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von Jadoran
10.07.2016 09:19
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Thema: "Nein heißt nein"
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Re: "Nein heißt nein"

Du merkst dann aber schon, dass wir uns hier im Bereich von höchst hypothetischen Ängsten befinden, oder?
Da muss ich Dir leider widersprechen. Mir selbst ist das schon zweimal zugestossen, und ich hatte einfach das Riesenglück, dass die Sachlage allen in meinem sozialen Umfeld, die vom Vorwurf erfahren haben, bekannt war, und sie genau wußten, dass der Vorwurf völlig aus der Luft gegriffen war.
Einmal hat mich eine Mieterin, gegen die ich eine Räumungsklage anstrengen musste (weil sie eine Drogenhändlerin und Zuhälterin war, die beide Geschäfte mit Kampfhundschutz aus der Wohnung heraus betrieb) beschuldigt. Das andere Mal war eine Spielerin am Tisch schlecht drauf und hat eine völlig 'ungeschlechtliche' Szene am Tisch so umgedeutet. Glücklicherweise gegenüber denen, die mit am Tisch gesessen hatten, so dass meine MitspielerInnen ihr sofort über den Mund fahren konnten. Das waren beides extrem unschöne Momente, und ich bin mir sehr bewußt, dass man nicht immer so viel Glück hat. (Einer der Mitspieler war danach trotzdem mir gegenüber lange "sensibilisiert". Das ging mir so auf die Nerven, dass ich, obwohl diese Mitspielerin weg war - sie hatte aus Protest gegen das ihr zugefügte schreiende Unrecht die Gruppe verlassen - in der Gruppe das Thema Sex komplett gemieden habe, mir von ihm aber immer mal wieder Herrenwitze anhören durfte. Und der Mann ist kein Mistkerl. Ein solcher Vorwurf bleibt einfach zu leicht hängen.)
Ich kenne diverse Fälle aus Scheidungsfällen, wo die Frauen die Gewalt/Mißbrauchkarte erfolgreich gezogen haben, um den Mann erst einmal aus der Wohnung zu bekommen. Und selbst in dem Fall, wo das nachher aktenkundig wurde, weil sie vor einer (später vor Gericht aussagenden) Bekannten angab, wie es gemacht hatte, kam sie straflos damit durch und der Mann hat sie erst nach 3 (drei!) Jahren aus seinem eigenen Haus herausklagen können. Und ich lebe noch in einem recht zivilisierten und behüteten Umfeld. "Hypothetisch" sieht anders aus. Und das dauernde Beschwören von Dunkelziffern und Schutzlücken macht es Täterinnen zunehmend einfacher.
von Jadoran
09.07.2016 07:22
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Thema: "Nein heißt nein"
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Re: "Nein heißt nein"

Es kam da letzte Tage ein wunderbar belegtes Beispiel zur gesellschaftlichen Akzeptanz weiblicher Gewalt. Hat jemand noch im Ohr/Auge, was Carla Bruni ganz unbefangen der Presse sagte... was sie mit ihrem Mann tun würde, wenn der untreu würde? Gab es Proteste oder einen #Aufschrei? Nein, gab es nicht. Ich habe keinen einzigen Kommentar gelesen, keine einzige ungläubige Nachfrage einer Journalistin. Nun stelle man sich mal vor Sarkozy hätte das über seine Frau gesagt...
von Jadoran
08.07.2016 15:27
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Thema: "Nein heißt nein"
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Re: "Nein heißt nein"

@Mr.Trikorder: Der Dank heißt ja nicht, "Ich stimme Dir zu", sondern "Du hast mir in meiner Meinungsbildung geholfen".
von Jadoran
08.07.2016 15:16
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Thema: "Nein heißt nein"
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Re: "Nein heißt nein"

Ist ein durchaus interessanter Hinweis. Aber wenn ich daran denke, wie oft man im nichtsexuellen Bereich etwas gegen seinen Willen tun muss, aber dennoch nicht gezwungen wird...
Und das "erkennbar" ist ein entsetzlicher Gummiausdruck. Wenn man allein hier in der Diskussion schaut, wie unterschiedlich die Meinungen dazu sind. Monate später hört dann Richterin A die Version von Klägerin B und Beschuldigtem C.
Und Sex unter Besoffenen ist dann ja fast automatisch strafbar, weil rechtlich keine informierte Zustimmung vorliegen kann.
von Jadoran
08.07.2016 14:53
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Thema: "Nein heißt nein"
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Re: "Nein heißt nein"

Evolutionär. Mal ein ganz krude formulierter Versuch:

Stategie 1) Männchen nimmt Weibchen gegen ihren Willen. Folge: Bei zuweilen auftretender Gegenwehr werden einer doer beide verletzt, manchmal stirbt sogar einer. Bindung von Männchen und Weibchen zu Brut tendenziell schwach. Männchen hilft nicht bei der Erziehung.
Strategie 2) Weibchen signalisiert Paarungsbereitschaft, Männchen wirbt, Weibchen gibt Werben nach. Keine Verletzungen, höhere Bindung an die Brut. Männchen hilft bei der Erziehung.

Ich glaube, Strategie 2 ist evolutionär erfolgreicher.
von Jadoran
08.07.2016 13:18
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Thema: "Nein heißt nein"
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Re: "Nein heißt nein"

Ich halte 1) auch für unglücklich formuliert. Eine absichtliche Vergewaltigung ist im Regelfall eine Machtkiste, das wird einem zumindest von der Fachpresse immer wieder erklärt. Der "natürliche Trieb" (falls man den Begriff in einer Moral-Diskussion überhaupt benutzen sollte) ist Sex ist mit gegenseitigem Einvernehmen.

Bei Punkt 2) würde ich unterschreiben, wenn da stünde: Der Täter hat sich zu der Tat entschlossen und trägt daher dafür die Verantwortung.

Ob man dem Opfer mangelnden Eigenschutz, Leichtfertigkeit oder sowas vorwerfen kann, ist einfach ein komplett losgelöster Fall. Das Opfer ist vielleicht schuld, dass der Täter es so leicht hatte, aber der Täter ist schuld an der Tat.
von Jadoran
08.07.2016 12:08
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Thema: "Nein heißt nein"
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Re: "Nein heißt nein"

Das ist wieder sowas.. jetzt wird den Frauen/Opfern wieder eine Teilschuld zugeschoben.
Wie Bejamink und Mithrandir schrieben: Es dreht sich hier erst mal um keine Teilschuld.
Beim Einbruch, der eine neutralere Diskussionsgrundlage bietet, fängt natürlich auch irgendwann die grobe Fahrlässigkeit an, ab der der Einbruch immer noch ein solcher ist, die Versicherung aber nicht mehr zahlt, und Freunde und Bekannte sagen: "Also wirklich... Balkontür nachts im EG offenlassen..."
Man muss sich auch selber schützen und versuchen, Gefahrenzonen zu vermeiden. Und trotz behauptetem Gewaltmonopol des Staates obliegt es dem freien Menschen eben auch, seine Freiheit selbst zu verteidigen, anstatt "der Gesellschaft" oder "dem Staat" alles zu delegieren. Also wieder zum (schön unbelasteten) Einbruchsbeispiel: Abschliessen mit einem soliden Schloss, Hebelschutz an der Balkontür, mit den Nachbarn gutes Verhältnis pflegen etc. Wenn sich in der Nachbarschaft Einbrüche häufen, aufpassen. Der Einbruch bleibt immer noch strafbar und ein Einrbuch. Aber man hat halt auch eine Eigenverantwortung.
von Jadoran
08.07.2016 10:25
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Thema: "Nein heißt nein"
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Re: "Nein heißt nein"

@Fenia: Es ist, glaube ich, allgemein bekannt, das Vergewaltigungen hauptsächlich denen zustossen, die von den Tätern für einfache Opfer gehalten werden, und dass das Aussehen dabei nur am Rande mitspielt.

Aber Gesetze machen keine Gesellschaft. Es ist einfach Praxis, dass wenn die Polizei zu einem häuslichen Streit hinzugerufen wird, sie einfach den Mann der Wohnung verweist, solange ihm kein Messer in der Brust steckt. Und selbst dann sind schon in Deutschland Fälle vorgekommen...
Gewalt von Frauen gegen Männer, verbal und physisch ist gesellschaftlich immer noch in weiten Kreisen akzeptiert, männliche Gewalt gegen Frauen dagegen absolut geächtet. Das hat längst eine Schieflage ergeben, die viele Frauen einfach nicht wahrnehmen (wollen) und ausnützen. Die Hemmschwelle von Frauen, gegen Männer gewaltätig zu werden, ist sehr viel niedriger als umgekehrt, denn sie wissen, dass der Mann im Regelfall nicht zurückschlägt, ja sich noch nicht einmal beklagen darf.
Ich habe jetzt schon verdammt häufiggesehen, wie eine Frau einen Mann geohrfeigt hat, weil sich sich beleidigt fühlte, aber nur einmal - und da in dem 'typischen Mileu' - das Gegenteil. Schaut man in den deutschen Film ist das Bild da das gleiche.
Und selbst wenn eine Frau verurteilt wird, weil sie einen Mann geschlagen hat, so sind die gesellschaftlichen Folgen viel milder - bis gar nicht vorhanden - als umgekehrt.
von Jadoran
08.07.2016 09:38
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Thema: "Nein heißt nein"
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Re: "Nein heißt nein"

Hier im Threat, ja gleich ganz zu Anfang, wird ja immer wieder geäußert das dieses Gesetz es einfacher machen würde falsche Verdächtigungen auszusprechen. Ja irgendwie ist das der erste Gedanke den manche zu haben scheinen. Ich frage mich woran das liegt.
Ganz einfach: Weil die ganze Kampagne genau das ermöglicht. Oder gar zum Ziel hat. Bei Erpressung z.B. kommt keiner ernsthaft auf die Idee zu fordern, die Androhung eines widerrechtlichen Übels oder sittenwidrige Ausnutzung einer Zwangslage müsse nicht intersubjektiv nachweisbar sein sondern es würde reichen, wenn eine Seite behautet, die andere habe sie zu einer Transaktion gedrängt.
Und gerade bei einer Straftat, die strafrechtlich wie gesellschaftlich derartig hart geahndet wird, soll dann faktisch die Aussage einer Seite reichen?
Zum Thema wehren: Wenn man sich nicht wehrt, dann ist auch Diebstahl vor Gericht meist kein Raub, da keine Gewalt/Gewaltandrohung nachweisbar. Vielleicht ist der Ratschlag, sich grundsätzlich nicht zu wehren falsch? Wenn man sich wehrt, setzt man dem anderen Grenzen. Wenn man sich wehrt, helfen einem auch viel eher andere. Wehren besteht ja nicht nur aus um sich schlagen.
von Jadoran
08.07.2016 08:15
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Thema: "Nein heißt nein"
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Re: "Nein heißt nein"

Wie kommst Du drauf, dass es nicht vergleichbar sei, von einem Moment auf den anderen alles zu verlieren, jahrelang unschuldig im Gefängnis zu sitzen und sein Leben lang mit dem Verdacht "War da nicht doch/irgendwas" stigmatisiert zu sein? Aber ja, ist schon klar: Sexuelle Belästigung (von Frauen durch Männer) ist the ultimate crime, besser ein paar Unschuldige gehen drauf als dass auch nur ein Täter ungestraft entkommt. Men are the expendable gender, anyway.
von Jadoran
08.07.2016 07:33
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Thema: "Nein heißt nein"
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Re: "Nein heißt nein"

Ja, es wird auch nach Verabschiedung dieses Gesetzes weiterhin zu falschen Verdächtigungen kommen, aber möglicher Mißbrauch ist kein valides Argument für die Nichteinführung des Gesetzes.
Doch, genau das ist es. Eine Straftat muss in einem Rechtsstaat klar definiert und beweisbar sein bevor sie bestraft wird. Wenn eine bloße Behauptung ausreicht, dann können wir auch gleich "verbotene Zauberei" wieder in den Straftatenkatalog aufnehmen.
Wenn Du niemand kennst, der wegen falscher Verdächtigungen sein Leben verloren hat: Wie schön für Dich. Andern geht es anders. Diverse nachgewiesene Fälle wurden hier verlinkt. Die Folgen für die Täterinnen sind viel zu milde.
von Jadoran
07.07.2016 10:27
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Re: Wie geht's Euch grad 2?

Da bleibt wohl nur übrig, jeden Sex aufzuzeichnen, zu Beginn und Ende jeweils eine ausdrückliche Einverständniserklärung zu verlesen und jeder beteiligten Partei eine Kopie zur Archivierung auszuhändigen. ("Ich, im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte, verkünde hiermit frei des Einflusses von Alkoholika, Drogen oder sonstiger willensbeeinflussender Mittel, freiwllig und ohne Zwang, an den folgenden / soeben gezeigten Handlungen teilgenommen zu haben. Oktetag, der 8. Gruni, Jahr der Zufriedenen Auster.")