R161: Rabenerbe

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Thallion
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R161: Rabenerbe

Ungelesener Beitrag von Thallion »

Dieser Thread dient zur Diskussion der Inhalte des im Oktober 2017 erschienenen Romans Rabenerbe von Heike Wolf.

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Rabenerbe
Vielleicht hast du Erfahrungen mit diesem Roman gemacht, die du mit anderen Usern teilen möchtest, hast Fragen oder Meinungen zum Buch. Dieser Thread ist zur Sammlung dieser Informationen und Themen gedacht.

Darüber hinaus kann man in diesem Thread den Roman auch bewerten, um so eine grobe Orientierungshilfe für andere Leser zu bieten.

Bitte nur dann abstimmen, wenn du den Roman kennst!

Engor
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R161: Rabenerbe

Ungelesener Beitrag von Engor »

Für mich stellt Rabenerbe einen überzeugenden Start in das Romanduo und die sich anschließende Kampagne dar. Zwar geschieht letztlich noch nicht allzuviel von entscheidender Bedeutung, allerdings erhölt man genau das, was man von einem Al' Anfa-Roman erwartet, also vor allem viele Intrigengeflechte unter sich misstrauisch beäugenden Granden, die allesamt sehr ambivalent konstruiert sind in ihren Handlungen und ihren Moralvorstellungen. Spannend ist natürlich die Frage, ob der zweite Band dies passend abschließen kann.

Meine ausführliche Kritik findet sich hier: https://engorsdereblick.wordpress.com/2 ... rabenerbe/

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Alessya
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R161: Rabenerbe

Ungelesener Beitrag von Alessya »

So, ich habe mich hier nun auch einmal angemeldet, um meine Meinung über DSA kundzutun. Beginnen wir also gleich mit dem neuesten Buch: Rabenerbe.
An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass die folgende Rezension fiese Spoiler enthalten wird. Wer diese nicht lesen möchte, sollte direkt zum allgemein gehaltenen Fazit am Ende springen. Außerdem möchte ich gleich zu Beginn klarstellen, dass ich von Natur aus ein sehr kritischer Mensch bin, der die verschiedensten Filme und Bücher zu Tode rezensieren kann, wenn man ihn lässt. Es könnte also im folgenden Beitrag durchaus zu so genanntem 'nitpicking' kommen.

Also gut. Direkt am Anfang oute ich mich direkt einmal als Al'Anfa-Fan, ein Aspekt, der diese Kritik sowohl negativ als auch positiv beeinflussen wird. Damals blätterte ich in der Geographia Aventurica, fand ein Bild zu Amir Honak und dachte mir: Der sieht interessant aus. Ich bestellte mir sowohl IdDM als auch Rabenblut, um über meine neue Lieblingsregion grundlegend informiert zu sein. Doch während ich IdDM restlos begeistert wieder zuklappte, fiel meine Meinung zu Rabenblut deutlich negativer aus. So viele Änderungen, so viele tote Meisterpersonen und vor allen Dingen: Oderin. Leider kam danach nicht mehr allzu viel zum neuen Al'Anfa, dass mich von Oderins Militärherrschaft hätte überzeugen können, daher wandte ich mich zunehmend anderen Regionen zu. Dann aber erfuhr ich von der geplanten Kampagne und von den vorausgehenden Büchern und war sofort wieder Feuer und Flamme. Rabenerbe war gleich bestellt, wurde sehnlichst erwartet und an einem Tag gelesen... doch beim Zuklappen blieb nichts als ein "Meh".

Vorneweg: Am Schreibstil gibt es nichts zu bemängeln. Manchmal wurde die Autorin mit den Beschreibungen der Landschaft etwas ausschweifend, doch nie so sehr, dass es stören würde. Rechtschreibfehler gibt es, auch dank eines Lektorats, so gut wie keine.

Der Plot: Es gibt vier grundlegende Handlungen, die sich auf viele Personen verteilt durch das ganze erste Buch ziehen:
- Der Rabenbund: Zu geheimen Sitzungen treffen sich immer wieder enttäuschte Granden (darunter Shantalla Karinor und Gilia Bonareth) mit enttäuschten Boronis (unter der Führung des ewig unzufriedenen Brotos Paligan), die planen, die Oberhäupter Amir Honak und Oderin du Metuant zu ermorden und zumindest ersteren zu ersetzen
- Der Feldzug: Oderin du Metuant plant, das Kemireich für die Prinzessin Rhonda Setepen zu erobern. Doch dafür fehlt ihm Borons Segen, die der Patriarch ihm partout nicht geben will
- Der Meuchler: Said, der Bastardsohn Aurelian Bonareths und ausgbildeter Meuchler des zweiten Finger Tsas, will das Erbe seines Vaters antreten. Mit seinen Bemühungen verärgert er Emilia Bonareth, die seine Schwester Inion zur Strafe als Hure in die Arena schickt
- Der Familienstreit: Goldo Paligan beschafft seinen entfernten Verwandten Esmeraldo Paligan aus Sylla, um ihn gegebenenfalls durch Amato zu ersetzen
Ganz schön viele Handlungsfäden? Finde ich auch.
Der Rabenbund ist durchaus ein interessanter Punkt, der so ja auch schon lange angedeutet wurde (Ich meine, wie viele Jahre hockt Brotos jetzt schon nichtstuend in der Stadt des Schweigens herum?). Leider kommt er viel zu kurz. Wir bekommen ein Treffen durch Shantallas Augen mit, wo uns die Ziele des Bundes ausführlich vorgekaut werden. Mitglieder werden, außer dem oben genannten, nahezu keine genannt. Dann wird die Versammlung noch einmal durch Said gesprengt und geflüsterte Worte von Amato belauscht. Letzterer berichtet dies Amir Honak, der aber nur seinem neu entdeckten Hobby nachkommt: Nichtstun. Das wär's.
Enttäuschend für einen Plot, der so viel mehr hätte geben können. Wie ist der Bund entstanden? Was hat das Fass für Brotos zum Überlaufen gebracht? Warum hat die Hand Borons, die das Labyrinth (welches für die Treffen genutzt wird) ihr zweites Zuhause nennt, dem Patriarchen nichts vom Rabenbund erzählt? Alles Fragen, die ich gerne beantwortet sehen würde, die aber größtenteils nicht einmal angeschnitten werden.
Nummer zwei: der Feldzug. Noch ein verschenkter Plotpunkt. Das, was die Haupthandlung hätte definieren sollen, verschwindet nach den ersten Seiten weit im Hintergrund. Rhonda Setepen trifft zwar ein, spricht aber keinen Ton. Oderin und Amir benehmen sich wie kleine Kinder und wollen nicht miteinander verhandeln. Und Esmeraldo tat bisher auch nichts, außer es sich in der Villa Paligan gutgehen zu lassen. Schade.
Den Familienstreit finde ich dagegen sehr interessant. Ein intriganter Esmeraldo, der sich über den weichen Amato lustig macht, hatte etwas. Genauso kann ich die Entscheidung Amatos nachvollziehen, kein Schoßhündchen mehr sein zu wollen. Leider schwächelt diese interessante Idee etwas an der Einseitigkeit Esmeraldos, auch machtgieriger Grande Nummer 543 genannt.
So... und nun zu Said und Inion, die ich für die uninteressantesten Charaktere in der Geschichte Al'Anfas halte, Said mehr als Inion. Wie kommt der Junge eigentlich auf die absurde Idee, im Alleingang! auf einer Feier! dem Familienoberhaupt! einen Dolch! an die Kehle setzen und dann zu verlangen, in ebenjene Familie aufgenommen zu werden? Daraufhin lässt er sich auch noch offensichtlich übertölpen und muss aus diesem schwer bewachten Anwesen fliehen, was ihm natürlich gelingt. Kommt er danach zur Vernunft? Nein, denn jetzt möchte er sich seinen Namen mit Gewalt erkämpfen. Zumindest vom Wesen her wäre er wohl ein guter Grande.
Warum ich den Plot nun so schrecklich finde? In meinen Augen ist er unnötig. Saids Part in der wichtigen Geschichte hätte problemlos erneut von den Rebellen übernommen werden können, als Charakter ist er extrem unsympathisch und zuletzt: Er stiehlt wertvolle Seiten, die man viel besser für die oben genannten und viel zu kurz gekommenen Plots hätte nutzen können. So bleibt mir nur zu sagen: Wann immer sein Name aus Überschrift erschien, seufzte ich und blätterte kurz vor, um zu sehen, wie lang ich ihn denn ertragen müsste.
Zusammenfassend kann ich also feststellen: Interessante Ideen, teilweise gute Umsetzung, aber Seitenklau durch den, meiner Meinung nach, überflüssigen Charakter Said.

Die Personen:

Said, Meister der Flucht
Meine Meinung zu ihm dürfte ja größtenteils schon klar sein. Er ist egoistisch, machtgierig und will sein Ziel um jeden Preis erreichen, egal, wie viele Menschen er dabei verletzt (Beispiel: Rurescha). Insgesamt erscheint er mir mehr wie ein Kind, dass trotzig auf den Boden stampft und "Ich will aber" schreit. Kinder von Sklaven bleiben Sklaven, hat ihm das niemand gesagt? Seine Ansprüche beruhen auf nichts außer einer wagen Vermutung über die Motive seines toten Vaters. Toll, Said, wirklich toll.

Inion, Damsel in Distress
Jedes Buch hat sie, so auch dieses. Jeder kennt sie, die holde Dame, die es um jeden Preis zu retten gilt. Bei uns heißt sie Inion, aber unschuldig ist sie wohl schon lange nicht mehr. Zur Strafe für die Taten ihres Bruders wurde sie in die Arena geschickt, um die Gladiatoren nach ihrem Sieg zu erfreuen. Sie wird verschlossen, ängstlich und leblos. Eine gute Idee, die ich mochte, die mir aber zu oft erwähnt wurde. Wir wissen es, Inion geht es schlecht, sie leidet und vertraut nicht einmal dem einen netten Gladiatoren, an den sie gerät.

Shantalla, die Verführerin
Die Perspektive Shantallas mochte ich zugegebenermaßen sehr gern, denn sie ist sowohl eine intrigante Grandin, die stets auf ihren Vorteil bedacht ist, als auch die freundliche, zuvorkommende Dame, die sich als Vertraute anbietet. Eine sehr vielschichtige Person, von der ich sehr gern mehr lesen würde.

Amato Paligan, der ewig Schüchternde
Zwölf Jahre sind es Rabengeflüster, und Amato hat sich nahezu gar nicht verändert. Das ist nicht unbedingt schlecht, denn seine schlichte, nachdenkliche Art ist sehr sympatisch, aber unglaubwürdig, denn wie schaffte es so, in der Stadt der Intrigen zu überleben? Durch Oderins Schutz? Trotzdem bleibt er die Person, aus dessen Sicht ich am liebsten lese, denn Amato scheint überall mitzumischen. Man hätte ihn problemslos zu Hauptperson des Buches machen können, ohne diesem dabei zu schaden.

Esmerado Paligan, polititische Position unklar
Dieser Herr wird uns auf den ersten Seiten als Hauptperson vorgestellt, der intrigante Grande, der alles opfert, um an die Macht zu kommen. Es stellt sich nur die Frage nach seiner Loyalität. Ist er auf Oderins Seite? Oder auf Shantallas? Oder Goldos? Es wird nicht klar, denn nach der Hälfte des Buches verschwindet Esmeraldo nahezu gänzlich aus der Liste der erzählenden Personen.

Emilia Bonareth, Wir-brauchen-unbedingt-noch-das-einseitige-Grandenklischee
Ja, das war es auch eigentlich schon. Emilia ist reich, verwöhnt, brutal und dumm. Toll. Wie sympathisch. Hier brauchte man wohl einfach ein böses Gegenstück zu Said, das nicht über diese ihr zugedachte Rolle hinauskommt.

Das sind wirklich sehr viele Personen. Neue Gesichter wie Emilia und Esmeraldo bleiben flach, Oberhauptcharakter Said schwächelt merklich in dieser Rolle und Amato und Shantalla leben davon, bereits in vorangegangenen Publikationen beschrieben worden zu sein. Mir persönlich macht das allerdings weniger aus, als es sollte, denn ich mag die differenzierten Meinungen, die sich daraus ergeben. Doch für Andere könnte dieser Wust an beschreibenden Personen sehr schnell unpersönlich vorkommen.

Nebenpersonen:
Amira Honak: Kommt nicht vor. Daher hätte gerade sie nach ihren Debakeln in Rabenblut und AfG noch mal einen ordentlichen Auftritt gebraucht.
Rurescha: Saids Sidekick, die ihn am Ende vollkommen unüberraschend verrät. Warum blieb sie überhaupt bei ihm? Was will sie überhaupt mit ihm? Es ist doch vollkommen klar, dass er entgegen seiner Versprechungen nicht von seinem Vorhaben ablassen wird.
Gilia: Ganz nett. Die Macht hinter Emilias Thron. Aber wieso ist sie jetzt auch Amirs Schwester? Wie Malane? Könnte mir mal jemand einen Stammbaum zeichnen?
Ismene: Sehr angenehme Person, die Amato mütterlich unter die Arme greift. Daumen hoch. :6F:
Reto: Ist weg. Er entscheidet nach zwölf Jahren plötzlich, dass es nun Zeit ist zu gehen. Hilfreich für Amatos Entwicklung, aber traurig. Ich mochte ihn.
Die Cavalliera: Ist dauerbekifft. Interessant, was noch daraus werden könnte.
Rezzan Zornbrecht: Mein neuer Lieblingscharakter. Die burschikose Art und das Hilfsangebot an Amato machen ihn mir sehr sympathisch. Da ihm mit dem Namen Zornbrecht der Bösewicht schon auf den Leib geschneidert wurde, warte ich jetzt nur noch auf die Enthüllung seines Verrats.
Der Albernier: Reto 2.0. Der knurrige Gladiator aus dem Mittereich mit dem Herz aus Gold.
Alena: Ihre direkte Art macht sie dem Leser sehr sympathisch. Daumen hoch. :6F:
Goldo: Sehr alt geworden, aber ansonsten genau wie immer.

Das ganze Buch über stellte sich mir besonders eine Frage: Konnte es mich von Oderins neuem Al'Anfa überzeugen? Kurz: Jein. Der Charakter Oderin leidet wie viele andere Personen an zu wenig Platz, um sich zu entfalten und Stärken wie Schwächen zu offenbaren. Er soll ein schlechter Diplomat sein? Merkt man nicht. Oderin darf einmal auf den Tisch hauen und eine faustschwingende Rede halten, aber das war es auch
leider schon. Da hätte ich weitaus mehr erwartet.

Die größte Enttäuschung habe ich mir allerdings für den Schluss aufgespart: Amir Honak. Mein einstiger Lieblingscharakter verkommt weiterhin zum nichtstuenden 0815-Kirchenoberhaupt. Dabei hatte mich gerade seine Menschlichkeit, darunter sein Jähzorn aber auch seine Hilfbereitschaft sowie sein Humor, überhaupt gereizt, mich näher mit ihm zu beschäftigen. Davon ist nichts mehr übrig. Lethargisch schließt er sich in seinem Tempel ein und brütet über Worte Borons, die er schon ewig hört aber nicht deuten kann. Zweifelt er deswegen? Nö, denn irgendwann wird's ihm sicher klarwerden. Also Amato zu ihm kommt und von dem wahrscheinlichen Verrat berichtet rastet Amir nicht etwa aus, wie es seine Werte und vorangegangenen Beschreibungen vermuten ließen, nein, er sagt: "Du wirst das schon richten." Das war's.
Wieso musste man einen interessant beschriebenen Charakter, mit dem man sich identifizieren konnte, durch dieses entrückte Etwas ersetzten? Gerade seine Schwächen machten Amir interessant, aber jetzt ist er ja für "fleischliche Gelüste nicht mehr zugänglich." Und damit ist er, wie ich es leider zugeben muss, schlicht uninteressant geworden.

So, der Text ist doch etwas länger geworden, als ich gedacht hätte. Kommen wir also schleunigst zum Fazit.

Das Buch krankt vor allem an zwei Dingen. Erstens hat es keinen wirklichen Höhepunkt oder Abschluss, da es ja noch einen zweiten Band geben wird. Und zweitens versucht es zu viel auf zu wenigen Seiten, womit alles eher halbherzig wirkt. Ist es deshalb schlecht? Nein, denn das Feeling Al'Anfas wird noch immer wunderbar übermittelt, die meisten Personen sind zumindest interessant genug, um weiterhin über sie lesen zu wollen und es gibt ja einen zweiten Teil, der die Geschichte beendet.

Daher von mir drei Sterne, aus denen zwei werden, wenn der Nachfolger es nicht noch rausreißt.

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Cifer
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R161: Rabenerbe

Ungelesener Beitrag von Cifer »

Alessya hat geschrieben: 29.11.2017 00:39So... und nun zu Said und Inion, die ich für die uninteressantesten Charaktere in der Geschichte Al'Anfas halte, Said mehr als Inion. Wie kommt der Junge eigentlich auf die absurde Idee, im Alleingang! auf einer Feier! dem Familienoberhaupt! einen Dolch! an die Kehle setzen und dann zu verlangen, in ebenjene Familie aufgenommen zu werden? Daraufhin lässt er sich auch noch offensichtlich übertölpen und muss aus diesem schwer bewachten Anwesen fliehen, was ihm natürlich gelingt. Kommt er danach zur Vernunft? Nein, denn jetzt möchte er sich seinen Namen mit Gewalt erkämpfen. Zumindest vom Wesen her wäre er wohl ein guter Grande.
Warum ich den Plot nun so schrecklich finde? In meinen Augen ist er unnötig. Saids Part in der wichtigen Geschichte hätte problemlos erneut von den Rebellen übernommen werden können, als Charakter ist er extrem unsympathisch und zuletzt: Er stiehlt wertvolle Seiten, die man viel besser für die oben genannten und viel zu kurz gekommenen Plots hätte nutzen können. So bleibt mir nur zu sagen: Wann immer sein Name aus Überschrift erschien, seufzte ich und blätterte kurz vor, um zu sehen, wie lang ich ihn denn ertragen müsste.
Zusammenfassend kann ich also feststellen: Interessante Ideen, teilweise gute Umsetzung, aber Seitenklau durch den, meiner Meinung nach, überflüssigen Charakter Said.

Die Personen:

Said, Meister der Flucht
Meine Meinung zu ihm dürfte ja größtenteils schon klar sein. Er ist egoistisch, machtgierig und will sein Ziel um jeden Preis erreichen, egal, wie viele Menschen er dabei verletzt (Beispiel: Rurescha). Insgesamt erscheint er mir mehr wie ein Kind, dass trotzig auf den Boden stampft und "Ich will aber" schreit. Kinder von Sklaven bleiben Sklaven, hat ihm das niemand gesagt? Seine Ansprüche beruhen auf nichts außer einer wagen Vermutung über die Motive seines toten Vaters. Toll, Said, wirklich toll.
Ich muss sagen, ich mag Said. Ich mag ihn primär dadurch, dass er zeigt, wie es eben absolut nicht geht. Er hat keinerlei Ahnung, wie Al'Anfa in gehobenen Kreisen funktioniert und fliegt damit voll auf die Schnauze. Klar, mit seinen körperlichen Fähigkeiten ist er im Stande, sich aus der Affäre zu ziehen, aber abgesehen davon, dass er den Hand-Agenten und seinen Meister getötet und eher zufällig eine relevante Information aufgeschnappt hat, hat er in dem ganzen Roman faktisch nichts erreicht. Er ist für mich quasi die Dekonstruktion des klassischen "Wir spielen nicht die Guten? Toll, ich bin ein voll kewler Meuchler auf der Jagd nach meinem Erbe und Gesellschaftstalente steigern nur eklige Mädchen!"-Spielerarchetyps.
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Heike Wolf
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Ungelesener Beitrag von Heike Wolf »

Cifer hat geschrieben: 01.12.2017 19:39 Er ist für mich quasi die Dekonstruktion des klassischen "Wir spielen nicht die Guten? Toll, ich bin ein voll kewler Meuchler auf der Jagd nach meinem Erbe und Gesellschaftstalente steigern nur eklige Mädchen!"-Spielerarchetyps.
Großartig :ijw:

Aber ja, du hast recht. Er hat zwar was drauf, aber vom Tuten und Blasen, bzw. von Intrigen im Grunde keine Ahnung. Natürlich ist sein Vorgehen erst einmal ziemlich naiv, und er muss erst einmal gewaltig auf die Nase fallen, um zu lernen, dass er so nicht weiterkommt :wink:

Weynard
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Ungelesener Beitrag von Weynard »

Ich fand die Seiten für Said auch nicht verschwendet. Ich mag ihn nicht besonders und sowohl Rurescha als auch Inion haben mir ziemlich leidgetan. In Deutschland wäre er vermutlich der Hauptschulabgänger, der mit seinen hirnverbrannten Geschäftsideen sein Leben und das seiner Familie ruiniert. Insbesondere kurz vor Schluss hatte ich einen getriebenen Zocker vor Augen, der mal wieder kurz davor ist, den Treffer seines Lebens zu landen. Interessant, weil er mit seinen Eskapaden die Story vorantreibt, aber nicht sympathisch. Manchmal war mir der Plotplanzer ein bischen zu dick, wenn er mal wieder "gerade noch rechtzeitig" einem Bolzen auswich. Auch das Wort "gedungen" hat sich an einem Punkt etwas gehäuft, sodass es mir aufgefallen ist. Hier sind wir aber schon sicher im Nit-picking-Hafen angekommen. :censored:

Ich bin kein Freund von Intrigenspiel im Allgemeinen (weil IRL zu dumm, um an mehr als zwei Dinge gleichzeitig zu denken) und auch nicht von Horasiern oder Al'Anfanern im Speziellen, von daher kamen mir die Zweige von Amato, Said und Inion sehr zupass. Insbesondere die Cavalliera empfand ich bisher eher als störend. Vermutlich, weil sie Shantallas Anteile noch unerträglicher macht. Damit ist natürlich NICHT "schlecht geschrieben" gemeint. Der Roman ist super geschrieben. Mit unerträglich meine ich eigentlich nur, dass mir Frau Karinor durch ihre betonten Schwarze-Witwen-Allüren bisweilen auf den Senkel ging. Ich hoffe, die Olle wird später oder im Laufe der Kampagne entsorgt. :ijw:

Für mich, der bisher überhaupt nicht mit Al'Anfa zu tun hatte, eine schöne Einführung in die Pestbeule (!) des Südens. Außerdem ist ein Albernier die eigentlich coolste Sau in dem Laden, das kann nur gut enden. :wink:

Meine Vermutung für Teil 2: Amato gabelt Said auf, Said kommt über Amato in Kontakt mit Inion, Amato "Weichkeks" Paligan verliebt sich in Said, versöhnt sich mit der Bestie aus dem Norden und schenkt ihm die Freiheit, alle vier zusammen verbringen den zweiten Roman damit, Beweise für die Verschwörung zu sammeln, obwohl Inion eigentlich total sauer auf Said ist, Said muss irgendwann Rurescha töten und bricht seine kleine Revolution vom Zaun, die spektakulär scheitert. Am Ende bleiben Amato, Inion und McAlbernia übrig und reiten zusammen fröhlich in den Sonnenuntergang, äääh... retten Al'Anfa. Shantalla, Gilia und Esmeraldo werden hingerichtet und die blöden Ketzer dürfen endlich mal wieder einen siegreichen Feldzug feiern, bevor die Horatten kommen und Al'Anfa nach Narnia bomben.

Todeshörnchen
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Ungelesener Beitrag von Todeshörnchen »

Für den ersten Roman ist das sehr gut und es erschien auch erfreulich zügig der zweite Teil.
"Sehen wir uns nicht in dieser Welt, dann sehen wir uns in Bielefeld!"

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sagista
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Ungelesener Beitrag von sagista »

Ein wirklich großartiges Buch. Sehr interessante, ambivalente Charaktere, die die Handlung interessant machen und eigentlich alle durchaus nachvollziehbare Motive haben. Das spezielle Flair Al'Anfas kommt meiner Meinung nach sehr gut rüber. Ich kann auch die oben ausgeführte Kritik an dem Charakter Said nur bedingt nachvollziehen.
Cifer hat geschrieben: 01.12.2017 19:39Er ist für mich quasi die Dekonstruktion des klassischen "Wir spielen nicht die Guten? Toll, ich bin ein voll kewler Meuchler auf der Jagd nach meinem Erbe und Gesellschaftstalente steigern nur eklige Mädchen!"-Spielerarchetyps.
Das trifft es ziemlich gut. Genau das hatte ich während des Lesens auch gedacht, vor allem, weil ich in meine langjährigen Meister-Karriere auch schon bisweilen mit sowas "Ich spiele den super-duper Meuchler, der jeden mit einem Augenzwinkern töten kann" geplagt war.

Ich freue mich sehr auf den zweiten Band, der hoffentlich in der nächsten Woche bei meinem Dealer ankommen wird.

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Azazyel
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Ungelesener Beitrag von Azazyel »

Da der zweite Teil nun schon lang genug draußen ist, lohnt es sich nicht, Teil 1 separat zu rezensieren. Das ganze ist ja nicht dramaturgisch als Zweiteiler angelegt, sondern eigentlich nur ein einziger Roman, der eben länger war als für DSA üblich. Deshalb schreibe ich meine Meinung unter Band 2. Hier nur soviel, die Lektüre hat mir gut gefallen.
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Onkel Boron
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Ungelesener Beitrag von Onkel Boron »

Ich habe den Roman gerne gelesen. Die Stadt wird gut beschrieben, die Sprünge von Handlungsstrang zu Handlungsstrang ergeben ein schönes Tempo. Die Charaktere sind oft gelungen, manche, insbesondere die Frauen aber sehr holzschnittartig (wäre das Buch nicht von einer Frau geschrieben, sexistisch). Insgesamt viel Klischee - mich hat es nicht gestört und ich habe es in drei Tagen mit großem Vergnügen gelesen.
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arcCaptainAlpha
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Ungelesener Beitrag von arcCaptainAlpha »

Hier kann ich mal wieder ohne Einschränkungen 5 Punkte geben. Al'Anfa scheint ja irgendwie ein Garant für gute Romane zu sein und dieser macht da keine Ausnahme. Das Gefühl der Stadt nach den Ereignissen aus Rabenblut kommt hervorragend rüber und die altgedienten Charaktere sind weiterhin konsistent, während die neuen Spieler dem Netz der Intrigen schöne, neue Facetten hinzufügen. Klar muss man nicht alle Charaktere mögen, was durch deren Ambivalenzen auch nicht wirklich gewollt ist. Alle sind irgendwie menschlich, mit ihren persönlichen (großen oder kleinen) Fehlern.
Die Geschichte hat mich von der ersten Seite an gefesselt und bis zum Ende nicht wieder losgelassen. Der zweite Teil wird daher natürlich direkt im Anschluss gelesen.

Kai Aquila
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Ungelesener Beitrag von Kai Aquila »

Ich habe den Roman im Zuge der Rabenkriegkampagne gelesen und war begeistert. Der Schreibstil ist fantastisch, ich konnte die Schwüle Al'Anfas förmlich spüren. Auch die moralische Zwiespältigkeit der Charaktere gefällt mir sehr gut.
5 Punkte.

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