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von DnD-Flüchtling
24.09.2020 19:23
Forum: Sonstige Bewertungen & Diskussionen
Thema: Drakensang 1
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Drakensang 1

ledaeth hat geschrieben: 24.09.2020 14:01 Allerdings wirkt das Spiel heutzutage vergleichsweise leer. Keine Massen an Content, keine Nebenquest an jeder Ecke, keine seitenlangen Hintergrundinfos zu jedem NPC, dem man auf der Straße begegnet ... Da hat sich die Spielewelt schon merklich verändert.
Verglichen womit? Reine Neugierfrage.
von DnD-Flüchtling
02.01.2020 17:06
Forum: Sonstige Bewertungen & Diskussionen
Thema: Drakensang 1
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Zugriffe: 12374

Drakensang 1

Zu Drakensang habe ich ein etwas zwiespältiges Verhältnis.
Einerseits gibt es die Reihe seit 2008 und zu der Zeit hätte ich eigentlich mehr erwartet - wenn man bedenkt, dass die Blüte der Bioware-RPGs in dieselbe Zeit fällt, wäre es nicht unzumutbar gewesen, zu erwarten, dass die Crew von Radon Labs ebenfalls etwas mehr Arbeit in das Ausgestalten der NSCs und Story steckt und dem Spieler so etwas wie Handlungsfreiheit zu lassen - schließlich hatten die Jungs aus Edmonton zu diesem Zeitpunkt schon seit mehreren Jahren den Spielern sehr ausgefeilte Plots und Charaktere spendiert; da war Drakensang definitiv ein Rückschritt. Zumal damit der eigentliche Mehrwert davon, nur den Hauptcharakter selbst zu erstellen und den Rest zu rekrutieren (anstatt wie in klassischen 80er/90er Rollenspielen die ganze Party zu basteln), hier gar nicht wirklich genutzt wurde.

Auf der anderen Seite sticht das Spiel im direkten Vergleich dadurch hervor, dass es deutlich liebevoller gemacht ist - die Grafik sieht auch heute noch sehr ansprechend aus, während die ganzen Konkurrenzprodukte von Bioware deutlich dahinter zurückfallen: Selbst das einige Jahre später erschienene Dragon Age mit all den im Level-Editor erstellten Umgebungen wirkt da immer noch schludrig; wohingegen sowohl Landschaft als auch Rüstungen in Drakensang schon einiges daher machen und sehr gut gealtert sind.

Nun zu einzelnen Punkten...

1. Gruppe
In DS 1 hat man zehn Gefährten (auch wenn manche davon reichlich sinnfrei sind - schließlich braucht man eigentlich keine vier Krieger-Archetypen) und kann sich jede beliebige Gruppe zusammenstellen. In DS 2 hat man dagegen nur vier Gefährten und muss sich dann auch noch zwischen dem Magier und der elfischen Bogenschützin entscheiden (hat aber dafür zwei Kämpfer) - und dann hat man wohl aus Bequemlichkeit auch noch darauf verzichtet, das Gruppenlimit auf 5 anzuheben, sodass man dazu gezwungen ist, immer einen NSC zurückzulassen.

2. RP-Ausarbeitung
In DS 1 war die Ausarbeitung sowohl des Hauptcharakters als auch der Gruppe eher bescheiden - es ist egal, welchen Archetyp ich spiele, das Game spielt sich quasi identisch. Ebenso die Gruppe - von spieltechnischen Aspekten abgesehen (wer hat die besten Stats und kann welche Proben?) ist es eigentlich relativ latte, wen man mitnimmt.
In DS 2 gab es dagegen zu Beginn immerhin vier verschiedene Einstiege (für kämpferische, magische, phexgefällige und naturorientierte Charaktere) und die vier NSCs bringen sich deutlich aktiver ein. Das ganze erreicht zwar nicht mal ansatzweise Bioware-Niveau, war aber dann doch etwas zeitgemäßer als der erste Teil.
Das will aber letztlich auch nicht viel heißen - viel zu oft wird man auf einen einzelnen Pfad gerailroadet ohne dass man irgendwelche Handlungsoptionen hat und lässt einen sich eher wie einen Zuschauer als wie ein Spieler vorkommen.

3. Regeltechnisches
- eine Menge Archetypen, aber keinen Spielraum bei der Generierung in DS 1, in DS 2 dagegen die Option, Punkte zu verschieben und selbstständig Vorteile auszusuchen. Definitiv ein großer Bonus.
- die Talente hat man eigentlich ganz gut eingebaut - es gibt eine eingeschränkte Auswahl, aber alle sind im Spiel einsetzbar. Vorteil für DS 2 bei den Crafting Skills (siehe unten).

4. Größe
Irgendwie war in DS 1 alles größer, und das gereicht DS 2 nicht zum Vorteil.
- Ferdok ist größer als Nadoret
- Ardos herrschaftliches Anwesen hat unterm Strich definitiv mehr zu bieten als die Thalaria im zweiten Teil.
- man hat mehr und/oder ausführlichere Schauplätze in DS 1 als in DS 2 - im ersten Teil hat man Avestreu, Ferdok, den Sumpf (den ich nicht mochte), den Hexenwald (den ich sehr mochte), die Silberfälle, Thallon und Murolosch. Im zweiten ist es Nadoret und Umgebung, Feste Nadoret, die Zollfeste, den Elfenwald, den Piratenort und das Jagdrevier.
- der Umfang schlägt sich auch in den AP wieder - in Teil 1 kommt man WIMRE recht nah an die 20 ran, in Teil 2 dagegen nur bis ca. 12 und selbst mit viel Optimierung und Addon vielleicht bis 15.

5. Reise
Definitiv angenehmer in DSA 2. Es gibt ein Schnellreisesystem (das viele Laufen war definitiv die Pest im ersten Teil) und man kann einmal besuchte Orte noch einmal aufsuchen (warum sie das nicht schon vorher gemacht haben, will mir nicht in den Kopf).

6. Der Hintergrund
Unterm Strich mag ich DSA 2 auch in der Hinsicht deutlich lieber: Es spielt sich wie ein klassisches DSA-Abenteuer mit korrupten Bürokraten, räuberischen Piraten, finsteren Answinisten und bösen Schwarzmagiern - ein klassisches DSA-Abenteuer, das sich einerseits gut in den alten Hintergrund vor Hals Verschwinden einfügt und andererseits trotzdem nicht so stümperhaft wirkt wie die Abenteuer, die zu dieser Zeit geschrieben wurden.

7. Itemisierung
In DS 1 gab es zwei Dinge, die mir übelst missfielen: Einmal waren die ganzen Crafting Skills für die Allerwertesten, weil man letztlich nichts sinnvolles herstellen konnte (es gab einfach zu viele Waffen und Rüstungen, die besser waren) - etwas, das sie in DS 2 abgestellt hatten, indem es mit entsprechend hohen Talentwerten und guten Materialien auch Endgame-Gegenstände gibt.
Das andere ist die dämliche goldene Rüstung, die man zwar nicht anziehen musste, aber deren bloße Existenz irgendwie die Verfügbarkeit von hochwertigen Stahlrüstungen (und deren Nichtverfügbarkeit für Zauberere) ad absurdum führte.
Irgendwie wirkte DS 2 also auch hier "runder".

Fazit:
Unterm Strich würde ich die Drakensang-Reihe für eine schöne und insbesondere für DSA-Spieler sehr lohnenswerte Investition von (mittlerweile nur noch) Zeit halten; ob ich sie settingfremden Spielern empfehlen würde, weiß ich allerdings nicht (vielleicht, um ihnen DSA schmackhaft zu machen). Was aber nicht heißt, dass die Spiele nicht gut seien - DS 1 würde ich drei Punkte geben, DS 2 deren vier.
Vor allem dokumentiert Drakensang aber auch den gewandelten Markt - während die im Rückblick nicht gerade gut gealterte Nordland-Trilogie ihrerzeit insgesamt 2,4 Millionen mal über den Ladentisch ging, war die trotz Altersbereinigung deutlich bessere Drakensang-Reihe mit... etwas mehr als 10% dieser Auflage? merklich schlechter angenommen worden; was meiner bescheidenen Meinung nach schon irgendwo unfair ist.