Rechts: da sind 1 Million Zuwanderer von denen ein paar Gewalt gegen Frauen verüben! Wir müssen sie alle wegschicken!
"Links": hier sind 80 Millionen Leute von denen ein ebenso hoher Anteil Gewalt gegen Frauen verübt und das wird viel zu sehr ignoriert!
Rechts: Totschlagargument! Ihr links-feministen seht nur die wirkliche Gefahr nicht!
Merkst du es selbst, oder muss es dir erklärt werden?
Natürlich hast du das Recht, gegen Veränderung zu sein, aber das ist halt nicht besonders schlau. Denn alles was du kennst, ist durch Veränderung entstanden, und da die Zeit nicht stillsteht und die Rahmenbedingungen sich verändern, muss sich auch "die Gesellschaft" verändern und anpassen. Und egal wie sehr du deine Uhr zurückstellst, der Lauf der Welt wird sich davon so ziemlich garnicht beeindrucken lassen.
@Tjorse ich stimme dir zu, dass es auch Leute gibt (und immer gegeben hat), denen es nicht schnell genug geht und die gerne diktatorisch die Veränderung vorschreiben möchten. Aber das ist zumeist eine laute Minderheit, mit der alle, die in die gleiche Richtung argumentieren, auch gerne mal gleichgesetzt werden, meist mit dem Ziel eine Debatte nicht zuzulassen. Martin Luther wurde von den damaligen konservativen in der Kirche wegen seiner Ideen verdammt, x Jahre später hat auch der Rest der katholischen Kirche den Ablasshandel abgeschafft. Die Atomkraftgegner wurden zunächst als baumkuschelnde Spinner verlacht, inzwischen hat sich in Deutschland eine Mehrheit dafür gefunden, auf Atomkraft zu verzichten. Und das Verbot der Glühlampen kam sogar als viel kritisierte Vorschrift "von oben", der aber z.B. die Firma Osram ihre fortgesetzte Existenz zu verdanken hat, da sie sonst nicht rechtzeitig auf LED-Produktion umgeschwenkt hätten. Letztlich kommt es in unserer parlamentarischen Demokratie auf die entsprechende Mehrheitsbildung im Parlament (bzw. in den Parlamenten) an. Und natürlich muss (und werde) ich akzeptieren, wenn eine von mir (und anderen) gewünschte Veränderung noch nicht eintritt. Aber das heißt ja nicht, dass ich dann nicht weiter dafür eintreten darf.
Diese erste Analyse, die du vermisst, existiert, aber wird gerne (von beiden Seiten) nicht ausreichend thematisiert. Die oben verlinkte Kolumne verweist ja vor allem in den ersten Absätzen darauf, dass es in Deutschland immer noch ein allgemeines Problem mit Gewalt gegen Frauen gibt, und dass man sich dieses Problems allgemein annehmen muss (was im Übrigen die Gewalt durch zugezogene Personen einschließt). Die klassische Reaktion von Personen aus dem "rechten Spektrum" (s.a.o.) geht aber leider in die Richtung "ihr links-feministischen-Willkommensklatscher seht die Gefahr nicht und zerstört unsere Kultur!!!11". Auch damit ist die Debatte über Notwendigkeit und Art der Veränderung übersprungen.
Was die Auswahl und Priorität der Theman angeht: Viele würden vermutlich sagen, dass Homosexuelle in Deutschland gleichberechtigt und ebenso akzeptiert sind wie Heterosexuelle. Aber warum sind die Suizidraten bei homosexuellen Jugendlichen immer noch signifikant höher als bei heterosexuellen? Hängt das vielleicht auch damit zusammen, dass "schwul" immer noch als Beschimpfung genutzt wird? Worauf ich hinaus will: grade in den vielen Bereichen, in die die Genderdebatte hineingeht, gibt es viele "normale" Leute, die die Probleme nicht sehen, weil sie davon nicht betroffen sind. Aber es können Kleinigkeiten wie das Sammelmaskulinum sein, die dazu beitragen, dass sich die betroffenen von der Gesellschaft unerwünscht und ausgeschlossen fühlen. Und dieses Gefühl macht auf Dauer ganz unschöne Dinge mit der Psyche, die letztlich zu Depressionen und eben auch Suiziden führen. Und da frage ich mich schon, ob die Gewohnheiten der Konservativen und die "gewachsene" Kultur und Sprache wichtiger sind als das Leben von Menschen.
Und dafür ist auch kein Vandalismus nötig. Aber in vielen Bereichen der Kultur gibt es doch schon lange das Stilmittel, das man in der Musik als "Cover" bezeichnet (und das etwas völlig anderes ist, als eine existierende Statue oder ein Bild zu verändern): warum sollte man nicht eine Neuauflage der Nationalhymne texten, diesmal eben geschlechtsneutral. Dadurch wird ja der alte Text von Fallersleben nicht aus dem Zeitkontinuum gelöscht. Sondern es gibt dann halt die neue Nationalhymne (Text: Sandra Nasic feat. August Heinrich Hoffmann von Fallersleben)

Aber ja, falls die Nationalhymne nicht in den nächsten 5 Jahren geändert wird, würde ich das auch einfach akzeptieren, für mich selbst vom Heimatland singen und abwarten. Losgetreten wurde das ja durch eine ministeriumsinterne Idee (ein bißchen nach dem Motto Rundmail-Betreff: genderneutrale Nationalhymne, was haltet ihr davon?). In meiner Wahrnehmung wurde das dann vor allem von denen aufgebauscht, die dagegen waren ("Untergang des Abendlandes!") während die mMn angemessene Reaktion sich in zwei Antwortmöglichkeiten erschöpft hätte: a) gute Idee, lass die/den Praktikant*in mal Ideen ausarbeiten. b) finde ich unnötig, aber solange sich nur ein Praktikant oder eine Praktikantin damit beschäftigt kann es mir egal sein.