Gubblinus hat geschrieben:PS: Mir fällt gerade auf dass ich deinen Satz von "Waffengewalt" immer als "Schusswaffengewalt" aufgefasst hab, bin mir allerdings nicht mehr sicher ob es von dir wirklich als Schuswaffengebrauch gemeint war. Bitte mich zu korrigieren falls nicht.
Ich habe mich beim Lesen deines Beitrags tatsächlich gefragt, warum du die ganze Zeit von Schusswaffengebrauch redest. Wahrscheinlich liegt das an folgender Aussage
sagista hat geschrieben:Aber dafür bedarf es halt auch des politischen Rückhalts. Damit ist es leider nicht so weit her, wenn man nur den unsäglichen Tweet von Renate Künast anlässlich des erschossenen Attentäters im Zug bei Würzburg betrachtet. Die Frau ist ihres Zeichens immerhin Vorsitzende des Ausschusses für Recht und Verbraucherschutz. Hätten die Polizisten in Köln versucht, die Opfer mit Waffengewalt zu retten wäre wahrscheinlich insbesondere von Grünen und Linken, den überzeugten Verfechtern von Gleichberechtigung und Feminismus, von unangemessener Polizeigewalt gefaselt worden.
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Hier ging es allerdings um den politischen Rückhalt bzw. den fehlenden. War wahrscheinlich etwas ungeschickt formuliert, dass ich nach dem erschossenen Attentäter von Waffengewalt gegen die Täter von Köln geredet habe. Natürlich meinte ich nicht, dass die Polizisten dort in die Menge hätten schießen sollen.
Hinsichtlich der Silvester-Übergriffe rede ich ausschließlich vom Einsatz des Schlagstocks. Das hätte jedoch passieren müssen, meiner Meinung nach. Und wenn dann ein Unbeteiligter einen Schlagstock abbekommt, ist das zwar unerfreulich, aber hinnehmbar. Ich meine, die Berichte der Opfer liegen ja vor. Sie haben den Polizisten geschildert, was ihnen geschehen ist und die Polizisten haben nichts getan, um die Täter zu ergreifen und weitere Taten zu verhindern. Sie haben es geschehen lassen, wohl auch aufgrund mangelnder Mannschaftsstärke und Ausrüstung, aber so haben sie vor ihre Nase einen rechtsfreien Raum und damit eine No-Go-Area geschaffen. Um das geht es mir und das halte ich nachwievor für einen unfassbaren Skandal.
Du scheinst Polizeigewalt grundsätzlich deutlich kritischer zu sehen. Das ist ein Standpunkt, den ich durchaus nachvollziehen kann, aber ich frage dich, was hätte die Polizei deiner Meinung nach tun sollen? Das, was sie getan hat, nämlich leider praktisch nichts oder hätte sie dazwischen gehen müssen?
Du hängst dich sehr an meiner Formulierung "im Zweifel" auf, auch wenn ich es nun schon mehrmals versucht habe zu erklären, wie das zu verstehen ist: Um das Recht durchzusetzen müssen auch hässliche Bilder hingenommen werden. Hässliche Bilder sind z. B., wenn deutsche Polizisten junge Asylbewerber schlagen. Aber im Falle der Silvester-Übergriffe wären sie notwendig gewesen, daher die Formulierung "im Zweifel". Zweifel deshalb, weil niemand solche Bilder sehen will, nicht Zweifel im Sinne davon "tja, kann sein, dass da was ist, kloppen wir mal drauf".
Du hast von der Verhältnismäßigkeit der Mittel gesprochen. Das ist tatsächlich ein wichtiges Gebot. Aber sie rechtfertigt nicht Nichtstun. Wieder zu Silvester: Wäre dem so, wüssten wir nun, wie wir Verbrechen begehen können ohne dass man uns zur Rechenschaft ziehen kann. Damit wäre der Rechtsstaat am Ende. Dann müssten sich die Bürger bewaffnen und sich selbst verteidigen. Das kann kein normal denkender Mensch wollen.
Aber es scheint so, als habe der Rechtsstaat ohnehin noch nicht so recht die Antwort gefunden, wie er damit umzugehen gedenkt:
Zwei Frauen in Freiburg von 17 Männern sexuell belästigt. Zwei der drei identifizierten Haupttäter sind abgelehnte Asylbewerber aus Gambia, bereits polizeilich bekannt, aber nach der Festnahme wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Ganz ehrlich, wieviele Argumente will man denn den Rechtspopulisten noch an die Hand geben?
Du hast mich gefragt, welches Maß an Kollateralschäden ich für verantwortbar halte. Kollateralschäden sind manchmal nicht zu vermeiden. Nehmen wir das berühmte Beispiel Schleyer und die RAF. Ich finde, damals wurde richtig entschieden; der Staat darf sich nicht erpressen lassen. Ich finde es bewundernswert, dass Schmidt und seine Frau damals verfügt hatten, dass sie, wenn sie entführt würden, nicht ausgetauscht werden wollen. Ich würde es genau so machen, zumindest hoffe ich, dass ich den Mut dazu hätte.
Oder nehmen wir als aktuelles Beispiel Mossul, wo der IS Zivilisten als menschliche Schutzschilde nutzt. Ich hielte es für einen Fehler, deswegen von einem Angriff abzusehen. Wenn die Optionen sind "Wir brechen den Angriff ab und überlassen Mossul dem IS" oder "Wir greifen Mossul an, müssen dabei aber viele zivile Opfer in Kauf nehmen" würde ich mich wahrscheinlich für die zweite Option entscheiden. Nicht weil ich das will, sondern weil ich weiß, dass man sich nicht immer zwischen einer guten und einer schlechten Option sondern auch mal zwischen einer schlechten und einer sehr schlechten Option entscheiden muss.
Ein drittes Beispiel, angenommen ich stünde in einer Menschenmenge. Zehn Meter weiter begrapschen und nötigen ein paar Männer eine Frau. Die Polizei versucht sich durch die Menge durchzukämpfen. Ich komme halt nicht rechtzeitig weg und kassier einen oder mehrere Schläge mit dem Schlagstock. Das ist natürlich unerfreulich, aber - soweit ich das jetzt friedlich und sicher am PC sitzend einschätzen kann - ich denke, ich würde es hinnehmen.
Insofern klar, das was ich fordere müsste ich natürlich persönlich auch als Konsequenz ertragen müssen. Auch würde ich mich, wieder mit o. g. Einschränkung, lieber von Terroristen erschiessen lassen, als wenn durch meine Freilassung zehn verurteilte Terroristen freigelassen werden müssten.