Sumaros kleine Schreibstube

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Sumaro
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Glanzlicht Sumaros kleine Schreibstube

Ungelesener Beitrag von Sumaro »

Ihr benötigt einen stimmungsvollen Vorlesetext für eine bestimmte Szene in eurem Abenteuer oder eine ausgefeilte Beschreibung einer Person oder einer Örtlichkeit und habt selbst keine kreativen Kapazitäten um euch dieser Sache zu widmen?

Kein Problem, ich würde mich freuen für euch zu schreiben. Für mich bringt es wertvolle Übung und ebenso wichtiges Feedback und für euch vielleicht eine kleine oder große Bereicherung am eigenen Spieltisch.

Ich schreibe für alle Systeme und Anlässe, heimisch bin ich natürlich am meisten bei DSA, aber ich lerne auch gerne neues kennen und werde dann entsprechend nachfragen, um das bestmögliche Ergebnis zu liefern.

Also wer mitmachen möchte einfach in diesen Thread Posten oder mir eine Pn schreiben, ich freue mich auf dieses Experiment. :)

Hier ein paar kleine Leseproben:
Leseprobe 1
Leseprobe 2

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Denderan Marajain
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Re: Sumaros kleine Schreibstube

Ungelesener Beitrag von Denderan Marajain »

Ich werde deine Hilfe gerne wieder in Anspruch nehmen :)

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Lokwai
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Re: Sumaros kleine Schreibstube

Ungelesener Beitrag von Lokwai »

Das hört sich gut, werde bestimmt mal darauf zurückgreifen. Ich bin kreativ, aber ich bin nicht in der Lage dies in "schöne" Umschreibung zu packen. Ich brauch dafür einfach eine Ewigkeit.

Und deine Leseproben sind großartig^^

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Sumaro
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Re: Sumaros kleine Schreibstube

Ungelesener Beitrag von Sumaro »

@ Lokwai

Vielen Dank :)

Ich freue mich wenn ich helfen kann und meine eigene Schreibpraxis verbessere. :)
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Denderan Marajain
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Re: Sumaros kleine Schreibstube

Ungelesener Beitrag von Denderan Marajain »

Du bekommst morgen von mir POST :ijw:

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Denderan Marajain
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Re: Sumaros kleine Schreibstube

Ungelesener Beitrag von Denderan Marajain »

Du hast Post :)

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Bluthandel
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Re: Sumaros kleine Schreibstube

Ungelesener Beitrag von Bluthandel »

Mir gefallen die bisher veröffentlichten "Schreibstuben"-Beiträge vor allem aufgrund der ausformulierten Ideen, da freut sich der eilige Meister und zu oft geizen offizielle Publikationen hier mit den harten facts ("Wie könnte ein Amazeroth-Schrein aussehen?"). So etwas zu lesen ist für mich als Spielleiter auch allgemein inspirierend. :)

Geschrieben sind die Texte aus meiner Sicht gut, allerdings sind sie auch etwas zu überladen; zumindest für Vorlesetexte am Spieltisch würde ich kürzere Sätze nutzen und die Informationsdichte runterfahren. Ich selbst lese als Meister zwar Texte so gut wie nie direkt vom Blatt ab, aber auch mir wurde schon gesagt, dass ich meine Beschreibungen ruhig noch mehr vereinfachen und auf zentrale Elemente konzentrieren könne. Naja, auch ich tendiere eher zu längeren, komplexen Satzstrukturen... :D
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Postapokalyptisches DSA (MPA, nach A176, seit 11.2019), Notmark-Sandbox (seit 06.2022)
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VeG (A159, seit 01.2018), Al Anfa - Königsmacher von Horasien (nach A135/A155, seit 06.2020), Rabenkrieg (VA4x, DSA4.1, seit 08.2022)
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Sumaro
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Re: Sumaros kleine Schreibstube

Ungelesener Beitrag von Sumaro »

@ Bluthandel

Danke :)

Die Texte sind sowohl zum vortragen als auch als Inspirationsquelle gedacht. Allerdings ist der Informationsgehalt, an reinen Dingen, die dort "passieren" auch objektiv betrachtet eher gering gehalten. Es geht mir mehr darum das "Flair" der Situationen einzufangen, weniger darum konkrete Spielhinweise und Plothooks zu platzieren. Wäre das der Fall, würde ich das vermutlich auch deutlich prominenter machen.

Es gibt ja auch stark unterschiedliche Geschmäcker was Beschreibungen betrifft. Ich bin ein Fan davon ein Bild mit Worten zu zeichnen und in dieser Form auch "akrobatisch" die Beschreibungen mit zur Szenerie passenden Attribute und Adjektiven auszustatten. Es gibt aber auch nicht wenige Leute, die haben es gerne spartanisch und offenkundig, klare Linien, knappe Sätze etc.. Hier würde ich auch auf den Sinn des Textes entsprechend zurückgreifen. Wenn ich einen harten, schnellen Kampfablauf beschreibe sind Schlagworte und kurze, prägnante Sätze auch das Stilmittel meiner Wahl.

Es freut mich jedenfalls, wenn ich dich inspirieren kann. :) In den nächsten Tagen folgen ein paar Beschreibungen, sobald sie von ihren jeweiligen "Auftraggebern" freigegeben wurden, die vielleicht ein bisschen anderen Stil haben werden. :)
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Sumaro
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Re: Sumaros kleine Schreibstube

Ungelesener Beitrag von Sumaro »

So, hier in Absprache mit einem meiner "Auftraggeber" eine Beschreibung und Szenerie, die bereits im Einsatz gewesen ist. :)

Gewünscht war der Einstieg in eine Karmalqueste von einem SC (Jacopo) im Phextempel zu Punin, bei der er sich mit den vier (für ihn definierten) Aspekten des Phex beschäftigen und gleichzeitig in einer Vision/belauschtem Gespräch Informationen für zukünftige Plots erhalten sollte.

Ich habe den Text aufgeteilt in eine allgemeine Beschreibung des Puniner öffentlichen Phextempels und in den Text zum SC selbst. Ersteres kann man vielleicht auch für seine eigene Runde verwenden.

Konzept der Beschreibung:

Es sollten sowohl die tulamidischen Wurzeln des Kultes als auch dessen besondere Situation als öffentlicher Tempel (einer der wenigen) dargestellt werden. Für die Karmalqueste waren recht viele Grundpfeiler gesetzt (Aspekte des Phex, Erscheinungsbild dieser Aspekte, Personen die vorkommen), dort sollte dann vor allem der fließende Übergang von Vision zu Wirklichkeit und die Darstellung charakteristischer Verhaltensweisen phexaffiner Personen sowie die unterschiedlichen Aspekte des Phex mit knappen Beschreibungen herausgestellt werden. Die Szene sollte danach von den Spielern der Runde weitergestaltet werden, weswegen ich nur den Auftakt zur Interaktion geschrieben habe.

Beschreibung Phextempel und Alkoven:

Staubig und ausgetreten sind die Stufen zur Tempeltüre hinauf, der Sandstein aus dem sie geschlagen wurde von so vielen Schritten abgeschliffen und eingelaufen, dass sie sich zur Mitte hin senken und die Kanten abgerundet und weich den unachtsamen Tritt leicht fehlgehen lassen. Wer den Tempel des listigen Gottes von Händlern und Dieben besuchen will wird bereits beim Aufstieg daran gemahnt, dass Phex den Achtsamen und Aufmerksamen mit besonderem Wohlwollen bedenkt. Die Doppeltür aus Eschenholz zieren Symbole von Fuchs und Mungo, dem Schlangenjäger aus den Ländern der ersten Sonne, während die eingeprägten Zierknöpfe und Nieten an den metallenen Beschlägen nur in der Nacht den Glanz von Sternen nachahmen, am Tag jedoch mehr wie blasses Blei wirken. In den Schatten der Metropole Almadas flüstert man, dass in den Ziernieten und den Symbolen des listigen Gottes schon alleine Rätsel stehen sollen, die den Weg zu geheimen Schätzen weisen, wenn man sie nur zu deuten vermag. Ein albernes Gerücht, welches an manchen Tagen die Straßenkinder von Unterpunin dazu veranlasst in kleinen Gruppen bis zum späten Abend vor den Tempelstufen zu spielen, nur um beim ersten Mondlicht einen Blick auf das Leuchten der Silbersterne werfen zu können.
Ein schwerer Eisenring, abgegriffen und matt, lässt sich nur mit einem vernehmlichen Quietschen und Knarzen drehen, bevor man dann, entgegen der eigenen Intuition nicht ziehen, sondern gegen das schwerfällige Holz drücken muss, damit sich der Eingang auftut. Der Dieb der Götter mit der silbernen Zunge liebt es kleine Herausforderungen zu stellen und allzu leicht brüskiert man doch den unbedachten Besucher, ganz gleich ob Bettler oder Handelsherr, der das Portal nicht zu bewegen vermag, nur weil er seine Kraft in die falsche Richtung wendet. Beinahe lautlos jedoch schwingt die Türe für den Gewitzten auf, sobald man sich gegen sie lehnt. An der Schwelle bleiben die Geräusche der Straße zurück, das Lärmen der Stadt, die keine Ruhe kennt und auch die Hitze der almadanischen Sonne, welche dieses Land so reich und fruchtbar gemacht hat. In der Luft liegt der Geruch von frisch geschöpftem Papier und dunkler Tusche, nur das leise Rascheln der samtenen Vorhänge, die wie ein silberner Schleier - gleich den Nebelschwaden Phexens - vor dem Eingang herabhängen und durchschritten werden müssen, folgt dem Eintretenden hinein in die Tempelhalle. Das Gemurmel von Stimmen erfüllt die Luft, gedämpft aus den Nischen und Alkoven abseits der Halle dringend, deren wenige Fenster aus Butzenglas getrübt und verhangen sind, so dass selbst das Tageslicht keinen goldenen Schimmern, sondern mehr die Farbe silbernen Graus mit in den Raum trägt. Hinter Gebetsbänken und Opferstock, welcher der geöffneten Schnauze eines zwinkernden Fuchses nachempfunden ist, steht die Statue des Händlergottes, eine der wenigen Darstellungen in menschlicher Form, als schlanker Mann, gekleidet in kostbare Gewänder, der ein verschmitztes Grinsen auf den Lippen trägt, hinter denen ein Hauch von Silber blitzt, während er die Hand erhoben hat und einen Finger frech gegen die Seite der Nase tippt. Die türkisblitzenden Augen scheinen niemanden im Raum aus dem Blick zu lassen und begleiten jeden Bittsteller auf seinem Weg zum Altar, zu den Alkoven und Nischen. Ein Geheimnis bleibt ob es wahrlich ein Zauber ist, wie manch vorwitziger Phexensjünger zu wissen glaubt oder ob nicht doch ab und an der Listige selbst einen Blick durch sein Abbild in sein Haus wirft.
Zur inneren Einkehr wie auch zur Verhandlung gedacht sind jene Nischen links und rechts der Bethalle, für all jene die in trauter Zweisamkeit zum Handelsschluss kommen oder Zwiesprache mit dem silberzüngigen Handelsgott führen wollen. Ganz der südländischen Sitte folgend sind hier keine Bänke und Stühle aufgestellt, sondern Kissen ausgebreitet, dazwischen ein niedriger Tisch, auf dem die Statuette eines Wüstenfuchses sich aufgerichtet dem Betenden entgegen streckt. Schwere Vorhänge aus dem silbergrauen Samtstoff, die schon am Eingang die Geräusche der Stadt ferngehalten haben, lassen sich auch hier vor die Zugänge der Nischen ziehen, um ungestört von allen anderen Dingen seine Angelegenheit, gleich ob Gebet oder Vertrag, zu beschließen.


Einstieg Karmalqueste:

Es sind nur wenige Herzschläge vergangen seit deine Knie die weichen Kissen berührt haben und dein Blick über den neugierig zur Seite geneigten Kopf des Fennek gestreift ist. Zwei Atemzüge, in denen nur die ersten lautlosen Silben eines Gebets geformt werden konnten, bevor der Klang von silbernen Münzen im Opferstock dich mit dem hellen Klingeln aus der Trance zu ziehen scheint. Dein Blick schweift zur Seite hin, zu dem schmalen Spalt zwischen Wand und Vorhang, der nicht ganz geschlossen ist und so den Lauten und Worten aus der Tempelhalle erlaubt sich bis an dein Ohr zu schleichen. Für einen Moment streift ein Gedanke dein Bewusstsein, eine Frage nach dem Wissen um den Klang von Silber und das Schleichen von Stimmen, doch versinkt er im gleichen Moment wieder hinter dem nebulösen Schleier, der silbrigem Rauch gleich den Blick auf die Erkenntnis hinter diesem Gedanken verbirgt. Die Statuette auf dem Tisch scheint den Blick aus den dunklen Äuglein, die beinahe lebendig scheinen, neugierig zum Zugang des Alkoven gewendet zu haben. Beinahe erwartest du, dass die spitzen Öhrchen des Wüstenfuchses in aufmerksamer Habachtstellung zucken und so verraten, dass es sich bei dem Abbild des Göttertieres nicht um totes Holz, sondern um ein listiges Kleintier handelt, das auf diese Weise versucht die Gebete an seinen Schöpfer zu erlauschen. Doch bevor es sich mit einer solchen Bewegung verraten kann, vernimmst du Worte, die sicherlich nicht an dich gerichtet waren, aber trotz des Flüstertons klar und vernehmlich in deinen Alkoven hineinkriechen.
„Orelio, es ist ein absolutes Desaster.“ Die Stimme ist weiblich, und läge nicht schon in ihren Worten Verzweiflung, allein ihr Klang würde es preisgeben. „Sie lassen nicht locker, wie bissige Wehrheimer Bluthunde. Das ist Räuberei!“ Mit sachter Hand schiebst du den Vorhang ein kleines Stück zur Seite, darauf bedacht nicht mit einem Rascheln zu verraten, dass du gerade ein Gespräch belauschst, welches nicht für deine Ohren bestimmt gewesen ist. Die junge Frau, die sich erbost und vielleicht auch ein wenig zu laut aufregt, steht bei einer der Gebetsbänke nahe an dem Alkoven in den du dich zurückgezogen hast. Sie ist hübsch, selbst im grauen Licht der Bethalle mit der sonst allzu spärlichen Beleuchtung fällt dir die Rötung ihrer Wangen auf, während die glutvollen Augen dunkel und verhängnisvoll aufblitzen, ihr südländisches Erbe ebenso verratend wie die gebräunte Haut. Die Kapuze ihres Mantels hält die schwarzen Locken gerade so gebändigt, während der graue Stoff sonst nicht viel Auskunft über ihre Figur gibt.
„Bitte, Domnita von Aspberg. Bedenkt wo ihr hier seid!“ Die letzten Worte einer männlichen Stimme werden mit einem mahnenden Nachdruck gesprochen. Halb im Schatten ihrer Person sitzt eine hagere Gestalt, das Gesicht nur ihr nur halb zugewandt, scheinbar ein wenig unangenehm berührt darüber, dass der eigentlich verbindliche Flüsterton in ihrer Aufregung allzu weite Kreise ziehen könnte. Viel kannst du von ihm nicht erkennen, nur die langen, dünnen Finger seiner rechten Hand, geziert mit drei silbernen Ringen, die nervös auf die Rückenlehne der Gebetsbank trommeln, fallen dir direkt auf.
„Was nun, Orelio? Auf einmal so förmlich?“ Die Wut, die eben noch in der Stimme geklungen hat, scheint jetzt einer leiseren Resignation zu weichen, ihre Schultern sinken ein Stück nach vorne, als sie mit gedämpfter Lautstärke fortfährt, schuldbewusst den Blick senkend. „Bitte verzeiht, aber es macht mich so wütend. Sie werden es vor ein Gericht bringen, fünfzehntausend Goldstücke. Das ist Erpressung, das ist Wucher...“
„Jasemina.“ Die Stimme des Mannes klingt sanfter, doch schon allein daran wie er spricht, wie er den Kopf neigt und jetzt ein wenig graumeliertes Haar aufblitzt, ohne dass du jedoch die Gesichtszüge erkennen könntest, sagt dir schon, dass er keine Hoffnung hat ihr zu helfen. „Ich habe alles getan was ich konnte... ich kann nichts mehr für dich tun, meine Liebe.“ Herzschläge vergehen in denen du wartest und sie nicht antwortet, dann jedoch straffen sich ihre Schultern und sie hebt beinahe schon trotzig ihr Kinn. Ohne ein Wort eilt sie hinaus, die Schritte auf dem steinernen Boden des Tempels widerhallend. Einen Moment lang folgt dein Blick ihrer Gestalt, dann stieben die Nebelschwaden auseinander und verschlucken ihre Silhouette. Nebelschwaden...?
Bevor diese Seltsamkeit deinen Geist allzu sehr in Beschlag nehmen kann, lenkt ein Rascheln deine Aufmerksamkeit in den Alkoven zurück.

Die Statuette des Fennek schaut dich aufmerksam an, kratzt sich dann mit einem Pfötchen das spitze Ohr, bevor sie vom Tisch auf die Kissen springt und an deinen Füßen vorbei durch die schmale Lücke zwischen Vorhang und Wand schlüpft.
„Ach, sind wir endlich fertig mit lauschen?“ fragt eine Stimme aus der Halle heraus, dein Blick durch den Spalt offenbart, dass sie vollkommen leer ist. Leer und verlassen bis auf die vier Gestalten, die dort unter dem türkisgrünen Blick des Abbilds des Glücksgottes um einen Tisch versammelt sitzen. Ein Mann mit Schnauzbart und Federhut, gekleidet in teuren Zwirn und Zobel gibt Karten aus, deren Rückseite ein Fuchskopf ziert. Klirrend landen silberne Münzen aus der Bettelschale eines abgehalfterten Vagabunden auf dem Tisch, der mit einem Lächeln voller Zahnlücken und Händen, die dreckig und faltig vom Leben auf der Straße sind, sein Blatt aufnimmt. Nur den Rücken der dunkel gekleideten dritten Person am Tisch erkennst du von hier aus, denn sie sitzt direkt vor dem Gott der Händler und Diebe und rutscht unruhig auf dem Kissen herum. Am ledernen Gürtel klimpert ein Bund voller Schlüssel, die in jedes Schloss passen, wenn die Hand, die sie führt nur geschickt genug ist. Der letzte Spieler am Tisch hat den Wüstenfuchs auf dem Schoß, der eben aus deiner Kammer gehuscht ist. Es ist ein Junge, sicherlich kein Dutzend Götterläufe alt, in abgewetzter Kleidung aus einfachem Leinen, an den Ellenbogen und Knien geflickt, mit bloßen Füßen, die vor Dreck starren und so dunkel sind, wie der Nachthimmel zwischen den Sternen, streichelt den Kopf des neckischen Tierchens, während er dir entgegenblickt, aus Augen mit türkisgrünem schalkhaftem Schimmern. Er hebt die Hand in deine Richtung und winkt dich heran, ganz so als wäre es das natürlichste Ding der Welt, unter den Augen des Diebs von Alveran eine Partie Boltan zu spielen. „Komm Jacopo! Auch für dich wurde ausgeteilt!“, ruft er dich an und deutet auf den Platz, der nicht besetzt wurde, direkt mit dem Rücken zum Altar, zu den Füßen Phexens. Man sagt ein guter Diener des Fuchses erkennt eine Gelegenheit, die besten jedoch schaffen diese. Irgendwo in der Ferne rollen klackernd Würfel und ein verschmitztes Lächeln blitzt zwischen den Sternen auf. Das Spiel beginnt...
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Sumaro
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Re: Sumaros kleine Schreibstube

Ungelesener Beitrag von Sumaro »

Hier ein weiterer Kultplatz eines Erzdämonen, der per Anfrage über meine Schreibstube gestaltet wurde. Einmal Beschreibung und einmal das Konzept dahinter :)

Die Stele des verbotenen Wissens – Kultplatz des Amazeroth im Dschungel Uthurias

Heiße Schwüle macht die Luft drückend und schwer. Kreischen, Summen, Knistern und Krachen, fern und nah, brechen durch den Dschungel hindurch, der das Licht des Tages in grünes Schattenspiel wandelt, gelangt doch kaum ein Strahl des Götterauges durch das dichte Blätterdach auf den laubbedeckten Boden. Jeden Schritt begleitet feuchtes Knirschen, heiseres Rascheln oder saugendes Schmatzen, während der erdige Geruch von faulem Holz die hitzige, unbewegte Luft zwischen den hohen Bäumen und dem verflochtenen Dickicht, beinahe unerträglich intensiv schwängert. Wer keinem Wildwechsel folgt, der von großem Getier – manches mit Klauen, manches mit Hufen und anderes mit stammartigen Auswüchsen – ausgetreten wurde, muss sich einen jeden Schritt voran mit Machete und Hackmesser erkämpfen.
Eine Erleichterung ist es als der Dschungel für wenige Schritte weichen muss, die Riesen des Waldes zurückbleiben und das undurchdringliche Grün den Blick freigibt auf eine Lichtung, die von schillerndem Lichtschein bedacht wird. Einer der gestürzten Bäume, Titanen, die sonst mehr denn fünfzig Schritt in die Höhe ragen, hat hier in seinem Fall eine Bresche geschlagen und so ein Loch in den grünen Himmel aus wucherndem Blattwerk gerissen. Folgt der Blick dem mächtigen Stamm, auf dem bunte Pilze und hungrig umschlingende Rankpflanzen sprießen, den einstigen Giganten des Dschungels nun als ihren Mutterboden nutzend und sich an seinem verfallenden Leib labend, erkennt man die Stele aus dunklem Basalt, die im Zentrum der Lichtung steht. Schwarzer Stein und morsches Dschungelholz berühren sich beinahe und doch nicht ganz, es scheint als habe der Dschungelriese in seinem Sturz - als der gewaltige Wurzelteller, der noch immer so hoch wie drei Mann aufragt und voller Verflechtungen und Brocken dunklen Mutterbodens klebt, der Last eines Sturmes nicht mehr trotzen konnte - das steinerne Monument nur um die Breite einiger Finger verfehlt. Funkelnd tanzen, im schräg einfallenden Sonnenlicht, Wolken von Sporen und Pollen in der Luft, die hier weniger drückend und von süßlicher Leichtigkeit durchdrungen scheint. Nur wenige Ranken haben Halt an dem glatten Stein gefunden, umschlingen den dunklen Basalt der Stele, in den Vertiefungen gekerbt wurden. Vom Rand der Lichtung aus, sind die Zeichen nicht kenntlich, auch wenn sie etwas vertrautes an sich haben, so wie der Schwung einer Handschrift, deren Verfasser man erkennt, bevor man weiß, was auf den Zeilen des Papiers geschrieben steht.
Das Summen der schwirrenden Käfer und Dschungelmücken, der zahllose Insekten, die sich im Strauchwerk tummeln, weicht mit jedem Schritt auf die Lichtung ein Stück weiter zurück, ohne jedoch gänzlich zu verklingen. Mehr scheint sich ein silbriger Klang darunter zu legen, wie ein Rhythmus der dem Puls des Lebens Gestalt verleiht und ihn zu einem Stück lebendiger Musik formt.

Die Stele ragt auf, ihre Größe ist kaum zu ermessen. Eben noch war man der Meinung, dass sie kaum so hoch sein könnte, wie der Durchmesser des gefallenen Baumes, doch jetzt, hinausgetreten aus dem Dickicht des Dschungels, wirkt sie deutlich monumentaler. Dem Prachtbau einer Kathedrale gleich, nimmt sie in schwarzer Vollkommenheit die Lichtung in Besitz und ist dabei keineswegs vollkommen unberührt vom Licht. In den geritzten Vertiefungen, den so bekannten Zeichen und Symbolen, die vertraulich den Blick auf sich ziehen, schimmert buntes Leuchten. Chitinschillernde Käfer surren in kreisender Stetigkeit durch die süßlich, helle Luft, werfen den Sonnenschein in perlmuttfarbenen Facetten zurück und erzeugen den Eindruck schwebender Edelsteine um das Schwarz des Felsens. Bedeutung tropft von den schimmernden Symbolen, die in einer alten Sprache vor allen Sprachen, in einer alten Schrift vor allem Schriften, einer alten Deutung vor allen Deutungen, verfasst wurden. Sie bergen Geheimnisse, düster und verboten, Wissen, bürdenbeladen und schwer, Macht, lockend und verhängnisvoll. Je näher man tritt – und der neugierige Geist kann sich kaum entziehen, bei all der versprochenen Weisheit – desto deutlicher sind die Zeichen, desto größer ragt die Stele auf. Nur dem Tapfersten offenbart sie ihre wahre Pracht, nur wer den letzten Schritt herangeht, darf erblicken, wie sie die Himmel selbst durchstößt, die letzten Mysterien ergründend und in buntglänzenden Zeichen für den mutigen Wanderer, der so weit gekommen ist, auf dem schwarzen Basalt, feucht funkelnd von der schwülen Hitze der Dschungelluft, niederlegt.
Fast unmerklich – für den zögerlichen Verstand, den feigen Zauderer, jedoch in übelkeiterregender Deutlichkeit – bricht die Stele das Licht um sich herum. Zerteilt die Facetten aus reinem goldgelb in kränklich-buntes Schillern und Schimmern von hypnotischer Geschmeidigkeit.
Der sich verweigernde Geist, hört in dem silbrigen Klang und dem gleichmäßig ab- und anschwellenden Summen, das hungrige Knirschen von blassen Larven und wurmartigen Maden, deren raspelnde Zähnchen sich in lebendes Fleisch bohren, um dort ebenso zu gedeihen wie die Ideen des verbotenen Wissens in einem aufgeschlossenen Verstand.

Honigsüße Erkenntnis dringt aus den lilienhaften Blütenkelchen, den zarten Blumen voller anmutiger Schönheit, die in verheißungsvollem Leuchten ihre Farbenpracht als sinnliche Kontrapunkt zum unerbittlichen Dunkel des schwarzen Steins setzen. Sie umkränzen die Stele und baden im Licht eines erleuchteten Geistes. Langsam, sich ausbreitend wie ein Tropfen Tinte, der in klares Wasser fällt und dann mit den sachten Strömen beharrlichen Fließens dem vorher durchscheinenden Nass einen bläulichen Glanz gibt, klärt sich der wache Verstand. Der aufmerksame Geist erkennt in der Stele das Wissen, welches in mehr als nur einer Dimension der kantigen Zeichen festgehalten wurde, begreift, dass hier Licht und Duft, Symbol und Schimmern, Ausdruck von Ereignissen und Einsichten sind, die auf so vielfältige Weise festgehalten wurden, dass sie einem jeden Volk offenbar werden können. Verborgen in den Tiefen des Dschungels, bewahrt von einer Hölle grüner Grausamkeit, wurde hier die Saat des Wissens gepflanzt, von einem Geist, der die Grenzen einer jeden Vorstellung übersteigt.

Erneut stößt der unwillige Verstand, der beharrlich-ängstliche, der zurückhaltend-dumme, an seine Grenzen und nimmt durch den Schleier von Symbol und Duft eine Nuance in der Süße der Blüten war, die an verrottendes Fleisch gemahnt. Schattenbilder von verdrehten Leibern springen zwischen die Herrlichkeit der Stele und ihren schillernden Schein. Die Lilien sprießen, Leichengaben gleich, aus den leeren Höhlen von Totenschädeln, graben ihr feines Wurzelgeflecht in Kadaver von Tier und Menschenähnlichen. Feinste Perlen geronnen Blutes folgen dem genüsslichen Sog der unfassbar schönen Lilien, in deren Traumgespinst die Wirklichkeit sich zu verfangen scheint. Nicht Maden und Gewürm sind es, die knirschend unter dem Schutz von Silberklang, ihre Fänge in Fleisch treiben, sondern das Wurzelwerk selbst, welches sich durch die Kadaver verendeter Wesen zu Füßen des Monolithen spinnt.
Doch wo der unwillige Verstand eine Landschaft aus Leichen erblickt, in schillerndes Zwielicht blinzelt, seine Ohren vor raspelndem Schmatzen und kakophonischem Schrillen bedecken will, erkennt der Erleuchtete die flüsternde Stimme der Weisheit im Stein, vermag er Hand an die spiegelglatte Oberfläche der Stele zu legen, mit den Finger die scharfkantigen Formen von Symbolen nachzufahren und ihre Bedeutung zu erahnen, während feine Schnitte seine Haut ritzen und perlende Tröpfchen von Blut in den Zeichen die letzten Geheimnisse lösen. Hastig aufgelegte Pergamente, abgerieben mit schwarzer Kohle, erlauben es Wissen der ältesten Tage in kryptischen Runen festzuhalten, ihnen so nahe zu kommen, wie kaum ein anderes Wesen es kann. Im schwarzen Stein spiegelt sich, nun glattem Marmor gleich, das eigene Antlitz umgeben vom hellen Kranz wahrer Erleuchtung. Noch ein wenig länger Lauschen, noch ein wenig länger Blicken, noch ein wenig tiefer den süßen Duft der Erkenntnis atmen, dann wird jedes Geheimnis der Welt preisgegeben.

Konzept:

Amazeroths Macht liegt darin, dem stets nach neuem strebenden Geist der Sterblichen, Geheimnisse versprechen zu können, die sonst niemand mit diesen teilen würde. Über Äonen hat er mit Einsicht gelockt, dem verbotenen, verdorbenem Wissen, das aus seiner Hand, von seinen kindlich-unschuldigen Lippen geflüstert, Erkenntnis bringen kann. Die Stele im Urwald Uthurias ist ein Überbleibsel einer alten Kultur, die ihm als Gott der geheimen Wahrheiten huldigte und, ähnlich den Blutaltären der Xo'Artal, Blut gegen göttliches Wohlwollen eintauschten.
So wie die Göttersteine der Blutaltäre zieht auch der Monolith seine Kraft aus dem Blut, dass in seiner Nähe vergossen wird. Doch selbst als sein Volk untergegangen ist, zugrunde gerichtet von einer Katastrophe, die es selbst anstrebte, konnte der Stein überstehen. Denn zu seinen Füßen wurzeln und wuchern die Lilien des Erzdämonen der Täuschung, die mit Duft, Klang und lockendem Trugbild Wanderer, aber auch halbintelligente Wildtiere in ihren Bann ziehen und mit deren Blut die Kraft des Monolithen stärken.
Die dämonischen Kräfte von Gewächs und Altar verstärken sich hierbei wechselseitig, ohne auf den ersten Blick ersichtlich zu sein. Mittels subtiler Illusionsmagie wird der Geist des Beobachters von der Tatsache abgelenkt, dass um die Stele herum Knochen und Leichen liegen, der Blick hingegen wird auf die Symbole selbst gelenkt, die in der Tat Geheimnisse bergen, die ein sterblicher Geist mit viel Mühe und Zeit entschlüsseln könnte, jedoch ohne dabei wirklich auf den Gehalt der Wahrheit in diesen Zeichen schließen zu können. Neugierde und Wissbegierde, für manche Tugenden, die sie antreiben, verkehren sich hier ins Gegenteil. Denn der gierige Geist, der hungrig auf Erkenntnis ist, erliegt dem lockenden Zauber der Stele deutlich eher als einer, der sich nicht um Wissen schert. Solche Geister, die sich nicht verlocken lassen, aber dennoch nicht stark genug sind, um sich willentlich der Einflussnahme zu entziehen, werden daher subtil diskreditiert, als feige, tumbe, zögerlich, schwach u.ä. Bezeichnet, um ihn dennoch zu provozieren näher zu kommen.
Wer die Illusion und Geistesspiele vollkommen durchschauen kann (hier sollte eine geistige MR von 20+ Voraussetzung sein, Neugierde und ähnliche Nachteile werden voll von diesem Wert abgezogen), der blickt auf die Stele als aufgerichteten Blutstein, beschrieben mit Symbolen die in jedem Licht anders schillern, mit einer spiegelnden Oberfläche, in der sich dennoch nichts erkennen lässt, außer der vagen Reflexion von Licht. Um die Stele herum wuchern knollige Gewächse mit armdicken Ranken, an denen mit hungrigen Zähnchen besetzte Mäuler nur darauf zu warten scheinen sich in blutdurchtränktes Fleisch zu bohren (die eigentlichen Wurzeln der Iribaarslilie liegen tief im Erdbogen eingegraben, so dass selbst ein abbrennen der gesamten Lichtung nur vorübergehend Abhilfe schafft; um den Monolithen auszuhebeln müsste man im Einflussbereich der dämonischen Magie die gesamte Lichtung aufwühlen und jede einzelne Knolle ans Tageslicht tragen und einzeln vernichten, ohne dem Zauber der Lilien oder der Stele zu erliegen). Zwischen den Ranken liegen frische, halbverweste und skelettierte Leichname, sowohl von Tieren als auch von einigen Kulturschaffenden, allerdings werden die wenigsten davon auch hier im Dschungel sonderlich alt, denn die Verrottung geht schnell vonstatten.

Perfide ist, dass die Stele durchaus Geheimnisse preisgeben kann und mit einem realen Wissen lockt und das auf vielfältige Weise. Nicht nur in Schrift, sondern auch in Ton und Duft gibt sie Erkenntnisse preis – unter anderem ein Hinweis auf das Alter der Stele, die wohl auch fähig war und ist Geschuppte, Insektoide oder gänzlich andersartige Wesen, die sich nicht auf die übliche Form schriftlicher/verbaler Kommunikation verlassen, zu ködern – die jedoch nur dem offenbar werden, der seinen Geist dem Einfluss öffnet. Viele Wissende mögen also durchaus sehenden Auges den Blutzoll bezahlt haben, den es braucht, um an die unzähligen Geheimnisse zu gelangen – die dann noch in Lug und Wahrheit geteilt werden müssen, aber auf andere Weise gar nicht zu erfahren wären – wenn auch vermutlich deutlich mehr dem Locken durch Zufall oder Hybris zum Opfer gefallen sind und nun als verdammte Seelen, in den Spiegelhallen Amazeroths, zu seinem Kabinett der Trugbilder gehören.
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Re: Sumaros kleine Schreibstube

Ungelesener Beitrag von Sumaro »

Hier eine Szene die ich zum Bankett vor dem Beginn des Donnersturm-Rennens in Aranien (AB Donner und Sturm) geschrieben habe. Der Sultan von Barburin empfängt seine Gäste. Einer davon ist natürlich ein SC (der werte Herr Rodiak), aber vielleicht kann diese Szene auch von anderen Runden adaptiert oder als Inspiration genutzt werden. Das Abenteuer hat dazu nur einen Outgame-Text den ich hier freizügig ausstaffiert habe. Danke für den Auftrag, der hat mir sehr viel Spaß gemacht.

Das Bankett im Palast der Sterne – Ansprache des Sultans

Die seidenen Vorhänge bauschen im sanften Abendwind, dessen warme Brise den Duft von Pfirsich und Arange aus den umliegenden Gärten mit sich trägt. Süß und lockend mischt sich dieser fruchtige Hauch mit dem Aroma des aranischen Tees, der in kostbaren Schalen aus Porzellan den erlesenen Gästen dargereicht wird. Auf niedrigen Tischen sind Köstlichkeiten aus dem Land der ersten Sonne und von den fruchtbaren Feldern Araniens aufgedeckt. Straußeneier, aufgeschlagen und in der eigenen Schale nahe dem Herdfeuer stocken gelassen, gewürzt mit Meersalz und Paprika, Fleisch von Hammel, Lamm und Kamel, gesotten, gebraten und über dem offenen Feuer gegrillt, mariniert in pikanten Gewürzen, karamellisierte Fruchtscheiben, gewendet in Splittern von Mandel und Nuss, salzig-geschäumter Weichkäse aus Ziegen- und Schafsmilch, duftendes helles Fladenbrot, bestreut mit Sesam und Mohn und noch viele andere Gaumenfreuden bietet der Sultan von Barburin seinen Gästen, die vom edelsten Stand, Geblüt und Berufung sind.
Seit dem Morgen angefacht und zu einer beständigen Glut geschürt erhellt die Feuerstelle mitten im Raum den Saray al'Namji, den Palast der Sterne, denn jetzt im Schein des Feuers glänzen die unzähligen Halbedelsteine, die in Wände und Decke eingefasst wurden, wie das Himmelszelt bei Nacht und über dem Feuer selbst, im Zentrum des Saales, leuchtet das Schwert der Rondra, ihrem Sternbild im Zwölfkreis nachempfunden. Eilfertige Diener geben sich jede Mühe Wünsche von den Augen abzulesen und ansonsten so wenig präsent zu sein, dass man beinahe glauben könnte, eifrige Dschinne würden die Schalen und Krüge mit Speis und Trank nachfüllen. Nahe den geöffneten, mannshohen Fenstern, die mit seidenen Schleiern verhangen sind, sitzen auf samtenen Kissen Künstler und Barden, deren Spiel mit Khabas-Flöte, Trommel und Zither, sanfte Musik in den Raum fließen lässt.
Bevor sich die geladenen Gäste jedoch einander zuwenden, zieht ein Klatschen die Aufmerksamkeit der Menge auf sich. Der Sultan selbst, Merkan von Revennis, Vater der Mhaharani Shahi Eleonora, Gastgeber und Herr des Palasts der Sterne, tritt vor. Würdig haben die Jahre der Regentschaft den Sultan altern lassen, der bald siebzig Götterläufe auf Dere weilt. Das einstmals schwarze Haar ist noch so voll wie in den Tagen der Jugend, doch nun von einem fast durchgängigen silbergrau. Die Augen, eingefasst von unzähligen kleinen Fältchen, blicken ungetrübt und scharfsinnig wie eh und je in die Runde. Eine Geste, einladend und großmütig lässt die Edelsteine auf den weiten Ärmel seines aus Brokat gewebten Kaftans, im Licht funkeln. Seine Lippen, umrahmt von dem säuberlich gestutzten Bart, formen ein einnehmendes, gastfreundliches Lächeln, bevor er zu sprechen anhebt.
„Mharhaba, willkommen, meine Gäste, meine Freunde, stolze Söhne und Töchter der Rondra, Wettstreiter ihrer heiligen Queste, Suchende auf dem Pfad der Einsicht. Geehrt und gerührt fühle ich mich, dass so viele meiner Einladung folgten und so große Männer und Frauen mein bescheidenes Heim mit Glanz und Freude erfüllen.“ Sein Blick schweift über die versammelten Gäste hinweg, unter denen sich solche befinden, deren Namen man in beinahe jedem Winkel Aventuriens kennt.
„Marharan Arkos Sha, mein Sohn im Blut und im Geiste, euch mein König, gilt mein erster Gruß und mein großer Respekt, denn eure Kühnheit hat uns durch dunkle Tage geführt und euren Mut erneut zu beweisen unter den prüfenden Augen der Herrin Rondra, ist eine Tat, die selbst Platz in den Legenden finden wird.“ Der Sultan neigt den Kopf in tiefer Ehrerbietung vor dem Herrscher Araniens, dem all die fruchtbaren Lande von den Küsten Elburums bis zu den Gipfeln Raschtulswalls untertan sind. Mit einem Lächeln erwidert der gekrönte König den Gruß, neigt das Haupt leicht, so dass die schwarzen Locken, die unter dem golddurchwirkten Turban hervorlugen, um die breiten Schultern tanzen.
„Möge die Herrin im Sturm mir verzeihen, doch selbst ein Vater der vielen Jahre, hat nicht die Weisheit zu erkennen, welcher der Streiterinnen der Schildlöwin Alverans die Ehre des zweiten Grußes gebührt. Darum erbitte ich mir Nachsicht, dass ich beide zugleich in meinem zweiten Gruß bedenke, denn gleichermaßen sehe ich Kampfgeist, Ehre und Weisheit in dem Schwert der Schwerter, Ayla vom Schattengrund, als auch in der Königin der stolzen Amazonen, Gilia von Kurkum und Yeshinna. Niemals war ich mehr berührt und geehrt von der Aufmerksamkeit der göttlichen Leuin, denn in diesen Tagen, da dieser alte Sultan die Ehre hat, euch als seine Gäste zu begrüßen zu dürfen.“ Überschwänglich scheinen die Worte des Herren von Barburin, doch der Sitte der Kinder Tulams gemäß, die auch in Aranien stets hochgehalten wurde, spricht er als Gastgeber die Worte mit Wahrheit im Herzen und mit einer ehrlichen Verehrung für die beiden genannten Streiterinnen. Das Schwert der Schwerter, gekleidet in Ornat und Würden, mit der heiligen Klinge Armalion gewappnet und einem Spiegelpanzer als Rüstung, lächelt warmherzig und nickt dem Sultan zu, während die Hochkönigin der Amazonen dem höfischen Zeremoniell mit einer gewissen distanzierten Kühle begegnet und lediglich den Kopf einen Hauch neigt, gerade weit genug, um es als Akzeptanz und Wohlwollen der Worte des schmeichelnden Sultans auszulegen.
„Den Friedensgruß salem aleikum entbietet dieser Vater der Gastfreundschaft, dem ehrenwerten und strebsamen Sohn des Sultans von Gorien, Emir Harayan ben Hasrabal. Einen weiten Weg seid ihr gekommen, teilzunehmen an einer Fahrt, die eine der heiligsten Zeremonien unserer Göttin von Ehre und Kampf ist. Möget ihr dies in eurem Herzen finden, wenn ihr gemeinsam mit den Streitern fahrt und möget ihr den euren berichten, dass Gastfreundschaft und Ehre Tugenden sind, die uns alle einen.“ Der gläubige Novadi, dessen Anwesenheit im Palast der Sterne sicherlich politischem Kalkül entspringt, führt die Faust zur Brust hin und zeigt ein wölfisches Lächeln auf den vernarbten Gesichtszügen, in dem beinahe eine Herausforderung zu liegen scheint. Die Ahnung von Krieg, die Scharmützel entlang der gorischen Grenzen und nicht zuletzt die Eroberung von Anchopal haben die Beziehungen zwischen Aranien und dem Sultanat des Hasrabal ben Yakuban zu einer sensiblen Thematik gemacht. Doch aus den Worten des Sultans ist vor allem eines ersichtlich, dass er dieses Rennen nicht mit der schnöden Anrüchigkeit politischen Geplänkels beflecken will, auch wenn dies vielleicht nicht alle in diesem Saal mit der gleichen spirituellen Gelassenheit sehen werden.
„Welch Freude und Stolz mein Herz erfüllt, kann selbst ein Mann mit Silberzunge kaum in Worte fassen, denn nun entbiete ich meine Grüße jenen Streitern und Fahrern, die aus der Heimat entstammen und die ihren Sultan mit dieser mutigen Tat und Herausforderung beweisen, wie wohl daran getan ist, die alten Traditionen der Keshal Hashinnah zu bewahren. Rondrina ay Bakrachal und Vitus Rodiak, eine Tochter und ein Sohn Barburins, euer Sultan könnte nicht stolzer als ein Vater sein, dass ihr euch der größten Queste stellt, die hier in Barburin durch Rondras Hand und Wort selbst ihren Anfang nahm.“ Die Achtung in den Worten des Sultans scheint zumindest Rondrina eine Last auf die Schultern zu legen, denn welche Erwartung man auch hegen mag, hier vertritt man die Ehre einer gesamten Stadt und eine Tradition, die fast zweitausend Götterläufe zurückreicht.
„Nicht vergessen und auch nicht ungenannt und ungegrüßt jedoch sollen jene bleiben, die aus fernen Landen angereist sind, der großen Tradition und dem Ruf der Herausforderung folgend. Willkommen heiße ich Yppolita von Gareth, deren Name im Hippodrom zu Gareth von tausenden Kehle in Begeisterung gerufen wurde. Willkommen Praia vom Großen Fluss, tapfere Schwertlöwin der Herrin Rondra, euch vor allen anderen wünsche ich Erkenntnis und Weisheit aus dieser Wettfahrt, die unserer Göttin so heilig ist, wie die höchsten Feiertage ihres Kirchenjahres gemeinsam. Willkommen Gerborod der Weiße, der selbst diesen Sultan der Jahre beschämt, denn dies ist das dritte Rennen des heiligen Donnersturms, zu dem er aufbricht und obwohl weißbärtig und reich an Götterläufen der Erfahrung, voller Kraft und Ausdauer, die meine Verehrung und, wie ich gestehen muss, meinen Neid wecken.“ Das herzlichen Lächeln auf den Lippen des Sultans nimmt den Worten jede Schärfe und sein Blick, der über die Gestalten gleitet verharrt in der Tat am längsten an jenem Fahrer, der bereits die achtzig Götterläufe auf seine Schultern geladen haben muss und dennoch rüstig, den Blick des Sultans klar und offen erwidert.
„Doch lange genug haben wir nun gesprochen, lange genug habt ihr den Worten eines alten Sultans gelauscht. Söhne, Töchter, Väter, Mütter von Stolz und Stärke, möge die Herrin Rondra, die göttliche Löwin euch alle segnen und möge die Herrin Radscha ihre Freude mit uns teilen. Seid meine Gäste. Speist und trinkt, tanzt und lacht, denn heute Nacht feiern wird zur Ehre der Götter.“ Erneut klatscht er in die Hände und die Musik, die leise im Hintergrund seiner Worte plätscherte, spielt lauter auf. Ungenannt bleiben einige Namen von Herausforderern, die sich dieser Fahrt stellen wollen, doch eingeladen hat er sie alle nach gutem, alten Recht. Das Bankett hat begonnen.
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erik
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Re: Sumaros kleine Schreibstube

Ungelesener Beitrag von erik »

Herzlichen Dank an Sumaro für den stimmungsvollen Text!
Meine Gruppe startete am zurückliegenden Wochenende in das Abenteuer Donner und Sturm. In der Vorbesprechung waren die ersten Fragen einiger Helden im Stile von "...und wer bezahlt uns die ganzen Auslagen?"...Für mich war also eine wichtige Mission: den Helden nahebringen welch eine Ehre es ist an diesem prestigeträchtigen Rennen teilzunehmen. Ich wollte also die Bankettszene ein wenig ausgestalten, wobei ich an meine Grenzen stieß.

An dieser Stelle kam dann meine Bitte an Sumaro und seine wunderbare Umsetzung! Für meine Spieler war die Szene sehr lebhaft, sie waren sehr beeindruckt von der hohen Gesellschaft in der sie sich befanden (was maßgeblich mit der detaillierten und prunkvollen Beschreibung des Palastes und der allgemeinen Situation im Palast zusammenhing). Zusammen mit entsprechenden Leckereien, zu denen ich mich vom Text habe inspirieren lassen, konnte das Ambiente sehr gut an den Spieltisch transportiert werden. Ich denke meine Helden haben das Bankett sehr genossen, wenn es auch ein recht neues Terrain für sie war und ist.

Musikalisch untermalt habe ich die Szene mit


Ich habe mich im Vorfeld sehr auf den Einsatz der Szene gefreut und bei meinen Spielern ist sie sehr gut angekommen! :)

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Sumaro
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Re: Sumaros kleine Schreibstube

Ungelesener Beitrag von Sumaro »

Hier ein weiterer "Schrein", um den ich gebeten wurde und den ich mit sehr viel Freude gestaltet habe. Wer solche Anliegen hat, kann gerne jederzeit an mich herantreten :-)

Schrein der Thargunitoth – Der Heiler des Todes

Fahle Strahlen blassen Lichts, gräulich und leer, fallen durch die Ritzen zwischen Brettern und hölzernen Ziegeln. Staub tanzt glanzlos in der modrig-feuchten Luft, die schwer vom Geruch gammelnden Fisches und feuchten Teers ist. Ächzend seufzen die Balken, die aus der gähnenden Dunkelheit des Dachstuhls ragen, beim Zerren des auffrischenden Windes. Die Lagerhalle, eingebettet zwischen unzähligen anderen, im nebligen Halbschatten der mondbeschienenen Nacht liegend, ist gefüllt mit Kisten und Fässern, die gestapelt und mit Seilen aneinander gebunden, vergebens darauf warten an irgendeinem Morgen von kräftigen Händen auf eines der unzähligen Flussschiffe geladen zu werden. Enge Pfade führen zwischen den Lagerständen hindurch, finstere Gassen im schattigen Dunkel der Halle, in denen kaum zwei Männer nebeneinander gehen können. Schritte hallen dumpf auf dem hölzernen Boden, überzogen mit dem Schlamm von hunderten und tausenden Stiefeln, Schuhen und Gamaschen, die ihn festgetreten und zum verkrusteten Belag der Halle gestampft haben. Ein Irrgarten aus schmalen Wegen verläuft sich zwischen Inventar und Altware, die seit Monden, vielleicht gar Jahren nicht mehr berührt wurde. Halbfingerdick und klebrig hat sich Dreck und Staub als modrige Schmiere auf die ungeschützten Kisten gelegt und reibt sich an der Kleidung allzu unvorsichtiger Besucher ab.
Düsternis liegt ebenso erstickend wie der zunehmend erdigere Geruch auf den Sinnen. Von den hölzernen Wänden aus gewachstem Leder und teergedichteten Hölzern gedämpft, bleiben die Geräusche des Draußen zurück und zunehmend breitet sich eine drückende Beklommenheit aus. Diffus flackert das Licht von Laternen, wo Fackelfeuer eine Gefahr für Leib und Leben bedeutet, sollte es auf die zundertrockenen geflochtenen Stricke übergreifen, mit denen hier alles verbunden und verknotet ist. Beinahe unvermittelt erreicht man eine Tür, nicht verborgen, aber leicht zu übersehen, zwischen gestapelten Planen aus Segeltuch und Bündeln von Rudern und Stakstöcken. Ein gusseiserner Riegel, glänzend vom Schmierfett sorgfältiger Pflege, lässt sich lautlos zurückschieben, um die von stabilen Beschlägen gestärkte Tür, im rückwärtigen Bereich der Halle, aufzudrücken. Mit dem Luftzug der nach innen schwingende Pforte treibt ein scharfer Geruch von beißendem Alkohol hinaus, unterlegt mit einer süßlich-klebrigen Note, die an ein Stück überreifes, saftig gärendes Fleisch erinnert, welches in feuchter Wärme dumpf brütend gelagert wurde.

Der Lichtschein fällt auf einen Raum, kaum zwei Schritte hoch, die Decke niederdrückend und zudem behangen mit zahlreichen baumelnden Laternen, in denen bleigraue Kerzen darauf warten ein ebensolches Licht zu spenden. Der schweifende Schein des eigenen Lichts enthüllt in ungnädiger Offenheit die grausige Enge des Raumes. Mit akribischer Sorgsamkeit wurden die Tische drapiert und Schränke ausstaffiert, eiserne Wannen warten unter jedem der Tische darauf gefüllt zu werden. Blitzend poliertes Schlachterwerkzeug ist an Haken über den Arbeitsflächen aufgehangen, schnell zu greifen, ebenso wie die in sortierten Bündeln gefassten Utensilien eines chirurgisch tätigen Medicus, die in ledernen Mappen aufgeklappt und einsatzbereit scheinen. Flecken von dunklem, sattem Rostbraun sind tief in die glatte Oberfläche der Tische eingezogen. In den Wannen sind auf den geschrubbten Rändern noch immer Spritzer von braun und schwarz zu finden, die offenkundig auch mit sorgfältigem Bürsten nicht mehr zu entfernen sind. Jeder einzelne Tisch trägt seine eigenen Werkzeuge. Dort Knochensäge und Hackbeil, hier Wetzstein und feinste Rasierklingen, drüben feine, langstielige Nadeln, sorgsam geschliffene Kürschnermesser und kleine metallene Hämmerchen.
Tiegel und Phiolen stehen griffbereit, in ihrem Inneren milchige und klare Flüssigkeiten, sämige Pasten und wächserne Schmiere, deren Duft an Bienenwachs und das stechende Aroma gereiften Sauerteigs erinnert. Im Schatten der Tür liegend, erwarten Pergamente und Bögen von Papier, mit Kohlestift und Schreibfeder beschriftet und gezeichnet den des Lesens kundigen Betrachter. Was beim Anblick der Tische Ahnung war, wird bei den engen Zeilen und den säuberlichen Zeichnungen, vom Innersten eines Menschenleibes, schaurige Gewissheit. Ein wacher und unglaublich präziser Verstand hat hier festgehalten, welche Werke er mit kundiger Hand vollbringen kann. Muskelstränge, Knochensitze, Skizzen von Hirn und Herz, allem was den Menschen zusammenhält, ist in wissenschaftlicher Genauigkeit festgehalten und an den Rändern mit schmuckvollen Zierrunen versehen, die ebenso wie die Tusche mit geschrieben wurde, im trägen Bleigrau gehalten sind, ausgeschmückt worden. Eisige Schauer rieseln den Rücken hinab, als das Zeichen ein ums andere Mal wiederholt und dann offenbar wird, dass jedes noch so kleine Stück von der Werkbank des Menschenfleischers bis hin zu den filigranen Schnittmessern des ärztlichen Bestecks ähnliche Glyphen trägt. Nur dem kundigen Auge mag die Bedeutung wahrlich bewusst sein, doch wer ein solches Symbol einmal erkennt, der vergisst es nicht: Aroqa, Fanal des Nicht-Todes.
Für einen Moment drängt sich, mit der Erkenntnis, der Schrecken in den Verstand. Klatschend landen Eingeweide, gewogen und gemessen, dann mit scharfen Messer herausgetrennt, in der eisernen Wanne. Filigrane Hände wühlen im Leib einer stattlichen Weiblichkeit, greifen blutverschmiert zur Knochensäge, setzen mit routinierter Überlegung an den unteren Rippenbögen an und beginnen ratschend den Brustkorb aufzutrennen, nach dem Herzen strebend, das so voller Güte und stark schlagend, gesund und ohne Verwachsung war. Geisterhaftes Seufzen begleitet den Eindruck, der ebenso verfliegt wie der Gestank nach Innereien und gärendem Fleisch. Nur penible Sauberkeit bleibt zurück und ein brennendes Licht, ätherisch flackernd, in einer der Laternen. Nicht von Menschenhand entzündet und so blassgrau wie die wächserne Haut eines Verstorbenen.
Aroqa, das Symbol des Nicht-Sterben. Sorgsam trennt das Kürschnermesser Haut von Muskelfleisch und Fettgewebe. Kaum noch Blut benetzt die samtige Hülle, die einstmals eine zierliche Bürgerstochter kleidete. Schlanke Finger massieren eine fädenziehende Paste ein, bewahren was nicht verfallen darf, begleitet von einem schmallippigem Lächeln, während der restliche Leib sorgsam zertrennt und ausgeschlachtet, seinen Weg in die eiserne Wanne findet.
Bilder verblassen, doch eine zweite Kerze brennt in unheiligem Schein. Wispernde Gewissheit bahnt sich den Weg in das Bewusstsein der Wissenden. Die Tür ächzt im Luftzug, fällt in gemächlicher Trägheit zu.
Aroqa, Gebot des Nicht-Vergessens. Die Nadel glänzt blassbunt im fahlen Kerzenschein. Der Faden ist nicht mehr als eine Ahnung in der Luft, so dünn gezogen in Stunden und Stunden der Nacht über geisterhaften Flammen aus dem Klumpen Knochenblei. Nur so wenig braucht es, nur so wenig. Stich um Stich, in das weiche Fleisch, in die akribisch gesammelten Sehnen, in die Stränge von Muskeln und die milchig-samtige Haut. Stich um Stich, fügt es zusammen. Stich um Stich, während die starren Augen von herrlichem taubenblau in klarer Flüssigkeit treibend, beobachten bis ihre Zeit gekommen ist. Stich um Stich, Naht um Naht, die Wannen voll vom Blut, die Wannen voll vom Körper, der nichts wert war, außer die taubenblauen Augen. Sie schauen und warten. Flackernd erwacht eine Kerze zum Leben. Zum Nicht-Leben, zum Nicht-Tod, zum Nicht-Sterben, zum Nicht-Vergessen. Aroqa...


Konzept:

Dieser Ort, an dem der Herrin des Untodes eine besonderer Art der Verehrung zuteil wird, zeichnet sich nicht durch das banale Grauen der wandelnden Toten oder die vernichtende Finsternis von Alptraumwelten aus, sondern ist mehr auf den Aspekt des Drängenden Verlangens des Menschen nach Unsterblichkeit und nach Überwindung des Todes ausgerichtet. Wissenschaft und Dämonenmacht verweben sich zu einer beinahe untrennbaren Einheit, in der sich verbotenes, aber nicht verdorbenes Wissen, mit der Essenz des Nicht-Sterbens beschäftigt.

Überlegungen hinter den Beschreibungen werde ich im folgenden kurz erläutern. Der Raum selbst birgt keinen direkten Schrecken sondern viel mehr wird die Vorstellung der Spieler/SC befeuert, in dem sie im ersten Teil quasi Zeit haben sich selbst auszumalen, was hier passiert sein könnte, was diese „Werkzeuge“ und Arrangements bedeuten. Der Grundgedanke soll sich langsam auf Basis der Beschreibungen der Handwerkzeugs des Bösen manifestieren und zunächst etwas sehr profan-schreckliches haben.
Jedoch kommt kein Kultraum wirklich ohne einen Funken dämonischer Kraft aus. Auch hier habe ich mich vor allem von dem Gedanken an die Kraft der Aroqa-Rune (einer nekromantischen Rune aus den dunklen Zeiten, die vom schwarzen Drachen für sehr machtvolle Banner etc. genutzt wurde) inspirieren lassen, ebenso wie vom subtilen Einfluss der Unmetalle der Erzdämonen, in diesem Fall dem Knochenblei. Dieses dient in der weiteren Beschreibung unter anderem als Zusatz der Tusche/Tinte mit der die Aufzeichnungen des Kultisten vorgenommen wurden, wie auch als Bestandteil der Laternen und nicht zuletzt als verknüpfendes Element für seine „Großtat“ in Form eines feingezogenen Garns.
Das Knochenblei gemeinsam mit den latenten dämonischen Kräften des Kultisten sowie der besonders qualvollen Umstände zum Tod der Opfer führt dann auch letztlich zu dem, was den letzten Teil der Beschreibung prägt, die aufflammenden Kerzen aus bleigrauem Wachs und den „Visionen“, die quasi Momentaufnahmen und Erinnerungen aus der Zeit direkt nach dem Tod der Opfer sind. Hier ist der Hintergrund folgender. Bei der Aufgabe des Kultisten, einen neuen Körper zu schaffen, kann er die Seelen, die vielleicht an einem solch bedeutsamen Teil des Leibes hängen würden (und damit sein Werk beseelen wollen könnten) nicht gebrauchen. Stattdessen hat er mittels Aroqa-Rune und Knochenblei exakt für diesen Zweck die Kerzengefängnisse geschaffen. In diesen verfangen sich die gemarteten Seelen der Opfer und bleiben als eine Form von Irrlicht hängen. Hier soll auch der sonst so oft übersehene Aspekt der Herrschaft über Geister zum Tragen kommen, der Thargunitoth zu eigen ist und die Marter der Opfer noch über den Tod hinaus besonders grausam macht. Nicht nur werden sie auf bestialische Weise missbraucht und getötet, das Trauma und die dämonischen Kräfte halten auch ihre Seele im Diesseits und binden sie zugleich als Zeugen in die Laternen, wo sie nicht mehr tun können als Licht zu sein für den Kultisten und sein finsteres Machwerk, der daraus vielleicht sogar noch einen speziellen Gewinn zieht (z.B. dass er sein Ritual nur im Schein eines Irrlichts durchführen kann oder das bestimmte Passagen von TGT-Affinen Schriftrollen etc. sich nur im Geisterlicht offenbaren, als „dämonische“ Geheimtinte).
Die blassbunte Nadel des Kultisten ist dabei natürlich das Geistermetall Mindorium und vielleicht ebenso Paktgabe wie Geisterkerker für was auch immer später das endgültige Kunstwerk beseelen mag.
Wen Musik inspiriert, dies waren die Stücke, die ich beim Schreiben gehört habe:
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Sumaro
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Re: Sumaros kleine Schreibstube

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Ritual des Khelevathan

Trommelschlag erklingt aus der Tiefe. Hektisch und dumpf,untermalt vom kehligen Gesang vereinzelter Stimmen. Diffuses Licht, rötlich und flackernd schimmert auf den ausgetretenen und, von unzähligen Schritten glattpolierten, Stufen der engen Treppe. Ein Geruch von Moschus, Schweiß und glühender Kohle liegt in der Luft, macht sie schwer und stickig. Feuchtes Klatschen, wie Fleisch auf Fleisch mischt sich unter die Geräusche, den Gesang und den Rhythmus der Trommeln. Stöhnende Laute voller brünstiger Lust, abgehakt und teilweise halb erstickt, fügen dem Klang ihre eigene Melodie hinzu, nur ab und an unterbrochen von einem spitzen Schrei in dem Schmerz und Wollust gleichermaßen zu liegen scheint.

Die letzten Schritte führen durch einen Bogen aus dunklem Stein,in den Symbole alter Zeit eingekerbt sind, Zeichen die nicht dem alten Tulamidya sondern dem verrufenen Zelemja zu entspringen scheinen. Der Blick bleibt jedoch kaum zwei Herzschläge auf diesen Zeichen ruhen, denn was am anderen Ende der großen Grotte geschieht,weckt eine perverse Art von Faszination und Abscheu, in jedem wohl in anderem Maße. Nackte, schweißglänzende Leiber biegen sich im Fackelschein im Takt der Trommeln, reiben sich, drängen sich aneinander, übereinander, ineinander. Verzerrte Gesichter voller schmerzhafter Lust werden vom flackernden Licht der Fackeln und Glutschalen beschienen. Schwere, erdige Süße mischt sich unter Moschus und Rauch. Ein Geschmack von kupfernem Blut und salzigem Schweiß legt sich auf die Zunge und prickelt verlockend im Rachen. Kaum scheint es möglich den Blick abzuwenden von dem Schauspiel der miteinander verflochtenen Körper, deren Zahl nur zu schätzen ist,sind es doch sicherlich ein Dutzend, die sich dort um einen steinernen Altar drängen.

Inmitten der sich windenden Körper biegt sich eine dunkelhaarige Frau, der geschmeidige Leib glänzend und funkelnd wie seidige Bronze, das schwarze Haar mit jedem wild-ekstatischen Beben um ihre Schultern und das Gesicht tanzend. Perlen von Schweiß rinnen über die wohlgeformten Brüste, den flachen Bauch hinab, tropfen auf den Leib der unter ihr liegenden Gestalt. Kupfern blitzt etwas in ihrer Hand auf, als sie den Arm in anmutiger Geste hebt und gleich darauf niederfahren lässt. Ekstatisch schreit die Menge, gepeinigt die Gestalt, deren Haut gerade von der funkelnden Klinge des archaischen Dolches durchstoßen wurde. Erneut bäumt sich die Führerin der Menge auf, wirft das Haar zurück und lässt einen Tropfen Blut von der Klinge auf ihre Lippen fallen. Dieses Gesicht, im Halbschatten der Glutschalen nur im Profil zu sehen, weckt Erinnerungen. Doch beinahe scheint es als wolle der Geist sich nicht fügen, der Verstand nicht die Kontrolle übernehmen, sondern viel mehr der Körper selbst in den Reigen hineingetrieben werden.

Hinter dem Altar, Teil des Kreises und ihn doch schattenhaft überragend, steht eine Statue. Es ist weniger ein Mensch als vielmehr eine gehörnte Bestie, ein Wesen halb Widder, halb Mann, die gewundenen Hörner angriffslustig gesenkt, die Muskeln unter dem borstigen Fell angespannt und hervortretend, die Augen grünlich blitzend, der mächtige Phallus als Symbol der Dominanz aufragend. Im rötlichen Schein der Glutschalen wirkt es beinahe auf monströse Art lebendig. Seitlich von ihm, nicht Teil des Reigens von bebenden Körpern, aber ebenso nackt, stehen sehnige Männer. Rhythmisch schlagen sie die bauchigen Trommeln und werfen Bündel von Kräutern in die glühenden Kohlen, während ihre haarigen Leiber vom glänzendem Schweiß überzogen sind und ihre wilden Blicke sich hungrig auf das Treiben vor ihnen richten.

Zu den Füßen des Mannwidders, dessen Pranke einen Stab hält, ähnlich dem behütenden Stock eines Hirten, winden sich zwei Frauen. Ihre Körper, bloß und verletzlich, überzogen von Striemen und Schnitten, gekettet an die Hufe der Statue. Eine hebt den Blick euch entgegen. Fatjona! Noch während die Erkenntnis sich ausbreitet, klatscht erneut Leder durchzogen von metallischen Splittern auf gebräunte Haut. Mit einem Laut voller Qual wirft die Gekettete den Kopf in den Nacken, während die Gerte der nackten Reiterin auf dem Altar, zärtlich ihren Rücken kost. Den blitzenden Dolch in der einen, die dunkle Gerte in der anderen Hand, wendet sie nun ihren Blick zu der Gestalt zwischen ihren Schenkeln. Die Kultführerin lächelt mit der lüsternen Boshaftigkeit einer verdorbenen Seele. Durch den flirrenden Rauch der Glutschalen wirkt es fast so als würde die Statue hinter ihr wollüstig beben, bereit ihre steinerne Existenz abzuwerfen.
Abseits der sich windenden Leiber, der bebenden Körper und der qualvollen Ekstase, dort wo das Licht von glühenden Kohlen und flackernden Fackeln kaum mehr hinreicht, erahnt man Schemen in der Dunkelheit der Grotte. Verdrehte Gestalten, die leblos und gebrochen zur Seite geschafft wurden, wenn sie ihren Zweck getan haben und das blutige Schauspiel den Höhepunkt gefunden hat. Nackte Tote, geziert mit Peitschenmalen, Bissen und Kratzern, die nur allzu deutlich beweisen, wie diese verbotene Orgie für jene enden wird die zu Füßen der Bestie gekettet wurden...


Konzept:

Gewünscht war eine Stimmungstext zu einem belkelelaffinen Ritual zu Ehren eines mehrgehörnten Dämons unterhalb von Fasar, in dem sich die blutige Ekstase und die Rücksichtslosigkeit der Herrin der verdorbenen Gelüste zeigt. Es sollte vor allem die Stimmung und Atmosphäre des bedrückenden Ortes und des Rituals eingefangen werden, während dem man Menschenopfer bringt, um einen Dämon zu befreien. Dabei habe ich versucht durchaus die Fantasie der Spieler selbst anzuregen, ohne viel davon wirklich "explizit" zu formulieren.

Ich freue mich immer über Feedback und Kritik. :)
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Re: Sumaros kleine Schreibstube

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Hi, in meinem Adventurien werden die Helden bald Zeugen von der "Aktivierung" eines der 6 Erben des Zorns Pyrdacors. Genauer des Humus. (Keine Drachenchronik, aber etwa zur selben Zeit).

Die Helden kämpfen oder schleichen sich in eine Achaz Stadt, die gerade in den Echsensümpfen gebaut wird und relativ fertig ist, und gerade, als sie die sehr große offene Fläche im Innenhof (gut 1-2 km² offene Fläche) erreichen, sehen die Helden wie etwa in der Mitte der Fläche ein Zirkel Achaz ein Ritual aufführt und damit den Erben desZorns des Humus erweckt und es sich in einen rießigen Drachen verwandelt. Das Wetter verändert sich, Druchwelle, Magiegespür spielt verrückt, markerschütterndes Brüllen etc.

Eine Beschreibung, die den Helden das Herz in die Hose sacken lässt und sie sich entweder in einer Hütte verkriechen und abwarten oder direkt wieder das Weite suchen wäre toll ^^ ;-)
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Sumaro
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Re: Sumaros kleine Schreibstube

Ungelesener Beitrag von Sumaro »

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Re: Sumaros kleine Schreibstube

Ungelesener Beitrag von Sumaro »

Hier eine Geschichte zum Hintergrund eines Charakters um die ich von "Gottkönig" gebeten wurde, dargereicht als Erzählung eines Haimamud. Ich hoffe sie gefällt. :)


Hintergrundgeschichte einer aranischen Balayanim Shilaldara saba Sybia


„Nur keine Scheu, Effendi. Kommt herbei, setzt euch auf die Kisten, heute Mittag meint es der Herr Praios gut mit uns und hier im Schatten lässt es sich weit besser ruhen. Hört zu und lauscht, denn ebenda wollte ich eine Geschichte beginnen, euch und allen hier zur Unterhaltung bestimmt, so die Worte eines alten Haimamud euch zu erfreuen vermögen. Es ist eine Geschichte, die ihren Anfang nimmt im schönen Elburum, der weißen Stadt am Meer der Perlen.

Es war der zweimal siebte Tag im Mond des listigen Feqz, im Jahre 988 nach dem Fall des stolzen Bosparan durch den mutigen Kaiser Raul. An jenem Tag erblickte ein Kind das Licht der Welt, Shilaldara, Tochter der anmutigen Sharisad Sybia saba Fadime und des gerissenen Teppichhändlers Rukeyef ibn Izmaban, die von den beiden Gaben ihrer Eltern gleichermaßen beglückt und von den Göttern mit einem strebsamen und treibenden Wesen gesegnet wurde. Das Mädchen, Zweitgeborene in den Landen Araniens, war ein Segen für die Familie, die den milden Göttinnen Rahja und Tsa, Peraine und Travia, Dank aussprachen und es waren freudige Tage im Haus der Sybia saba Fadime, die voller Stolz auf ihr Kind blickte, welches die Welt mit dunklen Augen und fröhlichem Glucksen betrachtete und so das Herz der Eltern im Sturm eroberte.

Einzig und allein ihr Bruder, der Erstgeborene und jetzt um seinen Platz betrogene Jüngling Faruk Nazir ibn Rukeyef, besah sich seine Schwester mit Argwohn und der beginnenden Eifersucht eines Burschen, der mit einem solch kleinen Wesen kaum etwas anzufangen vermochte. Denn Faruk war bereits vierzehn Götterläufe alt und damit auf dem besten Weg zum Manne. Sogar bis zur Lehre in der Klingenschule der ehrenwerte Fürstenfamilie hatte er es gebracht und wurde ausgebildet an Körper und Geist den Khunchomer zu führen und die Ehre seiner Heimat Aranien zu verteidigen. Und weil er stolz war auf diese Taten, da wusste er, dass er nun, wo seine Schwester geboren war, noch weit mehr würde tun müssen, um seinen Eltern Ehre und Freude zu bringen. Denn wisst ihr, werte Effendi, dass in Aranien das Wort einer Frau mehr Gewicht trägt, als das Wort eines Mannes, und dass die Tochter stets das Erbe erhält, nicht der Sohn, wie es anderswo in den Landen der Kinder Tulams Brauch ist.

Reichlich gesegnet war die junge Shilaldara, mit der Geschmeidigkeit ihrer Mutter und dem wachen Geist des Vaters, kaum ein Tag verging, an dem sie nicht mit Neugierde die Welt ein Stück weit mehr erkundete. Jene Tage der Jugend waren glücklich und beinahe unbeschwert, denn Wohlstand und Glück waren bei der Familie. Mit dem Ungestüm der Kindheit erkundete die Tochter des wilden Windes die Gassen ihrer Heimat. Sogar ihr Bruder, der in den Jahren der Mannbarkeit zum Wächter der fürstlichen Familie berufen wurde und gen Zorgan zog, zum Spiegelpalast, konnte sich ihrem jugendlichen Charme und Zauber nicht entziehen, wenn auch stets nicht nur die Jahre des Lebens sondern auch der Kampf um die Anerkennung ihrer Eltern zwischen ihnen standen.

Doch die Unbeschwertheit und die Leichtigkeit schwand aus dem Leben des jungen Mädchens, die vom Wunsche ihrer Mutter her Sharisad hätte werden sollen, so wie diese dereinst gewesen war. Shilaldara war gerade im siebten Jahr ihres Lebens angelangt, und wie wir alle wissen gaben die Götter nicht umsonst jener Zahl die größte Macht in der Kunst der Magie, denn schicksalhaft erweist sich oft die Sieben, in Zauberei und in Astrologie. Auch für die ungestüme Tochter der Sybia brachte das siebte Jahr ihres Lebens Wandel. Wandel im Großen wie im Kleinen und es sollte alles verändern was gewesen war und was sein sollte.

Im Jahre 995 nach dem Falle Bosparans, rief die weise Mhaharani Sybia al'Naba, Herrin Araniens, die Unabhängigkeit aus vom Reiche Rauls und trennte alle Bande zu dem fernen Gareth, wo Kaiser Hal herrschte. Es kam eine Zeit der großen Unruhe, denn das Geflüster von Krieg zog durch das Land, fürchtete man doch den Zorn der Garether und die Wut des Kaisers, der erst im zweiten Jahr der Regentschaft seines Vater nachfolgte. Wenn die Furcht in die Herzen der Menschen Einzug hält, dann verändert sie diese und so war es auch bei Shilaldaras Eltern, die mehr von der Welt verstanden als ihre kleine Tochter. Mit der Sorge um ihren Sohn auf dem Gemüt und der Liebe für ihre Heimat im Herzen blickten sie nun auf das kleine Mädchen, dessen wildes Temperament und deren geschmeidige Anmut bereits jetzt einen großen Weg vorherzusagen schien.

Was also sollten sie tun mit ihrer Tochter, die reichlich beschenkt war von den milden Göttinnen mit ihrer Geburt und in der doch auch der Segen der wilden Sturmgöttin brauste, wie sich mit immer mehr Jahren, die ins Land strichen, deutlich zeigte. Weil sie keinen Rat wussten, wandte sich schließlich Sybia saba Fadime an eine vertraute Freundin aus den alten Tagen, als sie noch tanzte und die Herzen der Männer und Frauen mit Grazie erfreute. Eine Schwester der Sterne nannte sich die weise Freundin, eine Seherin von Heute und Morgen, so hieß man sie, und Sybia war bereit ihrem hellsichtigen Blick das Schicksal ihrer Tochter anzuvertrauen. Denn allzu unsicher schien die Zukunft und allzu sorgenvoll war die Mutter, dass sie die Gaben ihres Mädchens verschwendet sehen könnte, wenn sie den falschen Weg wählte. Rukeyef ibn Izmaban jedoch wollte die Zukunft seiner kostbaren Tochter und Erbin nicht dem Blick einer Wahrsagerin anvertrauen und haderte mit der Entscheidung seiner Frau. Doch als die Jahre ins Land zogen und sich allerorten seltsame Dinge ereigneten – wer kennt nicht die Geschichte wie der zaubermächtige Sultan Hasrabal die Tochter des Kalifen durch Dschinnenmacht aus dessen Palast entführen ließ – gab er dem Wunsch seiner Frau doch nach.

Im neunten Jahr ihres Lebens, welches fast ebenso bedeutsam sein sollte wie das siebte, denn neun ist drei mal drei und damit eine sehr machtvolle Zahl, reiste Shilaldara mit ihrer Mutter gemeinsam nach Zorgan, um dort die weise Frau zu treffen, aber auch um zu sehen zu was für einem prächtigen Mann ihr Bruder gereift war. Denn mittlerweile hatte er große Erfahrung gesammelt und meisterte die Klinge des Khunchomers mit einem Talent, das man selten sah. Freudig war er über den Besuch und doch wurde eben jene Freude getrübt, als seine Mutter zu ihm sprach, dass sie hierher gekommen war, um die Zukunft seiner Schwester beraten zu lassen. Denn noch immer war dort die Saat von Eifersucht und niemals hatte seine Mutter um seinetwillen den Weg von Elburums Küste zu den Toren des Spiegelpalasts auf sich genommen, geschweige denn ihre weise Freundin um Rat gebeten, seine Zukunft zu sehen. Doch er war ein erwachsener Mann und aufgewachsen unter den Augen der weisen Mhaharani, die eine starke Frau war und ist, so war sein Groll nur kurz, wenn auch der Stich im Herzen blieb. Er schloss seine kleine Schwester in die Arme und bot an gemeinsam den Weg zur weisen Frau zu finden. Sybia saba Fadime allerdings lehnte ab, denn dies war etwas, was nur zwischen ihr und Shilaldara sein sollte und so blieb Nazir erneut ausgeschlossen, wie seit den Jahren, seit denen er Elburum verlassen hatte.

Ihre Tochter an der Hand begab sie sich zum Haus der Seherin, die in Wohlstand und Ansehen lebte, denn anders als in vielen Reichen ehrt man in Aranien auch die Zauberinnen der Hexen und bringt ihrer Weitsicht und ihrer Leidenschaft Respekt entgegen. Zu dieser Zeit aber war die Freundin und Sternentochter nicht alleine in ihrem Heim, sondern hatte Besuch einer Schwester. Sie folgte nicht dem Weg der Seherinnen, sondern war eine Schönheit aus der Nacht, mit blauschwarzem Haar und Augen so dunkel und glutvoll wie angeheizte Kohlen. Während Sybia mit ihrer Freundin sprach, besah sich die Nachtschöne das Mädchen und lächelte ihr zu, fröhlich und neckisch, beinahe grinsend, wie es Katzen tun können, wenn sie mit einem Mäuschen spielen. Sie steckte dem Mädchen sogar Lakritze zu, legte dann aber einen Finger auf die roten Lippen und beschwor sie mit verschmitztem Zwinkern zu schweigen. Es war jener Tag im neunten Jahr des Lebens der Tochter des Teppichhändlers, da sich viele Dinge entscheiden sollten.

„Die Welt wird sich ändern. Am Horizont droht der Drache und wenn er sein Haupt erhebt wird es Krieg sein, der aufzieht. Das Schwert der Rondra ist erhoben und steht in den Sternen deiner Tochter, während die Stute sich nicht abgewandt, aber auch nicht zugewandt hat. Ich lese aus den Sternen, Vertraute Freundin, dass deine Tochter einen Weg gehen wird, der sie lehrt sich zu verteidigen und zu beschützen, was ihr am Herzen anvertraut ist.“ So las es die Sternenschwester aus den Horoskopen, die teures Silber gekostet hatten und die nun ausgebreitet waren. Sybias Herz wurde schwer bei diesen Worten, denn sie hatte die Furcht gehabt, so etwas zu hören und wünschte sich nichts mehr, als dass ihre Tochter mit Leidenschaft und Freude das Leben würde bestreiten können und nicht dem Handwerk der Waffen und das Kriegs anheim fiele, wie es schon ihrem Bruder geschehen war.

Die Nachtschöne hatte geschwiegen und zugesehen, jetzt aber hob sie eine Hand in anmutiger Geste und klimpernd machte der silberne Schmuck daran einen melodischen Klang, bevor sie sich vorbeugte und vertraulich sprach: „Schwester, ich bin keine Seherin der Sterne und das Morgen ist mir verborgen wie jedem anderen auch. Aber ich vermag zu erkennen, dass hier der Wunsch des Herzens und der Wunsch der Sterne sich vereinen lassen, wenn man nur das rechte Maß findet.“
Da horchte die Mutter auf, die den weiten Weg gekommen war, um die Zukunft ihrer Tochter zu sehen und blickte die schöne Frau an, die Frage in den Augen und auf der Zunge: „Aber wie soll dies gelingen, Freundin meiner Vertrauten? Ehrenvoll ist Barburin, die Schule hat Rondras Segen und doch will ich ihr meine Tochter nicht geben. Der Heimat treu sind die Wachen des Spiegelpalastes, doch schon meinen Sohn haben sie bekommen und zwei meiner Kinder ist selbst für die Mhaharani zu viel des Tributs! Was also wäre der Weg?“

Da lächelte die Schöne der Nacht in katzenhafter Weise und legte den Kopf zur Seite, so dass ihr Haar in nachtschwarzer Flut über die gebräunte Schulter fiel. „Wahr sprichst du und doch gibt es einen Weg. Denn den Weg der Rondra und der Rahja zu lehren gibt es eine, die es vermag und die ich Freundin nenne. Ishannah al'Kira ist ihr Name und sie tanzt mit dem Säbel und dem Fächer den Tanz des Flammenreihers. Ihr Name mag noch nicht allen bekannt sein, doch sie ist eine Meisterin in Elburum und du könntest deine Tochter nah der Heimat haben und zugleich den Sternen genüge tun.“ Wo zunächst noch Unglaube war, da hellte sich nun das Gesicht der Mutter auf, denn ihre Sorgen schienen fort gewischt. Elburum war die Heimat und so ihre Tochter keine Sharisad werden mochte, so war sie doch zumindest eine Tänzerin. So wurde es beschlossen an diesem Tag, dass der Weg der Shilaldara saba Sybia sie zu den fähigen Händen der Schwertmeisterin führen sollte.
Lediglich die weise Sternenschwester war misstrauisch, wollte aber die Freude ihrer Freundin nicht trüben und so wartete sie bis diese gegangen war, bevor sie ihre Schwester streng anblickte.
„Du hast doch etwas anderes vor, Nachtschöne. Sonst würdest du nicht diesen Rat gegeben haben.“
- „Liebste Seherin, die du das Heute und Morgen kennst, welche Absicht könnte ich vor dir und deinem Blick wohl verbergen?“ Auf diese Frage wusste sie keine Antwort, denn in der Tat sprachen die Horoskope nicht über die Nachtschöne und so blieb die Vermutung ungeprüft an diesem Tage.

Shilaldara aber begann mit dem zehnten Jahr ihres Lebens die Ausbildung in der Hand der Tänzerin des Flammenreihers und bald schon war es vorbei mit all der Unbeschwertheit, denn ihre Meisterin war ebenso streng wie anmutig und ebenso fordernd wie entschlossen. Teures Gold kostet die Ausbildung ihren Vater und obwohl er ein wohlhabender Mann war, war es kein leichtes all dies aufzubringen. Wie die Lehrjahre so sind, scheinen sie ewig zu sein, wenn man sie durchlebt, doch fliegen nur so dahin, wenn man zurückblickt. Denn die Tage waren erfüllt mit Anmut und Schweiß, die Nächte mit dem Lernen von Etikette und Haltung, sowie traumreichen Schlaf, in denen eine Zukunft Gestalt annahm, die von Abenteuern und holden Prinzen gefüllt war, letztere wartend auf die Rettung durch eine anmutige Maid, wie sie in Shilaldara heranwuchs.

Manche Weisen sagen, dass unsere Träume die Zukunft nicht nur zeigen, sondern sie sogar erdenken, dass sie die weißen Seiten Fatas', der Tochter Satinavs, des Führers des Zeitenschiffes, füllen und aus all den Hoffnungen, Wünschen und Fantasien das Morgen gewoben wird. Ob nun Wahrheit in diesen Sagen ist, vermag ein einfacher Haimamud, Vater der farbigen Worte, nicht einmal zu ahnen, doch für unsere heranwachsende Tochter der Sharisad und des Teppichhändlers, sollte es so sein.

Denn eines Tages begab es sich, dass ein solcher Prinz in ihr Leben trat, ein Jüngling von feinem, schneidigen Wuchs, mit Lockenhaar ganz wie aus tausend und einem Rausch geschrieben. Zwar war er kein wahrhaftiger Prinz, lediglich ein junger Edelmann, aber für Shilaldara hatte er all den Edelmut, den es brauchte, auch ohne von königlichem Blute zu sein.

Doch sooft sie auch einen Blick auf ihn warf, so wenig schien er sie selbst zu sehen und all ihrer Anmut und ihrer wendigen Kraft zum Trotz bemerkte er sie nicht. Nun war sie eine zweitgeborene Tochter, Augenstern ihres Vaters und Stolz ihrer Mutter, in ihrem Bestreben mit dem Ehrgeiz beseelt eines Tages ihren Bruder, den wehrhaften Palastwächter fordern zu können, doch über Prinzen wusste sie nichts. Vielleicht hätte sie diesen Prinzen auch vergessen, wäre nicht in diesen Tagen eine Freundin zu Besuch bei der Tänzerin des Flammenreihers gewesen. Eine Nachtschöne mit Haar so seidig wie der feinste Stoff und Lippen so rot wie die Sünde der rahjanischen Schleier. Eines Abends, als sie schweißgebadet von den Übungen kam, sah sie die Freundin der weisen Frau dort sitzen, ihr Lächeln noch immer so schön und verschmitzt wie dereinst. Da erinnerte sie sich an die Lakritze und das verschwiegene Schmunzeln und setzte sich zu der Nachtschönen. Obwohl diese nur lächelte und kein Wort sprach, klagte ihr Shilaldara das Leid, welches sie umtrieb. Sie erzählte von dem Prinzen und wie wenig er sie beachtete, davon wie sehr sie sich bemühte und wie geachtet sie war für ihren Anmut und ihre Eleganz.

„Mein Kind, willst du wahrlich, dass er dich sieht?“ fragte die Nachtschöne da mit sanfter Stimme, aus der nichts anderes als Fürsorge zu sprechen schien. „Dann vermag ich dir vielleicht zu helfen, denn wenn ich mich auf eines verstehe, so sind es die Prinzen und das was ihr Aufsehen erregt.“ Glück erfasste die junge Tänzerin des Flammenreihers in diesem Moment und sie vergaß ihre Sorgen. Eilig fragte sie was dies sein würde und ob die Nachtschöne sie dies lehren könne, so wie sie bereits den Tanz mit Fächer und Säbel gelernt habe.
„Sicherlich vermag ich es dich zu lehren, mehr aber noch vermag ich es dir zu schenken. Nichts anderes musst du tun, als mir zu folgen, um Mitternacht unter dem Madamond, dann werde ich dich lehren und beschenken. Denn ich habe dich auf diesen Pfad empfohlen und nicht gerne will ich sehen, wie dich unerwiderte Liebe in Trauer treibt.“ Shilaldara zögerte nur einen Moment, denn von Liebe hatte sie nicht sprechen wollen, aber von ihrem Prinzen ungesehen zu sein, dies wollte sie auch nicht bleiben und so willigte sie ein, die Freundin der Sternenschwester unter dem Madamond zu treffen.

Unter eben jenem silbernen Licht fanden sich die beiden Frauen ein. Wahrlich war ihre Helferin eine Schöne der Nacht, denn erst im feinen Licht von Sternen und Madaschein sah die junge Kämpferin, wie bezaubernd die Frau war und wünschte sich in diesem Moment nichts mehr als ebenso betörend sein zu können. Als sie dies aussprach, gänzlich unbefangen von ihren eigenen Worten, da lachte die Nachtschöne und nickte dann. Sie hob die Hände ins Mondlicht, dann legt sie diese nieder auf das Antlitz der Tochter der Anmut. Erneut wiederholte sie die Geste, wieder und wieder, als würde sie Wasser aus einer Quelle schöpfen und über das Gesicht der jungen Frau rinnen lassen. Und mit jeder Geste fühlte sie sich schöner und strahlender, bis ihr ganzes Wesen davon erfüllt war und sie sich drehte im Mondlicht, mit einem Lächeln auf den Lippen voll der Freude an ihrer eigenen Schönheit. In diesem Moment hob die Nachtschöne einen Spiegel aus poliertem Silber und hielt ihn vor die Augen des tänzelnden Mädchens. Entgegen blickte ihr Anmut und Schönheit, betörender Liebreiz und verlockende Sinnlichkeit. Dann aber erschrak sie, denn wie jeder große Zauber hatte auch dieser einen Preis und hätte sie in diesen Tagen mehr den Geschichten eines Haimamud gelauscht, vielleicht hätte sie es gewusst. Denn auch wenn sie schön war, wie eine Dienerin der lieblichen Rahja, so hatte ihr der Zauber doch die Augen einer Katze verliehen, grün und geschlitzt und fremdartig anzusehen. Wie sollte ihr Prinz sie auf diese Weise begehren?

„Sieh an, sieh an, meine kleine Tänzerin. Naiv verlangst du nach Schönheit, sprichst davon abgewiesen zu sein und doch ist es nicht mehr als Eitelkeit und verletzter Stolz, die dich treiben. Nun mit diesem Blick wird dein Prinz dich sicherlich sehen, in all deiner katzenhaften Anmut“, lachte da die Nachtschöne auf und drehte sich um sich selbst, den Spiegel im Mondlicht badend. „Reich haben dich die Göttinnen beschenkt und doch willst du mehr. Also gebe ich dir eine Lektion auf den Weg und eine Erinnerung, dass du sie niemals vergisst. Eitel bist du, eingenommen von deiner eigenen Anmut und auf jetzt an, solange es dich umtreibt, soll dir stets der Blick aus einem Katzenauge bleiben, dich erinnern, dass du deinen Prinzen schon längst betört hättest, wärst du nicht so verliebt in dich selbst gewesen und hättest zu ihm gesprochen, anstatt seine Bewunderung still zu erwarten!“

Und von einem Moment auf den nächsten war sie gegangen, verschwunden wie ein Strahl aus Mondlicht oder vielleicht auch auf Katzenpfoten eilig davon geeilt. Shilaldara wusste es nicht zu sagen, denn ihr Blick war verschleiert von Tränen aus Wut und Trauer. So lernte sie in jener Nacht, vor ihrem achtzehnten Lebensjahr, welches das zwei mal neunte war, wie tückisch die Zauberei zu sein vermag, denn den Gefallen an Schönheit konnte sie nicht ablegen und so blieb auch das Katzenauge bestehen, smaragdgrün und wachsam, doch meist verborgen...

Ah... seht nur, die Stände werden wieder geöffnet, der Markt wird bald wieder beginnen und dieser alte Erzähler von Geschichten braucht einige Stunden der Rast, sowie einen kühlen Tee die wunde Kehle zu befeuchten. Nein, nein, ich weiß, dass noch viel zu erzählen bleibt und ich will es euch nicht schuldig sein, Effendi. Doch vielleicht mögt ihr erst euer Wohlgefallen an der kleinen Geschichte in Münzen Ausdruck verleihen... Habt Dank, habt Dank...
Wie es nun weitergeht? Nun, meine werten Freunde, gerne werde ich es euch berichten, nur nicht heute, denn dieses Abenteuer muss erst noch geschrieben werden...“

- gehört irgendwann auf dem Basar von Fasar, von Bukhar, einem Haimamud
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Sumaro
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Re: Sumaros kleine Schreibstube

Ungelesener Beitrag von Sumaro »

Hier auch der Link zu meinen G7-Texten. Sowas schreibe ich natürlich auch gerne für Leute, wenn Interesse besteht. :)

Sumaros gesammelte G7-Texte
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myrkur
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Re: Sumaros kleine Schreibstube

Ungelesener Beitrag von myrkur »

Schöne Sache. Von mir gibt's auch eine PN und das Ergebnis ist dann hoffentlich bald hier zu lesen. ;)

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Xoltax
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Re: Sumaros kleine Schreibstube

Ungelesener Beitrag von Xoltax »

Hallo Sumaro,

kannst du mir eine Rede von Brin von Gareht schreiben?
Es geht um die Rede die er zu Anfang von " Jahr des Greifen" hält.
Sie ist kurz vor der Schlacht gegen die Orks auf den Silkwiesen.
Danke schon mal.

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Sumaro
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Re: Sumaros kleine Schreibstube

Ungelesener Beitrag von Sumaro »

Kann ich gerne machen. Bis wann brauchst du sie?
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Xoltax
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Re: Sumaros kleine Schreibstube

Ungelesener Beitrag von Xoltax »

Wir spielen nocht min. 1-2 Abenteuer vorher.
sprich Mai reicht locker wahrscheinlich sogar Juni.

Vielen Dank

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Horasischer Vagant
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Re: Sumaros kleine Schreibstube

Ungelesener Beitrag von Horasischer Vagant »

Xoltax hat geschrieben:Hallo Sumaro,

kannst du mir eine Rede von Brin von Gareht schreiben?
Es geht um die Rede die er zu Anfang von " Jahr des Greifen" hält.
Ich denke der Präsidentschaftskandidat Richard Lugner sollte sich besser seine Reden auch von Sumaro schreiben lassen! :lol: :lol: :lol:
http://www.bundespraesidentschaftswahl. ... ugner.html
Besuche mit Deinem Helden das Shaya´al´Laila in Zorgan (offenes RP)

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Denderan Marajain
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Re: Sumaros kleine Schreibstube

Ungelesener Beitrag von Denderan Marajain »

Horasischer Vagant hat geschrieben:
Xoltax hat geschrieben:Hallo Sumaro,

kannst du mir eine Rede von Brin von Gareht schreiben?
Es geht um die Rede die er zu Anfang von " Jahr des Greifen" hält.
Ich denke der Präsidentschaftskandidat Richard Lugner sollte sich besser seine Reden auch von Sumaro schreiben lassen! :lol: :lol: :lol:
http://www.bundespraesidentschaftswahl. ... ugner.html
Das ist der richtige Redenschreiber


:lol: :lol: :lol: :censored:

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Sumaro
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Re: Sumaros kleine Schreibstube

Ungelesener Beitrag von Sumaro »

Ich befürchte allerdings, dass ich mit diesen Vorgaben dann auch nichts mehr reißen könnte. :ijw:

Und Brin hat ja den Vorteil, dass er nicht gewählt werden muss. :wink:
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Sumaro
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Re: Sumaros kleine Schreibstube

Ungelesener Beitrag von Sumaro »

Prinz Brin auf den Silkwiesen vor Gareth

Düstere Wolken zeichnen den Horizont, schlucken das Licht des Morgens in dichtem Grau und wälzen sich, dem auffrischenden Wind folgend, von Nordosten kommend heran. Knatternd peitschen Banner und Wimpel in der steifen Brise, die durchtränkt von der Unruhe des Heerhaufens Pferdeschnauben, Gemurmel, metallisches Scharren und hölzernes Knacken mit sich trägt. Der Geruch von regenschweren Gewitterwolken, schwitzenden Körpern, gefettetem Leder und Waffenöl vermischt sich in dem Luftzug. Die Veteranen wissen, dass sich bald der metallisch-erdige Geschmack von Blut hinzugesellen wird. Doch viele der Männer und Frauen, die hier Aufstellung bezogen haben, die in Haufen von Bannerstärke zusammen stehen und mit unsicherem Blick den gekeiften Befehlen der Hauptleute folgen, sind keine Veteranen. Es sind einfach Leute, Handwerker und Händler, Büttel und Tagelöhner, sogar Bettler und Diebe finden sich unter ihnen. Werber und Ausrufer der Armee haben sie zusammengebracht, haben in den Straßen verkündet, dass der Ork kommt und dass er nicht Halt machen wird. Nicht vor Kindern, nicht vor Alten, nicht vor Tempeln und Villen und auch nicht vor Bretterbuden und Mietskasernen.

Die Angst hat die Menschen auf die Silkwiesen gebracht, hat sie dazu getrieben Hauswehr und Knüppel, Spieß und Dolch zu packen, in der Hoffnung ihr Leben und das ihrer Lieben teuer zu verkaufen. Bitter und kalt liegt die Furcht um ihre Herzen, spiegelt sich in ihren Blicken, in dem unsteten Wanken der Banner und Wimpel, die von zitternden, nervösen Händen umklammert werden. Haffax' kalter Blick misst die Männer und Frauen, an der Seite seines Prinzen betrachtet er die Menge und in der unbewegten Miene spiegelt sich all das wieder, was die Veteranen der ersten Schlachten schon wissen. Die Orks kommen und sie haben keine Furcht. Sie kennen keine Angst, nur wilden Zorn, nur Raserei und Tod. Sie sterben mit Freuden für ihre blutigen Götzen. Sie werden wie Falken in einen Taubenschlag unter die Garether fahren, wie ein Wolf in die Herde Schafe brechen und sie auseinander treiben. Wenn das Grauen schon jetzt in ihren Gesichtern steht, dann gibt es keine Hoffnung für die Stunden, in denen sie dem Schwarzpelz begegnen werden.

Kurz legt er seine Hand auf die Schulter des Prinzen, seine Finger drücken zu, knautschen den Stoff des purpurnen Mantels, der als Zeichen der Herrschaft getragen wird. Brin von Gareth, Sohn des Kaisers und Thronfolger des raulschen Reiches, strafft sich und tritt vor. Die Priesterin der Rondra, nickt ihm zu und bittet die Sturmherrin um Beistand, ihren Segen herabrufend in einem stillen Gebet, so dass die Worte des Prinzen nicht ungehört verhallen sondern bis an das Ohr des letzten Mannes in den Reihen der Garether zu dringen vermag. Gefasst tritt er die Stufen des eilig gezimmerten Hochstandes hinauf, dessen Bretter unter dem Schritt seiner beschlagenen Stiefel knarzen. Weithin muss er zu sehen sein, jeder soll den Blick auf ihn richten können und als er Silpion, das Schwert der Kaiser, aus der Scheide zieht, begleitet von einem melodischen Klang, der hell und klar weithin über die Wiesen hallt, kehrt für einen Moment erwartungsvolle Stille ein.

„Soldaten des Reiches! Männer und Frauen Gareths! Hört Uns an! Wir sehen die Furcht in Euren Herzen. Wir sehen die Angst in euren Blicken. Und Wir sagen euch, dass euch zurecht besorgt, was dort kommt, denn der Ork ist eine Bestie und seine Kraft ist grausam und seine Wildheit erschreckend. Er kommt mit geifernden Kriegshunden! Er kommt mit menschenfressenden Ogern! Er kommt mit der Zauberei seiner dunklen Götzen! Er kommt um euer Heim zu plündern und eure Leben zu nehmen! Er kommt voller Gier und Zorn!

Wir sehen eure Furcht und Wir sagen euch: Erinnert euch wer ihr seid! Erinnert euch wo ihr steht! Erinnert euch für was ihr kämpft!

Wir sind der Thronfolger Unseres Vaters Hal! Wir sind der Erbprinz des Reiche Rauls! Wir sind Krieger und Ritter von Weiden und Albernia! Aber heute sind Wir vor allem eines: Brin von Gareth! Mit Stolz tragen Wir diesen Namen und stolz soll ein jeder von euch sein! Denn von Gareth zu sein, das hat Bedeutung!

Dies ist das Herz unseres Reiches! Dies ist der Ort seiner Geburt! Tausend Jahre lang hat Gareth Bestand! Tausend Jahre lang trotzten wir der Unbill und allen Feinden! Niemand kann Gareth brechen! Was Raul geeint hat, kann der Ork nicht niederringen! Denn jeder von euch ist Teil von Gareth und Gareth ist stark!

Wenn euch der Ork entgegenblickt, dann seht in seine grausige Fratze! Dann seht ihn an und erinnert euch, wer ihr seid! Wer wir sind! Wir sind Gareth! Wir sind das Reich! Wir können nicht gebrochen werden! Nicht von einer Hela Horas, die mit tausend Dämonen kam! Nicht von dem Zug von tausend Ogern! Nicht von wilden Schwarzpelzen!

Heute treiben wir ihn zurück! Heute zeigen wir, bis hierher und nicht weiter! Denn wir sind Garether und wir kennen keine Furcht! Wir sind die Erben Rauls! Wir sind das Herz des Reiches und das Reich kennt keine Angst! Erhebt eure Waffen, eure Klingen und Spieße! Lasst die Götter wissen, lasst den Ork wissen, dass wir standhalten! Das wir niemals weichen! Heute ist der Tag, an dem wir der Welt ein weiteres Mal beweisen, was es heißt von Gareth zu sein!

Für die Götter! Für das Reich! Für Gareth!“


Die nachtschwarze Klinge Silpions fährt in die Höhe und Donnergrollen mischt sich unter den tosenden Jubel, als Blitze zwischen den Wolken tanzen. Die ersten schweren Tropfen des Regens beginnen zu fallen, waschen die Luft rein vom Gestank der Furcht und machen Platz für etwas neues, etwas Großes. So groß wie Gareth und die vereinte Kraft aller Menschen, die es verteidigen.

Ein feines Lächeln umspielt Haffax' Lippen.
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morgoth
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Re: Sumaros kleine Schreibstube

Ungelesener Beitrag von morgoth »

Sehr genial, ich bin gespannt und hoffe das du auch mir bei meinem Problem helfen kannst... und zwar suche ich einen Reim, oder Vers passend für einen LARP-Charakter. Er ist Armbrustschütze, könnte im Horasreich angesiedelt sein und ähnlich einem Landsknecht mit bunten Bändern und Pavese durch die Lande streifen. Leider will es mir aber nicht recht gelingen, einen Spruch für eben jene lustigen Bändchen oder dem Setzschild zu finden.

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Sumaro
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Re: Sumaros kleine Schreibstube

Ungelesener Beitrag von Sumaro »

Du hast eine PN (aber noch nicht mit einem Vers) :wink:
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Sumaro
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Re: Sumaros kleine Schreibstube

Ungelesener Beitrag von Sumaro »

So, hier zwei weitere Arbeiten, die ich jetzt veröffentlichen kann, nachdem die Szenen in der jeweiligen Runde abgehandelt wurden. Die erste ist eine Beschreibung der Erweckung des Humusdrachen (Erben des Zorns) unter gewissen, für die Gruppe spezifische Umstände. Das zweite Werk sind die Verse für den wandernden Armbruster von morgoth, der damit sein Setzschild und seine Spruchbänder beschriften kann (der gute Mann kommt aus dem horasischen Silbertal, daher die regionalen Bezüge auf Heilige und Gebräuche). :)

Die Erweckung des Erben des Zorns – Geburtsstunde des Humusdrachen

Vor der Stadt

Erdige Schwere liegt in der schwül-feuchten Luft. Jeder Atemzug ist gesättigt vom Geschmack nach Moosen und Schlamm. In schmieriger Dichte legen sich Wolken von Blütenstaub und Sporen auf Haut und Kleidung, machen das Luftholen schwer und reizen die Kehle. Die drückende Hitze der Sümpfe zehrt an den Kräften, treibt den Schweiß aus den Poren. Schwärme von Stechmücken und Moskitos tanzen in schillernden Formationen über trüben Wasserlöchern, der schlammige, schwarzbraune Untergrund scheint vor wimmelnder Bewegung zu vibrieren, so als würden hunderte von Würmern im Erdreich wühlen. Der Blick in den Himmel offenbart, dass nicht nur die Erde von einer seltsamen Kraft durchdrungen wird. Der Zug der Wolken hat sich in einer kreiselnden Spirale irgendwo vor euch verdichtet und die aufsteigenden Schwaden aus Nebeldunst ziehen in diesen Strudel hinauf.

Eine knisternde Woge, in der Luft nicht mehr als ein Hitzeflimmern, aber auf der Haut derjenigen mit arkaner Begabung wie ein brennendes Kribbeln, fegt über euch hinweg. Die glänzenden Schwärme von Käfern und surrenden Mücken führen einen unbändigen Tanz auf, in dem keinerlei Muster zu liegen scheint, zucken jedoch wie pulsierende Herzen zusammen, als die Magie sie durchdringt. Über den grünen Blätterdächern der Mangrovenbäume kommen die Spitzen gräulicher Bauten in den Blick, echsische Pyramiden, die Dutzende Schritte in die Höhe ragen und den äußeren Rand der Siedlung des ewigen Volkes markieren. Noch einmal müssen die brennenden Muskeln bemüht werden, denn was auch immer geschieht, das Beben der astralen Kräfte ist sicherlich nicht der Auftakt, sondern viel mehr der Höhepunkt eines so machtvollen Zaubers, dass dieser sogar hier noch zu spüren ist...

In der Stadt

Zikkurate säumen den eingefassten Platz, dessen Mitte von einem gewaltigen Hexagramm gezeichnet ist. Fast hundert Schritt muss allein das Zeichen im Durchmesser groß sein, doch noch viel weitläufiger ist der Hof zwischen den pyramidenhaften Tempelbauten des echsischen Volkes, an dessen Rand ihr nun steht. Obwohl der Sumpf hinter euch zurückgeblieben ist, ist die Luft voller glitzernder Sporen und Pollen, die selbst im diffusen Halblicht des diesig zugezogenen Himmels noch einen fast goldenen Glanz bewahren. Direkt über euch dreht sich der Wirbel aus Wolken, ohne dass man hier unten irgendeinen Wind spüren würde.
Mehr als zwei Dutzend Gestalten sind in der Mitte des Platzes versammelt, durchwegs Achaz, gekleidet mit goldenem Kopfschmuck und funkelnden, juwelenbesetzten Zierden. Sie stehen verteilt, scheinbar in Unordnung, entlang der Linien des Hexagramms, Hände und Klauen in den Himmel gereckt oder zur Erde deutend. Andere Diener, ohne prächtigen Schmuck, aber eilfertig und flink, tragen Sorge, dass die aufragende Berge von bunten Früchten, lebendigem Grünfarn, schwarzbraunem Erdreich und trüb schimmernden Halbedelsteinen nicht in sich zusammenbrechen, wann immer der Boden erbebt.

In der Mitte erhellt grünliches Licht die Konturen einer Gestalt, deren Haut weder vom schmutzigen braungrün der Dienerechsen ist, noch von dem schillernden Smaragd der machtvollen Zauberpriester, sondern blutrot und nachtschwarz miteinander vereint. Glyphenhafte Symbole scheinen sich in dem Muster der Farben zu finden, während die knochigen Höcker, die aus dem kahlen Schädel brechen, der Gestalt etwas beinahe dämonisches verleihen. Für einen Moment ist es fast so als würde der flammend rote Blick dem der hellsichtigen Elfenaugen begegnen, dann aber verfliegt der Augenblick, als eine neue Woge von Macht entfesselt wird. Es gibt keine rituellen Gesänge, keine zeremoniellen Hymen, keinen Rhythmus den hastiger Trommelschlag vorgibt. Die einzigen Laute sind ein brummendes Surren und ein Klang, der, wie ein klagender Ton vibrierend, immer weiter anschwillt, bis er sich in der Höhe zu verlieren scheint. Fünffingrige Klauen beschreiben in perfekter Harmonie Gesten der Macht, Edelsteine glänzen in den fremdartigen Händen wie Sterne am Firmament, von einem inneren Leuchten erfüllt.

Im Zentrum des Rituals schreitet die schwarz-rote Gestalt raumgreifende Schritte, breitet die Arme in einer Geste aus, die majestätisch und ehrfurchtgebietend, hoheitliche Macht deklariert, während das grüne Leuchten zu sich zu einem pulsierenden Blitzen ausweitet. Der helle Laut kehrt zurück aus der Höhe des Unhörbaren. Erst beinahe schrill, aber unglaublich klar, dann immer dunkler werdend, mit jedem vergehenden Herzschlag an dröhnender Gewalt gewinnend. Er bebt in eurer Brust, wie ein hämmernder Druck, der euch den Atem raubt und euren Herzen einen neuen Rhythmus aufzwingen will, dehnt er sich mit jeder neuen hitzigen Woge von Magie aus. Kristalle verglühen, berührt von violett-schillerndem Elmsfeuer, in den Krallen die sie halten. Zauberpriester biegen sich im Ansturm astraler Gewalt, als die Mächte die sie beschwören, von oben herabsinken und sich aus der Tiefe erheben.

Der Blütenstaub, der jeden Atemzug zur reizvollen Qual machte, beginnt sich drehend zu verwirbeln, ohne das auch nur ein Lufthauch sich rühren würde. Goldene Schlieren umwehen das Hexagramm in einer perfekten Spirale, den Zug der Wolken imitierend, während die Schwaden von Sporen hinauf streben. Der Boden erbebt, als sich in der Mitte des Hexagramms das Erdreich aufwirft und eine Säule aus wimmelndem Humus in die Höhe wächst. Wie ein pulsierender Stern leuchtet darauf ein Kristall, so perfekt geschliffen, dass man beinahe glauben will, es sei ein makelloses Ei, größer als das eines jeden bekannten Drachens. Dies ist das Zentrum des grünlichen Lichts, des pulsierenden Blitzens, des surrenden und jetzt dröhnenden Lautes, der alle anderen Geräusche auslöscht.

Risse ziehen sich über die Oberfläche aus Edelstein, smaragdenes Gleißen bricht daraus hervor, während es den Nebel aus Pollen und Blütenstaub zu sich zieht, als würde es ihn verschlingen. Es sind Augenblicke, in denen aus feinen Bruchstellen klaffende Schnitte im makellosen Schein des Kristalls werden. Jedes Aufbrechen begleitet von einer Welle aus Macht, die zugleich wie der Zug einer Meereswoge, die zurück ins Meer flieht, alles was lebt zu sich hinzieht. Ihr spürt wie es an euch zu zerren beginnt, spürt wie es nicht nach Blut, sondern nach Leben verlangt, nach dem Geschenk, welches dem Element entsprungen ist, das Wachstum und Vielfalt verspricht wie kein anderes.

Im Herzen des elementaren Sturmes, gebietet der Mann, der nicht Mensch und nicht Echse ist, mit gespreizten Fingern, der Magie seinem Willen zu folgen. Man muss nicht von Madas Gabe berührt worden sein, um es zu erkennen, denn es spiegelt sich in den Wolken aus Blütenstaub, die sichtbar machen, was im astralen sonst unsichtbar geschehen würde. Kraftspeicher, die über Jahrhunderte bewahrt wurden, erfüllen ihren Zweck, als sie, Sternschnuppen gleich, aufgleißen und ausbrennen, sich der Magie einfügen, die es braucht, um das Sechstel einer schier göttlichen Macht zu erwecken.

Es sind nur Momente, nur Herzschläge, doch sie dehnen sich zu Ewigkeiten, denn anders vermag ein sterblicher Geist nicht zu begreifen, wessen er ansichtig wird. Das Ei zerspringt, ein Licht, golden und grün begleitet den Geburtsschrei einer Entität, die voller Zorn ihren Weg in die Welt kämpft. Wuchernd beginnt es zu wachsen, sich auszudehnen, den Platz zu erfüllen, der viel zu eng scheint für eine solche Präsenz. Ranken brechen hervor, Blattwerk und Dornen, Blüten und Wurzeln, graben sich in die aufgetürmten Berge von Opfergaben, während das Wesen Gestalt annimmt. Klauen bohren sich in den Boden, bersten den Stein durch ihr schieres Gewicht und die passive Kraft. Schwingen, groß wie die Segel eines stolzen Dreimasters zusammengenäht, werfen ihren Schatten über den das Hexagramm. Der gewaltige Leib, der noch im pulsierenden Wachstum begriffen ist, spottet bereits jetzt jedem Vergleich und ließe selbst ausgewachsene Drachen daneben wie puppenhafte Gestalten wirken.

Der entfesselte Humus, der Erbe des Zorns, der Sohn des Pyrdacor, die Kreatur aus dem Willen und der Macht des Wächters der Elemente geschaffen, schwenkt seinen riesigen Kopf, grünliches Leuchten in den Augenhöhlen, die von lebendigen Ranken eingefasst und von wachsendem Holz geschaffen sind.

Jeder eurer Sinne schreit gequält auf, unter der Last der Eindrücke. Kein Auge vermag den Leib des Drachenartigen zu beschreiben, der in steter Veränderung, wuchert und wächst. Kein Ohr vermag die Klänge zu trennen, die aus steinernem Bersten, lebhaften Summen, tosenden Rascheln und hungrigem Grollen hervordringen. Keine Nase vermag Duft und Gestank zu teilen, wo süßer Nektar, gärende Fäulnis, verwesendes Fleisch und brünstiger Moschus sich mischen. Keine Zunge vermag den Geschmack zu erkennen, der in erdiger Schwere, klebriger Süße, blutiger Wärme und fruchtiger Säure verborgen liegt.

Kein Maß kennt das wuchernde Leben, keinen Halt und keine Grenze. Die Kreatur wächst weiter, schon ihre Bewegungen lassen den Boden erbeben. Der peitschende Schwanz fegt mit der Gewalt eines stürzenden Urwaldriesen über den steinernen Platz, zerschmettert Ritualhelfer und Opfergaben. Ranken erfassen einen der Diener-Achaz, zerren seinen widerstrebenden Leib zum monströsen Drachen und überwuchern ihn. Die Linien des Hexagramms werden von berstenden Rissen durchzogen, als sich das kolossale Wesen aufbäumt und wieder zurück auf die steinernen Platten stampft. Surrende Schwärme ziehen über euch hinweg, dem hungrigen Ruf einer verschlingenden Entität des Lebens folgend. Kriechgetier krabbelt zwischen den geborstenen Steinplatten hervor, strebt dem massigen Leib entgegen, in dem ungezielten Bestreben Teil zu werden von der neu geborenen, uralten Kreatur. Sie wird verschlingen, die Stadt, die Sümpfe, vielleicht die Welt, wenn ihrem Zorn keine Fesseln angelegt werden.

Zwischen den säulenhaften Beinen des Erben des Zorns steht der Meister des Rituales, in seinen Händen Kristallscherben von smaragdenem Glanz. Über das Dröhnen des entfesselten Humus erklingt seine Stimme, doch nicht in euren Ohren, sondern in euren Gedanken. Sie spricht keine Sprache, die eure Kehle formen könnte, doch es sind Worte der Macht, Bilder voller Gewalt und Dominanz, ein Wille, alt wie Äonen, der sich ausdehnt und den gesamten Platz füllt. Der gewaltige Drache schwenkt sein Haupt, das Maul voller Fänge, die lang sind wie ein ganzer Mann. Grün und leuchtend starrt er auf die winzige Gestalt zu seinen Füßen, in deren Händen die gesplitterten Reste des kristallenen Eis gleißen.

Druck schwillt an, so als würde sich die Luft auf dem Platz verdichten, als der Wille eines uralten Wesens, mit dem grenzenlosen Wuchern des befreiten Humus ringt. Eure Augen schmerzen, eure Ohren dröhnen, eure Muskeln drohen zu verkrampfen unter dem Ansturm der kollidierenden Mächte. Als die Spannung beginnt knisternd die Gefüge der Realität zu brechen, bohrt sich ein scharfer, brennender Schmerz in euren Geist. Flammende Entschlossenheit schmilzt sich in euren Verstand, als die rot-schwarze Gestalt ihr Bewusstsein mit einem Aufschrei purer Willenskraft in die Masse aus brodelndem Leben bohrt. Der Drache brüllt und der Schlag seiner Schwingen entfesselt den Sturm, der euch von den Beinen weht, der Zauberpriester und Dienerechsen hinfort fegt. Der Druck zerbirst mit einem Schlag, heilende Humusmacht flutet ungezielt über den Platz, als der Erbe des Zorns das Haupt senkt, vor seinem neuen Herren.

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Schildverse:

Gediegen und standhaft,
im Herzen voll der Ehr',
weicht niemals dem Feinde,
die Silbertaler Wehr.

Mit der Götter Segen
auf steilsten Wegen,
dem Feind entgegen,
mit Schild und Degen.

Sankt Agreppo zu Ehren,
Sankt Palladio im Herz,
Urbasi's Ruhm zu mehren,
schreckt uns weder Leid noch Schmerz.

Der Silbertaler Wehr,
die stolz und stark und frei,
steh'n zur unserer Ehr,
die guten Götter bei.

Sankt Horas erschloss das weite Land,
Sankt Palladio hielt dem Feinde stand,
Sankt Agreppo brachte Handwerkskunst,
Silbertals Heilige schenkt eure Gunst.

Wachsam in den dunklen Stunden,
furchtlos vor dem Feindesbann,
herzlich in des Freundes Runden,
ist der Silberwachter Mann.

Sankt Palladio gibt den Mut,
Sankt Agreppo führt uns die Hand,
Sankt Horas schenkte uns sein Blut,
treu ist die Seel' aus Sikrams Land.

Standhaft im Streite,
die Götter zur Seite,
in Stolz und in Ehr',
ist Silbertalers Wehr.

Bandverse:

Wer schmieden will, muss hämmern lernen.

Meisters Werke sind nie aus einem Guss.

Was es wert ist geschaffen zu werden, fertigen Hände.

Handwerk ist das Tor vom Traum zur Wirklichkeit.

Eine Silberzunge braucht, wessen Taten nicht sprechen.

Bist du stur wie ein Esel, sei ebenso fleißig.

Der Silbertaler ist in allen Reichen, seine Tugend folgt.
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Sumaro
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Re: Sumaros kleine Schreibstube

Ungelesener Beitrag von Sumaro »

So, hier ein gewünschter Charakterhintergrund zu einem Angroscho, der eine besondere Rolle im Rahmen der G7 spielen soll und dessen Geschichte hier in Form einer xorloscher Stele festgehalten werden sollte. Ich hoffe, es hat den Flair der aventurischen Zwerge gut getroffen. :)

Die Stelen von Xorlosch – Geschichten der Ewigkeit

Schwielige Finger streichen andächtig über die Furchen und Kerben, die von kundiger und geschickter Hand in die Oberfläche des schwarzen Basalt getrieben wurden. Rötliches Licht, stetig und warm, erhellt kaum die rauchige Schwärze der tiefsten Halle. Glutschalen, gefüllt mit kostbarerer Kohle aus den Tiefen der Erde, glimmen beständig und andauernd. Eine flirrende, klare Hitze tanzt über den Becken, die an den Wänden entlang in den Felsen getrieben wurden. Nichts hier, im Herzen des Berges, ist nicht aus den Gaben des Allväterchens Angrosch, Erz und Feuer, erschaffen worden.

Die halbblinden Augen brauchen nicht das Licht der kunstfertig gehämmerten Laterne, in der die ewige Flamme des Schöpfers brennt, um die uralten Runen und Symbole zu deuten. Jede Kante, jede Scharte, jede Tiefe und jede Senkung im beständigen Felsen hat eine Bedeutung. Angram, die Runenschrift der Vorväter, ist von solch komplexer Beschaffenheit, dass ein ungewohntes Auge nicht einmal seine Bedeutung wahrlich zu verstehen vermag, wenn es auch die Formen der Zeichen zu erkennen glaubt. Nur die ältesten Väterchen, jene, deren Bärte weiß und grau, deren Augen trüb s von den Jahrhunderten des Halbdunkel und deren Stimmen in der rauchigen Luft der tiefsten Hallen verstummt sind, können sie vollständig meistern, ohne dem Wahnsinn nachzugeben, der in den Runen schlummert.

Denn wo die Tiefe und der Wurf der Schatten eines Symbols seine Bedeutung verzerren und umdeuten, dort wandern die Gedanken auf gefährlichen Pfaden. Hier unten, im Herzen des Berges, nahe an den ersten Kammern der Urväter, bewahren die Angroschim ein Vermächtnis, kostbarer als Toschkrilstahl und Adamant, ja selbst wertvoller als das niemals matte Mythril. Auf Stelen aus ewigem Basalt, unerschütterlich für die Jahrtausende, unberührt von den Elementen, die nicht Gabe des Göttervaters sind, bewahren sie die Geschichte der Kinder Angroschs.

Seinen Namen hat seit zwei Generationen kein Angroscho mehr gesprochen, aus den Chroniken der Häuser ist er gestrichen, aus den Tafeln der Ahnen hat man ihn herausgeschlagen, doch hier unten, in der Dunkelheit der tiefen Halle, ist er eingekerbt. Ein Hüter der Schriften, ein Bewahrer der Lehre, ein Wächter der Geschichte. Seine Pflicht wiegt so schwer wie der Berg auf den Schultern der hohen Kuppel und ist eine Ehre, die keine vergleichbare kennt. Vertraut ist ihm jeder Schriftzug, jede Rune, in ihrer absoluten Gestalt, jede Wahrheit aus zehntausend Wintern, die kaum ein Wesen selbst erblickt hat. Weisheit liegt eingegraben in den zerklüfteten Zügen des uralten Angroscho, dessen Wort selbst das eines Bergkönigs überwältigen kann, wenn es laut und deutlich gesprochen würde. An manchen Tagen ist er Berater, an anderen Archivar, doch heute ist er das, was die größte Ehre und die größte Last in sich birgt: Schreiber.

Dumpf hallen seine Schritte im Herzen des Berges wieder. Niemals herrscht Stille in der Tiefe, denn der Berg, Bollwerk und Schutz, Heimat und Erbrecht, schweigt niemals. Er knackt und knirscht, wenn sich die Zahnräder des Allvaters im Inneren der Welt rühren, er seufzt und knarzt, wenn die Stürme wütender Riesen und Gigantenkinder über ihn hinwegfegen, er ächzt und raunt, wenn die Feuer aus der Tiefe aufbrausen oder der Atem eines Drachen, die Hitze aus dem Himmel bringt. In jene Laute des Berges fügt sich das Hämmern von feinstem Silberstahl auf dunklen Basalt. Andächtig und feierlich, setzt das Väterchen eine neue Rune in die Stele, nahe dem Eingang, eine junge Geschichte, die bewahrt werden will. Schwielig und rau, gebräunt und stets vom Ruß und Staub gezeichnet, zeigen seine Hände doch kein zittern, als er sein Werk beginnt. Angrosch ist mit ihm und eine jede Wahrheit beginnt mit einem Namen. In Angram-Runen, auf den tiefen Stelen für die Ewigkeit bewahrt, schreibt er ihn nieder: Durin, Khazârxolgortosch - Glutherz - Sohn von Balim.


Es war der fünfundzwanzigste Morgen im Feuermond des Jahres 3999 nach dem Tag des Zorns, als Durin, Sohn des Balim, Sohn des Thurosch, aus der Sippe des Gurthar, aus dem Volke der Groschamortarim, Bruder des Kurtax und Spross der Silberhallen, geboren wurde. Zorngeboren, wie die Weisen und Mystiker erkennen, denn die Zahlen sprechen wahr und wo Feuer und drei mal drei und drei mal drei mal drei zusammentreffen, da ist der Zorn des Schöpfervaters greifbar und nah. Den Omen zum Trotz waren seine Jahre der Kindheit, vom Werden aus dem Erz und Flammen seiner Eltern bis zur Taufe in den Feuern Angroschs, eine Zeit des Lernens und des Werkens. Denn in den Silberhallen rechnete man nicht nach dem Tage des Zorns und so verkannten Vater, Brudervater und Vatersvater das Schicksal, welches bereits in Stein gemeißelt war, lange bevor der Zorngeborene die Welt betrat. So kam es, dass man für Durin, Sohn des Balim, Sohn des Thurosch nach einem Weg suchte, auf dem er sein Leben würde beschreiten können. In den Hallen von Silber unterwiesen ihn Oheim und Brudervater in der Lehre von Esse und Stahl, doch dies war nicht der Weg des Durin. Sie trugen ihm das Wissen um Stollen und Stein an, doch dies war nicht der Weg des Durin. Sie lehrten ihn von Hebel und Kraft, doch dies war nicht der Weg des Durin.

Winter zogen über den Berg hinweg, Schmelzen von Schnee und Stürme des Himmels, und Durin Sohn des Balim suchte nach seinem Weg. So kam der Brudervater, der ehrwürdiges Väterchen vor Angrosch war, zu ihm und blickte mit ihm in die Flammen, die ewig brennen unter dem Berg und im Herzen der Welt. Er erkannte die Wahrheit in den Zahlen der Geburt, sah die Bestimmung in dem Omen des Zorns und ahnte den Willen des Schöpfervaters, der diesen Angroscho in seine Dienste stellen wollte. Noch aber war auch der Weg eines ehrwürdigen Väterchens nicht Durins Weg, denn seine Lebensflamme war getrübt von der Kälte des Wassers, welches ihn fortgerissen hatte, in Tagen der Jugend, dort wo der Strom reißend unter dem Berg war.

Nun hat ein jeder Angroscho seinen Platz im Plan des Allvaters und seine Hand leitete den Brudervater, der ehrwürdiges Väterchen war, zur Erkenntnis, dass wenn die Zeit nicht bereit war, den Weg des Weltenbaumeisters zu gehen, so doch eine andere Lehre gelernt werden musste. Auf sein Wort hin brachte der Vater Durin eine Axt aus gutem Stahl und einen Schild gestärkt mit Eisen und ließ ihn in die Stollen ziehen, wo Wühlschrat und Gruftassel nisteten. Wie es Angrosch gefügt hat, ist keine Seele eines Angroschim einsam, denn gemeinsam werden sie geschaffen aus Erz und Feuer und gemeinsam ist ihr Schicksal, in Feuer und Erz. Dem Zorngeborenen folgte sein Bruder, in der Hand den Streitkolben des Brudervaters und die Laterne des Väterchens, ihnen Licht zu spenden in dunkler Tiefe. Gemeinsam zogen sie in die Finsternis und so fanden sie ihre Bestimmung im Plan des Weltenbaumeisters, denn keine Kreatur der Stollen erlebte den nächsten Wechsel der Wacht, um die Silberhallen zu plagen. Das Väterchen aber sah mehr in den beiden Angroschim, die zurückkehrten aus dem Kampf. Er hatte in die heilige Esse geblickt und nun sah er, was die Lebensflamme Durins erneut entfachen würde. Denn der Allvater hatte ihm gezeigt, dass eines Tages, die Last großer Verantwortung auf diesen Schultern ruhen würde. So nahm er selbst die Tafeln aus Marmorstein und setzte Hammer und Meißel an, um in Blei gesiegelt, den heiligen Hallen von Xorlosch und der größten Schule des angroschgefälligen Kampfes, die beiden Brüder anzuempfehlen.

Die Feuertaufe, heilig seit den Tagen der Vorväter, wurde gehalten in den Silberhallen und Durin, Sohn des Balim, Sohn des Thurosch aus der Sippe des Gurthar, aus dem Volke der Groschamortarim, Spross der Hallen von Silber, ging als Mann, gekleidet in Stahl aus der Esse des Brudervaters und mit der Klinge aus der Hand des Vaters und mit einer Bruderseele, geschenkt vom Allvater in seiner Weisheit, zu den heiligsten Hallen von Xorlosch. In der Schule des Kampfes wider den Drachen und all seine Flüche, verbrachte er eisige Winter und brütende Sommer und während die Jahre über dem Berg verstrichen, reiften die Brüder unter dem Berge zu Kriegern heran, wie es in den Flammen der heilige Esse gesehen ward. Sie zogen aus, ihre Stärke zu beweisen, ihre Kraft zu prüfen, wie es der Wille des Schöpfervaters ist. Gegen drachisches Gezücht bewehrten sie sich im Kampf, erschlugen gemeinsam und untrennbar verbunden Baumdrachen und Tatzelwurm, Kreaturen von niederer Verdorbenheit, aber eine Plage für die aufrechten Angroschim. Wie sie den Kampf zu ihren Feinden trugen, loderte die Lebensflamme des Zorngeborenen neu auf, leuchtete bald wieder so hell wie zu Tagen seiner Geburt und ließ die Kälte des Wassers hinter sich, welches dem Angroscho fremd war und immer bleiben wird.

Seit den Tagen der Altvorderen sucht der goldene Drache das Werk des Allvaters zu verderben. Sein Fluch liegt, selbst wenn seine Gestalt zerschmettert wurde, noch immer in der Welt und jedes helle Licht, jede Lebensflamme, die besonders zum Wohlgefallen des Weltenbaumeisters geschürt wurde, lenkt unweigerlich den Hass des Drachen auf sich. Manches Mal sind seine Flüche grausam und vernichtend, andere Male sind sie leise und siechend. Und auch auf dem Zorngeborenen lag ein Fluch, der sich nicht durch alle Taten, nicht durch brennendes Feuer, nicht durch Schwüre und Eide, nicht durch Handwerk und Erdkraft, ja nicht einmal durch den Segen des Schöpfervaters bannen ließ. Denn so perfide war die Drachenkraft, dass sie Angroschs eigenes Geschenk an seine Kinder dem Zorngeborenen zum Verderben machte. Während er wuchs, an Feuer und Erz, seine Klinge tauchte in das Blut des drachischen und entflammte, um zu werden, was ihm zorngeboren bestimmt war zu werden, wucherte in seinem Herzen, nahe dem Sinn der Familie, verbotene Lust. Einem Angroscho von vieren ist es bestimmt eine Angroschna zu finden, denn sie sind der kostbarste Schatz unter dem Berge, wertvoller als Gold und Silber, um ihre Aufmerksamkeit zu ringen, ist das Lebenswerk eines Angroscho, denn nur so wird er Vater und Vatersvater. Und Väterchen zu sein, ist eine Ehre.

Die Familie des Thurosch war gesegnet von Angrosch, mit dem Zorngeborenen und einer Tochter, die Dagna, Tochter der Ragna und Schwester des Durin war. Solch Segen für die Familie weckte den Fluch des Drachen und sein Fluch war grausam und herzlos, verboten und verdorben. Denn dort wo das Werben von Angroscho und Angroschna ein Streben im Plan des Baumeisters der Welt ist, dort ist solches Werben zwischen Bruder und Schwester ein Makel, der Heim und Familie, Verbund und Stärke, schwächt. Wie er machtvoller wurde, der Zorngeborene Durin, Sohn des Balim und seine Lebensflamme heller leuchtete, da wurde auch der Schatten des Drachen tiefer, nahe bei seinem Herzen, und ein verbotenes Begehren, ein Werben im Stillen, um die Liebe seiner Schwester, nahm Platz ein, wo Sitte und Brüderlichkeit sein sollten. Und weil die Dunkelheit des Drachen verführerisch ist, und der güldene Drache eine Bestie von Grausamkeit, pflanzte sein Fluch auch eben jene Begierde, die nicht Gold noch Geschmeide stillen können, in das Herz der Ragna-Tochter. Es war dort, was nicht sein durfte, noch verborgen vor den Augen der Sippe und des Clans, aber nicht verborgen in ihren Blicken, die sich heimlich trafen, wann immer der Zorngeborene heimkehrte, von einer Tat zu berichten, von einem drachischen Getier, dessen Ende er gewesen war oder einem Schwarzpelz, dessen Schädel er gespalten hatte.

In Xorlosch, der ersten und letzten der großen Bingen, machte sich der Zorngeborene einen Namen unter den Streitern der Angroschim. Und auch wenn er jung war und es ihm an Erfahrung mangelte, so sah doch nun das ehrwürdige Väterchen jene Flammen in ihm züngeln, die bereits der Brudervater, der ehrwürdiges Väterchen der Silberhallen war, dereinst in Marmor geschlagen hatte. Die Zeit dem Schöpfervater zu dienen rückte näher, doch es war Artox „Zweiklinge“, Sohn des Arborax, Meister eines alten Clans, der sich aus jenen rekrutierte, die Zorngeboren waren, der in Durin, Sohn des Balim die Flamme erkannte, die es brauchte, um selbst den dunkelsten und hellsten Stahl zu schmieden. Nicht in der Esse, sondern in den Feuern des Krieges, der kommen würde. Hüter des Zorns, Bewahrer alter Erinnerungen, Erkenner des Makels, Feuerbringer und Wutträger, sie dienen dem Schöpfervater auf ihre eigene Weise und sind sein Arm, der nicht den Hammer über der Esse, sondern die Axt über dem Feinde schwingt. Ein Clan der Mahnung an alle Angroschim ist, nicht zu vergessen den Tag des Zorns und nicht zu vergessen, welches Leid und welche Kraft in der Wut eines Angroscho liegen mag. Er erkannte Makel und Gabe in dem Zorngeborenen und berief sich auf das alte Recht, welches nur den Hütern des Zorns gegeben wurde, alle Bande, alle Schwüre, alle Eide, gleich ob Familie oder Sippe, ob Königstreue oder Waffenbruder, selbst zu tragen. So wurde der Zorngeborene, der Erstgeborene, der Fluchbeladene, Durin, Sohn des Balim, Sohn des Thurosch, aus der Sippe des Gurthar, aus dem Volke der Groschamortarim, Bruder des Kurtax und Spross der Silberhallen, Hüter des Zorns.

In den Lehren eines ehrwürdigen Väterchens wurde er unterwiesen, im Umgang mit Axt und Stahl wurde er geschult und das Wissen um Drachenkraft und Hüterzorn wurde ihm gelehrt, denn dies war nun der Weg des Durin. Aus den Rüstkammern von Xorlosch, gefüllt mit den Meisterwerken der Altvorderen, gab man ihm Waffen aus Toschkril und Kette aus dem gleichen Silberstahl. Nicht zum Geschenk, zur Bürde und Verantwortung waren sie gemacht und zum Kampf unter dem freien Himmel, der mehr Schrecken birgt, als alle Tiefe der Stollen. Denn einem Hüter des Zorns ist es nicht gegeben zu verweilen in den Hallen der Heimat oder den Stollen der Sippe. Es ist ihm angetragen den Zorn, der in ihm ist von Geburt an und der Angroschs Feuer in seiner wildesten Kraft wiedergibt, in die Welt zu bringen, dorthin wo Himmelslicht und Drachenfluch warten.

Durin, Sohn des Balim, Träger des Drachenfluchs und Hüter des Zorns, kam in die Welt außerhalb des Berges in einer Zeit, da sich alle Flüche eines Zeitalters sammelten. Denn der Baumeister der Welt hat es gefügt, dass einmal in hundert Generationen von Angroschim, sein Plan selbst von all den fluchbeladenen Makeln gereinigt werden soll. Das Wirken des goldenen Drachen vermag er nicht auszumerzen, denn zu tief hat sich das gleißende Feuer in den Leib des Weltenapparats gefressen und niemals, bis er zerschlagen und neu gebaut wird, kann man dieses Glosen löschen. Doch einmal, alle hundert Generationen, kommt eine Zeit, die Heldenzeit heißt und bevor sie eingeläutet wird, sammeln sich die dunkelsten Zauber und die größte Drachenkraft und geben Wesenheiten und Gezücht Gestalt, welches vorher nicht war und nicht sein durfte. In diese Zeit wurde der Sohn des Balim und seine Bruderseele geboren und der schwarze Borbarad, der Meister des grausamen und von drachischer Macht zerfressenem Zulipan, der sein Ende fand, sollte der erste und größte aller Makel der Weltenschöpfung werden, der in den Flammen des Zorns brennen musste, bevor das Heldenzeitalter der goldenen Zeit weichen kann.

Von dieser Last wusste Durin, Sohn des Balim nichts, als er auszog. Die ehrwürdigen Väterchen entlang seines Weges hatten es im Plan des Schöpfervaters erahnt, doch die Wahrheit, die schwer und dunkel ist, die mit Fluch und Segen vereint wird, die Schwüre und Eide auf sich bringt, kannte niemand unter dem Berg und niemand darüber. So beginnt die Geschichte, die Wahrheit über Durin Khazârxolgortosch, die niedergeschrieben wird in den ewigen Stelen und die künden soll von seinem Aufstieg und seinem Fall, seinem Fluch und seinem Segen, seiner treuen Seele und seinem lodernden Zorn, seinem Anfang und seinem Ende...


Schwielige Finger streichen andächtig über die frischen Kerben im dunklen Basalt. Noch so viel mehr Runen und Zeichen warten darauf in die Stele getrieben zu werden und das ehrwürdige Väterchen, das keinen Namen mehr hat, seit den Tagen des Rufes in diese Hallen, wird sie alle niederschreiben. Mit halbblinden Augen, die nur mehr Schatten und Licht, aber nicht mehr Form oder Gestalt wahrnehmen, blickt er auf das Dunkel des Basalts und setzt dann Hammer und Meißel erneut an, zu vollenden, was geschrieben werden will, das Schicksal eines Angroscho, vom Anfang zum Ende...
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