Ugo Baersgarjew hat geschrieben: ↑13.03.2018 10:12Würde der Nachteil durch einen niedrigen Sozialstatus durch steigern von Charisma, Etikette und Körperlicher Talente nicht ab einem gewissen Punkt aufgehoben?
Da könnte man anfangs einiges an GP sparen, wenn man diese Eigenschaft und Talente, im Laufe seines Helden Lebens sowieso steigert.
Langfristig sollte der SO selbst steigen, wenn man offensichtlich aufsteigt (der SO ist ebenfalls ein veränderlicher Eigenschaftswert, nur kann er nicht einfach per SKT verbessert werden).
Wobei Aufstieg (ingame) und "Verbesserungen im anderen Wertebereich" (Talente etc.) im Prinzip fast immer Hand in Hand gehen. Der ewige Barbar oder Gossenstrolch, kann noch so viele Heldentaten vollbringen und dafür auch gefeiert und respektiert sein - "etwas Besseres" ist er dadurch aber nicht. Wer hingegen "solche Dinge" steigert, tut das nicht "sowieso" sondern arbeitet aktiv an seinem Aufstieg und gibt dafür auch AP aus (natürlich nicht nur dafür, aber auch). Die "Belohnung" dafür ist in der Tat eine langsame Überwindung von sozialen Unterschieden und irgendwann vielleicht sogar ein echter Aufstieg (-> Akzeptanz als Einer von Ihnen).
Geld, Benehmen etc. alleine bewirken besonders Letzteres nämlich nicht. Aber selbst wenn man formal auf Augenhöhe steht, bedeutet das noch lange nicht das man auch als gleichwertig oder gar besser akzeptiert wird.
Beispiel:
Mit der Erhebung in den Adelsrang (z.B. Ritterschlag, Ernennung zum Edlen, Baron etc.) ist man rechtlich und vom Stand her augenblicklich Adeliger (was oft auch eine SO Steigerung bedeutet). Nur blicken "richtige" alte Adelige auf solche Emporkömmlinge oft nur voller Verachtung herab und als besser (selbst wenn das auf dem Papier wirklich der Fall ist) sieht man ihn erst Recht nicht. Was sich dann eben in "sonstigen Modifikationen" äußern kann, während der SO selbst neutral ist.
"Mag sein, dass der gemeine Lump nun mein Baron ist, aber er bleibt ein Gemeiner mit Krone..." (ungenannter Ritter unter Vertrauten *Spuckt demonstrativ aus*)
Für diese Akzeptanz in einer Standesschicht zahlt man letztendlich im Wesentlichen auch die GP. Man muss nicht um diesen Platz kämpfen, sondern man hat ihn. So wie es eine SO Veränderung nach oben gibt, gibt es auch den Abstieg.
Gründe gibt es viele, z.B. das man sich nicht so verhält wie es erwartet wird, man nicht das nötige Geld hat oder in Ungnade fällt. Aber wie beim Aufstieg dauert es eine ganze Weile, bis man seinen Stand wirklich in den Augen der Leute verloren hat (-> SO sinkt).
Zwar muss man für den Abstieg nicht so stark kämpfen wie für den Aufstieg, aber dennoch ist es gar nicht so leicht seinen SO zu verlieren.
Das ist deshalb vielleicht auch der wichtigste Punkt fürs "Standard DSA" (wenn man ohne besondere Standesrechte wie kostenloses Leben nach SO spielt). Auch wenn man nur mit seinem Kettenhemd und Zweihänder loszieht und kaum mehr als ein paar Münzen im Beutel hat, aber aus angesehenem Hause stammt, ist man für lange Zeit viel besser in den Augen der Welt, als der aus armen Verhältnissen stammende Doppelsöldnerkamerad, der mit Kettenhemd und Zweihänder loszieht und kaum mehr als ein paar Münzen im Beutel hat.
Effektiv ist der SO in so einem Fall so etwas wie ein Guthabenkonto für "vergangenen Glanz", von dem man für einige Zeit zehren kann. Während sich der Söldner quälen muss, um über seinen niedrigen Stand hin aus zu wachsen: Geld, Manieren, Bildung etc. sind der Motor des Aufstiegs, doch bis zur Akzeptanz ist es ein weiter Weg. Ein Weg den der angesehene Kamerad möglicherweise gerade in entgegengesetzter Richtung geht.
Das alles wird in einem eher unscheinbaren Satz (WDS S. 178) zu "Crunch" umgesetzt:
"Als Faustregel mag aber gelten, dass sich der SO eines Helden während seiner ersten 1.000 Abenteuerpunkte nicht verändern sollte, und auch später nicht stärker als um höchstens einen Punkt pro 1.000 AP ".
Das entspricht genau dem, was in meinem Beispiel der aufstrebende Söldner und der fallende Bürgerliche erleben. Ihr Stand ändert sich, aber er ändert sich nur langsam.
Gute Talentwerte, gute Ingamesachen (wie gehobene Kleidung, Vermögen etc.) können kompensieren, aber nicht erschaffen. Wer hingegen bereits bezahlt hat, braucht nichts zu kompensieren und hat oft (nicht immer) trotzdem die Nase im Wettsteit vorn (erleidet z.B. geringere Probenzuschläge, was sich Teilweise auch in den konkreten Regeln z.B. zum SO oder den Gesellschaftlichen Talenten [WDS S. 22] zeigt).
Grundsätzlich solltest Du eines nicht vergessen: Proben werden dort verlangt, wo der Ausgang einer Aktion zweifelhaft ist.
Der Bürger braucht keine Probe, um sich wie ein Bürger zu verhalten -
er ist ein Bürger. Der Penner, der wie ein Bürger wirken möchte muss sich anstrengen und den Erfolg ggf. auch mit einer Probe nachweisen. Die Qualität (TAP*) zeigt dann, wie gut ihm das
diesmal gelingt.
Letzterer ist nämlich ein weiterer wichtiger Punkt. Je kritischer eine Situation ist (z.B. gibt es auf einem Ball mehr gesellschaftliche Stolpersteine als bei einem einem Stopp an einer Wegestation), desto häufiger werden natürlich auch Proben fällig, um eine überzeugende "Verkleidung" nach zu weisen. Es gibt also viele Gelegenheiten zu versagen. Das Gesamtbild (z.B. die "Insgesamtleistung" auf dem Ball) kann man sehr gut über Sammelproben abbilden.
Der echte Ständler hat natürlich auf einem Ball auch so manche Klippe zu umschiffen (muss in ausgesuchten Fällen vielleicht Proben), aber es sind nicht so viele wie beim Möchtegern.
SO ist also auch ohne Unterfütterung wie einem passenden Lebensstil einiges Wert, man muss ihn nur richtig benutzen! Du kannst also in der Tat GP sparen, aber Du musst für einen echten Aufstieg arbeiten. Es reicht nicht einfach Talente zu steigen und sich fein zu benehmen. Veränderungen brauchen Zeit.
Letztendlich ähnelt der SO ein wenig dem besonderen Besitz (WDH S. 249): es ist ein sozialer Vorteil mit besonderem Schutz (baut sich nur langsam ab). Außerdem verschiebt er zugleich den Einstiegspunkt für einen Aufbau (SO Verbesserung) nach oben -> SO Gewinne durch Auszeichnungen, Heldentaten etc. werden in der Regel auf den sowieso schon höheren SO aufgeschlagen - bis hin zu Bereichen, die für einen einfachen Emporkömmling kaum zu erreichen sind.
Ein Beispiel aus dem eigenen Umfeld:
Ein Bekannte ist von sehr weit unten durch Heirat in die hohe Gesellschaft aufgestiegen. Bis sie von ihrer Damenrunde wirklich akzeptiert wurde, hat es 30 Jahre gedauert und das war nicht vor zwei Jahrhunderten sondern Mitte des Letzten und in Deutschland. Trotz Geld, angepasstem Verhalten und der stetigen Jagd nach Akzeptanz...