R099: Macht

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Olvir Albruch
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R099: Macht

Ungelesener Beitrag von Olvir Albruch »

Dieser Thread dient zur Diskussion der Inhalte des im Februar 2008 erschienenen Romans und ersten Teils der Answin-Biographie Macht von Michelle Schwefel.

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Macht
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Veldran
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Re: R099: Macht

Ungelesener Beitrag von Veldran »

Sehr gut. Für mich der beste DSA-Roman den ich gelesen habe (was allerdings auch höchstens ein Dutzend sind).

Senebles
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Re: R099: Macht

Ungelesener Beitrag von Senebles »

Ein gutes Buch, mit einer facettenreichen Darstellung der komplexen Reto-Answin-Geschichte. Answins Ausschluss aus der darpatischen Erbfolge, sein Verhältnis zu Hal's Geheimnis, Praiodane von Falkenstein, und vieles mehr sind drin, klug verknüpft.

Einige Beobachtungen meinerseits:
- Wir lernen einen anderen Reto kennen, als nur den großen Eroberer. Die Zwiespältigkeit seiner Entscheidungen wird gut herausgearbeitet, seine Stärken und Schwächen kommen zum Zuge und die Probleme der Hal-Zeit sind oft bereits in Retos Entscheidungen angelegt.
- Wir lernen einen anderen Answin kennen - weder einen genialen Staatsmann, noch einen Machtbesessenen. Answin ist eigentlich vor allem ein kritischer, aber absolut loyaler Untertan Kaiser Retos. Answin fügt sich allen Entscheidungen seines Kaisers. Er ist auch kein Machtplaner, er ist mehr der Mann der Stunde, der wenn es darauf an kommt, einen klugen Plan parat und und tatkräftig umsetzt.

Über weite Strecken ist Answin ein sehr passiver Hauptcharakter. Bis Answin Reichskanzler ist, hat man das Gefühl, dass er mehr Objekt als Subjekt der zu erzählenden Geschichte ist.
Für meinen Geschmack nimmt das Buch zu viele Perspektiven ein. Einige Perspektivwechsel sind völlig überraschend und verwirrend.

Entgegen der meines Wissens nach bisher einmütigen Festlegung des Jahres 1 v. Hal als Hochzeitsjahr von Sybia mit dem aranischen Prinzen Muzaraban ist Sybia im Roman bereits 6 v. Hal Fürstin, obwohl sie im offiziellen Aventurien zu diesem Zeitpunkt nur eine Zorganer Kaufmannstochter ist (angesichts der Detailfülle, hinsichtlich der der Roman konsistent sein muss, ist das aber unbedeutend).

Vier Punkte

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Der Wanderer
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Re: R099: Macht

Ungelesener Beitrag von Der Wanderer »

Senebles hat schon vieles gesagt, dem ich zustimme.

Erzählerisch finde ich den Roman gut, aber nicht herausragend. Das ist allerdings auch mein einziger Kritikpunkt, der zudem bei einem biographischen Roman wie diesen nicht allzu wiegt - die Frage ist, ob man es wesentlich eindrucksvoller, wortgewaltiger, bildreicher hätte erzählen können. Mir gefällt die Charakterisierung Answins und auch Retos, Hals, Galottas und Nemrods, da sie keineswegs simpel und schwarzweiß daherkommt, sondern glaubwürdige und menschliche Personen erschafft. Von der mühsamen Mammutaufgabe, aus den vielen, teils widersprüchlichen Quellen solch ein konsistentes Bild der Reto- und Hal-Zeit zusammenzusetzen.

Höchstbewertung.

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Robak
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Re: R099: Macht

Ungelesener Beitrag von Robak »

Einen der besten Romane die ich je gelesen habe. Sicher kein klassisches Fantasy Werk sondern eher eine Biographie über eine fiktive Persönlichkeit. Das Handelt der Personen ist glaubwürdig. Ihre Charakterisierung nachvollziehbar. Klassische Gut-Böse Klischees werden gekonnt vermieden. Die aventurische Politik erscheint sehr nachvollziehbar. Hier erkennt man, dass die Autorin sich mit politischen Fragestellungen und politischem Denken um Welten besser auskennt als es Otto-Normal Verbraucher oder der klassische Fantasy-Schreiber normalerweise tut.

Als Biographie über eine historische Persönlichkeit Aventuriens bekommt der Band die volle Punktzahl.

Ich habe großen Respekt davon wie es die Autorin geschafft hat diverse uralte Setzungen der DSA-Frühzeit, die getroffen worden als die heutigen Ansprüche an aventurische Stimmigkeit noch weit geringer waren, in einem Licht zu zeichnen, dass sie plausibel und Nachvollziehbar erscheinen.

Der Nutzen des Romans als Spielhilfe ist fast noch größer. Wer die Spielhilfe "Die Kaiser Hal Zeit" schmerzlich vermisst sollte mal ein Blick auf diese Romanreihe werfen.

Gruß Robak

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Eduardo Capense
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Re: R099: Macht

Ungelesener Beitrag von Eduardo Capense »

Schlicht und ergreifend: ein wundervoller Roman. Tief kann man in menschliche Abgründe hinabschauen, kann Antriebe nachvollziehen und Entscheidungen, sowie Wendungen besser verstehen. Besonders gut gefällt mir (das von einigen auch schon angesprochene) Vermischen zwischen Weiss und Schwarz zu einem wabernden Grau der Gewissenswelt. Absolut empfehlenswert!
Buchstaben für den Buchstabengott - und Satzzeichen für seinen Thron!

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Wurm
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Re: R099: Macht

Ungelesener Beitrag von Wurm »

Toller Roman. Wie meistens jedoch eher etwas für Kenner von DSA. Das ist natürlich gewollt so und in diesem Kontext 5 Punkte wert.

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Dark-Chummer
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Re: R099: Macht

Ungelesener Beitrag von Dark-Chummer »

"Macht" war mal wieder seit langem ein DSA Roman den ich gelesen habe. Und ich muss sagen, ich bin sehr begeistert von dem was Michelle Schwefel schreibt. Man merkt dass die Autorin genau bescheid weiss, und sehr gut recherchiert hat. Von mir 5 Punkte für diesen hervorragenden Roman und dafür dass ich jetzt mindestens eine Spezielle Erfahrung auf DSA-Geschichtswissen bekomme.

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Harteschale
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Re: R099: Macht

Ungelesener Beitrag von Harteschale »

4 Punkte von mir.
Obwohl recht wenig der großen Ereignisse, die später mit Answin zu tun haben aufgegriffen werden, weiß die Autorin ein konsistentes Bild der Spielwelt zu zeichnen und v.a. bei Answin und Reto, aber auch bei deren Hintergründen und sozialer Umgebung auch ein scharfes, treffendes Bild hervorzurufen.
Mir gefällt gut, wie wenig Answin als genialer Meister vom Himmel fällt und wie gut der Werdegang auch sein jeweiliges Lebensalter und Lebenssituation aufgreift.
Der Autorin muss man zudem noch dafür danken, dass sie aus den vorhandenen Quellen überhaupt eine weitgehend konsistente Handlung und Welt erzeugen konnte.
Leider fehlt dem Buch aber auch meiner Meinung nach der stärkere Bezug auf Reto, wenn es schon nicht auf spätere, größere Ereignisse eingeht.
Die Charaktere finde ich insgesamt treffender und vielschichtiger gezeichnet als im 2. Teil der Romanreihe Verrat, auch die dort von mir kritisierte eingeschränkte Betrachtungsweise ist hier noch kein Problem bzw. kommt hier noch nicht so vor.

Starke 4 Punkte daher.
Harteschales Hausregeln - frei fair funktional! Neu 2023: LIBER CANTIONES DELUXE - hunderte Zauber, unzählige Rituale, one-stop-shop für Magie!

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Xeledorn
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Re: R099: Macht

Ungelesener Beitrag von Xeledorn »

Mir hat macht extrem gut gefallen. Zusammen mit den Galotta Romanen scheint die ganze Answin Bio zur Pflichtlektüre zu werden. Volle 5 Punkte als Roman für DSA Spezialisten.

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Hakase
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Re: R099: Macht

Ungelesener Beitrag von Hakase »

5 Punkte

Zweiter DSA Roman, den ich gelesen habe, x-ter Fanatasy-Roman, den ich gelesen habe.
Wie die Vorschreiebr schon gesagt haben, gutes "fiktive Biographie, die glaubwürdige Charaktere zeigt".

Was für mich der meiste Reiz an dem Roman war, ist die Tatsache, dass mal mittelreichische Reichspolitik, zumindest im Ansatz erklärt wurde, es ist einfach eine gute Spielhilfe für jeden Adeligen aus dem Mittelreich, finde ich.
- Blessed is the mind too small for doubt.
- There is no such thing as innocence, only degrees of guilt.

Nadine1988
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Re: R099: Macht

Ungelesener Beitrag von Nadine1988 »

Respekt an die Autorin! Obwohl es ja mehr eine Bioggrafie ist in der so viele Perosnen vorkommen wir in keinem anderen DSA Roman, war es ein leichtes über alle Personen den Überblick zu behalten. Wäre es mein erster DSA Roman gewesen wäre ich sicher so verwirrt gewesen das ich keinen 2ten gekauft hätte aber für Kenner wird dieser sicher zu einem der besten Romane überhaupt werden. Da ich DSA nur lese gabs für mich durchaus einige Überaschungsmomente mit denen ich nie im Leben gerechnet hätte! Volle Punkteanzahl =)

Stollentroll
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Re: R099: Macht

Ungelesener Beitrag von Stollentroll »

Der große Aventurische Politroman schlechthin, und das auf eine Figur ausgreichtet, die die meisten Aventurier/Spieler nur als einen der Schurken schlechthin kennen.
Toll geschrieben und mit wahnsinnig viel Liebe zum (politischen) Detail, mit scharfen Charakteren - einfach nur groß!

5 Punkte!
Zuletzt geändert von Stollentroll am 29.01.2012 14:06, insgesamt 1-mal geändert.
Kähähä!

Ardor
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Re: R099: Macht

Ungelesener Beitrag von Ardor »

Die "gute alte Zeit" unter Kaiser Reto ist für mich besonders interessant, da ich mit meiner neuen DSA-Runde kurz vor der Thronbesteigung Kaiser Hals starten will (damit sie so richtig schön den endgültigen Verfall des Mittelreichs nach dem kurzen Aufblühen miterleben können). Daher war dieser Roman für mich ohnehin ein Muss. Und ich habe ihn dann auch innerhalb kürzester Zeit verschlungen.

Für Neulinge und Nicht-DSAler wahrscheinlich nicht sonderlich interessant, für "alte Hasen" aber fast schon Pflichtlektüre.

Meisterinformationen zu: "Die Attentäter und Rückkehr des Kaisers": Das Answin gleich zu Beginn rausfindet, das Hal eigentlich Selinde ist hat mich zunächst gestört, aber rückblickend ist das wichtig um zu verstehen, wieso der ansonsten praiosfürchtige Answin es mit seinem Gewissen vereinbaren kann, später Verrat an Hal zu üben. Schließlich ist SIE ja nach dem Gesetz nicht rechtmäßiger Kaiser

Retos Putsch hat mich sehr gefesselt und die politische Entwicklung unter seiner Herrschaft bietet einiges an Hintergrundinformationen über die jüngste Vergangenheit. Answins hart verdienter Aufstieg zur Macht ist sehr gut geschildert und hier wird er seinem Ruf als meisterlicher Politiker auch Gerecht. Das alle Hintergründe gut recherchiert sind versteht sich bei dieser Autorin ja fast von selbst, soll aber natürlich dennoch lobend erwähnt werden.

Einziger Widerspruch der mir aufgefallen ist: Sybia war zur Zeit der Eroberung Maraskans noch nicht Fürstin Araniens. (Nur um etwas am I-Tüpfelchen zu reiten ;-)

So oder So: Von meiner Warte voll verdiente 5 Punkte!
Zuletzt geändert von Ardor am 23.02.2012 14:31, insgesamt 4-mal geändert.

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Falk Fuxfell
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Re: R099: Macht

Ungelesener Beitrag von Falk Fuxfell »

5 Punkte.

Die Answin und Galotta - Romane gehören für mich zu den besten DSA Werken :-)
Aktuell: -
G7 abgeschlossen = Juli 2016 bis Juni 2019 [120 Sitzungen, 800 Stunden]

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Sibylla
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Re: R099: Macht

Ungelesener Beitrag von Sibylla »

Von mir bekommt der Roman „Macht“ von Michelle Schwefel volle 5 Punkte, es ist mit Abstand der beste DSA-Roman, den ich bisher gelesen habe. Die Autorin hat sich an einen sehr schwer darzustellenden und sehr, sehr umfangreichen Stoff herangewagt, den sie meiner Meinung nach mit Bravour umgesetzt hat – umso mehr, als dass „Macht“ laut ihrer im Roman veröffentlichen Kurzdarstellung ihr erster Roman ist.
Für mich, die ich in der aventurischen Adelsgenealogie nicht sonderlich sicher bin, waren die ersten Kapitel nicht sonderlich leicht zu lesen. Die Geschehnisse schreiten sehr zügig voran und man wird als Leser recht schnell in Answins größte Entdeckung am kaiserlichen Hof eingeweiht. Ich schließe mich der vertretenen Meinung an, dass das auf mich zunächst ein wenig sehr nach der…. Hauklotzmethode wirkte, aber nur so, als in Answins Erkenntnis eingeweihter Leser versteht man seine Haltung gegenüber dem Kaiser und seinem Spross.
Michelle Schwefel geht wie gesagt sehr zügig durch die Zeit (der Roman umfasst die Jahre von 975 – 994), rafft immer wieder und überspringt auch mal ein paar Jahre, was ich im Nachhinein sehr gut empfinde, da der Roman bzw. die Answin-Biographie so sehr spannend ist. Wir lernen Answin von Rabenmund und Dexter Nemrod als junge Männer kennen, verstehen, wie sie sich kennen und achten lernten und wie sich letztendlich ihre Beziehung durch ihre politischen Interessen und Laufbahnen verändert und entwickelt hat. Wir erleben Answins Ehe mit, lernen seine Frau kennen und erfahren wie das Patriarchat der Rabenmunds funktioniert, bis Answins Großvater stirbt und sein Platz neu aufgefüllt werden muss. In diesem Umfeld lernen wir Answind noch mehr kennen, denn die Familie ist es letztendlich bei jedem Menschen, die sein Handeln und Wirken bedingt. Wir lernen Hal als kleines Kind kennen, erfahren, wie Reto sich zu seinem Spross verhält und warum er sich so sehr auf seinen Enkel Brin freut.
All diese absolut menschlichen Beziehungen sind so eng mit den größten Geheimnissen, Skandalen und größten politischen Ereignissen verknüpft, dass das Buch in der Tat eigentlich für jeden DSA-Liebhaber als Allgemeinbildung bezeichnet werden sollte ;)
Bemerkenswert ist, dass Michelle Schwefel meiner Ansicht nach einen ganz besonderen Schreibstil hat. Sie schlüpft nur sehr selten in die Rolle eines auktorialen Erzählers und lässt den Leser so die Gedanken und Gefühle des Protagonisten spüren. Wenn ich das richtig sehe, wird jede Nebenrolle nur einmal so geschildert Meisterinformationen zu: "": Answins Frau Lanore lernt man beispielsweise erst auf S. 327 – 328 richtig kennen, kurz nachdem sie ein Kind geboren und erfahren hat, dass dieses auch ihr letztes sein wird. Bis dahin hat man nur durch Answin erfahren, dass sie seiner Ansicht nach nicht sonderlich intelligent und ihm damit nicht ebenbürtig ist, er die Ehe eher meidet und ihren ängstlichen, ewig unsicheren Charakter verabscheut. Ihre Sicht auf ihre gemeinsame Ehe und Answin als Ehemann erfährt man erst jetzt. Und ich muss sagen, meine Stimme hat schon ein wenig gezittert, als ich meinem Freund die beiden Seiten vorgelesen habe. Erst da habe ich Mitgefühl für Lanore entwickelt. Answin ist dabei natürlich eine Ausnahme, was ihn bewegt und vorantreibt oder sein Agieren bedingt, erfährt man öfters ;) Man lernt die Nebencharaktere aber vielmehr durch ihr Handeln kennen, als durch ihre Gefühle. Dabei ist letzteres ja durchaus spannend – wenn man z. B. an Hal denkt ;) Meisterinformationen zu: "": Hal wird schon wesentlich früher (S. 104-105) durch die Sicht des auktorialen Erzählers geschildert, und zwar wirklich mit einem richtig schönen rhetorischen Kniff. Das Unterkapitel fängt mit den schönen Worten „Im Gemach den Prinzen war es dämmrig…“ an, geht dann mit „Anfangs hatte sie sich gewundert…“ weiter und dann erfährt man zum ersten Mal, was in dem armen, schicksalsgebeutelten Mädchen, das ewig den Jungen spielen muss, vor sich geht und wie diese gigantische Lüge eigentlich funktionieren kann. Man erfährt ihre Sehnsüchte und bekommt einen winzig kleinen, doch sehr gewichtigen Eindruck davon, welche Last auf den schmalen Schultern liegt und wie umfassend Reto das „Du hast dem Reich zu dienen!“ ihr eingebläut haben muss, denn der Abschnitt endet mit dem gewichtigen „Er würde dem Reich dienen…“ Da hatte ich schon einen Klos im Hals.
Auch scheint die Autorin meiner Ansicht nach sehr selten Wert auf wirklich stimmungsvolle Szeneriebeschreibungen Wert zu legen. Eine Ausnahme bildet für mich Meisterinformationen zu: "": die Beschreibung des Ork-Angriffs auf Seite 125-130. Selten habe ich eine so stimmungsvolle Schilderung der Schwarzpelze gelesen, in der man einen sehr guten Eindruck davon bekommt, wie gefährlich Orks als Gegner sind und wie gut organisiert ihr Angriff ist. Auf mich hat die herannahende Welle der Schwarzpelze einen sehr eindrucksvollen und furchteinflößenden Eindruck gemacht. Ich denke, ich werde künftig meine Chars mit mehr…. Respekt von Orks als Gegnern sprechen lassen ;)
Als sehr schön gelungen empfinde ich auch die Darstellung des Adels in diesem Roman. Meisterinformationen zu: "": Beispielsweise streitet sich Answin mit seinem Großvater auf einmal so sehr, dass dieser ihm kurzerhand auf S. 143 – 146 das Erbe und den Familiennamen aberkennt. Wie schnell ein adeliges Erbe aus einem der mächtigsten Häuser Aventuriens verloren gehen kann und dass selbst der Kaiser aus politischen Zusammenhängen an dieser Stelle nur bedingt intervenieren kann, ist mir so gut vor Augen geführt worden.
Insgesamt empfinde ich den Roman für alle, die mehr über die großen aventurischen Geheimnisse in dieser Zeit wissen wollen, als sehr wichtig und lesenswert. Wer viele ausführlich dargestellten epischen Schlachten, stimmungsvollen Szenen oder seitenlangen Charakterdarstellungen haben will, ist der Roman nichts. Wir haben hier eine reine, in der Form eines Romans aufbereitete Biographie, die ca. 20 Jahre aventurische Geschichte mit Reichsreform, Kaiserwechsel usw. umfasst.
LG,
Sibylla

Macaldor
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R099: Macht

Ungelesener Beitrag von Macaldor »

Ich muss sagen, dass dies einer der besten Romae ist, welche ich jemals gelesen habe.
Zu Bginn bin ich mit der festen EInstellung herangetreten, das Answin ja ein böser fieser Usurpator werden wird und folglich muss es ja ein Schurkenroman sein.
Als ich gut die ersten 60-80 regelrecht verschlungen hatte, kamen mir langsam Zeifel an meiner ursprünglichen Ansicht. Mit meinem Voranschreiten durch das Buch verkehrte sich diese letztlich in das komplette Gegenteil und ich bin der Meinung, das nur Answin (und vllt Reto) "die Guten" im Kaiserreich sind.
Volle Punktzahl
"Wenn man ein 0:2 kassiert, dann ist ein 1:1 nicht mehr möglich" -Satz des Pythagoras

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Rabbatzmann
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Ungelesener Beitrag von Rabbatzmann »

Eines der wenigen Bücher, dass ich mehrmals gelesen habe, immer wieder beeindruckend! Sehr spannend und auch handwerklich hervorragend geschrieben (was bei vielen DSA-Romanen nicht unbedingt die Regel ist) und faszinierend die Entwicklung vieler - auch für den Metaplot relevanter - Figuren zu verfolgen. 5/5 Punkten!

Todeshörnchen
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Ungelesener Beitrag von Todeshörnchen »

Schade ist, dass die Reihe wohl nicht mehr beendet werden wird.
"Sehen wir uns nicht in dieser Welt, dann sehen wir uns in Bielefeld!"

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Hina
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Ungelesener Beitrag von Hina »

Die Serie gehört für mich zum absolut besten der gesamten zeitgenössischen Historischen/Phantastischen Literatur. Frau Schwefels Figuren und deren Beziehungsgeflecht sind mit der Sympathie eines Feuchtwanger und einer Detailverliebtheit im Stile von George R. R. Martin gezeichnet; ihre atmosphärische und dabei angenehm lesbare pseudo-mediaevisierende Sprache steht in bester Tradition eines Von Niebelschütz. Daß wir die Vollendung dieser Serie wohl nie erleben werden ist ein wahrer literarischer Verlust, und für mich Grund genug, von der finanziellen Unterstützung von Ulisses-Produkten abzusehen.
SL: Königsmacher (seit 2021)
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Alrik Normalpaktierer
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R099: Macht

Ungelesener Beitrag von Alrik Normalpaktierer »

Kurzfazit: Als Roman okay, als Auftakt einer Reihe vielversprechend.

Langes Fazit: Michelle Schwefel verantwortet das schlechtestes DSA-Abenteuer, das ich je gelesen habe ("Fest der Schatten") und mit dem Thorwal-Teil von UdW auch den schwächsten Teil der "grünen Reihe", den ich kenne. Deswegen war ich lange nicht besonders motiviert, die Answin-Romane anzufangen und habe jetzt erst in der Vorbereitung für meine Nostalgie-Kampagne den ersten Teil gelesen. Gemessen an meinen Erwartungen war ich positiv überrascht. Hätte ich meine Erwartungen allerdings am Hype in diesem Thread gebildet, wäre ich wiederum enttäuscht gewesen. Der Roman ist okay, gemessen an den vielen schwachen DSA-Romanen sicher einer der stärkeren, hat aber dennoch ähnlich viele Schwächen wie Stärken. Ich gebe 3 Punkte. Wenn durch die Fortsetzung einige Schwächen ausgebügelt werden, korrigiere ich zu 4.

Aventurizität: Ich fange mal mit den Stärken an und weiche dafür von meinem üblichen Schema ab: Die Aufgabe, den Wildwuchs der frühen Jahre mit späteren Retcons zu einem überzeugenden Setting zusammen zu denken ist hervorragend gemeistert. Ein weiterer Verdienst ist, die Perspektive des Hochadels zu vermitteln. Über zwanzig Jahre entwickelte Baroniespielkultur wird hier hervorragend aufgegriffen. "Macht" liefert, was mir in der "Hofmagier"-Trilogie so sehr gefehlt hat: höfische Atmosphäre.
Zwar bleiben für mich auch noch Fragen offen - warum wird das notorisch unabhängigkeitsbestrebte Albernia kaum je erwähnt, auch eine Figur wie Isora, deren Putsch parallel zur Answinkrise erfolgen wird, nicht aufgebaut? - und es gibt auch Schnitzer - gleich auf den ersten Seiten wird Silpions Material als "Maraskanstahl" bezeichnet, wo es sich doch um Endurium/Schwarzstahl handelt - aber insgesamt wäre es schwer, hier etwas anderes als 5 Punkte zu geben.

Sprache: Am stärksten sind die Dialoge, von denen es zum Glück viele gibt. Für höhere literarische Weihen fehlt es der Sprache ansonsten an Rhythmus. Aber es gibt nur wenige DSA-Romane, bei denen man überhaupt dazu kommt, sich über solche Feinheiten Gedanken zu machen. Also freue ich mich darüber, dass die üblichen Unzulänglichkeiten wie Wortwiederholungen nur selten auftauchen. Zudem wird dem Affen des Fantelalter-Sprechs ordentlich Zucker gegeben und Hundsfotte pläsieren ihre holden Damen gar minniglich.
4 Punkte von mir.

Figuren: Dann wird es dünner. Answin ist gut ausgearbeitet. Ich persönlich mag keine "Charaktere mit mehr als 110 GP" und frage mich, wieso er nicht nur der perfekte Höfling und Intrigant sein muss, sondern auch noch ein großartiger Schwertkämpfer, kompetenter Verwalter, gutaussehend usw. Über meinen persönlichen Geschmack hinaus ist zu bemängeln, dass er keine interessante Schwäche hat - Ehrgeiz und Arroganz sind dann nicht interessant, wenn sie völlig berechtigt sind, weil Answin nun einmal die klügste Person weit und breit ist.
So sind viele Figuren - Reto, Hal, Lanore, Aldessia, Alara, Dexter - interessanter als der Protagonist und bekommen dafür zu wenig Spotlight. Das wird noch deutlicher, wenn die logische Erzählhaltung - ein auktorialer Erzähler, der sich auf Answin kozentriert - immer wieder durchbrochen wird, um kurze Abschnitte aus der Perspektive von Nebenfiguren zu erzählen. Der Verlust an Klarheit in der Form sowohl im Großen - die Answin-Biographie ist eben nicht die Dexter-Biographie - wie auch im Kleinen - manchmal erfolgt der Wechsel mitten in der Szene - wird durch die gewonnen Einblicke nicht aufgewogen. Denn der glänzende Menschenkenner Answin hat sich das meiste ohnehin schon gedacht. Es wird nur deutlich, dass es durchaus spannend hätte sein können, eine gleichberechtigte zweite Perspektive einzubringen - beispielsweise Lanore, für die jeder der Erfolge Answins eine kleine Enttäuschung darstellt - statt sich so zu verzetteln.
Diesen Eindruck von Verzettelung verstärkt noch, dass in manchen Szenen das oben gelobte Interesse an der adligen Perspektive dazu führt, dass protokollarisch Namen gelistet werden - ohne dass die Figuren dahinter mit einer Funktion für die Protagonisten oder den Plot versehen oder beschrieben werden, und sei es auch nur mit Alter oder Haarfarbe.
2/5 Punkten

Handlung: Der Auftakt, in dessen Rahmen die Lesenden Retos Putsch miterleben, ist grandios. Zu dieser Höhe kommt der Roman leider kein zweites Mal. Erzählt werden - mit unterschiedlich großen Zeitsprüngen - Episoden aus Answins Leben. Je länger die Liste dieser Szenen wird, desto unklarer wird, nach welchen Kriterien diese Szenen ausgewählt wurden. Manche sind wichtig für die Konsolidierung von Retos Macht, manche für Answins Karriere. Andere sind es nicht. Und unter diesen Gesichtspunkten genauso wichtige Szenen bleiben unerzählt.
Hier ist die Hoffnung, dass der folgende Band Klarheit in die Sache bringt und erzählerisch begründet, warum die jeweilige Episode wichtig war. Sehr enttäuscht war ich von der Episode
Spoiler
um die Krankheit von Answins Vater Egilmar. Immer wieder wird betont, dass es dabei nicht mit rechten Dingen zugegangen sein kann. Sein eigener Großvater hält für die wahrscheinlichste Erklärung, dass Answin sich dem Namenlosen verschrieben hat (!). Das scheint aber nicht der Fall zu sein. Das Mysterium wird nicht aufgeklärt. (Ich hatte ja auf Lanore als Täterin gehofft.) Und auch die Episode plätschert einfach aus, nachdem sie den bis dato entscheidenden Spannungsbogen aufgemacht hat. Egilmar wird halt wieder gesund. Irgendwann stirbt er dann. Ende dieser Geschichte.
Gänzlich unnötig wird dieses Prinzip dann kurz vor Schluss durchbrochen, als eine Jugendliebe Answins mit einem ausführlichen Rückblick auf seine Studienzeit eingeführt wird. Außer einem Memorabia Falsifir gibt es keine plausible Erklärung, warum diese Figur und diese Geschichte nicht chronologisch im Rahmen der Szenen eingeführt werden konnte, die 300 Seiten weiter vorne während dieser Studienzeit spielen.
2/5 Punkten - ich hoffe sehr, durch die Enthüllungen aus dem zweiten Teil hier noch aufwerten zu können.

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Hina
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Ungelesener Beitrag von Hina »

Danke fuer Deine ausfuehrliche Rezension! Mich wundert aber doch, wie Du zu dem Schluss kommst, dass Ehrgeiz und Arroganz keine Schwaechen seien, solange man sie nur mit Talent unterfuettert. Wenn man es schon so darwinistisch sehen will, ist Answin doch offensichtlich nicht der "beste", schliesslich obsiegt er mit seinen Intrigen nicht ueber seine Gegner. Ausserdem ist der Roman ja aus seiner Perspektive geschrieben und es steht anzunehmen, dass eigentlich eben jene Arroganz ihn auch fuer die Schwaechen seiner Plaene unempfaenglich macht und ihn daher selbst behindert.
SL: Königsmacher (seit 2021)
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Alrik Normalpaktierer
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Ungelesener Beitrag von Alrik Normalpaktierer »

Hina hat geschrieben: 21.04.2020 14:48 Mich wundert aber doch, wie Du zu dem Schluss kommst, dass Ehrgeiz und Arroganz keine Schwaechen seien, solange man sie nur mit Talent unterfuettert.
Natürlich sind es Schwächen im Sinne von "menschliche Schwäche". Es sind im Rahmen des besprochenen Romans aber keine Schwächen im Sinne der Dramaturgie.
Die gängigen Theorien zu Genre-Literatur gehen davon aus, dass Spannung entsteht, wo Protagonisten Ziele verfolgen, wobei sich ihnen Hindernisse in den Weg stellen. Hindernisse können äußerlich sein, sie können aber auch in den Charakteren liegen. Das wären dann Schwächen, so wie ich es hier gemeint habe.
Es hängt also erstens vom Setting ab, was eine Schwäche ist - eine Allergie gegen Wespenstiche ist keine Schwäche im Rahmen einer Expedition zum Südpol.
Aber auch wenn es vom Setting her prinzipiell passt - Arroganz und Eitelkeit könnten im gewählten Setting sehr gute Schwächen sein - kommt es zweitens natürlich noch auf die Geschichte an, ob sich die Schwäche auch tatsächlich als Hindernis erweist.

Schauen wir uns den Roman an. Auf die Schnelle fallen mir vier Situationen ein, in denen Arroganz und Eitelkeit ein Hindernis für Answin auf dem Weg zu seinen Zielen darstellen könnten:
1. Der Konflikt mit seinem Großvater.
2. Der Konflikt mit Danka von Sturmfels
3. Sein Verhältnis zu SKM Reto
4. Seine Affäre

Ab hier alles Spoiler:

Bei 1. sind Answins Schwächen letztlich bedeutungslos. Der Konflikt kommt davon,
a.) dass es einen Zielkonflikt gibt zwischen dem Wunsch, Reto zu dienen und dem Wunsch, der Familie zu dienen und
b.) Helmbrecht sich auf Answin als Schuldigen festlegt.
Als komplett rationaler Akteur - ohne Arroganz und Eitelkeit - hätte Answin vielleicht minimal mehr für sich rausholen können. Aber für mich als Lesenden wird deutlich: die eigentlich irrationale und den Ratschlägen seines Umfelds unzugängliche Partei ist Helmbrecht.

Bei 2. erweist sich Answins Arroganz als völlig berechtigt. Einer fähigen Antagonistin wäre es theoretisch möglich, ihm eine wirksame Falle zu stellen. Aber Answin ist Danka so weit überlegen, dass es nicht dazu kommt.

3. besteht vor allem darin, dass Answin immer wieder versucht ist, dem Kaiser einen Spruch zu drücken, den sich ein weniger arroganter Höfling gespart hätte. Das könnte durchaus darauf hinauslaufen, dass der herrische und jähzornige Reto ihn mal langfristig in den Senkel stellt. Aber es passiert nicht: Reto muss jeweils zugeben, dass Answin einfach schlauer ist als er und findet es im Grunde sogar gut, dass ihm jemand kontra gibt.

4. Seine Eitelkeit könnte Answin dazu bringen, dass er glaubt, er könne die Affäre langfristig geheim halten. Aber nicht doch: Answin ist zu schlau, um sich zu einem solchen Irrtum verleiten zu lassen.

Mit dieser kursorischen Betrachtung ohne Anspruch auf Vollständigkeit wird hoffentlich deutlich: Answin ist eitel und arrogant, aber es hindert ihn nicht daran, seine Ziele zu erreichen. Daher handelt es sich nicht um Schwächen im dramaturgischen Sinn.

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Alrik Normalpaktierer hat geschrieben: 21.04.2020 09:22 Michelle Schwefel verantwortet das schlechtestes DSA-Abenteuer, das ich je gelesen habe ("Fest der Schatten")
Da musst du eine MENGE Abenteuer aber nicht gelesen haben ;)
Dann wird es dünner. Answin ist gut ausgearbeitet. Ich persönlich mag keine "Charaktere mit mehr als 110 GP" und frage mich, wieso er nicht nur der perfekte Höfling und Intrigant sein muss, sondern auch noch ein großartiger Schwertkämpfer, kompetenter Verwalter, gutaussehend usw.
Aaaaalso regeltechnisch ist das durchaus drin; schließlich kannst du all diese Fragen ja mit genügend AP lösen - rein theoretisch ist es ja möglich, dass Answin sogar mit weniger GP gestartet ist; schließlich wird "gutaussehend" ja von seinen Nachteilen (Arroganz etc.) ausgeglichen.

Zudem sind Answins Ingame-Stats (also die in der Enzyklopädia von 1990) gar nicht mal so überwältigend für einen mutmaßlichen Krieger der 16. Stufe - er hat hat 17/16 und seine Starteigenschaften liegen im Mittel bei 11.4 - das ist eher schwach im Vergleich zu vielen anderen wichtigen NSCs (Arombolosch: 13.2, Thesia von Ilmenstein: 12.8, Yppolita: 12.8, Raidri: 13, Dexter: 12.6, Jariel 12.4 etc.)

Das natürlich nur zur gamistischen Seite - wie nervig das ganze im Buch ausfällt (das Phänomen, dass Autoren sich in ihre eigenen Figuren verlieben und diesen dann Mary Sue-mäßige Züge verleihen, ist ja nicht unbekannt) kann ich natürlich nicht sagen.

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DnD-Flüchtling hat geschrieben: 22.04.2020 16:02 Da musst du eine MENGE Abenteuer aber nicht gelesen haben ;)
Es gibt nach der Übersicht im Wiki knapp 600 DSA-Abenteuer (im Sinne von "im jeweiligen DSA-Verlag als Abenteuer publiziert").
Ich habe in der Tat eine Menge davon nicht gelesen. "Fest der Schatten" habe ich im entsprechenden Rezensionsthread rezensiert.
Dann wird es dünner. Answin ist gut ausgearbeitet. Ich persönlich mag keine "Charaktere mit mehr als 110 GP" und frage mich, wieso er nicht nur der perfekte Höfling und Intrigant sein muss, sondern auch noch ein großartiger Schwertkämpfer, kompetenter Verwalter, gutaussehend usw.
Aaaaalso regeltechnisch ist das durchaus drin; schließlich kannst du all diese Fragen ja mit genügend AP lösen - rein theoretisch ist es ja möglich, dass Answin sogar mit weniger GP gestartet ist; schließlich wird "gutaussehend" ja von seinen Nachteilen (Arroganz etc.) ausgeglichen.
Nee, das geht eher nicht, zumindest nicht nach DSA4.1. Bei einem Höfling wäre es vielleicht gegangen, aber Ritter ist teuer. Bei Spielbeginn (^=Answins Ritterschlag) "Kronprinz Darpatiens und Mitglied der Kaiserfamilie" zu erwerben bedeutet, dass du zudem 5 GP in SO versenken musst (ergibt 13, das ist für diesen Stand eigentlich zu wenig, aber mehr ist zumindest für SCs nicht erlaubt), plus 13 in Adliges Erbe. Und einzelne GP kostet die Geburt in einer Großstadt ja auch noch.
Mit den schlechtesten guten Eigenschaften, die noch irgendwie zur Darstellung passen könnten (12/14/12/12/8/10/12/12 - wohlgemerkt: das sind nicht die, die ich vermuten würde) bist du mit den einschlägigen Vorteilen (Begabung: Staatskunst, Gebildet oder Gutes Gedächtnis, Verbindungen) schon fast am 160GP-Maximum - noch bevor "Gutaussehend" oder "Herausragende Eigenschaft: Klugheit" gekauft sind. Geschweige denn "Vom Schicksal begünstigt", wie es in dem Dialog zwischen Helmbrecht und Rahjanda angedeutet wird.
Wobei ich überhaupt nicht den Eindruck habe, das Answin 50 GP aus schlechten Eigenschaften bekommt. Welche sollten das sein? Arroganz 8, Eitelkeit 6 und dann? Nicht Abergläubisch, nicht Autoritätsgläubig, kein Feind, keine Ängste, keine Süchte... die Schulden würde ich vielleicht gelten lassen, obwohl die eigentlich erst später kommen, das heißt dass dann auch die Akademische Ausbildung vom Rechtsseminar (7 GP) verrechnet werden müsste.
Also wie man es auch dreht und wendet: der Roman macht deutlich, dass der Charakter nicht dem 110-GP-Schema von DSA4.1 entspricht. Wobei es ja das Recht jeder Autorin ist, zu sagen: meine Protagonistinnen/Antagonistinnen sind von Haus aus fähiger als eure Helden. Als Rezensent kann ich darauf hinweisen und dazu bemerken: meinen Geschmack trifft das nicht perfekt. Wen solche Übermenschen noch stärker nerven, der wird vermutlich nicht viel Freude an dem Buch haben.
Zudem sind Answins Ingame-Stats (also die in der Enzyklopädia von 1990) gar nicht mal so überwältigend für einen mutmaßlichen Krieger der 16. Stufe - er hat hat 17/16 und seine Starteigenschaften liegen im Mittel bei 11.4 - das ist eher schwach im Vergleich zu vielen anderen wichtigen NSCs (Arombolosch: 13.2, Thesia von Ilmenstein: 12.8, Yppolita: 12.8, Raidri: 13, Dexter: 12.6, Jariel 12.4 etc.)
Ja, genau.
Das schrieb ich doch. Es ist nicht ersichtlich, dass jemand, dessen Kernkompetenz eindeutig woanders liegt, so dargestellt werden muss, dass er zusätzlich noch eine aufwändige Geschichte wie Schwertkampf und Lanzenreiten in jungen Jahren gemeistert haben muss.
Für meinen Geschmack wäre ein Answin greifbarer gewesen, der der festen Überzeugung ist, dass Kriege auf dem diplomatischen Parkett und bei der Planung im Stab gewonnen werden; der beim direkten Kräftemessen mit dem Schwert in der Faust nicht glänzen kann und es auch nicht schätzt, der sich dem aber dennoch widerwillig widmet, weil es von einem Fürsten eben erwartet wird.

Es hätte einen gewissen Zielkonflikt dabei gegeben, Answin im Rahmen von "Macht" von einer Misere in die nächste zu stürzen. Schließlich soll das Buch ja seinen Aufstieg zeigen, so dass es schon folgerichtig ist, dass Answin am Ende sehr fest im Sattel sitzt und alle Dinge, die aus sich heraus in Spannung zueinander stehen (Kanzlerschaft-Grafschaft, Familie-Geliebte, Vermögen-Göttergefälligkeit) sehr gut unter einen Hut bringt. Aber bei 400 Seiten hätte der Weg dorthin für mich durchaus etwas ruppiger ausfallen und die eine oder andere Wende etwas knapper sein dürfen, um wirklich spannend zu sein.

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Alrik Normalpaktierer hat geschrieben: 23.04.2020 22:41 Nee, das geht eher nicht, zumindest nicht nach DSA4.1. Bei einem Höfling wäre es vielleicht gegangen, aber Ritter ist teuer. Bei Spielbeginn (^=Answins Ritterschlag) "Kronprinz Darpatiens und Mitglied der Kaiserfamilie" zu erwerben bedeutet, dass du zudem 5 GP in SO versenken musst (ergibt 13, das ist für diesen Stand eigentlich zu wenig, aber mehr ist zumindest für SCs nicht erlaubt), plus 13 in Adliges Erbe. Und einzelne GP kostet die Geburt in einer Großstadt ja auch noch.
Ach verdammt, an die ganzen gezwungenermaßen vorhanden sein müssenden sozialen Vorteile habe ich überhaupt nicht gedacht; hier hast du natürlich recht.
Mit den schlechtesten guten Eigenschaften, die noch irgendwie zur Darstellung passen könnten (12/14/12/12/8/10/12/12 - wohlgemerkt: das sind nicht die, die ich vermuten würde) bist du mit den einschlägigen Vorteilen (Begabung: Staatskunst, Gebildet oder Gutes Gedächtnis, Verbindungen) schon fast am 160GP-Maximum - noch bevor "Gutaussehend" oder "Herausragende Eigenschaft: Klugheit" gekauft sind.
Naja, regeltechnisch brauchst du die aber nicht: effektiv laufen diese ganzen Vorteile ja auch oft genug im Grunde nur darauf hinaus, Steigerungen einfacher erwerbbar zu machen - und das Problem kannst du stattdessen auch dadurch lösen, indem du es einfach mit AP totwirfst. Rein theoretisch würde es ja reichen, mit KL 11 anzufangen und sich dann alles andere dazuzukaufen, damit man am Ende mit KL 16 (übrigens Ansins Ingame-Wert seit 1990 oder so) und damit auch einer sehr komfortablen Obergrenze für Talente endet).

Aber ja, Answin wird vermutlich als superclever und supertalentiert etc. beschrieben, das würde sich natürlich mit KL 11 beißen. Stellt sich aber die Frage: Braucht es wirklich alle möglichen Begabungen, wenn man auch einfach sagen kann "der Typ hatte KL 14, evtl auch dank Herausragende Eigenschaft eine Start-KL von 15, war also ganz allgemein sehr begabt", und damit hat es sich? Hochbegabte Menschen haben es nun mal so an sich, dass ihnen das Lernen in allen möglichen Bereichen leicht von der Hand geht und sie sich Dinge gut merken können, auch wenn das der KL-Wert in DSA nicht wirklich abbildet.
Also wie man es auch dreht und wendet: der Roman macht deutlich, dass der Charakter nicht dem 110-GP-Schema von DSA4.1 entspricht. Wobei es ja das Recht jeder Autorin ist, zu sagen: meine Protagonistinnen/Antagonistinnen sind von Haus aus fähiger als eure Helden.
Ich würde das eher als bescheidene Schreibe bezeichnen. Nahezu fehlerlose (bis auf einige eher kosmetische Unzulänglichkeiten), allen anderen gnadenlos überlegene Überhelden geben selten gute Protagonisten für Romane ab, weil sich dem Leser das Gefühl aufdrängt, dass der Autor etwas zu sehr in seinen Hauptcharakter verliebt ist (Stichwort Mary Sue), und das ist wohl auch den Schwefels hier passiert.
Einem Nebencharakter lässt man so etwas interessanterweise viel eher durchgehen.
Als Rezensent kann ich darauf hinweisen und dazu bemerken: meinen Geschmack trifft das nicht perfekt. Wen solche Übermenschen noch stärker nerven, der wird vermutlich nicht viel Freude an dem Buch haben.
Hier habe ich keinen Dissens, ich habe das Buch ja nicht mal gelesen.
Mir ging es nur darum, dass das wertetechnische Endergebnis des Ingame-Answins, wie man ihn 25 Jahre lang lieben oder hassen lernen durfte, theoretisch durchaus in das DSA 4-Regelkorsett passt (abgesessen von den ganzen Sozialstatus-Sachen; die sind in der Tat eine Nummer).
Es ist nicht ersichtlich, dass jemand, dessen Kernkompetenz eindeutig woanders liegt, so dargestellt werden muss, dass er zusätzlich noch eine aufwändige Geschichte wie Schwertkampf und Lanzenreiten in jungen Jahren gemeistert haben muss.
Du darfst eines nicht vergessen: Der NPC Answin von Rabenmund wurde 1985 als Krieger generiert und hatte deswegen dank seiner Stufe (15 oder so) ganz automatisch extrem hohe AT/PA-Werte, die auch nie wieder kassiert wurden. Hätte man ihn auf Stufe 7 generiert (was aber andererseits vermutlich nicht gewollt war, weil er ja ein Oberbösewicht war und deswegen auch doll viele Stufen brauchte), dann wäre er damals wohl mit 13/11 statt 16/16 notiert gewesen, was sich dann auch so in weiteren Editionen fortgesetzt hätte, und man wäre nie in die Versuchung gekommen, den Charakter mit seiner Kampfkunst zu identifizieren.
Als Gegenbeispiel gäbe es Hal und Blasius vom Eberstamm (Stufe 4 respektive Stufe 1 in DVVG) - der eine wurde später nie als besonders kämpferisch beschrieben; der andere gar als ausgemacht unfähig im Kampf.

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DnD-Flüchtling hat geschrieben: 27.04.2020 01:05 Hochbegabte Menschen haben es nun mal so an sich, dass ihnen das Lernen in allen möglichen Bereichen leicht von der Hand geht und sie sich Dinge gut merken können, auch wenn das der KL-Wert in DSA nicht wirklich abbildet.
Genau das ist ja, was ich ausführlich beschrieben habe: Die Figur ist offensichtlich nicht nach den Generierungsregeln für SCs erstellt worden. Wen so etwas grundsätzlich stört, den wird es auch bei diesem Buch stören.
Ich würde das eher als bescheidene Schreibe bezeichnen. Nahezu fehlerlose (bis auf einige eher kosmetische Unzulänglichkeiten), allen anderen gnadenlos überlegene Überhelden geben selten gute Protagonisten für Romane ab, weil sich dem Leser das Gefühl aufdrängt, dass der Autor etwas zu sehr in seinen Hauptcharakter verliebt ist (Stichwort Mary Sue), und das ist wohl auch den Schwefels hier passiert.
Das Buch hat nur eine Autorin (Michelle Schwefel).

Persönlich finde ich beide Standpunkte valide:
a.) herausragende Persönlichkeiten der Geschichte können auch in ihren Fähigkeiten herausragen
und
b.) Helden sind bereits herausragende Persönlichkeiten und es macht eine Spielwelt nicht reizvoller, wenn die Taten und Fähigkeiten der eigenen Spielfiguren nie an die irgendwelcher NSCs heranreichen können.

Dass ich selbst b.) zuneige, qualifiziert mich in meinen Augen nicht dazu, Ferndiagnosen über Leute zu verfassen, die sich bei a.) zuordnen.
Genausowenig wie ich darüber spekulieren würde, aus welchem Bedürfnis jemand seitenweise über ein Buch diskutieren will, das er nicht gelesen hat, während er gleichzeitig über die spottet, die nicht hunderte DSA-Abenteuer gelesen haben.
Mir ging es nur darum, dass das wertetechnische Endergebnis des Ingame-Answins, wie man ihn 25 Jahre lang lieben oder hassen lernen durfte, theoretisch durchaus in das DSA 4-Regelkorsett passt (abgesessen von den ganzen Sozialstatus-Sachen; die sind in der Tat eine Nummer).
Aber das ist selbstwidersprüchlich, da dass "DSA 4-Regelkorsett" den sozialen Stand ebenfalls erfasst.



Ich habe jetzt auch "Verrat" gelesen und es ist tatsächlich so, dass manche Szenen aus "Macht" dort wieder aufgegriffen werden und dass der tiefe Fall Answins im zweiten Band den Aufstieg im ersten dramaturgisch legitimiert. Eigentlich sollte es keine 400 Seiten Origin Story brauchen, bevor die eigentliche Handlung beginnt. Ob der zweite Band den ersten aufwertet, lasse ich mir durch den Kopf gehen.
Aber auch, wer "Macht" streckenweise zäh fand, kann ich die Lektüre von "Verrat" als dem unterhaltsameren Buch empfehlen.

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Faenwulf Angarson
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Muss mich etlichen meiner Vorredner*innen anschließen. Wahrscheinlich bester DSA Roman, den ich gelesen habe. Volle Punktzahl.
Selbst ohne DSA Bezug ein gut geschriebener Roman mit interessanten Figuren. Für alle Spielleiter, die Answin und selbst andere Figuren wie Dexter Nemrod oder Galotta einsetzen wollen, absolute Pflichtlektüre. Meine Bild der aventurischen Geschichte ist jetzt bedeutend reicher, als vorher. Ziehe mein Samtbarret vor der Autorin und freue mich auf den zweiten Teil.

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