
Tamila betrachtet Vara und ergötzt sich an ihrem Glück. “Das klingt wunderbar. Und sehr mutig von dir. Wie hat er reagiert?” Neugierig sieht sie zurück, Varas Aufregung ist problemlos auf sie übergeschwappt.
Vara nickt. “Ich glaube er hatte erst ein bisschen Sorge, aber dann sehr gut, denke ich”, antwortet die junge Frau und strahlt so glücklich, wie ein frisch verliebtes junges Mädchen, was sie ja auch irgendwie war. ”Wir konnten einfach über alles reden, alles! Es war so zwanglos und schön! Naja gut, wir haben uns auch ein bisschen gestritten ... aber das war vielleicht auch nötig ... vielleicht ist gestritten nicht das richtige Wort, ach egal”, wischt Vara das mit einer kleinen Geste einfach weg, sie war schon ziemlich euphorisch. ”Er war einfach wunderbar lieb zu mir, ich glaube das ist wirklich Schicksal, dass uns zusammengeführt hat”, sagt sie dann mit einem überzeugten Nicken.
“Das glaube ich auch.”, stimmt Tamila zu, ohne ihren Blick von Vara zu lassen.
“Er ist ein wunderbarer Mann, du eine wunderbare Frau und es ist alles so, wie es sein soll.”
Sie nimmt einen Schluck von ihrem Arangensaft und gibt ihrer Freundin einen Moment, um in ihrer Euphorie zu schwelgen. Dann aber erkundigt sie sich doch: “Warum habt ihr gestritten, meine Rose?”
“Mhmm mhmm”, macht Vara unwillig und ihre kindliche Freude an ihrer ersten Liebe verschwindet aus ihrem Gesicht. ”Ach ich … mhmm … Elindir hat ein paar … mhmm nmmm Vorlieben, die mich, etwas irritiert haben. Zumal in unserer ersten Nacht, aber ich möchte da glaube ich nicht weiter drüber reden”, sagt Vara und schaut kurz in Richtung Treppe und Küche, nicht dass noch jemand auftaucht.
”Und wie verbringst du den Tag so?” wechselt sie lieber das Thema.
Tamila streicht ihrer Freundin sanft über den Arm. “In Ordnung.” Sie folgt ihrem Blick, sieht sie dann aber wieder an. “Ich weiß nicht, vielleicht vorbereiten aufzubrechen.” Sie betrachtet ihre Hände und streicht über den Ring. “Mich hält nichts mehr hier … zumal du auch aufbrechen und nach Hause reisen wirst, oder nicht?”
“Ja, wir werden zu mir nach Hause fahren”, meint Vara nickend und lächelnd. ”Komm doch bitte mit! Du könntest die Ebene der 1000 Pferde sehen! Vadiro wird wohl auch in die Richtung mitkommen und wo er ist, ist Rhiannon ja bestimmt nicht weit, es wäre wunderbar, wenn wir so fast alle zusammen blieben!” meint Vara bittend und nimmt Tamilas Hände in die ihren. Kurz betrachtet sie den Ring, aber so gut kennt sie den Inhalt von Tamilas Schmuckkästchen nun auch nicht, um zu sagen ob der neu war.
Tamila strahlt zurück. “Oh, Liebste, ich komme nur zu gerne mit. Nach Süden führt mich mein Weg ohnehin und ich bin froh, wenn ich hier noch ein wenig Mondblüte wie dich an meiner Seite haben kann.” Sie drückt Varas Hände sanft. “Wann wollt ihr aufbrechen? Und wie gedenkt ihr zu reisen?”
Vara lächelt. ”Ah ich freue mich so! Wir fahren wohl bis nach Grangor mit dem Schiff”, meint Vara und beeilt sich hinzuzufügen. ”Ich lade jeden von euch ein mitzukommen, der möchte, deinen prächtigen Hengst natürlich auch … Elindirs Stute soll doch nette Gesellschaft haben”, meint Vara lächelnd. ”Ich habe keine Ahnung, wann ein passendes Schiff geht, wir können ja nach dem Frühstück mal zum Hafen gehen”, schlägt sie vor.
“Das klingt wunderbar.”, erwidert Tamila und lächelt ebenfalls. “Vielen Dank für deine Güte. Und ich bin sicher Elindirs Stute und Rhayad werden sich gut verstehen.”
Ihr Blick wandert die Treppe hinauf. “Auch wenn ich einmal gespannt bin, ob die Anderen herunter kommen, bevor wir unser Frühstück beendet haben. Du solltest nicht auf sie warten mit Essen, denke ich.”
Sie nimmt einen Bissen von ihrer Scheibe Brot.
Vara ist hin und hergerissen, sie will Tamila ja nicht alleine essen lassen. ”Ja na gut ... ich muss nur ebend noch was erledigen”, sagt sie und geht zu der Wirtin um sie zu bitten ein paar Kinder damit zu beauftragen ihr ein winziges, noch lebendes Mäusebaby zu bringen. Eines wohlgemerkt und am besten ohne das ganze Nest zu zerstören, die Kinder bekommen eine Belohnung, verspricht sie. Dann kehrt sie an den Tisch zurück. Irgendwie hatten sie sich nicht viel zu sagen gerade. Vara wollte nicht so gerne über Details der Nacht reden, und Tamila nichtmal so recht über das Grobe mhmm.
Also nimmt sich die Almadanerin erstmal etwas Brot und Käse und wartet auf die anderen.
“Ein Mäusebaby?” erkundigt sich Tamila, die das Gespräch zumindest halb mitbekommen hat. Derweil mustert sie Vara noch einmal. “Und, ist alles in Ordnung?” Fragend und etwas besorgt beobachtet sie ihre Freundin, die auf einmal so still ist.
”Das Mäusebaby ist für Ciel, ich denke es wird Zeit für ihn zu fressen, ich hoffe er nimmt es auch an. Kinder wissen doch meist wo Mäusenester zu finden sind”, meint Vara, der das Schicksal des Mäusebabys wohl ziemlich gleich war, oder zumindest nicht wichtiger als das ihrer kleinen Schlange.
Tamila nickt leicht, auch wenn sie kaum merklich den Mund verzieht. Ihr geht das Schicksal des Mäusebabys schon ein weniger näher, aber ihr ist auch klar, dass die Welt so nunmal funktioniert. Und natürlich muss Ciel etwas fressen.
So richtig kann Vara sich doch noch nicht zum essen überwinden und so schneidet und komponiert sie alles recht langsam. ”Ich glaube unser Tanz gestern war ein bisschen zu atemberaubend für die Herren, Elindirs Gedanken hat er zumindest sehr beflügelt ...” sagt sie recht unverfänglich wie sie hofft.
“Beflügelt?” murmelt Tamila und schmunzelt. “Nun, wenn es eure Nacht beflügelt hat, war es doch gerade recht. Und ja, atemberaubend war es wahrlich. Glücklicherweise werden wir sicher noch einmal eine ähnliche Gelegenheit bekommen, da ich mit euch reisen darf.”
”Ja ...” meint Vara und lächelt etwas unsicher, was auch immer sie daran unsicher machte. Sie wechselt lieber das Thema. ”Na komm schon jetzt erzähl du doch mal ein bisschen … wart ihr noch lange am tanzen nachdem wir gegangen sind?” fragt sie lächelnd und nimmt einen Schluck Tee.
Der Blick aus Tamilas dunklen Augen liegt aufmerksam auf Vara und versucht zu erkennen, was ihre Freundin so unsicher macht. Aber sie möchte offenbar gerade nicht darüber sprechen, also lässt sie das Thema fallen - vorerst.
Stattdessen schleicht sich ein wehmütiges Lächeln auf ihre Lippen und sie nippt ihrerseits an ihrem Arangensaft. “Was soll ich dir erzählen, Liebste? Wir haben nicht mehr lange getanzt … eigentlich gar nicht. Deine Worte brachten uns dazu, uns zu unterhalten, der Zuneigung nachzugehen … so dass wir uns nicht lange nach euch verabschiedeten. Dann gingen wir eine Weile spazieren …” Sie denkt an die letzte Nacht und kichert leise. “Auch wenn wir dabei nicht viele Schritt zurückgelegt haben. Aber wir haben viel gesprochen. Und uns schließlich in den Rahjatempel zurückgezogen …” Sie zwinkert Vara zu. “Und dort unter Anderem noch mehr geredet.”
Vara grinst ein bisschen. ”Worüber habt ihr geredet?” fragt sie ganz direkt nach und meint es eigentlich ganz unverfänglich.
Tamila streicht über den Ring. “Vieles. Über Zwillingsgeschwister und Heimat. Über alte Lasten und neue Hoffnungen. Darüber, was die Welt von einem verlangt und was man bereit ist, ihr dafür zu geben.” Nachdenklich dreht sie bei diesen eher kryptischen Worten den Ring, ehe sie wieder aufschaut und Vara anlächelt. “Im Großen und Ganzen über Normales. Unsere Familien, unsere Vergangenheit und was wir uns für die Zukunft wünschen. Vieles Unverfängliches und manches Verfängliches.”
Vara nickt zögerlich. ”Als ich die Sterne nach seiner Schwester gefragt habe, habe ich sie gesehen, sie ist wirklich sehr schön seine Schwester, da hat er nicht gelogen ... allerdings nicht so schön wie du”, zwinkert Vara kurz, wird dann aber wieder nachdenklich. ”Wie das dann aber so ist … konnte ich auch noch einen Blick in seine Vergangenheit erhaschen … er mag jung sein, aber er … mhmm … musste schon einige schwere Entscheidungen treffen”, sagt sie, ebenfalls etwas kryptisch, es stand ihr nicht zu wirklich preiszugeben, was sie gesehen hatte.
Tamila nickt ganz leicht. “Ja … das kann ich mir gut vorstellen.” Sie betrachtet Vara. Gerne würde sie danach fragen, was ihre Freundin gesehen hat, aber Shafir hat ihr schon mehr als genug Vertrauen geschenkt. Shafir…
“Er ist ein besonderer Mann”, sagt sie deshalb nur und seufzt leise. “Mir scheint, die Tänzerin legt derzeit ihren Schleier der Morgenröte über Alles und Jeden.”
Varas Augenbrauen schiessen in die Höhe. Sie legt eine Hand auf die von Tamila und schaut sie ganz deutlich fragend an, auch wenn die Aussage recht leicht zu interpretieren war.
Ganz so scheint Tamila das nicht zu sehen, denn sie neigt fragend den Kopf, als Vara sie so ansieht. “Siehst du das anders?”
”Neeiiiinnnn”, sagt Vara recht langgezogen … aber bei Tamila kam man nur mit Direktheit weiter. ”Du willst mir sagen, du hast Shafir dein Herz geschenkt, ja?” Sie schaut sie erwartungsvoll an.
Tamila blinzelt und sieht sehr fragend aus. “Wie soll ich ihm mein Herz schenken? Es gibt zu viele Menschen, die ich liebe und die es ebenso verdienen. Aber ich habe ihm mein Vertrauen, meine Hoffnung, meine Liebe und meine Zukunft geschenkt.” Sie beißt sich auf die Unterlippe und seufzt lächelnd. “Und nun meinen Schmerz, da er für lange Zeit nicht bei mir sein wird. Aber es macht mich froh, dass Elindir und du zusammengefunden haben und beisammen bleiben.”
”Deine Zukunft?” fragt Vara etwas unsicher lieber nochmal nach.
“Ja”, meint Tamila schlicht und schaut zur Küchentür. Aber die Wirtin ist wieder in der Küche verschwunden und oben rührt sich noch nichts. Auch Elindir ist noch draußen beschäftigt.
Sie greift in einer beruhigenden Geste nach Varas Hand, weil sie die leise Ahnung hat, dass diese das anders aufnehmen wird, als es tatsächlich ist.
Einen Moment muss sie nachdenken, weil das Nächste nicht mit falschen Worten und Namen gesagt werden sollte. “Mein Liebster, Streiter des Göttergefälligen, und ich haben ein Versprechen vor Rahja abgegeben.
Dass wir einander Liebe, Gedanken, Vertrauen und ein Stück Heimat schenken wollen, wann immer das Leben uns lässt.”

Sie legt die Hand auf die Stelle, wo sonst die Kette lag. “Deshalb gab ich ihm meine Kette mit. Ich fürchte, ich werde meiner Mutter das Ein oder Andere zu erklären haben.”
”Oh das klingt ... schön”, meint Vara, die allerdings jetzt nicht soviel damit Anfangen konnte. Das klang für sie, nachdem sie die Liebe kennengelernt hatte, eigentlich ganz selbstverständlich, wieso sollte man sowas vor Rahja versprechen? Naja, Geweihte halt ... oder Tulamiden ... oder andere Leute. Das Tamila ihr Herz so schnell verschenkt überrascht sie etwas, aber warum eigentlich? Sie hatte ja gesagt, sie würde viele Menschen lieben, nur sich halt nicht an einen fest binden. Und Vara konnte wohl kaum kritisieren, wenn sich jemand schnell verliebte.
”Es tut mir leid, dass ihr euch so schnell wieder trennen musstet, liebe Schwester. Ich fühle den Schmerz mit dir. Ich hoffe das Schicksal führt euch alsbald wieder zusammen, solange, und darüber hinaus sind wir für dich da”, verspricht sie, wohl im Namen der anderen, oder speziell Elindirs, gleich mit.
Tamila lächelt und nimmt Varas Hand, die sie ja noch hält, um einen Kuss auf die Fingerspitzen zu hauchen. “Danke, meine Schwester. Es ist ein schöner Schmerz und ich werde ihn ebenso spüren, wenn unsere Wege sich irgendwann wieder trennen, aber ich hoffe, das wird noch einige Zeit dauern.” Vara nickt dazu langsam und verständig.
Sie lässt Varas Hand los und streicht ihr übers Haar. “Was möchtest du nun tun? Nach Allem was Rahja dir schenkte und Allem, was wir erlebten?”
Die Almadanerin zuckt mit den Schultern und lächelt. ”Einfach jeden Tag geniessen”, sagt sie leichthin.
Als wäre das sein Stichwort gewesen, geht die Tür zum Innenhof und Elindir stiefelt herein.
"Guten Morgene!" wünscht der Ritter fröhlich. Er ist gut verschwitzt, das Haar klebt ihm in der Stirn. Kurz sieht er sich um und kommt zu den Frauen hinüber.
Varas Lächeln verwandelt sich augenblicklich in ein Strahlen und ihr Herz klopft wie verrückt als Elindir auftaucht.
"Ah, du bist niht alein", begrüßt er Vara, legt einen Arm halb um sie und drückt ihr einen Kuss auf die Stirn. Vara schliesst die Augen und geniesst diese vertraute Geste sichtlich.
Tamila verfolgt das mit einem warmen Lächeln.
"Guten Morgene, Priesterin", wendet Elindir sich an Tamila.
“Guten Morgen, tapferer Krieger der Morgenstunde”, erwidert diese und übergeht, dass der Morgen bereits verstrichen ist.
"Ich gen mich waschen", erklärt Elindir anschließend Vara.
"Ich wollte nur sehen, obe ich mich eilen mueß, wile du alein hier sitzt."
Er hat ein glückliches und sehr entspanntes Lächeln auf den Lippen.
“Das ist wirklich sehr rücksichtsvoll von dir … beides”, kichert Vara leicht, auch sie wirkt sehr gelöst und glücklich.
Elindir stutzt und muss dann schallend lachen. "Vrech!" attestiert er ihr und zerwuschelt ihr etwas das Haar, betrachtet sie jedoch nicht minder liebevoll dabei. Vara lacht und lehnt ihren zerwuschelten Kopf an Elindir.
Doch was ein Galan ist, erinnert er sich auch an Tamilas Abwesenheit. "Hast du wole geruowt, Priesterin?" erkundigt er sich höflich, während seine Hand Varas Nacken krault.
Die Geweihte hat ihr Kinn mittlerweile in ihre Hand gestützt und beobachtet die beiden Verliebten mit einem liebevollen, aber etwas wehmütigen Lächeln auf den Lippen.
“Ja, habe ich, wenn auch nicht sehr lang”, antwortet sie Elindir.
Der kann nicht vermeiden, dass seine Mundwinkel bei dieser Andeutung amüsiert zucken.
”Das vröuwt mich”, kommentiert er. Er sieht kurz breit grinsend zu Vara, bevor er in Anlehnung an ihren spöttischen Kommentar ”beides” hinzufügt und Tamila zuzwinkert. Vara lächelt etwas breiter.
Tamila schmunzelt zurück. “Mich auch”, antwortet sie leise und scheint dabei gar nicht so sehr sich selbst, sondern mehr die beiden zu meinen. Ihren Wehmut registriert Elindir erst auf den zweiten Blick; sein Gesicht wird für einen Moment ruhig.
”Ich gen mich wole besser waschen”, meint er, nachdem er kurz zwischen den beiden hin und her geblickt hat. Ganz offenbar möchte er hier kein Gespräch unter vier Augen stören.

Elindir drückt Vara noch einen raschen Kuss auf die Wange, bevor er sich - sollte ihn niemand aufhalten - auf den Weg die Treppe hinauf macht. Leichtfüßig immer zwei Stufen auf einmal nehmend, das Holzschwert locker über der Schulter und dabei pfeifend stiefelt er hinauf in sein Zimmer und ist erstmal einen Moment verschwunden.
Vara hatte bei dem Kuss sanft ihre Hand auf Elindirs Wange gelegt und die Augen geschlossen, dann lässt sie ihn ziehen und schaut ihm solange nach bis auch sein letzter Fuß oben an der Treppe verschwindet. Sie atmet einmal ganz tief durch und nimmt dann wieder Tamilas Hand. ”Ich glaube du hast recht, Rahja hat wohl wirklich ihre Hand über uns gehalten, uns alle ...” sagt sie, und Tamila kann vielleicht ahnen wie bedeutsam es ist, wenn Vara so etwas einräumt. ”Und sicher hat sie auch einen wunderbaren Plan für dich und Shafir”, meint sie zuversichtlich und richtet sich ihren behelfsmäßigen Zopf neu.

Rhiannon und Vadiro kommen kurz darauf die Treppe hinunter, beide sehen noch etwas verschlafen aus oder irrt man sich?
Beide bringen ein “Guten Morgen” über die Lippen und grüßen grinsend die Gefährten am Tisch. Vadiro grinst etwas breiter als er sieht, dass viele der Servierteller noch ausreichend gefüllt waren. Erst als er sitzt, bemerkt er, dass sie wohl doch garnicht so spät waren. Unter dem Tisch stupst er Rhiannon an und deutet mit einer Geste seines Kopfes an, dass sie gut in der Zeit lagen. Sein Magen knurrt und er ergreift sofort die Möglichkeit sein Maul zu stopfen. Er hat einen großen Hunger. Woher wohl?

Vara hatte gespannt geschaut wer da herunterkommt, und dann die beiden angelächelt. ”Guten Morgen ihr beiden, ich hoffe ihr habt gut geschlafen”, meint Vara und kann sich ein kleines Grinsen nicht gänzlich verkneifen bevor sie sich, überaus gesittet, ein Stück Apfel in den Mund steckt.
Tamila lächelt die beiden nur an. “Guten Morgen.”
Vadiro macht eine Geste als ob er nicht genau wüßte, was er nun sagen sollte, hat er gut geschlafen? Wohl weniger, aber dafür würde er jede Zeit wieder diese Nacht wiederholen wollen, egal wie ungemütlich der Schlaf danach sein sollte. Er blickt zu Rhiannon und überlässt ihr das Reden. Außerdem hatte Vadiro gerade den Mund voll und er meinte mal vernommen zu haben, dass man mit einem vollem Mund nicht sprechen sollte.
Rhiannon strahlt über das ganze Gesicht, als sie die Treppe herunter kommt und setzt sich zu den anderen. ”Guten Morgen, wir haben wunderbar geschlafen. Und ihr? Oh, Rührei.” Damit zieht sie die gesamte Schüssel zu sich heran und nimmt einiges davon, den Speck schiebt sie fast gleichzeitig fast bis ans andere Tischende.
Vara schaut kurz zu Tamila, dann wieder zu Rhiannon. ”Ich schätze wir haben alle wenig geschlafen”, meint sie lächelnd ohne die Frage wirklich zu beantworten.
”Das war wirklich eine schöne Feier gestern und ich wollte euch nochmal danken, dass alles so gut geklappt hat, ich glaube Elindir hatte nicht die geringste Ahnung, dass wir etwas planen”, meint Vara leicht grinsend.
“Er sah sehr glücklich aus. Und es war ein wundervolles Fest”, stimmt Tamila zu.
Vadiro tauscht Blicke mit den anderen aus und blickt zufrieden in die Runde. Vara sieht gelassen aus, na woher das wohl kommt? Er grinst in sich hinein.
Tamila trinkt derweil von ihrem Arangensaft und hat die Brotscheibe beiseite gelegt. Das Gegrinse, das am Tisch ausgetauscht wird, lässt sie wiederum schmunzeln. Als wäre etwas Besonderes oder Unanständiges an den Geschehnissen der Nacht … nun, besonders auf jeden Fall.
Vara nickt zu Tamilas Worten. ”Ja ... nachdem was ihm passiert ist, ist das ein wundervoller neuer Anfang für ihn, und für uns alle auch irgendwie”, sagt sie und schaut zur Treppe, sie wollte auf Elindir warten bis sie den anderen ihr Angebot unterbreitet, wobei Tamila wusste es ja ohnehin schon.
”Deine Anwesenheit hat uns wohl alle beflügelt”, wirft Vadiro Tamila entgegen, als sich ihre Blicke treffen und bedankt sich mit einer Geste leicht gekünstelt bei ihr.
Das entlockt Tamila tatsächlich ein amüsiertes Auflachen und sie zwinkert Vadiro zu. “Es war mir eine Ehre.”
Nach einer Weile hört man oben wieder eine Tür und Schritte auf dem Flur. Kurz darauf erscheint Elindir am Kopf der Treppe. Sein Haar ist nass und er hat sich etwas anderes angezogen. Leise pfeifend kommt er die Treppe herunter, lässt sich immer auf die nächste Stufe fallen, bis er fast unten ist. Als er bemerkt, dass nun alle am Tisch versammelt sind, geht in seinem Gesicht die Sonne auf.
”Guten Morgene!” flötet er fröhlich und springt die letzten zwei Stufen spielerisch ganz herab. Gemütlich schlendernd kommt er zum Tisch hinüber.
”Und guten Appetit”, wünscht er grinsend denen, die schon essen - allen voran Vadiro, der sich ja mal wieder das Gesicht zustopft, als gäbe es kein Morgen. Zumindest im direkten Vergleich mit den gesitteten Tischmanieren, die man in hoher Gesellschaft ja üblicherweise sonst so gewohnt ist.
Er setzt sich auf einen freien Platz - sicher ist es kein Zufall, dass der Stuhl neben Vara noch frei ist und legt einen Arm über ihre Stuhllehne, während er in die Runde blickt.

Vara strahlt Elindir schon entgegen, als er vom Schankraum aus zu sehen ist. Sie muss wirklich staunen wie gelockert er ist, diese ganz einfache Geste des Armes über ihrer Lehne, das wäre gestern noch kaum denkbar gewesen. ”Da bist du ja wieder”, sagt sie freudig, und neigt sich ihm leicht entgegen. Er hebt die Hand von ihrer Lehne und streicht ihr sacht und flüchtig über die Wange.
”Wir wollten gerade über die Zukunft sprechen”, sagt sie, auch wenn vermutlich nur sie selbst gerade daran gedacht hatte. ”Möchtest du es ihnen sagen?” fragt sie und blickt von Elindir aus zu Rhiannon und Vadiro.
Der Ritter blinzelt und sieht zu den beiden. Ein Lächeln huscht über seine Lippen und er schüttelt den Kopf. ”Nein, ich vinde das ist dein Vorreht”, gibt er zurück.

Vara nickt, und legt unter dem Tisch eine Hand auf Elindirs Knie, einfach um ihm nahe zu sein, ihn zu berühren. Er blickt zu ihr, fehlinterpretiert die Geste für einen Augenblick als Gesuch um seine Aufmerksamkeit. Doch da sie sich mit ihren Worten an die anderen wendet, lächelt er einfach still und blickt ebenfalls wieder in die Runde. Die Hand hinter ihrem Rücken streichelt sie sacht über den Oberarm.
”Also, Tamila weiß es schon ... “ erklärt sie und schaut deshalb vorallem zu dem Zahori und der Tsageweihten. ”Elindir und ich wollen ja bald nach Almada aufbrechen und wir wollten gerne ein Schiff nehmen”, beginnt sie, naja eigentlich wollte nur sie das anfangs, aber nun waren sie ein ‘wir’.
”Und wir würden uns freuen, wenn ihr uns begleiten würdet, wenn euer Weg euch auch in diese Richtung verschlägt. Ich würde euch alle zu der Schiffahrt einladen”, sagt sie, und bemüht sich es so zu formulieren das sich wirklich jeder herzlich eingeladen fühlt, und nicht das Gefühl bekommt sie würde Almosen verteilen. ”Tamila hat bereits erklärt, dass sie mitkommt, was meint ihr?” fügt sie dann noch hinzu und lächelt fragend in die kleine Runde.
Die Lockerheit, die die beiden Adligen nun ausstrahlen, beflügelt Vadiro. Er schaut zu Rhiannon hinüber, sie hatte ihm ja erzählt mit ihm zu gehen.
Dann wirft er mit halbvollem Mund ”Wirr werrden euch begleiten und frreuen uns schon sehr” in den Raum.
Elindir lächelt erfreut über diese Neuigkeit, doch schaut auch neugierig zwischen den beiden hin und her. Ob die beiden sich schon vorher darüber verständigt hatten? Es erscheint so.
”Sere schoene!” meint er also dazu, sieht dabei sehr zufrieden aus. Und als wäre das so eine Art Startsignal gewesen, nimmt er den Arm von Varas Lehne und beginnt nun beim Frühstück zuzugreifen.
”Hat noch iemand Angelegenheiten in der Stat zu erledigen?” erkundigt er sich.
”Wunderbar!” freut sich auch Vara und schenkt Elindir kurz einen lächelnden Blick. Jetzt wo er anfängt zu frühstücken, widmet sie sich auch wieder desselbigen und nimmt die Hand von seinem Knie. ”Ich werde nach dem Frühstück zum Hafen gehen und mich erstmal erkundigen, wann ein Schiff geht, das uns mitnehmen kann”, erklärt sie und wirft nochmal einen kurzen Blick zu Elindir, selbstverständlich geht sie davon aus, dass er sie begleitet.
Und er nickt auf ihren Blick hin. Ob das als Zustimmung zu ihrer stummen Frage oder als Zustimmung zu ihren Worten zu werten ist, bleibt etwas offen. Sein Blick geht an Vara vorbei zu einem Blumenkranz, der neben ihr auf dem Tisch liegt. Wie eine ferne Erinnerung legt sich Melancholie über sein Gesicht. Doch nur für einen Moment.
”Ich … habe ouch noch etewaß zu erledigen”, meint er leise und sacht, irgendwie weich. Und tauscht einen Blick mit Vara.
Vara erwidert den Blick fragend und mustert Elindirs Gesicht aufmerksam. Ein kleines bisschen Enttäuschung kann sie wohl nicht verbergen, aber sie nickt dann nur sacht und lächelt leicht, auch wenn es ihrer Zustimmung sicher nicht bedurfte. Dann schaut sie wieder zu den anderen und nimmt einen Schluck Tee. Elindirs Augenbrauen zucken kurz verwundert ob ihrer Reaktion.
Tamila beobachtet Vara und Elindir einen Moment aus den Augenwinkeln, bevor sie seine Frage wieder aufgreift. “Ich denke nicht, dass ich, Tochter des Unspektakulären, noch etwas erledigen muss. Aber natürlich muss ich mein bescheidenes Gepäck aus dem Tempel holen und Rhayad erzählen, was uns erwartet und für ihn alles vorbereiten.”
Elindir sieht zu Tamila bei diesen Worten. Er nickt dazu. ”Wenne ich es reht bedenke, habe ich so gar noch einices vor …” grübelt er. Seine Hand legt sich auf Varas und er blickt zu ihr.
”Ich würde dich geleiten … und wenne du magst, gen wir dar nach … die Bluomen verschenken?” schafft er das Missverständnis aus dem Raum und sieht sie unter den Wimpern mit einem sachten Lächeln an.
Vara lächelt Elindir an, als er sagt, dass er sie begleiten möchte, sie hatte schon Angst sie müsse alleine durch die große Stadt laufen. Sie folgt seinem Blick zu den Blumen ”Kornblumen ...” sagt sie leise und erinnert sich daran wie Elindir gestern Abend Rhiannon darum gebeten hatte, weil es die liebsten Blumen seiner Mutter waren. Sie schaut wieder zu Elindir, nickt fast ein bisschen ehrfürchtig und drückt seine Hand.
Der Ritter nickt zurück, zufrieden offenbar, dass sie verstanden hat, was er nicht aussprach. Doch er scheint nicht bereit sich der trüben Stimmung in irgendeiner Form zu ergeben, die mit dem Gedanken an seine Familie einher geht. Stattdessen besinnt er sich auf den Tag.
”Hm … da wäre noch der Ausritt … und …” Er spricht nicht weiter, sein Blick huscht nur kurz zu Vadiro, dann rettet er sich in ein Lächeln.
”Aber … wie warschinelich ist es, dass gelich ein Boot ablegt?” meint er mit einem Schulterzucken.
”Überaus unwahrscheinlich”, meint Vara lächelnd. Sicher hatte Elindir hier noch viel zu tun, sie waren ja auch noch gar nicht lange hier. Sie selbst könnte ihm vielleicht noch ihre Karten im Hesindetempel zeigen. Der Geweihte würde sich sicher freuen Ciel wiederzusehen. Und vielleicht kaufte sie sich noch einen schönen albernischen Mantel, diese Muster waren doch recht hübsch, aber konnte sie das zuhause tragen? Ach egal. Sie konnten Lata vielleicht noch eine Kiste Fisch schicken, oder sich einfach die Stadt ansehen. Sie sollte auch mit den Zeichnungen anfangen bevor sie wieder zu viel vergaß von dem was sie unter Wasser gesehen hatten.
Rhiannon legt nachdenklich den Kopf schief und wendet sich dann an Vadiro. ”Und was machen wir noch so lange, iama? Haben wir irgendwas Interessantes von der Stadt noch nicht gesehen? Aber zu lange bleiben wir doch nicht mehr oder? Ich will schnell nach Hause und mit der Suche nach meinem Vater beginnen. Will da vielleicht jemand mit?” Hoffnungsvoll blickt sie in die Runde.
Vara schaut kurz zu Elindir, der fragend den Kopf schräg legt, dann wieder zu Rhiannon ”Hast du denn schon eine Idee wo du anfangen willst? Einfach loslaufen in den Rashdullswall dürfte nicht sehr zielführend sein. Aber du hast ja jetzt seinen Namen, vielleicht kann man rausfinden, wo er sich aufhält, wenn er nicht gerade im Gebirge ist”, meint Vara und macht offenbar schon gedanklich Pläne wie das anzupacken wäre.
Derweil lächelt der Ritter sachte. ”Ich schine etewaß verpasst zu haben …” murmelt er, eher zu sich selbst. ”Dein Vater?” wendet er sich an Rhiannon. ”Du willst ihn suochen?” Dunkel erinnert er sich an das Frühstück, bei dem man sich über die eigenen Väter unterhalten hatte - die Halbelfe hatte ja erwähnt, dass sie ihren Vater nicht kannte. An die Situation erinnert, blickt der Albernier Rhiannon erneut forschend ins Gesicht. Sprachen sie hier von einem Elfen?
Die Halbelfe nickt. ”Ohja, ich will wissen wie er so ist. Aber einen Plan habe ich noch nicht, ich hätte jetzt einfach die Stelle gesucht, welche der Herr Boron mir genannt hat, auch wenn mich das ins Gebirge führt. Das mit der Sippe ist aber vielleicht auch eine gute Idee”, sagt sie und während sie noch spricht, werden Elindirs Augen weit.
”Der …”, beginnt er, nur um dann herauszuplatzen: ”Boron hat dir was gesagt?”
”Oh, nur dass er einen verirrten Wanderer durch den Rashtullswall führt und Caerleon Nebelsang heißt. Aber ist das nicht ein wundervoller Name? Nebelsang, bestimmt liebt er die Musik ebenso wie ich.”
Der Ritter blinzelt bei dieser Antwort irritiert.
”Du bist nicht der Einzige, der einen Herzenswunsch hatte, Elindir”, neckt Vara ihren überraschten Prinzen leise und nun versteht er endlich. Er lächelt.
”Wie schoene”, stimmt er zu.
”Ich bin zeware niht geschaffen vür die Berce, doch wenne du Geleitung bruchen kannst … warumbe niht?” meint er und sieht kurz zu Vara hinüber.
Vara zuckt mit den Schultern, sie würde sowieso überall hingehen wohin Elindir ging, wendet dann aber ein ”Vielleicht brauchen wir gar nichts ins Gebirge. Wir haben auch keinen Anhaltspunkt wo im großen Raschtullswall wir beginnen sollen, aber der Name wird uns vielleicht helfen ihn bei den Elfen Almadas zu finden.”
Elindir nickt einfach mal, das erschien ihm passend - von Elfen verstand er null und gar nichts, aber die Almadaner unter ihnen sicherlich. Nachdenklich blickt er in die kleine Runde. Unwillkürlich wandern seine Gedanken zurück zu seinem Wunsch an den Herrn der Toten. Offenbar hatten wirklich alle anderen ihre Wünsche geäußert, während er abwesend gewesen war. Was sich Vadiro und Rhiannon jeweils gewünscht hatten, wusste er jetzt. Aber … was hatten sich Vara und Tamila von Boron erbeten?
”Es vröuwt mich, wenne ihr alle vom Herre Boron bekommen habt, was euer Herze begert”, meint er sacht und lächelt seine Freunde an.
”Von Vadiros Wunsch habe ich schone gestern ervarn”, plaudert er und bricht ein Stück Brot ab. Er ist immer noch sehr stolz auf die Selbstlosigkeit des Zahori und schenkt ihm ein Lächeln.
”Was … was habt ihr euch gewünscht?” wendet er sich anschließend mit einem gewinnenden Gesichtsausdruck an Vara und Tamila. ”Also … wenne ihr davon berihten müchtet”, fügt er hinzu und meint das ganz ernst. Er selbst wollte eigentlich nicht so gerne über das sprechen, was ihm widerfahren war - nicht hier, nicht jetzt, irgendwie käme es ihm ungehörig vor - da würde er das Recht zu schweigen selbstverständlich auch den anderen einräumen.
”Dass der Herr Boron gibt hört man auch nicht oft”, meint Vara lächelnd. ”Thimorn hat sich einen der leuchtenden Steine gewünscht und ich denke eigentlich auch eher, dass ich alles, was ich mir wünsche, selbst erreichen kann ... irgendwie”, meint Vara lächelnd und lehnt ihren Kopf gegen Elindirs Schulter.
Der hört auf zu essen und dreht sich etwas zu ihr, so dass sie sich besser gegen ihn lehnen kann. Seine Finger sind nicht mehr sauber, also fasst er sie damit nicht an. Elindir schaut etwas überrascht. ”Du … hast dir … nihts gewünscht?” erkundigt er sich noch einmal, nur um sicher zu gehen, dass er das richtig verstanden hat.
Vara schaut etwas ertappt auf. ”Oh äh …” zögert sie sichtlich ... und wer weiß, was sie Elindir geantwortet hätte, hätten sie sich nicht dieses Versprechen gegeben. ”Aber … das behalte ich lieber noch eine Weile für mich … so etwas Großes ist es aber nicht ... vielleicht ein bisschen albern ...” windet sie sich ein wenig. ”Du wirst es im richtigen Moment schon erfahren”, sagt sie und lächelt Elindir etwas verlegen an. Dessen Augenbrauen zucken kurz gen Stirn. Er schmunzelt und zuckt mit den Schultern. ”Schone gut”, meint er. Offenbar war ihr das unangenehm, wer wäre er, da weiter nachzufragen. Stattdessen blickt er fragend zu Tamila.
Tamila schmunzelt. “Nichts.”, sagt sie, einfach nur, weil es so gut zu Elindirs und Varas Gespräch von gerade passt. Aber nach einem Zwinkern fügt sie an. “Ich habe mir gewünscht, dass Liaiella und er glücklich werden. Auch wenn das natürlich niemand beeinflussen kann, außer die beiden selbst und die Herrin der Morgenröte, aber mehr möchte ich nicht. Auch wenn ich wahrlich mehr bekommen habe.” Sie schenkt ihm ein Lächeln und führt nicht aus, dass sie damit nicht nur Rhayad meint.
Elindir schmunzelt auf diese Antwort hin. Natürlich, ganz typisch diese Rahjageweihten. Er schüttelt sacht den Kopf.
”Nihts?” wiederholt er mit hochgezogenen Brauen. ”So wunschlos wäre ich ouch gern”, spottet er warm und freundlich. Ihm selbst würden noch eine ganze Reihe Dinge einfallen, die er sich von einem Gott wünschen könnte. Wann im Leben stand einem so eine Möglichkeit schon einmal offen? Der Ritter mustert die Geweihte einen Moment lang unverwandt. Vielleicht war Tamila einfach wirklich glücklich. Von wem, wenn nicht einer Geweihten der heiteren Göttin, würde man das erwarten.
”Ein jederr Mensch hat Wünsche. Es würrde mich wundern keinen geäußerrt zu haben”, spricht Vadiro schmatzend aus. Er bedeckt Tamila mit einem unverständlichen Blick.
”Aber nicht jeder möchte einen Gott darum bitten ...” wendet Vara ein, während Elindir etwas verwundert die Stirn runzelt. Wen, wenn nicht einen Gott sollte man um unmögliche Dinge bitten? Aber vermutlich ging es hier um andere Wünsche.
”Das ist eine ziemlich zahorische Sichtweise und kam mirr bisher so noch nicht unterr”, kontert Vadiro gelassen und blickt nun zu Vara. ”Warum ich zahorisch sage … es liegt darran, dass wir unserr Schicksal nicht in die Hände von Göttern legen und ich frrage mich, warrum gerrade Tamila als Geweihte, also diejenigen, die die Zeichen ihrrer Götter am besten verrsteht, sich nichts von ihrer Gottheit wünschte. Das passt gerrade nicht in meinen Zahorikopf”, endet er etwas neckisch, um nicht die Brisanz seiner Aussage zu groß erscheinen zu lassen.
”Aber Boron ist nicht die Gottheit, die nah an ihrem Herzen wohnt”, wendet Vara etwas impulsiv ein, Tamila konnte schließlich für sich selbst sprechen. Sie versucht sich zusammenzureißen und schaut stattdessen zu der Rahjageweihten.
”Das trrifft auch auf andere zu”, bleibt er ausnahmsweise gelassen und ist schon gespannt auf Tamilas Antwort. Varas leicht impulsive Reaktion überrascht ihn doch etwas. Weitere Worte schluckte er mit einem weiteren Biss an seinem Brot herunter.
Tamila verfolgt das Gespräch amüsiert und kichert mädchenhaft. “Es gibt tatsächlich nichts, was ich mir von einem Gott wünschen könnte, liebste Freunde, die ihr euch um mein Wohl sorgt.”
Sie nippt an ihrem Arangensaft und überlegt, wie sie das Folgende formulieren soll. “Was sollte mich quälen, was ein Gott ändern kann? Die Menschen, die ich liebte und die mich verließen, haben das aus freien Stücken getan, weil sie es wollten. Das sollte kein Gott rückgängig machen.
Die Menschen, die mich immernoch lieben und von denen ich getrennt bin, tun das, weil sie müssen, weil sie an einem anderen Ort gebraucht werden oder schlicht dort sein wollen. Natürlich schmerzt es mich, sie nicht bei mir zu haben, aber das gehört zur Liebe dazu und wenn ich sie zu mir wünschen würde, fehlten sie dort, wo sie hingehören. Aber ich weiß, dass ich sie wiedersehen werde und das macht es erträglich.”
, führt sie ein wenig umständlich aus.
Dann zögert sie wieder und fährt vorsichtig fort: “Und das letzte … Satuaria hat entschieden, mich nicht bei sich haben zu wollen und für eine Zeit war es kaum zu ertragen. Aber Rahja hat mich nicht nur mit offenen Armen empfangen, sondern mir auch gezeigt, dass sie schon immer auf mich gewartet hat.
So sehr ich Satuaria verehre, das gebe ich nicht wieder her.”
Sie schenkt erst Vadiro und dann Elindir ein etwas schmerzliches, aber ehrliches Lächeln.
Vara kämpft gegen einen Schwall von Worten in sich an, sie will Tamila beistehen, ihr sagen das Satuaria sie keinesfalls abgelehnt hat, aber der viel zu intelligente Blick Vadiros vorhin lässt sie innehalten. ”Die Wege der Götter sind unergründlich”, quetscht sie deswegen nur tröstend hervor.
Der Ritter wirkt von dem schnellen Gespräch etwas überrumpelt. Doch Tamilas Fazit lässt auch ihn lächeln. Er erinnert sich an das Gespräch, das sie im versunkenen Palast geführt hatten - ob das hier auf dieselbe Situation in der Vergangenheit der Geweihten anspielt? Er wirft auch Vara einen Blick zu, bevor er sich wieder an Tamila wendet.
”Du hättest dir wünschen künnen, deine Liepsten zu sehen, wanne immer du müchtest”, schlägt er vor. ”In einem Spiegel oder dergelichen”, fügt er spontan an und schmunzelt. Zuckt dann aber mit den Schultern.
”Doch wenne du gelückelich bist … oder nein, zuvrieden mit dem, wie es ist, wer wäre ich dar über iergentwie zu urteilen?” räumt er ein und nickt Tamila zu. Er freut sich ehrlich darüber, dass sie mit sich so im Reinen ist.
”Das wärre doch das Mindeste gewesen”, bringt nun Vadiro hervor, diesmal sogar mit leerem Munde, ”es gibt wirklich nichts, was du dirr hättest wünschen wollen? Sehrr wahrrscheinlich schon, aberr dein Respekt Boron gegenüber warr größer als die Gier nach einer Möglichkeit deinem Wunsch, welcherr ja nicht unbedingt was mit Mitmenschen zu tun haben muss, näherr zu kommen? Puh, das nennen ich selbstlos und zeugt von Charakterstärrke, oder hast du eine Chance verrtan, da du in diesem Moment zu schwach warrst dich zu äußern und schämtest dich vielleicht vorr einem Gott deinen wahren Wunsch zu äußerrn?” Kurz pausiert er, dann fährt er fort.
”Es warr deine Wahl. Ich respektierre das, also lass dich nicht von meinen Worrten zu sehr aufwühlen. Du hast eine wunderrschöne Seele, Tamila”, antwortet er ernsthaft. Er mustert sie genau, für ihn wäre ein solches Verhalten, also vor einem Gott einen Wunsch auszuschlagen, sei es noch so profan, nicht vorstellbar. Für ihn ist die menschliche Seele wie ein Raubtier, es muss andere besiegen um zu überleben, nur das die Worte eines Menschen die Zähne eines Löwen sein können.
Wer in dieser Welt versucht nicht sich zu bevorteilen? … Rhiannon, wäre ein guter Kandidat, … liegt bestimmt an ihren elfischen Wurzeln. Geht es ihm so durch den Kopf. Dann fällt sein Blick auf seine Hand mit den vielen unterschiedlichen Ringen an den Fingern, er schmunzelt leicht, blickt dann aber wieder in Tamilas Augen.
Tamila betrachtet Elindir nachdenklich und schmunzelt ebenfalls. “Hätte ich wohl. Aber ich würde sie dann nicht weniger vermissen und Andere durch einen Spiegel zu betrachten, überlasse ich lieber den Zauberfähigkeiten, die Satuaria schenkt.” Bei diesen Worten wandern die Augenbrauen des Ritters gen Stirn, doch er lässt das einfach mal im Raum stehen, auch wenn es durchaus so aussieht, als habe er dazu ungefähr dreitausend Fragen.
Dann schaut sie Vadiro an und ihre dunklen Augen funkeln amüsiert. “Danke, liebster Tänzer der Sonne.” Sie lächelt ihn an und schüttelt dann sanft den Kopf. “Ich war nicht zu schwach und ich schämte mich auch nicht, aber es gibt tatsächlich nichts, was mir wichtig genug erscheint und ich mir nicht selbst erschaffen könnte. Außerdem habe ich viel mehr bekommen, als ich mir jemals vom Gott der Toten hätte wünschen können, es ist also nicht so, als würde ich diese Stadt nach diesem Abenteuer mit leeren Händen verlassen. Ich werde sie mit neuen Freunden, einem neuen Begleiter und einem Herzen voller Liebe verlassen. Das ist nichts, was man sich herbei wünschen kann, aber alles, was ich wollte.”
Und einem Herzen voller Trauer … aber dafür ist gerade nicht der rechte Moment.
Vara nickt zustimmend zu Tamilas Worten und lächelt sie an, sie empfand das genauso. Tamilas Blick findet Varas und sie tauscht ein Lächeln mit ihrer Freundin.
”Du bist grroßartig, Tamila. Ich kann es nurr wiederholen!” antwortet Vadiro ihr kopfschüttelnd mit einem Lächeln im Gesicht. So viel Tugend in einer Person.
Er versteht es nicht, gibt sich aber hier vor seinen Freunden nicht die Blöße. Eine Geweihte ruft Wunder herbei, bittet um Segen, aber einen Wunsch von einem Gott gewährt, wird abgelehnt. Darüber wird Vadiro bestimmt noch grübeln. Und damit ist er nicht allein. Auch Elindir wirkt von dem Gespräch etwas irritiert.
”Das hast du schoene gesagt”, findet er und lächelt Tamila freundlich an. Es ist aber auch ein etwas reserviertes Lächeln. Es sieht nicht so aus, als wollte der Ritter das Thema noch weiter vertiefen. Jeder musste auf die großen Fragen des Lebens seine eigenen Antworten finden.
Im Gegensatz zu den beiden Männern wirkt Rhiannon nicht irritiert, im Gegenteil strahlt sie die andere Geweihte fröhlich an. ”Ich versteh’ das. Wer weiß, ob es wirklich zu dem großen Glück führt, sich die geliebten Herbeizuwünschen, denn andere könnten darunter leiden. Deshalb hatte ich eigentlich auch nur gefragt, ob mein Vater noch am Leben ist, ich wollte nur wissen, ob ich jemals die Chance habe, ihn kennen zu lernen. Stattdessen hat mir Boron noch mehr gegeben, den Namen und den momentanen Aufenthaltsort. Suchen muss ich ihn aber selbst, hätte ich ihn mir herbei gewünscht, würden jetzt wahrscheinlich andere im Gebirge verhungern oder erfrieren.”
Elindir spart es sich Rhiannon darauf hinzuweisen, dass er diesen Teil von Tamilas Absage durchaus verstehen und nachvollziehen kann. Es erinnert ihn nur erneut an seinen unbotmäßigen Wunsch und so zieht er sich gedanklich noch etwas zurück. Die Zeit zu wünschen war ja ohnehin vorbei und er gehörte nicht zu denen, die so eine Geschichte lange drehten und wendeten. Tamila hatte ihre Wahl getroffen und das respektierte er.
Bei den großen Fragen und Leuten, die diese sicher gerne diskutieren, fällt ihm etwas anderes auf: ”Zouberer Thimorn hat wole einen gesegneten Slaf …”
Nachdenklich blickt Elindir zur Treppe.
”Darbi ist er doch zerist zu Bette gegan …?”
”Die Wirtin sagte er sei bereits aufgebrochen …” erklärt Vara und macht ein betrübtes Gesicht.
Das erstaunt den Ritter. ”Ohne … Abschied?”
Vara zuckt etwas hilflos mit den Schultern. ”Ich befürchte es … vermutlich wollte er keine Zeit verstreichen lassen, um seine Freundin noch einzuholen … ich hoffe er hat überhaupt etwas geschlafen”, meint die Gelehrte nachdenklich, und denkt dabei an den nicht unerheblichen Lärm, den sie wohl gemacht hatten, auch wenn sie das natürlich nicht ausspricht. Elindir nickt sacht zu ihren Worten und schaut etwas betrübt drein. Wer wusste schon so genau, welche Rolle diese Frau in Thimorns Leben gespielt hatte?
Weil sie Thimorn ja nicht so gut kennt, hält sich Tamila bei diesem Thema zurück, wendet sich wieder ihrem Arangensaft zu und grübelt ein wenig darüber, warum Vadiro und Elindir von ihren Worten so irritiert und reserviert wirken. Sie zweifelt nicht an sich selbst … aber ob die anderen das Gefühl haben, sie würde sie für ihre Wünsche verurteilen? Sie hofft nicht, denn das tut sie wahrlich nicht. Bloß weil sie selbst nichts wollte, bleibt es ja jedem frei überlassen, das anders zu entscheiden …
”Och, das ist aberr schade. Ich werrde diesen Kautz verrmissen”, antwortet Vadiro über Thimorns frühen Aufbruch.
Ihm fällt auf, dass Tamila wohl über seine Worte nachdachte, er konnte es ihr nicht verdenken. Rhiannons möglichen Wunsch die Vermissten zu sich zu wünschen fand er lustig, aber das war es nicht was er darüber dachte. Er selbst hatte einen angeblichen selbstlosen Wunsch geäußert, geschwängert von dem Leiden seiner Sippe und somit ein Weg der Heilung, dieses Leiden zu beenden. Aber lag in dem Wunsch nicht auch ein Weg darin nun berühmt zu werden, der Retter der Ahnen, der mit dem Tod tanzt, um Geister zu befreien? Diese Gabe könnte auch dafür sorgen, dass er wieder Anerkennung von seiner Sippe erfährt und ihm vergeben wird. Also so selbstlos war er gar nicht. Hatte nicht jede Person ihre Schwachstelle, Merkmale, die im Hintergrund agieren und subtil die Entscheidungen beeinflussen. War Tamila frei von solchen Dingen? Vadiro betrachtet sie nun mit ganz anderen Augen. Er zollt ihr immensen Respekt und Anerkennung, aber da ist auch die Neugier ihre Schwachpunkte kennen zu lernen, um sie darauf hinzuweisen und gegebenenfalls zu helfen, damit ihre reine Seele erhalten bleibt. Er hätte nie gedacht eine Geweihte zu treffen die eine zahorische Ansicht in sich trägt. Und er? Ein Zahori bittet Boron darum ihm die Gabe eines Austreibungstanzes* zu gewähren. Ironie des Schicksals? (*auch wenn dieser magisch gefüttert wird und nicht karmal)

Entgegen der Vernunft nimmt sich Vara noch etwas Rührei mit Speck, eigentlich war sie schon satt. Schweigend isst sie und überlegt was sie noch alles in der Stadt machen wollte.
Elindir stochert derweil etwas lustlos in seinem Essen herum. Das Gespräch über Borons Gaben liegt ihm etwas schwer im Magen - es erinnert ihn an seinen Ausbruch vor seiner Reise ins Reich des Todes, wie er zuerst diesen unfassbar unangemessenen Wunsch geäußert hat und anschließend vor ihrer aller Augen zusammengebrochen war. Wie oft hatte er jetzt in den wenigen Tagen, die er diese Menschen hier kannte, in ihrem Beisein schon die Fassung verloren? Man musste ihn langsam für ein vollkommenes Nervenbündel halten.
Die Tatsache, dass Thimorn einfach verschwunden ist, versetzt ihm ebenfalls einen Dämpfer. Er hatte den Zauberer wirklich gemocht.
”Etwenne trifft man sich ja noch einemal …”, meint er etwas unvermittelt und zusammenhanglos.
”Wiß ieman, wo man ihn vinden kann, also wo er lebt?” erkundigt er sich in die Gruppe - vor allem irgendwie bei Vara, die beiden Gelehrten hatten sich ja doch schon etwas mehr miteinander unterhalten.
Tamila schüttelt bedauernd den Kopf.
Vara kaut auf bevor sie antwortet. ”Zuletzt war er im Orkland auf einer Forschungsreise, wo er lebt weiß ich nicht, aber er hat an der Magierakademie in Nostria studiert, sicher wissen die am ehesten um seinen Aufenthaltsort”, meint sie und legt etwas tröstend eine Hand auf Elindirs Knie, das sah ja niemand. Er schaut zu ihr, seine Mundwinkel wandern ein wenig nach oben und er mustert sie liebevoll. Elindir nickt.
”Verstehe”, murmelt er und kann sich für einen Moment nicht von ihrem Anblick losreißen. Die Gelehrte lässt ihren Löffel, den sie gerade neu beladen wollte, unbeachtet etwas sinken und erwidert Elindirs Lächeln glücklich und ebenso liebevoll. Als wären sie in dem Moment gar nicht hier, sondern in einer ganz eigenen Welt.
Vadiro starrt ins Leere, seine Gedanken scheinen ihn zu beschäftigen. Geistesabwesend stopft er sich wieder etwas zu Essen in den Mund und kaut etwas lustlos.
”Ich denke auch, dass wirr Thimorn nicht so schnell wiederrfinden werden. Am besten ist wir setzen ein Gerücht in die Welt, dass es bald einen Marrkt geben wird, der einzigartig in Aventurien ist, denn dieserr würde nurr Gestein ausstellen. Da wirrd er bestimmt hinkommen”, scherzt er, nur diesmal achtet er nicht auf die Reaktion seiner Gefährten, sondern konzentriert sich beim Umgang mit Messer und Gabel nicht ganz so wild auszusehen.
Tamila kichert leise und beißt in ihr Brot. Mittlerweile hat sie sogar ein wenig Appetit.
Vadiros Worte reißen Elindir etwas aus seinem Tagtraum. Er schaut flüchtig zu ihm, während Vara spricht.
”Viele Magier sind ihrer Akademie noch verpflichtet, da sie ihre Studiengebühren abzahlen müssen. Insofern haben sie der Akademie mitzuteilen, wo sie sich aufhalten. Sollte uns das Schicksal nicht wieder zusammenbringen und die Sehnsucht zu groß werden, ist das vermutlich eine der besten Möglichkeiten ihn zu finden. So, ich frag mal, ob Ciel hierbleiben kann, während wir zum Hafen gehen. Ich bin fertig mit frühstücken", erklärt Vara, streicht noch einmal über Elindirs Knie und erhebt sich dann. Das Schlangenkästchen nimmt sie in die Hand.
Der Ritter sieht ihr mit einem Lächeln nach und seufzt vernehmlich durch die Nase, bevor er sich wieder seinem Essen widmet. Stumm strahlt er seinen Teller an und isst gut gelaunt.
Elindirs Gesicht erfreut Vadiro, die letzten Momente war Vadiro betrübt, damit muss nun Schluss sein, zwingt er sich.
”Wie ich sehe warr deine Nacht genau so errfolgreich wie meine. Du sieht wesentlich entspannter aus. Und hast du sie orrdentlich gebürrstet?” fragt er ihn leise aber nicht so leise, dass niemand aus unmittelbarer Nähe es nicht hören könnte, nur Vara sollte es nicht vernehmen, sie wäre bestimmt sauer.
”Also ich hatte ‘ne wunderrbare Nacht, trotz das ich nicht zugestochen habe, war es aussergewöhnlich schön. Ich wundere mich nurr überr mich selbst, warum ich nicht so verrträumt bin wie du, mein Herr?” neckt er ihn und sich selbst. Auf Elindirs Reaktion ist er schon ganz gespannt, er hatte die ganze Zeit trübselige Gedanken und vergaß das Wesentliche, die Freude am Leben.
Der Ritter - gerade noch ganz in Gedanken und mit vollem Mund - verschluckt sich herzlich bei Vadiros Worten. Er muss einen kleinen Augenblick husten und dann starrt er Vadiro verblüfft an. Nur um anschließend heiteres Gelächter auszubrechen.
”Du bist unmügelich!!” bringt er zwischen Glucksen und Lachen hervor.
Die Rahjageweihte ist glücklicherweise lange in Etikette geschult worden, um so zu tun, als hätte sie keinen Ton davon gehört, auch wenn sie das Schmunzeln doch hinter ihrer Scheibe Brot verbergen muss. Elindir hat mit seinem Kommentar doch recht, so scherzhaft es auch war. Aber solange es ihn nicht stört, hält sie sich da heraus. Zumal sie Vara beizeiten auch nochmal genauer fragen wird. Aber in privaterer Atmossphäre.
”Was denkst du dir denn eigenlich? Dass ich hier und ietzt iergentwelche Einzelheiten usbreite?” scheltet er ihn halblaut. Doch ernstzunehmen ist das nicht, dafür ist der Ton viel zu amüsiert und das Grinsen viel zu breit. Er kann sich gerade noch beherrschen nicht jungenhaft zu kichern, doch das fröhliche Gesicht kann nicht verbergen wie glücklich er doch irgendwie ist. Ein kleiner Blick huscht zu Rhiannon. Dinge, die ihn nichts angehen … aber offenbar nahm sie das mit dem Aufsparen für die Ehe doch ernster … Etwas Neugier perlt in ihm auf, doch … das sind Dinge, die ihn wirklich ganz und gar nichts angehen, erinnert er sich selbst.
”Ja, warum nicht … ist doch nicht schlimm. Du musst doch keine Details erzählen, kannst du dirr ja für späterr aufbewahren. Aberr warrum beantwortest du meine Frrage nicht? Ich will doch nurr wissen, ob du weiter kamst als ich!”
Die Doppeldeutigkeit hat er bewusst gewählt, er wollte den Ritter aus der Reserve locken ohne unfreundlich zu sein, warum sollte er auch. Diese höfische Etikette hatte er noch nie verstanden. Angeblich dient so ein Benehmen dem Anstand, wer das erfunden hat gehört gesteinigt, denkt sich Vadiro und kichert.
Tamilas Blick wandert zu Rhiannon. Nicht, dass es etwas Schlimmes daran gab, solche Details zu teilen, auch wenn das nun vielleicht doch etwas zu öffentlich war. Aber es musste doch in jedem Fall in Rhiannons Einverständnis geschehen.
Elindirs Augenbrauen zucken amüsiert und er schmunzelt Vadiro tiefgründig an. ”Ein Edelman spricht über solch Dince niht”, meint er verschmitzt.
”Was mich … über einices swigen laßt.” Sagt es und zwinkert Vadiro zu. Vorgeblich nachdenklich legt er einen Finger ans Kinn.
”Sagen wir …” meint er dann etwas langgezogen, ”dass Rahja unsere Gebete … sicherliche erhoert hat.”
Wieder muss Tamila schmunzeln, aber diesmal verbirgt sie es nicht.
Rhiannon wird etwas rot und sieht dann überrascht zu den zwei Männern.
”Ihr zwei seid doch … Vielleicht würdest du wirklich gut zu den Elfen passen, iama. Ich dachte immer Menschen reden darüber nicht.”
Elindir blickt kurz zu Rhiannon. Er lässt die Augen mit einem Schmunzeln rollen. Doch mit einer Antwort kommt Vadiro ihm zuvor.
”Oh, es wirrd mehrr darüber gerredet, als man denkt. Das kann ich euch versicherrn”, sagt er zu den Zuhörern, dann wendet er sich an Elindir. ”Das frreut mich zu hören. Dann bist du meinem Rat, dem ich dirr im Zuber gab gefolgt?” Sein Grinsen ist wieder dermaßen breit, dass man denken könnte, dass am Hinterkopf sich die Lippen wieder vereinen. Vor seinem geistigen Auge sieht er das Wasser wieder über den Zuberrand schwappen.
Tamila schüttelt leicht den Kopf und zwinkert Rhiannon zu. “Wahrscheinlich sollten wir auch über etwas sprechen, das ihnen die Röte des Himmels am Morgen in die Wangen treibt, dann würden sie aufhören. Aber ich fürchte, dass wir dich damit schneller vergraulen, Sohn des Edelmuts, als Vadiro.” Sie schenkt dem jungen Edelmann ein amüsiertes, aber irgendwie auch anerkennendes Lächeln. Vielleicht war sie doch ein Opfer ihrer Erziehung, aber er hatte hier doch mehr Etikette bewiesen.
Bei ihrem Blick kann Tamila sehen, dass ‘die Röte des Himmels am Morgen’ sich bereits in Elindirs Gesicht ausbreitet. Doch nicht wegen ihren Worten. Der Ritter sieht Vadiro ziemlich schockiert an. Hier vor “allen Leuten” hinaus zu posaunen, dass er sich Rat bei ihm geholt hatte. Er möchte am liebsten im Boden versinken.
Rhiannon fängt an zu lachen und sieht die andere Geweihte begeistert an. ”An was genau denkst du da? Die meisten Männer hat es ja vergrault, wenn wir über Kleidung oder Schmuck reden, aber schamesrot werden sie dadurch wohl nicht.”
”Vadiro …” wendet sich Elindir an den Zahori, mittlerweile doch sehr in Verlegenheit gebracht. ”Es ist gut, es reicht”, bemüht er sich mit ruhiger Stimme zu sagen.
Er linst kurz in die Richtung, in die Vara verschwunden ist. Es fehlte gerade noch, dass sie in justament in diesem Moment zurück käme.
Tamila schwankt kurz, ob sie auf Elindirs Scham reagieren soll, denn sie will ihn nicht noch mehr in Verlegenheit bringen. Aber dann legt sie ihm doch kurz die Hand auf den Arm und meint leise. “Du bist nur ein junger Mensch. Und es zeigt, wie sehr du dich sorgst und liebst, nichts Schlechtes über dich.”
Dann wendet sie sich wieder Rhiannon zu und schmunzelt. “Nun, ich könnte dich nach deiner Nacht fragen oder von meiner erzählen … wobei es Nächte gab, die abenteuerlicher waren … wenn auch sehr viel weniger hinreißend.” Sie lächelt still und streicht eine Strähne hinters Ohr. “Aber ich denke, wir würden einen schnelleren Erfolg erzielen, wenn wir über monatliche Blutungen oder die noch sehr viel blutigere Geburt eines Kindes reden. In dieser Hinsicht hast du sicherlich auch mehr Wissen zu bieten, als ich, weltenoffene Jüngerin der Eidechse.”
Von Vara ist nichts zu sehen. Leises Stimmengemurmel klingt aus der Küche, aber man versteht es nicht, was umgekehrt vermutlich heisst, dass man dort drinnen auch nicht versteht, was hier gesprochen wird.
Der Ritter beantwortet Tamilas sanfte Worte etwas verspätet mit einem verdutzten Gesicht. ”Wie meinen?” fragt er leicht überfordert.
”Ich habe schon verrstanden”, antwortet Vadiro lächelnd in Richtung der anwesenden Frauen und dann auch zu Elindir. ”Na gut, ich lass es sein weiterr so zu rreden. Ich möchte dich nicht verrärgern, ich dachte es würrde die Runde etwas auflockerrn, aber falsch gedacht.” Er zuckt mit den Schultern und fuchtelt etwas unentschlossen in seinem Essen rum.
Kurzentschlossen greift Elindir über den Tisch und wuschelt Vadiro durch den Schopf.
”Du ergerst mich niht, du bringst mich in Verlegenheit!” kommentiert er und streckt ihm sehr aristokratisch die Zunge raus.
Bei Elindirs aristokratischer Zunge fängt Rhiannon lauthals an zu lachen. ”Das hab ich ja bei Adligen noch nie gesehen! Aber ich kann das viel besser”, und streckt ihm die Zunge auf sehr kindliche Art entgegen.
Daraufhin fällt auch Elindir in das Gelächter ein.
Tamila amüsiert sich sichtlich über die beiden und kichert vor sich hin.

Die Tür zur Küche geht auf und Vara schaut neugierig heraus als sie das Lachen hört. Sie verlässt die Küche und tritt lächelnd wieder an den Frühstückstisch, neben Elindir. ”Na? Über was lacht ihr?” fragt sie lächelnd. Das Schlangenkästchen hat sie nicht mehr dabei
”Ichff hab gerrad … den Mund … voll”, erklärt Vadiro sich und schaut ganz unbetroffen zu Rhiannon und Elindir, dabei richtet er seinen Zopf etwas, hatte Elindirs Wuschelei ja dafür gesorgt, dass er schon fast seine Haare mitgegessen hatte. Einen gespielt bösen Blick wirft er ihm zu.
Immer noch lächelnd schaut Vara vom kauenden Vadiro zu den anderen in der Runde. Währenddessen schnaubt Elindir etwas zwischen ungehalten und amüsiert, dass sich Vadiro hier so aus der Affäre zieht. Grinsend knufft er ihn in die Seite und wendet sich dann an Vara.
”Ach, es ging nur darumbe, wie man ander besonders gut in Verlegenheit bringen kann”, meint er und zwinkert ihr zu.
”Oh … aha … naja, das beherrscht ihr sicher alle ganz gut”, meint Vara gutmütig lächelnd. ”Ciel kann hier bleiben … wie lange möchtet ihr noch Frühstücken? Ich bin im Prinzip fertig”, sagt sie, will die anderen aber auch nicht vom weiteren Essen abhalten.
”Och, ich habe schon lange nicht mehrr so gut gefrrühstückt, aberr langsam will einfach nichts mehrr in meinen Bauch passen … vielleicht kann ich ja noch was mitnehmen”, lacht er dann auf, dabei fliegen ihm zwei drei Krümel aus dem Mund. Jeder wußte das Zahoris nomadengleich durch die Länder ziehen und des öfteren entbehrlich leben mussten. Zumindest war so das gängige Klischee.
Elindir besieht sich das und scheint bei Vadiros mangelnden Tischmanieren doch eher unbegeistert. Der Ritter verzieht jedoch nur ganz kurz das Gesicht.
”Von gestern ist noch einiges übrig. Wenn du dich beeilst kannst du dir noch etwas einpacken bevor der Rest an die Armenspeisung geht", meint Vara lächelnd und Elindir gluckst daraufhin amüsiert, während der Zahori den beiden ein Lächeln zuwirft.
”Ich bin ebenen Falls vertec”, meint er, in erster Linie zu Vara.
”Wenne es Euch nicht stoert, künnen wir uns ja schone eineml uf den Wec zum Haven machen?” Fragend sieht er in die Runde.
”Nurr zu, ich habe hierr noch was zu erledigen”, und meint wohl damit noch etwas von der Armenspeisung abzuzwacken, denn er schaut belustigt in Richtung Küche.
Elindir schmunzelt dazu amüsiert. Wenn kein Widerspruch erhoben wird, erhebt der Ritter sich und bedeutet Vara, dass er bereit ist. Vara lächelt ihn an.
Tamila hat derweil schweigend tatsächlich mal ihre ganze Brotscheibe gegessen und nimmt sich noch zwei Obststücke. “Ich würde Rhayad gerne noch etwas Auslauf gönnen … und etwas Ruhe genießen”, erklärt sie und lächelt Vara und Elindir an.
Die beiden nicken nochmal in die Runde und verabschieden sich.
Yesterday's the past, tomorrow's the future, but today is a gift. That's why it's called the present.
-Master Oogway

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Besuch im Stelengarten - Vara und Elindir

Nach dem Frühstück ziehen sich die beiden Adligen noch einmal kurz auf ihre Zimmer zurück, um sich für den Weg durch die Stadt zu kleiden.
Einen Moment später treffen sie sich oben im Flur wieder. Elindirs Haar ist mittlerweile trocken und ordentlich gekämmt. Er trägt noch dieselbe Kleidung wie beim Frühstück, aber zusätzlich den Mantel um die Schultern und das Schwert an der Seite. So wie abgesprochen, verrät nichts, dass er von Stand ist - abgesehen von der Klinge vielleicht.
”Mylady”, grüßt er Vara und bedeutet ihr vor ihm die Treppe in den Innenhof zu nehmen. ”Nach euch”, meint er mit einem freundlichen Grinsen.
Er folgt ihr auf dem Fuße, als sie die Treppe hinab geht und im Innenhof reicht er ihr auch den Arm wieder.
”Mein lieber Gatte” kichert Vara etwas und das trifft ihn so unvorbereitet, dass ihm kurz die Gesichtszüge entgleisen. Nur um anschließend genauso darüber zu lachen. Vara nimmt derweil den dargebotenen Arm und schaut ihn belustigt an. Sie war so glücklich und entspannt, dass sie ganz vergaß ihn wegen seiner Reaktion weiter zu necken. Ciel hat sie der Wirtin wieder anvertraut, der Kleine wurde doch etwas wild so langsam, und sie wollte nicht, dass er bei einem seiner Ausflüge in ihrem Ausschnitt verloren ging. Sicher würde er ruhiger, wenn er erstmal was zu fressen hatte.
Dann wird sie wieder etwas ernster. ”Sollen wir erst die Blumen niederlegen gehen?” fragt sie und erstickt damit auch das breite amüsierte Grinsen auf dem Gesicht ihres Gegenüber. Es gerinnt schlagartig zu einem nachdenklichen Gesichtsausdruck. Elindir nickt langsam.
”Ja”, antwortet er einsilbig und schenkt ihr noch ein sanftes Lächeln. Sie soll nicht denken, dass seine Stimmung an ihr liegt.
”Wie geht es dir dabei?” fragt Vara ihn, während sie in Richtung der herbstlich rot leuchtenden Gewächse des Rahjagartens laufen. Es ist herbstlich kalt, aber einer dieser Tage, wo die Sonne sich noch einmal von ihrer besten Seite zeigt, das merkte man jetzt schon, auch wenn die Mittagsstunde noch nicht erreicht war. Eichhörnchen jagen die Bäume rauf und runter. Leute verweilen in ihrem Tun und halten inne, so als müssten sie diese letzten Momente vor dem Winter noch in ihren Herzen einlagern für schlechte Zeiten.
”Ich meine ... nach deiner Erfahrung”, fügt die Almadanerin zart hinzu.
Elindir nimmt sich einen Moment Zeit für eine Antwort. Oder denkt über die Frage nach.
”Swaere das zu sagen”, meint er schließlich.
”Ich geloube … ich bin wenecer trurec … trure wenecer um min Vater”, beginnt er. ”Und zugelich …” Er seufzt.
”Zugelich trure ich mer um min Muoter”, vertraut er ihr an, während seine Stiefel über das Pflaster klacken.
”Es … ist … sware … zu sagen …” murmelt er noch halblaut und wirkt nachdenklich und in sich gekehrt.
Vara streichelt zärtlich über seinen Arm, während er erzählt, sie lässt Stille zwischen ihnen zu bevor sie antwortet, nimmt sich Zeit. Ein rotes Blatt segelt von einem Baum an ihnen vorbei.
”Du hast sie vorher nicht gekannt, du wusstest nicht was du vermisst … “ sagt sie vorsichtig tastend.
Er nickt. ”Sere genou”, stimmt er zu. Seine Augen huschen zu ihr hinüber, einmal über ihr Gesicht. ”Aber … in toto würde ich sagen … es gent besser. Allethalben besser als bei min letst Besuochunge”, fügt er hinzu und sieht wieder auf den Weg.
Vara runzelt die Stirn angestrengt als Elindir so stark in seine Muttersprache verfällt. ”Ich befürchte, ich habe nicht alles verstanden, Elindir ...” Sie lächelt leicht. Der Gedanke an sein altes Leben, und das Entspannte zwischen ihnen, ließ ihn wohl vergessen sich Mühe zu geben beim Sprechen. Das war schon in Ordnung und irgendwie süß, aber sie wollte schon verstehen, was seine schöne Stimme sagte. Ihre Worte lassen ihn mit den Augenbrauen zucken. Er ärgert sich wohl etwas über sich selbst.
”Jedes Gefühl, das du hast, ist richtig, Elindir, Trauer, aber auch Freude. Dir … und ihr wurde ein wunderbares Geschenk zuteil, das ihr euch kennenlernen durftet, obwohl der Tod euch schon so früh getrennt hat. Und irgendwann wirst du sie in Borons Reich wiedersehen, dann holt ihr alles nach”, versucht sie ihn aufzumuntern.
Die Reaktion sind ein leises amüsiertes Schnauben durch die Nase und ein Schmunzeln.
”Keine Sorge”, meint er leise. ”Ich habe niht vor mich der Trurecheit zu ergeben.” Versichernd legt er die freie Hand auf ihre auf seinem Arm und lächelt sie an. ”Ich sagte gerade, dass es mir besser gent. Dass ich mich besser vüele, als … als ich”, er grübelt kurz nach, es war vorgestern gewesen, ”als ich vorgestern dorten war.”
Nachdenklich sieht er wieder geradeaus. ”Ich bin trurec, aber … es verzert mich niht, verstent du?” versucht er sich zu erklären.
”Das weiß ich, Elindir”, antwortet Vara sanft. ”Es ist auch eine traurige Geschichte”, fügt sie hinzu, er nickt stumm. Zwei Kinder rennen lachend vorbei, auf dem Weg zu unbekannten Abenteuern, von denen wohl nur sie wussten.
”Ich bin etwas aufgeregt … meinst du sie können uns sehen, wenn wir dort sind?” fragt Vara nach und entlockt ihm damit ein Schmunzeln. Elindir zuckt mit den Schultern und nickt dann.
”Ich wiß es niht”, gibt er zurück und lächelt. ”Aber … ich denke schone.” Ihre Aufregung erinnert ihn leise daran, dass seine Eltern nun einmal das Fürstenpaar waren. Ihm war es immer so leicht gefallen das abzulegen, einfach nur er selbst zu sein, aber mit seinem Vater war es immer etwas anderes gewesen. Wenn Diaran dabei gewesen war, hatte Aedin nicht einfach nur sein Freund sein können. Alle Welt hatte das Haupt vor ihm gebeugt - er selbst ja auch. Und eines Tages hätten sie es auch vor ihm gebeugt. Ihm war das als Kind so verdammt albern vorgekommen, so aufgesetzt, aber heute wusste er, wie wichtig es gewesen war.
Unter seinem Lächeln ahnt er aber auch, dass es Vara vermutlich nicht so sehr darum geht, dass seine Eltern eben das Fürstenpaar waren. Sondern eben seine Eltern. Für einen kleinen Moment stiehlt sich das absurde Bild in seine Gedanken, wie sie zu viert beim Tee sitzen, seine Eltern als Geister schwebend über den Stelen mit ihren Namen, sie beide auf einer Picknickdecke auf dem Boden davor. Unvermittelt beginnt er leise zu glucksen.
Vara schaut ihn mit großen Augen an. ”Hee! Was gibt es da zu lachen?” fragt sie gespielt empört und startet eine kleine Kitzelattacke. ”Ich hoffe halt sie mögen mich, das ist doch nicht zum Lachen! Na warte!” sagt sie und nimmt auch die zweite Hand für den Angriff auf seine kitzligen Stellen.
Er lacht nun noch herzlicher, während er versucht ihre Angriffe abzuwehren. Immer wieder zuckt er dorthin, wo ihre Hände sind, kann sie aber nicht wirklich festhalten. Irgendwann macht er einen Satz zurück, um aus ihrer Reichweite zu entkommen. Beinahe in einen anderen Passanten hinein. ”Heda, immer ruhig mit den jungen Pferden …” meint die ältere Dame mit einem gutmütigen Schmunzeln. Vara schaut kurz erschrocken, aber es ist ja nichts passiert zum Glück und die Dame nimmt es mit Humor.
”Ent-entschuldigt!” gibt Elindir zurück und neigt ihr leicht das Haupt zu. Er grinst lausbubenhaft und zugleich entschuldigend. Die alte Frau lacht leise hinter vorgehaltener Hand. ”Ach, man wäre doch gerne selbst wieder jung”, kommentiert sie, lächelt und zwinkert ihnen mit beiden Augen zu, ehe sie sich wieder auf den Weg macht.
Vara lächelt die Frau an und nimmt dann wieder gesittet Elindirs Arm ... dann beugt sie sich verschwörerisch zu ihm hinüber. ”Wenn sie wüsste, dass sie gegen dich ein richtig junger Hüpfer ist ...” flüstert sie und kichert lautlos. Das fällt auch gar nicht weiter auf, denn Elindir lacht dafür auf. Erschrocken von seiner eigenen Lautstärke schlägt er eine Hand vor den Mund und verzieht etwas das Gesicht. Etwas unangenehm berührt zieht er sie weiter, irgendwohin, wo die Leute noch nicht zu ihnen herüber schauen.

Sobald sie ein Stück weiter sind, seufzt er erleichtert auf. ”Hoppla”, kommentiert er das Geschehen noch leise und grinsend.
Vara grinst ebenfalls. ”Das macht Spaß, wir sollten uns öfter bürgerlich geben”, meint sie schmunzelnd, während er darüber feixt. Sie strafft sich dann aber etwas, als wollte sie das Thema wieder auf etwas Ernsteres richten.
”Ich würde gerne noch bei der Nordlandbank vorbeigehen ... irgendwann auf dem Weg … die ist beim Hesindetempel”, fügt sie erklärend hinzu.
”Ich bin mir nicht sicher, ob das auf dem Weg liegt”, meint sie noch.
Er mustert sie und sieht kurz grübelnd gen Himmel. Nur um anschließend den Kopf zu schütteln. ”Nein”, erklärt er.
”Wir mueßen danne noch witer gen Rahja in der Stat”, meint er und deutet mit der Hand die Richtung an. Er pustet etwas Luft aus. ”Das ist reht wit”, kommentiert er.
”Ja, aber es ist wichtig ... zum einen brauche ich noch etwas Bargeld, um die Reise zu bezahlen, und zum anderen möchte ich dir Geld geben, du brauchst dein eigenes Geld, ich will nicht das du mich jedesmal fragen musst”, sagt sie und setzt einen ‘keine Diskussion’-Blick auf.
Elindir blinzelt überrascht. Er klappt den Mund auf, um etwas zu sagen. Und macht ihn unverrichteter Dinge wieder zu. ”Aber …” entschlüpft es ihm dann doch. Er bleibt stehen und sieht sie für einen Moment verblüfft an.
”Ich …” beginnt er und schaut dann unangenehm berührt drein. ”Ich … wiß niht … ich … habe … ein wenec Gelt habe ich bei mir”, erklärt er etwas stockend, bis er die Überraschung überwunden hat.
”Doch … vür ein Fest … oder eine Vart mit einem Schif würde es niht reichen, das ist war …” Der Ritter kratzt sich mit dem freien Arm verlegen am Hinterkopf.
”Stoert es dich … denne?” fragt er vorsichtig.
Vara schüttelt den Kopf. ”Nein, überhaupt nicht. Ich weiß, dass das ein schwieriges Thema ist, aber ich würde mich schlecht fühlen, wenn ich jedesmal bitten müsste ... und ich will nicht, dass du dich schlecht fühlst. Du bist gerade in einer Notlage und ich will und kann dir gerade helfen. Meine Hoffnung ist, dass du es annehmen kannst ohne das du dich schlecht fühlst. Du kannst deinen Freunden vielleicht keine Reise bezahlen, aber es sind ja auch meine Freunde. Du kannst ihnen aber ein Bier ausgeben, wann immer du möchtest ... wobei ich doch eher zu Wein raten würde in Almada”, sagt sie und versucht es mit einem ungezwungenen Lächeln. Es war wirklich ein schwieriges Thema.
Doch ihr Gegenüber schmunzelt gerührt. Elindir beugt sich zu ihr vor - zu ihrem Ohr, wie sie schnell merken kann.
”Vara … ich bin ein Prinz”, raunt er. ”Ich habe in meinem Leben niemals vil Golt bei mir getragen”, erklärt seine warme Stimme. ”Entweder man wollte kein Golt von mir, oder ander bezalten vür mich.”
Er richtet sich wieder etwas auf und sieht ihr ins Gesicht, streicht ihr mit der freien Hand eine Strähne aus dem Gesicht.
”Ich neme deine Gabe sere gern an - vor allem, da ihr Ansinnen so warm ist.” Er angelt nach ihrer freien Hand und führt ihren Handrücken zum Mund.
”Aber geloube bitte niht, dass … dass ich es niht ertragen künnte … mich ushalten zu laßßen”, fügt er vergnügt hinzu.
Vara drückt seine Hand, welche die ihre hält sacht. ”Ohje, darauf bereiten sie die kleinen Mädchen nicht vor in ihren Märchengeschichten”, sagt sie und seufzt theatralisch, was ihn lachen lässt. Dann lächelt sie.
”Ich freue mich! Dann ist das erstmal geklärt”, sagt sie und neigt sich seiner Hand mit dem Gesicht entgegen.
”Ähm ... wo gehen wir eigentlich hin?” fragt sie dann.
Er schmunzelt und nickt mit dem Kinn in die Richtung, in die sie gehen. ”Zum Palas”, meint er und setzt sich wieder in Bewegung. Mittlerweile passieren sie die Brücke, auf der … Dinge geschehen sind, an die sie beide wohl nicht so gerne denken. Vara wirft einen kleinen Blick zu dem Geländer gegen das man sie gedrückt hat, aber lässt sich ansonsten nichts anmerken.
Ein wenig, um vom Ort abzulenken, vielleicht auch, weil ihm jetzt erst auffällt, dass sie das gar nicht wirklich wissen kann, erzählt er: ”In Havena werden die Toten nicht in der Erde begraben”, und sieht kurz zu ihr, sucht in ihrem Gesicht danach, ob sie das schon wusste. Sie schaut ihn fragend an, offensichtlich wusste sie das noch nicht. ”An der Kuste Albernias schickt man sie uf einem Vloß auf das Mer hin uß. Ein Pfil enzündet es, bevor es die Reichwite des Schußes verlaßt.”
Elindir blickt die Straße entlang.
”Es gibt kein Grap, zu dem wir gen”, klärt er sie auf. ”Keine Gruft under der Erde. Min Eltern sind dar ußen beim Herre Efferd”, meint er lächelnd und sieht kurz wieder zu ihr. Sie erwidert das Lächeln, wohl auch weil sie nicht weiß was sie sonst tun soll.
”Wir gen … zum Garte der Stelen … im Garte des Vürstenpalas.”
Elindir unterbricht sich für einen Moment.
”Im Garte des Vürstenpalas stent vür jeden Vürste eine Stele … zur Erinnerung. Umgeben von denen … seiner oder ihrer Familie.”
Wieder wirft er Vara einen Blick zu. Mittlerweile lächelt er nicht mehr. Er ist wieder gefangen. Gefangen an diesem Ort der Trauer, zu dem sie ihm nicht folgen kann.
”Ich bin vro, dass du mich geleitest”, sagt er halblaut zu ihr und legt die freie Hand wieder auf ihre.
”Ich bin froh das du mich eingeladen hast”, antwortet sie sanft und betrachtet sein wunderschön trauriges Gesicht. Sie nimmt ihre andere Hand und streichelt zärtlich über die seine, aber sonst lässt sie ihn. Sie hatte alles zum Trost gesagt, er würde unbeschadet durch diese Traurigkeit schreiten, mit ihr an seiner Seite und der Weg würde ihn stärker machen.
Beruhigt registriert sie, dass man nicht den Weg einschlägt, den sie vom Hafen her gekommen ist, auf dem diese Typen sie entdeckt haben.

Die beiden gehen schweigend durch die Stadt. Sie passieren einen Markt. Für einen Moment bleibt Elindir stehen und sieht zu einem Stand mit Kerzen. Dann gibt er sich einen Ruck.
Die Seifensiederin erkennt ihn noch vom letzten Mal.
“Die Zwölfe zum Gruße”, wünscht sie. “Habt Ihr Blumen finden können?” erkundigt sie sich höflich, mit einem sachten Lächeln. Elindir mustert die rundliche Dame. Er schüttelt den Kopf und nickt dann. “Damals niht, hiute schone”, erklärt er seine Reaktion. Sie mustert ihn und lächelt etwas verhalten. Er blickt wieder zu den kleinen, schwarzen Kerzen.
“Wieder drei?” fragt die Frau hinter dem Stand halblaut und voller Anteilnahme. Er nickt. Sie nimmt drei der Kerzen und schlägt sie in Wachstuch ein. Vara blickt fragend zu Elindir, aber er bemerkt es nicht ... drei? Ein paar Kupfermünzen wechseln den Besitzer und die Kerzen verschwinden in einer von Elindirs Taschen. Er greift nach Varas Hand, streicht mit dem Daumen über ihren Handrücken, während die Frau sie aufmerksam beobachtet. Vara hält seine Hand weiterhin schweigend.
”Gehabt Euch wole”, wünscht er ohne Vorwarnung und setzt sich wieder in Bewegung.
“Ihr ebenso”, gibt die Seifensiederin zurück und sieht ihnen einen Augenblick nach. Vara lächelt ihr kurz still zu bevor sie sich umwendet um Elindir zu folgen, mit dem sie durch ihre Hände verbunden war. Elindir hält für den Moment immer noch Varas Hand, während sie über den Markt schlendern. Sein Daumen streicht auch weiterhin gedankenverloren über ihre Hand. Normalerweise hätte er ihr doch den Arm gereicht … doch er scheint es gar nicht zu merken. Irgendetwas hat dieser Weg an sich. MIt jedem Schritt versinkt er tiefer in Melancholie.
Vara kämpft den Drang nieder diese Stille zu durchbrechen. Nur ab und an erwidert sie das Streicheln seines Daumens in ebenso kleiner Geste. Sie fühlte sich ihm so unglaublich nahe, er führte sie in einen Teil seiner Welt der so privat war ... dass er ihn vielleicht stets nur alleine betreten hat. Sie fürchtet sich durch unbedachte Worte oder Gesten diesen Zauber zu zerstören, so folgt sie ihm schweigend aber präsent.

Elindir schweigt den restlichen Weg bis der Fürstenpalast in Sicht kommt. Erst als sein Blick auf das Bauwerk fällt, das sein Großvater erbaut hat, reagiert er wieder auf die Umgebung. Der Ritter bleibt stehen und registriert auch jetzt, dass er Varas Hand hält, statt ihren Arm. Jetzt, wo er sich sichtlich strafft, bevor man in Sichtweite der Palastwachen wäre, reicht er ihr auch wieder den Arm. Hier wäre er jetzt kurz nochmal ein Bennain, bevor er diesen Namen ablegen würde. Zumindest für eine Weile … eine unbestimmte Zeit. Vara lächelt sanft und nimmt seinen dargebotenen Arm mit vollendeter Etikette.
Die Wache links ist dieselbe wie vor zwei Tagen. Gelangweilt lehnt der junge Mann auf seiner Hellebarde. ”Ah, Ihr seid es”, begrüßt er ihn und lächelt.
”Aelindir? Nein, Elindir ui Bennain”, erinnert er sich richtig.
”Wollt Ihr erneut in den Stelengarten?” erkundigt er sich.
Elindir mustert ihn und nickt dann langsam. ”Ja”, entgegnet er nur schlicht, sagt weiter nichts. Ihn umgibt wieder diese Aura von Edelmann, diese Selbstverständlichkeit, mit der er über seinem Gegenüber steht, ohne dabei herablassend zu wirken.
”Und die Dame begleitet Euch?” erkundigt sich der Wachmann. Seine Kollegin von der anderen Seite sieht neugierig zu. Vara versucht sich auch an dieser Art Präsenz, aber die ist ihr eigentlich nie in Fleisch und Blut übergegangen. Sie bemüht sich einfach sehr gerade zu stehen und sich erhaben zu fühlen.
”So ist es”, antwortet Elindir. ”Die Domnatella von Cerastes geleitet mich”, erklärt er, als würde sich das von selbst verstehen.
Die Wache nickt, notiert sich wohl in Gedanken den Namen und dass er zwei Adlige in den Garten gelassen hat. Doch er lässt die beiden ohne eine weitere Nachfrage passieren. Vara nickt der Wache dezent freundlich zu und begleitet Elindir.

Hinter den Mauern des Palastes ist ein wunderschöner Garten angelegt. Die mit weißem Kies gestreuten Wege laden zum Lustwandeln ein. Doch Elindir wendet sich hinter dem Tor recht zielstrebig nach links. Dort kann Vara in einiger Entfernung eine Ansammlung von Stelen sehen. Der Boden ist dort etwas erhöht, gepflastert, wie es scheint. Hier und dort stehen dort Bänke und ein paar Bäume.
Man betritt diesen Stelengarten durch einen Torbogen, in dem auf beiden Seiten je eine kleine Laterne mit brennender Kerze steht. Schweigend greift Elindir nach einer der Laternen. Auch weiterhin schweigend geht er durch den Stelengarten. Nicht zu rasch, langsam und bedächtig. Doch seine Miene ist versteinert, seit sie den Garten des Palastes betreten haben. Vara dagegen schaut sich neugierig um, alte Orte hatten diesen besonderen Zauber von Ewigkeit. Zudem lagen hier ja keine Toten, nur alte Geschichten, Tränen, vielleicht auch Lachen … Lachen gab es überall. Es war ähnlich faszinierend wie das, was die Unterstadt ausmachte.

Die Stelen stehen in kleinen Gruppen zusammen - die des Herrschers, auf der die Namen der Fürsten und Könige Albernias zu lesen sind, umgeben von ungezählten Kleineren. Deren Namen lassen auf Familie und hochdekorierte Vasallen schließen.
Sie passieren etwa ein Dutzend dieser Gruppen. Besonders geschmückt ist die Stele, welche den Namen Cuanu ui Bennains trägt. In der Vertiefung über der Inschrift mit dem Namen brennt auch eine kleine schwarze Kerze. Doch das ist auch die Neuste unter ihnen, beinahe kann man unter den Blumen noch den Staub des Steinmetzen auf dem Stein sehen. Vara hebt etwas verwundert die Augenbrauen, war Cuano nicht ‘nur’ verschollen? Ihr Blick geht zu Elindir ... er war auch verschollen, ob es für ihn hier auch eine Stele gibt? Ach nein ... richtig … wohl eher nicht, sein Name war ausgelöscht.
Je weiter sie in den Garten hinein gehen, desto stärker kann man merken, wo noch ein achtsames Auge auf den Zustand der Stelen geworfen wird. Der Wind, der hier an den Mauern gebrochen wird, konnte sie mit dem Wetter nicht zerschleifen, so dass alle Namen weiterhin lesbar sind - so sie nicht unter Efeu und Moos verschwunden sind. Stumme, langmütige steinerne Zeugen der Vergangenheit sind es.
Elindir orientiert sich wie im Schlaf - er weiß genau, wohin er gehen muss, zögert keinen Moment. Es dauert nicht lange, dann kann auch Vara die rechte Stelle sehen. Eine Gruppe Stelen, die zwar teils mit Moos bewachsen sind, doch jemand hat vor kurzem den Bewuchs von den Inschriften entfernt. Der Eingriff in das langsame Wachstum des Vergessens in diesem Teil des Gartens ist für jemanden wie Vara deutlich zu erkennen, somit weiß sie schnell das man das Ziel gleich erreicht hat.

Als sie die Stelle erreichen, bleibt Elindir für einen Moment stehen. Er sagt nichts, Vara an seinem Arm, die Laterne in der anderen Hand. Lediglich sein Atem geht stoßweise und ungleichmäßig.
Die beiden größeren Stelen, die da nahe beieinander im Zentrum der Gruppe stehen, tragen bekannte Namen:
Diaran ui Bennain (690 - 745 BF), Fürst Albernias 720 BF bis 745 BF
Rahjala ni Llud-Bennain (691 - 714 BF), Fürstgemahlin Diaran ui Bennains
.

Die dritte gesäuberte Stele, etwas abseits in ihrer eigenen Gruppe, trägt den Namen
Gortum ui Bennain (665 - 720 BF), Fürst Albernias 703 bis 720 BF.
Bei allen drei Stelen sind noch die Reste kleiner schwarzer Kerzen in den Vertiefungen über ihren Namen zu sehen. Auf der Stele Diarans scheint auch ein Bereich weiter unten von Bewuchs gesäubert zu sein.

Vara liest die Stelen, die Daten ... aber sie kennt die Namen auch von ihrer Recherche im Hesindetempel zu Elindirs Namen und seiner direkten Familie. Gortum war Elindirs Großvater, der Fürst nach der großen Flut, der diesen Palast gebaut hatte, so hatte es Thimorn vorgelesen gehabt.
Vara würde sich gerne weiter umsehen, die Stelen vielleicht näher ansehen oder auch etwas dazu sagen, aber Elindir schwieg noch. Vielleicht eine Art Ehrerbietung für Boron und seine Familie, neben der Sprachlosigkeit, die der Verlust der eigenen Familie vielleicht mit sich brachte.
Sie überlegt kurz, ob sie Elindirs Hand nehmen soll, aber der Gedanke das vor seiner Familie zu tun ... die Etikette so zu verlassen, hätte Elindir vielleicht zu sehr schockiert. Auch wenn sie lange tot waren, er glaubte ja sie würden sie beide jetzt sehen. Elindir hatte gesagt seine Mutter wäre frech gewesen … ob es ihr egal gewesen wäre was die Leute denken? Vara beginnt sich unwohl zu fühlen in dieser Haltung, wie bei einem Theaterstück vor leeren Rängen ... dann löst sie ihre Hand leicht von Elindirs Arm, um an demselben herunterzugleiten und seine Hand zu ergreifen, so er es zulässt. Sie war sie und sie war hier. Elindir war kein Prinz mehr in der Welt jetzt und das Wichtigste ... ihr Herz wollte es tun.
Er blickt auf, als sie seine Hand nimmt, sieht zu ihr. Überrascht zunächst, dann dankbar. Er drückt ihre Hand und seine Mundwinkel zucken, doch so recht lächeln … nein, das kann er nicht. Elindir entlässt den Atem, der in seinem Brustkorb hin und hergezuckt ist wie ein lebendes Tier. Ein Seufzen, das die Stille kaum unterbricht, die an diesem Ort herrscht. Er atmet ruhiger jetzt. Ein sachter Wind bewegt die Reste der Blätter an einem nahen Baum. Eines tanzt auf dem sanften Zug, fliegt an ihnen vorbei, bald gefolgt von zwei Schwestern. Zu dritt gesellen sie sich zu ihrer Familie auf einem kleinen Haufen in einer Ecke, in welcher der Wind sie fängt, wie kostbare Juwelen gehütet von einem Drachen.
”Ich bin … ze rucke …”, raunt der Prinz in den Wind. Ein wenig wie ein Spiel, als würde er zu Puppen sprechen, während er zu den Stelen sieht. Ein bisschen so tun als ob. Ob sie ihn hören können? Er stellt es sich vor. Ist ein Kind. Und doch ein Erwachsener, dem klar ist, dass es kein Spiel ist. Seine Familie ist tot.
Elindir macht die letzten Schritte zu den Stelen hinüber. Er stellt die Laterne in der Nähe ab und lässt mit einem Lächeln in ihre Richtung - wirklich diesmal - Varas Hand los. Der Ritter zieht aus seiner Tasche die Kerzen. Entzündet eine davon und geht zu der Stele seines Großvaters hinüber. Dort stellt er die Kerze kurz ab, entfernt mit dem Dolch das übrige Wachs vom letzten Mal und stellt die kleine schwarze Kerze anschließend in die Vertiefung. Vara schaut ihm dabei ruhig zu und genießt den Duft des Herbstes. Das flackernde Lichtlein gibt der Aushöhlung im Stein etwas Heimliges.
”Müchtest du min Großvater deine Aufwartung machen?” wendet Elindir sich halblaut an Vara und sieht zu ihr. Es ist keine als Frage getarnte Aufforderung. Sein Blick ist bestechend offen und ganz ruhig.
Vara schaut kurz etwas überrascht, das traf sie … unvorbereitet. Würde sie einem lebenden Fürsten ihre Aufwartung machen, so hätte sie sich vorher über ihn und seine Vorlieben informiert, und vor allem darüber wie Elindir zu ihm stand. Waren sie sich je begegnet? Schon, meinte sie, aber Elindir war sicherlich ein kleines Kind gewesen. Was wusste sie über Gortum ui Bennain? Sein Vater war bei der großen Flut gestorben und er hatte Havena danach wieder aufgebaut, wieder ins Mittelreich geholt. Außerdem hatte er den Palast hier begonnen zu bauen ... das war nicht sehr viel.
Sie nickt allerdings und tritt näher an die Stele. Vollführt einen Knicks und verneigt sich leicht.
”Euer Durchlaucht. Mein Name ist Vara Curiosa von Cerastes. Mein Vater entstammt dem liebfeldschen Adel und wurde aufgrund seiner herausragenden Heldentaten für das Mittelreich mit einem Lehen im fernen Almada belohnt. Ich selbst bin dort geboren und habe die Sternenkunde an der angesehenen Akademie in Punin studiert”, stellt sie sich vor, als täte sie es gegenüber einem echten Menschen, der sie dazu aufgefordert hat. Elindir schmunzelt sacht amüsiert darüber. Er will schon etwas sagen, doch dann hält er inne, als Vara weiter spricht.

”Obwohl ich Eurem Enkel erst vor wenigen Tagen begegnet bin, möchte ich Euch versichern, das meine Liebe zu ihm aufrichtig ist. Ich weiß um seine Herkunft und die Gründe, die ihn hergeführt haben. Ich weiß um die Notwendigkeit diese für mich zu behalten und versichere Euch, auch wenn meine Heimat Almada ist, so gehört meine Liebe nun auch Albernia, denn wer Elindir liebt, der liebt auch seine Heimat. Ich verspreche ihm stets ein guter Freund zu sein und niemals etwas zu tun, das ihm oder Albernia schadet, solange wir uns lieben, und darüber hinaus”, sagt sie und knickst erneut. Sie richtet sich auf und atmet erstmal tief durch. Ihr Blick geht kurz zu den anderen beiden Stelen, das hatte auch ihnen irgendwie gegolten.
Die Steine antworten natürlich nicht. Elindir steht neben Vara und hat er zunächst verwundert geblinzelt, schaut er dann gerührt drein. Er greift von hinten, von der Seite, nach ihrer Hand und wenn sie zu ihm blickt, lächelt er sie an. Vara erwidert das Lächeln glücklich, sie war etwas unsicher gewesen ob das so richtig war. Er weiß nicht, was er erwartet hat, doch das bestimmt nicht.
”Ich geloube, das hätte er gemücht”, gibt er leise seine Einschätzung preis und drückt ihre Hand.
Noch immer mit diesem Lächeln auf den Lippen tritt er an ihr vorbei und sinkt vor der Stele auf ein Knie, führt die rechte Hand zur linken Schulter und neigt das Haupt.
”Dieses Mal ist es niht so lange her, Großvater”, beginnt er halblaut. ”Doch etwenne ist es das letste Mal vür eine lange Zite … wenne ouch vermutelich niht so lange … wie … zuvor.” Er schluckt, schließt einfach einen Moment die Augen, schweigend, doch vermutlich im Geiste nicht stumm. Nachdem er freundliche Gedanken gen seines Großvaters und auch für ihn an den Herrn der Toten - und zugleich auch an den Herrn Efferd - gesandt hat, erhebt sich Elindir wieder. Er fährt sich fahrig über die Knie, um den Schmutz abzuklopfen.
Er tritt wieder zu Vara, angelt erneut nach ihrer Hand, nach ihrem Beistand. Beides bekommt er ohne Zögern.
”Hast du das … was du sagtest … wirkelich so gemeint?” fragt er überflüssigerweise. ”Ich meine … das über … Albernia. Du kannst doch niht einfach einem vremden Lant … Triuwe swern?” murmelt er, hat mittlerweile beide ihrer Hände in seinen und spielt mit ihren Fingern. Kindlich verlegen schaut er zu ihren Fingern und von unten wieder zu ihrem Gesicht hinauf.
Vara nickt ernst. ”Du bist Albernia”, sagt sie leise und seine Augen werden weit. Es war eine Weile her, dass jemand das zu ihm gesagt hatte. ”Deine Familie ist Albernia. Es ist wie ich sagte, dich zu lieben, heisst auch deine Heimat zu lieben”, erklärt sie bestimmt und schaut auf ihre sich umspielenden Finger, so dass sie nicht bemerkt, wie gerührt er dreinblickt. ”Vielleicht weiß ich nicht viel über dein Land, aber wir werden oft herkommen und dann lerne ich es kennen”, fügt sie hinzu.
Ganz unvermittelt lässt Elindir ihre Hände los und noch bevor sie so recht weiß, wie ihr geschieht, hat er sie an sich gedrückt. Vara ist leicht überrumpelt, aber fängt sich schnell und legt ihre Arme um Elindir.
”Du … du würdest wider herkomen wollen?” fragt er ganz zaghaft an ihrem Ohr.
”Natürlich. Ich habe kaum etwas gesehen und will mir alles ansehen, außerdem wollen wir herausfinden, was mit deinem Freund passiert ist, ob es noch Nachfahren von ihm gibt, das machen wir gleich im Frühjahr, was meinst du?” fragt sie leise in sein Ohr … ah wie gut er roch … sie schließt die Augen und genießt die Nähe.
Statt einer Antwort ändert Elindir seine Haltung und küsst sie zärtlich auf den Mund. Ganz liebevoll schmiegt er sich an sie, ganz bar jedweden levthanischen Feuers, mehr als Fortsetzung der innigen Nähe. So hält er sie eine Weile im Arm, genießt das Gefühl von Geborgenheit.
Vara erwidert den Kuss ebenso zärtlich, die Augen lässt sie geschlossen. Konnte es eine größere Liebeserklärung geben als sie hier zu küssen? An diesem Ort? Wohl kaum.
Es dauert eine Weile, eine Weile im geborgenen Schweigen, bis sie anfing sich kurz zu fragen, ob die Toten sie wohl wirklich sehen konnten. Aber was sollte es, es schien niemand hier umzugehen, also hatten sie ihren Frieden wohl gefunden und würden ihnen das Leben und die Liebe nicht neiden.
”Lass uns die Blumen niederlegen ...” sagt sie irgendwann leise, und ärgert sich ein bisschen selbst über ihre Vernunft.
Mit einem ergebenen Seufzen löst sich Elindir von ihr. Sie hatte ja recht … sie hatte einfach recht. Als er sie ansieht, ist da ein Schimmer in seinen Augen.
Der junge Ritter nimmt diesmal zuerst seinen Dolch zur Hand und entfernt die Wachsreste aus den Stelen. Während Vara ihn beobachtet, kann ihr auffallen, dass auf Diarans Stele weiter unten, in dem merkwürdigen, ebenfalls freien Bereich, noch etwas steht:
Meinem verlorenen Sohn. Ich werde dich immer lieben.

Irgendwann hat Elindir das Wachs aus der Stele entfernt. Als Vara Anstalten macht, ihm helfen zu wollen, legt er wortlos eine Hand auf die ihre. Sanft, aber bestimmt. Er möchte das alleine machen. Vara lässt also davon ab, geht aber in die Hocke, um die Nachricht auf der unteren Stele nochmal genau zu lesen … tatsächlich! Eine Nachricht an Elindir, und er hatte sie gefunden. Das nimmt sogar die manchmal etwas kühle Neumond-Vara mit. Tränen der Rührung schießen ihr in die Augen, und sie legt ganz kurz ein paar Fingerspitzen an die Schrift, lässt aber schnell wieder davon ab ... nur einmal 300 Jahre berühren.
Schließlich ist Elindir fertig - zwischen dem Wachs sind die Reste eines kleinen Kranzes aus Lavendel - und stellt die beiden entzündeten Kerzen in die Stelen.
”Die Nachricht ... ist wundervoll”, sagt Vara leise und immer noch sehr gerührt, als sie sich wieder erhebt und sich neben Elindir stellt, die Kerzen betrachtend.
Der Prinz sieht auf die Schrift. Schweigt und sieht dabei traurig aus. Er nickt. Und wischt sich dann mit dem Ärmel über das Gesicht. Elindir greift noch einmal kurz nach Varas Hand, drückt sie, während er sich sammelt und lässt sie dann wieder los.
Wie schon bei seinem Großvater, sinkt Elindir auch hier auf ein Knie herab. Vara lässt ihn gehen und tritt etwas zurück.
”Hohe Muoter, Hoher Vater”, begrüßt er die beiden, als würden sie ihn hören und neigt den Kopf vor den Stelen, die Rechte fährt zur linken Schulter, wie zuvor.
”Muoter, ich … ich habe Kornbluomen vür dich gevunden”, wendet er sich zunächst an die kleinere der beiden Stelen. Aus seiner Tasche zieht er den geflochtenen Blumenkranz. ”Ich bin so toreht”, scheltert er sich selbst.
”Gestern hatte … gestern hatte ich die Gelegenheit … und vergaß, Euch zu vragen … obe es wirkelich Eure Lieplingsbluomen sind … waren.” Ein sachtes Lächeln wandert bei diesen Worten über seine Lippen. Er hängt den Kranz über die Stele, so dass er im oberen Bereich hängen bleibt. Elindir seufzt leise und schließt die Augen.
”Doch es ist ouch einerlei”, meint er leise. ”Selbes, wenne Vater es war, der sie liebte … würden sie Euch ja ouch ervröuwen, niht war?”
Der Docht der Kerze zischt etwas. Der junge Mann schnaubt amüsiert, als wäre das eine Antwort gewesen.
Etwas zögerlich wendet er sich der größten Stele in diesem Kreise zu.
”Vater …” sagt er. Und dann schweigt er. Für eine ganze Weile. Er sitzt einfach da und blickt die Stele an. Seine Miene ist ganz ruhig, die Arme sind über den Beinen verschränkt. Wirklich bequem kann diese Haltung nicht sein, doch Elindir rührt sich nicht. Irgendwann rinnt ihm eine einsame Träne über die Wange, die er unwillig mit dem Ärmel fortwischt. So vergehen einige Minuten, bevor Elindir sich wortlos erneut verbeugt. Was auch immer er nicht in Worte fassen konnte oder wollte, was auch immer in seinem Herzen vorgeht, er scheint mit sich im Reinen zu sein.
Er erhebt sich und klopft den Staub von seinem Hosenbein. Anschließend blickt er zu Vara, mit diesem unverwandten Gesichtsausdruck, ganz wie ein klarer Bergsee. Ihre Augen sind leicht feucht, aber sie lächelt ihn an.
”Dies sind die Stelen meiner Eltern”, erklärt er ihr das Offensichtliche. Sie nickt.
”Eines Taces würde ich dir gern Bilder von ihnen zeigen”, murmelt er. Mit einer Geste bedeutet er ihr, dass sie nun tun kann, was sie tun möchte, um ihre Aufwartung zu machen.
Vara geht nach der Aufforderung vor den beiden Stelen in die Hocke, es wirkt nicht demütig, eher so wie jemand, der vor einem Kind sich kleiner macht, um auf Augenhöhe mit ihm zu reden, weil es sich seltsam anfühlt, es von oben herab zu tun.
”Mein Herz wünscht sich euch kennengelernt zu haben, mit euch zu lachen, Gedanken zu teilen und gemeinsam für Elindir dazusein. Mein Verstand weiß, dass das töricht ist. Aber ich möchte es euch sagen. All die Dinge, die uns zu euren Lebzeiten getrennt hätten, sind jetzt nicht mehr da. Es ist eine andere Zeit, meine Zeit, ich werde Elindir helfen seinen Platz hier zu finden, meine Familie wird auch die seine sein. Ich werde immer gut acht auf ihn geben und eines hoffentlich fernen Tages werdet ihr euch wiedersehen und er wird euch erzählen können wie gut ich mich an dieses Versprechen gehalten habe.”
Dann beugt sie sich zu der Stele von Elindirs Mutter und flüstert ihr etwas zu.
Nach ein paar Worten lehnt sie sich zurück. Führt ihre Hand zum Mund und küsst die Innenseite ihrer Fingerspitzen, um sie kurz darauf zu den Stelen zu führen und sie kurz zu berühren, erst zu der von Elindirs Mutter, dann zu der von Elindirs Vater.
Anschließend hält sie noch einen kurzen Moment inne und steht dann auf. Sie seufzt leicht traurig und geht zu Elindir, um nach seiner Hand zu tasten.
Der hatte ihre Handlungen aufmerksam beobachtet. Ein mitzibisschen ungehalten vielleicht, weil sie so vertraut mit den Gedenksteinen seiner Eltern sprach … vertrauter als er selbst mit ihnen sprechen würde.
Da sie irgendwas flüstert und mit ihren Fingern einen Kuss auf die Steine legt, schaut er verblüfft drein.
”Was … was war das?” erkundigt er sich. ”Was hast du gesagt?” fragt er und hebt ihre Hand nun selbst zum Mund, um ihren Handrücken zu küssen.
Vara lächelt. ”Entschuldige bitte dass ich so unförmlich war”, erklärt sie sich rasch selbst, ”aber ich denke auch wenn sie Fürsten waren, so sind sie doch vor allem deine Eltern und wollen wissen, dass ihr Kind in liebevollen Händen ist”, sagt sie entschuldigend und kichert dann leicht. Elindir zieht einen Mundwinkel hoch. Dass sie das so sieht, das hatte er ja von Anfang an angenommen. Er schüttelt sacht den Kopf, verzeihend, abschüttelnd.
”Oh Mädchengeheimnisse?! sagt Vara währenddessen leicht neckend als Antwort auf seine Frage. Und sofort zieht er eine Schnute. Das kann er aber auch fantastisch gut.
”Geheimnisse?” mault er, gerade sehr jungenhaft.
Vara muss lachen, als sie ihn so sieht und gibt ihm einen kurzen Kuss auf die Schute, was das Kind im Manne etwas besänftigt, dann flüstert sie ihm ins Ohr: ”Unter anderem habe ich ihr gesagt, dass ich dafür sorge, dass du immer frech bleibst ... das soll doch wohl dein Vater nicht hören.”
Elindir stutzt und beginnt dann zunächst lautlos zu kichern, bald jedoch gut vernehmlich, wenn auch leise. Er hält eine Hand vor den Mund und gluckst in seinen Handrücken. Als er wieder zu ihr sieht, funkeln seine Augen, amüsiert, gerührt … glücklich. Er beugt sich unvermittelt vor und drückt ihr einen Kuss auf den Scheitel. Vara lächelt breit. ”Danke”, sagt er leise zu ihr.
Er hält wieder ihre Hand, als er sich erneut zu den Stelen umwendet.
”Ich werde widerkeren, als balde ich kann”, verspricht er den Steinen. Sie schweigen auch dazu.

Vara verabschiedet sich nochmal mit einer kleinen Verbeugung von den drei Gedenkstätten. ”Müsste es hier im Palast nicht Bilder von ihnen geben?” fragt sie dann. Elindir seufzt durch die Nase. Er zuckt mit den Schultern und nickt.
”Etwenne ja … vermutelich”, schätzt er. ”Doch … da mit sind sie erklecklich unervolgbar”, fügt er hinzu.
”Ach versuchen wir es doch. Ich verzaubere sie einfach … mit meinem Charme!” kichert Vara.
”Fragen kostet doch nichts, wir waren gerade an ihren Stelen, es ist vielleicht nachvollziehbar, dass wir sie sehen wollen, ich komme von weit her und habe so viel von ihnen gehört und bin so wissbegierig und im Hesindetempel habe ich soviel über die Familie gelesen … vielleicht klappts ja”, meint Vara optimistisch.
Elindir jedoch schüttelt nur den Kopf. Zunächst langsam, dann energischer. Er presst die Lippen aufeinander.
”Nein”, meint er entschieden und wirkt unruhig auf einmal.
”Das wäre niht gut”, fügt er hinzu und beißt sich auf die Unterlippe.
”Wir sind hier … mit min Namen”, erklärt er. ”Vür den Garte … vragen sie niht. Darumbe … aber … vür den Palas … werden sie vragen.”
Er schüttelt nochmal den Kopf.
”Ich will um ieden Pris vermiden … dass sie … zu ufmerksam werden … auf mich …” sagt er und sieht Vara ernst an.
Diese lenkt sofort ein: ”Ja natürlich, du hast vollkommen recht … bedauerlich, aber es ist wohl besser so.” Elindir nickt. Sie drückt seine Hand. ”Das holen wir spätestens im Frühjahr nach, wenn wir vorher keine Bilder finden”,erklärt sie und er lächelt dazu nur.
”Ich bin wirklich schon sehr gespannt … Nun gut ... dann gehen wir jetzt zur Bank, und dann zum Hafen”, stellt sie fest.
Daraufhin nickt Elindir wieder. Er wirft einen letzten Blick auf die Stelen. Die drei Kerzen flackern freundlich zum Abschied. Er seufzt.
”So vile ohne Lieht”, meint er leise. ”Min Veter Cathal, dorten, mein Oheim …” Er deutet auf die jeweiligen Steine. Und lächelt.
”So vile Geschihten …” Schmunzelnd blickt er zu ihr und wird dann mit einem Mal wehmütig.
”Und wenne … ich sie niht erzele … gen sie vür immer verloren …” grübelt er leise, während er sich trotz allem langsam sammelt für den Aufbruch.
”Weißt du wer sich unheimlich für Geschichte interessiert und vielleicht Zeit und Lust hat sie aufzuschreiben? Meine Mutter!” meint Vara. ”Oh Göttin, wenn sie das wüsste, würde sie dich sowas von ausquetschen”, meint Vara und muss wohl grinsen, als sie sich das bildlich vorstellt, was auch Elindir wieder aufmuntert. Dann schaut sie nochmal zu den Stelen. ”Bestimmst sind wir morgen noch hier, dann kommen wir mit mehr Kerzen wieder”, schlägt sie vor.
Der Ritter schaut etwas betrübt und streicht mit dem Daumen über ihre Hand. ”Etwenne besser niht”, raunt er. ”Noch öfter … herzukomen …” Er spricht nicht weiter, nimmt wohl an, dass sie sich denken kann, was er meint.
”Hoffen wir, dass sie vergeßßen …” fügt er noch hinzu. Vara seufzt tonlos, das war wirklich verfahren.
Elindir hebt ihre Hand zu den Lippen und küsst sie sanft auf den Handrücken.
”Du willst deiner Familie erzeln, wer ich bin? Oder iewedenfalls deiner Muoter?” wechselt er unvermittelt das Thema und wendet sich von den Stelen ab, um sich daran zu machen mit ihr den Garten wieder zu verlassen. Er sammelt mit der freien Hand die Laterne wieder ein.
”Nein natürlich nicht, ich habe dir versprochen es niemandem zu erzählen”, erklärt sie, fügt aber hinzu: ”Aber falls du es jemandem erzählen möchtest ... wäre meine Mutter vermutlich die Richtige ... wir können ein Geheimnis bewahren”, meint die Almadanerin sanft und lässt ihren Blick noch einmal über diesen fast verzaubert wirkenden Ort gleiten, kaum zu glauben, dass nur wenige Schritte entfernt wieder der Tumult einer großen Stadt auf sie wartet.
Er nickt dazu nur. ”Ich werde es in min Herze bewegen”, verspricht er.

Den restlichen Rückweg zu dem steinernen Torbogen, in den er die Laterne zurück stellt, schweigt Elindir. Wie auch auf dem Weg zurück zum Tor. Lediglich reicht er Vara wieder ganz förmlich den Arm. Die beiden Wachen nicken ihnen freundlich zu, nehmen zur Kenntnis, dass sie den Garten verlassen haben. Elindir nickt ihnen ebenfalls nur knapp zu.
Yesterday's the past, tomorrow's the future, but today is a gift. That's why it's called the present.
-Master Oogway

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Von Vergangenheit zu Zukunft - Vara und Elindir

Elindir orientiert sich kurz und schlägt dann den Weg zum Hesindetempel ein.
”Hast du schon mal einen Wechsel gesehen? Gab es sowas früher?” erkundigt sich Vara neugierig, auch um Elindir ein bisschen abzulenken.
Der Ritter blickt auf und mustert Vara für einen Moment nachdenklich. Dann schüttelt er sachte den Kopf.
”Wehsel? Also Wechsel … ich … wiß niht. Wenne du es mir erklaerst, etwenne?” Er schmunzelt.
Vara nickt. ”Ein Wechsel ist ein Stück Papier, das einen bestimmten Gegenwert in Gold hat”, erklärt sie und runzelt die Stirn über sich selbst, das war nicht gut erklärt. ”Also ... stell dir vor du hast sehr viel Geld bei dir, Gold ... es ist schwer, klimpert und jeder weiß, dass du es hast und könnte es darauf absehen, es dir abzunehmen. Nun kann man Gold bei einer Filiale der Nordlandbank auch gegen ein Stück Papier tauschen. Der Gegenwert wird darauf festgehalten, also zum Beispiel 50 Dukaten, erklärt Vara und bleibt stehen, wühlt in ihrer Tasche, so dass Elindir nicht hineinsehen kann, und zieht ihr Reisebuch heraus. Sie zieht an einem Stück Papier, das an einer Ecke herausschaut. Es ist beschriftet und hat ein glänzendes Emblem, das eine Biene auf einer Wabe zeigt. Vielleicht aus irgendeinem Metall, trotzdem so dünn und flexibel wie das Papier selbst. Etwas größer hervorgehoben steht dort “50 Dukaten”. Sie reicht es Elindir.
”Und jede Nordlandbank tauscht das zurück in Dukaten, ob hier oder in Al’Anfa, vollkommen egal. Und umtauschen kann es jeder, es ist so gut wie bare Münze, also pass lieber auf, dass man es nicht sieht ...” fügt sie hinzu. Ob man das verstehen konnte so wie sie das erklärt hatte?
Elindir betrachtet das Stück Papier in seiner Hand und während sie erklärt, erhellt sich seine Miene.
”Aaaah, so wie ein Schuldeschin”, schlussfolgert er. ”Nur dass dieser an ietwedem Orte benützt werden kann, ja? Und nieman die Redlicheit in Abvrage stellt ...”
Schmunzelnd reicht er ihr das Papier zurück - natürlich ohne damit zu sehr herumzufuchteln. ”Nützelich”, urteilt er.
“Ja genau", stimmt Vara lächelnd zu. Sie öffnet ihr Buch an der Stelle zwischen den vollgeschriebenen und den unbenutzten Seiten, um den Schuldschein wieder hineinzulegen. Dann hält sie nochmal inne und hebt ihn und ein paar andere hoch und hält Elindir das Buch unter die Nase.
Der registriert zunächst die reine Zahl der Wechselscheine und beginnt sich zu fragen, wie vermögend die Frau da an seiner Seite eigentlich wirklich ist … Na, er würde sich sicherlich nicht beschweren … Vielleicht war so auf der Reise gen Osten auch eine Portion Koschammer-
Nein, er verscheucht den Gedanken. Viel zu teuer. Viel zu teuer. Stattdessen richtet er seine Aufmerksamkeit auf das Buch vor seiner Nase.
Auf der rechten Seite des Buches sieht man eine Kohlenstiftskizze, die Tamila auf einem angedeuteten weichen Untergrund zeigt. Ein bisschen verführerisch schauend ... posierend. Links schimmern zahlen und Buchstaben von der anderen Seite durch das Papier. “Das habe ich gestern gezeichnet”, erklärt Vara, stolz Elindir etwas zeigen zu können, was sie gemacht hat.
Ihr Gegenüber bekommt für einen Moment weite Augen.
”Das ist doch … Priesterin Tamila …” meint er und sieht mit großen Augen zu Vara. Ein Lächeln huscht auf seinen Mund und verweilt dort.
”Wie das Bild deiner Gesihte … du zeichenest wunderbaere!” findet er.
Vara strahlt über das ganze Gesicht. ”Danke, es freut mich, dass es dir gefällt! Ich finde auch, dass es ziemlich gut geworden ist, obwohl ich gar nicht viel Zeit hatte. Tamila wollte es nicht behalten, sie wird oft gemalt sagt sie … oh, ich muss mit den Bildern vom Fürstenpalast wirklich anfangen, bevor die Erinnerung verblasst. Das, kann ich ja vielleicht heute Abend tun”, überlegt sie laut, während ihre innige Reaktion ihr einen liebevollen Blick Elindirs einbringt. Er nickt zu ihren Worten, sachte.
”Das … also warumbe niht … ich vröuwe mich darauf!” meint er und hebt die Hand, um ihr mal wieder eine Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen. Er mustert sie einfach noch einen Moment liebevoll, bevor er ihr wieder den Arm reicht.
”Wollen wir witer gen?” fragt er und lächelt hintergründig.
”Hast du dir schone überlegt, obe du selbes riten müchtest? Oder obe ich dich uf Laille [Lille] mitnemen soll?” erkundigt er sich mit einem Themenwechsel. Gerade ist aber nicht so schwer zu durchschauen, dass er danach fragt, weil es vermutlich das nächste Mal sein wird, wo sie eine privatere Zweisamkeit genießen können, als das hier in der Stadt mit all den Passanten oder unter ihren Freunden möglich ist. Dieses leichte Funkeln im Blick, das ist recht eindeutig.
”Ach vermutlich können wir auch beide ein Stück auf Laille reiten”, meint Vara und versucht sich an der richtigen Sprechweise, aber so richtig glückt es nicht. ”Wenn ihr beide richtig schnell sein wollt, steige ich einfach ab …” sagt sie und beugt sich dann zu Elindirs Ohr.
”Ich bin sowieso schneller”, flüstert sie ihm zu.
Der schnaubt amüsiert und funkelt sie an. ”Das werden wir sehen!” nimmt er die Herausforderung an und grinst. Vergnügt beschleunigt er ihrer beider Schritt etwas. Vara grinst und folgt ihm.
”Was macht man im Winter so in Almada?” will er wissen.
”Tja.. die Tristeza* ... der Winter ist natürlich auch in Almada nicht so schön wie der Frühling oder der Sommer, es ist dunkler, die Hügel um Nemento sind oft Nebelverhangen. Aber Schnee gibt es bei uns nur in den Bergen. Man veranstaltet Gesellschaften, jagt, liest, isst, geht ins Theater, oder verreist gleich noch weiter in den Süden”, überlegt Vara. ”Wir können die Zeit zum Studieren nutzen”, schlägt sie vor. (*Umgangssprachliches Bosperano für Traurigkeit)
Elindir, der sich die nebelverhangenen Hügel vorgestellt hat und dabei lächelt, schaut auf.
”Studieren …”, echot er und blickt übertrieben unglücklich drein.
”Aber doch niht die ganze Zit!” hofft er nachdrücklich mit schelmischem Funkeln im Blick. Vara grinst.
”Was … was meinst du mit … Geselleschaft?” erkundigt er sich weiter.
”Feste, Bälle, Einladungen ... du weißt schon … aber das kannst du dir gleich aus dem Kopf schlagen, dafür musst du erst ein bisschen lernen, sonst steckst du nach wenigen Augenblicken in einem Duell, das du nur als Verlierer mit einem großen Knick in der Ehre verlassen kannst und Spott wäre dir sicher und mir und meiner Familia gleich mit”, erklärt Vara. ”Es reicht nicht nur ein guter Fechter zu sein, du musst auch wortgewandt kämpfen, dafür musst du die almadanische Seele kennenlernen. Aber keine Sorge, das lernst du noch ... wir kaufen dir so einen hübschen Zahnstocher wie den meinen ...” neckt sie ihn ein bisschen.
Die Stirn ihres Gegenüber umwölkt sich derweil.
”Vara …” Er schaut etwas kritisch. ”Bitte … erklaerst du mir, was du da mit meinst? Denne eigenlich bin sere stolz auf meine Gevaehickeit in der Diplomatie.”
Vara seufzt leise. ”Natürlich bist du das, aber du wirst in Almada oft auf Leute treffen, die einfach Streit suchen, das kann man nicht schlichten, das kann man nur zu gewinnen versuchen. Und der Kampf beschränkt sich nicht nur auf das Führen einer Klinge, es beinhaltet Spott und Selbstdarstellung, zwei Dinge die dir vermutlich nicht so liegen Liebster”, sagt sie versöhnlich.
Ihr Gegenüber schmunzelt. ”Da tuschst du dich”, antwortet er sachte. ”Nur wile deine Zunge spiz ist, wie keine zweite, bediutet das ja niht, dass ander ungevaehic sind mit Worten.” Er zwinkert ihr zu. ”Ich habe mit Manern und Wibern gestriten, die hatten Manieren … wie die Hunte …” Er schüttelt verdrießlich blickend den Kopf. ”Slimmer wird es niht werden”, kommentiert er. ”Und darbi ist es swaere mich aus der Ruowe zu bringen”, ist er überzeugt und zieht anschließend eine Braue hoch.
”Spot?” echot er dann. ”Reden wir beide von dem Man, dessen Muoter du gerade versichert hast, darvür Sorge zu tragen, dass er vrech belibt?” grinst er. Vara rollt etwas ergeben mit den Augen und grinst zurückt.
”Selbes … Selbstdarstellung?” Elindir schnaubt leicht amüsiert. ”Was meinst du? Sich selbes besser aussehen zu laßßen?” Er schmunzelt. ”Du hast mich gestern gesehen, oder? Meinst du wirkelich, das ligt mir niht?”
Er lächelt. ”Natiurlich mueß ich lernen, wie dein Volc denkt, doch darin bin ich gut …” Er schaut sie aufmerksam an. ”Ich bruche deine Hilfe, Vara, ja, das tuo ich, doch niht bei allem.” Versichernd legt er eine Hand auf ihre auf seinen Arm und lächelt.
”Trotzdem solltest du erst gegen meine Brüder fechten und wir müssen uns eine plausible Geschichte zu deiner Herkunft überlegen”, meint Vara und muss innerlich ein bisschen schmunzeln, weil sie glaubte, dass Elindir schon recht gerne auf Gesellschaften zu Gast wäre. Ein bisschen Sorge macht ihr auch seine Sprache, aber das wollte sie jetzt nicht ansprechen, sie würden so viel reden, dass sich das sicher schnell bessern würde. Elindirs Miene erhellt sich bei dieser Aussage.
”Deine Bruoder besigen, danne viren wir! Das ist ein Abkommen”, grinst er sie an. ”Also das habe ich nicht gesagt … aber gut meinetwegen, du Austrickser”, lächelt sie.
”Und du bist ja nicht der Einzige, der lernen muss. Ich habe gemerkt, dass ich mich viel zu wenig damit befasst habe, mich selbst zu verteidigen, das werde ich ändern! Und dabei kannst du mir helfen!” erklärt sie entschlossen, woraufhin er unvermittelt lächeln muss. Der Ritter strafft sich unwillkürlich etwas und nickt.
”Sere gerne … Vara …”, meint er und schaut ihr verträumt ins Gesicht, achtet für einen Augenblick gar nicht darauf, wohin er geht. Und stolpert prompt über einen vorstehenden Pflasterstein. Es ist nicht weiter dramatisch, er vertritt sich leicht, fängt sich wieder, bevor irgendwas passiert. Doch ihm ist das augenscheinlich sehr unangenehm; Elindir richtet sich ruckartig wieder auf, reicht Vara wieder den Arm, den er ihr mit dem Mavöner fast entrissen hat und schaut starr geradeaus. Er schluckt und hat ein etwas heißes Gesicht.
”Natiurlich”, murmelt er nochmal bekräftigend.
”Alles in Ordnung?” erkundigt sich seine Begleiterin besorgt, sie hatte noch versucht stehenzubleiben, damit er sich an ihr festhalten konnte, aber so richtig hatte das nicht geklappt, sie war ein paar kleine Schritte nach vorne getänzelt, um den Schwung auszugleichen, als sie von ihm mitgezogen wurde.
Er nickt etwas steif und beginnt dann amüsiert zu grinsen. ”Alles gut”, meint er leise glucksend. ”Ich sollte nur besser dar uf ahten, wo ich sten und gen tuo”, fügt er leiser hinzu. Er schaut kurz zu ihr, bevor er wieder auf die Straße blickt.
”Eine … eine Geschihte, ja”, kommt er dann auf etwas zurück, das sie gerade erwähnt hatte. ”Ich … ich habe nachgedacht”, meint er und erneut kurz zu ihr, seine Augen huschen über ihr Gesicht.
”Etwenne besprechen wir das aber niht uf offenen Straßen”, fügt er hinzu.
”Oha ... sollen wir uns ein verstecktes Eckchen suchen?” meint Vara mit sinnlicher, fast aufreizender Stimmlage und streicht sich eine Strähne hinter das Ohr.
Elindir schnaubt amüsiert zur Antwort und blickt sie grinsend an. ”Du bist wole neugirec”, gibt er ebenso schnurrend zurück. Er blickt sich etwas um und brummt leicht unzufrieden. In einer Stadt sind die versteckten Eckchen doch eher begrenzt.
”Wir künnen ouch spaeter dar über sprechen”, raunt er. Ach, er wäre doch am Liebsten gerade die ganze Zeit mit ihr allein. Doch in einer Seitengasse wäre man ja doch nicht wirklich allein. Elindir seufzt etwas durch die Nase.
”Naja … bei dem Ausritt vielleicht ... wobei ... da habe ich eigentlich andere Pläne”, schnurrt Vara weiter und beißt sich verführerisch auf die Unterlippe während sie ihn mit großen Augen ansieht. Er stutzt, um dann zu schmunzeln. Elindir will gerade den Mund aufmachen, um auf ihre Worte einzugehen, vielleicht noch etwas frivol mit den Augenbrauen wackeln, da spricht sie schon weiter.
”Erzähl es mir doch ruhig auf dem Weg, uns belauscht schon keiner”, meint sie dann lächelnd, während sie das kleine Spielchen abrupt beendet. Fast etwas zu abrupt für seinen Geschmack. Er hätte gerne noch etwas geschäkert. Doch er schenkt es sich diesmal eine Schnute zu ziehen und blickt stattdessen nachdenklich auf die Straße. Er sieht kurz nach links und rechts, doch sie hatte recht: Es interessierte sich niemand für ihr Gespräch.
”Ich … habe dar über nachgedacht … den Namen meiner Familie … ganz abzulegen”, verrät er und schaut für einen Moment zu ihr, nach einer Reaktion auf diese Eröffnung. Vara ist stehengeblieben und schaut ihn geschockt an. Daraufhin bleibt auch Elindir stehen. ”Niht nur … vür die Vart mit dem Schif.” Er klingt etwas verzagt dabei. Vara wirkt in diesem Moment auch nicht viel unverzagter, ihre Augen huschen hin und her, so als versuche sie schnell eine Lösung dafür zu erdenken. ”Nein”, ist die erste Reaktion. Dann Zögern.
”Nein ...” ist auch die Zweite, sie schüttelt den Kopf. ”Wir finden bestimmt eine Lösung, wir müssen das durchdenken … Vielleicht ... im Hesindetempel gab es eine Chronik der Familia, sicher gibt es dort einen Zweig in den wir dich stecken können in unserer Geschichte ... oder etwas anderes ... wir durchdenken das in Ruhe”, meint sie und nickt sich selbst bejahend zu.
”Warumbe?” fragt er leise zurück. ”Wo wäre der Harm?” Ihre sehr impulsive Reaktion überrascht ihn ein wenig. Seine Augen sind etwas dunkler, während sie ihn beobachtet. Der Gedanke seinen Namen aufzugeben scheint ihn traurig zu machen, und dennoch hat er das vorgeschlagen.
”Weil ... weil das ungerecht ist, und du es gar nicht möchtest”, meint Vara verteidigend.
Er blickt sie ganz ruhig an. ”Shhh”, macht er beruhigende Laute - ob für sie, oder für sich selbst? ”Warumbe ist es ungereht?” fragt er weiter. Vara schnieft leise. ”Ich ... weiß nicht … weil es doch dein Name ist und du nichts getan hast, was rechtfertigen würde, dass du ihn verlierst … ich verstehe ja die Überlegung aber ... würdest du nicht auch deinen Stand aufgeben? Ich meine … du weißt was ich meine … bist du wirklich dafür bereit?” fragt sie unsicher nach.
Elindir mustert sie einen Augenblick lang, dann zieht er sie sanft zur Seite, von der Straße, etwas in den Windschatten eines Bäckers, wo gerade wenig los ist zur Mittagszeit. Dort wendet er sich ihr ganz zu und legt die Arme sacht um ihre Mitte. Vara legt ihre Arme um die seine.
”Shhh …” macht er nochmal und streicht ihr über die Wange. Er braucht einen Moment, um sich zu sammeln, ihre emotionale Reaktion hat ihm etwas den Boden unter den Füßen fortgezogen. Er greift nach ihren Händen und hält sie fest. Sie schaut ihn weiter aus den großen Augen an.
”Ich werde nie vergeßßen, wer ich bin”, beginnt er.
”Wer min Eltern waren. Was die Menschen von mir erwartet haben.”
Elindir macht eine kleine Pause. Vara nickt, aber wirkt mitgenommen.
”Doch ouch, wenne ich es niemals vergeßße …
… hat die Werlt mich vergeßßen. Ich bin niht mer, was ich war. Und vermutelich werde ich es nie wider sin.”
Varas Hände beben leicht, ebenso wie der Rest von ihr.
Wieder hält er inne.
”Wenne ich niht der Prinz bin”, raunt er und sieht ihr für einen Moment ins Gesicht, bevor er die Blick niederschlägt und zu Boden sieht.
”Danne ist es ouch einerlei, welchen Namen ich trage. Es vüelt sich ja ohnedem bereits wie eine Lüge an.”
Der Ritter hält den Blick immer noch gesenkt. Vara lässt seine Hände los und schiebt sich näher an ihn, umfasst ihn. Er schließt sie in die Arme. Ihr Kopf schmiegt sich an seine Schulter und seinen Hals, ganz eng. Sie weint stumm. Einerseits weiß sie, dass er nicht unrecht hat, andererseits will sie das nicht einfach so akzeptieren ... doch gerade überwiegt die Traurigkeit dieser Entscheidung.
Elindir hält sie schweigend im Arm, streicht ihr sacht über das Haar. Die Situation kommt ihm unwirklich vor. Er tröstet sie, obwohl er selbst so traurig ist. So ganz versteht er auch nicht, warum sie weint. Doch vielleicht sind es einfach Tränen für das verlorene Leben, das ihm die Zeit gestohlen hat. Eine Trauer, für die er selbst keine Tränen mehr weinen kann. Er hat so oft geklagt, so oft geweint deswegen, dass er mittlerweile den Schmerz nur noch dumpf fühlt.
”Shhh, shhh”, macht er wieder, wiegt Vara sachte und legt sein Gesicht an ihr Haar; wartet darauf, dass sie sich beruhigt.
Vara schnieft noch etwas an seiner Schulter … ihre Gedanken fühlen sich so matschig an, ob sie ihm sagen sollte, dass der Standesunterschied in Almada doch recht groß unüberwindlich ist und das mit den Festivitäten dann wohl eher nichts werden würde? Ein Mittelreicher an ihrer Seite war ja schon schlimm genug, aber einen aus dem einfachen Volk? Nicht in der Öffentlichkeit, das würde ihre Familia sicher zu spüren bekommen ... noch war ja auch das letzte Wort noch nicht gesprochen, bestimmt würde ihr etwas einfallen. ”Tut mir leid ... eigentlich sollte ich wohl dich trösten”, sagt sie, hebt den Kopf etwas und wischt sich die Tränen fahrig aus dem Gesicht.
”Ich … mir macht das nichts, das weißt du ... aber ich glaube ich würde nicht mit jemandem ohne Adelsstand bei einer Gesellschaft erscheinen ... es ist ohnehin schon immer ein Spießrutenlauf für meine Familia”, sagt sie vorsichtig.
Ihre Worte lassen ihn verwundert blinzeln. Einmal, zweimal, dreimal, dann werden seine Augen weit, als er versteht, was sie meint. Als er versteht, warum sie weint. ”Oh, nein nein, entschuldige!” entfährt es ihm. ”Ich hätte mich diutelicher ausdrücken mueßen … ich habe niht vor den Burgaere zu spiln”, erklärt er und drückt sie versichernd wieder an sich.
”Ich würde Namen und Wafen ablegen, aber niht min Stant, das niht”, ergänzt er. Elindir beißt sich auf die Unterlippe und schaut sie offen an. ”Und wer willst du dann sein?” fragt Vara etwas irritiert und schmiegt sich an ihn während sie ihn fragend anschaut.
Elindir mustert sie einen kleinen Moment, während sie sich beruhigt.
”Derselbe wie zuvor”, meint er mit einem Schulterzucken.
”Ein vrier Ritter aus Albernia, von mittlerem Stant, all das … nur ane den Name …” Er blickt sich kurz um. ”Ane min Name”, entscheidet er sich dann seinen Familiennamen nicht zu nennen.
”Ja gut … und weißt du schon welchen Namen du nennen möchtest?” fragt sie dann. Caelmann war ja ein bürgerlicher Name.
Elindir schüttelt sacht den Kopf. ”Nein … die Idee ist ja noch niht ganz alt”, gibt er zu und reibt sich über die Nase. Er mustert sie etwas unsicher.
”Wider besser?” fragt er sacht.
Vara nickt zaghaft ... vielleicht auch einfach nur um das Kuscheln noch etwas hinauszuzögern. ”Ich mag deinen Namen ... aber ich gewöhne mich sicher auch an einen neuen … Elindouri”, sagt sie und schaut ihn etwas verdutzt an. ”Das klingt ja komisch, wenn man es als Mensch sagt!” Sie muss lachen.
Er lächelt, als er sie lachen sieht. Kurz überkommt ihn der innige Wunsch sie zu küssen, doch stattdessen legt er nur eine Hand an ihre Wange.
”Das tuot es”, meint er schmunzelnd. Dann schmiegt er sein Gesicht an ihres.
”Ich mag min Name ouch”, erwidert er halblaut. ”Etwenne ergibt es sich ja, dass ich ihn wider tragen kann”, stellt er in Aussicht. ”Und den valschen künnen wir ouch zesamen vinden”, schlägt er vor. Und seufzt.
”Ich bin mir ouch noch alles ander als gewis, obe die Idee wirkelich eine Gute ist …” gesteht er. ”Ich habe nur gedacht … da mit … wäre es wole lihter?” Nach Verständnis heischend sieht er in ihr Gesicht.
”Wir haben ja noch etwas Zeit ... erstmal bist du Elindir Caelmann, ein einfacher Bürger, der mit seiner unfassbar schönen, schlauen Frau eine kleine Schiffsreise macht”, versucht sich Vara an Ablenkung. Verständnis hatte sie natürlich, aber sie wollte nichts überstürzen.
Und ihr Gegenüber nickt dazu. ”Ja”, meint er und lächelt nun wieder.
”Ich wollte dir nur davon erzeln … von min Gedance …”
Elindir schluckt. War es etwa gerade schon wieder so? Ja, das war es ... Er erzählt ihr von seinen Gedanken und sie bricht in Tränen aus. Herrje … hoffentlich stellte sich das nicht als Gewohnheit ein, denkt er sich mit mehr als einer Spur Sarkasmus.
”Warumbe … hast du … eigenlich geweint?” will er doch noch wissen und mustert sie aufmerksam.
Vara schaut ihn fragend an ... dann überlegt sie. ”Weil ... es mich berührt hat”, antwortet sie schließlich. ”Und weil ich das Gefühl habe, dass ich das vor dir nicht verbergen muss“, fügt sie hinzu und schmiegt sich wieder an ihn. Er schließt sie fester in die Arme und nickt bekräftigend. ”Ich halte meine Gefühle viel zu oft zurück … meist weil ich Angst habe, dass sie zu groß werden”, gesteht sie. ”Das ist durchaus ein Makel. Satuaria sind Gefühle sehr wichtig, auch dass man sie auslebt. Egal welcher Gestalt sie sind …” erklärt sie leise.
Er runzelt die Stirn. ”Hm?” macht Elindir. ”Zu groß?” Dann mustert er sie wieder. ”Satuaria …” murmelt er.
”Ich bin niht sicher, obe ich … verste, was du sagen willst”, fügt er hinzu und sieht sie an.
”Ich …” beginnt sie und stockt dann, schaut sich um.
”Vielleicht ist das auch eher etwas für später”, wendet sie leise ein.
Er lächelt sachte.
”Ich dachte … vür den Ausritt … hättest du ander Pläne?” raunt er mit warmer, schnurrender Stimme an ihrem Gesicht. Für einen kurzen Augenblick huschen seine Augen über ihr Gesicht, bleiben an ihren Lippen hängen und kehren zu ihren Augen zurück. Seine Mundwinkel zucken verräterisch, während er sie mustert.
”Nuuunn … meine Pläne haben auch etwas mit dem Ausleben von Gefühlen zu tun …” sagt sie und lässt einen Zeigefinger über Elindirs Brust Kreisen, während sie sich wieder verlegen wirkend auf die Unterlippe beißt … ihr Blick zeigt von Verlegenheit allerdings keine Spur, eher im Gegenteil.
Seine Augen funkeln amüsiert. ”Gevüele?” schnurrt er zurück und beobachtet ihren kreisenden Finger. ”Ja, so ein Ritt auf dem Rücken eines Pfertes … kann sere aufregend sin”, stimmt er mit einem anzüglichen Schmunzeln zu.
”Nicht nur der auf einem Pferd ...” meint Vara und lässt offen was sie meint, obwohl ihr Grinsen schon recht anzüglich wirkt.
Als sie das sagt, zucken seine Augenbrauen kurz und er beginnt ebenfalls zu grinsen. ”Wenne du das sagst”, meint er zuckersüß. ”Ich bin gespannt”, raunt er und beugt sich näher zu ihr, bleibt mit seinem Gesicht ganz nahe bei ihrem. ”Sirene”, meint er noch und funkelt sie lächelnd an. Er bleibt einfach ganz ruhig so stehen, ganz nah bei ihr, sein Gesicht nahe bei ihrem, ganz intim nahe, doch ohne auch nur ein Anzeichen, dass er sie küssen würde. Vara hält das eine Weile aus, aber neigt sich ihm schon deutlich näher zu, berührt ihn fast.
Und dann lässt er sie los, macht einen Schritt zurück und reicht ihr wieder den Arm. Sie funkelt ihn leicht empört und amüsiert an.
”Laß uns witer gen”, meint er mit einem amüsierten Unterton, während er sie immer noch blitzenden Augen ansieht. Mehr sagt er nicht, doch das muss er auch nicht, das übernimmt seine Körpersprache für ihn. So wie seine Augen über ihre Gestalt wandern, das sagt mehr als tausende Worte es könnten. Abwartend sieht er sie an, was sie tut.
Vara stellt sich vor ihn und blockiert den Weg. ”Wegzoll!” fordert sie grinsend.
Elindir schmunzelt. ”Min Vrouwe, habt Ihr denne das Reht uf dieser Straße Zoll zu vordern?” fragt er höflich zurück.
”Das Recht nehme ich mir! Einen Kuss je Bein!” fordert die Strassenräuberin.
Elindir wirft kurz einen Blick auf die Straße, wieder zu Vara. ”Auf offener Straße!” meint er gespielt empört.
Theatralisch wirft er einen Arm in die Luft. ”Ich böuge mich der Gewalt”, klagt er übertrieben, und beugt sich dann blitzschnell zu ihr vor, um ihr je einen Kuss auf jede Wange zu drücken, bevor er sich bemüht mit einer Drehung aus ihrer Reichweite zu kommen, ehe sie reagieren kann.
Vara versucht ihn noch schnell zu schnappen, aber er ist zu flink für sie. ”Pfft, früher waren meine Opfer besser erzogen!” sagt sie und wirft ebenfalls empört die Arme in die Luft. ”Na gut! Voran, voran, Taten warten!” postuliert sie und schreitet voran in die Richtung, in die sie vorhin noch gegangen sind.
Elindir folgt ihr mit einigen schnellen Schritten und reicht ihr wieder den Arm, welchen sie mit einem leichten Knicks annimmt.
”Ich liebe dich”, sagt er unvermittelt und drückt ihr im Gehen einen Kuss aufs Haar, bevor er an ihrer Seite weitergeht.
”Und ich liebe dich", antwortet sie und lehnt sich beim Gehen an ihn. Es war wundervoll das zu sagen und zu fühlen und sie denkt keinen Moment daran, wie albern sie das bei anderen stets gefunden hatte.

Irgendwann kommt auch der Hesindetempel und in der Nähe die Filiale der Nordlandbank in Sicht.
”So mal sehen. Ich dachte an 50 Dukaten. Damit solltest du gut über den Winter kommen. Je nachdem was du noch brauchst. Einverstanden?” fragt sie ihn.
Elindir schaut zu ihr und wirkt ein wenig befangen. Aber er nickt.
”So vil Golt”, murmelt er und seufzt dann. ”Da mit kome ich über Monde …”
Irgendwas scheint ihm im Kopf umher zu gehen, doch er behält es für sich und lächelt nur sachte, während man auf den Eingang zuhält.
”Wie … wie vil hast du denne eigenlich noch?” fragt er, eine Frage, die ihn schon etwas länger umtreibt.
Vara überschlägt das wohl im Kopf und schaut sich dann um das sie keiner belauschen kann. ”Also normalerweise verfüge ich auch nicht über so viel Geld. Aber ich habe meine kompletten Himmelskarten an den Hesindetempel hier veräußert. Abzüglich der Feier und den üppigen Tempelspenden dürften es so 750 Dukaten sein”, sagt sie leise.
Elindir schaut sie für einen Moment an, die Augen weit. Dann senkt er den Blick.
”Wow”, meint er leise. Weiter sagt er nichts dazu und wirkt ein wenig in sich gekehrt.
”Das ist der Lohn von zwei Jahren Arbeit und eines langen Studiums, das mir zum Glück keine Schulden hinterlassen hat", antwortet Vara, die plötzlich das Gefühl hat sich rechtfertigen zu müssen. ”Es kann dauern bis ich nochmal Karten verkauft bekomme. Die ich auch erst noch anfertigen müsste", fügt sie hinzu.
Elindir schaut kurz zu ihr. Er zuckt mit den Schultern, weiß wohl nicht so recht, was er darauf jetzt antworten soll.
”Aha”, sagt er daher lediglich und schaut sie fragend an.
”Gehen wir einfach”, meint Vara knapp und etwas reserviert - woraufhin er eine Braue hebt, doch erstmal nichts sagt - und beeilt sich dann die Nordlandbank zu betreten und kurz und schmerzlos 70 Dukaten zu tauschen.
Elindir sieht ihr aufmerksam dabei zu. Er mustert den Geldwechsler hinter seiner Theke und wie er zuerst Goldstücke aufschichtet, dann auch Silber-, Kupfer und Eisengeld als Kleingeld hinzufügt. Man macht ein wenig höfliche Konversation, schließlich liegen da die 70 Dukaten in Beuteln verschiedener Größe.
Elindir bietet seine Hilfe beim Tragen an. Es sind zwar nur um die zwei Stein Gewicht, die sie jetzt zusätzlich mit sich herumtragen, doch man möchte es ja vielleicht etwas verteilen.
Vara will Elindir die 50 Dukaten geben und sich selbst die 20 Dukaten einstecken. Doch der Ritter hat keine Tasche bei sich. So verstaut er nur bei sich, was er unproblematisch am Mann haben kann und den Rest steckt Vara ein. Allerdings passt sie darauf auf das er nicht in ihre Tasche sehen kann.
Yesterday's the past, tomorrow's the future, but today is a gift. That's why it's called the present.
-Master Oogway

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Ein schicksalhaft anmutender Name - Vara und Elindir

Anschließend macht man sich auf den Weg zum Hafen.
”Du wirkst verstimmt …” meint Elindir, als sie zur Tür der Nordlandbank hinaus sind. ”Was ist los”, erkundigt er sich zärtlich besorgt.
”Ich habe das Gefühl, das mit dem Geld steht irgendwie zwischen uns", antwortet sie nach einem Moment. Sie schaut ihn prüfend an.
Elindir blinzelt verblüfft, seine Brauen zucken zueinander. ”Eh … ich habe doch schone gesagt, dass ich mich gerne von dir ushalten laße?” erwidert er etwas verwirrt. ”Was meinst du?”
”Du hast seltsam gewirkt, als ich dir die Summe genannt habe", erklärt Vara zurückhaltend.
Elindir zieht beide Brauen hoch und sortiert einen Moment. Dann zuckt er mit den Schultern.
”Seltsaene …” echot er und schaut einen Moment wieder in sich gekehrt.
”Ich habe nur darane gedacht, dass diese Summe … so etewa das Dobbelte bis Dreifache dessen ist, das ich zur Vervüegung hatte … um mir diese Identitas zu schaffen ... “ erzählt er.
”Ich habe dar zuo die Lute verkouft, welche min Hoher Vater mir schenkte …” berichtet er.
”Sie war ohnedem zu kostbaere vür einen einfachen Ritter”, relativiert er, doch die Erinnerung scheint ihn auch traurig zu machen. Doch er schüttelt den Gedanken ab.
”Meinst du das? Mit seltsaene?” fragt er.
”Ja, gut möglich", überlegt Vara und tastet nach Elindir Hand. Er reicht sie ihr und streicht mit dem Daumen über ihre Hand. Unvermittelt beginnt er bei dieser kleinen Geste zu lächeln. Es hat einfach etwas so Intimes die Hand eines anderen zu halten und das hier in relativer Öffentlichkeit.
”Ich konnte es nicht richtig fassen, aber vielleicht war es das. Es tut mir sehr leid, dass du deine Laute verkaufen musstest. Ich weiß nicht was Lauten kosten, aber der Preis scheint mir wirklich fürstlich. Wer hat sie denn gekauft?” erkundigt sie sich.
Elindir schlägt die Augen nieder und sieht dann wieder zu ihr. ”Eine reiche Vrouwe us Honingen”, erzählt er. ”Zusamen mit der Geschiht. Sie war sere vrigebig”, meint er, schnaubt amüsiert und lächelt Vara wieder an. ”Sie sagte, wanne habe man schone mal die Gelegenheit zu solch einem Handel?”
Mit einem Schmunzeln führt er ihre Hand zum Mund und gibt ihr einen flüchtigen Handkuss.
”Die Lute … war wirkelich sere kostbar. Ich habe eine einfache Lute vür einen Bruchteil bekomen”, plaudert er noch weiter.
”Wollen wir weiter?” fragt er anschließend übergangslos und sieht einen Moment unter seinen Wimpern zu ihr, bevor er die Hände sinken lässt.
”DIE Geschichte? fragt Vara etwas ungläubig nach, beginnt aber weiterzugehen.
Elindir nickt. Er bietet ihr wieder den Arm an. So Hand in Hand konnte man doch nicht durch die Stadt laufen.
”Ja. Die Priester Hesindes haben ihr ein Versprechen abgenomen, meinen Namen niht zu gewaenen”, führt er aus, annehmend, dass er weiß, worauf sie hinauswill. Vara runzelt die Stirn.
”Das reicht mir aus.” Er lächelt sie wieder an.
”In Honingen … war ich ze naehste … wenec ze rucke haltend mit min Name …” meint er halblaut. ”Es hat etewaß geduret, bis ich genuoc wußßte, um zu sließen, dass es besser wäre, mich bedeckt zu halten.”
Er seufzt leise.
Vara nickt nachdenklich. ”Verstehe ... na das ist nicht mehr zu ändern. Aber sicher ein Grund mehr deinen Namen vielleicht eine Weile nicht zu benutzen", überlegt sie laut und scheint das noch ein bisschen zu wälzen. Die Laute zurückzukaufen war also wohl vermutlich nicht nur eine teure, sondern auch eine vielleicht nicht ganz ungefährliche Gelegenheit.
Elindir schüttelt den Kopf. ”Niht doch … so slim ist es ja ouch niht. Es mueßen die valschen Ohren sin, die von mir hoeren. Und ich denke niht, dass sie dar zuo gehoert, so verbunden wie sie der Herrin Hesinde ist.”
Er legt eine Hand auf ihre auf seinem Arm. ”Sei ane Sorge.”
”Ich bemühe mich, ahne aber dass die Sorge zu einem stetigen Begleiter wird sobald man etwas zu verlieren hat", antwortet Vara tapfer lächelnd und drückt Elindirs Hand. Dann geht sie weiter Richtung Hafenmeisterrei.
Elindir schüttelt sacht den Kopf und folgt ihr.
”Aber dar zuo gibt es keinen Grunt”, widerspricht er. ”Diese Gevare betrifft ja niht meine Persone”, erklärt er. ”Wer immer in meinen Namen Ungemach saejen will, brucht mich lebendec. Und mich zu enphüeren ist ohne Vruht.” Er grinst sie fröhlich an.
”Du verlierst mich also gar niht.”
”Du hast recht Liebster. Und dazu müssten sie dich auch erstmal finden”, sagt sie und küsst lächelnd seine Hand. Reichte ja, wenn einer sich Sorgen machte. Sie könnte das sowieso nicht abstellen gerade. Vara lässt ihren Blick über Elindir streifen. Es war immer noch so neu alles, dass sie sich nicht wirklich satt sehen konnte an ihm.
Der Ritter plustert sich bei ihrem Blick etwas auf und lächelt. Doch zu sagen hat er nicht mehr viel. Also geht er mit ihr am Arm weiter Richtung Hafen.

Vara bleibt immer wieder stehen und schaut sich verschiedene Stände an, als man Richtung Hafen geht. Plötzlich bleibt ein Junge vor ihr stehen und streckt ihr eine handvoll Ketten entgegen. Ganz einfache Lederbänder, an denen am Ende Muscheln und Meeresschnecken-Gehäuse baumeln. Aber anstatt abzuwinken schaut Vara sich die Ketten interessiert an. ”Oh, wie schön, ich wollte Tamila gerne eine kaufen. Was meinst du Elindir? Oder für jeden eine?” fragt sie ihn lächelnd.
Der Ritter lächelt zurück, irgendwie nachsichtig, und zuckt mit den Schultern.
”Vür mich niht, denke ich, aber danke”, meint er.
”Tamila vröuwt es iedoch gewislich. Und die Kinter des Vriedens sicher ouch.” So viel Schmuck, wie Vadiro trug, lag das nahe. Und Rhiannon würde wohl die Verbundenheit mit dem Tier schätzen.

Vara nimmt einige der Anhänger prüfend in die Hand, der Junge preist ihr dabei einige besonders an und weiß ein paar Namen der Muscheln aufzusagen, Herzmuschel, Rahjamuschel, Katzenpfotenmuschel, Elidamuschel, Wendeltreppenschnecke, Kegelschnecke. Er hat strohblondes Haar und aufgeweckte blaue Augen, die geschäftstüchtig aufblitzen. Er muss um die 11-12 Jahre alt sein, aber seine Hände wirken älter, seine Wangenknochen treten vielleicht einen Tick zu stark hervor, um ausreichend genährt zu wirken. Die Schuhe wirken mehrfach geflickt, ebenso Hemd und Hose. Einen Kupferling pro Kette möchte er haben, doch fast wirkt es so, als bereue er schon diesen niedrigen Preis gesagt zu haben, wo Vara so interessiert das Angebot durchstöbert.

Ihr Blick bleibt länger an einer kleinen Muschel hängen, die von außen recht unscheinbar wirkt, dreht man sie aber um, leuchtet Perlmut in allen Farben. “Diese kostet drei Kupfer”, versucht der Junge sein Glück. Vara lächelt ihn an, schüttelt leicht den Kopf.
”Ich glaube wenn, sollte Vadiro ihr eine Kette kaufen”, sagt sie und lässt die Muschel zurück zu den anderen fallen, dem Jungen friert kurz das Gesicht ein, dann fängt er sich wieder und preist eine andere Muschel an, hält sie Vara vor die Nase.
Diese überlegt. ”Ach ich nehme drei, meine Mutter und meine Schwester sollen ja auch ein Mitbringsel von meiner Reise haben ... ich nehme die, und die, die”, sagt sie und zeigt auf eine, die ein bisschen aussieht wie ein Fächer, und auf eine kleine Runde, die auf einer Seite aussah wie ein Mund mit spitzen Zähnen, was allerdings keine Muschel ist, sondern ebenfalls ein Schneckenhäuschen, wie der Junge erklärt. Dazu natürlich die weiße Wendeltreppen-Schnecke für Tamila. Der Junge strahlt wieder ein bisschen und entwirrt vorsichtig die gewünschten Ketten aus seinem Bündel.
Vara greift in ihre Hosentasche und zahlt dem Jungen zwei Silber dafür. ”Für die Ketten und die Dinge, die ich über sie gelernt habe”, erklärt sie und steckt die drei Ketten vorsichtig weg, die der etwas überwältigt wirkende Junge ihr entgegengestreckt hat.
”Efferd segne Euch! Möge Euch Lata immer beschützen und die zwölf Winde Euch stets in die richtige Richtung wehen!” keucht er glücklich und leise auf und lässt das Geld blitzschnell verschwinden. Kurz huschen seine Blicke nach links und rechts, er wollte sich das wohl nicht gleich von jemand Stärkerem wieder wegnehmen lassen.

Elindir hat stumm daneben gestanden, während Vara ihren Einkauf erledigte. Er beobachtet sie und hört mit einem Ohr zu, beschäftigt sich gedanklich jedoch mit anderen Dingen. Der Ritter hat ein wachsames Auge auf die Umgebung - nicht, dass jemand ihnen die Geldkatze stibitzte, während der Junge mit den Muscheln sie ablenkt.
Nachdem Vara bezahlt und ihre Einkäufe verstaut hat, reicht er ihr wieder den Arm, den Vara wie selbstverständlich ergreift. Sie atmet tief ein. Das Meer war jetzt stärker zu riechen, außerdem roch es langsam nach Fisch, Gewürzen, Gebratenem und Ungewissem. Der Junge war schnell verschwunden. Ein paar Andere versuchten ebenfalls etwas zu verkaufen. Tabak, Schuhputzen ... Aber Vara ignoriert sie einfach und achtet darauf, dass ihre Tasche zwischen ihr und Elindir hängt.
Das Klappern, Rollen und Scharren von Kisten und Lastkähnen ist zu hören, darüber das Schreien der Möwen, die unablässig miteinander zu streiten schienen. Über den Dächern der Lagerhäuser schwanken Masten im Wind, kleine Flaggen, ein Gewirr von Seilen. Es herrscht geschäftiges Treiben. Wenn es noch so ist wie damals, laufen bei Voll- und Neumond keine Schiffe ein oder aus, die Flut steht dann hoch und man gedenkt der Toten der Katastrophe. Drei Tage lang liegen die Schiffe dann im Hafen fest. Neumond war jetzt vorbei. Vermutlich würden nun viele der Schiffe auslaufen, die im Hafen hatten warten müssen.
Havena hat drei Häfen, den Seehafen, in dem die Schiffe normalerweise nur kurz lagen und bei dem Ladungen gelöscht wurden, die hauptsächlich für Havena selbst bestimmt waren, den Binnenhafen, an dem die Flussschifferrei abgefertigt wurde und den großen Südhafen wo die meisten Schiffe ankerten. Hier hatten auch die größten Schiffe einen geschützten Platz hinter dem Bennain-Damm, und hier wurden Waren aus aller Herren Länder umgeschlagen und die Massengüter wie Kohle und Korn verladen.
Jeder dieser Häfen hatte eine eigene Hafenmeisterei, am Südhafen würden sie wohl am ehesten etwas finden.
Vara macht sich darum keine Gedanken, sie genießt einfach das Treiben der Stadt. Elindir neben ihr scheint ebenfalls in Gedanken versunken und träumt etwas vor sich hin. Irgendwann beginnt er leise und zufrieden zu summen. Der Wind war frisch, der Himmel konnte sich nicht zwischen Wolken und Sonne entscheiden, manchmal zogen nur einzelne Lichtinseln über die Häuser und das Wasser, so dass es manchmal ganz dunkel wirkte und nur an einigen Stellen lichthell funkelte.

Da man den Südhafen erreicht, ist hier reges Treiben. Von links nach rechts und umgekehrt werden Kisten und Säcke getragen, ein Kran entlädt gerade ein Handelsschiff, wie es aussieht.
Die Hafenmeisterei ist leicht ausgemacht. Drinnen sitzt eine Frau hinter einem Schreibtisch, die vielleicht an die vierzig Sommer zählt. Und diese scheint sie zu einem großen Teil im Freien verbracht zu haben, wie die sonnengegerbte Haut und das ausgebleichte braune Haar verraten. Hinter ihr an der Wand hängt eine Schiefertafel mit einer großen Tabelle. Doch was die Informationen darauf verraten, erschließt sich wohl nur dem Autor.
Als die Tür geht, sieht die Frau von ihren Unterlagen auf.
Ah, Efferd zum Gruße, wünscht sie mit einer Stimme, die ein wenig rauh klingt. Ihr Gesicht ist irgendwie unangemessen ernst. Doch wenn man das so betrachtet, scheint der etwas verkniffene Gesichtsausdruck wohl einfach ein paar schlechten Augen zuzuschreiben zu sein.
”Kann ich helfen?” erkundigt sie sich, nicht unfreundlich, doch auf eine eher bärbeißige Art höflich.
”Efferd zum Gruße, wir suchen eine Passage nach Grangor für fünf Personen und zwei Pferde, gerne auch etwas komfortabel, können sie uns an ein Schiff verweisen?” fragt Vara freundlich, nachdem sie sich vom Studium der Zahlen und Buchstaben auf der Tafel hat losreißen können und tritt dabei näher an die Hafenmeisterin heran. Elindir überlässt Vara das Reden. Er sieht sich einfach nur neugierig um.
Die Frau mustert Vara für einen Moment, dann erhebt sie sich. Sie geht zu ihrer Tafel hinüber, wobei jeder zweite Schritt von einem *Tock* begleitet wird. Die Hafenmeisterin hat ein Holzbein, fällt jetzt auf.
”Grangor …” murmelt sie und sieht auf ihre Tafel.
”Die Schwarze Perle ist heute Morgen bereits ausgelaufen …” spricht sie mehr mit sich selbst und wischt über eine Stelle auf der Tafel.
”Hier, die Stolz von Nostria II läuft heute Abend aus. Die ist aber vielleicht etwas zu klein … für fünf Passagiere zwar nicht, aber zwei Pferde, das könnte knapp werden. Waldemar hat schon gut zuladen …”
Nachdenklich studiert sie ihre Tafel.
”Ach”, meint sie dann. ”Das wäre etwas. Die Meerjungfrauenkuss legt ebenfalls heute Abend ab. Ein größeres Handelsschiff. Das könnte klappen. Die Kapitänin Adanella Casperanja stammt aus dem Horasreich. Sie liegen am siebten Pier.”

Vara dreht sich zu Elindir um. ”Heute schon ...” sagt sie und schaut ihn fragend an.
Elindir war gerade etwas vertieft in die Betrachtung einiger nautischer Gerätschaften und schaut etwas ertappt auf. ”Hiute?” macht er und runzelt die Stirn.
”Hmm … was wäre mit … Morgene?” fragt er hoffnungsvoll die Hafenmeisterin.
Die schaut auf ihre Tafel und auf ein paar Unterlagen, die darunter auf einem Tischchen liegen und zuckt dann mit den Schultern.
”Tut mir sehr leid, der Herr, aber wir sind leider kein Wunschkonzert”, gibt sie mit einer gewissen ruppigen Herzlichkeit zurück. ”Morgen …” Sie wühlt in den Unterlagen. ”Leider nein. Übermorgen … auch nicht. Hmm … dann fährt zwar etwas, aber das ist ein besserer Fischerkahn.” Sie schnaubt. ”Ich fürchte in nächster Zeit ist die Meerjungfrauenkuss erstmal die letzte passende Passage nach Grangor.”
Elindir schaut daraufhin etwas verdrießlich drein.

Auch Vara schaut ihn betrübt an, aber das half ihnen ja nun auch nicht weiter. ”Ein verheißungsvoller Name, den das Schiff hat”, sagt sie und lächelt sanft. Dann wendet sie sich wieder der Hafenmeisterin zu. ”Wir sprechen mit der Capitana. Was schulde ich euch?” erkundigt sie sich dann.
Die Mundwinkel der Hafenmeisterin zucken kurz, als Vara meint, der Name sei verheißungsvoll, dann nickt sie. ”Eine Auskunft … drei Kreuzer”, erklärt sie, nickt zu einem Münzschlitz in einem kleinen Fisch bei der Tür und begibt sich zurück an ihren Schreibtisch.
”Ich hoffe ihr bekommt eure Passage. Eine gute Reise”, wünscht sie noch zum Abschied.
”Habt Dank!” verabschiedet sich Vara und lässt einen Heller in den Fisch plumpsen.

Draußen bietet Elindir Vara wieder den Arm an. Er sieht etwas unglücklich aus.
”Schone so bald …” meint er halblaut.
”Wir müssen ja nicht ...” meint Vara fast reflexartig. Sie selbst ist hin- und hergerissen. Einerseits würde sie gerne noch etwas vom Land sehen, andererseits kann sie es kaum erwarten Elindir ihr Zuhause zu zeigen und ihrer Familie von ihrem Glück kundzutun. Gerade schiebt sich wieder eine recht große dunkle Wolke über den Hafen. Das Wasser unter ihr wirkt fast schwarz. Kalter Wind fegt vorbei. Ja, der Winter nahte, man spürte es. Vara hält Elindir etwas fester.
Der Ritter hat die Stirn gerunzelt und schaut betrübt zu Boden. Da Vara sich enger an ihn drückt, schaut er auf.
”Ist dir kalt?” fragt er fürsorglich.
”Ein bisschen”, antwortet sie sanft. Wo sie herkam war es vermutlich wärmer, selbst im Winter. Ihre Haut würde vermutlich nie ganz blass werden sondern immer etwas dieser dezenten Bräune behalten.
Elindir nickt verstehend, entzieht ihr langsam seinen Arm und legt ihn ihr zusammen mit seinem Umhang um die Schulter. Glücklicherweise hat der Wollstoff Ausmaße, die erlauben, dass sie beide darunter verschwinden. So bleibt er einen Augenblick mit ihr stehen, bis ihr nicht mehr kalt ist. Vara schmiegt sich an ihn.
”Was machen wir ietzt?” fragt er dann und seufzt.
”Ich meine … hm.” Unzufrieden verzieht er den Mund.
”Eigenlich … habe ich getan, warumbe ich her gekomen bin.”
”Und ich auch ... wir haben ein großes Unglück verhindert, wie wir es vorhatten, auch wenn wir nicht wussten, um was es eigentlich ging. Ich würde gerne noch hier bleiben, mehr von deiner Welt sehen, oder von dem was daraus geworden ist. Aber ich freue mich auch dir meine zu zeigen, und vielleicht ist es besser nicht zu viel Zeit zu verlieren, wenn wir Rhiannon helfen wollen ihren Vater zu finden. Ich schätze sie wird nicht lange warten können”, erklärt Vara und lächelt leicht schief.
In Elindirs Augen kann sie lesen, dass er daran gar nicht gedacht hatte. Er sieht zu Boden und nickt. ”Du hast reht”, meint er sachte und blickt wieder zu ihr.
”Sehen wir einemal, obe dieses Schiff uns mitnimt”, fasst er zusammen. Seine Hand an ihrer Schulter reibt über ihren Arm, um sie aufzuwärmen.
”Ist es besser?” erkundigt er sich, aufbruchsbereit. Doch sobald man sich bewegt, würde der Mantel auseinanderklaffen und die kalte Luft einlassen.
”Ja”, antwortet Vara. Ein schlichtes Wort und doch mit soviel Gefühl ausgesprochen, zusammen mit einem langen Blick und einem Lächeln. Alles war besser seit er da war. Sie schüttelt sich zwar etwas unter der kalten Luft, aber mit etwas Bewegung würde es schon gehen.
Gespannt schaut sie die Schiffe und ihre Namen an, sofern sie irgendwo zu lesen waren ”Meerjungfrauenkuss”, kichert sie plötzlich.
Er schmunzelt. ”Ja?” fragt er grinsend zurück.
”Was ist da mit?”
”Wir haben beide schon einen bekommen, wer kann das schon von sich sagen?” fragt sie dann grinsend.
Das hat er jetzt nicht ganz verstanden. Die Augenbrauen des Ritters zucken, während er ihren Witz überdenkt. Schließlich hellt sich seine Miene auf.
”Aaach, du meinst uns, stellt er überflüssigerweise fest und grinst.
”Natürlich!” Sie lacht fröhlich und widersteht dem Drang ihn gleich hier zu küssen. ”Das ist gewiss Schicksal”, fügt sie entschlossen nickend hinzu und muss daran denken, wie sie diesem unbekannten, traurigen Ritter, den sie vor ein paar Tagen getroffen hatte, immer wieder erzählt hat, dass es vielleicht Schicksal gewesen war das sie alle hergeführt hatte.
Dieser nun nicht mehr unbekannte und gerade gar nicht traurige Ritter kichert, als er sie so sieht. ”Ganz gewislich”, kommentiert er und lächelt sie an.
”Kom, schouwen wir mal, obe sie die Niksen reht getroffen haben”, fügt er grinsend hinzu und zieht sie sanft mit sich den Kai entlang.
Vara folgt ihm lächelnd. ”Da bin ich gespannt”, sagt sie mir fast kindlicher Vorfreude. Der Gedanke, dass da eine Nixenfigur vorne am Bug hängen könnte, lässt sie nicht los. Das wäre wirklich ein toller Zufall.
Die Orientierung am Hafen ist für Nicht-Seeleute gar nicht so einfach. Es ist etwas undurchsichtig, wie die Piere nummeriert sind. Zweimal müssen sie nachfragen, bevor sie endlich das richtige Pier finden.
Eine ganz horasisch in grün und gold gehaltene Schivone liegt dort, wo man sie zur Meerjungfrauenkuss gewiesen hatte. Einige Hafenarbeiter sind gerade dabei Kisten und Säcke an Bord zu bringen. Oben an Deck steht ein Mann mit einem schwarzen Pferdeschwanz und ruft Befehle über das Deck - vornehmlich wo was abgelegt oder verstaut werden soll.
Die Segel sind noch geräfft, am Hauptmast weht jedoch unübersehbar eine horasische Fahne mit dem Horasadler. Und als die beiden neugierig zum Bug hinüber gehen, um nach der Galleonsfigur zu schauen, handelt es sich tatsächlich um eine Nixe. Amüsiert zeigt Elindir darauf.
”Schau mal!” kommentiert er grinsend.
Vara strahlt. ”Wunderschön! Ich hoffe wir können mit diesem Schiff fahren!” freut sich Vara beim Anblick der Nixe. Dann wendet sie sich dem Mann zu, der oben Befehle ruft. Sie wartet bis er einen Moment nicht redet, um ihn nicht zu unterbrechen. ”Ahoi Meerjungfrauenkuss!” ruft sie nach oben ”Wir würden gerne kurz an Bord kommen!” fügt sie nicht ganz so Seemännisch hinzu.
“Ahoi”, ruft der Schwarzhaarige von oben zurück. “Wir laden gerade zu - wenn ihr nicht im Weg rumsteht, ist Erlaubnis erteilt!” teilt er mit.

Also können die beiden sich mit den Trägern an Deck begeben und es ist auch nicht so schwer nicht im Weg zu stehen. Der ganz gut gekleidete Südländer mit dem Ohrring und einem Goldzahn begrüßt sie.
“Efferd mit Euch. Answin Stipenbrink mein Name, erster Maat der Meerjungfrauenkuss. Wie kann ich Euch helfen?” fragt er höflich mit neugierigem Blick.
”Efferd zum Gruße. Ich bin Vara Caelman und dies ist mein Mann Elindir“, stellt sie sich und Elindir vor. Lächelnd und ohne auch nur einmal die Miene zu verziehen. Ebenso wie der Ritter, dem nur kurz ein Mundwinkel zuckt und ansonsten keine Reaktion auf diese Unwahrheit zeigt. Dann erkundigt sie sich nach einer Passage für fünf Personen und zwei Pferde nach Grangor.
Answin berichtet den beiden freudig, dass man zufällig noch Platz für die Truppe hätte, da eine andere Reisegruppe erst vor einer Stunde abgesagt hat. Auch Pferde seien kein Problem, Platz habe das üppige Schiff ‘Meerjungfrauenkuss’ zur Genüge. Falls Zauberkundige unter den Passagieren seien, müssten diese jedoch während der Überfahrt auf jegliche Magie verzichten. Die Kapitänin sei da sehr abergläubisch.
”Das stellt kein Problem dar. In Havena ist das Magiewirken ohnehin untersagt. Zu den Passagieren gehören auch eine Geweihte der Tsa und eine der Rahja”, erklärt Vara. Das Halbelfische an Rhiannon wäre nicht zu übersehen. Aber sie wusste nicht wie offen Vadiro damit umging.
”Ah wunderbar, Diener der Götter heißen wir natürlich gerne an Bord willkommen. Die Pferde sollten spätestens eine Stunde vor der Abfahrt aufs Schiff gebracht werden, damit sie sich ein wenig akklimatisieren können. Sperriges Gepäck sollte ebenfalls so früh wie möglich an Bord gebracht werden”, erklärt er. Die Abfahrt fände am Abend statt, kurz vor Sonnenuntergang. Mit allen Informationen, die Elindir und Vara benötigen verabschiedet sich der erste Maat schließlich, um sich wieder dem Schiff zu widmen, schließlich gab es noch einiges an Handelsfracht zu verladen.
Und so schlängeln sich die beiden an den Trägern vorbei wieder vom Schiff. Am Kai reicht Elindir Vara ersteinmal wieder den Arm.
”Gut … ietzt müeßen wir das nur den ander erklaeren”, meint er leise seufzend. Vara kichert.
”Und … Laille mueß unbedingt bewegt werden …” Er verzieht das Gesicht, während er in Gedanken durchgeht, was noch zu tun ist.
Gemütlich wandern die beiden den Kai entlang, während Elindir Vara vorschlägt, dass sie die anderen von der baldigen Abreise in Kenntnis setzt. Er habe noch etwas in der Stadt zu erledigen, das ebenfalls keinen Aufschub dulde.
”Und dar nach reiten wir us?” endet er. ”Ja, das schaffen wir, auch wenn die Zeit wie im Fluge vergeht” Wieder ein Kichern.
Yesterday's the past, tomorrow's the future, but today is a gift. That's why it's called the present.
-Master Oogway

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Ein unerwartetes Wiedersehen - Vara und Elindir

Elindirs spitzbübisches Lächeln gefriert plötzlich, als er an Vara vorbei zum Nachbarpier schaut und dort unter den Hafenarbeitern zwei Männer erblickt, die gerade dabei sind die Kisten, die vom dort angelegten Schiff entladen wurden, auf eine Karre zu hieven. Zumindest hatten sie das getan, denn im Moment stehen sie nur faul rum, tuscheln und deuten auf eine Matrosin, die den Stieg entlang schlendert. Ein großer kräftiger und ein hagerer, recht unsympathischer Kerl.
Vara sieht, wie dem eben noch kokettierenden Ritter förmlich die Gesichtszüge entgleiten. Doch nur für einen Augenblick, dann rauscht ohne Vorwarnung Zorn und Wut auf seine Miene.
Vara schaut Elindir erschreckt an und folgt dann instinktiv seinem Blick. Dann friert ihre Bewegung ein, ihr Herz sackt in die Knie, wie erstarrt steht sie da und erkennt die beiden Männer. Am liebsten will sie einfach weglaufen oder sich verstecken, zumindest ist das der erste Impuls, aber sie bewegt sich gar nicht.
Varas Starre scheint wiederum Elindirs Zorn nur zu verstärken.
”Dieses Mal werde ich ihnen Benim einbrügeln!” zischt er zwischen zusammengepressten Zähnen. Er mustert die Situation nur für einen kleinen Augenblick. Der Albernier tauscht einen kurzen Blick mit Vara, dann geht er los. Er geht schnellen Schrittes, doch er rennt nicht. Keine Aufmerksamkeit erregen. Bis es zu spät sein würde.
Vara schaut ihm nach, nur langsam kann sie sich aus ihrer Starre lösen. Was hat er vor? fragt sie sich träge und macht sich dann langsam daran ihm nachzugehen. Irgendwie hatte sie sich ja gewünscht die beiden Gestalten wiederzusehen, aber ... besser vorbereitet. Sie hatte natürlich mal wieder ihr Florett nicht dabei, das war doch nicht auszuhalten wie leichtsinnig sei war. Wobei das im Zweifelsfalle wohl auch nicht viel nützen würde. Dennoch kann sie Elindir nicht allein gehen lassen. Aber sie hält Abstand.

Elindir steuert auf die beiden Männer zu, darauf bedacht dabei möglichst hinter Hafenarbeitern, Matrosen und Passanten zu bleiben um nicht aufzufallen. Unbemerkt kommt er ihnen immer näher, vorbei an Kisten voller Fracht, während die beiden Schläger weiter ahnungslos die Matrosin begaffen. Als nur noch knapp fünf Schritt ihn von den Schuften trennen, die drauf und dran waren Vara Gewalt anzutun, beschleunigt Elindir seinen Gang und nimmt Anlauf, möglichst ohne warnenden Lärm von sich zu geben. Eine kniehohe Kiste direkt vor den beiden ist sein Ziel. Kraftvoll springt er ab, kommt behände genug auf einem Bein auf, um das andere ungebremst auf das Gesicht des Kleineren der Beiden zuschießen zu lassen.

Ob der Mann durch ein Geräusch gewarnt wurde, er aus dem Augenwinkel die Bewegung gesehen hat, oder ob es Zufall war, ist schwer zu sagen, als dieser im letzten Moment seinen Kopf dreht und den heranfliegenden Fuß sieht. Seine Augen weiten sich vor Überraschung und das fiese Grinsen weicht ihm aus dem Gesicht, bis schließlich einen Sekundenbruchteil später Elindirs beschlagener Stiefel mit einem unschönen Knacken in des Mannes Gesicht landet und er krachend zu Boden geht. Elindir, von der Wucht des Trittes leicht aus dem Gleichgewicht gebracht, streckt die Arme etwas von sich, um zu verhindern, dass er ebenfalls hinfällt. Für einen Moment schwankend, kommt er auf der Kiste zu stehen.

Der große Kerl scheint noch nicht einmal realisiert zu haben was passiert ist und dreht sich nur langsam und verwirrt um, wie Vara beobachten kann. Elindir findet schnell wieder einen festen Stand, während sein Ziel am Boden liegt. Schmerzensschreie erklingen vom Getroffenen und Blut quillt unter den über der Nase des Mannes verschränkten Händen hervor.
Das ging alles so schnell, dass Vara kaum dazu kam sich auch nur zu fragen, was Elindir genau vorhat. Wo der ekelhafte Kleine nun am Boden liegt muss sie unwillkürlich etwas lächeln. Aber schnell hat sie wieder vor Augen, welche Bärenkräfte der Große hat. Ihr Hals fühlt sich plötzlich wieder eng an.

Ob des Schreis werden nun auch die Umstehenden auf das aufmerksam, was gerade passiert ist. Viele nehmen augenblicklich Abstand, einige rennen sogar weg, doch ein paar der Menschen im Hafenbereich bleiben stehen und gaffen etwas unglaubwürdig Elindir und den am Boden liegenden Hafenarbeiter an. Vara schaut sich um, ob sie irgendwo Unterstützer für die beiden schmierigen Kerle sieht, oder offizielle Wachen.
Der Ritter auf der Kiste wirft rasch einen Blick auf seinen Kontrahenten am Boden - der läuft nicht gleich weg - und wendet sich zu dem zweiten Kerl um, um zu schauen, ob der womöglich sofort eingreifen will. Dieser schaut jedoch nun zwischen dem am Boden Liegenden und Elindir hin und her, unschlüssig war er tun soll. Dies wird nicht besser, als der Kleine zwischen den Schmerzensschreien nun auch richtige Wörter artikuliert.

”Verflucht sollst … *hust* … du sein!! Verdammter Sohn einer räudigen Hündin! MEINE NASE! AAAAARGH! Ph… *hust* … Phileas, reiß ihm die Beine aus!”, brüllt er, und hält sich die Hände vors Gesicht. Daraufhin hebt der blonde Hühne die Arme, bereit sich mit Elindir zu raufen.
Hesinde … der ist ja dumm wie Brot! huscht es Elindir unwillkürlich durch den Kopf.
Er braucht nur einen Moment, um sich eine neue Taktik zu überlegen. Der Ritter stellt sich etwas breitbeiniger auf seine Kiste und zieht mit dem typischen metallischen Klirren sein Schwert vom Gürtel.
”Das würde ich niht tuon”, knurrt er. Seinem Gegenüber werden für einen Augenblick die Augen weit. Diesen Moment der Unaufmerksamkeit des deutlich größeren und kräftigeren Mannes nutzt Elindir aus und tritt ihm - wenig ritterlich - mit den beschlagenen Stiefeln nun dorthin, wo es besonders weh tun sollte.
Jaulend geht der Große zu Boden, beide Hände zwischen die Beine geklemmt. ”Du miese Kröte!” sagt der Kleine, der seinen Oberkörper halb aufrichtet und in Elindirs Richtung ausspuckt - mehr Blut als Spucke. ”Was willst du, Bastard? Ehrbare Bürger angreifen, dafür lassen sie dich hängen!” krächzt er, das Gesicht blutüberströmt. Um die Stelle hat sich in sicherem Abstand ein Kreis aus Schaulustigen gebildet, niemand scheint eingreifen zu wollen.

Ehrbare Bürger … Vara tritt zwei Schritte aus der grauen Masse hervor, die Hände an den herabhängenden Armen zu Fäusten geballt. Sie starrt den Kleinen einfach nur hasserfüllt an, das brachte ihn vielleicht auf die richtige Spur.
Elindir für seinen Teil steht immer noch etwas erhoben auf der Kiste, das Schwert in der Hand. Er wartet, bis der kleinere der Beiden seine Galle gespuckt hat.
”Du bist kein … erbaerer Burgaere, antwortet er ruhig. Drecsac, fügt er herzhaft hinzu und reckt angriffslustig das Kinn vor. In einem ähnlichen Tonfall wie vorgestern Nacht.
”Ihr habt eine Vrouwe von Stant anegrifen”, führt er weiter aus, immer noch augenscheinlich entspannt und Herr der Lage, während sein Mantel leicht in der Seebrise bauscht.
”Darvür werdet ihr hangen”, erwidert er und Zorn blitzt in seinen Augen. Und so aufrecht, wie er gerade da steht … Elindir braucht kein Wappen, um den Adligen heraus zu kehren.

Wütend will der Kleinere sich aufrichten. Da fällt sein Blick auf Vara. Eine Reihe von Emotionen huscht über das Gesicht des Mannes, gut erkennbar obwohl seine Hände es bedecken: Verwirrung, Erkennen, Entsetzen, Zorn. "Aber ..."
Sein Blick huscht wieder zu Elindir. Auch diesen erkennt er. "D..Du!" stammelt er näselnd. "Der Hurensohn mit den Holzschuhen!”
Unwillkürlich lächelt Elindir, als der Hafenarbeiter ihn erkennt.
”Genou der”, meint er beinahe freundlich belustigt und springt von der Kiste.
”Und du, rüerst dich niht”, rät er ihm, hebt die Schwertspitze leicht in seine Richtung. Nur genug, um keinen Zweifel daran zu lassen, dass er weiß, was er tut.
”Du ouch niht”, ergänzt er der Vollständigkeit halber in Richtung des tumben Riesen.
Vom Hühnen kommt als Reaktion nur ein weiteres Wimmern, während hinter der Menge Rufe ertönen. ”Was soll der Tumult? Macht Platz, Bürger!” bellt ein Stadtgardist und man kann sehen, wie drei von ihnen auf das Menschenknäuel zusteuern.

Als der Kleinere der beiden Elindir so beleidigt, will Vara am Liebsten auf ihn zuspringen und ihm die Augen auskratzen! Aber zum Glück bleibt Elindir entspannt ... und es schauen auch zu viele zu.
Als der Ruf des Stadtgardisten erschallt, reißt sich Vara zusammen und stellt sich aufrecht hin. ”Ihr kommt gerade recht diese beiden Männer festzunehmen!” ruft sie den Gardisten zu und streckt anklagend den Zeigefinger in die Richtung der beiden am Boden Liegenden aus. ”Diese beiden haben mich vor drei Tagen überfallen und wollten sich an mir vergehen!” berichtet sie.
Elindirs Augen huschen zu den Gardisten, doch dann verlegt er sich darauf die beiden Kerle in Schach zu halten. Nicht, dass die den Moment der Unachtsamkeit nutzen wollen.
Der Kleine schaut zu den Gardisten, dann zu Vara, dann zu Elindir und wirkt auf einmal deutlich panischer. ”D-Der Kerl hat mich auf offener Straße angegriffen!!” stammelt er den Gardisten entgegen und versucht rückwärts von Elindir weg zu kriechen.
Der folgt ihm mit der Spitze der Klinge. ”Rihtec”, antwortet er ganz ruhig auf die Anschuldigung. Der Mann rutscht weiter zurück, schiebt sich Stück für Stück von Elindir weg, das Gesicht voller Blut. Die Gardisten haben indes die Menge der Schaulustigen überwunden und schauen sich das Ganze genau an.

”Und ihr seid?” fragt der Hauptmann mit neutraler Stimme Vara, als diese die Anklage erhebt. Die beiden anderen Gardisten heben indes den am Boden liegenden Phileas auf die Beine und legen ihm Eisenfesseln an die Handgelenke an. Er weint immer noch und schaut schuldbewusst zu Boden.
Elindir schaut weiterhin dem kleineren Ganoven zu, wie er versucht davon zu kriechen. Falls er auch nur den Hauch eines Anscheins macht, sich erheben zu wollen, würde er das zu verhindern wissen. Die Waffe steckt er jedoch ein.
“Ich bin die Gelehrte Domnatella Vara Curiosa von Cerastes. Mein Bruder ist der Baron von Nemento und mein Vater ist der Reichskammerrichter Vernon Aramir von Cerastes“, erklärt Vara mit fester Stimme und funkelt die beiden Männer wütend an. Richter und Baron sollten genügen, auch wenn sie die Genannten nicht weiter kannten.
Da Vara sich vorstellt, huschen des Ritters Augen einmal kurz zu ihr, dann zu der Menge an Schaulustigen, die sie umgibt. Und wieder zu seinem Gefangenen. Das würde schon irgendwie werden. Dieser nutzt die Gelegenheit, als Elindir wegschaut und wirft einen faustgroßen Stein, den er hinter sich auf dem Boden gefunden hat, nach dem Ritter und versucht aufzuspringen, weg von Elindir.

”Edle Dame, Ihr werdet verstehen, dass wir ein Zeichen der Bestätigung brauchen, einen Beweis für Eure Identität”, sagt der Hauptmann zu Vara und schaut dann zu Elindir, auf den gerade ein Stein zufliegt. ”Was zum …”
Vara hatte gerade noch genickt, das Bestätigen würden sie schon irgendwie hinbekommen, Rhiannon als Geweihte konnte das zum Beispiel bezeugen, da schreit sie erschreckt auf, als sie dem Blick des Gardisten folgt und den Stein fliegen sieht.
Elindir hat damit gerechnet, dass der Kerl fliehen will. Womit er nicht gerechnet hat, ist der fliegende Stein. Er gibt einen überraschten Laut von sich. Reflexartig reißt er den linken Arm - seinen Schildarm - hoch. Der Stein ist nicht so hart geworfen, als dass er ihn ernstlich verletzen könnte, als er ihn trifft, doch für einen winzigen Moment ist der Ritter abgelenkt.
Diesen nutzt der Hafenarbeiter, um auf die Füße zu kommen und einen Fluchtversuch zu wagen. Die umstehenden Schaulustigen, gerade noch leise, darauf bedacht etwas mitzubekommen, beginnen ein summendes Gemurmel, und zerstieben, als der blutbesudelte Mann auf die Menge zuläuft. Dicht gefolgt von einem zornigen Elindir.

Der Hauptmann bleibt bei Vara stehen, während zwei der anderen Gardisten den kleineren Kerl nun ebenfalls verfolgen. ”Hey! Stehen geblieben!” ruft einer von ihnen. Der blutverschmierte Kerl rennt los, und schaut sich nach hinten um, wo Elindir ihn verfolgt. Dabei übersieht er einen Matrosen, der gerade hinter einer großen Frachtkiste hervorkommt und den Fliehenden gar nicht bemerkt, bis dieser ihn förmlich umrennt. Der Fliehende kommt ins Straucheln und wird dadurch lange genug verlangsamt, so dass Elindir ihn einholen kann.
Der packt ihn von hinten an der Kleidung und reißt ihn zunächst von dem unbeteiligten Matrosen weg. Bevor sich der Flüchtende noch ganz versieht, hat Elindir ihm einen Arm um den Hals gelegt und in den Schwitzkasten genommen. Der Ritter schnaubt wütend.
”Idiot”, faucht er, nur halblaut.
Der Matrose richtet sich auf und schaut etwas irritiert Elindir und den Blutenden an. ”Pass doch auf”, raunt er dem Kleinen zu, nimmt dann jedoch Abstand, als Elindir handgreiflich wird. Der Gauner wehrt sich erfolglos gegen den Schwitzkasten, hämmert gegen Elindirs Arme und flucht. ”Lass … los … Bas … tard …” stößt er hervor, während Elindir ihn unerbittlich festhält.

”Nehmt sie doch endlich fest!” drängt Vara derweil die Gardisten. Diese erreichen kurz darauf Elindir und den Kleinen. ”So, jetzt ist Schluss damit”, raunt einer von ihnen und holt einen Strick hervor um dem Blutenden die Handgelenke zu Fesseln, während der andere Gardist sich anstellt Elindir vom Kleinen zu lösen. Der macht keine Anstalten seinen Fang loszulassen, bevor die beiden Gardisten ihm nonverbal, aber unmissverständlich, zu verstehen geben, dass sie ihn festhalten werden.
Erst dann lässt er los, richtet sich wieder gerade auf und strafft die Schultern etwas.
Vara wartet da, wo sie gestanden hat, und wirft auch immer mal wieder einen Blick zu dem Großen. Am liebsten würde sie an Elindirs Seite eilen, fragen ob er sich verletzt hat ... aber das würde warten müssen. Vor all den Leuten ... vor diesen Leuten … ihre Gesichtszüge verhärten sich, während sie zu dem Kleinen sieht.
Eher unsanft wird Elindir vom Kleinen getrennt, und augenblicklich übernimmt einer der Gardisten das Fesseln des Blutenden. Resigniert sackt dieser zusammen und wehrt sich nicht gegen die Festnahme. Der zweite Gardist zieht Elindir rückwärts vom Kleinen weg und holt ein zweites Paar Handfesseln hervor. ”Hände auf den Rücken!” sagt er sehr bestimmend. Vara ist in Gedanken noch woanders, blickt nun aber zu den Gardisten.
Doch Elindir reagiert darauf zunächst nicht. Stattdessen sieht er den Gardisten mit zwei hochgezogenen Brauen an. Er will gerade dazu ansetzen etwas zu sagen, als der Gardist, der nur auf ein Zeichen des Widerstands gewartet hat, Elindirs Arm packt und ihn mit einem kräftigen Ruck gegen die Frachtkiste drückt, die neben den beiden steht. Elindir knallt gegen das Holz, gibt dabei einen Schmerzenslaut von sich, und sein Arm wird unsanft hinter seinem Rücken nach oben gedrückt. ”Widerstand gegen die Festnahme, das gibt Ärger, Freundchen!” sagt er und legt Elindir die Fesseln hinter seinem Rücken an.
”Au!” beschwert der sich gegen die unsanfte Behandlung. ”Niht so grop!” Unwillkürlich spannt er sich an. Doch gegen den Griff kommt er nicht an, das sieht er nur einen Augenblick später ein und entspannt sich wieder.
”Was macht Ihr denn da? Dieser Ritter hat mein Leben gerettet! Lasst ihn sofort frei! Ich verbürge mich für ihn!” ruft Vara und eilt zu den Gardisten, die Elindir festhalten. Das konnte doch nicht wahr sein! Jetzt nur nicht die Nerven verlieren.
”Ein Leibwächter mit einer Waffe innerhalb der Stadt, da hätte ich noch ein Auge zugedrückt, aber als Unruhestifter mit einer Waffe muss ich durchgreifen”, sagt der Hauptmann, der neben Vara steht.
Der Ritter, über den sie da sprechen, verzieht derweil das Gesicht. Den Gardisten davon abzuhalten ihn zu fesseln führt dazu, dass der ihm weiterhin den Arm den Rücken rauf drückt. Zwischen zusammengebissenen Zähnen zischt er: “Ich bin niht Euer … Freundchen, zu dem Gardisten, der ihn festhält. ”Ich bin ein vrier Ritter Albernias …” fügt er hinzu, stöhnt es fast. Tut es tatsächlich, als er darüber nachdenkt, was sein Vater wohl dazu sagen würde, sähe er ihn in dieser Bredoullie. Und er kann und darf seinen Namen nicht sagen. Darf es nicht. Darf es nicht. Das war dumm, Elindir.
”Genaaaaau. Wenn ich ein Silberstück bekommen würde für jeden, der versucht sich so rauszureden …”, raunt der Gardist, der Elindir festhält und zurück zum Hauptmann steuert. Der Kleine, ebenfalls gefesselt, wird ebenso vom anderen Gardisten hin zum Hauptmann gebracht.

Vara kann kaum ertragen in welcher Situation sich Elindir da befindet. Sie schaut zum Hauptmann. ”Bitte, könnte ich Euch kurz etwas abseits sprechen? Ich bin sicher ich kann etwas Licht ins Dunkle bringen”, bittet sie den Hauptmann und versucht eine eher zurückhaltende Körpersprache zu benutzen, die eines Bittstellers.
Während Vara mit dem Hauptmann spricht, blickt dieser sich um. Und in die Richtung, in die er schaut, sieht Vara zwei weitere Gardisten näher kommen, denen er winkt.
”Einen Moment, hohe Dame”, erbittet er und wendet sich dann an die Umstehenden.
”Hier gibt es nichts mehr zu sehen! Hört auf dem guten Herrn Efferd die Zeit zu stehlen und hier Maulaffen feil zu halten”, scheucht er die Schaulustigen davon, begleitet von entsprechender Körpersprache. Die Matrosen, Tagelöhner und anderen Hafenarbeiter murren und trollen sich nur langsam.
”Ihr habt gehört, was der Hauptmann gesagt hat! Muss man euch erst Beine machen?” hilft der große und breitschultrige Gardist, der Elindir festhält, bellend aus. In der Tat beschleunigt das die Auflösung des Pulks. Elindir hat sich in sein Schicksal ergeben, wie es aussieht. Erstmal so wenig Widerstand leisten wie irgend möglich, um Schmerz zu vermeiden.
Vara schaut besorgt zu Elindir, aber als der Hauptmann die Leute verscheucht hat und sich ihr zuwendet nickt sie sacht.
“Danke das Ihr mich anhört”, sagt Vara, der Gardist vor ihr musste der Anführer sein, aber seinen Rang wusste sie nicht sicher, also belässt sie es dabei ihn nicht direkt anzureden.
“Ich verstehe, dass das Verhalten meines Begleiters unangebracht auf Euch wirken muss, aber dazu müsst Ihr wissen, das er es war, der mich vor drei Tagen vor diesen Männern gerettet hat. Sie hatten mich in ihrer Gewalt und unmissverständlich klar gemacht, was sie von mir wollten ... sie haben ... meine Kleidung zerrissen ... mir den Hals zugedrückt als ich mich wehrte ...“ sagt sie, im Bestreben Elindir damit zu helfen, aber ihre Stimme gerät ins Schlingern. Ihre Hände beginnen leicht zu zittern, also umfassen sie schnell einander. Sie nimmt sich einen Moment, um ihre Fassung zu behalten, bevor sie fortfährt. Elindir blickt aufmerksam auf, was da geschieht. Varas Tonfall und ihre Körpersprachen lassen ihn seufzen und er sinkt etwas in sich zusammen.
”Domatella …” flüstert er leise, kaum hörbar, wie in einem Versuch sie davon abzuhalten sich zurück zu dieser Nacht zu begeben.
“Er vertrieb die Männer ohne an seine Sicherheit zu denken und kümmerte sich um mich wie ein wahrer Edelmann. Und inzwischen ... sind wir einander zugetan ... und diese Männer gerade zu sehen ... die mir so Schreckliches antaten, hat ihn vielleicht kurz efferdgefälligem Zorn nachgeben lassen und er ist zu weit gegangen im Bestreben diese Verbrecher festzusetzen, bis er sie an die Garde übergeben kann. Ich bin sicher, dass er das auch einsehen wird, er ist wirklich keine Gefahr für die guten Bürger diese Stadt und wird keinerlei Ärger mehr machen. Er ist ein freier Ritter von Stand und kennt und achtet die Gesetze“, beendet sie ihre Bitte an den Hauptmann und schaut ihn hoffend an.
Der Hauptmann blinzelt einige Male, als Vara derart aufgelöst anfängt ihre Geschichte zu erzählen. Etwas ratlos schaut er zu einem der Gardisten, die gerade als Verstärkung dazu kamen.
Leicht überfordert schaut er dann Vara an und räuspert sich. ”Ähm … Edle Dame, ich verstehe, dass Euch offenbar etwas widerfahren ist, das Euch schwer belastet. Ihr müsst jedoch verstehen, dass ich an einen Schwur gebunden bin, die Gesetze einzuhalten die ich beschütze”, sagt er und gibt den Gardisten, die den großen Phileas und den kleinen Blutenden festhalten, ein Zeichen. ”Führt sie ab, ich beschäftige mich später mit ihnen”, raunt er, woraufhin sich die beiden in Bewegung setzen. Phileas humpelt ein wenig und geht sehr vorsichtig, während der Kleine stehen bleibt und in Richtung Elindir spuckt. ”Elender Bastard! Das wirst du büßen! Verrecken sollst du, du Schei-”, faucht er noch, bevor der Gardist, der ihn abführen will, ihm mit dem Panzerhandschuh eine verpasst. ”Du hast das Recht zu Schweigen. Ehre den Herrn Boron und nutze dieses Recht”, sagt er nüchtern und zieht den desorientierten Mann daraufhin mit sich zur Wache. Elindir hat all das mit einer stoischen Miene beantwortet.

Als die beiden außer Hörreichweite sind, seufzt der Hauptmann. Er, Vara, Elindir, sowie der breitschultrige, kräftige Gardist, der den Ritter noch immer fest im Griff hat, stehen nun alleine am Hafen. ”Meine Dame, Ihr behauptet dieser Mann hier sei ein Mann von Stand? Ich muss einen Beweis dafür sehen, ansonsten bin ich gezwungen auch ihn in eine Zelle zu stecken, bis dieser Fall einwandfrei geklärt ist”, sagt er zu der Almadanerin, ohne dabei Elindir zu beachten, dessen Miene sich etwas verdüstert, als nicht nur sein Wort hier in Frage gestellt wird, sondern man auch nicht mal mit ihm spricht. Ganz als wäre er nicht da. Der große Gardist knurrt ein wenig, scheinbar gefällt es ihm nicht, dass Elindir nicht sofort in den Knast gesteckt wird.
Vara hebt etwas hilflos die Arme. ”Ihr versteht sicher das ich meinen Adelsbrief nicht zur Hand habe, sondern dass dieser wohlverwahrt im heimatlichen Almada liegt. Mal sehen ...” Sie öffnet ihre Umhängetasche und zieht ihr Büchlein hervor, und blättert ganz an den Anfang.
”Ihr habt keinen Siegelring?” fragt Elindir und versucht die Überraschung dabei zu verbergen, stattdessen ganz ruhig und gelassen zu klingen. Was ihm einiges abverlangt, während der Gardist etwas fester zudrückt. Vara schaut kurz zu Elindir und schüttelt etwas verlegen den Kopf. Blöde Vollmondvara hatte den Kopf beim überstürzten Packen woanders.
”Hier habe ich ein Empfehlungsschreiben der Hesindekirche von Punin, das mich als Absolventin der dortigen Akademie ausweist und als Gelehrte der Sternenkunde. Dort steht mein Name mit vollem Titel”, sagt sie und reicht ein gesiegeltes Schreiben dem Hauptmann. Ihr Ritter seufzt erleichtert durch die Nase. Das würde wohl ausreichen und dieser Menschenschinder ihn gleich endlich loslassen.
”Hochwürden Dalpert vom Hesindetempel wäre sicher auch bereit zu bezeugen, dass ich das bin. Allerdings weiß ich nicht, ob er sich für so eine Lappalie von seinen Wissensschätzen entfernt. Darüber hinaus könnte sowohl eine Geweihte der Tsa, sowie eine Geweihte der Rahja unsere Identitäten bezeugen, sie dürften sich gerade in der Taverne am Rahjagarten aufhalten. Ich denke damit wäre das geklärt, unser Schiff läuft nämlich mit der Abendflut aus und wir haben noch eine Menge zu erledigen”, sagt sie selbstbewusst und fügt dann gnädig hinzu: ”Ich bin natürlich bereit vorher meine Aussage niederzuschreiben.”

Der Hauptmann lauscht Varas Ausführung und betrachtet das Empfehlungsschreiben. ”Ich verstehe … Nun, verzeiht bitte mein schroffes Auftreten, edle Dame, aber es gibt Vorschriften zu befolgen in solch einem Fall. Ich werde sogleich einen Boten zu Hochwürden Dalpert schicken lassen, um Eure Behauptung zu bestätigen, sein Wort hat viel Gewicht in dieser Stadt.
Wenn Ihr mir bitte folgen würdet, in der Wachstube könnt Ihr Eure Aussage niederschreiben”
, sagt er freundlich zu Vara und deutet den Weg zur nächsten Wachstube. ”Aber Ihr müsst entschuldigen, dass euer ‘Begleiter’ vorerst in Gewahrsam bleiben muss. Ich hab noch nie von einem Ritter gehört, der derart unritterliches Verhalten an den Tag gelegt hat. Seid Ihr euch sicher, dass dieser Mann kein Hochstapler ist?” sagt er, während der Zug aus Gardisten, Vara und dem gefesselten Elindir voranschreiten. Dem Ritter gehen fast die Augen über, als er das hört. ”Natürlich bin ich mir sicher!” schnappt auch Vara etwas nach Luft, hoffentlich blieb Elindir ruhig.
Der große Gardist, der Elindir hält, brummt vor sich hin, gerade laut genug, dass Vara und der Hauptmann es hören können. ”Hochstapler hängen in dieser Stadt. Schämst du dich nicht, dich für einen albernischen Ritter auszugeben?” sagt er und der Hauptmann rümpft die Nase.
”Asleif, noch ist nichts bewiesen, also unterlass solche Äußerungen”, faucht er den Gardisten an, der den Griff an Elindirs Arm ein wenig festigt. Der beginnt auch gerade sich zu winden, bleibt stehen.
”Unritterlich?” echoet er, zunächst konsterniert, dann doch etwas aufgebracht. Unritterlich?” wiederholt er und stemmt sich gegen den Griff des Gardisten, der nun doch etwas Mühe damit hat ihn festzuhalten. Es nichts desto trotz aber schafft.
Solch Abschaum verdient keine Ritterlichkeit! gibt Elindir entschieden zurück. Bemüht zu verbergen, wie aufgebracht, wie wütend er wirklich ist - erkennbar an der ausdruckslosen Maske, in die er sein Gesicht so gerne verwandelt.
”Ich habe den Bewis, den Ihr so dringlich brucht in min Tasche”, fügt er dann etwas resigniert hinzu.
”Wenne Ihr Eurem Bullen sagt, er müchte mich los laßen, sollt Ihr ihn haben”, räumt er ein. ”Ich tuoe nihts ander, dar uf min Wort.”
Soweit ihm möglich in diesem Griff, richtet Elindir sich gerade auf und sieht dem Hauptmann offen in die Augen.
Der Hauptmann bleibt stehen und dreht sich langsam zu Elindir um. Mit erhobener Augenbraue schaut er Asleif an. Dieser lässt eher unwillig Elindir los und löst die Fesseln an seinen Händen. ”Eine falsche Bewegung und ich knall dich noch einmal an die Wand”, knurrt er leise Elindir zu, während er die Fesseln löst. Erleichtert knetet der Ritter seine Finger, nachdem die Hände wieder frei sind.
”Diese Worte werden Euch gleich schon sehr leid tun wenn Ihr das Siegel seht ...” knirscht Vara und tötet Asleif mit Blicken.
Elindir hebt eine Hand, um mit einer Geste beiden das Wort abzuschneiden. ”Es reicht”, sagt er scharf, aber ganz ruhig und greift dann mit einer Hand in seine Tasche. Eigentlich hatte er nicht vor diesem Ochsen den Ring zu zeigen. Eigentlich wollte er ihn nur dem Hauptmann zeigen, doch nach Varas Worten wird es vermutlich unumgänglich sein, dass auch sein Peiniger von seiner Identität erfuhr. Wortlos zieht er seinen Siegelring hervor und reicht ihn dem Hauptmann, blickt ihm dabei aufmerksam ins Gesicht.
Dieser betrachtet den Ring für einen Augenblick, bevor jegliche Farbe aus seinem Gesicht weicht. Der Gardist schaut erst missmutig, als Elindir tatsächlich einen Siegelring hervorzaubert. Asleif tritt einen Schritt zurück, weg von Elindir. “Ich … Aber”, meint er unwillig, als er begreift, dass Elindir wohl doch die Wahrheit spricht, während der Hauptmann noch etwas starr den Ring und dann Elindir mustert. “Bitte vergebt mir, Euer Hochgeboren. Eure Aufmachung … Wie hätte ich erkennen sollen … ich habe nur die Vorschriften befolgt, niemals wäre mir auch nur im Traum eingefallen Euch und das Haus Bennain zu beleidigen!” plappert der Hauptmann und verneigt sich vor Elindir. “Auch Euch gilt meine Entschuldigung, edle Dame”, sagt er dann zu Vara. “Hätte ich gewusst …”, beginnt er, schweigt dann aber. Vara schaut bedauernd, schweigt aber ebenfalls.

Bei der Erwähnung des Namens Bennain erbleicht auch Asleif, während es in Elindirs Gesicht nur ungut zuckt.
”Ja”, wendet er sich, etwas schroffer als beabsichtigt, an den Hauptmann.
”Min Aufmachung hat einen Grunt, erklärt er, aristokratisch beherrscht, darunter jedoch brodelnd. ”Ich wäre Euch da her sere verbunden …” beginnt er und deutet dann mit einer Geste Schweigen an, deutet an, dass er nicht möchte, dass der Hauptmann seinen Namen erneut erwähnt.
”Ansunsten sei Euch vergeben und vergeßßen. Ihr habt nur Eure Pflicht getan”, erteilt er Absolution.
Vara steht einfach wortlos daneben und wartet bis die Männer fertig waren. Der Hauptmann presst die Lippen aufeinander und überlegt angestrengt, doch noch bevor er etwas erwidert, neigt er einfach das Haupt vor Elindir. ”Natürlich, Herr”, sagt er leise. ”Wie sollen wir mit den beiden anderen Männern verfahren?” fragt er dann.
Asleif steht stocksteif in militärischer Haltung und vermeidet Augenkontakt mit Elindir - oder sonst irgendwem. Seine Hautfarbe hat eine sehr ungesunde Blässe angenommen.
Elindir denkt einen Moment nach, legt einen Finger ans Kinn.
”Das müchte ein Rihter entscheiden”, meint er zunächst.
”Der Große ist tump wie Brot und tuot, was man ihm bevilht. Drei, etwenne vier Tace Pranger und danne Steinbruch … wäre min Enphelhung”, gibt er seine Einschätzung preis.
”Der ander … puuuh …” Der Ritter pustet Luft aus.
”Der ist … boesartig und ohne Riuwe … Reuwe”, schätzt er und verbessert er sich anschließend.
”Etwenne ouch Steinbruch … oder Stranc. Wer wiß, obe es noch ander Opfer gibt, die vür immer swigen?” Mit einer Mischung aus Beklommenheit und angemessenem Ernst sieht Elindir den Hauptmann an. Sein Blick huscht auch kurz zu Vara und unwillkürlich ballt er eine Hand zur Faust.
”Ich geloube dieser tumpe Rise künnte es wißßen und erzeln”, schlägt er ein Vorgehen vor. ”Aber … laßßt das einen Rihter entscheiden”, wiederholt er seinen Appell vom Anfang und bemüht sich etwas freundlicher dreinzublicken als gerade noch.
”Sehr wohl, mal schauen was die beiden zu erzählen haben, wenn wir sie getrennt verhören”, sagt er und schaut vorsichtig zu Vara. ”Edle Dame, möchtet ihr noch immer Eure Aussage zu Protokoll geben? Es könnte helfen die Öffentlichkeit für immer von diesen Kerlen zu schützen”, sagt er und blickt erwartungsvoll.
”Ja, selbstverständlich, einen Augenblick bitte”, bittet sie dann den Wachmann und tritt zu Elindir. ”Bist ... Seid Ihr verletzt?” fragt sie leise während der Hauptmann ein paar Schritte Abstand nimmt, um ihnen ihre Privatsphäre zu lassen.
Der Ritter sieht auf und seufzt leise, aber nicht schmerzerfüllt, eher als ob sich eine Anspannung langsam löst.
”Nur in min Stolz”, entgegnet er mit einem sachten Lächeln und nimmt ihre Hand, um sie leicht zu drücken. ”Ein paar blao Vlecke, mer niht.” Mit der freien Hand streicht er auf dem Unterarm, wo ihn wohl der Stein traf, etwas Straßenstaub weg. Anschließend sieht er wieder zu den Gardisten hinüber - schmunzelt, da Asleif immer noch stocksteif dasteht und sieht wieder zu Vara.
”Und nun? Weiter?” fragt er, bietet ihr auch wieder den Arm an, nachdem er ihre Hand losgelassen hat.
Vara schaut zu dem Arm und kramt in ihrer Tasche nach einem Taschentuch. Sie führt es an die Lippen und benässt es etwas und nähert sich Elindirs Arm, mit der anderen Hand beginnt sie seinen Ärmel hochzuschieben.
Elindir beobachtet sie etwas fragend dabei. Sein Gesichtsausdruck wird noch etwas irritierter, als sie den Ärmel hochschiebt. Der Stein hatte den Stoff getroffen, darunter war er - halbwegs - sauber ...
”Was … tuost du da?” erkundigt er sich etwas perplex.
”Vertrau mir”, sagt sie leise ohne den Blick vom Arm zu nehmen und beginnt irgendwie verträumt die Haut mit dem feuchten Taschentuch abzutupfen.
Der Besitzer des Arms zieht eine Braue hoch und beobachtet, was Vara da tut. Was auch immer daran sein Vertrauen benötigen würde. Die Augenbraue bleibt gehoben, bis Vara mit ihrer Behandlung fertig ist. Er sagt aber sonst nichts dazu, schmunzelt nur leicht ob der Situation.
Die Stelle unter dem Ärmel ist leicht gerötet und schmerzt auch noch dumpf von dem harten Stein, den Elindir damit abgewehrt hatte, das würde sicher blaue Flecken geben und vermutlich hätte er noch bis morgen etwas davon. Oder auch nicht ... denn kaum hat das Taschentuch seine Haut berührt, beginnt der leichte Schmerz nachzulassen ... ein vertrautes und doch fremdartiges Gefühl für den Prinzen, der nicht wenige Male magisch geheilt wurde. Sie schaut auf und lächelt ihn an.
Auf seinem Gesicht findet sie ein Wechselbad aus Gefühlen. Die Stirn gerunzelt, mustert er sie aufmerksam.
”Du …” Er senkt den Kopf und schüttelt ihn einmal, sieht wieder zu ihr.
”Du hast es … versprochen …” meint er und sieht sie etwas verzweifelt an.
Vara schaut ihn kurz verständnislos an und dann etwas erschreckt.
”Sowas auch? Aber ... ich mach doch gar nichts Schlimmes ...” verteidigt sie sich etwas halbherzig.
Er presst die Lippen aufeinander und schaut verdrießlich drein. ”Das im Garte war ouch niht … slimp”, entgegnet er darauf und sieht weiterhin kritisch drein.
”Du hast es bi deinem Leben gesworn”, fügt er leise und verletzt an. Wie sollte man jemandem trauen, der so leichtfertig Versprechen dieser Kategorie gab? Und sie dann brach. In ihren Augen sucht er nach einem Grund.
”Dann muss ich jetzt sterben”, sagt Vara und ihre Mine wird ganz ernst. Sie dreht sich um. ”Hauptmann! Ich möchte mich selbst anzeigen!” ruft sie ihm zu und stiefelt ihm mit ausschweifenden Schritten hinterher.
Bevor sie sich zu weit von ihm entfernt, packt Elindir sie am Arm.
”Hoer auf da mit!” faucht er und zieht sie wieder zu sich zurück.
Er greift sie mit beiden Händen an den Schultern und sieht ihr ins Gesicht.
”Was soll das?” fragt er ungehalten.
Der Hauptmann schaut etwas irritiert zu Vara und Elindir. ”Edle Dame? Wie meinen?” fragt er und bleibt wieder stehen, nachdem er einige Schritte vorgegangen war.
Vara presst die Lippen aufeinander und weicht Elindirs Blick aus, sie schaut zu Boden, offenbar ziemlich aufgewühlt. Aber sie sagt nichts.
Elindir sieht auf, als der Hauptmann sie anspricht. Er schüttelt in dessen Richtung den Kopf.
”Nihts witer”, meint er eher reserviert, in der Hoffnung, dass der Mann sich einfach weiter raushält. Er blickt wieder zu Vara, die seinem Blick ausweicht und seufzt. Die Haltung war vermutlich ziemlich unangenehm, etwas sacht streicht er mit den Daumen über ihre Oberarme, bevor er sie ohne weitere Worte loslässt.
”Laß uns spaeter dar über sprechen … mit wenicer Oren”, murmelt er und bietet ihr den Arm wieder an. Der Hauptmann zuckt mit den Schultern und setzt seinen Weg zur Wachstube fort. Der bullige Gardist hält sich etwas zurück und achtet darauf möglichst Blickkontakt mit Elindir zu meiden.
Vara schaut auf den Arm. ”Ihr hattet doch noch etwas zu erledigen, ich kann allein zur Wache gehen, ist vielleicht besser”, sagt sie distanziert, woraufhin Elindir etwas missmutig zu ihr sieht.
Er macht einen Schritt zurück und verneigt sich formvollendet vor ihr.
”Wenne das Euer Wunsch ist, Domnatella”, antwortet er und wirft dann dem Hauptmann einen Blick zu.
”Benoetict Ihr min Anewesenheit noch?” erkundigt er sich. Dieser wirkt immer noch ein wenig irritiert, schüttelt aber den Kopf.
”Nein Herr”, antwortet er. ”Ich bitte erneut um Verzeihung für diesen Zwischenfall”, sagt er zum Abschied und verneigt sich leicht. ”Edle Dame, wenn ihr mir dann folgen würdet”, sagt er zu Vara und deutet weiter den Weg entlang zur vermeintlichen Wachstube.
Vara wirft Elindir noch kurz einen schwer zu deutenden Blick zu, der ein bisschen verloren wirkt, und zögert kurz, dann folgt sie dem Hauptmann wortlos. Der Ritter bleibt an Ort und Stelle stehen, bis die Gruppe verschwunden ist. Er hatte noch etwas zu erledigen, ganz genau. Nach einem schweren Seufzen macht er sich auf den Weg zurück zum Gasthaus. Diese Novadi sollten sich besser warm anziehen.
Yesterday's the past, tomorrow's the future, but today is a gift. That's why it's called the present.
-Master Oogway

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Besuch im Kerker - Elindir

Nachdem er im Gasthaus den anderen recht knapp mitgeteilt hat, dass man bereits bei Sonnenuntergang mit einem Schiff fahren aus Havena wegfahren würde, hat der Ritter sich wieder auf den Weg gemacht.
Elindir geht zielstrebig durch Havena, das Ziel klar vor Augen. Die Wegbeschreibung zum Gebäude, in dem die zum Tode verurteilten Novadi gefangen gehalten werden, hat ihm die Wirtin mit auf den Weg gegeben. Sicherheitshalber hat er die feinen Kleider angelegt, die Vara ihm am gestrigen Tage geschenkt hat. Wie durch ein Wunder ist nicht ein Fleck darauf und sie hatten in der Nacht ausreichend Zeit auszulüften. Er kann die zusätzliche Autorität gut brauchen, welche diese Kleider ihm verschaffen. Diesmal konnte er es gebrauchen, dass man ihn für einen Bürgerlichen hielte. Dass auch die Leute auf der Straße ganz automatisch etwas aus dem Weg gehen, wenn er sich nähert, registriert er nur am Rande.
Nach etwa einer halben Stunde, vorbei an den Bewohnern Havenas, die ihrem Tagewerk nachgehen, erreicht Elindir das Gebäude der Stadtwache. Eine in Lederrüstung gekleidete Gestalt lehnt an der Wand und nickt Elindir zu - es ist Shafir ibn Tamerlan, der Tulamide der gestern zufällig auf seiner Geburtstagsfeier auftauchte. “Den Zwölfen zum Gruße, Euer Hochgeboren”, grüßt er den Ritter.
Überrascht den für ihn noch recht Fremden hier zu sehen sieht Elindir auf. “Euch ebenen Falls”, wünscht er und mustert Shafir. “Was vüert Euch her?” fragt er, höflich und eher distanziert. Das war doch kein Zufall, dass er den Kerl hier traf. Aber er lässt sich nichts anmerken und wartet einfach auf die Antwort.
Der Tulamide löst sich von der Wand und verneigt sich kurz vor Elindir. “Ich bin eigentlich auf dem Weg mir ein Pferd zu besorgen, aber ich habe da noch eine offene Rechnung”, sagt er und schmunzelt. “Ihr möchtet den Novadi einen Besuch abstatten?” fragt er, mehr aus Höflichkeit als aus echter Neugier, die Antwort scheint er schon zu kennen.
Bei Shafirs Frage nach den Novadis ist Elindirs Blick etwas abgekühlt. Der Albernier zieht eine Braue hoch. “Eine Rechenunge?” echot er und mustert Shafir weiterhin. Ob er auf die Frage antwortet, hängt wohl auch davon ab, von was für einer Rechnung der andere spricht.
“Ihr”, antwortet er knapp. “Ihr zeigtet Großmut und Güte und luded einen völlig Fremden an zum Fest zu Ehren Eures Tsatags ein”, sagt er und grinst. “Ich möchte mich revanchieren”, fügt er hinzu.
Damit hat er jetzt nicht gerechnet. Elindir blinzelt etwas verdutzt. “Ich versten”, meint er. “Wie gedenkt Ihr das zu tuon?” fragt er dann, durchaus neugierig, wohin dieses Gespräch sich entwickeln wird.
Shafir grinst noch breiter auf Elindirs Frage hin. Nun, wenn Ihr erlaubt, werde ich Euch begleiten. Meine Anwesenheit wird die Zunge der Wegelagerer ein wenig lockern denke ich”, sagt er. “Ich hörte, sie seien recht stur und erzählten den Wachen widersprüchliche Geschichten”, fügt er hinzu. Erwartungsvoll betrachtet er den Ritter.
Elindir mustert Shafir etwas abschätzig. Der junge Mann hielt sich wohl für schrecklich furchteinflößend. Der Ritter hatte sicher nicht auf die Begleitung seiner spitzzüngigen Gefährtin verzichtet, um jetzt an ihrer statt einen Mann mitzunehmen, dem er nicht traute. Er würde sicher nicht zulassen, dass Vadiros kleines Problem öffentlicher wurde, als dem recht sein konnte. Und woher wusste dieser Fremde überhaupt wann er hier wäre? Hatte Shafir ihn beobachtet?
"Ich geloube niht, dass ich das erlouben werde - und Euer Danc sollte ouch vil mer der Domnatella gelten als mir. Sie hat die Feier organisiert und ist davür ufgekomen", kanzelte er das vielleicht freundlich gemeinte Angebot durchaus höflich ab.
"Woher wußßtet Ihr, dass ich ietzt hier zu vinden sin würde?" erkundigt er sich mit aufmerksamen hellen Augen.
Shafir blickt enttäuscht. “Der Domnatella habe ich viel mehr zu verdanken, als ich mit Worten ausdrücken kann”, murmelt er und schaut gedankenverloren zur Seite. Der Ritter registriert diesen Blick und ein wissender Ausdruck tritt auf sein Gesicht. Offenbar weiß oder ahnt er, was der andere meint.
Dann schaut Shafir Elindir spitzbübisch an. “Ich wusste nicht, dass Ihr jetzt, in diesem Moment hier sein würdet. Ich ahnte es jedoch schon gestern, als Ihr nach den Novadis fragtet. Irgendwie scheint es Euch mehr zu interessieren, als ich erwartet hatte. Seitdem ging ich davon aus, dass Ihr den Novadi einen Besuch abstatten würdet, um selbst mit ihnen zu sprechen”, erklärt er trocken.
“Der Zeitpunkt ist jedoch Zufall oder Schicksal, nennt es wie Ihr wollt. Wie gesagt, ich wollte gerade zu einem Pferdehändler, da sah ich Euch durch das Gewirr der Stadt marschieren. Es braucht keinen brillanten Geist um schlusszufolgern, dass Ihr auf dem Weg hierher wart”, erklärt er und klopft sich etwas Staub von seiner Hose.
Elindir scheint mit dieser Erklärung zufrieden zu sein. Ja, der Tumult gestern bei der Geschichte über die Novadis, das war ja nicht zu übersehen gewesen. Und auch wenn er immer noch achtsam ist - denn Zufall … wer glaubt wirklich an Zufall bei so etwas? - weicht eine Spur Misstrauen aus seinem Blick.
“Nun, wenn Ihr meine Anwesenheit nicht wünscht, werde ich dies selbstverständlich respektieren. Erlaubt mir aber bitte Euch einen kleinen Rat zu geben. Diese Männer, die von der Stadtgarde eingekerkert wurden, sind gefährlich, skrupellos und brutal”, sagt er ernst mit bedeckter Stimme.
“Ich gestehe, dass ich gestern ein wenig übertrieben habe. Es war ein langer und harter Kampf gegen diese Gauner und nicht eine Sache von wenigen Augenblicken. Nehmt euch in Acht”, fügt er hinzu.
Sein Gegenüber schaut etwas skeptisch. Was glaubte dieser Mann, mit wem er sprach? Elindir runzelt die Stirn, entscheidet sich dann jedoch freundlich zu lächeln. “Habt Danc vür Euren Rat”, antwortet er höflich und damit genau nicht das, was ihm auf der Zunge lag. “Ich werde sie niht mit Hantschuochen von Samit anvaßen”, erklärt er und irgendwas in seiner Haltung hat sich minimal verändert … Er ist ein Ritter. Er wird sich nicht herumschubsen lassen.

Mit einem Nicken verabschiedet er sich von Shafir, falls dieser nichts mehr zu sagen hat. ”Gehabt Euch wole”, wünscht er und macht sich daran in die Wachstube zu gehen.

Shafir verbeugt sich tief zum Abschied und dreht sich um, dann jedoch hält er inne. “Eine Sache wäre da noch”, sagt er, die Stimme monoton und ernst, das Gesicht von Elindir abgewandt. “Ihre Gnaden Tamila … Sie reist mit Euch soweit ich weiß …“, sagt er und wartet auf eine Reaktion.
Auf den Stufen zur Tür der Wache bleibt Elindir stehen und dreht sich wieder um, blickt zu Shafir. ”Vermutelich ja”, entgegnet er und legt den Kopf leicht schräg.
Shafir zögert. “Gebt auf sie Acht”, sagt er schließlich, einen Hauch von Trauer in seiner Stimme. Dann setzt er sich in Bewegung, ohne Elindir noch einmal in die Augen zu schauen und taucht in die Menge ein.
Der Ritter runzelt die Stirn. Da der Tulamide nicht auf eine Reaktion gewartet hat, war seine Worte loszuwerden wohl alles, was er wollte. Elindir zuckt mit den Schultern und nickt. Natürlich würde er auf Tamila acht geben. Genau wie auf den Rest seiner kleinen Schar neuer Freude. Es gab nicht viel hier für ihn in dieser Welt und im Zweifel würde er jeden einzelnen von ihnen mit Zähnen und Klauen verteidigen.
Er blickt Shafir nach, bis dieser verschwunden ist und geht dann die paar Schritte zur Tür hinauf.

Im Inneren wird Elindir freundlich begrüßt und als er sein Anliegen vorträgt, sind die Gardisten mehr als bereit dem Wunsch eines Mitglieds des Hauses Bennain zu folgen. So bringt eine junge Gardistin Elindir in den Zelltrakt.

Im Zelltrakt gibt es zwar mehrere Zellen, jedoch sind nur vier von ihnen belegt. In jeder dieser Zellen hockt einer der besagten Novadi, die Hände und Beine in Ketten gelegt. Als die Gardistin eintritt, schauen zwei der Novadi kurz auf, Hass in ihrem Blick, schauen dann aber wieder weg. “Es nervt sie, dass es eine weibliche Gefängniswärterin ist, die ständig hier ein und ausgeht”, sagt sie grinsend. Sie nickt Elindir zu und lässt ihn in den Trakt. “Ich warte vor der Tür”, sagt sie.
Elindir schüttelt den Kopf. “Nein, wartet”, bittet er die Frau. “Ich will mit ihnen einzeln sprechen.” Dann wendet er sich an die Novadis. “Wer ist Euer Redelsvüerer?” will er von den vieren wissen.
Die Novadi schauen Elindir an, ein Blick der zwischen Grimmigkeit und Gleichgültigkeit liegt. Keiner von ihnen rührt sich, die Gardistin seufzt. Schließlich erhebt sich einer von ihnen und schaut Elindir trotzig in die Augen. “Was schert es dich, Bursche, und warum sollten wir mit dir reden?”
Elindir mustert den Wüstensohn mit einem erstaunlich kalten Blick. “Wile du deine Liute vor Foltren bewarn kannst”, antwortet er und sieht ihn abwartend an.
Der Novadi erwidert Elindirs Blick und verzieht keine Miene. Nach mehreren Augenblicken nickt er zur Zelle neben ihm, wo ein anderer Novadi stumm aber aufmerksam den Ritter mustert. Er erhebt sich, während der Gesprächspartner von Elindir sich setzt. Der Mann hat dunkles, von grauen Strähnen durchzogenes Haar und auch sein Bart weist graue Strähnen auf. Die Haut ist wettergegerbt und für Novadi typisch dunkel. An den Falten um seine Augen sieht man ihm an, dass er schon einige Winter erlebt hat, auf den ersten und zweiten Blick würde Elindir ihn auf Mitte 40 schätzen. “Wer bist du?” fragt der andere Novadi mit ruhiger Stimme in einem Ton, der auf eine Autoritätsperson schließen lässt.
Mit einer inneren Zufriedenheit, die er nicht auf seinem Gesicht sehen lässt, blickt Elindir zu dem Novadi. ”Derjenice, der die wihtecen Vragen stellt”, antwortet er schlicht. Er nickt der Gardistin zu und deutet auf den Anführer der Bande.
”Wir nemen ihn mit”, ordnet er mit ruhiger Stimme an. Die Gardistin nickt und nimmt einen Schlüssel von ihrem Gürtel. Elindir wartet an der Tür zum Zellentrakt. Die kräftige, etwas untersetzte Frau mit dem kurzen schwarzen Haar holt den Wegelagerer aus seiner Zelle.
”Befragungsraum?” fragt sie knapp und Elindir nickt. Mit stoischer Miene erträgt der Gefangene es von der Gardistin aus der Zelle geholt zu werden. Trotz seiner gefesselten Hände hält sie sicherheitshalber ihren Streitkolben in der Hand, um ihm den Schädel einzuschlagen, sollte er Zicken machen. Doch der Novadi schweigt und fügt sich, auch wenn seine Augen vom sprichwörtlich gewordenen Stolz sprechen, der diesem Volk zu eigen ist.

Die Fenster des Befragungsraumes sind vergittert, doch immerhin ist hier mehr Licht als im Kerker. Ein Tisch, ein paar Stühle - drei an der Zahl, davon einer in einer Zimmerecke.
”Was zu trinken?” fragt der Ritter den Novadi, als sie in dem Raum ankommen.
Der Novadi schweigt weiterhin, schüttelt nur sehr leicht den Kopf. Elindir zuckt mit den Schultern. ”Apfelwin vür mich bitte”, bestellt er bei der Gardistin. Deren Augenbraue zuckt - sie ist doch keine Schankmagd! Doch bei so hohem Besuch schluckt man vielleicht den eigenen Stolz etwas runter. Und es war sicher nicht hilfreich dem Befragenden vor dem Verhör eine Szene zu machen. Entsprechend nickt sie schlicht und schließt die Tür hinter sich.
”Setzt Euch”, bietet Elindir an und deutet auf den Stuhl auf der anderen Seite des Tisches.
Er zögert, setzt sich aber schließlich auf den Stuhl, ohne Elindir den Rücken zuzukehren. “Meine Frage hat sich erübrigt”, sagt der Novadi und grinst, als die Gardistin den Raum verlassen hat. “Die Wachen respektieren euch, das heißt ihr habt hier etwas zu sagen. Ihr seid gewohnt Wein zu trinken, ein einfacher Bürger seid ihr auch nicht. Ein Spross aus dem Hause Bennain also”, sagt er und lehnt sich zurück.
Der Ritter lehnt sich an den Tisch, verschränkt die Arme vor der Brust und hört sich aufmerksam und mit jovialem Gesichtsausdruck an, was der Fremde sagt. Am Ende lächelt er sacht und müde. ”Vür iemanden, der sich an vremden Grenizen Verbrechen schuldec macht, wißßt Ihr erschreckend wenec”, urteilt er. ”Das Wafen meiner Familie sagt Euch ja offenbar nihts”, fügt er hinzu und zuckt mit den Schultern. Endet dann jedoch in einer wegwischenden Geste.
”Ich bin niht hier, um mir Eure Herleitung meiner Identität anzuhoeren”, kommentiert er.
“Das ist mir klar. Warum also kommt ein hohes Tier wie ihr her, um mit zum Tode verurteilten Wegelagerern zu sprechen? Womit hab ich Unwürdiger die heilige Präsenz eines ui Bennain verdient?” fragt er höhnend.
Elindir sieht zu dem Novadi und seufzt sacht. ”Mit Eurem geslifenen Gebahren sicher niht”, gibt er ruhig zurück. Der Novadi kann es ja nicht wissen, aber gerade heute - trotz der kleinen Meinungsverschiedenheit vorhin - ist es noch bedeutend schwerer den Ritter aus der Reserve zu locken als ohnehin schon.
”Ich will Antwürten”, klärt er sein Gegenüber schließlich doch über den Zweck seines Besuches auf.
”Das kann lihte oder swaere werden, suocht es Euch aus”, meint er mit einem Schulterzucken. Das ganze Auftreten des Adligen lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass er sicher ist, hier nicht ohne seine Antworten fortzugehen. Und weiterhin, dass der Novadi ihm vollkommen gleichgültig ist. Abwartend sieht Elindir seinen Gefangenen an.
Dieser schmunzelt …

Es klopft und die Gardistin tritt wieder ein, mit einem Becher und einem kleinen Krug Apfelwein.
”“Der Wein, wie Ihr wolltet”, meldet sie an.
”Stellt ihn dorten ab”, weißt Elindir an, ohne den Novadi aus den Augen zu lassen. Gehorsam stellt sie den Wein auf den Tisch neben Elindir und mustert die beiden schweigenden Männer.
”Danke”, meint Elindir und sieht mit einem freundlichen Lächeln zu ihr, das ihr mehr als deutlich zu verstehen gibt, dass sie gehen darf. Was sie nach einem unsicheren Lächeln dann auch tut. Die Tür geht und die beiden sind wieder allein.

“Wenn ihr Antworten wollt, solltet ihr anfangen Fragen zu stellen, desto eher kann ich euch anschweigen, ihr tötet oder foltert mich und ich verschwende erfolgreich eure Zeit”, sagt er und schaut Elindir ernst an.
Der Ritter gießt sich einen Schluck Wein aus dem Becher.
”Ihr kennt die Vrage”, gibt er zurück. ”Es ist dieselbe wie immer.” Er trinkt einen Schluck Wein aus dem Becher daraus.
”Und was das Verswenden meiner Zit angent …” Er zuckt mit den Schultern. ”Natiurlich künnt Ihr das, wenne Euer Interesse daran so groß ist. Oder ihr erspart uns beiden diese unnötige Geschichte und redet einfach.”
“Ihr glaubt also die Geschichte vom Dämon?”, fragt er mit hochgezogen Augenbrauen. “Ihr habt euch mehr Ärger in die Stadt geholt, als ihr ahnt, und eure Wachen lachen nur darüber”, raunt er Elindir zu.
Der Ritter seufzt und stellt den Becher ab. Er schaut nachsichtig zu dem Novadi. ”So so … eine Geschiht?” meint er und sieht den Fremden mit hochgezogenen Augenbrauen langmütig an. ”Danne bitte” macht er eine einladende Geste. ”Erzelt mir Eure Geschihte.”

Der Novadi seufzt. “Dann eben zum fünften Mal … wir wurden hergeschickt, haben unsere Aufgabe verraten und uns amüsiert. Für einen ehrbaren Mann mag es falsch wirken, eine Suche abzubrechen, bevor sie begonnen hat … zum einen bin ich kein ehrbarer Mann, zum anderen hielten wir es für mehr als unwahrscheinlich, dass unser … Freund, den wir suchen sollen, in diese kalten Gefilde gereist ist. Doch für unseren Ungehorsam wurden wir bestraft und so kam ein Dämon in Gestalt eines Hänflings, um uns zu peinigen”, beginnt er.
“Seine Augen wie Feuer, seine Klingen so schnell, dass man sie kaum sehen konnte … und nun ist er sicherlich irgendwo hier in der Stadt, und wird sein unheiliges Werk vollbringen”, sagt er.
Elindir rollt mit den Augen. ”Natiurlich. Ein Dämon”, gibt er sich ungläubig, notiert sich jedoch geistig ganz genau, dass sie offenbar wirklich nach jemandem suchen.
”Wen suocht Ihr hier?” will er auch direkt wissen.
“Einen Freund unseres Herren, er vermisst ihn ganz schrecklich und will ihn schnellstmöglich wiedersehen, tot oder lebendig. Zwanzig Trupps wie unserer wurden in die entlegensten Winkel Aventuriens geschickt. Habt Ihr den Dämon gesehen?”, wechselt er das Thema.
Elindir macht eine wegwischende Handbewegung. Er stellte hier die Fragen.
”Wer ist dein Herre? Und wen suocht er?” wiederholt er seine Frage unbeeindruckt. Aufschneiden konnten diese Südländer wohl alle, wie sie da waren. Er war sich ziemlich sicher, dass Tamila es bemerkt hätte, hätte sie mit einem Dämon getanzt. Mit verschränkten Armen wartet er auf eine Reaktion auf seine Frage, deren Antwort er ja doch längst ahnt.
Der Novadi hebt eine Augenbraue. “Der All-eine ist unser Herr natürlich, etwas von dem ihr Ungläubigen nichts versteht. Was tut es zur Sache wen wir suchen? Es ist bedeutungslos, denn er ist nicht hier und wir werden nicht lange genug leben um davon zu berichten”, raunt er.

Der Albernier schnaubt etwas ungehalten.
”Und min Herre ist neben den guten Gottern der Vürste”, entgegnet er etwas schroff. ”Etewaß wovon widerum Ihr Ungebildeten nihts versteht.”
Der Ritter löst die verschränkten Arme und beugt sich etwas näher zu dem Novadi.
”Deine Ufgabe war es diese Persone zu vinden. Meine ist es heruszuvinden, obe wir eurem Herre eure Lichen geschentet oder heil, mit einer Drounga oder mit Gaben zur Beswichtigung schicken”, fügt er kalt hinzu.
”Also … eintweder ich ervahre ietzt, wen ihr warumbe suocht und in weßßen Namen ... oder …” Er tippt mit einem Finger auf die Tischplatte.
”Wir vangen an min Zit zu verswenden.” Seine Stimme hat einen bedrohlich ruhigen Ton. Es klingt nicht so, als ob es ihm irgendwas bedeuten würde, was mit seinem Gegenüber geschieht. Aber auch nicht, als ob es ihn wirklich stören würde seine Zeit “zu verschwenden”. Der Ritter sieht den Wüstensohn ruhig und abwartend an.

Der Novadi starrt Elindir einen Moment an und kratzt mit einem Finger schließlich an seinem graumellierten Bart. Schließlich zuckt er mit den Schultern. “Vadiro Vadahara heißt er, ein Zahori, der sich mehr als einen Feind in meiner Heimat gemacht hat”, raunt er. “Ich könnte euch sogar ein Bild von ihm zeigen, die Zeichnung, die man uns mitgab, hat jedoch der Dämon, der Euch nicht im Geringsten interessiert, mitgenommen”, raunt er.
Elindirs Miene versteinert. Er gibt sich große Mühe sich den Schrecken nicht anmerken zu lassen und halbwegs gelingt das auch. Innerlich ist er aufgewühlt. Shafir hatte den Steckbrief schon gestern gehabt. Sein Verhalten konnte verschiedene Dinge bedeuten: Er hatte ihm keine Beachtung geschenkt, Vadiro von Bild und Beschreibung her nicht erkannt oder es war ihm schlicht egal. Doch er hatte auch nichts gesagt, keine Warnung, dass ein Gesuchter an der Tafel saß, an den Gastgeber weitergegeben, wie es sich vielleicht gehört hätte … hatte er es wirklich nicht gemerkt? Oder was für ein falsches Spiel trieb dieser Mann mit ihnen?
”Und … an wen schicke ich Eure Lichen?” erkundigt der Ritter sich weiter, betont ruhig.
”Oder ist Euer Herre das Golt von dem Steckbrief?” Die Frage ist eher rhetorisch. Seine Stimme klingt deutlich weniger kühl jetzt, nachdem der Novadi angefangen hat zu reden. Den Seitenkommentar über ‘den Dämon’ ignoriert er. Auch wenn ihm langsam leise Zweifel daran kommen, dass diese Übertreibung des Südländers nur zur Kaschierung seiner eigenen Unfähigkeit dient. Was sagte Shafir, wohin er ginge? Pferdehändler, genau. Abwartend sieht Elindir sein Gegenüber an, bleibt ganz ruhig, auch wenn er im Kopf schon die nächsten drei Schritte weiter ist.
Der Novadi schaut resigniert zu Boden. “Wir mögen vielleicht Mietklingen sein, doch treibt uns nicht die Gier nach Gold”, sagt er traurig. “Der Bey von Amhallassih wäre nicht erfreut unsere Leichen zurückzuerhalten, aber wird man uns in unserer Heimat würdevoll bestatten”, sagt er dann nüchtern.
Elindir nickt. ”Ich werde das veranlaßen”, verspricht er. ”Habt Danc vür die Auskunft”, bedankt er sich und neigt das Haupt. Der Ritter hebt den Becher zum Mund und leert ihn.
”Wirkelich keinen Win?” fragt er nochmal nach, während er sich von der Tischkante abstößt. ”Er ist gut.” Er sieht fragend zu dem Novadi.
Der Novadi schmunzelt. “Ich trinke keinen Alkohol”, sagt er schlicht. “Wäre das alles?” fragt er und schaut zur Tür.
Sein Gegenüber zuckt mit den Schultern und nickt. ”Ja”, antwortet er schlicht.
Der Novadi erhebt sich und neigt leicht sein Haupt in Richtung Elindir. “Meine Männer und ich sind Euch zu Dank verpflichtet”, sagt er ruhig. “Erwartet jedoch keine Freudensprünge von ihnen”, fügt er hinzu, wobei sein Mund sich zu einem leichten Lächeln verzieht. Seinem Gegenüber zucken ebenfalls die Mundwinkel. ”Das tuoe ich niht”, versichert er.

Elindir geht zur Tür hinüber und öffnet sie.
”Wir wären danne vertec”, teilt er der Person mit, die natürlich vor der Tür gewartet hat.
Der Ritter überlässt es den Gardisten ihren Gefangenen in den Kerker zurück zu geleiten.
”Habt Ihr erfahren, was Ihr wissen wolltet?” fragt die schwarzhaarige Gardistin. Elindir nickt. ”Ja”, antwortet er, während er mit raschen Schritten zurück in die Wachstube in der Nähe des Eingangs geht.
”Und was wollt Ihr jetzt tun?” erkundigt sich die Frau, die problemlos mit ihm Schritt halten kann, ist sie doch einen halben Kopf größer.
”Etewaß ander erledigen”, teilt er ihr knapp Auskunft. ”Diese Gevangenen sollen nach ihrer Hinrihtung in allen verbeibenden Eren zum Bey von Amhallassih überstellt werden”, ordnet er an. ”Ich kere spaeter noch einmal ze rucke und klaere das im Einzelnen”, kündigt er an, als er an der Tür steht und lässt die verdutzte Gardistin einfach stehen, während er die Straße hinunter eilt.
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Ungelesener Beitrag von Loirana »

Einen Reisenden soll man nicht aufhalten - Elindir und Shafir

Die meisten Passanten weichen dem hastenden Ritter einfach aus, der lediglich stehen bleibt um ein paar Mal nach dem Weg zum Pferdehändler zu fragen. Grob ahnt er in welche Richtung Shafir gegangen sein muss.
Etwa zehn Minuten später erreicht Elindir das Nord-Ost-Tor Havenas, in dessen Nähe sich sowohl eine Kutscherei als auch ein Pferdehändler befinden. Als er sich nähert, sieht er wie Shafir gerade ein braunes Pferd aus der Stallung führt und sich von einem älteren Herrn verabschiedet.
”Shafir!” ruft er ihn an. ”Shafir ibn Tamerlan”, wiederholt er lauter. Der Gerufene schaut sich irritiert um. Als er den Ritter erblickt, zeigt sein Gesicht deutliche Überraschung. Sobald er die Aufmerksamkeit des Tulamiden hat, wird er langsamer - jetzt muss er sich ja nicht mehr so beeilen. Mit schnellen Schritten schließt er zu ihm auf.
”Auf ein Wort”, spricht Elindir ihn an, als er nahe genug heran ist, um nicht mehr rufen zu müssen. Shafir verneigt sich als der Ritter näher kommt. “Edler Herr, ihr überrascht mich. Was verschafft mir die Freude eines Wiedersehens?” säuselt er und lächelt Elindir an, wobei seine Stirn sich leicht kräuselt. Das Pferd an seiner Seite wackelt einmal mit einem Ohr und wirkt ganz entspannt. Shafir hält die Zügel in der Hand, hat jedoch keine abweisende Haltung oder eine, die eine Flucht begünstigen würde, eingenommen.
Elindir nickt ihm zu. ”Ich hätte da ein paar Vragen”, erklärt er. ”Hättet ihr den Moment davür vür mich übrig?” fragt er höflich, doch seine ganze Haltung zeigt an, dass er eigentlich erwartet, dass Shafir sich fügt.

Shafir nickt etwas unsicher und mustert Elindir. “Selbstverständlich, edler Herr. Ist alles in Ordnung? Ihr wirkt angespannt”, sagt er.
Ein sachtes Lächeln huscht über die Lippen des Alberniers. ”Das mueß sich noch erwisen”, antwortet er und sieht sich gleich nach einem Ort um, wo man sich halbwegs ungestört unterhalten könnte.

Shafir bindet sein Pferd am Zaun nahe der Stallung an und folgt Elindir in eine kleine Seitengasse. Von hier lassen sich das Pferd und die Passanten beobachten, aber der Ritter und der Tulamide sind vor neugierigen Blicken verborgen. Fragend schaut Shafir Elindir an und legt eine Hand auf die Brust. Elindir kann aufgrund der Nähe erkennen, dass Shafir eine Halskette trägt, die jedoch zum großen Teil unter seinem Hemd verborgen ist. Seine beiden Khunchomer hat er umgeschnallt, einen an der Seite den anderen auf dem Rücken.
Elindir wartet einen Moment, in dem er sich die Worte zurecht legt, dann setzt er an.
”Danke, dass Ihr Euch die Zeit nemt”, beginnt er.
”Ich habe Euch aufgehalten, wile ich wißßen mueß, wessen Geistes Kint Ihr seid”, formuliert er etwas vage.
”Habt Ihr iergent eine Vorstellung davon, warumbe diese Südlänter von Euch stets und ohne Unterlass als Dämon sprechen?” fällt er gleich mit der Tür ins Haus.
”Ze naehste geloubte ich an dieselbe Übertreibung, welche Ihr uns gestern zuteil werden ließt, doch … enzwischen habe ich diese Ansicht geendert.”
Der Ritter sieht Shafir ernst an. Er hat ganz absichtlich das Wort benutzt, mit dem Shafir ihm gegenüber seine Aufschneiderei bezeichnet hatte.
Dieser schmunzelt als der Begriff ‘Dämon’ fällt. “Tun sie das? Nun, ich nehme an, dass ich diesen Eindruck erweckt haben könnte”, beginnt er und seufzt.
Die Augen des Ritters werden schmal. ”Wie bei allem, was Gut und Heilig ist, erweckt man den Eindruck ein Dämon zu sein?” fragt er scharf nach.
“Stellt euch einen magiebegabten Menschen vor, dessen höchste Kunst es ist eine kleine Flamme entstehen zu lassen, der in den Glauben ist, dass dies die Krönung der Magie ist. Und dann stellt euch vor, dieser Magier sieht wie ein Kampfmagier riesige Feuersäulen entstehen lässt. Er würde denken, dieser Kerl sei ein übermenschliches Wesen”, erzählt Shafir.

“Stellt euch nun vier mittelmäßige Kämpfer vor, die einen schmächtigen Jungen überfallen. Keiner ihrer Hiebe trifft sein Ziel und mit nur einer Klinge schafft er es vier Klingen zu parieren, in Schach zu halten und nach und nach die Kämpfer zu bezwingen. Sie hielten sich selbst für gut, aber es lagen Welten zwischen ihrer Kunst und der meinen”, sagt Shafir und kratzt sich am Hinterkopf. “Da ist es nicht abwegig zu glauben, ich sei kein Mensch, aber ich versichere euch, dass ich genau das bin”, fügt er hinzu.

Elindir hört sich ruhig an, was Shafir da erzählt. Doch seine Haltung und sein Gesichtsausdruck sagen schon vorher das, was sein Mund jetzt sagt.
"Ich geloube Euch kein Wort", entgegnet er. Stellt es einfach mal in den Raum. Shafir war sogar noch jünger als er selbst. Selbst wenn dieser ein Ausnahmetalent war - und Elindir hatte ein paar Leute kämpfen sehen, die es in seinen Augen waren - war es beinahe unmöglich, was er hier beschrieb. Möglicherweise log er ihm hier ins Gesicht. Vermutlich hatte er irgendeinen Trick benutzt. In jedem Fall war er nicht einfach nur besser. Das glaubte der Ritter ihm simpel nicht. Elindir verschränkt die Arme vor der Brust.
Shafir lässt die Schultern hängen und seufzt. “Nun, das tut mir sehr leid, edler Herr”, sagt er beschwichtigend. “Ich wäre sehr gekränkt, wenn ihr damit andeuten wollt, ich wäre wirklich ein Dämon”, sagt er ruhig. “Eine bessere Erklärung kann ich euch aber nicht bieten”, fügt er dann noch beschämt hinzu.
Elindir sieht sich die Reaktion an. Er ist nicht der beste Menschenkenner unter der Sonne, das weiß er auch. Es ist nicht so schwer ihn anzulügen.
Vielleicht hätte er Shafir doch zu den Novadi mitnehmen sollen. Dann hätte er zugeschaut, wie die das unter sich ausmachten und wäre am Ende vielleicht klüger. Dazu war es jetzt jedoch zu spät.
Und eigentlich war es ihm auch egal, mit welchem Trick der Schwertkämpfer seine Gegner besiegt hatte. Etwas anderes war wichtiger.
"Die Novadi gaben an, Ihr hättet ihnen etwas abgenommen. Wo ist es?" will er wissen.

Shafirs Augenbrauen wandern vielsagend nach oben. Die Hand, die er vor die Brust gehoben hat, wandert ins Innere seiner Weste. “Ich habe es bei mir”, sagt er ruhig. Er zieht die Hand ein Stück zurück und Elindir sieht das Ende eines zusammengerollten Pergaments. Mit einer langsamen Bewegung holt er es hervor und reicht es Elindir, dieser rollt es aus. Das Pergament zeigt eine Zeichnung von Vadiro - ganz klar erkennbar - und ein sehr kurzer Text. “Gesucht, tot oder lebendig. 500 Dukaten Belohnung”, sowohl auf Tulamydia als auch in Kusliker Zeichen. Belohnung ist abzuholen in Amhallassih beim dortigen Bey.

Shafirs Verhalten zeigt Elindir zwei Dinge: Er weiß genau, was er da in der Hand hält. Und er weiß, dass Elindir es auch weiß.
"Brucht Ihr das noch?" fragt er ohne den Blick von dem Pergament abzuwenden.
Shafir zuckt mit den Schultern. “Ich denke nicht, edler Herr”, sagt er mit ruhiger Stimme. Während der Ritter auf das Pergament fixiert ist, hat Shafirs Haltung sich ein wenig verändert. Statt lockerer Haltung hat er nun einen festen, sicheren Stand. Die rechte Hand ruht in der Nähe seinen Khunchomers. “Und nun?” fragt er nüchtern.
Elindir sieht auf. Er rollt das Pergament ein und steckt es in eine Innentasche seines Wappenrockes.
"Nun wüßßte ich gern, warumbe Ihr das an Euch genomen habt", fragt er. Und warum du nicht danach gehandelt hast, wenn du es wusstest, ergänzen seine Augen.
Der Ritter wirkt kein Stück angriffslustig. Er registriert Shafirs veränderte Haltung, doch lässt sich davon nicht aus der Ruhe bringen.
Shafir schmunzelt. “Die Novadi waren Schufte, der Steckbrief jedoch legitim. Leicht verdientes Geld, sollte das Glück mir in die Hände spielen und ich den Gesuchten zufällig finden. Nachdem ich die Wegelagerer bezwungen habe, dachte ich mir, dass sie keine Verwendung mehr dafür haben”, sagt er, und zum ersten Mal klingt Shafir aufrichtig und ehrlich gegenüber dem Ritter.
Der mustert den Bewaffneten vor sich. Shafir hatte vorgehabt den Steckbrief zu berücksichtigen und nun benötigte er ihn nicht mehr. Es würde wohl kaum bedeuten, dass er Vadiros Kopf in seinem Gepäck hatte. Shafir war zwar angespannt, doch nicht so angespannt. Der Ritter könnte ihm jetzt drohen, ihm mitteilten, dass Vadiro unter seinem Schutz steht. Dass jeder, der ihm ein Haar krümmen will, Feuer und Zorn beschwören würde.

Doch er denkt, das ist nicht nötig. Shafir hat das auch so verstanden. Und würde sich nicht gegen den Mann wenden, den er erst vor etwa einer Stunde um den Schutz Tamilas gebeten hatte.
"So ist es", antwortet er etwas verspätet. "Sie werden hängen", teilt er Shafir mit. Elindir wirft einen Blick auf das Pferd. "Und ihr?" erkundigt er sich. Nicht nur aus höflicher Neugier. Dieser Fremde war auf seine Art sehr gefährlich.
Auch Shafir schaut zum Pferd. “Ich ziehe weiter. Die Suche nach meiner Schwester ist nicht zu Ende, auch wenn die Domnatella mir sehr geholfen hat”, sagt Shafir und schaut in die Leere. “Ich habe aber auch andere Verpflichtungen, denen ich nachgehen muss, Elenvina ist mein nächstes Ziel”, sagt er dann und schenkt Elindir ein schwaches Lächeln. “Der Schwertgeselle Shafir ibn Tamerlan wird schließlich immer irgendwo gebraucht”, sagt Shafir belustigt.
Elindir nickt. ”Ich wünsche Euch vil Ervolg bei der Suoche”, wünscht er und schenkt ihm jetzt ein ehrliches und warmes Lächeln. Geschwister hat der Ritter zwar keine, doch mit dem Vermissen, da kannte er sich bestens aus. Der Albernier hebt die Hand und hält sie Shafir zum Abschied hin. ”Gehabt Euch wole … und seid ohne Sorge … ich werde auf Priesterin Tamila ahten, all so lange sie sich in meiner Geleitung bevindet”, bezieht er sich auf ihren ersten Abschied.
Shafir entspannt sich und mustert kurz Elindirs Hand. Dann ergreift er sie zu einem festen Händedruck. “Ich habe nur einen anderen Ritter kennen gelernt. Er war hochmütig, arrogant und ein Idiot”, sagt er ernst zu Elindir. “Ihr hingegen seid in Ordnung und ein guter Mann”, sagt er grinsend bevor er das Händeschütteln beendet. Sein Gegenüber schmunzelt und schnaubt dann amüsiert durch die Nase.
”Ihr seid bereits der Zweite, der mir sagt, ich sei ein guter Man, obschon ein Ritter und nicht wile … ich sollte mir wole Gedance über meinen Stant machen”, frotzelt er etwas.
Shafir grinst Elindir an und seine Augen funkeln. ”Würde die Berufung eines Menschen bestimmen, was für ein Mensch er ist, gäbe es keine Helden und keine Schurken, edler Herr”, sagt Shafir. ”Doch zum Glück sind wir selbst Herren über unser Schicksal und können entscheiden ob wir unsere Fähigkeiten verwenden um für das Gute zu kämpfen oder uns dem Bösen anschließen”, fügt er ernst hinzu und blickt Elindir direkt in die Augen.
”Ein gutes Herz zu haben ist etwas, an dem man unbedingt festhalten sollte, ganz gleich welchem Tagewerk man nachgeht, denn man weiß nie, wann solch eine Tugend auf die Probe gestellt wird”, sagt er gedankenverloren.
Der Ritter mustert ihn nachdenklich ob der plötzlichen Ernsthaftigkeit. Und muss daran denken, was sein Vater ihm sagte in Borons Reich. Seit dem war es ihm viel mehr aufgefallen als früher … doch offenbar besaß er wirklich die Gabe den Wohlgefallen der Menschen zu erregen? Warum sonst sollte ein fast Fremder glauben sein gutes Herz erkannt zu haben? Er würde das noch eine Weile beobachten.
Zur Antwort an Shafir nickt er schlicht. ”War gesprochen”, fügt er noch an. Ihm ist nicht danach philosophische Gedanken mit dem Schwertgesellen auszutauschen, dafür geht ihm zu viel im Kopf um. ”Haltet Ihr ouch veste an Eurem”, meint er dann doch noch, begleitet von einem Schmunzeln.

“Gehabt euch wohl, edler Herr” sagt der Tulamide und wendet sich zum Gehen. “Und danke. Möge Feqz euch auf euren Wegen beistehen”, säuselt er noch, bevor er sich in Richtung Pferd auf den Weg macht. Elindir nickt ihm nochmal zu und folgt ihm bis zum Ausgang der Gasse. Dort bleibt er einen Moment stehen und sieht zu, wie Shafir aufsteigt, bevor er sich zurück in Richtung der Wache aufmacht.

Dort angekommen richtet er erstmal die Verwirrung, die er hinterlassen hat. Die Novadi sehen ihn nicht noch einmal, doch er erklärt der wachhabenden Gardistin, warum sie hier waren und warum er es daher für sinnvoll erachtet, wenn sie nicht wie gewöhnliche Räuber verscharrt werden, sondern nach Amhallassih überstellt.
Die ganze Zeit hofft er, dass man nicht so genau nachfragt, was für ein Bennain er eigentlich ist. Nachdem er schließlich das Gebäude verlässt, hat er die Zusage der Wachoberen, dass seinen Wünschen entsprochen werden wird.
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Ungelesener Beitrag von Loirana »

Gute und schlechte Nachrichten - Elindir und Vadiro

Nach seiner Rückkehr ins Gasthaus sucht Elindir ohne Umwege Vadiro auf. Dieser muss erfahren, was Elindir herausgefunden hat.
Vadiro saß nicht mehr am Tisch, sein Frühstück hatte er schon hinter sich, im Schlafsaal war er auch nicht mehr, seine Sachen waren mittlerweile gepackt, zumindest konnte Elindir seine wenigen Habseligkeiten an die Wand angelehnt erkennen.
Wo war er? Als er Rhiannon trifft, erzählt sie ihm, dass er sich in ein Hinterzimmer verzogen hätte. Er müsse noch in sich gehen, meinte sie.

Elindir findet den Zahori dann in einem dieser Zimmer, er war allein. Vadiro sitzt mit geschlossenen Augen und den Hinterkopf an der Wand gelehnt unter einem Götterbildchen.
Ein Götterbildchen, das den Herrn Boron zeigt, wie er über eine Gruppe Schlafender wacht.
Elindir ist sich ziemlich sicher, dass Vadiro ihn wahrgenommen hat, doch der lässt sich nichts anmerken. Der Ritter mustert seinen Freund einen Moment, bevor er wortlos ins Zimmer kommt, die Tür hinter sich schließt, sich einen Stuhl zurechtrückt und einfach darauf Platz nimmt. Er würde warten, bis Vadiro bereit ist mit ihm zu sprechen - die Zwiesprache mit dem Herrn der Toten würde er sicher nicht stören.
Plötzlich ohne die Augen zu öffnen und den Kopf zu senken, spricht Vadiro: ”Mein Frreund, du bist es. Ich sitze hier und denke ein wenig über meine Bestimmung nach. Oder sagen wir das, was ich mirr selbst auferlegt habe.” Kurz hält er die Luft an, um wenige Augenblicke später tief auszuatmen. Dann öffnet er die Augen und senkt den Kopf. ”Du hast die Türr hinter dirr geschlossen, warrum? Muss du mirr was Persönliches sagen? Oder willst du heimlich tanzen üben?” neckt er ihn freundlich und winkt ihn näher an sich ran, neben ihm ist noch genügend Platz. Er selbst hockt auf dem Boden, was irgendwie merkwürdig wirkt, denn im Raum selbst gibt es genügend Sitzgelegenheiten.
Das Lächeln, das über Elindirs Gesicht huscht bei diesen Worten, währt nur kurz.
”Etewaß Personliches”, antwortet er schlicht. Der Ritter erhebt sich und geht zu Vadiro hinüber. Für einen Moment betrachtet er seinen Freund, wie der da am Boden sitzt. Wägt ab … die feinen Kleider … doch so schmutzig ist der Boden auch nicht. Er setzt sich einfach neben Vadiro.
”Ich kome vom Kerker … ich habe eine gute Nachricht vür dich … und einice slehte. Was müchtest du zerist hoeren?”
Neugierig verfolgt Vadiro wie sich Elindir zu ihm gesellt. ”Zu errst die schlechte Nachrricht. Denn jede gute Geschichte endet mit einem guten Ende!
Na, jetzt bin ich aberr gespannt”
, und dreht sich dann leicht zu ihm, als Elindir neben ihm sitzt. Er schüttelt kurz seinen Kopf und rückt seine Haare zurecht. Eine Geste, die wirkt, als ob er sich von seinen Gedanken befreien wollte. Dann fixieren seine glühenden Augen die Elindirs.
Diesmal reicht es nicht einmal für ein Lächeln. Elindir sieht ernst drein. ”Es ist mer als eine slehte Nachricht, Vadiro”, erklärt er sacht.
”Ze naehste einemal … habe ich eine Vrage, min Vriunt.” Forschend sieht der Ritter den Zahori an.
”Ist es wirkelich nur … hast du wirkelich nur … das Wib eines anderen beseligt? Nur bi ihr gelegen und dich erwischen laßen?” Elindir glaubt und vertraut seinem Freund, doch offenbar bringt er Kunde, die ihn an dieser Sache zweifeln lässt.
”Oder … war da noch mer? Diupstale etwenne? Ist iemand zu Schaden gekomen bei deiner Vluht?” So wie er sich bei diesen Worten auf die Unterlippe beißt und Vadiro eindringlich ansieht, will er sehr gerne glauben, dass er bereits alles weiß. Doch er muss diese Frage stellen. Alle Möglichkeiten berücksichtigen.
Irritiert erwidert Vadiro Elindirs Blick. ”Ich weiß nicht … ich … ich habe nurr diese Prinzessin, also fürr mich ist … äh … warr sie eine. Ich verrspreche dirr, dass ich nur sie vor Ort geliebt habe und dabei erwischt wurrde. Weißt du eigentlich wie viele hübsche Frauen dieser Emir seinen Besitz nennt? Egal. Natürlich musste ich zuvorr mich sehr geschickt anstellen, um überhaupt in ihrre Nähe zu kommen. Aber dabei ist niemand zu schaden gekommen und auch bei meiner Flucht nicht. Ich hatte keine Gehilfen oder so. Haben sie ihrr was angetan?” fragt er sichtlich nervös nach. Seine Stirn liegt in Falten und er überlegt, ob er was vergessen hatte oder eine Kleinigkeit, die ihm irgendwie zuvor nicht aufgefallen war. ”Dieser Emirr ist ein Schwein, wer weiß, wen er alles für die Schmach hat leiden lassen … sag du mirrs!” fordert er Elindir auf. Er kann bemerken wie nun in Vadiro Furcht aufsteigt und Gewissensbisse ihm zusetzen. Er hatte sich wirklich wie ein Liebestrottel verhalten. Mit einem tiefen Schlucken wartet er gespannt auf Elindirs Antwort.
Der sieht für einen Moment erleichtert aus. Dann lächelt er zaghaft. ”Bey, Vadiro, dich suocht ein Bey, kein Emir … also wenne du niht noch etewaß ander in Amhallassih ausgevreßßen hast …” korrigiert er sanft. Vermutlich wusste Vadiro es einfach nicht besser. Anschließend seufzt der Ritter. Vadiro zuckt nur mit der Schulter.
”Ich wiß nihts von der Prinzessin, erklärt er. Am liebsten hätte Vadiro die Schönheit der Prinzessin angepriesen, aber das war nun nicht der richtige Zeitpunkt. ”Also gut, eine slehte Nachricht ist, dass ja, du wirst gesuocht. Per Steckbrief.” Während seiner Worte hat er das Stück Pergament aus der Tasche gezogen. Er reicht ihn Vadiro weiter.
”Kannst du lesen?” fragt er, während Vadiro auf dem Papier sein eigenes Antlitz entgegenschaut, darunter eine Zahl und eine Textzeile. Der Zahori schüttelt den Kopf und kippt die Handfläche von recht nach links.
[Es steht dort: “Gesucht, tot oder lebendig. 500 Dukaten Belohnung”, sowohl auf Tulamydia als auch in Kusliker Zeichen. Belohnung ist abzuholen in Amhallassih beim dortigen Bey.]
Vadiro konzentriert sich, aber nach wenigen Sekunden sagt er: ”Ich kann nicht jedes Worrt erkennen, aber es ist wohl eindeutig was es sagen soll!”
Elindir nickt, deutet er auf das Pergament und murmelt:
”Da stent, dass 500 Goltstücke auf dein Houbet ausgesetzt sind. Abzuholen beim Bey in Amhallassih … und …” Er presst die Lippen aufeinander bevor er fortfährt. Vadiro zieht die Augenbrauen hoch und wiederholt ohne es auszusprechen das Wort fünfhundert?
”Das ist eine witere slehte Nachricht … du wirst tot oder lebendic gesuocht. Das heißt, wenne dich iemand ufgreift, wird er sich niht da mit ufhalten dich lebendic dorten hin zu slepen”, erklärt er, was die wenig erbaulichen Zeilen in der Praxis für Vadiro für eine Konsequenz haben würden.
”Die Novadi sagten mir, dass … Zwanzig Gruppen wie diese … es waren vier … sind under wegen auf der Suoche nach dir.” Elindir seufzt.
”Die Summe auf dein Houbet ist hoch … vil mer, als ich erwartet hätte”, fügt der Ritter etwas verdrießlich hinzu.
Elindir sieht Vadiro wieder ins Gesicht, wie der diese Neuigkeit wohl aufnimmt.
”Das endert nihts daran, dass ich dir beisten werde”, fügt er entschlossen hinzu. Gar nihts.
In einer Geste der Fürsorge legt er Vadiro eine Hand auf den Unterarm.
”Ich … ich bin entsetzt. Tot? Dieserr Emir oder Bey geht bewußt eine Vendetta ein, scheint ihm egal zu sein. Gut, wirr sind selten in seinem Land, also kann er es sich errlauben. Kein Gesetz wirrd mich sonst schützen können, aber der meint es wirrklich errnst, also so rrichtig. Das sind ganz schön viele Männer, die er suchen lässt. Nur weil man mal eine Frrau aus seinem Harem bumst!”
Da waren sie wieder, die berühmten wankelmütigen Emotionen eines Zahoris, gerade noch fürchtete er sich und nun kommen Trotz und Wut hervor. ”Ich kann es nicht annehmen mich unterr deinem Schutz zu begeben. Nur mein eigenes Blut darrf verschüttet werrden. Das geht einfach nicht, dass du und andere damit einbezogen werrden!” Sein aufgeheiztes Gemüt beruhigt sich gerade wieder, doch seine Nerven liegen blank und dann legt er seine Hand auf die Elindirs und atmet erst einmal tief durch. Elindir bemerkt das er zittert. Hatte ihn der Zorn seines Freundes noch ein wenig erleichtert, blickt er ihn nun ganz mitfühlend an. Elindir rückt näher zu ihm und nimmt Vadiro wortlos in den Arm.
”Das ist mir gelich”, gibt er zurück und hält ihn einen Moment fest, dass er sich etwas beruhigen kann.
”Ja, du hast einen Veler gemacht, doch das, das ist … ungereht, ereifert er sich etwas.
”Du würdest doch so gar Buße tuon … was soll das denne …” Elindir zeigt ein verkniffenes Gesicht, doch eher um seine Betroffenheit zu überspielen.
”Und so vil sage ich dir: Wenne du meinen Schuz niht willst, mueßt du schone bei Nacht und Nebel verswinden”, droht er ihm scherzhaft.
”Aber tuo das bitte niht … du bist das Naehste, was ich habe, zu einem beßßten Vriunt”, murmelt Elindir. So lange kannte man sich nun doch noch nicht, aber der Albernier scheint nicht bereit zu sein aufzugeben, was das Schicksal ihm zugeworfen hat. Elindirs Worte und seine Umarmung geben Vadiro Mut, er drückt ihn und hält erst einmal inne.
”Ich kann dich nicht einfach verrlassen, wirr brrauchen einander. Danke das du trotz meines Fehltrittes zu mirr stehst. Das ist unbeschrreiblich!” antwortet er ihm nun wieder mit etwas kräftiger Stimme. Seine Augen sind sogarr leicht feucht. Er hatte das Gefühl wie in einer Wüste zu sein und sich nur auf seinen Freund verlassen zu können, denn er wusste wie man aus dieser herausfinden würde. Sein Freund würde ihm auch den letzten Tropfen Wasser reichen, nur damit er bei Kräften bleiben würde.
Was für ein Segen. Was hatte das Schicksal nur mit ihnen vor?
Sein Gegenüber schmunzelt nachsichtig und freundlich. ”Nun übertribe niht so, ich werde ganz verlegen”, wiegelt er etwas ab, um zu betonen wie selbstverständlich ihm das erscheint … und vielleicht auch seine Verlegenheit zu überspielen, dass Vadiro so inniglich reagiert.
Elindir hält Vadiro einfach noch eine Weile im Arm, um ihm Gelegenheit zu geben sich zu beruhigen.
”Du wirst uns doch dennoch geleiten, niht war?” fragt er schließlich, die Frage mehr eine sanfte Aufforderung.
Vadiro drückt dem Ritter einen Kuss auf die Stirn und foppt ihn als er antwortet: ”Das wissen nurr die Götterr!” Dann grinst er breit und deutet an, das er aufstehen möchte.
Elindir verzieht das Gesicht und lacht dann leise auf. ”Du bist unmügelich”, meint er und zerwuschelt ihm zur Strafe die Haare. Der Ritter lässt es sich nicht nehmen Vadiro nochmal kurz zu drücken, bevor er ihn loslässt und sich mit ihm erhebt. Er klopft sich vom Hintern den Staub vom Boden ab.
”Ach … die gute Nachricht habe ich dir vorenthalten”, entsinnt er sich dann plötzlich.
”Diese Novadi werden hängen … und das ohne zu wißßen, wie nahe sie dir kamen …”
Diese Worte Elindirs treffen ihn hart. Männer musste nun wegen ihm sterben?
”Warum müssen sie sterrben? Was haben sie getan? Aber vielleicht sollte ich dich lieberr frragen was denn die gute Nachrricht sei? Oder ist das die gute Nachrricht?” Deutlich kann Elindir erkennen, dass der Zahori nicht hofft, dass Elindir dies als gute Nachricht verpackt. Der Ritter blinzelt derweil etwas irritiert. Er hatte eher damit gerechnet, dass Vadiro sich darüber freuen würde die Verfolger loszuwerden.
”Wecelagerei, Diupstale, bewafenter Roup …” zählt er auf. ”In diesen Lanten hängt solch Gelihter”, erklärt er. ”Das hat nihts mit dir zu tuon, valls du das vürhten solltest”, versucht er ihn zu beruhigen und berührt ihn nochmal sacht am Oberarm. ”Das haben sie sich selbes zuzuschriben”, meint er aufmunternd.
”Dann bin ich berruhigt … wegen mirr sollte niemand sterrben!” ergänzt er schulterzuckend.
”Und nun?” meint Elindir nach einem Moment und mustert Vadiro.
”Ich … kann versten, dass du … niht müchtest, dass ieder um diese Geschiht wiß. Doch …” Er verzieht die Miene etwas.
”Priesterin Rhiannon wiß darumbe, ich wiß es … doch auch Vara und Priesterin Tamila kommen mit uns … etwenne … was denkst du … wäre es etwenne niht gut, sie ins Vertruwen zu ziehen?”
Elindir mustert seinen Freund aufmerksam bei diesen Worten. Was immer Vadiro auch entscheiden würde, er würde ihn unterstützen. Es ist seine Last und es stand nur ihm allein zu, zu entscheiden, wer darum wissen sollte. So sah der Ritter es.
”Etwenne wißßen sie ja ouch um Rat, den ich niht bieten kann … wo all vür mich so niuwe ist …” Etwas verlegen kratzt er sich am Hinterkopf.
Der Zahori überlegt recht lang bevor er antwortet. ”Meine Verschwiegenheit könnte zukünftig falsch wahrrgenommen werden. Ich sollte beide darrüber unterrichten.” Ein lauter Seufzer ist zu hören. ”Aber es birrgt auch eine Gefahrr. Unwissenheit schützt … nun ihr seid mein neues Zuhause, also sollte ich mich auch so verrhalten und euch mit meinen Problemen belasten!” Er lacht kurz auf und klopft seinem Freund auf die Schulter. Elindir schmunzelt zur Antwort. Früher wäre es ihm merkwürdig vorgekommen, wie schnell jemand andere, fast Fremde, als neue Familie betrachtete. Doch es ist nicht mehr früher und heute wirkt es auf ihn herzlich, gewissermaßen tröstlich, das Herz erwärmend.
”Natiurlich”, meint er sachte und lächelt. ”Wenne du müchtest, kome ich mit und helfe dir Worte zu vinden?” schlägt er vor.
”Was? Du meinst ich soll es nun dirrekt klärren?” Vadiro ist etwas über die Spontanität überrascht, aber er nickt dem Ritter zu. Er ist froh, dass sich Elindir für ihn einsetzen will. ”Ist wohl besserr so.”
Sein Gegenüber nickt. ”Sie verdienen doch das zu ervarn, bevor wir aufbrechen, vindest du niht?” fragt er in aufmunterndem Ton.

Gemeinsam mit Vadiro macht er sich dann auf den Weg die anderen verstreuten Reisenden zusammen zu bringen.
Yesterday's the past, tomorrow's the future, but today is a gift. That's why it's called the present.
-Master Oogway

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Gruppenszene Vadiros Geschichte

Es dauert nicht allzu lange die drei Frauen zu finden. Vara hat inzwischen ihre Sachen gepackt und befindet sich im Stall. Ciel hatte gefressen und genoss derweil noch die Wärme der Küche, während er schnell in einen Verdauungsschlaf gefallen war. Gemächlich striegelt sie Laille. Die Stute war so wunderbar warm und unkompliziert und Vara genoss ihre Nähe und ihren Trost. Ob sie noch mit auf den Ausritt wollte wusste sie selbst nicht so genau, aber die Arbeit musste ja sowieso getan werden. Als Elindir sie findet, zuckt sie erstmal ein wenig zusammen, wieso hatte er das Festtagsgewand an? Er mustert sie für einen Moment beinahe ebenso zögerlich aus dunklen Augen. Als er sie bittet mitzukommen malt sie sich Furchtbares aus, folgt ihm aber.
Rhiannon saß dagegen Laute spielend und singend vor der Taverne. Tamila war zwischenzeitlich im Rahjatempel bei Rhayad gewesen, aber mittlerweile wieder zurückgekehrt und hatte sich gerade zu Rhiannon gesellt, aber ohne sie zu unterbrechen. Als Elindir mit Vara im Schlepptau dann aber dazu kommt, unterbricht diese ihr Lied sofort und alle drei Frauen begleiten ihn.

Man trifft sich in einem der Hinterzimmer an einem Tisch an dem Vadiro schon Platz genommen hatte. Fragend blickt die junge Geweihte der schönen Göttin in die Runde, während sie sich setzt. Vara hat sich ein einsames Plätzchen an der Wand gegenüber von Elindir und Vadiro gesucht und bleibt lieber stehen. Das alle hier waren war ebenso beruhigend, wie beunruhigend für sie.
Nachdem alle zusammen sind, tritt Elindir zu Vadiro. Er tauscht einen Blick mit dem Zahori, um darin zu lesen, ob Vadiro sich bereit fühlt die Unterhaltung zu eröffnen. Anschließend blickt er kurz in die Runde und setzt sich neben Vadiro.
Vadiro kaut auf seinen Lippen herum, Unsicherheit steht ihm ins Gesicht geschrieben. Seine Haltung deutet an, dass er ziemlich angespannt ist. Bisher hatte man ihn so steif noch nicht erlebt.
Er seufzt, atmet tief ein und widmet jedem Anwesenden einen Blick bevor er anfängt zu sprechen.
”Schön das ihrr hier seit”, beginnt er nervös, ”unserre gemeinsame Abreise steht vorr der Türr. Ich frreue mich schon sehr darrauf, … “, er scheint nach Worten zu suchen, ”aberr ich habe euch etwas zu sagen. Ich kann nun nicht längerr darüber schweigen, denn ich bin eine Gefahrr für euch und ihr solltet wissen warum. Das bin ich euch schuldig und dann bitte ich euch eine Entscheidung zu fällen.” Wieder sucht er Blickkontakt und plötzlich ist es in dem Raum mucksmäuschenstill. Vara hebt kaum merklich eine Augenbraue. Wo das Gespräch wohl hinführte. Und Elindir wusste offenbar bereits mehr. Vadiro befeuchtet seine Lippen und fährt fort.
”Ich lebe in Verbannung, ich habe nun also keine Sippe, zu derr ich zurückkehren kann. Meine Familia hat mich zurecht fürr eine meiner Taten bestrraft. Ich habe meine ganze Sippe in Gefahrr gebracht und nun ist es besser nicht mehrr unter ihnen zu verweilen.” Die Worte fallen ihm sichtlich schwer, was ist ein Zahori ohne seine Sippe?
”Nun sollte ich euch wohl errzählen, was ich getan habe … unsere Sippe reiste Jahr für Jahr von Kuslik nach Gareth und umgekehrrt. Doch am liebsten waren mir die Ausflüge in das wunderrschöne Amhallasih. Und vor einem Jahrr sah ich am Pass der Winde in Fercaba die wunderschöne Oymira, eine der drei Frauen des Emir,” er blickt zu Elindir, der den Kopf leicht schüttelt, ”äh … ich meine des dorrtigen Beys, der berüchtigte Goldene Löwe von Fercaba, Keshmal Al’Harim. Ich-ich warr hin und weg von derr Schönheit Oymiras. Sie war verschleiert und doch verrzauberte sie mich von diesem Moment an. Ich tanzte gerade vor Publikum, als sie ungeniert meinen Tanz beobachtete und ihre Leibwächter für etwas Platz im Publikum sorrgten. Ein Affront gegen die Sitten, wie sich späterr rausstellen würrde.”
Varas zweite Augenbraue war inzwischen der ersten gefolgt, ihr Blick huscht kurz zu Rhiannon, die schien allerdings nicht so überrascht. Ihr Blick geht kurz zu Elindir, aber sehr schnell wieder zu Vadiro.
”Ich tanzte nur noch fürr sie ohne aufdringlich zu sein. Aber ich musste ihr immer wieder zulächeln, doch sie erwiderte nichts. Doch in ihrren Augen konnte ich ihr Verrlangen nach mehrr erkennen. Doch dann wurrde sie grob von ihrem Gemahl, dem Bey, abgeführrt. Ich warr von da an verrückt nach ihrr. Mein Ziel war sie wiederzusehen. Meine Sippe blieb noch ein paar Tage. Von da suchte ich den Kontakt, ein wahrr schwieriges Unterfangen, doch ich sah sie wieder und ich konnte mit ihrr ein paar Worte wechseln. Dann reiste meine Sippe mit mirr ab und nun ein Jahr später, waren wir wieder in Amhallasih und trotz der Warnung meiner Sippe, suchte ich ein weiteres Mal den Kontakt zu ihrr und stahl mich davon. Diesmal ging es soweit, dass ich mit ihrr im Bett landete. Ich rrieche noch heute ihrren Duft in der Nase und die durch Rauchware geschwängerte Luft. Ich hatte zuvorr noch nie solch einen Abend erlebt. Gerade als wir das Rahjaspiel beendeten und wir beide angezogen waren, klopfte es stürmisch an derrr Zimmertür und ich hörte wie von außen die Türr entriegelt wurrde. Ich floh, doch Keshmal hatte mich wiedererkannt und nur mit phexischem Glück entkam ich. Doch Keshmal gab nicht auf, er suchte mich überall, meinerr Sippe blieb nichts anderes übrrig, als mich auszuschließen. Denn meine Sippe wurde Opfer von Keshmals Rachsucht und es war besser, dass man mich nicht unter ihnen finden würrde. Und wenn man so will, so fliehe ich immerr noch vorr ihm! Da wo ich bin, sind auch die Handlanger des Beys und sie werrden nicht aufhören nach mirr zu suchen, das steht fest!”
Nachdem er lächelte, als er von der schöne Oymira sprach, ist nun wieder sein Gesicht in tiefe Traurigkeit gefallen. Ihm ist bewusst was seine törichte Tat für Konsequenzen hat, doch weiß er nicht was mit Oymira geschehen ist und das lässt ihm keine Ruhe.
”Und nun liegt es an euch zu entscheiden, ich bitte sogar darrum, ob ihrr immer noch wollt das ich mit euch ziehe?” Er seufzt und blickt wieder in die Runde.

Elindir hat während der ganzen Geschichte ruhig zugehört. Er wirkt nicht überrascht von Vadiros Eröffnung. Er hat zu seinem Freund geschaut, während der sprach, doch jetzt folgt er dessen Blick in die Runde, vor allem zu Tamila und Vara.
Tamila hat Vadiro aufmerksam gelauscht, zwischendurch besorgt die Augenbrauen zusammen gezogen, aber ihn nicht unterbrochen. Und auch jetzt betrachtet sie ihn überlegend und vor allem mitfühlend.
Vara nutzt die Unterbrechung erstmal um sich neben Tamila zu setzen, der Stuhl schabt gefühlt lautstark über den Boden in der Stille. Ihr Blick geht kurz zu Tamila, aber würde eine Rahjageweihte ihn deswegen schelten oder verurteilen? Eher nicht und todesmutig war die schöne Aranierin ohnehin. Zumal Vara annahm, dass ihr nicht viel passieren würde, naja außer für einen Harem geraubt zu werden vielleicht, wobei der goldene Löwe so töricht sicher nicht wäre. Sie selbst und ihre Familie hatten da schon mehr zu verlieren. Und Rhiannon? Sie blickt wieder zur Halbelfe. Elindir blickt sie nicht an, was er darüber dachte war jawohl klar, er schien ja schon davon zu wissen und saß mit ihnen hier.
”Wie sieht denn dein langfristiger Plan aus, Vadiro?” fragt sie ruhig und schaut zum Zahori. ”Ich meine, ein Leben lang weglaufen kann ja kaum die Lösung sein … ich nehme an die Novadis von denen Shafir uns erzählt hat, waren deinetwegen hier?”
Es war irgendwie naheliegend, ja. Dennoch überkommt Elindir ein absurdes Gefühl von Stolz, dass Vara so direkt den Nagel auf den Kopf getroffen hat. Dass sie mal wieder Blickkontakt vermeidet, nimmt er erstmal so hin. Hier ging es ja gerade um etwas ganz anderes.
Stattdessen sieht er ebenso zu Vadiro. Sie hatten genau über diese Frage, die Frage, was werden soll, ja auch schon lange und ausführlich gesprochen. Nun war Elindir doch durchaus etwas neugierig, was von den Ideen und Vorschlägen, die sie gedreht und gewendet hatten, Vadiro als sinnvoll genug erachtete, um sie hier zu präsentieren.
Dem Zahori war die Situation unangenehm, denn seine Antwort lautet: ”Ich habe keinen Plan, ich warr nie gut darrin Pläne zu schmieden. Meine Sippe zog schon immerr durch die Länder. Nun bin ich allein in der Frremde und habe keine Ahnung was ich tun soll, außerr den Schergen des Beys aus dem Weg zu gehen. Ich nutze diese Zeit um mal selbst was von derr Welt zu sehen, aberr nun jetzt nach so vielen verrgangenen Wochen macht mich das auch nicht wirrklich satt. Es ist einfach komisch alleine zu sein. Aber gut möglich, dass ich morrgen schon wieder Spaß darran haben werrde die Welt zu berreisen … ich weiß es nicht!”
Er seufzt und sieht zu Rhiannon, sie wußte ja von seinem Dilemma, aber viel hatten sie darüber nicht gesprochen. Doch dann bemerkt er selbst seine Traurigkeit und etwas Stolz kehrt zurück und macht sich dadurch bemerkbar das er sicht aufrechter hinsetzt.
”Weglaufen erscheint mir nicht so erfolgversprechend, wenn die Novadis dich bis hierher verfolgt haben”, meint Vara und faltet die Hände auf dem Tisch.
”Ist Vadiro denn dein echter Name? Falls Ja solltest du den zuerst ändern und natürlich nicht als Zahori herumlaufen, ohne Sippe. Da muss etwas anderes her, am Aussehen muss man sicher auch was machen. Ich für meinen Teil möchte lieber nicht in Almada auf Gesuche stoßen und dann neben dem Mann stehen, den das Bild zeigt. Wobei ich nicht weiß, ob der Bey sowas überhaupt benötigt”, meint sie nachdenklich und recht pragmatisch.
Tamila nickt zustimmend und wirft Vara ein Lächeln zu. “Ein kluger Vorschlag, schöne Rose.”
Dem Zahori fällt wieder das Gespräch mit Elindir im Zuber ein und antwortet Vara: ”Das ist rrichtig, ich hätte nicht im Leben darran gedacht, dass dieser Bey so hartknäckig ist. Ich sollte an meinem Errscheinungsbild was ändern. Mir könnte Rhiannon Tsa näherbrringen und dann, wenn die Kirche und Göttin es wünscht, würrde ich als Akoluth mit ihr reisen”, wirft er ein. Zuerst schaut er zu seiner Geliebten und Elindir und dann zu den anderen.
“Das solltest du nur tun, wenn es dir wirklich ernst mit Tsa ist, Sohn des Übermuts”, mahnt Tamila sanft. “Aber dennoch hat die Rose Almadas Recht, du könntest Namen und Aussehen ändern, das würde wohl schon helfen … ich wünschte meine Kirche könnte in dieser Sache helfen, aber ich fürchte dafür liegen diesem Bey und seinen Gefolgsleuten unsere Götter zu fern …”
Rhiannon war vorerst wirklich sehr still und überrascht wirkt sie wirklich nicht, kennt sie doch die Geschichte, wenn auch nicht in diesem Detailgrad. Etwas traurig, wirkt sie also nur, als ihr klar wird, das Vadiro der anderen vermutlich immer noch nachtrauert. Davon wird sie aber doch schnell wieder abgelenkt und blickt am Ende ihren Geliebten überrascht an. ”Da kann ich Tamila nur zustimmen, du solltest das nicht wegen eines Fluchtplans machen. Tsa wird es erkennen, was wirklich deine Beweggründe sind. Solltest du dich aber wirklich zu Tsa hingezogen fühlen, werde ich diese Verbundenheit noch weiter stärken.” Vadiro nickt den beiden Geweihten zögerlich zu.
Elindir sitzt einfach daneben und hört sich an, was seine Freunde so dazu sagen. Die Warnung der beiden Geweihten überrascht ihn nicht. Etwa das waren ja auch seine Worte gewesen damals. Insgesamt ist er mit dem Gesprächsverlauf recht zufrieden - so zufrieden man eben mit so einer Situation sein konnte. Doch es bestätigte ihn in seiner Einschätzung und freute ihn, dass keiner der Runde Vadiro verstoßen zu wollen schien.
Der Ritter greift in die Innentasche seines Waffenrocks und fördert ein eingerolltes Stück Pergament zu Tage.
”Du hast reht”, sagt er zu Vara und reicht ihr das Pergament. ”Ich habe niht darane gedacht … sich verhüllen … ein guter Vürslac”, befindet auch er.
Bei dem Pergament handelt es sich um den Steckbrief mit dem wirklich guten Portrait von Vadiro und der Information über die saftige Belohnung von 500 Goldstücken für ihn, tot oder lebendig, abzuholen beim Bey von Amhallasih auf Garethi und Tulamidya. Es fehlt jedoch Vadiros Name auf dem Pergament.
”Ich soll meinen Namen änderrn … äh, das geht nicht, ich bin doch ein Künstlerr, mein Name ist mein Kapital, ... würrde ein Händlerr sagen!” Dann seufzt er ein weiteres Mal, er wusste, dass seine Gefährten recht hatten und es wohl wirklich das Beste wäre, aber dass konnte er nun nicht einfach zugegeben. Elindir schüttelt darauf ganz leicht und wohl mehr für sich selbst den Kopf. Er scheint für das Bedürfnis einen Künstlernamen in der aktuellen Situation zu pflegen nicht besonders viel Verständnis zu haben.
An die Zweifel seiner Ernsthaftigkeit was sein Bestreben nach einem Akoluthenstatus angeht, erwidert Vadiro nichts.
Vara hatte zwischenzeitlich etwas besorgt zu Rhiannon geschaut, nun nimmt sie aber das Papier entgegen und betrachtet es nachdenklich, dann reicht sie es an Tamila weiter. Auch diese studiert das natürlich aufmerksam, den Kopf leicht zur Seite geneigt und lauscht Varas folgenden Worten dabei nicht ganz.
”Also wenn du dich allein auf dein Glück und deinen Charme verlassen möchtest, ist das natürlich dein gutes Recht als freier Zahori”, meint Vara und es schwingt deutlich mit, dass das keine Empfehlung ihrerseits ist.
”Ich für meinen Teil werde mich und meine Familia sicher nicht so einer Dummheit aussetzen”, erklärt sie. ”Also entweder du zeigst, dass du willens bist alles für eine Lösung zu tun, dann helfe ich dir so gut ich es vermag, oder unsere Wege trennen sich in Grangor”, stellt sie ihn vor die Wahl.
Der Ritter sieht aufmerksam zu Vadiro nach diesen Worten.
”Ja, ich möchte verrmeiden, dass wegen mirr jemand in Schwierigkeiten gerät”, antwortet dieser kurz und hebt dabei die Hand an die Stirn und kratzt sich verlegen.
”Gut … gut!” meint Vara erleichtert, auch wenn sie versucht sich das nicht so anmerken zu lassen.
”Also ... verkleiden ist schön und gut, und natürlich wichtig. Aber es bringt dir ja nur kurzfristig etwas. Der Bey hat Zeit, Männer und Geld ohne Ende, der braucht nicht aufgeben. Eigentlich braucht er nur deine Sippe beobachten und warten das du da auftauchst. Und ich schätze mal irgendwann wirst du das tun. Und dann wird dich weder eine Verkleidung noch ein Bekenntnis zu Tsa schützen, wie aufrichtig es auch immer ist”, erklärt sie und spielt nachdenklich mit einem Bändchen an ihrer Bluse.
”Also ... positiv ist ... du hast dir nur seine Frau genommen und nicht sein Pferd ... also besteht vielleicht noch Hoffnung”, sagt sie und muss selbst etwas über diese Feststellung lächeln. Der Albernier schnaubt darauf ganz leise und schüttelt wieder den Kopf. Diese Art der Novadi, Frauen als ihr Eigentum zu verstehen und sie noch weniger zu schätzen als Pferde, das ging ihm dermaßen ab, das würde er vermutlich nie verstehen.
”Ich bin vielleicht nicht die absolute Expertin was Novadis angeht, aber einer der ältesten Freunde meines Vaters ist zumindest einer, ein Mächtiger. Und ein bisschen was bekommt man schon mit. Leider ist er kein Freund des goldenen Löwen, eher im Gegenteil ... mhmm ... also ich an deiner Stelle würde vielleicht versuchen aus meiner neugewonnenen Begabung Kapital zu schlagen, um genug Geld zu bekommen um mich freizukaufen … und das würde eine Menge Geld sein müssen … eine große Menge. Oder etwas Gleichwertiges, oder Besseres, wie ein herausragendes Pferd. Nur das ist vermutlich noch schwerer zu bekommen”, überlegt sie laut. Ihm vorzuschlagen gute Sklaven zu bekommen lässt sie lieber, das würde der freiheitsliebende Zahori sicher niemals auch nur in Betracht ziehen. Und ihre Sache war das eigentlich auch nicht, sie hätte es nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Nun schaut sie ihn fragend an was er bis dahin davon hielt.
Vadiro muss über Varas Aussagen schmunzeln. ”Dein Vorschlag ist gut, aberr der Kerrl hat soviel Gold, ob er da meins braucht. Ich denke auch, dass es was anderes sein sollte, wenn err überhaupt bereit irrgendetwas von mir anzunehmen. Nur wie finde ich das heraus?” fragt er sich. Diese Situation war nicht einfach.
”Keshmal ist rachsüchtig, kann man ein Verrlangen nach Rache mit Gold, Pferden oder Sonstigem besänftigen? Das müsste ich herrausfinden … und dazu müsste ich wieder in seinerr Nähe sein. Das könnte gefährrlich werrden.”
Er überlegt und kratzt sich den Kopf.
”Das Geld ist nur ein Teil, denn natürlich, er braucht es nicht, es zeigt den Willen zur Wiedergutmachung. Du wirst ihn um Vergebung bitten müssen, vor ihm kriechen wenn du so willst. Ein Novadi würde das vermutlich nicht in Betracht ziehen und lieber sterben, es gilt als unmännlich. Mit etwas Glück reicht ihm diese Demut. Und ja natürlich müsstest du ihm dafür nahe kommen, eigentlich muss er dich gar nicht empfangen, du könntest versuchen dich unter sein Gastrecht zu stellen, aber auch das ... naja da du es letztes Mal schon irgendwie missbraucht hast ... aber gut, das kann man im Detail ja noch überlegen, wenn du eine große Menge Geld zusammen bekommen hast … das wird wohl schwer genug”, erklärt die Almadanerin. Vadiro wirkt nicht begeistert. ”Um Vergebung würrde ich ihn bitten wollen, aberr ich denke so einfach wird das nicht, auch nicht mit viel Geld!”
Rhiannon blickt erstmal still hin und her, etwas nervös zappelt sie mit den Beinen. Für sie ist das eine gänzlich neue Situation, den Novadis ist man bisher aus dem Weg gegangen, ihre Kultur ist viel zu befremdlich. ”Und woher soll das Geld kommen? Braucht es wirklich so viel um einen Novadi zu besänftigen? Zumindest sollte ich dann mitkommen, wenn du dich in seine Nähe wagst, einer Geweihten wird er wohl nichts tun und auch dir nicht, wenn du unter Tsas Schutz stehst.”
Vadiro lächelt ein wenig verkrampft, sie meint es gut, aber er hätte dann Angst um sie.
”Das denke ich nicht”, wendet Vara ein. ”Zum einen verehren die Novadis Rastullah und geben nichts auf die Geweihten der 12 Götter, und zum anderen bist du eine Frau, das bedeutet du kannst danebenstehen und schweigen, aber niemand wird erlauben, dass du sprichst ... aber vielleicht würde er dich als Sklavin nehmen wenn du ihm gefällst ... das wäre vielleicht auch ein guter Ausgleich”, erklärt sie recht nüchtern. Es half ja nichts, wenn man sich da in romantische Vorstellungen flüchtete. Der Zahori nickt und stimmt Vara zu. Tamila hebt eine Augenbraue und beobachtet Rhiannon besorgt, hält sich aber sonst aus den Ausführungen heraus.
Elindirs Miene ist derweil ziemlich versteinert. Das Bild von den Novadi, das Vara hier zeichnete, deckte sich in weiten Teilen mit dem, was Vadiro erzählt hatte - und den Rest konnte man sich irgendwie zusammenreimen. So etwas hatte es zu seiner Zeit einfach nicht gegeben. Er hatte gehört, dass die Tulamiden einen Unterschied darin sahen, ob man ein Mann oder eine Frau war, doch das hier … das überstieg doch alle Grenzen dessen, was irgendwie vertretbar blieb.
”Wie vile sind das eigenlich?” fragt er etwas ungehalten dazwischen, aufgebrachter, als er eigentlich sein wollte. ”Wen meinst du, Keshmals Gefolge?” wirft Vadiro ein.
”Nein, all diese … Warumbe hat diese … Ketzer und Haeretiker noch nieman …” Er bricht ab und schnaubt einfach nur wütend. Unter dem Tisch ballt sich seine Hand zur Faust, während er die Maserung der Tischplatte betrachtet. Seinen Zorn zu verbergen, darin sieht er keinen Sinn hier, in dieser Runde.
“Das ist ... kompliziert ...“ meint Vara sanft, gerne würde sie Elindirs Hand nehmen als ersten Impuls ... aber zum einen saß sie soweit weg, dass das gar nicht ging und zum anderen ... war das vermutlich auch keine gute Idee gerade.
“Vor über 20 Jahren führte Al’Anfa Krieg gegen die Novadis ... und war erfolgreich, sehr sogar. Boron selbst soll den Feldzug unterstützt haben, sagt man. Tar Honak, der Patriarch von Al’Anfa, rief sich selbst zum Imperator des Südens aus. Das Mittelreich war natürlich nicht sonderlich begeistert, dass sich das Imperium bis an ihre Grenzen ausdehnte und griff dezent ein, um das Vorankommen der Al’Anfaner zu behindern, beziehungsweise die Novadis zu stärken.
Dann starb Tar Honak und die Novadis nutzten die Leere, die er hinterließ und erhoben sich gegen die Besatzer, die sich zurückziehen mussten. Das Kalifat wurde wieder unabhängig”
, versucht sie sich an einer kurzen Erklärung und bleibt dabei ganz ruhig.
Der Ritter blickt auf und sieht Vara an, während sie spricht.
”Niht zu vaßßen”, murmelt er halblaut und schüttelt den Kopf.
”Ist niht die Keiserwitewe … ouch … us Al’Anfa?” erkundigt er sich - den Namen hatte er doch schon mal gehört. Dann seufzt er und winkt ab.
”Ist niht so wihtec … sicher gibt es vür all das gute Grünte.”
Etwas resigniert lehnt er sich zurück. Es ging gerade um etwas anderes, als die Welt zum Zwölfgötterglauben zu bekehren - wenn nötig mit dem Schwert. Krieg … gab es doch eigentlich genug. Er wischt die trüben Gedanken beiseite, schaut für einen Moment ganz ruhig zu Vara und wirft dann Vadiro wieder einen Blick zu.
”Ich glaube, wenn du nach einerr strrategischen Lösung suchst, Elindir, dann müssen wirr uns mit der Geschichte Almadas und dem Amhallasih beschäftigen. Dorrt gibt es vielleicht einen Hinweis, was Keshmal antreibt. Ich weiß nurr, dass er einen wichtigen Pass schützt, aberr sonst … weiß ich wenig über die Novadis”, antwortet dieser ihm gelassen, er hoffte so, dass sich Elindir damit zufrieden gab und sich beruhigen würde.
So richtig sicher war er sich nun nicht, ob er die Gruppe begleiten sollte, aber diesen Gedanken behält er für sich, während der Ritter den Kopf schüttelt.
”Es wird seine Grünte haben, warumbe das Keiserreich das toleriert”, stellt er in den Raum. ”Ich wiß zu wenec, um mir ein Urteil zu erlouben”, fügt er hinzu und lächelt schmal.
”Wer will schon eine Wüste erobern … aber ja, man steckt nicht drin, niemand von uns weiß doch, was die da oben treiben. Die Novadis sind nicht viele an der Zahl, gemessen mit anderen Völkern, und wenn ärgern die die Almadaner, was hat Gareth damit zu schaffen ... ganz abgesehen davon, dass Almada genug von Einmischungen Gareths hat”, erklärt Vara und zuckt mit den Schultern.
”Die … da … oben?” wiederholt Elindir langsam und fragend in Varas Richtung.
”Naja die Kaiserin, die Patriarchen und Kalifen. Du weisst schon …” erklärt Vara, obwohl sie eigentlich nicht viel erklärt.
Elindirs Brauen zucken ein paar Mal und dann nickt er langsam. ”Ich verstehe”, meint er gemächlich. Was genau er verstanden zu haben glaubt, führt er nicht aus. Stattdessen sieht er wieder zu Vadiro und erneut ins Rund.
”Also … zerist bruchst du niuwe Kleidunge”, macht er sich an eine Art Zusammenfassung der bisherigen Unterhaltung.
”Und danne reisen wir gemeinsam witer, werend du dich verhüllst?” fragt er nochmal in die Runde. Um es einmal eindeutig zu klären, wer nun unter diesen Umständen dabei wäre. Hatte Vadiro nicht einen langen Fuhrmannsmantel horasischer Art getragen, sagte er nicht, er habe diesen geschenkt bekommen während der Überfahrt? Also hatte er wohl schon selbst gemerkt, dass er mit seinen bescheidenen Mitteln was gegen das Wiedererkennen tun müsse.
”Er braucht auch eine Geschichte. Wenn man die Leute nach einem Zahori fragt und die Leute haben nur einen Ritter und seinen Knappen, eine Tsa-Geweihte und einen Akoluthen oder eine Adlige und ihren Diener gesehen, dann werden sie nicht darauf kommen, dass der Gesuchte dabei ist, auch wenn er der Beschreibung ähnelt, da müssten die Suchenden vermutlich erst nachbohren, was sie nicht tun werden, wenn kein Verdacht besteht”, meint Vara. ”Ich denke ... wir halten an unserem Plan fest zusammen zu reisen …” sagt sie und schaut dabei aber Elindir etwas unsicher an.
Er schmunzelt ob ihrer Unsicherheit - immerhin schaut sie wieder zu ihm und das erfreut ihn doch mehr, als er sich eingestehen mag. Der Ritter nickt. Vara fällt erstmal ein Stein vom Herzen, zumindest ein recht großes Stück davon. Sie nickt ebenfalls zaghaft.
”Ja”, meint er und beginnt dann zu grinsen.
”Ouch wenne das erste niht klappen wird … Vadiro ist zu alt vür einen Knappen”, fügt er feixend hinzu und lacht sich leise ins Fäustchen. ”Aberr nicht zu alt fürr einen Edelknecht!” lacht der mit.
”Das niht”, gibt der Ritter zurück und zwinkert seinem Freund zu. Er lächelt und sieht wieder in die Runde, etwas länger zu Vara. Diese erwidert den Blick und presst die Lippen kaum merklich ein kleines Bisschen fester zusammen.
”Eine Geschiht … hmm … da … da vällt mir noch etewaß ander ein …” beginnt er dann zögerlich. Wieder ein Blick zu Vara. Die schaut fragend zurück.
”Wenne es gerade darumbe gent, als wer wir reisen wollen … solltet ihr ervarn, dass Vara und ich under burgaere Namen die Vart antreten.” Dass sie sich auch als Ehepaar ausgeben wollen, das verschweigt er gerade mal, das ist vielleicht ein bisschen viel auf einmal. Neugierig auf die Reaktionen sieht er abwartend in die Runde.
Rhiannon nickt. ”Oh verstehe, Ihr wollte einmal wer anderes sein, was Neues ausprobieren”, liegt sie mit den Gründen wohl voll daneben und entlockt dem Ritter damit ein amüsiertes Glucksen, das er mit einem Husten zu verstecken sucht. Vara nickt fromm zu Rhiannons Vermutung, muss aber dann doch kurz die Maske fallen lassen, als Elindir so ‘hustet’. Sie grinst kurz leicht. ”Nur zu!” wirf Vadiro ein.
”Aber was fällt dir dann zu Vadiro ein? Andere Geweihte reisen ja oft mit einem Tempelgardist, aber nicht wir Geweihten der Tsa. Also vielleicht als Beschützer Tamilas? Die Prunkrüstung der Rahjakavalliere würde dir bestimmt stehen”, fügt sie noch grinsend hinzu. Auf die Antwort ist auch Vadiro gespannt, mal schauen was für Vorschläge kommen.
”Eine gute Lüge bewegt sich möglichst nah an der Wahrheit, sagt man, ich schätze das gilt auch für eine Verkleidung”, wirft Vara ein. ”Wer nicht kämpfen kann, sollte keinen Krieger mimen, wer sich nicht unterordnen kann, keinen Diener. Wie ich Vadiro bislang erlebt habe liegt ihm das Sprunghafte, insofern fände ich Tsa nicht verkehrt, wobei ihm manchmal das Friedfertige nicht so nahe ist. Was ich nicht schlimm finde, so sind wir Almadaner nunmal”, meint sie lächelnd.
Erbost blickt Rhiannon zu Vara. ”Ich bin ebenfalls Almadanerin. Leidenschaftlich und aufbrausend passt sehr gut zu friedfertig, ich muss anderen ja nicht gleich den Kopf einschlagen, wenn ich mich über sie aufrege.” Beleidigt verschränkt sie die Arme vor der Brust.
Vara muss lachen und schaut Rhiannon liebevoll an. ”Entschuldige, du hast natürlich absolut recht.”
”Aaach”, winkt Elindir daraufhin ab. ”Der Sperling ist ouch ein vriedelicher Vogel und kann trotz dem sere doll schimphen”, fügt er fröhlich an. Dann tippt er nachdenklich mit einem Finger auf die Tischplatte.
”Also besorgen wir dir ein varwevroes Gewant, einlich wie Priesterin Rhiannon es trägt?” meint er dann nochmal fragend.
”Rhiannon hat ja zwei ...” meint Vara und schaut ganz unschuldig.
Der Ritter schaut etwas zweifelnd. ”Aber ob Vadiro das passt?” gibt er zurück. Der Zahori hatte ja doch eine deutlich kräftigere Statur als die Halbelfe.
”Elindir hat recht ... wir müssen es ausprobieren”, nickt Vara ernst und dreht sich dann leicht zur Seite und hält sich die Hand vor den Mund. Das leichte Zucken ihrer Ohren nach oben verrät, dass sie etwas grinsen muss.
“Nun, die junge Eidechse hat sicher nichts dagegen, wenn wir Kinder der Hoffnung etwas Neues aus dem Gewand ihrer Geweihten machen”, wirft Tamila ein. Der Steckbrief liegt mittlerweile auf dem Tisch, als Mahnmal der Ernsthaftigkeit des Gesprächs. Auch wenn die junge Geweihte vor allem froh ist, dass sich das Gespräch gerade in eine entspanntere Richtung lenkt. Varas Vorschläge waren ja auch schon äußerst konstruktiv gewesen.
Die Halbelfe nickt zustimmend. ”Klar, dürft ihr daraus etwas Neues machen. Ich werde auch helfen, Schneidern zu lernen ist bestimmt auch mal was Tolles.”
Vadiro stellt sich gerade vor, wie er in dem zu kleinen Gewand von Rhiannon aussehen würde und lacht darauf hin. Elindir fällt mit ein, wenn auch eher wegen Rhiannons Äußerung. ”Ja, wirr probieren es einfach aus. Sollte es blöde aussehen oder immer noch viel zu kurrz gerraten sein, dann gehe ich als Gaukler!”
Vara lässt die Hand sinken und lächelt kurz offen, wobei sie sich dann auch wieder fasst.
”Wir haben ja noch ein paar Stunden, geht ruhig etwas kaufen. Man sollte euch nicht mit einem Geweihten verwechseln und vielleicht ist es besser du fällst nicht soo arg auf. Irgendwas tulamidisches könnte ich mir vorstellen. Dann lässt du dir einen Bart wachsen, machst dir einen Zopf ... das wird schon”, meint die Gelehrte zuversichtlich.
”Einen Tulamiden kann ich sogar ganz gut imitierren. Ich beherrsche sogarr ihre Sprrache und kenne ihrren Kleidungsstil … das könnte klappen. Und Vara, danke dass du nicht vorschlägst, dass ich mirr meine Löwenmähne abschneiden soll. Wie sollte ich denn ohne ihrr leben? Der Bart wird schon hart!” scherzt er und meint es nicht ganz so ernst wie es vielleicht klingen könnte.
”Abschneiden … mhmm ...” Die Adlige tippt sich nachdenklich mit dem Zeigefinger an die Unterlippe ... zwinkert dann aber schnell und lacht kurz auf. ”Nein, das geht natürlich nicht. Das klingt doch wunderbar. Wir haben wohl eine Art Plan”, stellt sie dann fest.
Derweil wuschelt Elindir Vadiro durch die Haare. ”Ohne wärst du ja nur ein halber Man”, feixt er, nur um anschließend Vara zuzunicken.
”Also gut … ihr kummert euch um Vadiros Verkleidung”, nickt er in die Runde.
”Ich mueß min Pfert bewegen”, meint der Ritter anschließend leiser und erklärend. Sein Blick huscht zu Vara. Diese erwidert den Blick etwas erstarrt.
”Müchtest du mich witerhin beleiten? Oder dich an all dem hier beteilen?” erkundigt er sich sacht. Vielleicht ist sie ja dankbar ihm noch einen Moment aus dem Weg zu gehen, die Möglichkeit will er ihr nicht nehmen.
Kurz hatte Vara befürchtet Elindirs Bemerkung, er müsse sein Pferd bewegen, würde bedeuten er wolle es allein tun. Die Vorstellung hatte ihr einen Stich versetzt. Deswegen ist ihre Antwort auch klar. ”Ich begleite dich”, antwortet sie und lächelt etwas verhalten, woraufhin in seine Augen ein recht zufriedener Ausdruck tritt. Er schaut sie einen Augenblick ganz ruhig an, bevor er fragend zu den anderen blickt.
Auch Vara blickt nochmal zu den anderen. ”Ihr müsst pünktlich wieder da sein … also wird einer von euch den Vernünftigen spielen. Demjenigen gebe ich dann auch etwas Geld mit für die Sachen. Keine Umwege! Mit der Abendflut läuft das Schiff aus, mit euch, oder ohne euch”, mahnt sie sanft und schaut dabei vor allem zu Vadiro und Rhiannon. Sie war lange genug mit der Halbelfe gereist, um zu wissen wieso. Natürlich wäre die Vernünftige idealerweise Tamila, aber sie wusste nicht, ob diese mit wollte oder nicht noch eigene Dinge zu regeln hatte, also wären die beiden tsaverspielten Turteltauben vermutlich auf sich allein gestellt und dass beide Zeit und Raum vergessen konnten ... naja das war schon vorgekommen.
Währenddessen tippt Elindir nachdenklich auf die Tischplatte, geht in Gedanken durch, was er vor der Abendflut noch alles erledigen möchte.
Tamila überlegt derweil ebenfalls, was sie noch in der Zwischenzeit erledigen sollte. Dann schaut sie aber wieder auf. “Ich müsste nochmal in den Tempel. Aber ich könnte mich danach zu euch Suchern des Regenbogens gesellen und wir könnten gemeinsam zum Schiff gehen?” Die Überlegungen von Vara bekommt sie natürlich nicht mit, aber es kommt ihr recht, wenn sie in Gesellschaft ist.
Rhiannon nickt begeistert. ”Oh gerne. Ich denke für mich muss ich nichts mehr erledigen. Wir können uns also ganz dem Umschneidern widmen.” Etwas entrüstet blickt sie zu Vara. ”Was heißt hier Vernünftigen spielen? Ich bin immer noch Geweihte der jungen Göttin, ich kann durchaus vernünftig sein.”
Vadiro schmunzelt als Rhiannon “vernünftig” einwirft, für ihn schlug Vara nicht aus ihrer Art, klassisches adeliges Kontrollbewusstsein trifft auf Freidenkertum. Aber er hatte nichts dagegen, dass ihm gesagt wurde, wo es nun lang zu gehen hat, zumindest in diesem Fall.
”Ja ... sicher ...” meint Vara und behält ihre Gedanken einfach mal für sich. Sie kramt ein Goldstück aus ihrer Tasche und reicht es Tamila. ”Das sollte reichen. Denkt dran, zur Abendflut legt das Schiff ab und dein Pferd muss noch verladen werden, ich weiß auch nicht in welcher Reihenfolge die Schiffe auslaufen, es könnten so einige sein heute Abend.”.
Sie verschließt ihre Tasche wieder. ”Dann sehen wir uns am Hafen.” Es ist eine Feststellung, aber auch eine Frage ob noch etwas besprochen werden muss.
Elindir sieht ebenfalls abwartend in die Runde, bereit sich zu erheben, falls niemand mehr etwas anmerkt. Vadiro ist ebenfalls fertig und würde mit den anderen das Zimmer verlassen. Auch Rhiannon erhebt sich. ”Prima, dann lasst uns was Schönes kaufen”, sagt sie und folgt den anderen nach draußen. Tamila schließt sich den Beiden an.

Als sich Vadiro und Rhiannon erheben tut das Vara auch langsam, wartet aber an ihrem Platz und schaut was Elindir macht. Der sieht zu ihr und erhebt sich als letztes.
Ein Lächeln umspielt seine Lippen, als er zu ihr geht, den Blick auf sie fixiert. Vara macht große Augen und wartet auf ihn.
Als er zu ihr tritt, ist der Raum schon fast leer. Elindir legt eine Hand um ihre Mitte und sieht sie eindringlich an, während sein Gesicht sich ihrem nähert. Knapp vor ihrem Gesicht hält er inne, streicht mit der freien Hand über ihre Wange.
Ermuntert von seiner zarten Geste und seiner Nähe legt sie beide Hände sanft um seine Hüften und neigt ihm ein wenig das Gesicht zu, nur soviel dass sie den Blick nicht senken muss.
”Künnen wir reden?” fragt er, leise und ganz warm, das Gesicht offen und auch ein wenig scheu, die Augen weiterhin auf ihre gerichtet.
”Das sollten wir ...” antwortet Vara und nickt sachte. Ihre Wangen sind gerötet. Ihre Lippen formen ein kaum hörbares ‘Es tut mir leid.’.
Der Ritter betrachtet sie für einen Moment. Dann huscht sein Blick zur Tür.
”Ich mueß mich noch umkleiden”, denkt er laut. Und überlegt dann einen Moment still. Unvermittelt greift er nach ihrer Hand.
”Komm mit”, sagt er zu ihr und zieht sie an seiner Hand mit aus dem Zimmer, hinauf bis zu seinem eigenen Zimmer. Vara lässt sich ziehen ohne Fragen zu stellen.
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Vertrauen, Sie und Er - Vara und Elindir

Nachdem die beiden eingetreten sind, hat Elindir die Tür hinter sich geschlossen. Er sieht Vara wieder einen Moment an und zieht dann zunächst wortlos die Stiefel aus.
”Setz dich nur”, meint er sanft zu ihr. Er meint wohl den kleinen Tisch, der da steht, mit den zwei Hockern. Vara schaut zu den kleinen Sitzgelegenheiten. Dann geht ihr Blick ganz kurz zum Bett ... sie schüttelt den Kopf. ”Solange du stehst, stehe ich auch”, entgegnet sie und lehnt sich mit dem Hintern gegen den Tisch, die Arme nach hinten gerichtet umfassen die Hände leicht die Oberkante der Tischplatte.
Der Ritter hält kurz inne und sieht sie an. Nickt dann aber und zieht den Wappenrock über den Kopf. Nachdenklich hängt er ihn über den Stuhl, der auch noch im Raum steht. Nur um ihn gleich wieder an sich zu nehmen, zusammenzulegen und auf dem Bett zu platzieren.
”Ich wollte … paken …” murmelt er mehr zu sich selbst. Elindir seufzt und schüttelt den Kopf. Er ist etwas verwirrt offenbar und irgendwie befangen. Er wendet sich wieder zu Vara um. Sie schaut ihn abwartend an.
”Du … wirktest … als wenne du etewaß sagen wolltest … gerade”, beginnt er. Weniger stockend, als eher nachdenklich langsam. Seine Haltung ist offen, wie er da so vor dem Bett steht, in Seidenhemd und feinem Zwirn. Seine Augen huschen einmal an ihr entlang.
”Was war es?” fragt er sachte.
Vara runzelt leicht die Stirn, sie hatte gedacht, dass Elindir das Wort ergreifen wollte, wo er sie doch hinaufgebracht hatte. Er hatte doch sicher verstanden, was sie ihm hatte sagen wollen, unten im Raum.
”Ich wollte dir sagen, dass es mir leid tut”, sagt sie. Sie löst die Hände kurz vom Tisch, weiß aber nicht so recht wohin damit und hält sich dann weiter irgendwie fest. Dann seufzt sie und lässt sie wieder hängen.
”Ich denke ich habe einen Fehler gemacht, als ich dir mein Geheimnis anvertraut habe, weil es mich leichtsinnig gemacht hat. Ich schätze ich war zu aufgeregt darüber, dass ich es endlich mit jemandem teilen kann … aber das hat uns beide vielleicht … überfordert”, sagt sie und verschränkt die Arme locker vor der Brust, aber nicht wie eine Mauer, eher als wolle sie sich selbst in den Arm nehme.
Elindir sieht sie verblüfft an. Das tuot dir leid?” fragt er erstaunt.
”Ja ... irgendwie schon ... es war sicher viel zu früh dafür”, entgegnet sie leise.
Ihr Gegenüber beginnt unkontrolliert zu blinzeln und starrt zunächst sie, dann die Tür an. Er tastet hinter sich und setzt sich schließlich auf das Bett. Er kann offenbar nicht ganz fassen, was sie gesagt hat.
”Was”, er schluckt, ”was meinst du da mit … genou?” fragt er dann nach.
Vara seufzt. Dann löst sie sich vom Tisch und setzt sich neben Elindir auf das Bett. Sie schaut auf ihre Hände. ”Ich weiß auch nicht ... ich meine, ich hüte dieses Geheimnis mein Leben lang und habe mich niemals zu so etwas hinreißen lassen wie vorhin am Hafen, ich hätte das niemals riskiert. Ich habe die Situation wohl vollkommen falsch eingeschätzt und ich ärgere mich darüber, über mich …
Ich meine, es spielt keine Rolle ... du weißt es und das lässt sich ja auch nicht ändern. Ich habe auch keine Sorge, dass du es verrätst. Ich ... habe nur das Gefühl, dass ich ... falsch eingeschätzt habe, wie du das aufnimmst. Ich war einfach so glücklich, dass du es so leicht angenommen hast, aber ich frage mich inzwischen, ob das nicht daran liegt, dass du eigentlich gar nichts weißt ... ach ich weiß auch nicht”
, sagt sie und tritt mit einem Fuss die arme Luft vor sich.
”Ich habe einfach etwas anderes erwartet ... du hast mir erzählt, wie oft du geheilt wurdest, du bist mit einem Feenwesen durchgebrannt ... du hast überhaupt nichts dagegen einzuwenden gehabt, dass Vadiro hier herum zaubert ... und auf einmal steht das irgendwie zwischen uns, das tut mir leid”, sagt sie und sinkt dann wieder etwas in sich zusammen.
Elindir hat sie einfach angesehen, während sie gesprochen hat. Betroffen. Und mit geröteten Augen. Schließlich seufzt er tief und vernehmlich. Und irgendwie auch erleichtert. Er schüttelt den Kopf.
”Nein”, entgegnet er. Elindir beugt sich etwas zu ihr und angelt nach ihren Händen. Sie gibt sie ihm.
”Das … die Zouberei … das stent niht zwischen uns, Vara”, sagt er, beruhigend irgendwie.
”Das …” Er atmet einmal durch und überlegt, sucht nach den richtigen Worten.
”Ja”, beginnt er es dann andersherum. ”Ich wiß, wie es sich anvüelt geheilt zu werden”, erklärt er.
”Ich wiß das … sere genou … das … wie du sagst: Ich habe das so oft erlebt.” Dazu nickt er eindringlich. Anschließend kräuselt er die Stirn.
”Aber nie … keiner hat es gemacht baere min Erloubnis. Wenne ich bei Besinnung war … du verstenst?” erkundigt er sich, ob sie trotz seiner Ausdrucksweise versteht, was er sagt.
”Ja ...” antwortet Vara leise mit belegter Stimme und ihr Blick ruht auf den verschlungenen Händen.
Elindir räuspert sich. ”Ich …” Er beißt sich auf die Unterlippe. ”Ich habe … sere slehte … Ervarunge gemacht … mit wole gemeinter Zouberei … ohne min Wißßen …”
Seine Hände streicheln ihre. Schließlich hebt er eine Hand an ihre Wange, unter ihr Kinn, hebt es sacht an, damit sie ihn ansieht.
”Darumbe …” Nun huscht sein Blick von ihrem Gesicht zur Bettkante, zum Boden und wieder zurück. ”Darumbe liß ich dich das swern”, sagt er leise und etwas unsicher. Er lässt ihr Gesicht los und sein Blick ist etwas unstet.
”Es ist … keine Angest … niht wirkelich … ich …” beeilt er sich hinzuzufügen. Elindir schluckt wieder.
”Ich bruche das … dieses Versprechen … ich … wenne du … einfach … ungenot … ich …” Er seufzt und hält ihre Hand sehr fest für einen Moment.
”Bitte erloube mir ieder Zit selbes zu entscheiden, was mit mir geschieht”, sagt er dann, unvermittelt deutlich gefasster und sieht sie wieder an.
”Du hast mich schwören lassen, dass ich keinen Bann auf dich wirke …” erinnert Vara und er nickt. ”Ehrlich gesagt dachte ich du meinst damit Magie, die den Geist beeinflusst und so etwas ... wir hatten uns ja darüber unterhalten … nicht so etwas wie Heilung. Heilung verändert nichts, Heilung stellt etwas wieder her, das zerstört wurde”, sagt sie matt. Natürlich verstand sie was er meinte. Die meisten Menschen waren gegen Magie absolut hilflos und das ängstigte sie, das war ihr natürlich bewusst. Trotzdem fühlt es sich ungerecht an. Sie wünschte sich einfach sie könnte es ungeschehen machen.
Derweil öffnet sich das Gesicht ihres Gegenüber merklich. ”So?” fragt er und legt nachdenklich den Kopf schräg. ”So … ist das so?” murmelt er mehr zu sich selbst. ”Ich … meine Zouberei da mit”, erklärt er das nun Offensichtliche. ”Wenne du … wenne die Zouberei etewaß mit mir macht”, bedient er sich einfacherer Worte, um nicht wieder ein Missverständnis entstehen zu lassen. ”Egal was … bitte … uhm. Bitte vrag.”
Gespannt sieht er zu ihr, aufmerksam jede Regung verfolgend. Vara wirkt ein bisschen in sich zusammengesunken, aber die ganze Zeit schon.
”Ja, das ist so”, beantwortet sie seine Rückfrage, auch wenn sie wohl keiner Antwort bedurft hatte. ”Ich werde fragen ... aber ich denke wir sollten einfach nicht mehr über Magie reden”, fügt sie hinzu, immer noch ohne ihn anzusehen.
Das piekt. Da piekt doch immer noch etwas. ”Warumbe?” fragt er und rückt näher zu ihr. Sein Gesicht nähert sich ihrem Ohr. ”Bitte hoere niht uf mir zu vertruwen”, raunt er ihr zu.
Vara schüttelt leichten den Kopf, schließt die Augen und dreht sich dann zu ihm um, um sich an seine Schulter zu schmiegen. Ihre Hände entzieht sie ihm und legt sie um ihn. Sie wollte einfach seine Nähe haben ohne diese Dinge. Ketzer und Häretiker hatte er die Novadis genannt ... mit dieser Abscheu in den Augen. Was würde er nur von ihr denken, wenn er verstand … und Magie ... er sagt er hatte keine Angst, aber verstehen wollte er es auch nicht. Wie weit konnte sie wirklich auf ihn bauen? Ihr Leben lang hatte man sie ermahnt vorsichtig zu sein, heimlich. Er war nicht der Einzige, der sich vor etwas fürchtete. Sie wollte das einfach weit wegschieben. Und er lässt sich etwas in ihre Umarmung fallen. Genießt es sich an sie zu schmiegen. Für ihn scheint die Welt da deutlich einfacher zu sein, gerade will er sich in Zärtlichkeiten ergeben, als sie noch etwas sagt.

”Ich habe meine Aussage aufgeschrieben … das war schwer für mich … aber ich bin auch froh, weil ich nun damit abschließen kann”, wechselt sie das Thema und missbraucht einen Schmerz um einen anderen zu verbergen. Sie lehnt ihren Kopf nah an seinen Hals und fühlt seine Wärme … das sollte niemals aufhören.
Er stockt. Und seufzt dann tief. Elindir schlingt die Arme in einer beschützenden Geste um sie.
”Man, es war so tump, was ich gemacht habe”, gesteht er.
”Aber es hat so vervluocht gut getan seine Nase zu brechen, fügt er leise murmelnd hinzu und streicht Vara durchs Haar.
”Das glaub’ ich, das hätte ich auch gerne gemacht”, meint Vara und lächelt ein wenig. Eine Hand wandert nach oben und beginnt ihn leicht am Hals zu kraulen, was er mit Lauten des Wohlgefallens belohnt. ”Ja es war leichtsinnig ... ich könnte mich auch endlos ärgern, dass mein Ring Zuhause liegt ... bei Vollmond vergesse ich dauernd irgendwas ... es ist furchtbar… mhm ja, in Almada musst du wirklich aufpassen sonst steckst du ruckzuck in einem Duell”, sie lächelt wieder etwas, sie sprach gerne von Zuhause. Er lächelt zurück. ”Das hast du mir schone geraten”, murmelt er zurück.
Doch da piekt immer noch etwas. Elindir mustert sie für einen Moment ganz ruhig und ein schnelles Lächeln huscht über seine Lippen.
”Ich … müchte noch etewaß … noch etewaß vragen”, meint er.
Vara hebt den Kopf etwas und schaut ihn fragend an ”Was möchtest du wissen?” fragt sie ihn.
Er schaut drein, als wäre das vielleicht doch keine gute Idee.
”Am Haven …” beginnt er. ”Als ich … also … nachdem du … mich geheilt hattest … als du … du.” Er unterbricht sich, wohl um die richtigen Worte zu suchen.
”Als ich so betroffen war, wile du mich verzoubert hast. Warumbe … hast du da … Warumbe hast du da gewollt, dass der Gardist dich vestnimt?” fragt er.
Vara wird rot und schaut auf Elindirs Brust. ”Ich weiß nicht ... ich wollte mein Wort halten …” antwortet sie belegt.
Er schnaubt. Gutmütig und leicht amüsiert.
”Was vür Narrenteiding”, urteilt er. Er schmiegt sich an sie und gibt ihr einen Kuss, wenn sie ihn lässt. Vara lässt nicht nur, sie erwidert den Kuss zärtlich, sie hatte sich schon gefragt, wie sie es am besten anstellt ihm einen Kuss zu stehlen.
”Ich habe niht verstan, warumbe das geschehen ist. Ich war verwerrt und erschrocken”, erklärt er anschließend seine Reaktion auf ihre Zauberei.
”Und danne war ich noch mer erschrocken”, fügt er sacht hinzu.
”Das …” Er seufzt. ”Ich wußßte nihts mer … nur dass ich das nicht zulaßen würde.” Elindir schmiegt sein Gesicht an ihre Wange. ”Also dass sie dich vestnemen.”
”Ja ... das war dumm, mir wäre es wohl sehr schlecht ergangen ... und meiner Familie auch ...” sagt sie und zittert leicht bei dem Gedanken. Er hält sie einen Moment ruhig fest. ”Liebe macht doof, ich habe es immer gewusst”, meint sie dann und lächelt etwas, während sie sich an ihn schmiegt.
Er verzieht etwas das Gesicht. ”Gar niht war”, gibt er kindlich empört zurück. Dann zieht er sie wieder näher zu sich.
”Bitte erschreck mich nie wider der maßen”, murrt er, langsam wieder mit sich im Reinen. Bevor sie aber antworten kann, küsst er sie nochmal, länger diesmal. Elindir zieht sie an sich, nur um im nächsten Moment von ihr abzulassen, etwas plötzlich. Er atmet schneller und schüttelt den Kopf. ‘Mist er hat gemerkt, dass wir eigentlich keine Zeit haben ...’ denkt Vara, dabei könnte es, wenn es nach ihr ginge, noch ewig so weitergehen.
”Herrje … keine Zit …” ermahnt er, wohl am meisten sich selbst, und klingt bedauernd dabei.
”Ja ... soll ich Laille satteln, während du fertig packst? Sie ist wirklich ein liebes Tier”, meint Vara mit Bedauern in der Stimme, aber gewillt jede Minute rauszuholen, die sie kriegen konnten.
Er lächelt bei ihren Worten. ”Ja”, antwortet er - und lässt dabei offen, worauf das nun genau die Antwort war. Er neigt sich ihr nochmal zu und schließt die Augen, während er seine Stirn an ihre legt.
”Tuo das”, konkretisiert er in liebevollem Ton und lächelt immer noch.
”Dann bis gleich!” sagt sie während sie noch in seinen Armen liegt. Sie küsst ihn noch einmal, fast flüchtig, und klettert dann vom Bett herunter. Sie richtet kurz ihre Kleidung.
Er kann sich ein verliebtes Seufzen nicht verkneifen, wie er ihr so dabei zusieht; erhebt sich dann aber und beginnt den Wappenrock wieder zu sortieren, den er da vorhin auf da Bett gelegt hat. Dann das Hemd … Elindir macht sich daran sich umzuziehen.

Später hat er wieder einfachere Kleidung an - und sein Kettenhemd und die Bewaffnung dabei. Laille ist fertig gesattelt und knurpselt unternehmungslustig auf ihrer Trense herum als Elindir in den Stall kommt. Vara hat ihre Decke an den Sattel gebunden, welche sie zuletzt im Rahjagarten verloren und dann wiedergefunden hatte. Diesmal trägt sie ihr Florett und auch den warmen Mantel, ansonsten hat sie sie diesmal auf ihre Umhängetasche verzichtet und auch sonst nichts weiter dabei.

”Wollen wir?” fragt er überflüssigerweise und mustert sie dann. Er sieht sich etwas um, ob er auch nichts übersehen hat.
”Uhm … was ist … mit dein Stap?” erkundigt er sich bei ihr, als er sicher ist, dass er nicht irgendwo an der Stallwand lehnt.
Vara schaut ihn ertappt an. ”Ich dachte es wäre vielleicht besser wenn ... nicht …” antwortet sie etwas verhalten.
Wäre Elindir fünf Sommer alt und sie hätte ihm gerade gesagt, dass er das Holzschwert doch nicht haben kann, er würde vermutlich nicht enttäuschter gucken. Da war wohl eine ganze Menge kindliche Vorfreude in ihm.
”Schade”, meint er und schaut bedröppelt zu Boden.
Vara hebt etwas verwundert die Augenbrauen. ”Ich dachte weil … “ Sie zögert etwas. ”Soll ich … ihn holen?” fragt sie vorsichtig.
Beinahe schlagartig erhellt sich seine Miene und er sieht wieder auf. Mit einem strahlenden Lächeln nickt er. ”Ja!” entfährt es ihm, etwas ungestüm. Darüber muss er selbst lachen und fügt ruhiger hinzu: ”Ich würde mich sere vröuwen.”
Davon scheint Vara gleich angesteckt zu sein. ”Dann hole ich ihn schnell!” sagt sie und flitzt noch einmal davon.
Es dauert nicht lange dann ist sie zurück. Der Stab sieht eigentlich gar nicht besonders aus, wie ein schöner Ast, den man mitnimmt im Wald und Zuhause von Rinde befreit. Die Gelehrte zieht etwas aufgeregt die Schultern nach oben und scheint sich zu freuen.
Elindir hat derweil in der Satteltasche eine Kleinigkeit verstaut und Laille noch ein wenig gestriegelt. Er hält ihr die Hand hin, als sie zurück kommt.
”Darf ich?” fragt er und meint wohl den Stab.
”Sicher”, antwortet Vara und hält ihm den Stab hin, sie kichert leicht. Wenn man nicht gerade die Gabe besaß Magie zu erspüren, war es ein vollkommen normaler Stab. Der Ritter mustert ihn aufs Genaueste, doch da er diese Gabe eben nicht besitzt, sieht es für ihn aus wie ein normaler Stock. Schließlich reicht er ihn ihr mit einem Schulterzucken zurück.
”Ich bin gespannt”, meint er und grinst. Vara grinst zurück.
”Laß uns gen”, fügt er hinzu. ”Ja”, antwortet sie und freut sich wieder so sehr darauf wie in dem Moment, als sie den Plan dazu gefasst hatten.

Nach ihrer positiven Antwort nimmt er die Zügel und verlässt mit Vara den Stall. In der Stadt führt er das Pferd noch, vor dem Tor hilft er erst Vara hinauf, dann steigt er hinter ihr auf. Laille scheint sich auf den Ausritt sehr zu freuen und tänzelt aufgeregt.
Vara war wohl ein Kind, als sie zuletzt mit wem das Pferd geteilt hat, ein bisschen komisch war es schon nicht die Zügel in der Hand zu halten, andererseits war es wunderbar warm und sie fühlte sich schon so aufgeregt, wie das Pferd vermutlich selbst. Es war schön die Stadt zu verlassen, sie legt den Stab quer vor sich und fühlt sich frei.
Elindirs Handschuhe knarzen, als er fester zugreift und Laille in Trab versetzt. Die Stute bringt die beiden bald außer Sicht.
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Beim Rahjatempel - Vadiro, Rhiannon und Tamila

”Ich denke, du kennst den Weg zum Rahjatempel”, fragt Vadiro Tamila beim verlassen des Gasthauses. Denn anhand seiner Gesten kann man erkennen, dass er nicht weiß wo es lang geht. Er stellt den Kragen seinen Fuhrmannsmantel hoch, die Meeresbrise war sogar in den Gassen zu spüren.
Als er dann bemerkt, dass er direkt vor dem Rosengarten steht, rechnet Vadiro eins und eins zusammen und fängt laut an zu lachen. Tamila hatte den Mund schon halb geöffnet, aber sie schmunzelt dann nur.
”Na, da warr ich wohl noch etwas von meinem Unbehagen errfasst, dass ich den Tempel vor lauter Garten nicht sehe. Na, weit kann er ja nicht sein.”
Rhiannon lacht, als Vadiro kurz selbst danach merkt, dass der Tempel nicht weit ist. ”Ist er dir die letzten Tage wirklich nicht aufgefallen? Wie kann man nur so einen schönen Garten übersehen” Freudig rennt die Halbelfe zum ersten Blumenbeet und riecht daran. ”Wollen wir hier im Gras auf Tamila warten oder mit reingehen” ”Ich würrde sagen, wir warrten auf sie,” antwortet er ihr und ergreift ihre Hand als er sie am Beet abholt und setzt sich mit ihr auf die Wiese.
Er sagt nichts und erfasst nur die Umgebung als Ganzes und lässt es auf sich wirken.
Tamila winkt den Beiden. “Bis gleich, schönste Rosen des Gartens.”, sagt sie noch, ehe sie gen Tempel davon schlendert.
Kurz danach ergreift er das Wort: ”Weiß du was Tamila im Tempel noch errledigen will?” Rhiannon schüttelt den Kopf und setzt sich zu ihm auf die Wiese. Etwas nachdenklich spielt sie mit einer Blume, jedoch ohne sie auszureißen. ”Liebst du sie noch?” Ihre Stimme klang gefasst, nur die zweite die immer mitschwingt, zittert ein wenig.
Vadiro rückt näher an sie ran, ihre direkte Frage hat ihn überrascht, auch wenn er wusste, dass diese Frage irgendwann kommen musste. ”Es warr eine Begegnung, die ich nie vergessen werrde. Ich habe mich damals in sie verliebt, sonst hätte ich dieses Risiko nicht auf mich genommen. Ich wollte sie unbedingt wiederrsehen. Aberr wie naiv von mirr zu glauben, dass wir eine gemeinsame Zukunft hätten? Wäre sie mit mir geflohen, würrden wir heute bestimmt nicht mehrr leben. Eine Dame des Beys macht gemeinsame Sache mit einem Zahori. Das hätte die Welt erschütterrt! Heute sehe ich es mit einem gewissen Abstand, es war ein spannendes Abenteurerr.” Dann pausiert er und sieht mit einem geknickten Gesichtausdruck in Rhiannons Augen. ”Ich habe trrotzdem Angst sie wiederzusehen, doch das wirrd niemals geschehen! Und das ist gut so!” Er hadert mit sich, er würde ihr am liebsten Komplimente machen, doch die sind gerade im Moment unangebracht und würden unglaubwürdig klingen, so denkt er zumindest.
Rhiannons Augen nehmen einen traurigen Ausdruck an und sie lässt sich zurück ins Gras sinken, blickt nach oben zu den Wolken. Sie versucht sich Tsas und Rahjas Lehren in Erinnerung zu rufen, dass Tsa die Abwechslung und Vielfalt liebt und man nach Rahja mehrere lieben kann. Somit sollte es egal sein, ob er sie mehr liebt, doch so ist es nicht. Direkt danach fragen traute sie sich nicht. So ergriff sie nur seine Hand und murmelt leise. ”Dann ist es gut.” auch wenn ihre Stimme vielleicht noch etwas anderes sagt. ”Ich weiss wie sich das fürr dich anhört, ich spreche wahrr und anlügen möchte ich dich nicht. Nur du bist diejenige mit derr ich im Jetzt und im Morrgen mein Leben verrbringen möchte.” dann lehnt er sich über sie und gibt ihr einen Kuss, zuerst auf die Stirn und einen weiteren auf den Mund.
Damit lässt Rhiannon sich doch beruhigen und lächelt ihn an, begierig erwidert sie den Kuss. Letzendlich löst sie sich aber wieder von ihm. ”Ich möchte nur kein Ersatz sein...es ist in Ordnung mehrere zu lieben...das ist die Lehre Rahjas und die Elfen leben auch danach. Doch niemand sollte dabei der Ersatz für jemand anderem sein, versprich mir, mich nicht einfach zu verlassen, falls du sie doch wieder siehst.”
Vadiro stößt sich von ihr ab und rollt sich zur Seite, bleibt neben ihr liegen und blickt ihr dann wieder ins Gesicht. ”Du hast Angst? Warrum? Ich bin nicht so wankelmütig wie du denkst oder hat dich die Lehre Tsas gelehrrt so zu denken? Wie kommst du auf die Idee ich würrde dich einfach verrlassen? Und du bist kein Errsatz für sie … und du weißt auch was Travia lehrt, nicht wahr?” Der Zahori hält seine Emotionen zurück, er ist angefressen, dass Rhiannon so über ihn denkt, aber er weiß er muss sich jetzt zügeln, denn sie hat einfach Verlustangst. Sie hatte sich wirklich in ihn verliebt und das ist auch gut so. In seinem Innersten fühlt sich Vadiro auch geehrt und er kann sich gar nicht vorstellen ohne ihr zu sein. Die Halbelfe nickt. ”Nein hat sie nicht und ich weiß auch was Travia lehrt. Ja es ist dumm so zu denken, es tut mir leid….ich dachte dabei an meine Mutter, wie verletzt sie war, wobei Vater vielleicht einfach nicht zurück konnte.” Sie seufzt kurz. ”Normalerweise mach ich mir nie so viele Gedanken”
Vadiro umarmt sie und schnuft seine Nase an ihrer Wange. ”Schon gut, mein Schatz!” beruhigt er sie und sich.
Die Halbelfe lacht bei der zarten Berührung an ihrer Wange und grinst schelmisch. Als nächste spürt er ihre Hände an seinen Seiten und wie sie versucht ihn zu kitzeln.
”Heeeey, das kitzelt.” Er dreht sich etwas weg um sich aus den Fänge dieses Kitzelmonsters zu befreien. Und fängt dann an ebenso mit kleinen Kitzelattacken zurückzuschlagen. So geht das ein paar mal hin und her und beide liegen sich dann lachend in den Armen.
Japsend schnappt Rhiannon nach Luft, der Kitzelwettstreit hat sie doch ziemlich ausgepowert und nun liegt sie schwer atmend in Vadiros Armen. ”Das sollten wir öfter machen. Ich hab das meist nur bei Geschwistern gesehen, selbst im Tempel war das nicht so gern gesehen. Hast du Geschwister, du hast scheinbar Übung darin?”
Tamila kommt gerade den Weg wieder entlang spaziert. An ihrer Seite hat sie Rhayad, den
schwarzen Hengst. Obwohl er eine Trense trägt, hat sie nur eine Hand auf seinen Hals gelegt, hält ihn aber nicht fest. Über der anderen Schulter hat sie einen Rucksack, in dem sich wohl alle Habseligkeiten befinden, die nicht am Sattel sind.
“Da bin ich wieder, ihr Kinder Tsas.”, begrüßt sie die beiden und grinst. “Ich dachte, ich bringe den ungeduldigen Herrn hier mit, sonst müsste ich irgendeinen Novizen bitten, ihn später zum Hafen zu bringen...stattdessen kann er uns lieber jetzt begleiten.” Als Kommentar hierauf schnaubt Rhayad einmal laut und stupst leicht mit der Nase gegen Tamila.
”Ja, dann mal los. Wirr wollen doch nicht zuviel Zeit verlieren”, gibt sich Vadiro motiviert und steht auf und reicht Rhiannon seine Hand. Er freut sich schon die Schneider aufzusuchen und nach passender Kleidung Ausschau zu halten. Wehmütig blickt er sich noch einmal zum Tempel um, gerne hätte er dort mehr Zeit verbracht und seine Seele baumeln lassen.
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Der Abschied von Havena

Die Sonne senkt sich langsam, als Elindir und Vara den Hafen erreichen, wo das Schiff auf sie wartet. Sie hatten ihr Gepäck im Gasthaus abgeholt, wurden herzig von der Wirtin verabschiedet und sind dann zum Hafen geschlendert.
Vadiro, Tamila und Rhiannon haben sich beim Bummeln etwas verplant und Vara und Elindir knapp verpasst im Gasthaus. Auch sie haben wurden von der Wirtin herzig umarmt und verabschiedet, auf dass sie gerne wieder zu Besuch kommen dürften. Sie erreichen den Hafen, gerade als Elindirs Pferd aufs Schiff verladen wird, während Elindir und Vara vor dem Schiff stehen und sich unterhalten. Das Gepäck wird von der Mannschaft des Schiffes ebenfalls eingeladen. Die Fuchsstute ist selbst auf dem schwankenden Untergrund sehr gelassen. Elindir wirkt so als wolle er trotzdem mitgehen, aber Vara berührt ihn sanft am Arm, als sie die anderen ankommen sieht und hält ihn so zurück. Sie lächelt der Gruppe entgegen. Hält sich nah bei dem Ritter.
Vadiro trägt nicht mehr die Kleidung von vorhin, sondern eine eher farbenfrohe Kombination aus Hemd, Mantel und Hose. Es ist keine Regenbogentunika, aber farbenfroh auffällig ist der Zaubertänzer allemal.
Rhiannon winkt den anderen am Hafen direkt freudestrahlend zu. ”Sieht er nicht toll aus. Hat etwas gedauert, bis wir etwas passendes finden konnten.” Sie deutet dabei direkt auf Vadiro und grinst Elindir und Vara an.

Vadiro breitet einmal die Arme aus und dreht sich um die eigene Achse. ”Ich prräsentiere Borondino Zonzo, wie aus dem Ei gepellt, erfüllt mit neuem Leben.” Die Mixtur seiner Kleidung würde einem modebewussten Fachkundigen wohl die Haare zu Berge steigen lassen, nicht das die bunten Farben seiner Kleidung nicht harmonisch miteinander kombiniert sind, eher die diversen Einflüsse verschiedener Stile machen es für den Modebewussten zu einem Frevlergewand.
Tamila schmunzelt angesichts seiner und Rhiannons Freude und hat sich schon beim Einkaufen jeden Kommentar zum Modestil verkniffen.
”Vielleicht ist es so sogarr besserr nicht in der Gewandung eines Geweihten herrum zu laufen. Nun bin ich gespannt was Fatas uns zeigen wirrd”, und betrachtet dabei das Schiff das vor ihnen liegt.

Die in grün und gold gehaltene Schivone ist vermutlich eines der prächtigsten Schiffe im ganzen Hafen. Sehr groß, modern und neu. An dem Bug der „Meerjungfrauenkuss“ prangt eine wunderschöne Nixe als Galionsfigur.
„Oha“, bemerkt Vara erstmal zu dem neuen Kleidungsstil und muss sich scheinbar erstmal sammeln um nicht gleich den erstbesten schnippischen Kommentar darüber hinaus zu hauen. “Das ist ja wirklich… ganz anders”, bemerkt sie dann und lächelt, beeilt sich dann aber hinzuzufügen: “Das ist in der Tat sehr Tsagefällig.. Borondino”. An den neuen Namen würde sie sich auch noch gewöhnen müssen.
Elindir neben ihr ist verdächtig still. Ein Blick in seine Richtung offenbart, dass er lautlos lacht.
”Du siehst aus wie … so ein bunter Vogel, den ein Varnder mir mal gezeigt hat”, ist sein wenig schmeichelhaftes und amüsiertes Urteil seinem Freund gegenüber. Er zwinkert Vadiro jedoch zu, um dem Spott die Spitze zu nehmen.
”Aber du künnst ja alles tragen”, fügt er am Ende hinzu. Er wirft einen Blick die Planke hinauf und wieder zu seinen Freunden zurück. Elindir lächelt.
”Bereit?” fragt er in seinem wärmsten Timbre in die Runde.
Tamila streicht Rhayad über die Nüstern. “Solange es in den Süden, fort aus diesem Ort des Windes und des nahenden Winters geht, immer.” Sie zwinkert Elindir zu und wirft einen Blick zurück auf Havena. Vadiro zuckt mit den Schultern und schaut an sich herab, blickt dann zu Elindir und nickt. Er ist bereit und betritt die Planke.

Vara schaut etwas verwirrt zu Elindir und dann zu Vadiro “Halt, Moment noch” ruft sie diesen eilig zurück und wartet bis Vadiro auch wirklich zurückkommt und sie alle wieder recht nahe beieinander stehen. Sie achtet auch darauf das nicht gerade jemand vorbeigeht. ”Ähm wir sollten euch auch noch etwas sagen”, sagt sie dann und schaut kurz zu Elindir, der offenbar nicht so schnell schaltet. ”Also wir hatten ja schon erzählt das wir.. unter bürgerlichem Namen reisen.. also, ich bin Vara Caelmann und dies ist Elindir..Caelmann”, erklärt sie und bekommt leicht rote Ohren. Der Ritter schaut nur für einen kleinen Moment überrascht - aber natürlich, das hatte sie gemeint!
Tamila betrachtet Vara mit einem warmen Lächeln, ehe sie leise auflacht. “Viel Neues, an das es sich zu gewöhnen gilt...aber ich nehme an, vorerst ist es nur ein Name und noch kein heiliges Band, das ihr euch teilt? Auch, wenn sich das doch leicht ändern ließe…” Ihr Blick geht zurück gen Rahjatampel und sie seufzt schwer.
Vadiro grinst leicht als er wieder zwischen seinen Gefährten steht. Er sucht Elindirs Blick und strahlt ihn an. ”Familie Caelmann, ich verstehe”, sagt er leise.
”Uhm … nein”, antwortet Elindir zunächst Tamila, schaut dann kurz zu Vadiro und errötet nun ebenfalls. Für einen Moment sieht er so aus, als wolle er noch etwas hinzufügen - vielleicht irgendeine Rechtfertigung oder so etwas, doch er entschließt sich zu schweigen und rettet sich in ein Lächeln.
”So in der Art, ja”, ist entsprechend eine späte Antwort an Vadiro.

”Wir wollten uns einfach etwas freier fühlen” erklärt Vara errötet und greift kurz nach Elindirs Hand. Sie war sich nicht sicher ob Rhiannon und Vadiro das verstanden, wie einengend es sein konnte adlig zu sein. Aushängeschild zu sein, nicht nur von sich selbst, sondern der ganzen Familie, ja des ganzen Standes. Ständig irgendwelchen Regeln untergeordnet zu sein auf die man selbst gar keinen Einfluss hatte.
Tamila verstand das, aber Vara bemerkte vor allem ihren Blick zurück in die Stadt. Die Worte über das Band hatten ihre Gedanken dahin zurückgeführt, zu ihm, der jetzt nicht da war. Das spürte sie genau. Und sie spürte auch Traurigkeit bei dem Gedanken, fühlte mit. Wie schlimm wäre das wenn Elindir nun nicht da wäre. Und viel länger kannte sie ihn ja auch nicht… sie lächelt der Freundin mitfühlend zu, ein Versprechen im Blick das man bald Zeit zu zweit verbringen konnte.
Tamila löst sich von dem Blick gen Rahjatempel und erwidert den Blick von Vara, mit einem sanften, warmen Lächeln und Dankbarkeit in den dunklen Augen.
“Familie Caelmann…Rhiannon und ...Borondino geben sicher wunderbare Kinder ab.”, fügt sie an und wendet den Blick von Vara ab, um die beiden Tsajünger anzugrinsen.
Vara muss kurz husten bei dem Gedanken und lacht dann kurz kopfschüttelnd. Elindir zieht nur eine Braue hoch und schüttelt den Kopf.
Vadiro bemerkt Varas mitfühlenden Blick und sie verdient dafür seinen Respekt, dann verneigt sich vor Tamila. ”Um Kinderr zu sein sind wirr zu alt,” er hält kurz inne und schaut zu Rhiannon, im Gegensatz zum kindisch sein denkt er sich, ”ich halte mich da an Rhiannon, am besten ist doch, man sagt ‘wir sind in kirchlicher Mission unterwegs’.”
Dann schwellt Vadiro Brust an, mit Stolz in der Stimme verkündet er, an Elindir und Vara gerichtet: ”Ihr wollt euch freierr fühlen, dann lebt wie die Zahoris. Tsa hat uns den Weg bereitet, also solltet ihr auch in der Lage sein einen eigenen Weg zu gehen. Wäre es nicht schön die Ketten abzulegen?” Seine Frage war eher rhetorisch gemeint. Vadiro kennt den almadanischen Adel ein wenig, eher von ihrem Verhalten her, weniger was da wirklich hinter den Kulissen gespielt wird. Er weiß auch das man sich der Verantwortung nicht einfach entziehen kann, aber bestimmt gibt es dafür auch Wege. Die Möglichkeiten des freien eigenen Handels sind Legion, ebenso die innere Stimme die sich vor Veränderungen und den daraus resultierenden Konsequenzen wehrt.
Rhiannon blickt etwas irritiert zu Vara und Elindir, als sie beide bei der Vorstellung ihres “neuen” Namens erröten. Dann spielen sie eben jetzt ein Ehepaar...na und. ”Hat der Name wirklich so viel mit Freiheit zu tun oder bildet Ihr euch das nur ein?” meint sie dazu nur lächelnd. ”Verpflichtungen haben wir Geweihten der Zwölfe ebenso und dennoch fühle ich mich gänzlich frei. Aber lasst uns endlich fahren, ich war noch nie auf nem Schiff unterwegs”
Der Ritter mustert die beiden Tsajünger. Er hatte nicht wirklich erwartet, dass sie es verstehen würden, also lächelt er nachsichtig. ”Sicher bietet es Gutes ein Zahori zu sin. Doch es bietet ouch Gutes … zu sin, was wir sind”, bleibt er etwas vage. Rhiannon mustert er mit gerunzelter Stirn nach ihren Worten.
”Nein”, erwidert er recht nachdrücklich. ”Das ist keine … Inbildung.” Aber wie sollte er das jemandem erklären, der sich mit den Gepflogenheiten hier vor Ort nicht auskannte und auch nichts auf den eigenen Ruf geben musste? Jemand, der nicht wusste, was der Name Bennain bedeutet? Was es bedeutet ihn zu tragen? Er macht eine wegwischende Geste, um den Gedanken zu verscheuchen.
”Ja, laßt uns gen”, stimmt er zu.
Varas Druck auf Elindirs Hand hatte sich etwas erhöht als Rhiannon sie ernsthaft fragte ob sie sich etwas einbilden würden. Der Gelehrten fehlte da etwas die Ruhe, die Elindir an der Stelle ausstrahlte. Aber da ihr das durchaus bewusst war, hatte sie nichts dazu gesagt.
“Ich bin gespannt wie die Pferde sich verstehen”, wechselt sie ins plaudern und lächelt Tamila und Elindir kurz nacheinander an.
Elindir nickt dazu und lächelt ebenfalls.

Matrosen des Schiffes ‘Meerjungfrauenkuss’, die während die Helden miteinander sprechen ohnehin die ganze Zeit am Pier und an Deck herumwerkeln und letzte Vorbereitungen treffen damit das Schiff ablegen kann, eilen den Gästen zu Hilfe um ihnen Gepäck und Pferde abzunehmen. Rhayad wirkt ganz entspannt und folgt ohne Anstand der Matrosin, die ihn zu der Pferdestallung an Bord führt, wo auch schon das Pferd von Elindir untergebracht wurde. Als Vara und Elindir als Erste die breite Planke besteigen wollen, um das Schiff zu betreten, steht eine Frau von etwa 40 Götterläufen in einer prächtigen Uniform und einem recht edel anmaßenden Hut im Weg. Sie hat schulterlange dunkelblonde Locken, und eisblaue Augen. Ihre Miene steinern, mustert sie die Elindir, Vara und anschließend kurz auch die anderen Gäste des Schiffes. ”Ich bin Capitana Adanella Casperanja. Bevor ihr an Bord meines Schiffes dürft, verratet mir doch bitte, ob ich weiteren Ärger zu erwarten habe. Besteht Gefahr für mein Schiff oder meine Mannschaft?”, fragt sie mit hartem und forderndem Ton, der sofort klar macht, dass man sich mit dieser Frau besser nicht anlegen sollte.
Vara will sich fast schon empören wegen dieses Tones, aber dann fällt ihr ein das sie ja eine Bürgerliche war, zumindest für diese Fahrt. Und Elindir auch. Da sie diese Reise gebucht hat, ergreift sie daher das Wort.
”Capitana Casperanja. Es ist uns eine Ehre euch kennenzulernen. Ich bin Vara Caelman, dies ist mein Gatte Elindir und meine Begleiter dienen Tsa und der schönen Göttin. Von uns geht keinerlei Gefahr aus, auch wenn ich nicht garantieren kann, dass meine schönen Begleiterinnen nicht den einen oder anderen ein wenig von ihrer Arbeit ablenken mit ihrer Anmut. Doch gewisslich werden sie es nicht mit Absicht tun” verspricht die Gelehrte selbstsicher und freundlich lächelnd. Die Capitana erwidert das Lächeln nicht.
”Ich weiß von der Schlägerei am Dock”, antwortet sie. Und Elindir, der gerade noch gestutzt hat und dann Vara nicht unterbrechen wollte, hebt die Augenbrauen in einer zugleich überraschten, wie auch verstehenden Geste.
”Ich mag es nicht belogen zu werden. Schreibt euch das gleich hinter die Ohren, Frau Caelmann, sagt sie wobei sie den gewählten Nachnamen Varas besonders deutlich betont. ”Stadtgardisten sind in Tavernen ziemlich redselig. Außer mir und meinem ersten Maat weiß niemand von der Mannschaft davon. Wie dem auch sei, willkommen an Bord der ‘Meerjungfrauenkuss’. Ich warne euch, keinen Ärger zu machen, da ich ansonsten von meinem Recht gebrauch mache, bürgerliche Störenfriede von Bord zu werfen”, fügt sie hinzu und schenkt dann doch den Gästen ein Lächeln. Das von Elindir erwidert wird. Offensichtlich hatte sich die Geschichte damit schon erledigt? Wie angenehm.
Rhiannon jedoch bleibt nicht wirklich ruhig, so unfreundlich wie sie begrüßt werden, woraufhin Tamila den Mund erstmal wieder schließt. ”Schlägerei? Da müsst Ihr uns bestimmt verwechseln, ich bin Geweihte der Herrin Tsa und war mit Sicherheit nie in eine Schlägerei verwickelt. Nie im Leben würde ich jemandem schaden” funkelt sie die Kapitänin an. Diese wirft daraufhin Elindir einen stürmischen Blick zu. Der öffnet schon den Mund, um zu antworten, doch da beginnen seine Freunde durcheinander zu reden. Auch Vara wirkt etwas überrumpelt.
”Was erzählt ihrr da?” wirft nun Vadiro ein und wiederrum schweigt die Rahjageweihte. Er hätte sich bestimmt zurückgehalten, aber als nun Rhiannon anfing sich aufzuregen, musste er ihr beistehen. ”Wir haben gefeiert und ordentlich getanzt, mehrr nicht!” ergänzt er, er merkt wie seine Emotionen hochkochen, aber das durfte nun nicht passieren. Er hatte nicht den genauen Wortlaut der Capitana verstanden.
”Komm lasst uns weiterrgehen, ist bestimmt eine Verrwechslung!” redet er dann beschwichtigend auf Rhiannon ein. Zahoris sind ja bekannt für ihre Ausflüchte und so sucht er kurz in Varas und Elindirs Gesicht nach Hinweisen, ob da irgendetwas war was sie verheimlichen. Nicht um es ihnen vorzuwerfen, sondern es war schon fast ein angeborener Reflex um zu verstehen, dass es wohl besser ist sich der Situation anzupassen und die Gruppe als Ganzes nicht mit der spontanen “Wahrheitsfindung” zu belasten.
Tamila schaut von Einem zum Anderen, und Rhiannons und Vadiros Aufregung gibt ihr genug Zeit, die erste - nicht ganz so ruhige - Antwort wieder zu verwerfen. “Entschuldigt, Führerin dieses hinreißenden Schiffes. Wovon, bei Rahja, sprecht ihr!?”, mischt sie sich ihrerseits ein.
Nun wird es Elindir doch zu bunt. Er tritt einen Schritt vor und macht eine beruhigende Geste in Richtung Vadiros und Rhiannons, nickt Tamila kurz zu, als Zeichen, dass alles in Ordnung ist.
”Die Capitana spricht von einer Begebenheit am Haven”, erklärt er, zugleich seinen Freunden, blickt aber am Ende Casperanja an.
”Die Manern, mit denen ich mich gebrügelt habe, sind weiland in Haft. Ich tat niht mer, als sie veste zu nemen …”
Er lächelt etwas jungenhaft. ”Nun … etwenne etewaß mer”, gibt er zu. ”Aber nihts, was sie niht verdient hätten.” Wäre er schlechter erzogen, würde Elindir jetzt wohl ausspucken. ”Valls uf Eurem Schif iemand min Wib so angent, wie diese … Hunte … werde ich ‘Ärger machen’”, wiederholt er mit ihrer Wortwahl ein düsteres Versprechen. Elindir ist ganz entspannt bei diesen Worten. Lediglich seine Augen blitzen die Capitana an. Er nimmt nicht an, dass Casperanja ihn dafür von Bord verweist. Doch damit sollte die Situation auch für seine Freunde ausreichend erklärt sein, dass diese verstehen.
Vara senkt dagegen leicht den Blick und lehnt sich noch etwas näher an Elindir bei seinen Worten. Die Capitana lässt alle passieren, bis auf Elindir, den sie mit einer Hand vor seiner Brust stoppt, als dieser gerade an ihr vorbei gehen will. Leise genug, dass es niemand von der Mannschaft hören kann, raunt sie “Ihr schuldet mir etwas”, in einem Tonfall, der klar macht, dass sie das “Hochgeboren” zumindest gedacht hat. Damit lässt sie ihn wieder los und gibt den Weg frei, damit auch Elindir das Schiff betreten kann.
Doch der Ritter bleibt noch einen Augenblick stehen, wo er ist und tauscht einen ernsten Blick mit der Capitana. ”Wovür?” will er leise wissen, die Stimme kühl. Er würde sich hier nicht mit irgendwas erpressen lassen, das er nicht einschätzen konnte. “Es wird einen Grund haben wieso ihr es verschweigt. Euer Geheimnis ist sicher, egal wie ihr euch von nun an verhaltet”, sagt sie ruhig. “Das war zudem keine Bitte und kein Vorschlag von mir. Es ist eine Tatsache”, sagt sie dann und schaut ihm in die Augen.
Elindir schaut zurück, seine Kiefermuskeln arbeiten deutlich sichtbar. Für einige endlos erscheinende Momente sieht er der Frau fest in die Augen. Schließlich geht ein Ruck durch ihn, er blickt zu Boden, unterbricht den Blickkontakt, unterwirft sich ihrer Gnade. Zornig, innerlich, eine Hand leicht zur Faust geballt, doch beherrscht. Er ringt sich ein Lächeln ab, als er wieder zu ihr blickt.
”Eine Tatsache”, bestätigt er in dem freundlichsten Ton, den er zustande bringt. “Willkommen an Bord, Herr Caelmann”, antwortet sie grinsend und klopft Elindir auf die Schulter. Damit dreht sie sich auch den anderen Helden wieder zu und schreitet über Deck. In ihrem lauten Befehlston spricht sie nun wieder laut und deutlich, sodass auch die Mannschaft es verstehen kann. “Mein erster Maat wird euch gleich eure Kajüten zeigen. Ihr dürft euch während der Fahrt frei auf dem Schiff bewegen, mit Ausnahme der Mannschaftsquartiere und dem Frachtraum. Die Stallung eurer Pferde dürft ihr jederzeit besuchen, und solange ihr nicht meine Mannschaft an der Arbeit behindert, dürft ihr auch an Deck verweilen. Wir legen in knapp einer Stunde ab. Das Wetter verspricht zumindest vorerst angenehm zu sein, doch der Wellengang auf hoher See hat noch so mancher Landratte auf den Magen geschlagen. Wenn ihr die Fische füttern müsst, achtet darauf nicht mein Schiff schmutzig zu machen. Irgendwelche Fragen?” poltert sie.
Elindir geht sehr langsam auf das Schiff und blickt nachdenklich zu der Capitana. Schließlich scheint ihm ein Licht aufzugehen und er tritt nochmal zu ihr und berührt sie an der Schulter, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
”Der Grunt ist keine Gevare”, meint er in einem beruhigenden Tonfall zu ihr. Offenbar hat es einen Moment gedauert, bis er verstanden hat, was die Frau umtreibt. Sie sorgt sich, in einen Streit hineingezogen zu werden, der Gefahr für ihr Schiff und die Besatzung bedeutet. Elindir fügt noch ein Lächeln an, hoffend damit die Befürchtung zu zerstreuen.

Vadiro verweilt derweil an der Reling und beobachtet abwechselnd Vara und Elindir. Dann blickt er auf zu Vara, die ja mit an Bord gegangen ist, und fragt sie ganz offen. ”Es wunderrt mich, dass er sich prügelt um die Ehre wiederr herzustellen. Nurr weißt du was mich irrtiert? … nein, na dass er davon nichts erzählte!” Seine Augen funkeln während er mit ihr spricht.
Vara war offenbar alleine an Bord gegangen während Elindir noch mit der Kapitänin sprach. Sie wirkt etwas abwesend als Vadiro sie anspricht, hört ihm dann aber doch aufmerksam zu. ”Er hat sich nicht geprügelt um die Ehre wiederherzustellen, sondern um diese Männer festzusetzen. Und er hatte gewiss seine Gründe das nicht zu erzählen, zumal eigentlich keine Zeit dafür war, wir mussten schließlich überlegen was wir mit dir machen. Und wenn er es nicht erzählen möchte, dann musst du das auch akzeptieren. Deswegen ist er nicht weniger dein Freund”, erklärt sie und schaut dann nochmal zu Rhiannon hinüber. ”Ich würde es begrüssen, wenn ihr in Zukunft etwas besonnener auf sowas reagieren würdet. Wir müssen nicht mehr auffallen als nötig und Konflikte sollten wir auch vermeiden wenn es geht”, fügt sie dann ernst hinzu.
”Da hast du rrecht, Männer werden ihrre Gründe haben, wenn sie nicht von einer gewonnen Schlägerei oder einer kleinen Heldentat prahlen!” Auch wenn Vadiro sich vorerst mit Varas Antwort zufrieden gibt, sieht sie ihm deutlich an das er damit zu kämpfen hat. Doch als sie sich an Rhiannon wendet kann er sich nicht zurückhalten.
”Vara, weisst du was ich begrüßen würrde? Nicht Rhiannon und mich fürr etwas beschuldigen, wo sie oder wir nichts fürr können. Wirr haben auch unseren Stolz, und da wirr von nichts wussten, steht es dir nicht zu sie oder uns maßzuregeln! Benutzt nicht eure Geheimniskrrämerei gegen uns!” Fügt er dann ebenso ernst hinzu. Er sieht sich um, ob nicht einer der Mannschaft zu nahe steht, er wollte nicht das andere etwas von ihrem Gespräch mitbekommen. Rhiannon blickt abwechselnd zwischen den beiden hin und her. ”Streitet Euch deswegen jetzt bitte nicht”, wendet sie kurz mit ihrer sanften Stimme ein. Sie wollte dann noch mehr zu der Situation sagen, Vara fährt aber bereits mit ihrer Sichtweise fort.
”So siehst du das also”, meint Vara kalt. Die Worte der Capitana ignoriert sie einfach, sie hatte keine Fragen, es ist nicht ihre erste Schiffahrt und die Ansprache gerade hatte ihr auch gereicht. Adel oder nicht, sie hatte gutes Gold für diese Fahrt bezahlt und war keine Bittstellerin. ”Eigentlich verachtest du mich doch, aber meine Hilfe nimmst du gerne an, solange sie dich nicht einschränkt, nicht wahr? Nun ich habe zwar niemanden beschuldigt oder etwas gegen ihn verwendet, aber ich für meinen Teil würde niemals jemandem etwas anvertrauen, wenn ich nicht absolut sicher bin, dass er es auch für sich behalten kann. Du magst stolz auf deine impulsive Art sein, aber ich werde dir nicht zur Seite stehen, wenn sie dich in Schwierigkeiten bringt”, erklärt sie abweisend und geht dann in Richtung ihrer Kajüte, das musste sie sich nicht anhören.
”Du spinnst doch …” kommt es nur noch aus Vadiros Mund, selten war er so sprachlos. Mit derartiger Reaktion hatte er nicht gerechnet. Er hatte doch nur ehrlich über seine Gefühle gesprochen, es kocht in ihm hoch und sich dann nicht wehren zu können, da Vara einfach abzog, verärgert ihn umso mehr.
Kurz hebt Rhiannon die Hand um Vara aufzuhalten, lässt es dann aber doch bleiben, schüttelt nur sichtlich irritiert den Kopf und meint etwas niedergeschlagen. ”Was sollte das denn? Als hätte ich jetzt etwas falsch gemacht, oft sind mir Menschen wirklich zu kompliziert.” Vadiro blickt nach ihrem Kommentar zu Boden.
Tamila, hinter den Beiden, wirkt mindestens ebenso verwirrt wie die Tsajüngerin. “Ich glaube, das war einfach Alles etwas viel, kleine Eidechse, nimm es dir nicht zu Herzen.”, wispert sie Rhiannon zu und legt der Halbelfe sanft die Hand auf die Schulter. “Ich gehe ihr nach”, fügt sie dann etwas lauter an, schaut aber erst einmal, wie Elindir reagiert und ob er das vielleicht schon übernimmt, wenn er Varas Reaktion mitbekommt.
Der Ritter hat von der Streitigkeit ob seines Gesprächs mit der Capitana nicht so recht etwas mitbekommen. Er sieht nur noch, wie Vara davon geht und sich vom Maat die Kajüte zeigen lässt, die sie mit ihm teilen würde.
Mit hochgezogener Braue tritt Elindir zu seinen Freunden. ”Was ist geschen?” erkundigt er sich knapp. Es gehörte ja nicht viel dazu zu erkennen, dass es erhitzte und irritierte Gesichter in der Gruppe gab.
“Vara und Vadiro sind in ein Streitgespräch über die Vorwürfe der Capitana und die Reaktionen darauf geraten.”, antwortet Tamila, wobei sie noch Vara nachsieht und dabei sogar die tulamidisch-blumige Redeart vergisst. Dann wendet sie den Kopf und schaut Elindir fragend an. “Ist alles in Ordnung mit ihr?”
Er nickt als Antwort nur und sieht Vadiro fragend an. ”Worüber stritet man denne da? Ihr habt euch unnoetic ufgeregt - darob?” meint er weiter. ”Die Vrouwe hat doch nur Sorge um ihre Liute”, besänftigt er gleich auch die Gemüter.
Vadiro reibt sich mit der Hand die Stirn. Als Elindir ihn fragt was vorgefallen war, schaut er sich ein weiteres mal nach ungebetenen Zuhörer um, sobald die Luft rein ist antwortet er: ”Ich sollte am besten garr nichts sagen, Elindir. Ich war enttäuscht, dass man uns eine Schlägerrei vorwarf, die wir nicht begangen haben. Die wohl auch nicht in der Taverne stattfand, wie ich zuerst dachte, und deshalb aufgebracht reagierte. Danach machte Vara Rhiannon und mich an, wie wir uns zu verhalten hätten. Also ihr macht Geheimnisse aber wir sollen uns rrichtig verhalten falls was unstimmig ist. Vor allem konntet ihrr ja nichts sagen, man musste sich ja errstmal um mein Problem kümmern”, er zupft kurz an seiner Kleidung rum, ”also einfach immer schön die Klappe halten auch wenn man uns vorrwirft Schläger zu sein und bloß keine Hinweise geben, dass was vorgefallen ist und man uns deswegen fragen könnte. Ich hätte fürr euch gelogen ...” Vadiro muss sich zügeln, er ist kurz davor sich wieder reinzusteigern. Elindirs Augenbrauen sind zur Stirn gewandert derweil.
”Ich wurde frech, dass hat sie nicht verrstanden und sie meinte dann ich würde sie verachten, so ein Murrks. Ich verrachte sie keineswegs, dass muss du mir glauben. Ich war sauerr, dass du nichts errzählt hast. Ich hätte dirr geholfen um gegen diese Männer beizustehen und das obwohl ich nicht weiß warrum. Du bist der errste Mann der nicht von einer erfolgreichen Schlägerrei prahlt, gerade du als Ritterr. Ruhm und Ehre und so weiterr. Ich habe es schlicht nicht verrstanden und dann reagierte sie halt über, so habe ich es empfunden und na, du weisst wie ich bin. Ich habe mich nicht zurückgehalten. Das tut mir leid.” Nun steht er da etwas hilflos, blickt zu Rhiannon und Tamila, dann zu Elindir und hebt beide Schultern. Er wusste nicht weiter.
”Aaach”, macht der Ritter. Er tritt mit einem Lächeln näher zu Vadiro, legt ihm einen Arm um den Hals und zieht ihn zu sich. Mit der freien Hand wuschelt er zunächst durch das dichte schwarze Haar des Zahori, bevor er dessen Gesicht ergreift und ihm einen dicken, sehr wohl hörbaren, aber nicht feuchten, Schmatzer auf die Wange drückt.
”Ich hab dich ouch gern”, bekräftigt der Albernier und lässt Vadiro wieder los, damit der - mal wieder - seine Haare sortieren kann. Der Zahori hätte eigentlich mit Ärger seinerseits gerechnet, doch er freut sich, dass er zumindest dafür sorgt etwas Luft aus der Sache zu nehmen.
”Dieser … Sic im Strit … ist nihts, uf das ich stolz bin”, erklärt Elindir derweil ruhig. ”Ich habe sere unrondrianisch gekempft. Der erste bekam meinen Stivel ins Gesiht … er war anungslos … der zweite ins Gemehte, sunst hätte ich gehabt keine Snitte.” Er zuckt unangenehm berührt mit den Schultern.
”Ich war wüetend … und habe niht gelich nachgedacht. Tja …” Dann legt der Ritter den Kopf schräg. ”Es war kein … Geheimnis”, meint er mit einem sachten Lächeln. ”Wirkelich.” Vadiro blickt skeptisch drein, denn es erklärt überhaupt nicht Vars Eskalation oder sie hatte einfach nur Vadiros Neugier satt. Darüber musste er nachdenken.
Elindir greift nach Vadiros Hand. ”Und es schin mir ouch wirkelich unwihtec vergelichen mit dem, was ich vür dich zu tuon gedachte.” Er drückt Vadiros Hand in seiner. ”Min Vriunt”, fügt er hinzu. Er lässt Vadiros Hand los und Vadiro hält sie kurz fest und blickt ihm in die Augen, nur kurz, dann lässt er seine Hand los.
Elindir scheint es nicht unangenehm zu sein, wie er sich hier jetzt in aller Öffentlichkeit benimmt - so viel zum Thema es ist nur ein Name.
Er blickt dann nochmal kurz in die Runde. ”Entschuldigt bitte. Es war nie min Absicht euch durch min Swigen so zu erhitzen.
Zugleich mueß ich ouch Vara reht geben. Eine … Unstimmigkeit
, radebrecht er das Wort, das Vadiro gerade benutzt hat, ”kann man ja ouch … wenecer ufgebracht lösen?” bittet er mit einem nachsichtigen Lächeln.

Seine Augen huschen in Richtung der Kabine, wo Vara verschwunden ist.
”Ich müchte zu ihr gen”, erklärt er seinen Freunden ohne Umschweife. Kein er müsste oder er sollte, nein, er möchte es.
”Reden wir spaeter? Keine Sorge, alles ist gut”, meint er und schaut nochmal in die Runde, bevor er sich dann auf den Weg zur Kabine macht.
Vadiro wartet bis Elindir außer Hörweite ist: ”Irrgendetwas stimmt doch nicht oder … sie aufgebracht ohne Ende und er lächelt und bleibt lieb … hmm. Menschen sind wirrklich kompliziert!” wiederholt Rhiannons Ausspruch und mustert die Verbliebenen.
“Das sind die Töchter Tsas.”, stimmt Tamila zu und lächelt Vadiro an, nachdem sie Elindir nachgeschaut hat. “Er ist nunmal eher ein Kind des ruhigen Meeres, während sie eine Tochter der Ungestümtheit ist. Und er nahm sicher niemals an, dass du als sein Freund etwas böses wolltest. Sicher brauchen sie ein wenig Zeit.” Damit macht die Rahjageweihte eine einladende Geste an die dem Ufer abgewandte Reling, um nicht weiter im Weg herum zu stehen. “Wir sollten uns einrichten und gespannt der Fahrt entgegen blicken.”

Elindir erreicht derweil die Kabine und klopft kurz an, bevor er eintritt.
”Herein” ertönt es von innen nur leise. Vara liegt auf dem Bett. Die Schuhe schauen über den Rand, damit die nichts beschmutzen. Sie hat sich etwas eingerollt und das kleine Kästchen mit Ciel darin vor sich geöffnet. Ihre Hand macht leichte Streichelbewegungen in der Kiste. Die Kleine Schlange ist allerdings kaum zu sehen. Nach dem Mäusebabymahl hat sie sich zum Verdauungsschläfchen unter den Blättern zusammengerollt die man im Rahjagarten gesammelt hatte. Die Gelehrte selbst schaut gar nicht wirklich auf, nur ein kurzer Seitenblick, dann betrachtet sie wieder das Kästchen.
Der Ritter schließt die Tür hinter sich und mustert Vara einen Augenblick. Zunächst wortlos kommt er näher und setzt sich auf die Bettkante ihres Betts, eine Hand an ihrer Seite.
”Alles in Ordenung?” fragt er mit einem liebevollen Lächeln und schaut von Vara zu dem Kästchen mit Ciel und zurück.
Vara hält inne beim streicheln. Und legt ihre Hand stattdessen auf Elindirs. “Ich..” hebt sie an und unterbricht sich selbst. “Ich fühle mich etwas unpässlich" fährt sie dann leiser fort.
Er legt den Kopf etwas schräg und sieht sie fragend an.
”Unpässlich?” wiederholt er, sortiert wohl etwas, was sie damit genau meint. ”Vüelst du dich kranc?” fragt er weiter und legt eine Hand an ihre Stirn. ”Niht, dass du dich verküelt hast ...” meint er und mustert sie.
”Bei dem Sturm der mir gerade entgegen geschlagen ist.. ist das vielleicht nicht unwahrscheinlich” entgegnet Vara und schaut die Wandvertäfelung an.. schöpft Kraft.. Dann richtet sie sich vorsichtig auf um das Kästchen mit Ciel nicht zu sehr ins Kippeln zu bringen. Sie schaut Elindir an, ihre Augen sind leicht gerötet. Sie hat nicht geweint, aber fast. ”Ich weiß er ist dein Freund..” fängt sie langsam an, denn die Worte sind schwer.. ”Aber unter diesen Voraussetzungen, kann ich ihm nicht weiter bei seinem Problem helfen, und vor Nemento müssen sich unsere Wege trennen” erklärt sie entschieden, auch wenn es ihr sichtbar schwerfällt.
Ihr Gegenüber runzelt die Stirn. ”Sturm?” wiederholt er und zieht eine Braue hoch. ”Was ist denne über houbet geschehen?” möchte er wissen. Dann kratzt er sich an der Wange.
”Und über houbet … Vadiro und Rhiannon wollen doch bei den Alfen nach ihrem Vater suochen, oder niht?” meint er und legt den Kopf schräg. ”Ich … hatte es niht so verstan, dass iemand ußer mir den Winter bei deiner Familie verbringt?” fügt er noch an und streichelt über ihre Hand.

Vara zuckt mit den Schultern. Sie hatte vorgehabt alle wenigstens ein paar Tage einzuladen, das, so hatte sie gedacht, wäre ja nett gewesen. Aber wenn das sowieso niemand gedacht hatte, umso besser.
“Ich habe nicht die geringste Ahnung! Als die Capitana dich aufgehalten hat habe ich an der Reling auf dich gewartet. Vadiro kam zu mir und meinte es würde ihn wundern wenn du dich prügelst um die Ehre wiederherzustellen, aber es würde ihn irritieren, dass du nichts davon erzählt hättest. Ich habe versucht ihm zu erklären, dass du dich geprügelt hast, um die Männer festzusetzen und das du noch keine Gelegenheit gehabt hast davon zu erzählen, weil wir ja die Zeit die wir hatten genutzt haben um sein Problem zu durchdenken. Ich habe ihm auch gesagt, dass er es aber auch akzeptieren muss, wenn du ihm nicht alles erzählst, und das du deswegen nicht weniger sein Freund bist“, berichtet sie. Elindir nickt, das war ganz in seinem Sinne.
„Dann habe ich gemeint das ich es begrüßen würde, wenn er und Rhiannon in Zukunft besonnener auf sowas reagieren würden, weil wir nicht mehr auffallen müssen als nötig und Konflikte vermeiden sollten.. und dann ist er vollkommen ausgerastet!“ Vara wirft die Hand, die gerade noch Elindir etwas schnell gestreichelt hatte, in die Luft.
„Ich solle ihn und Rhiannon nicht für etwas beschuldigen für das sie nichts können. Das sie ihren Stolz hätten und es mir nicht zusteht sie maßzuregeln. Wir sollen unsere Geheimniskrämerrei nicht gegen sie benutzen hat er gesagt! Also das war einfach nur absurd!“ redet sie sich in Wallung, atmet dann aber durch um sich zu beruhigen.
„Ich hab ihm gesagt das er ja stolz auf seine impulsive Art sein kann, das ich ihm aber nicht zur Seite stehe wenn sie ihn in Schwierigkeiten bringt, und bin dann gegangen. Und er hat mir hinterhergerufen das ich doch spinnen würde! Vor allen Leuten! Was denkt er wer er ist?“ wallt es dann doch schnell wieder. Varas Hand ist wieder gesunken, aber zittert vor Erregung.
Elindir legt eine Hand auf ihre. ”Ich versten”, sagt er. Er selbst ist ganz ruhig.
”Ich sage dir, was er denkt, das er ist. Der Mann ist ein Fahrender, ein Vagabund. Ein Heimatloser und fast Rechtloser. Er ist und bleibt ganz am anderen Ende der Gesellschaft von uns aus gesehen. Er mag sehr gut aussehen, aber das täuscht nicht darüber hinweg, dass wir in unterschiedlichen Welten leben.

Ich weiß, dass es dir vielleicht schwer fallen wird, das so zu sehen, aber betrachte es mal von dieser Seite:
Vadiros loses Mundwerk dir gegenüber zeigt, wie nahe ihr euch steht. Am Anfang war er so skeptisch, so misstrauisch und vorsichtig uns beiden gegenüber - und bestimmt nicht ohne Grund. Das hat er abgelegt. Er ist laut, ungehobelt und frech. Er verstellt sich nicht.

Ich persönlich finde das erfrischend von jemandem seines Standes - unbarmherzig ehrlich - als Freund betrachtet zu werden. Auch wenn mancher unserer Standesgenossen darüber - zurecht - den Kopf schütteln würde. Und auch wenn er mein Freund ist und ich ihn sehr gern habe, weiß ich jedoch, was ich von ihm erwarten kann - und was nicht. Er würde mir immer beistehen, ohne meine Gründe auch nur in Frage zu stellen. Und auf der anderen Seite ist er manchmal auch ausfallend, schnell beleidigt und hat die Tischmanieren eines Ziegenbocks.

Ich will nicht sagen, dass du darüber hinwegsehen sollst, wenn er dir gegenüber ausfallend wird - das hat er mir gegenüber gerade übrigens auch eingeräumt, also dass er frech war - sondern es vielleicht in den richtigen Kontext setzt. Vadiros bisheriges Leben hört man mit jedem Wort aus seinem Mund.
Zu meiner Zeit sagte man "Was schert es die Eiche, wenn die Sau sich an ihr reibt?". Zu einer Beleidigung gehört ein Ohr, das sie hört.”
Er nimmt ihre Hand und führt sie zum Mund, küsst sie flüchtig.

Ich möchte dich etwas fragen - und das ganz ernst und ehrlich, denn es gibt nur zwei Optionen:
Wäre es dir lieber, Vadiro würde vor dir kuschen, wie es ein Mann seines Standes vor einer Frau deines Standes normalerweise täte? Dann jedoch seid ihr keine Freunde. Zu einer Freundschaft mit einem Zahori gehört wohl auch dessen Verhalten zu ertragen. Wenn du dazu nicht bereit bist, ist das in meinen Augen nichts Verwerfliches. Doch dass er sein Verhalten grundlegend ändert, wird vermutlich eher nicht geschehen, schätze ich.

Es beweist große Nähe zum Volk und großes Vertrauen, dass du diese Bande überhaupt in die Nähe deiner Familie zu lassen erwägst - oder erwägt hast.
Ich weiß nicht, ob ich das getan hätte ... ich meine ... nicht einmal Ama'ilaion habe ich zu meinem Hohen Vater mitgenommen."
Er lässt das einen Moment im Raum stehen.

"Was mich wundert ist etwas anderes, das Vadiro sagte ... er sagte, du meintest zu ihm, er würde dich verachten. Das verstehe ich nicht, was meinst du damit?"

Vara hatte sich das alles mit recht grimmiger Miene angehört, immer versucht einfach zu unterbrechen.
Am Ende will sie erst den Kopf schütteln, nickt dann aber aufgrund der letzten Frage “Ich brauche keine Nähe zum Volk und sein Stand ist auch kein Problem für mich. Aber meiner ist es für ihn. Verstehst du? Er schreit so laut wie schlecht er behandelt wird, aber eigentlich behandelt er mich schlecht. ER macht einen Unterschied! Er braucht überhaupt nicht vor mir zu kuschen, das habe ich zu keinem Moment erwartet! Aber ich muss auch seine Launen nicht ertragen!
Ich erwarte von ihm das was ich von allen meinen Freunden erwarte, zum einen das man mich mit Respekt behandelt, und zum anderen das man sich freundschaftlich verhält! Er sieht etwas das er nicht versteht und glaubt sofort das es ein Akt gegen ihn als Person ist! Wie kann er so von mir, von uns, denken? Habe ich irgendetwas verlangt für meine Hilfe? Habe ich gezögert? Habe ich erwartet das er mir dafür dient? Irgendetwas? Hattest du den Eindruck ich behandle ihn von oben herab? Gab es auch nur eine Spitze von mir das ich alle Kosten getragen habe? Für den Aufenthalt, für die Reise?
Nein! Jeder nimmt das für selbstverständlich und ich habe es dabei belassen. Aber mich Spinnerin nennen, das geht dann auf einmal leicht über die Lippen. Oder mich zu beschimpfen! Als ob ich etwas anderes im Sinn hatte als SEINE Tarnung aufrechtzuerhalten! Schlimm genug das Rhiannon als Tsageweihte unbedingt aufbrausen muss, er macht es auch noch nach und spricht mir das Recht ab auch nur eine Bemerkung dazu zu machen! Dabei bringen uns beide mit ihrem Verhalten in Gefahr!
Wie soll diese Tarnung so funktionieren wenn sie nicht von der 12ten Stunde bis Mittag denken? Und ich habe sie nicht gemaßregelt wie er es mir vorwarf, ich habe es für die Zukunft angemerkt, ganz ruhig und er flippt einfach aus! So als müsse er mich für jedes Unrecht anbrüllen das ihm irgendein adliger je angetan hat!“
. Vara hatte sich beim Reden zurückgezogen. Sie wollte jetzt keine Berührung, sie wollte alles rausplatzen lassen.
Elindir lässt ihr Raum, um ihrer Wut Luft zu machen und bedrängt sie nicht.
"Privilegium vulgi", antwortet er schlicht. (bos. für "Das Privileg des Pöbels")
"Alles nehmen, was man kriegen kann, dennoch schimpfen. Nicht nachdenken, bevor man handelt und so mündig sein wie ein Kind."
Seine Miene ist ernst und er nickt langsam.
"Wenn du erwartest, dass er dir mit Respekt begegnet, dann erwartest du zu viel."
Er macht eine kleine Pause.
"Du hast nichts getan, was du dir vorwerfen lassen müsstest. Im Gegenteil. Du hast Recht", stellt er erstmal in den Raum.
"Du hast Recht mit dem, was du sagst", wiederholt er.
"Das bedeutet aber nicht, dass du die Dinge, die du von ihm erwartest, erwarten kannst. Er ist nicht von Stand. Respekt bedeutet etwas anderes für einfache Leute. Ja, es heißt auch anderen Beleidigungen hinterher zu rufen und das vollkommen normal zu finden."
Er seufzt.
"Das ist vulgär, das ist nicht in Ordnung und dennoch wirst du auch durch deinen Zorn nichts daran ändern, fürchte ich."
Elindir mustert sie. "Kann ich irgendetwas für dich tun?" fragt er.
”Ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll.. und auch nicht ob ich es will. Eigentlich will ich ihn nur über Bord werfen”, meint Vara und zuckt etwas hilflos mit den Schultern.
Er seufzt und wenn sie ihn lässt, rückt er wieder etwas näher.
”Was soll ich dazuo sagen?” meint er mit einem Lächeln.
”Du wißt, Mort ist keine Loesunge”, sagt er liebevoll. ”Und gut heißen würde ich es ouch niht.”
Er tastet nach ihrer Hand und grübelt einen Moment. Vara hebt etwas kritisch eine Augenbraue.
”Ich vürhte, ich kann niht vil tuon”, meint er schließlich.
”Ich kann mit ihm striten, doch das endert vermutelich nihts …” grübelt er.
”Natiurlich stent es dir vri, ihn vom Schif zu verwisen … iedoch …”
Er sieht sie aus großen, treuen Augen an. Er muss nicht sagen, dass ihn das sehr traurig machen würde. Das weiß sie selbst. Er seufzt und zuckt dann ebenso hilflos mit den Schultern.
”Ich vürhte … ich kann wirkelich niht vil tuon”, wiederholt er, etwas resigniert.
“Einen Mord traust du mir also zu?” fragt sie, die Augenbraue ist wieder nach oben gewandert. ”Ich weiß nicht ob ich geschmeichelt oder entrüstet sein soll, ich tendiere gerade eher zu letzterem” sagt sie und lehnt sich an Elindirs Schulter. Der schmunzelt und schüttelt den Kopf.
”Niht mer, als einem Visch das Vliegen”, kommentiert er.
”Am besten höre ich einfach auf mich um seine Freundschaft zu bemühen und akzeptiere das er dein Freund ist, nicht meiner. Ich bitte dich nur, lass mich nicht mit ihm allein. Sollte er nochmal so über mich oder dich reden, garantiere ich für gar nichts”, sagt sie. Kurz überlegt sie ob sie noch einen Witz nachlegen sollte, sowas wie ‘Sonst hexe ich ihm Warzen an’, aber an der Stelle hatte Elindir keinen Humor, also ließ sie es lieber bleiben. Er schaut auch schon etwas kritisch, ohne dass sie das gesagt hat.
”Ich beginne zu versten, wie man in eurer Heimote so snel zu einem Duell komt”, meint er dann und seufzt mit einem sachten Lächeln.
”Ich werde dar uf ahten, dass ihr niht mer aneinander geratet”, verspricht er und nähert sich mit seinem Gesicht ihrem, um sie flüchtig zu küssen, falls sie das mittlerweile zulässt.
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Zurück an Deck

Eine knappe Stunde ist vergangen, seit die Helden das Schiff 'Meerjungfrauenkuss' betreten haben. Ihre Kajüten waren eingerichtet und man hatte sich zurechtgefunden an Bord des prächtigen, horasischen Schiffes. Die Kapitänin hat man in der Zeit gesehen wie sie das Schiff und die Mannschaft inspiziert, hier und da ein paar der Matrosen und Matrosinnen zusammenstaucht, anspornt ihr Bestes zu geben und bei alledem nicht eine Miene verzieht.

So werden gegen die Gäste schließlich vom ersten Maat informiert, dass das Schiff bald ablegen würde, und sie eingeladen sind von der Reling aus das Auslaufen zu beobachten. Die tiefstehende Praiosscheibe wirft ihren orangenen Schein über die Dächer Havenas und lässt das Meer golden funkeln. Die Planke wird gerade von zwei Matrosinnen eingeholt, als die Kapitänin vom Kapitänsdeck aus ”LEINEN LOS!” brüllt, so laut, dass es in den Ohren klingelt. Hafenarbeiter lösen die Taue der 'Meerjungfrauenkuss' und das prächtige Schiff beginn langsam sich zu bewegen. ”SETZT DIE SEGEL! DER WIND STEHT GÜNSTIG!” donnert sie, als ein Windhauch von Landeinwärts über das Deck des Schiffes weht. Die Segel werden ausgerollt und bäumen sich auf, immer mehr nimmt das Schiff an Fahrt auf.

So gleitet die 'Meerjungfrauenkuss' über das Meer, welches sich recht milde zeigt. Kaum ins Wanken gebracht durch die Wellen im Hafen segelt das Schiff in Richtung der offenen See, vorbei an den Häusern Havenas. Als das Schiff auf Höhe des Efferdtempel ist, halten viele Matrosen einen Moment inne, ebenso die Kapitänin, die dem Tempel gegenüber salutiert. "Unterwürfigst erbitten wir eine milde Überfahrt, oh Herr Efferd. Mögest du uns sicher in unseren Hafen geleiten, oder in deinem Reich willkommen heißen, wenn dies dein Wille ist!" Eine Bewegung im Wasser weckt kurz die Aufmerksamkeit der Helden, und sie meinen für einen winzigen Augenblick eine große Schildkröte im Wasser gesehen zu haben, die neben dem Schiff herschwimmt.

Dann entspannt sie sich und die Mannschaft geht wieder ihrem Werk nach. Kurz darauf nähert die Kapitänin sich den Helden an der Reling. "Ihr habt Glück. Die Hinfahrt war ziemlich wild und das Wetter hätte eigentlich noch schlimmer werden sollen. Es scheint aber, dass der Gott des Meeres sich gnädig zeigt und die tosende Meer ein wenig beruhigt hat für die Heimfahrt. Der Wind steht günstig, die Wellen sind ruhig, wenn das so bleibt, sind wir in spätestens drei Tagen in Grangor", sagt sie und hat dabei zum ersten Mal ein Lächeln auf den Lippen. "Ja, das war wahrhaftig ein stürmischer Herbst bislang", fügt sie hinzu, bevor sie sich wieder zurückzieht.

So segelt das horasische Schiff mit den Helden an Bord im Schein der untergehenden Sonne neuen Abenteuern und Geschichten entgegen ...
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An einem anderen Ort zu einer anderen Zeit

Tropf…

Tropf…

Tropf…


Von der Höhlendecke tropfen langsam aber stetig kleine Tropfen in das Wasserbecken, das einen Großteil von Latas Höhle ausmacht. Die Riesenschildkröte schiebt langsam ihren Kopf aus dem Panzer. ”Nicht mal in Ruhe schlafen kann man”, denkt sie sich. Das Tropfen stört sie nicht einmal, und nach dem Kampf mit ihrem Widersacher war sie mehr als erschöpft.

Latent genervt betrachtet sie die Gestalt, die am Wasserbecken im Schneidersitz hockt und das Tropfen des Wassers beobachtet. ”Du!” schallen ihre Gedanken durch den Raum und rasch richtet sie sich zu ihrer vollen Größe auf.

Der Mann, kahlgeschoren, eine lederne Umhängetasche um die Schulter und einen senfgelben Wams tragend, schließt die Augen und atmet ruhig aus. ”Auch ich freue mich, euch wiederzusehen, oh ehrwürdige Lata, Weiseste von allen Meeresgeschöpfen”, säuselt Rashim al’ankhra und verneigt sich. Latas Haltung bleibt jedoch wachsam und drohend.

”Verschwinde von hier, dieser Ort ist für deinesgleichen nicht gedacht!”
”Wer wird denn da ungehalten sein? Ich bin nur hier um mich zu verabschieden. Falls es dir entgangen ist, verbrachte ich ein paar Tage in der Stadt die du dein Zuhause nennst.”

Finster funkelt die Schildkröte den Spiegelhändler an, der hingegen nur freundlich grinst.. ”Ich habe ein paar tapferen Helden dabei geholfen zu dir zu gelangen - natürlich ohne zu viel zu verraten, ich mische mich ja nicht in den Streit der Götter ein”, sagt er zwinkernd.

Lata’s Haltung wird nicht weniger drohend, doch ihre Gedanken ein wenig ruhiger. ”Das hätten sie auch ohne dich geschafft”, antwortet sie.
”Ja, aber zu spät. Ich hab ihnen nur einen kleinen Schubs in die richtige Richtung gegeben.”

Die Schildkröte reckt den Hals und wirkt nun bedrohlicher denn je. Was willst du, Meister der Spiegel? Einen Lohn hast du von mir nicht zu erwarten!

Doch Rashim winkt ab. ”Meine Teuerste, wo denkst du hin. Reinste Herzensgüte brachte mich dazu, den…”
Spar dir das Gefasel, du hast weder Herz noch Güte, unterbricht Lata ihn. Rashims Lächeln erstirbt und ernst schaut er Lata an. ”Nagut, jemand wie ich legt nunmal Wert auf Etikette. Wie ihr wünscht, edle Lata. Ganz ohne Umschweife werde ich euch den Grund meines Besuches nennen.”
“Ihr wusstet von Anfang an von der Verschwörung, ihr habt eine essentielle Rolle gespielt darin, dem Herrn der Toten zu erlauben auf Dere zu wandeln. Das Gefüge der Sphären hätte erschüttert werden müssen, wenn ein solch mächtiges Wesen sich seinen Weg nach Dere bahnt. Und doch war der Herr Boron hier, ohne dass dies bemerkt wurde”
, sagt er mit seiner honigweichen Stimme.

”Wie?” fragt er dann und legt seine Fingerspitzen aneinander. ”Verratet es mir und ihr seht mich nie wieder!”

Lata starrt den Spiegelhändler an. Der Jäger wird euch finden, Meister der Spiegel. Ob ihr ihm weiter Steine in den Weg legt, seine Schwester weiter von ihm fern haltet oder in die entlegensten Winkel des Kontinents flieht. Er wird euch finden. Eure Macht schrumpft jeden Tag, euch läuft die Zeit davon. Mehr habe ich nicht zu sagen, donnern ihre Gedanken und sie zieht ihren Kopf ein. Geht nun, fügt sie noch hinzu, doch der Spiegelhändler hat sich längst in Luft aufgelöst...


... to be continued
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