(PS01) Nordwärts

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Thallion
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(PS01) Nordwärts

Ungelesener Beitrag von Thallion »

Dieser Thread dient zur Diskussion der Inhalte des im April 2016 erschienenen Romans Nordwärts von Bernhard Hennen und Robert Corvus.

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Nordwärts

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Zuletzt geändert von Thallion am 08.08.2016 12:39, insgesamt 1-mal geändert.

Brandur
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(PS01) Nordwärts

Ungelesener Beitrag von Brandur »

Nordwärts bildet den Auftakt zur Romanserie der Phileassonsaga. Meine ausführliche Rezension zum zugrunde liegenden Abenteuer Gen Norden findet ihr hier. Der Rest enthält Spoiler; am Ende steht mein spoilerfreies Fazit.
Spoiler
Der Roman beginnt mit einem ca. 80-seitigen Prolog, der inhaltlich überhaupt nichts mit der Saga zu tun hat. Er schildert den unglücklichen Schiffbruch der Protagonistin Fianna, die auf dem Schiff ihres Vaters Strandpiraten aus dem südlich von Thorwal gelegenen Dorf Stainakr zum Opfer fällt. Die Dörfler versuchen ihr Verbrechen zu vertuschen und bringen die gesamte Besatzung um. Der Hetmann und einige kampferprobte Väter schicken dazu die „Jungmannen“ vor – darunter der Magiernovize Tylstyr und der kräftige Tjorne - , damit die ihr erstes Blut vergießen, denn nur so werden sie zu „echten Männern™“ und können in Zukunft auf Plünderfahrt gehen. Nur Fianna überlebt, wird aber fortan insgeheim als Sexsklavin gehalten und von allen „Jungmannen“ aus Stainakr vergewaltigt, weil man so ja auch zum Mann™ werden kann. In Stainakr herrschen eben raue Sitten aus lange vergangener Zeit, Frauen scheint´s da keine zu geben, nur „Weiber“, und überhaupt wohnen dort offenbar hauptsächlich von Game of Thrones importierte Eiseninselbewohner (Vielleicht war hier auch die Fernsehserie „Vikings“ Vorbild, die zumindest Robert Corvus scheinbar gern schaut – ich kenne sie nicht, kann es also nicht beurteilen).
Der Prolog widmet sich größtenteils den Problemen des jungen Tylstyr, der sich in seinem Dorf wie ein Fremder fühlt, von seinem Vater nicht akzeptiert wird, den allgemeinen Erwartungen der Dorfbewohner nicht entspricht (man erinnere sich: In Stainakr müssen Männer „echte Männer™“ sein und Blut vergießen, sich Weiber nehmen und sonstige archaische Klischees bedienen, von denen man in UdW nicht allzu viel findet). Der Roman bemüht sich, die Entfremdung Tylstyrs gegenüber den äußerst unsympathischen Dorfbewohnern zu veranschaulichen und seine Sehnsucht nach der Ausbildung zum Magier in Thorwal zu beschreiben, was auch gelingt.
Natürlich soll auch Tylstyr irgendwann noch zum „echten Mann“™ gemacht werden, weshalb man ihn zu Fianna in die Sexhöhle bringt. Da er aber nicht das Zeug zu einem „echten Mann“™ hat, versucht er Fianna zu befreien, was aufgrund einer weiteren „Mannbarkeitsprüfung“ (diesmal Alkohol) nicht gelingt und Fianna, die inzwischen nah am Wahnsinn pendelt, noch stärker in Rachefantasien stürzt. Diese werden gegen Ende des Prologs auch befriedigt, indem sie ihren ersten Peiniger brutal zu Tode bringt.
Nach 83 Seiten endet der Prolog und ich frage mich nicht zum ersten Mal: Was lese ich hier eigentlich? Ist das noch die Phileassonsaga? Was hat das mit irgendwas zu tun? Wer sind diese Leute, warum sind die alle so dermaßen durchgedreht? Warum werden knapp 20% des ersten Romans verwendet, um genau diese Handlung zu spinnen?

Weiter geht’s in Thorwal und endlich, auf Seite 85, taucht der Name Asleif Foggwulf Phileasson auf, ein paar Seiten später dann auch Beorn der Blender. Beide Figuren werden gut beschrieben, aber was ich schon beim Abenteuer vermisst habe, bleibt auch hier im Dunkeln: Es wird nicht deutlich genug geschildert, warum zwischen den beiden eine so erbitterte Feindschaft besteht. Es gibt einen kurzen Hinweis, in einem Satz beschrieben (paraphrasiert: „Hm, Beorn gibt mir die Schuld am Tod seiner Schwester, aber das war ich doch gar nicht!“). Ich hoffe sehr, dass in späteren Bänden mehr über die Vergangenheit der beiden Hauptfiguren geschildert wird (DAFÜR hätte ich liebend gerne den Prolog verwendet gesehen, nicht für drei verhältnismäßig uninteressante Nebencharaktere, die später bei Phileasson und Beorn anheuern!).
Während die Thorwaler das Wintersonnenwendefest feiern, kommt es zu einem grausamen Mord, dessen Methode genau die gleiche ist wie bei dem Fiesling im Prolog. Schnell wird Tylstyr, der inzwischen ein fertig studierter Magus ist, und seinem Freund aus Kindertagen Tjorne, der auch nach Thorwal gefunden hat, klar, dass das kleine Mädchen, das damals von den Jungmannen misshandelt wurde, immer noch auf einem Rachefeldzug ist und mittlerweile schon zwei oder drei (mich interessiert´s ehrlich gesagt nicht) Namen von ihrer Liste der Vergeltung gestrichen hat.
In der Zwischenzeit hat die Tempelvorsteherin der Travia, Mutter Cunia, eine Vision von den Göttern erhalten, die offenbar etwas Großes planen und dafür die beiden besten Kapitäne Thorwals brauchen. Nun haben sich die Autoren überlegt, man könnte die zahlreichen Unstimmigkeiten und Plotholes der Saga überarbeiten und sich bessere Begründungen ausdenken, warum denn nun gewisse Dinge passieren. Zum Beispiel, warum mitten im Winter eine Expedition in den hohen Norden starten soll, obwohl das doch eigentlich zum Tod aller Beteiligten führen müsste! Also werden die Götter gleich zu Beginn ins Boot geholt und der eigentlich erst im Verlauf der Saga zutage tretende tiefer liegende Grund der Wettfahrt wird schon im ersten Band dem Leser zumindest in seiner auf das Wesentliche reduzierten Form auf die Nase gebunden: Die Götter haben einen „großen Plan“!
Nach und nach werden Figuren eingeführt, von denen man ahnen kann, dass sie mit Phileasson auf Fahrt gehen werden: Ein Ritter aus Andergast, der mit seiner kriegerischen Vergangenheit hadert und sich deshalb im Traviatempel aufhält (oder, wie seine rachedürstenden Verfolger ihm vorwerfen, sich versteckt). Ein Elf aus der Goldregenglanzsippe, der nach Göttern sucht – ja, nach Göttern. Was im ersten Moment unstimmig erscheint, entpuppt sich im Verlauf des Romans aber als eine einigermaßen glaubwürdige und stimmige Motivation. Nur das Alter des Elfen finde ich mit 25 Jahren arg gering. Trotzdem finde ich es lobenswert, wie die Autoren hier eine Anknüpfung an die spätere Begegnung mit Galandel schaffen.

Letztendlich wird die Wintersonnenwende mit einem Festmahl begangen und die Recken und Drachenführer prahlen mit ihren Taten. Also erzählt auch Beorn einen Schwank vom Güldenland und Phileasson macht sich deswegen über ihn lustig. Hier wurden einige Formulierungen aus dem Abenteuer übernommen, was ich angenehm fand. Was leider immer noch nicht passt, ist die Heftigkeit des Streites, der zwischen Beorn und Phileasson ausbricht – ohne vorherige Erklärung, warum die beiden sich so spinnefeind sind und am besten eine Rückblende zu relevanten Ereignissen in der Vergangenheit zündet die Szene einfach nicht. Hier hätte der Roman gegenüber dem Abenteuer die Hintergründe dieser beiden Figuren erforschen und einen echten Mehrwert schaffen können – schade, dass diese Chance vertan wurde.

Als hätte Garhelt nur darauf gewartet, eröffnet sie den beiden Streithähnen, dass sie auf eine lange und gefährliche Queste gehen sollen – jaaa, mitten im Winter! Jeder soll sich eine Mannschaft zusammenstellen und in einer Woche lossegeln und um Ruhm und Ehre kämpfen und um den Titel „König der Meere“. Phileasson rekrutiert also nacheinander die vorher eingeführten Figuren – Ritter, Elf, Magier, Kraftpaket. Weitere Expeditionsteilnehmer werden vorgestellt und beschrieben. Ganz enttäuscht war ich von Shaya. Der Roman beschreibt sie als weinerliche kleine Memme, die zum ersten Mal ihr Zuhause verlassen muss und sich deswegen ganz furchtbar fühlt. Von Charakterstärke, Selbstvertrauen, thorwalscher Entschlossenheit oder Humor ist bei ihr überhaupt nichts zu finden – sie ist einfach nur ein kleines Mädchen, das vor einer großen Herausforderung steht und Angst hat. Mit 33 Jahren als Thorwalerin und Traviageweihte. Irgendwie hatte ich mir nach der Lektüre des Abenteuers ein anderes Bild von Shaya gemacht.

Es werden Vorbereitungen getroffen und einige andere Dinge passieren, die mir beim ersten Lesen nicht im Gedächtnis geblieben sind. Gut gefallen hat mir das Ritual mit der gemeinsamen Wäsche der Ottajasko, um zu zeigen, dass die Gefährten zu einer festen Gemeinschaft vereint werden. Es sind solche kleinen Szenen, bei denen Flair und Abenteuergefühl aufkommen.

Dann verkündet Garhelt die Wettkampfregeln (wieder stark mit Abenteuerformulierungen getränkt, aber besser) und die beiden Mannschaften fahren los. Es entbrennt ein Wettrennen zwischen Beorns Seeschlange und Phileassons Seeadler, bei dem Phileasson zurückfällt. Dann packt er aber die Motivationspeitsche aus, wirft mit derben Sprüchen um sich und schreit die ganze Zeit „Pullt! Pullt! Pullt!“ …Mag sein, dass das der korrekte nautische Begriff für diese Tätigkeit ist, aber allein nach meinem Empfinden stört mich das Wort, da es zu sehr nach Anglizismus klingt. Ganz zu schweigen davon, dass ich Phileassons Wortwahl und Gebaren unglaublich nervig fand. Es sind manchmal einzelne Worte, die eine ganze Szene zerstören.

Die Fahrt geht weiter und die Perspektive wechselt zu Beorn. Der hat ganz zu Beginn eine mysteriöse Botschaft von jemandem erhalten, der offenbar schon genau wusste, was in Zukunft passieren würde. Dieser Jemand bietet Beorn Hilfe an, weshalb Beorn auf der unheimlichen Schlangeninsel einen Zwischenstopp einlegt. Dort begegnet ihm der mysteriöse Elf Galayne, der Beorn auf seiner Fahrt begleiten will – warum auch immer. Er hat anscheinend ebenfalls einen „großen Plan“. Kenner der Saga wissen vermutlich schon, woher der Elf mit der schneeweißen Rüstung stammt, weshalb sich mir auch die Frage erschließt, warum so jemand schon zu Beginn der Saga Bescheid weiß. Wurde hier der Hintergrund geändert, um die Plausibilität zu erhöhen? Es bleibt abzuwarten, aber ich erwarte nichts Gutes.

Der mysteriöse Elf beschwört auf Beorns Bitte einen Sturm herauf, um Phileasson zu ärgern, was dazu führt, dass die Seeadler vor Olport Schiffbruch erleidet und mit Müh und Not den rettenden Hafen erreicht. Ein Mann geht von Bord, kann aber gerettet werden. In Olport treffen die Recken nun auf die wohl nervigste Figur dieses Romans: das kleine Mädchen Leomara, die ein Medium ist und mit ungewöhnlich tiefer Stimme düstere Prophezeiungen™ von sich gibt. Ich weiß nicht, wie die Autoren darauf gekommen sind, das sei eine gute Idee. Die Funktion einer solchen Figur kann ich mir erschließen, zumal gegen Ende des Abenteuers genau das passiert, was ich denke, weshalb ich an späterer Stelle noch einmal darauf zurückkommen werde. Es sei nur soviel gesagt: Mir hat Leomara überhaupt nicht gefallen.

In Olport wird nun das Schiff repariert, es werden Informationen gesammelt und Beziehungen gefestigt. Ich fand diesen Abschnitt gut gelungen und zum ersten Mal kam das „Phileasson-Feeling“ auf, auf das ich schon die ganze Zeit gewartet hatte. Der mittlere Teil des Buches ist sicherlich der stärkste.

Die Fahrt geht weiter und es werden zahlreiche Ereignisse und Begegnungen aus dem Abenteuer umgesetzt. Die relevanten Mannschaftsmitglieder bekommen Screentime und können sich beweisen, wobei Phileasson immer schon die Augen aufhält und bewertet, wen er zum Himmelsturm mitnehmen kann und wer eher ungeeignet ist.

Die Reise geht weiter zum Packeis, über Eis und Schnee nach Yetiland. Unterdessen zettelt Beorn einen Krieg mit den Yetis an, was hier durch die Gier seiner Mannschaft nach warmen Pelzen erklärt wird. Ich fand die Passagen mit Beorn in Ordnung. Für Spielleiter der Saga gibt es hier ein paar zusätzliche Informationen, um die Geschichte mit Leben zu füllen.

Die Episode bei den Eisigeln wird recht ausführlich geschildert und (leider) auch Leomara darf dazu etwas Düsteres™ sagen. Eine der großartigsten Ideen – oder besser eine Idee, aus der ich in meiner Spielrunde eine wunderbare Szene stricken konnte – fehlt leider: die Recken begegnen keiner Eisfee.

Die Gruppe kommt schließlich nach Yetiland, findet das Yetijunge, hat eine Begegnung mit wütenden Yetis, wird zu Mutter Galandel geführt und von den Yetis mit einem Festmahl willkommen geheißen. Ich war etwas enttäuscht, weil der erste Kontakt mit Galandel sozusagen außerhalb der Erzählung stand. Es wird geschildert, dass man sich zum Yetidorf aufmacht, dann ist der Abschnitt zuende. Der nächste Abschnitt beginnt am Tag nach der Begegnung mit Galandel und macht nur einige Anspielungen auf das Geschehene.

Nach ein paar Unterredungen beschließt man, im Tal der Donnerwanderer Mammuts zu fangen. Also macht sich die Gruppe auf den Weg, der neugierige Tylstyr und sein Kumpane Tjorne gehen fast beim Schlammgeysir drauf und Shaya hat irgendwelche Probleme mit dem Elfen.
Im Tal selbst wird zunächst Beorns Jagderfolg beschrieben. Mit Hilfe des mysteriösen Elfen Galayne fängt Beorn ein Mammut-Jungtier und stattet dann Phileasson einen Besuch ab, um vor ihm zu prahlen.

Diese Gelegenheit nutzt Zidaine Blakharaz Barazklah, eine mysteriöse Frau aus Beorns Mannschaft, die ungefähr in Tylstyrs Alter ist, um ihn zum Krebse-Essen einzuladen. Wer den Prolog noch nicht verdrängt hat, wird sich daran erinnern, dass da Krebse als Mordwerkzeug eingesetzt wurden: Handelt es sich bei Zidaine etwa um die von Rachelust getriebene Fianna? Die Spannung ist kaum zu ertragen – wird sie Tylstyr töten? Ist „Krebse essen“ nur ein Euphemismus für eine weitere grausame Mordszene? Interessiert mich das im Geringsten?

Nun macht sich Phileasson daran, ein viel größeres Mammut zu fangen, und findet es auch: den König des Tals der Donnerwanderer. Mutig schmeißt er sich dem Untier entgegen, muss die Jagd aber nach kurzer Zeit erfolglos abbrechen. Sein Übermut kostet ein Mannschaftsmitglied das Leben; ich finde es gut, dass Phileasson hier ein paar Ecken und Kanten erhält, die an seinem „strahlender-Held“-Image kratzen. Phileasson ist besessen von der Idee, den Wettkampf gegen Beorn zu gewinnen und König der Meere zu werden – gut, dass auch die negativen Nebeneffekte solcher Besessenheit geschildert werden.

Schließlich fängt auch Phileasson ein Mammut und man kann zur nächsten Aufgabe übergehen: Die Reise zum Himmelsturm. Es werden Geschichten erzählt, dann macht man sich auf zum Heiligtum der alten Elfen. Hier hat Leomara ihren großen Auftritt, denn das kleine Medium empfängt Eindrücke aus der Vergangenheit, die davon erzählen, wie die Statuen auf die Felsspitze gelangt sind, wer Nurtis Träne erschaffen hat und so weiter – Informationen eben, die man sonst nicht erhalten würde. An dieser Stelle möchte ich zurückgreifen auf das, was ich zu Leomaras Auftritt in Olport gesagt habe, und was ich aus dieser Szene schließe: Ich vermute, dass mit Hilfe von Leomaras medialen Fähigkeiten die Anteile der Hintergrundgeschichte, die die Figuren sonst nicht mitbekommen und erfahren würden, erzählbar gemacht werden sollen. Hier haben wir ein Beispiel dafür, wie dem Leser und den Figuren Hintergründe vermittelt werden, die die Helden im Abenteuer beispielsweise durch Träume oder Visionen erfahren konnten. Ich schätze, dass Leomara im Himmelsturm sehr viele Hustenbonbons brauchen wird, denn bei der Menge an Erinnerungen, Visionen und unerfahrbaren Hintergrundinformationen, die dort zu finden sind und die man braucht, um überhaupt zu erahnen, worum es bei der ganzen Sache geht, wird sie sehr häufig mit ihrer tiefen Stimme sprechen müssen.

Der erste Roman endet mit einem durchaus guten Schlusssatz, lässt mich aber mit gemischten Gefühlen zurück. Ich bin enttäuscht, weil ich etwas anderes erwartet hatte. Ich wollte mehr von Phileasson wissen, mehr über die Hintergründe der Feindschaft zwischen ihm und Beorn, mehr über die Personen an sich und was sie auszeichnet. Zwar erhalten die beiden Drachenführer ein paar neue Aspekte, die sich meist gut ins Gesamtbild einpassen, aber das reicht mir nicht. Für den Auftakt der Saga hätte ich mir einen Prolog gewünscht, der sich den beiden widmet.
Stattdessen musste ich einen Prolog lesen, der sonstwohin gehört, aber nicht in die Phileassonsaga. Das ist das Aushängeschild der Phileassonsaga? Sowas gibt man potentiellen Lesern und Kunden als Leseprobe? Nach der Lektüre der Leseprobe war ich ziemlich erschüttert und wenn meine Neugier nicht stärker gewesen wäre, hätte ich mir den Roman nicht vorbestellt, vielleicht sogar ganz liegen gelassen. Die ganzen 83 Seiten des Prologs kann man meiner Meinung nach rausschneiden und in die Tonne kloppen oder an einen anderen Romananfang setzen.

Dass die alte Mannschaft teilweise ausgetauscht wurde - Ynu ist jetzt eine Frau, Raluf wurde umbenannt -, stört mich nicht. Ich finde Irulla interessant und freue mich auf weitere Szenen mit ihr. Was die Autoren aus Shaya gemacht haben, lässt eine lange und tiefgreifende Entwicklung erwarten. Ich weiß nur nicht, ob ich mich dafür noch interessiere, nachdem sie mir im ersten Band dermaßen unsympathisch und weinerlich begegnet ist. Sie wirkt wie ein Fremdkörper – nicht nur in der Mannschaft, sondern insgesamt.
Die anderen Figuren – Salarin, Tylstyr, Tjorne – sind in Ordnung. Garhelt hatte ich mir ganz anders vorgestellt – trotz ihrer stattlichen 73 Jahre ist sie immer noch raubeinig und lebhaft wie eine 20-jährige.
Welchen Eindruck hinterlässt Nordwärts also insgesamt? Nach einem missratenen Prolog folgt erst mal eine durchschnittliche Erzählung, die in der Mitte des Buches Fahrt aufnimmt und zum Ende hin wieder abfällt. Es gibt einige wenige Szenen, die wirklich zünden und mir das Gefühl geben: „Das ist es! Das ist die Saga! Das ist Phileasson, wie ich ihn haben will! Das wohl!“ Aber diese Lichtblicke sind viel zu rar gesät. Viel zu selten habe ich gelacht, geschmunzelt, mich emotional angesprochen gefühlt. Viel zu oft hingegen war ich enttäuscht darüber, wie weit meine Vorstellungen der Saga vom Produkt der beiden Autoren abwichen. Meine Erwartungen segeln dem Roman davon. Bleibt nur zu hoffen, dass die Autoren – wie Phileasson – Mut und Ausdauer haben und den Vorsprung aufholen können.Aber ohne dabei ständig „Pullt!“ zu schreien ^^“
Nordwärts bekommt von mir 2 Punkte.

Ich werden den zweiten Band auf jeden Fall kaufen, weil ich lesen will, was die Autoren aus der schwierigen Vorlage machen. Ohne diese Neugier wäre ich aber schwer hin- und hergerissen, ob ich es nicht einigen Matrosen aus Phileassons Mannschaft gleich tun und desertieren sollte.

[Nachtrag]Zum Äußeren: Das Cover gefällt mir sehr gut und auch die im Umschlag enthaltenen Karten sind klasse! Die kleinen Symbolbilder zu Beginn und am Ende eines Kapitels passen ebenfalls gut.

[nachträgliche Anmerkung:] Ich habe niemandem meine Einwilligung gegeben, meine Rezension auf Amazon zu posten.
Zuletzt geändert von Brandur am 08.07.2017 21:33, insgesamt 4-mal geändert.
Ich leite die Phileassonsaga (Spielzeit: 186h).
aktuell: Kapitel 5 (15h).
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Anmerkung August 2019: Der Spielbericht ist nicht auf dem neuesten Stand und die Kampagne geht nur langsam voran, aber sie läuft noch! :D Das wohl!

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Denderan Marajain
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Re: (X20) Nordwärts

Ungelesener Beitrag von Denderan Marajain »

1 Punkt!

Das war einfach nur grausam!!

@Brandur

Gratulation, dass du noch etwas positives finden konntest

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WeZwanzig
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Re: (X20) Nordwärts

Ungelesener Beitrag von WeZwanzig »

Ich habe das Buch nicht ganz durch, das dauert wohl noch bis morgen Abend, aber bisher gefällt mir das Buch ausgesprochen gut. Ich bin jetzt gerade im Tal der Donnerwanderer und finde die Umsetzung sehr gelungen. Die Kampangne kenne ich bisher nur aus Spielersicht (wir sind gerade im achten Abenteuer) und war froh viele Szenen wiederzu entdecken. (Man wahr ich stolz, als ich das Treffen Yeti-Phileasson gelesen habe. Bei uns war ich es, der ihnen das Baby gegeben hat und dann von ihnen zu "Muddär Galandel" geführt wurde 8-) )

Die neuen Figuren finde ich alle recht gelungen. Ihm Abenteuer nimmt Foggwulf die ja die Heldengruppe mit auf die Reise, das daher auch diese Figuren im Abenteuer eine Rolle spielen war klar. Der Roman ist eine Version der Saga, wie sie auch auf dem Spieltisch stattfinden könnte. Das der Fokus eher auf den Helden als auf Foggwulf liegt habe ich auch nicht anderes erwartet. Eine reine Nacherzählung fände ich langweilig, den Fokus auf bisher unbekannten Personen sowie Beorn finde ich da wesentlich schöner.

Also bisher gefällt es mir sehr gut, ausfürlichere Kritik gibt es aber erst morgen oder Samstag

Edit: So, ich habe das Buch inzwischen durch und meine Meinung hat sich auch durch die letzten Kapitel nicht geändert. Ich finde das ganze Buch rundherum gelungen und freu mich auf den nächsten Teil.
Die Handlung ist für mich nah genug an der Abenteuervorlage, um bei mir den Nostalgiefaktor auszusprechen, enthält aber auch genug neue Ideen, so dass keine Langeweile aufkommt "weil man ja schon alles kennt". Gerade Tylstyr, der thorwaler Magier mit der dunklen Vergangenheit, und Salandir, der Elf der die Götter sucht, sind dabei meine absoluten Favoriten des Buches. Das noch nicht alle Hintergründe im ersten Band offenbart werden, etwa woher die Feindschafft zwischen Phileasson und Beorn herkommt, empfinde ich nicht als schlimm. In einer 12teiligen Reihe muss nicht jedes Geheimniss gleich im ersten Buch enthüllt werden. Ich hoffe das jedes Buch einen Prolog wie dieses haben wird, jeweils mit einem anderen Charakter im Mittelpunkt. Vielleicht Lenya, Shaya oder Irulla? Ich bin gespannt und voller Vorfreude
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Brandur
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Re: (X20) Nordwärts

Ungelesener Beitrag von Brandur »

WeZwanzig hat geschrieben:Das der Fokus eher auf den Helden als auf Foggwulf liegt habe ich auch nicht anderes erwartet. Eine reine Nacherzählung fände ich langweilig, den Fokus auf bisher unbekannten Personen sowie Beorn finde ich da wesentlich schöner.
Das sehe ich anders. Im Abenteuer und seiner Umsetzung am Spieltisch sollte der Fokus auf den Helden liegen, da man ja ein Abenteuer spielt, selber handeln und etwas erleben will und es eine Trennung zwischen NSC und SC gibt. Für die Spieler gibt es nichts Frustrierenderes als den NSCs beim Handeln zuzuschauen oder für sie niedere Aufgaben zu erledigen. Leider krankt die Saga an diesem Problem und die NSCs verdrängen an vielen Stellen die Helden aus dem Spotlight.

Im Roman aber ist das anders, da gibt es zwar auch Haupt- und Nebenfiguren, aber sie sind alle Teil derselben Geschichte. Warum im Roman auf Nebenfiguren mehr fokussiert werden bzw. eigentliche Nebenfiguren wichtiger sein sollten als der namensgebende Protagonist der Saga, ist mir unverständlich. Wenn der Roman Teil der "Phileassonsaga" ist, will ich möglichst viel über Phileasson erfahren. Seine Begleiter sind auch wichtig, aber im Zentrum steht er, der Protagonist. Und natürlich sein Gegenspieler Beorn - über ihn und seine Reise will ich auch viel erfahren.

Vielleicht muss man hier auch unterscheiden je nachdem, ob man die Saga spielt/gespielt hat oder leitet/geleitet hat. Da ich sie momentan leite, wünsche ich mir natürlich mehr Informationen, die ich in meine Saga einbauen kann, und da habe ich mit den neuen Nebenfiguren keinen Mehrwert.
WeZwanzig hat geschrieben:Ich hoffe das jedes Buch einen Prolog wie dieses haben wird, jeweils mit einem anderen Charakter im Mittelpunkt.
Ich fand den Prolog viel zu lang. Im ersten Buch mag das noch in Ordnung sein, da man zunächst einen Einstieg in die Welt finden muss. Aber die Prologe der restlichen Romane dürfen gerne mit der Hälfte der Seiten auskommen. Denn wenn der Prolog mit der eigentlichen Saga überhaupt nichts zu tun hat und dann ungefähr 20% des Romans in Anspruch nimmt, fühlt sich das für mich fehlplatziert an - es fügt sich schlecht in das Ganze ein.

Ein Beispiel für gute Prologe in einer Fantasyreihe liefert Robert Jordan mit seinem Rad der Zeit. Da wurden auf den ersten zig Seiten kurze Schlaglichter auf mehrere Figuren geworfen; die Prologe waren informativ, spannend, abwechslungsreich, meist noch interessanter als das eigentliche erste Kapitel und haben die Handlung vorangebracht bzw. kommende Entwicklungen angeteasert.
WeZwanzig hat geschrieben:In einer 12teiligen Reihe muss nicht jedes Geheimniss gleich im ersten Buch enthüllt werden.
Stimmt, aber ein paar Geheimnisse wären schön gewesen. Oder zumindest Teile von Geheimnissen; man muss ja nicht sofort alles aufdecken.
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Sumaro
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Re: (X20) Nordwärts

Ungelesener Beitrag von Sumaro »

Die Phileasson-Saga ist einer der Giganten von DSA und daher war ich zugegeben skeptisch, als ich von dem Projekt selbst gehört habe, hatte allerdings auch die Hoffnung, dass man hier vielleicht endlich mal etwas von Beorns Seite zu hören bekommt und etwas an die Hand gereicht wird, weshalb gerade diese beiden Männer solche zentralen Figuren in Thorwal sind. Ich bin mit dem Buch noch nicht völlig durch, allerdings wurden bisher meine Erwartungen leider ziemlich enttäuscht.

Der Prolog, von einigen anderen bereits bewertet, war mMn das unaventurischste Stück im gesamten Roman (bisher). Es fühlt sich an wie ein Fremdeinwurf aus Westeros, einer Welt in der Frauen nicht gleichberechtigt sind, in der brachiale Männerriten dazugehören und "Jungmannen" noch ihren Schwanz worein stecken müssen um Männer zu werden. Aber es fühlte sich nicht nach DSA und nicht nach Aventurien an. Daran ändert dann auch die später Reue der Thorwaler nichts, ebenso wenig wie die Einwürfe, dass man ja durchaus noch an aventurische Götter glaubt.

Nun, abseits des für mich absolut missratenen Prologs (hier hätte ich auch sehr gerne etwas gehabt, was mit Phileasson, dessen Name auf dem Cover steht, zu tun hatte), bleibt dann der plätschernde Rest des Buches. Hier muss ich gestehen, dass mich viele Dinge einfach nicht mitgenommen haben. Phileasson und Beorn bleiben blass als Protagonisten, der Elf (eine nicht unsympathische Figur aber leider VIEL zu gut in dem Kontext, den man darstellen will) hat mehr "Charakter" als der Namensgeber der Saga, der letztlich auf seinen Ruf als guter Kapitän und seinen Geist als Wettkämpfer reduziert wird, während Beorn ungefähr das Profil eines Cartoon-Bösewichts besitzt.

Ich muss sagen bisher lässt mich das Buch doch recht verwirrt zurück. Die schrullige Irulla, deren Spinnentattoo regelmäßig im dunkeln leuchtet und deren beste Einwürfe aus "Du wirst sterben" bestehen, die weinerliche Shaya, die am liebsten wieder nach Hause möchte, der unfähig-selbstzweifelnde Tylstyr, dessen größtes Problem ist, dass er einen Vergewaltiger beschützen will und keine 20 Dukaten verdienen konnte (aber Magus ist, mit Zauberstab, während Adepten, wie wir alle wissen, keinen Stab haben), Salandir, der göttersuchende Deus-Ex-Machina-Support-Lebensretter-Melodienhörende-Super-Elf, Foggwulf, dessen größte Leistung es scheint eine Kappe für seinen Drachen im Güldenland gekauft zu haben, Beorn, der keinen Plan hat, aber einen Umhang als zum Abschied winkenden Gesellen auf den einsamen Olportsteinen verkaufen kann (und damit sicherlich besser als tulamidischer Teppichhändler geeignet wäre, denn als großer Seefahrer), Garhelt, die ihre Abenteuerfahrt eigentlich nur macht, weil jemand ermordet wurde und die Traviageweihte ihr wegen irgendwas in den Ohren liegt, Leomara, die kleine Prophetin mit der dunklen Stimme, die eigentlich nur da ist, um alles noch einmal auszuplaudern, was man sonst vielleicht zwischen den Zeilen verstecken müsste... Nun so geht es weiter und weiter...

Ich will noch keine abschließende Wertung abgeben und auch ich werde mir noch den zweiten Teil kaufen, weil ich gerne sehen möchte, wie der Himmelsturm und Pardona und die Nachtalben dargestellt werden, aber wenn das so weitergeht wie bisher... nun ja, ich befürchte, dann wird das auch der letzte Band gewesen sein.

Ich bin leider ziemlich enttäuscht, weil viel Potential - Beorn und Phileasson in Szene setzen, sie in einen Kontext bringen, die Abenteuerfahrt zu etwas großartigem machen - einfach liegen gelassen wurde, um eben teilweise 0815-DSA-Anwerbeszenen zu schreiben. Und wieso ausgerechnet der erste Sturm schon direkt von Beorn durch ein Menschenopfer mit Echsenmagie initiert werden musste begreife ich auch nicht.
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Denderan Marajain
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Re: (X20) Nordwärts

Ungelesener Beitrag von Denderan Marajain »

Seit heute ist da Teil 2 erhältlich

Bin schon gespannt wie da die Meinungen sein werden...

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WeZwanzig
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Re: (X20) Nordwärts

Ungelesener Beitrag von WeZwanzig »

Denderan Marajain hat geschrieben:Seit heute ist da Teil 2 erhältlich

Bin schon gespannt wie da die Meinungen sein werden...
Nach ca. 3/4 des Buches kann ich schon mal schrieben, das mir auch dieser Teil sehr gut gefällt. Gerade die Kapitel der Konkurrenz sind diesmal außerordentlich gelungen. Beorn und Galayne, die beiden Vorzeige-Arschlöcher aus Teil 1 werden hier sehr schön in Szene gesetzt und bekommen einige neue, freundliche Facetten. Gerade zweiteren mag ich inzwischen sogar richtig gerne^^
Aber mehr dann dazu, wenn ich a) ganz durch bin und b) es dafür einen eigenen Bewertungs-Thread gibt
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Thorn Felian Eslebon
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Re: (PS01) Nordwärts

Ungelesener Beitrag von Thorn Felian Eslebon »

Solange man den Prolog wegläßt, ist der Roman Aventurien stimmig und gut zu lesen.
Vieles hat an die eigene, erlebte Phillie erinnert und ich bin neugierig wie die beiden Autoren die anderen Stationen der Reise zu Papier gebracht haben, bzw. noch zu Papier bringen werden.

Haldan
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Re: (PS01) Nordwärts

Ungelesener Beitrag von Haldan »

Ich halte mich nicht für einen guten Rezensenten, und hätte mich sicher auch zurückgehalten, meine Meinung kund zu tun, wenn nicht so viele Faktoren zusammengekommen wären.

Vorab: Ich gebe dem Roman 1 Punkt, weil weniger nicht geht.

Begründung:
Was ist der Sinn eines Romans in meinen Augen? Er soll unterhalten - zumindest in der Zeit in der man ihn liest, wenn nicht sogar darüber hinaus. Sich unterhalten zu fühlen ist für mich ein positives Gefühl, das ich mit diesem Roman absolut nicht verbinden kann.
Warum habe ich dann Buch zu Ende gelesen? Weil ich mir noch irgendeine Inspiration für meine nächste Runde als Saga-SL erhofft habe. Bis auf die Namen anderer Mannschaftsmitglieder wurde ich auch aber hier enttäuscht.

Im Detail:
  • Es gibt keinen Spannungsbogen. Die Geschichte ist durchweg fade erzählt.
  • Die Charaktere kommen fade herüber. Gerade Phil und Beorn sind absolut farblos beschrieben, andere Charaktere glänzen höchsten durch kuriose Charakterzüge, die hier und da eingeworfen werden.
  • Es gibt keine Anspielungen. Alles wird dem Leser vor die Füße geworfen und dann wird man mit der Nase hineingedrückt. Selten habe ich eine so plumpe Anhäufung von Worten erlebt.
  • Beobachtbare Elemente werden ungenügend oder ungenau beschrieben. Hier hat man sich nicht die Mühe gemacht oder es fehlt schlicht das Können dem Leser die Szene plastisch zu beschreiben.

Darüber hinaus stören mich weitere Faktoren, die allerdings nicht direkt mit dem Inhalt des Buches zu tun haben:
  • Der 2te Band führt die gleichen Fehler fort, die der erste Band gemacht hat. Schon im Prolog erfährt man viel über Abduls Sichtweise - direkt als Gedanken, jedoch ist es den Autoren nicht gelungen, mir ein klares Bild des Protagonisten zu vermitteln. Wenn ich jetzt an Abdul denke, dann ist da Nichts.
  • Die Erwartung war natürlich entsprechend hoch, wenn man die Werke und den Stil von Bernhard Hennen kennt.
  • Wie konnte das also passieren? Nachdem ich weitere Quellen (Webauftritte, Interviews, Werbevideos) zu Rate gezogen habe, und mir meine Meinung zu den Autoren und deren Vorgehen gebildet habe, fühle ich mich arglistig getäuscht, da ich vermute, Bernhard Hennen hat zu den Büchern wenig mehr als seinen Namen beigesteuert.
  • Bei meinen Recherchen zur Wahrnehmung der Qualität des Buches habe ich die besten Bewertungen bei Amazon.de genauer unter die Lupe genommen. Dort gibt es Rezensenten, die in jeder Kritik 5 (selten auch mal 4) Sterne vergeben. Als schlußfolgerndes Individuum darf ich annehmen, dass dies vom Verlag gesteuerte Profile sind, die die Bewertungen ihrer Bücher, und so auch dieses, verfälschen. Wow, doppelt verarscht! Zum Glück gibt es dieses Forum!
Fazit:
Was man hier für teuer Geld erwirbt, kann man so oder teilweise in hochwertigerer literarischer Form kostenlos auf DSA-Fanseiten nachlesen, auf denen DSA-Gruppen ihr Spielrundenprotokoll zur Phileasson Saga bereitstellen.

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Curthan Mercatio
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Re: (PS01) Nordwärts

Ungelesener Beitrag von Curthan Mercatio »

Bernhard Hennen war verantwortlich für die Teile des Romans, die aus Beorns Sicht beschrieben waren. Robert Corvus schrieb die Texte aus Phileassons Sicht. Einige zentrale Stellen wurden von beiden Autoren gemeinsam verfasst.

Ich fand ihn im Großen und Ganzen gut, 4 Punkte. Ich habe schon ein paar bessere DSA-Romane gelesen, aber noch viel mehr schlechtere.
Neu: Jahresrückblicke - Reaktionen auf Ilaris und Wo wir es verkackt haben.

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Dr. Arca
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Re: (PS01) Nordwärts

Ungelesener Beitrag von Dr. Arca »

Die beiden Autoren hätten sich etwas besseres als den vorhandenen Prolog ausdenken können, da ich nicht an der Lebensgeschichte von Mördern und Vergewaltigern interessiert bin.
Der Rest des Romans war genauso enttäuschend.

Die meisten Sachen wurden bereits erwähnt, aber eine Szene fand ich besonders mißlungen - Wenn die beiden Subjekte aus Stainakr sich schon lebhaft an die Morde, die mehrfache Vergewaltigung und die Racheakte durch Krebse erinnern, warum gehen sie dann auf die Einladung einer Frau ein, Krebse zu essen? Vor allem, wenn die Frau (die vom Alter her durchaus das geschändete Mädchen sein könnte) auf die Krebse mit den Worten hinweist, daß sie beim zubereiten "wie die Schreie eines Mädchens klingen, daß gequält wird"?
Selbst dem Magier (der Heulsuse, die nie ein richtiger Mann wurde) hätte aufgehen müssen, daß sie die Frau ist, die (im Prolog beschrieben) vergewaltigt wurde.

Ich für meinen Teil will mein Geld zurück.

Ein Tipp für die Autoren: Streicht den Prolog und schreibt ihn neu!
Wenn ihr wirklich glaubt, daß die sehr detaillierte Beschreibung von Mord und Vergewaltigung Leser gewinnt, laßt euch das Lehrgeld für den Beruf zurückgeben.

Todeshörnchen
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(PS01) Nordwärts

Ungelesener Beitrag von Todeshörnchen »

Den Prolog fand ich auch daneben, allerdings ist der Rest des Buches solide. Nicht das beste Werk von Hennen, besser als der Iseborn-Roman, den ich gelesen habe. Vielleicht schwingt da auch etwas Nostalgie mit. Die Kampagne um den Foggewulf habe ich gerne geleitet.
"Sehen wir uns nicht in dieser Welt, dann sehen wir uns in Bielefeld!"

DerKater

(PS01) Nordwärts

Ungelesener Beitrag von DerKater »

Hat mir auch nicht so gefallen.
Wie schon erwähnt..ein langer Prolog über Mörder und Vergewaltiger...
Nicht so mein Fall.
Die eigentliche Story fand ich dann zu zäh, die Figuren zu langweilig.
Nach 150 Seiten hab ich dann aufgehört.

Lajos
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Ungelesener Beitrag von Lajos »

Habe sowohl das Buch gelesen als auch das Hörbuch gehört.

Hat mir insgesamt sehr gut gefallen. Den hier so oft kritisierten Prolog fand ich sogar sehr stark, auch wenn sich die Story sehr vom Chichi-Aventurien entfernt. Ich halte das aber für konsequent, denn es geht um Thorwaler. Die bitten die Opfer nicht nett um ein paar Dukaten, die erbeuten es sich.

Auch der Rest der Story gefällt mir. Diese hebt sich stark von der Abenteuervorlage ab - ist deutlich erwachsener und reflektierter. Das mehr oder weniger zeitgleich von mir gemeisterte Abenteuer hätte ich niemals nach der Originalvorlage geleitet.

So gut ich es fand, mir ist relativ schnell das ganze Thorwalertum auf den Senkel gegangen. Hat aber nichts mit Bernhard Hennen zu tun. War aber schon in anderen Büchern so, die in Thorwal gespielt haben.
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Ho Lee Fuk
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Ungelesener Beitrag von Ho Lee Fuk »

Ich hatte den Roman eine Weile rumliegen und bin wegen der schelchten Bewertungen hier drumrumgeschlichen. Ich muss aber sagen, dass es wirklich ein gut geschriebenes Werk ist, nicht nur im Vergleich zu sonstigen eher flachen DSA-Werken.

Der Prolog hat mich aber auch etwas genervt. Ich habe damals Game Of Thrones nicht mehr weitergelesen, weil ich einfach nicht auf Torture-Porn stehe. Daher war mit der Anfang auch zu hart. Und die Messlatte, einen Charakter nach diesen Erlebnissen glaubhaft darzustellen, ist viel zu hoch, als dass die Autoren da mithalten können (bin im dritten Band, und zumindest bist dahin packen sie es nicht).

Was ich allerdings wiederum gut finde, ist dass IMO endlich Thorwal glaubhaft dargestellt wird. Es ging mir in der DSA-Welt immer auf den Nerv, dass Thorwaler solche Gutmenschen sein sollen (Gleichberechtigung, Befreier von Sklaven, Rettet die Wale), aber dann doch brandschatzende Piraten sind. Das passte noch nie richtig zusammen. Und hier zumindest räumen die Autoren mit der Illusion auf, dass so etwas ohne Grausamkeiten ablaufen kann. Dass die Männer dann eben in das verfallen, was männliche Piraten / marodierende Horden eben tun, ist zwar anstrengend zu lesen, aber wenigstens realistisch.

Insgesamt ein gutes Buch, vier Sterne von mir.

Ortak der Graue
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(PS01) Nordwärts

Ungelesener Beitrag von Ortak der Graue »

Ich hatte kein Interesse an der Saga, weil ich seit Anfang der 90er mit der Story vertraut bin, mehrfach gelesen, mehrfach gespielt. Jetzt hab ich die ersten Bände geschenkt bekommen und kam nicht mehr drumherum.

Tatsächlich bin ich sehr, sehr positiv überrascht: Gerade das erste Abenteuer fand ich immer sehr unspektakulär, geradezu bieder - und was die beiden daraus gemacht haben, hat mich wohltuend bei der Stange gehalten. Eine angenehme Mischung aus Bekanntem und Überraschendem, viel Leben, viel Flair! Für mich ist das alles zutiefst aventurisch und der Prolog ist in Zeiten von GoT keinen Skandal wert, setzt dafür aber von Beginn an einen düsteren, ernsten Ton. Und dass auch die good guys ordentlich Dreck am Stecken haben und Schuld mit sich herumtragen, macht die Charaktere tiefer und mehrdimensionaler. Eigentlich reizte mich gerade die Figurendynamik, die ich außerordentlich gelungen finde. Weil die Vorlage relativ wenig hergab, "nur" 4 Punkte von mir, die aber wohlverdient sind. Eine überraschend reife Geschichte, die aber vorlagenbedingt relativ höhepunktarm daherkommt und mehr von Charakteren und Flair lebt.
Contra principia negantem non est disputandum!

Blitzcrank
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(PS01) Nordwärts

Ungelesener Beitrag von Blitzcrank »

Ich hatte nun mehrere Jahre keinen Kontakt mehr zu DSA und bin eher durch Zufall auf diese Romanreihe gestoßen. Hab jetzt die ersten beiden Bände gelesen und bin direkt wieder Feuer und Flamme!

Der Blickwinkel auf die Thorwaler, die bunt zusammengestellten Mannschaften, das Rennen, alles macht richtig viel Spaß zu lesen. Das wohl! Ich bin gespannt, wie sich die Charaktere weiterentwickeln.

Kritikpunkt:
Spoiler
Auch wenn GoT Vergewaltigungen leider ein Stück normalisiert haben, fand ich den Prolog deswegen Kacke. Das hat mit etwas Spaß genommen und finde, man hätte diese Nebenstory auch ohne Vergewaltigungen etablieren können.

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