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von Rosencrantz
04.06.2020 05:12
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Thema: Cross-gender im Rollenspiel
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Cross-gender im Rollenspiel

Ich weiß gar nicht, ob die Angelegenheit so kompliziert ist. Nun wurden hier ja bereits 22 Seiten geschrieben und viele Facetten der Angelegenheit diskutiert.

Erotik ist und bleibt eine der sichersten 'Investments' in Kunst, Wirtschaft, Gesellschaft... manche Menschen fühlen sich in Medien eher dazu hingezogen als andere, aber prinzipiell ist es der sicherste Bet für Erfolg einer Franchise. Kann mir irgendjemand hier verklickern, dass der großteil der Leute sich damals Baywatch für den Plot angesehen haben?
Und wenn ich hier Leute schreibe, dann ist auch klar, dass ich damit in erster Linie Männer meine. Ich bin bei weitem kein Experte, denke aber, ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster wenn ich sage, dass Männer generell offensiver und intensiver Erotik konsumieren als Frauen.

Nun ist der Konsum von Erotik ja etwas persönliches und intimes. Würdet ihr euch mit Freunden einen Pornofilm angucken? Natürlich meine ich hier nicht ein angucken im Sinne von mal über "ALAAARM" oder "Stroh in der Ecke" zu kichern, sondern die Erotik des Genres wirklich zu konsumieren. Die Antwort sollte in den meisten Fällen eher in Richtung 'nein' ausfallen.
Wenn du, @Seidoss-Anima von Seelenheil hier etwas über die Radscha-Uschtammar-Verehrung eines Charakters auf diese Weise schreibst, sehe ich darin schon den Konsum bzw. die Produktion von Erotik.

Und das ist doch prinzipiell eigentlich der Knackpunkt. Wenn man Personen CG verbietet, bedeutet das doch in den meisten Fällen etwa das hier: "ich möchte das Risiko minimieren, unfreiwillig in die Teilhabe von Erotik hineingezogen zu werden". Man kann hier ja auch recht einfach Lunte riechen.

Ich denke einfach, wenn ein Mann einen Gigolo spielt, der im lieblichen Feld jede Vagina aufreißt, die es dort gibt (herausragendes Aussehen und Wohlklang verstehen sich von selbst), ist der Konsum der Erotik, die Übertragung von der Spielwelt ins reale dennoch nicht so heftig, wie wenn besagter Mann eine herausragend aussehende Elfe mit Wohlklang spielt, die schon über jeden Mann in Vinsalt rübergerutscht ist. Weil es in letzterem Fall einfach eine Sache von größerer Immersion ist, weil der Einsatz, die abgeleitete Befriedigung viel persönlicher und direkter ist. Außerdem wird In letzterem Fall, so glaube ich, den Akteuren einfach mehr Provokation vorgeworfen, mehr Eigennutz. Das ungewollte einbringen ihres 'dirty Hobby' in Sphären, die für einen selbst eigentlich gerne in dieser Hinsicht unangetastet geblieben wären.

Zumindest ich muss ganz offen und ehrlich zugeben - und vielleicht ist es auch heuchlerisch - dass ich bei Personen, die CG spielen wollten, bisher dann die größte Aversion verspürt habe, wenn diesen leichter unterstellt werden konnte, dass ihre Vorstellung von Ästhetik und Intimität nicht mit meiner eigenen Sichtweise übereingestimmt hat; sprich wenn ich Leuten durch Erfahrung als wahrscheinliches Vorurteil leichter unterstellen konnte, dass sie auch eine 0800-geile-willige-Studentin-Hotline angerufen hätten, um ein wenig Triebabbau zu betreiben. Zumindest glaube ich nach den Schilderungen einiger Personen hier, dass der Kontakt mit CG in einigen Fällen wirklich schon zu einer sehr archaischen, viszeralen (und möglicherweise sehr unbewussten?) Abscheu gegenüber den Personen oder wenigstens dem Konzept gesorgt hat. Was ich, wie gesagt sehr schade finde, weil man sich als jemand der in einer Selbsteinschätzung mehr Fingerspitzengefühl in dieser Sache mitbringt immer gegen den Pool aus schlechten Erfahrungen der Vergangenheit verteidigen muss...
von Rosencrantz
03.06.2020 19:39
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Cross-gender im Rollenspiel

DnD-Flüchtling hat geschrieben: 03.06.2020 19:30 Selbst dann nicht, wenn es von Slaanesh in Kooperation mit Belkelel erschaffen wurde.
Das hätte ich auf jeden Fall gebacked :phex:
von Rosencrantz
03.06.2020 14:34
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Cross-gender im Rollenspiel

Madalena hat geschrieben: 03.06.2020 12:27 Vielleicht wäre es auch mal eine interessante rollenspielerische Erfahrung, zur Abwechslung einen weiblichen Charakter zu spielen der sich bei der Partnersuche schwer tut. Eine Frau möglicherweise nicht den optischen Erwartungen entspricht, die die Mehrheit anziehend findet. Oder in all diesen flirtigen Dingen fürchterlich unbeholfen ist. Oder sich einfach gnadenlos in die falsche Person verschossen hat. Sowas soll es gerüchteweise auch in der Damenwelt geben. ;)
Wie gesagt empfinde ich ja eher ein Stigma beim CG und muss den Charakter schon gut kennen, den ich darstellen möchte, um nicht Gefahr zu laufen, einer 'von denen zu werden': "meine sexy Mage macht sich an den Auftraggeber ran. Ich bezaubere ihn mit Bannbaladin... *Roll... geschafft! Ich habe ja auch *steht auf Bondage-Zeug* auf meinem Charakterbogen stehen, also fessle ich ihn an Bett und lasse mich hart von hinten reiten. Bekomme ich Bonusdukaten für den Auftrag?" *Schauder*

Eine Rondrageweihte Figur würde ich aber wahrscheinlich auch als Frau spielen, weil ich diesen maternal-beschützenden Aspekt bei Rondra so schön platziert finde. Das wäre dann wahrscheinlich eine Ge-crossgenderte vernarbte Frau, der zu viel Pflichtbewusstsein und Standeshaftigkeit eingeimpft wurde, als dass sie jemals Romantik hätte entdecken können. Auch ein Konzept, bei dem Erotik für mich keinen Platz hat, aber die Figur einfach besser als Frau funktioniert.
von Rosencrantz
01.06.2020 23:33
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Cross-gender im Rollenspiel

Um mal etwas aus meiner Realität zu schildern, was auch zum Thema passt:

Ich erlebe schon das Stigma, das mit CG einhergeht, gerade als Mann, der eine Frau spielt. Ich hatte damals in unserer 'Studentengruppe' als Spielleiter eine Reihe NPCs eingeführt, die die Helden auf einer wichtigen Mission begleitet haben. Ein paar dieser Figuren waren aus offiziellem Hintergrund entlehnt, andere frei erfunden. Mit in diesem Packen an NPCs war auch eine Zaubertänzerin, in die sich der Charakter eines Spielers verliebte. Da ich diese "Fade-Out"-Kultur etwas befremdlich finde, haben wir die Romanze ausgespielt. Teilweise waren da ganz schön delikate Situationen dabei, ich hatte allerdings großen Spaß daran, Aspekte auszuspielen, die bisher keine große Bedeutung im Spiel hatten. Sehnsucht und Eifersucht, Träumereien über Familiengründungen, etc. Die Charaktere haben dann irgendwann geheiratet - und da mir das 'parken' von Charakteren auch etwas befremdlich ist, und sie auf jeden Fall vom Charakter nicht der Typus gewesen wäre "Mein Mann zieht in den Krieg und ich soll täglich bangen, ob er umgekommen ist und niemals wieder heil zu mir zurückkommt? Vergiss es, ich komme mit." habe ich sie damals als einen NPC-SC-Hybriden mit in die Gruppenkonstellation integriert. Der Charakter wurde ausgearbeitet, wurde breiter und breiter.

Wir hatten über die Zeit mehrere Gastspieler in dieser Runde. Sehr befremdlich war hier eine Situation, in welcher die Charaktere in einem aranischen Teehaus zusammenkamen. Ich spielte also die Zaubertänzerin (hier in der Rolle des Meisters) mit ein wenig Übung - verstellter Stimme, verstellter Mimik und Gestik - was scheinbar sehr merkwürdig ankam. Man unterstellte mir in der nachfolgenden Whasapp-Unterhaltung sogar, ein verdeckter Transvestit zu sein mit einem sehr verurteilenden und derogativen Unterton.

Nun hatte ich in meiner DSA-Karriere kaum mehr als eine handvoll Charaktere (sehr viel gemeistert, häufig in stabilen Gruppen gespielt) - das ausspielen besagter Zaubertänzerin aber hatte mir enorm viel Spaß bereitet. Dabei ist Ästhetik für den Charakter immer ein interessanter Faktor gewesen - später kam sogar eine Radscha-Spätweihe hinzu, als alle Charaktere der Gruppe anfingen, sich weihen zu lassen. Ich war also nun der männliche Spieler, der eine gutaussehende, rahjaaffine weibliche Figur verkörperte, die eine tulamidische Körperkult-Ästhetikerin und auch nicht unbedingt ein Kind von Traurigkeit war. Das perfekte Klischee.

In einer meiner neueren Gruppe wollte ich den Charakter dann vom NPC zu einem PC machen - ich war immer neugierig, wie sich der Charakter unter 'echten Konditionen' spielt, wenn ich nicht in meiner Rolle als Spielleiter zu Fairness gedrängt bin und die Figur immer ein sekundäres Spotlight belegt.

Wie viele Leute schon schlechte Erfahrungen mit 'diesem Typus Spieler' gemacht haben, ist da wirklich eine Quelle von Scham. Da muss man Leuten immer die ganze Story erzählen und erwähnen, dass man auch im Bereich der Laien-Schauspielerei Erfahrungen hat, bis einem auch nicht mehr implizit unterstellt wird, einer dieser 'Neckbeard-Nerds' zu sein.

Sprich: Wenn ich als Mann einen in der Hinsicht eher Prototypischen Charakter spielen möchte, ist es eine sehr schambehaftete Angelegenheit, obwohl es mir niemals darum ging, einen Charakter zu erschaffen oder zu führen, der alles anspringt, was nicht bei 3 auf den Bäumen ist. Es ist ein Kampf, Leuten zu verklickern, dass man eine bestimmte Vorstellung von dem Charakter hat: Ästhetik und das Erleben von Echtheit als Lebenszweck, streben hin zu Vollkommenheit (des Körpers und der Seele), (Lebens)-Lust, Freiheit und Selbstbestimmung - und dass für mich, mental, dieses Paket bei einer weiblichen Figur einfach wesentlich besser funktioniert als bei einer männlichen Figur, und genau aus diesem und keinem anderen Grund der Charakter in meinen Augen auch kein Mann sein sollte.
von Rosencrantz
01.06.2020 13:58
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Cross-gender im Rollenspiel

DnD-Flüchtling hat geschrieben: 31.05.2020 23:52 Du glaubst vielleicht, dass du übertreibst, aber eine solche Mentalität gibt es tatsächlich - auch wenn es hier eher die "progressive" Fraktion ist, die sie zur Schau stellt: https://old.reddit.com/r/rpghorrorstori ... st_redone/
Wohlgemerkt: Entgegen dem Titel der Subreddit ist das nicht als Beispiel für eine "RPG Horror Story" gedacht, sondern im Gegenteil als etwas, wie man es machen sollte.
sehr interessant finde ich, dass weder "Suicide" noch "Murder" als solche explizit auf der Liste stehen...

Und je länger ich hier im Forum bin, desto mehr merke ich, dass ich wohl doch ein Vertreter einer etwas konservativeren Spiellinie bin. Sollte mir das zu denken geben? ... :dance:
von Rosencrantz
16.02.2020 01:29
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Cross-gender im Rollenspiel

Timonidas hat geschrieben: 16.02.2020 00:18 Archetypen werden in der Dramaturgie aus gutem Grund gerne verwendet. Und das hier ist ein DSA Forum und hier geht es um CG Rollenspiel und nicht um deine Expertise in der Psychologie, von der ich sicher bin dass sie die aller Jungschen Vertreter der Psychoanalytik in den Schatten stellt.
Was soll denn diese Spitze? Bloß weil ich die Archetypenlehre kritisiere muss ich mir jetzt sowas anhören?

Ich habe am Spieltisch noch nie erlebt, dass irgendjemand, der sich für eine Figur eines Klischees oder Archetypen bedient hat auch nur ansatzweise einen Charakter verkörpert hat, wie ich ihn mir im fantastischen Realismus gewünscht hätte. Ich kann nur davon abraten. Und mehr sage ich dazu jetzt auch nicht mehr.
von Rosencrantz
15.02.2020 22:26
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Cross-gender im Rollenspiel

Timonidas hat geschrieben: 15.02.2020 19:13 Und einen Artikel der auch auf die "Schattenseiten" des Archetyps eingeht.

https://www.artofmanliness.com/articles ... the-lover/

Vielleicht kannst du daraus auch Inspirationen für eine Charakterentwicklung ziehen, vom "addicted Lover"/"Mothers Boy" (lässt sich sicher auch mit dem Nachteil Heulsuse verbinden) der im Laufe des Abenteuerlebens reift und am Ende den maskulinen Archetyp des Lovers repräsentiert. Natürlich geht die ganze auf Jung basierende Theorie von Moore von irdischen Geschlechtsunterschieden in der menschlichen Psyche aus. Passt also nicht ins Aventurien jeder Spielgruppe.
Mit Verlaub, aber ich halte das für große Pseudopsychologie. Ich kenne das was man gerne als 'Archetypen' bezeichnet nur als 'Prototypen' - der Prototyp ist der charakteristischste Vertreter einer (Denk)Kategorie - beispielsweise das Rotkehlchen für die Kategorie 'Vögel'. Er speist sich aus Vorerfahrungen mit der Kategorie des Kategorisierenden und wird auch geprägt durch kulturelle Vorstellungen und Wunschbilder. Die Idee, dass es - jenseits des Individuums - einen oder mehrere Archetypen gibt, die in irgendeiner Weise mit dem Individuum wechselwirken ist sehr veraltet und würde von mir in die frühen Geburtsstunden der Psychoanalytik verortet - hört sich für mich alles sehr C. G. Jung-mäßig an.

Ich kann mit diesen Diagrammen mit Postulaten über kulturelle, ödipale Konflikte nichts anfangen und würde jedem raten, sein Wissen über Persönlichkeitstypen und Psychologie nicht mit diesen Annahmen zu füttern - und erst recht nicht, sie heranzuziehen, um glaubwürdig einen Charakter zu erstellen, von dem man denkt, man müsse ihn sonderlich kategorisieren, weil man mit seiner Darstellung bisher keine große Erfahrung gemacht hat.
von Rosencrantz
15.02.2020 14:26
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Cross-gender im Rollenspiel

Advocatus Diaboli hat geschrieben: 15.02.2020 13:01 Aktuell wohnt der SC in Belhanka mit Lebensstil Üppig. Reicher als reich also. Der SC könnte sich noch deutlich mehr daneben benehmen und fände trotzdem viele "Freunde". Weinerlich zu sein ist ein Nachteil, darum hab ich ja AP dafür bekommen. Allerdings nicht viele und das passt auch so, weil es diesen SC wenig einschränkt.
Mich interessiert jetzt wirklich nicht, wie das aufgenommen wird, sondern wie ich das gut ausspiele. Da würde ich mich lieber erstmal am irdischen Mann orientieren, ehe ich mir Gedanken mache, wie weit das auf einen derischen Mann in einer Kultur völliger Gleichberechtigung zutreffen wird.
Was diese Kulturen für Auswirkungen auf das Verhalten der Leute hat, darüber gibt es ja eh sehr verschiedene Ansichten. Da gibt es alles von "Männer und Frauen sind gleich bis auf die körperlichen Geschlechtsmerkmale, sowas wie Gene und Hormone gibt's in Aventurien nicht, Verhalten und Berufswahl sind also völlig unabhängig vom Geschlecht" bis hin zu "eigentlich ist Aventurien was Verhalten und Rollenverteilungen angeht wie unsere irdische Kultur, Frauen in typisch männlichen Berufen und Männer in typisch weiblichen Berufen werden nur weniger diskriminiert". Da herrschen halt verschiedene Ansichten über den Einfluss von Sozialisation und Genen/Hormonen auf unser Verhalten bzw. wie weit letzteres in einer Fantasy-Welt ohne genetische Evolution Einfluss haben könne. Ich will diese Diskussion nicht in diesem Thread lostreten. Das wurde umfangreich auch in diesem Forum schon diskutiert. Wen das interessiert, hier ein 30-seitiger Thread dazu: Geschlechterrollen. Da hat sich wie so oft gezeigt, dass kein Konsens gefunden wird. Da muss halt jede Gruppe ihre eigene Interpretation Deres finden, mit der sich alle Spielenden wohl fühlen.
Meiner Erfahrung nach weinen Männer weniger öffentlich - beziehungsweise ist es anerkannter für Frauen, öffentlich(er) Trauer zu zeigen. Ich schätze für einen Mann weine ich überdurchschnittlich häufig, aber auch ich meistens im sehr privaten Umfeld, oder alleine. Kann sein dass es dem Charakter gut stehen würde, häufiger mal die Gruppe zu verlassen (muss ma' eben kacken gehen) und dann auf die Tränendrüse zu drücken - wenn du so einen komischen Konflikt überhaupt verkörpern möchtest.
von Rosencrantz
14.02.2020 16:12
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Cross-gender im Rollenspiel

chizuranjida hat geschrieben: 14.02.2020 15:53 Also, das zumindest könnte man ja experimentell überprüfen.
Wobei man noch einen Kontrollversuch machen müsste - vielleicht kann sie ja auch zwei Schimpansen ganz prima voneinander unterscheiden. (Tipp: Jane Goodall kriegt das hin.)
Ich werde das heute Abend kurz pseudo-experimentell überprüfen und drucke mir schnell das Bild eines Schimpansen aus. Rückmeldung folgt dann hier. :)
von Rosencrantz
14.02.2020 15:25
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Cross-gender im Rollenspiel

ledaeth hat geschrieben: 14.02.2020 13:12 XDDD
Zufällig drüber gestolpert, ist zu gut, um es nicht zu teilen:
Das Erbgut eines männlichen Menschen ist dem eines Menschenaffen ähnlicher als dem eines weiblichen Menschen.

https://rp-online.de/panorama/wissen/fo ... d-14244865
Okay, ich will kein Spielverderber sein und poste normalerweise bei sowas nicht off Topic, aber ich mache hier mal eine Ausnahme:

Was ist das denn für ein Schrott-Artikel?

Das ist ungefähr auf dem Niveau von Vera Birkenbihl, die in einer Gender-Debatte gemeint hat, das männliche Y-Chromosom hätte nur eine zweistellige Anzahl definierbarer Genorte, weswegen ja klar sei, dass Männer quasi genetisch unterlegen seien. Dabei ist Diploidie (das zweifache vorliegen eines bestimmten Chromosoms) eher eine Art Backup-Strategie, damit sich Fehler in den Allelen nicht so enorm auswirken - auch Männer haben (hypothetisch) den vollen Zugang auf alle Gene des X-Chromosoms und verpassen durch ihr Y-Chromosom nicht wirklich viel.
Der Artikel scheint mir irgendwie von einem Laien zusammengeschustert worden zu sein. Ich hätte gerne mal diese Studie überprüft, die dort angegeben wird - bin aber nicht fündig geworden. Das ist schon mal das erste Zeichen, was meinen Bullshit-Alarm klingeln lässt; ernstzunehmende Journalisten in wissenschaftlicher Branche geben nämlich immer die Quelle an.

Dann schon der Einleitungssatz: "Aus naturwissenschaftlicher Sicht lässt sich heute zwischen Menschen und Menschenaffen keine eindeutige Grenze mehr ziehen."

Nicht?

Ich erinnere an die vielen Experimente von Psychologen, die versucht haben, durch upbringing einem Schimpansen die menschliche Sprache beizubringen. Während es - wie in dem Artikel behauptet - wahr ist, dass Menschenaffen Konzepte der Kommunikation nutzen, ist es schlichtweg falsch zu behaupten man könne keine Grenze ziehen. Diese Affen zeigen so beispielsweise keine Eigenvolition beim Fragen. Sie haben keine fundamentale Neugier, die sie dazu antreibt, Dinge zu hinterfragen, die sie nicht verstehen. Ein Verhalten welches bei menschlichen Kindern irgendwann völlig automatisch auftritt.
Aus psychologischer und linguistischer Sicht (in moderner Ausrichtung alles Naturwissenschaften, Siggi Freud war gestern) ist also definitiv eine Grenze zu ziehen. Nun bin ich kein Genetiker, möchte aber wetten, dass, wenn ich einem Genetiker ein Genom eines Menschen und eines Schimpansen in die Hand drücke, dieser oder diese es relativ sicher der korrekten Spezies zuordnen kann.

Außerdem ist doch die Aussage hier total plakativ: ein menschlicher Mann soll einem männlichen Schimpansen ähnlicher sein, als seiner Frau? Selbst wenn das für den Genotypen stimmen sollte, was ich erstmal bezweifeln würde (ich kann ja die Quelle leider nicht prüfen), was ist das dann für eine Aussage? Männer verhalten sich selbstverständlich affig, und die Wissenschaft hat es nun herausgefunden? Was ist mit dem Phänotypen? Kann meine Freundin mich nicht von einem Schimpansen unterscheiden? Ich denke das kann sie, ich habe da Vertrauen.

tl;dr: dieser Artikel ist aus meiner Sicht nichtssagender pseudo-wissenschaftlicher-Sensationsjournalismus; Clickbait. Es gibt keine vernünftigen Aussagen oder Belege in dem Artikel. Und dieser wird jetzt wieder für irgendwelche Argumentationen herangezogen, bei denen man sich hinterher die Haare raufen kann. Pfui!
von Rosencrantz
15.11.2019 15:24
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Cross-gender im Rollenspiel

DnD-Flüchtling hat geschrieben: 15.11.2019 11:40Da liegt ein Missverständnis vor - was ich meinte, war, dass der Umstand, dass die Mitspieler darüber entscheiden, was sie annehmen und was nicht, das Argument "crossgender ist doch auch nix anderes als crossrace" aushebelt.
Und, seien wir ehrlich: Die Frage "CG oder nicht" ist wohl so alt wie das Rollenspiel-Hobby, und kommt als Diskussion immer wieder auf. Die Frage "nur Menschen oder doch auch andere Rassen" bzw. "lieber ohne Priester/Magiekundige spielen" dagegen? Die dürfte in der RPG-Debatte bei weitem nicht so häufig angeschnitten werden, und wenn doch, ist es deutlich leichter, sich darauf zu einigen, dass man halt unterschiedlich spielt.
(Das ist übrigens auch ein Unterschied zum CG-Thema: Ein Veto für CG-Chars ist ja kein generelles Moratorium auf weibliche oder männliche Charaktere; wer dagegen zB Schelme nicht mag, verbannt die idR komplett als SCs.)

Bei der Haltung zum Thema CG dagegen handelt es sich offenbar um eine Grundsatzfrage von ganz anderer Bedeutung, die deutlich stärker - auch emotional - aufgeladen ist. Kaum jemand befürwortet ernsthaft in einem Fantasy-RPG einen kollektiven Bann von Nichtmenschen oder Zauberern oder was auch immer (und ich wage zu behaupten, dass es für die meisten Spieler einen Reiz des PnP ausmacht, diese Option zu haben), aber wenn es um das CG-Thema geht, gibt es wohl eine Mehrheit, die es zumindest wenig bis gar nicht reizt, und eine signifikante Gruppe, die es sogar ablehnt.
Insofern würde ich auf jeden Fall sagen, dass es sich hierbei um was anderes handelt. (und, seien wir ehrlich: Wenn es das nicht wäre, gäbe es nicht immer wieder solche ausgiebigen Diskussionen um das Thema.)
Volle Zustimmung in dieser Sache von mir. Wann immer ich in den Gruppen den Vergangenheit mal den Wunsch geäußert habe, einen Exoten zu spielen - ich wollte einen Kristallomanten spielen, und auch mal einen Tairach-Priester... und da war auch noch mein festumer Goblin-Schlitzohr - stieß das immer auf sehr viel Zuspruch (Hey cool, das hatten wir noch nie in der Gruppe, karr' mal ran den Charakter). Waren es weibliche Figuren - eine Rondrageweihte, eine Tänzerin - stieß es auf sehr viel Ablehnung. Ich möchte hier nicht massive empirische Deckung einfordern; die Gruppen, in denen ich das versucht habe, lagen schon in der 'klassischen' Zielgruppe, will heißen ~ Anfang 20, nur Männer, extensiver Nerd-Background.

Ich denke deswegen nicht, dass CG gefühlt so verrucht ist, weil Spieler einen Bruch in der Perspektivübernahmefähigkeit der Charaktere wittern. Ich glaube manche Leute sind einfach fixiert auf die Wirkung oder Intention, die mit einem Charakterwechsel einher geht. Ich hatte genügend Männer in meinen Spielrunden, die leider nicht das höhere Ende einer sozial erwünschten Attraktivitätsskala erreicht haben. Wenn diese Männer Charaktere generiert haben, die den Vorteil gutaussehend oder herausragend aussehend hatten, wurden diese ebenso merkwürdig beäugt. Natürlich alles hinter einer sozialen Fassade und niemals offen, aber man konnte spüren, dass diese Männer implizit dafür verurteilt worden sind, vermeintlich über ihren Charakter ihre eigene geringe Attraktivität, Faulheit, o. : zu kompensieren.

Gebt mir doch in dieser Sache mal Feedback, weil es mich wirklich interessieren würde: hatte ich immer Pech, in solchen Runden zu spielen? Hat es auf mich abgefärbt? Habt ihr euch schon dabei ertappt, dass euch ähnliche Gedanken durch den Kopf gegangen sind von vermeintlicher kompensatorischer Charaktererstellung, die dann negativ sozial beurteilt wurde? Denn ich habe wirklich das Gefühl, dass die Debatte an diesem Punkt so an Emotion gewinnt und es deswegen eher verpönt ist, CG zu betreiben, weil niemand einer anderen Person unterstellen würde, dass sie heimlich gerne in einer blutigen Weltuntergangs-Sekte wäre (und deswegen kompensatorisch einen Tairach-Priester spielt) - wo das Kompensieren sexueller oder anders gearteter Frustration über kompensatorisch gestaltete Charaktere des anderen Geschlechts gerne mal angenommen wird.
von Rosencrantz
14.11.2019 17:51
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Cross-gender im Rollenspiel

Avessandrina hat geschrieben: 14.11.2019 17:48Ich weiß, ich könnte es auch googlen, aber ehrlich interessierte Frage... was sind Mooks und Redshirts?
Mooks sagen mir ebenfalls nichts, aber Redshirts sind entbehrliche Personen (NPCs), welche i. d. R. nur dazu dienen auf eine Gefahr aufmerksam zu machen oder irgendeine andere, limitierte Funktion für den Plot aufweisen.

Stemmt sich aus Star Trek, wo (namenlose) Figuren, welche während der Folge häufig sterben, zurückgelassen werden o. ä. immer ein rotes Shirt tragen.
von Rosencrantz
14.11.2019 15:24
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Cross-gender im Rollenspiel

Ebenso wie @DnD-Flüchtling habe ich in diesem langen Thread noch nicht meinen Senf hinzugegeben.

Als ich mit DSA in Kontakt gekommen bin, hätte ich anfangs überhaupt kein Interesse daran gehabt, als Mann eine Frau zu verkörpern. Meine ersten Charaktere waren allesamt Männer. Auch als Meister, der wohl etwa 70% meiner zehnjährigen Gesamtspielzeit einnimmt merke ich, dass ich zu ein wenig Sexismus tendiere und Probleme damit habe, Matrosinnen auf einem Schiff zu beschreiben, die inquisitive Stadtwache als Frau zu erstellen und allgemein Probleme damit habe, mich an ein geschlechterfaires Aventurien anzunähern - im Gegensatz eben zu 'klassischen' Fantasydarstellungen mit hartem Hierarchieunterschied zwischen den Geschlechtern. Frauen nehmen bei mir meistens besondere Rollen ein - als Schurkin, als Begleiterin, als Plot-Incentive, sind dann aber immer bewusst gewählt und ausgespielt, während die Redjackets und gesichtslosen, nicht runden Nebenpersonen meistens Männer sind.

Mit dem Thema CG bin ich in Kontakt gekommen, als ich längerfristig eine Frau in der Meisterposition gespielt habe, weil der Held eines Mitspielers sich in sie 'verliebt' hatte und ich gezwungen war, sie mit einem viel größeren Background auszustatten. Weil es sich bei der Figur um einen starken Charakter gehandelt hat, habe ich mich auch strikt geweigert, sie an eine 'Nebenposition' zu setzen, sondern die beiden sind dann einfach zusammen umher gezogen und sie wurde zu einem festen NPC, und letztenendes wohl zu meinem 'Sprachrohr' als Spielleiter, einem integralen Teil der Gruppe.

Ich habe dann im nachhinein gemerkt, wie viel Spaß es mir überhaupt gemacht hat, eine Frau darzustellen. Ich hatte viel Spaß an den Ehestreitigkeiten, den Flirts, der Bandbreite an vermittelten Gefühlen - alles als heterosexueller Mann, der mit einem Mann spielt. Ich habe die Figur sogar in anderen Gruppen als 'rendition' gespielt, so viel Spaß hat sie mir bereitet. Da bin ich auch zum ersten Mal damit in Kontakt gekommen, dass CG noch immer etwas merkwürdig beäugt wird und ein ziemliches Stigma darstellen kann. Bei der Frau handelte es sich um eine tulamidische Tänzerin, die in etwa den Charakter 'Empress of Time' aus der Prince of Persia-Trilogie hatte.

Ich hatte immer das Gefühl, dass viele Leute - vor allem Männer in den Spielrunden - bewusst oder unbewusst davon ausgehen, dass so eine Figur immer sexuelle Sublimierung ist. Entweder hatte ich in Spielrunden immer Pech oder ich ziehe den Spielertypus an, der innerhalb der Spielgruppe auch stark soziale Vergleiche durchführt und die Runde als Bühne der Expression nutzt. In solchen Runden macht man sich als Mann, der eine Frau darstellt, unmöglich. Die Figur wird zur vermeintlichen Wichsvorlage @ home - gerade wenn es eine attraktive Figur ist - und der Mann, der sie darstellt, zum Loser. Probleme der Immersion hatte ich gefühlt allerdings nicht wirklich. Probleme beim CG beziehen sich meiner Meinung nach stark auf die äußere Gruppenstruktur. Gewisse Menschenbilder sind irgendwo noch stark subliminal in der Wahrnehmung der Spieler, die ich kenne, verankert. Der Nerd, der seine sexuelle Stimulation durch die Darstellung einer (attraktiven) Frau in der Fiktion erhält, ist dabei meines Erachtens nach der verachtetste Prototyp. Ich glaube diese Lesart ist auch in Vorurteilen und Parodien dieses Hobbies verankert, wenn gefühlt die meisten Parodien den Spieler darstellen, der ein fetter Brillenträger ist und eine zuckersüße Elfe spielt.

Gefühlt muss man sich als Mann für CG immer in Gruppen oder auch Foren verteidigen, weil oft stereotypisch davon ausgegangen wird, dass es einem eine Frau darstellenden Mann nicht um die Änderung in der Extraversion und Rezeption der Figur geht, sondern um das etablieren irgendeiner Sexfantasie am Spieltisch. Merkwürdig da auch, dass solche Wahrnehmungen immer dann teilweise korrigiert worden sind, wenn in den Runden bekannt geworden ist, dass ich mich in einer Beziehung befinde.

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