Es geht mit dem Krieg gegen Kemi weiter, den der Roman ja vorbereitet.chizuranjida hat geschrieben: ↑31.03.2018 02:32 Ich wollte eher fragen, wie es mit Al'anfa weiter geht, da der Roman mir dazu nichts gesagt hat. Musstest du das Ende so offen lassen, weil das noch nicht entschieden war/ist?
Das entscheidet die Redaktion. Wenn du da mehr wissen willst oder Ideen hast, schreib Niko oder Alex am besten mal an.Ich habe leider nie herausfinden können, wer wie festlegt, ob etwas Umwälzendes geschehen soll/darf. Ob zB Al'anfa Port Stoerrebrandt erobern dürfte, Amir eine uthurische Prinzessin heiraten dürfte, H'rabaal sich von Brabak unabhängig erklären könnte, der Prokurist an einem Kirschkern ersticken könnte, oder was davon nicht geht.
Ganz zu schweigen vom irgendwo angedeuteten Boron/NL-Metaplot.
Darf ich dich fragen: Wie findet man raus, was geht?
Said ist kein Scheijian. "Meister" Darjin ist im Grunde ein größenwahnsinniger Spinner, der in Al'Anfa unabhängig von allen anderen Ästen des Zweiten Fingers "sein Ding" aufgezogen hat, nachdem die Hand ja vor Jahren den dort ansessigen Ast kaltgestellt hat. Er folgt daher in vielen Dingen seinen eigenen Vorstellungen und Zielen und ist über die Jahre sicher auch von der Stadt korrumpiert worden ("alanfanisiert", wenn man so will). Said selbst hat von ihm einiges mitgenommen, vor allem war die "technische" Ausbildung angeht. Aber er ist kein Meuchler des Zweiten Fingers wie Scheijian. Dazu fehlt ihm u.a. auch der philosophische Unterbau, den er nie wirklich verinnerlicht hat.Vielleicht weiß ich einerseits etwas zu wenig (Vorgeschichte), andererseits etwas zu viel. Wer Scheijian von Tarschoggyn nicht kennt, kann deinem Said vielleicht mehr abgewinnen als ich das kann. Das ist dann mein Pech.
Das habe ich bewusst nicht gemacht, bzw. nicht thematisiert. Die Exilanten bilden hier eine eingeschworene Gemeinschaft, wie man es immer wieder beobachten kann, wenn Angehörige einer bestimmten Ethnie in einer größeren Gruppe in der Fremde leben. Ich sehe diesen Teil der Baracken auch nicht mehr als Elendsviertel - die Maraskaner leben ja vor allem im nördlichen Bereich rund um den Rur- und Gror-Tempel. Die Mietskasernen sehe ich in den Straßen südlich davon. D.h. hier gibt es auch mehrstöckige Häuser mit Hinterhöfen, aber nicht diese gesichtslosen Insulae, in denen jemand über mehrere Tage krepiert, ohne dass sich jemand drum kümmert. Sicher mag es sein, dass es auch Maraskaner gibt, die sich in der Mittelschicht außerhalb der eigenen PeerGroup etabliert haben. Aber die sind nicht Thema des Romans.Z.B. hätte ich mir gewünscht, dass nach all den Jahren nicht mehr alle maraskanischen Exilanten in den Brabaker Baracken wohnen, sondern dass einige wenige es geschafft haben, sich in der Mittelschicht zu etablieren.
Es gab zur Zeit des Hohen Rates ein Amt, das für die Stadt zuständig war. Da gab es natürlich auch Sklaven, die zur Eindämmung von Bränden verantwortlich waren. Brunnen, bzw. Zisternen gibt es ja an jeder Straßenecke. Und wir haben keine römischen Verhältnisse (=mediterranes Klima), sondern Tropen mit viel Feuchtigkeit. Deshalb ist die Übertragung von Rom auf Al'Anfa diesbezüglich etwas schwierig.Das erste Mal, als ich mir gesagt habe: "Said, der ist mir unsympatisch", das war als er nach seinem Gesellenstück die Kneipe angezündet hat. Was ist das für ein Arschloch, in einer Stadt mit dicht an dicht gebauten Mietskasernen Feuer zu legen?, dachte ich mir.
Da hat mir gefehlt, dass das Konsequenzen hat.
Hat Al'anfa eine Feuerwehr? Ist die Stadtgarde mit zuständig? Ich weiß es nicht. Rom hatte irgendwann eine.
Hätte man, wenn man die Handlung durch weitere Nebenschauplätze noch weiter hätte zerfasern wollen. Das gilt auch sonst für die vorgeschlagenen Szenen. Ein Roman hat nur begrenzt Platz. Einmal rein physikalisch und dann auch innerhalb der Erzählung. Sechs Perspektiven (+Amir in Teil 2) ist da wirklich die Schmerzgrenze. Wenn ich neue Perspektiven einführe, um nebenbei noch etwas über das Leben der Mittelschicht zu erzählen (die für die Handlung erst einmal nicht relevant ist), muss ich diese auch fortsetzen und den entsprechenden Personen einen Spannungsbogen und eine Entwicklung geben. Kann man machen, wenn man statt zwei vier Bände macht und die Geschehnisse noch breiter ausrollt. Ich halte es nicht für sinnvoll. Die Rabenromane sind Romane und keine Spielhilfe, die jeden Aspekt Al'Anfas beleuchten. Es geht nun einmal in erster Linie um die Intrigen auf dem Silberberg, und Said bringt eben noch die Seite der Unterschicht mit rein. Die Mittelschicht (die es natürlich gibt) ist für die Handlung an sich erst einmal nicht relevant. Und um eine Handlung am Laufen zu halten, Spannungsbögen zu bauen und sich nicht in vielen Einzelszenen zu verlieren, muss man eine Auswahl treffen, was man thematisiert und was nicht.Brotos hätte eine wunderbare Predigt halten können mit Sticheleien gegen Amir, der mal wieder nicht erschienen wäre (weil Marbos Odem).
Wie auch immer. Mir fehlte da was.
Trostlos ist hart, denn trostlos sehe ich mein Al'Anfa sicher nicht. Grausam schon. Erbarmungslos. Kein fluffiger Ponyhof. Aber beileibe nicht trostlos. Was du hier schreibst, klingt ein bisschen danach, als gäbe es gar keine kleinen, netten Details in meinem Al'Anfa, die das Bild der Stadt lebendig machen würden. Das sehe ich doch anders.Dein Al'anfa erscheint mir geteiler und trostloser als meine Idee, wie es dort aussehen könnte. Ich sehe da Hoffnung, die Einwanderer aus ganz Aventurien anzieht: Die Aufstiegschance ist ja da, sie ist nur klein. Und man kann auch wieder fallen. Aber einige schaffen es. Ich verstehe Al'anfa als brodelnden Schmelztiegel mit Chancen auch und gerade für Freigelassene.
Abgesehen davon stellen die Romane genau das vor, was du zum Thema Aufstiegschancen forderst. Shantalla formuliert es sogar ganz explizit. Und an der Figur von Said wird das mehr als deutlich gezeigt. Der ist nun kein Einwanderer, sondern ein Sklave, aber das gilt für ihn wie für jeden anderen.
Wie gesagt, ein schönes Straßenbild. Aber ein solches Bild muss eine Berechtigung in einem Roman haben. Eine Perspektive "Cortez" wäre Wahnsinn gewesen, weil sie wirklich nur eine Nebenfigur ist. Was schöne Bilder angeht, war mir bei den Romanen sehr daran gelegen, Al'Anfa vielfältig zu zeigen. Deshalb habe ich, wo immer möglich, versucht, eine andere Kulisse zu bauen. Eine Taverne zu zeigen, die Baracken, den Schlund, die Thermen, den Silberberg, ein Bordell, ein Teehaus, das Ratsgebäude, Plantage, Travinaia ... Kulissen, die für die Szene und die Perspektive stimmig sind. Und die nicht vorrangig ein Bild malen, sondern in erster Linie eine Kulisse für die Handlung und Träger der Stimmung sind.Ich stelle mir vor, wie Lanista Cortez von der Arbeit nach Hause geht. ("Kor ist mein Zeuge, ich werde nicht Tag und Nacht bei den Gladiatoren verbringen.") Sie wohnt im ersten Stock in einer mittelmäßigen Mietskaserne, die einem Verwandten von Amato gehört. Voteil: man muss nicht täglich nach dem Regen das Wasser raus kehren. Im Erdgeschoss ist eine Sattlerei, die Stiefel und Rüstungen flickt, geführt von einer Freigelassenen von Don Amato. Da steht gerade Reto. Im Mittelreich ist Krieg und die Schiffsreise ist teuer, er war mal Zeugmeister, vielleicht bleibt er doch und sucht sich nen anderen Job.
Auf der Straße spielen die Kinder aus dem Viertel Imman mit einer strohumwickelten Kokosnuss. Der kleine Rondraldo ist richtig gut. Vielleicht schafft er's mal zu den Al'anfa All-Blacks (das sind die mit dem waldinsulanischen Kriegstanz). Cortez verteilt Autogrammkarten von Kevin dem Wilden.
Vier Straßen weiter fällt Said durch 8 Wäscheleinen und landet auf dem Grillrost einer Achaz-geführten Shrimpgrillbude.
Ich habe das Gefühl, dass du viel mehr Fluff als Handlung erwartet hast. Eher Infos oder ein umfassendes Bild zu Al'Anfa, wie man es bei einer Spielhilfe erwarten sollte. Oder einen anderen Fokus (mehr Mittelschicht), den die Romane nicht geben wollten, weil der Plot woanders lief. Das tut mir dann leid, dass die Bücher deine Erwartung nicht getroffen haben. Abgesehen davon, dass dein Bild nicht falsch ist. Es zeigt nur eine Straßenecke, die ich nicht eingeblendet habe. Deshalb verstehe ich nicht, warum du von "falscher" Vorstellung sprichst.Wer nichts von Al'anfa weiß kann eine solche, offenbar falsche, Vorstellung davon nicht entwickeln und wird daher auch sowas in deinen Romanen nicht vermissen. Wiederum mein Pech. Falsche Erwartungshaltung.
So nett die Idee auch ist, Boronian ist ein Tempelname, und da finde ich es unangebracht, ihn durch eine Aufzählung abzukürzen. Das wäre eine ziemliche Herabsetzung für den Novizen, der stolz darauf ist, seinen Dienst am Herrn Boron auch durch seinen Namen zu zeigen.Ich hatte auch auf mehr Amir gehofft, denn den mag ich. Und manchmal kommen mir einfach ganz verquere Ideen: ZB hatte ich am Ende das ganz dringende Bedürfnis, den Novizen Boronian oder Borondrian (den Kammerdiener) umzubenennen in "Quintus". Das aufgrund der Überlegung, dass in der Stadt des Schweigens vermutlich ziemlich viele Boronians oder Borondrians rumlaufen, und dann kann man sie genausogut durchnummerieren. Wobei Quintus vermutlich arg tief gestapelt ist.
Aber ich bin ja Tulamide, ich kann kein Bosparano.
Al'Anfa ist weder Rom noch Karthago. Es hat von beidem etwas. Wichtiges Vorbild ist auch Byzanz. Außerdem Kolonialspanien. Daher ist es ohnehin schwierig, mit einem irdischem Vorbild zu arbeiten.(Wir sind ja nicht nur Rom, wir sind ja auch ein bisschen Karthago. Zumal vom militärischen Erfolg her)