Von mir erhält das Peraine-Vademecum 5 Punkte, ich finde es sehr gut geschrieben, eingänglich und inhaltlich echt umfangreich und gründlich recherchiert.
Bislang hatte ich immer recht abfällig von Peraine-Geweihten gedacht, frei nach dem Motto "Sind halt nur die Heiler oder Betbrüder für die Bauern", dass der Peraine-Glauben aber sehr vielfältig sein kann und viel mehr beinhaltet, wollte ich nicht glauben. Das Vademecum hat mich eines Besseren belehrt
Der Autor Niklas Forreiter hat eine sehr schöne Art zu schreiben. Das Vademecum ist wie gesagt sehr eingänglich geschrieben, an manchen Stellen fast amüsant und vermittelt den wirklich sehr detaillierten Inhalt, ohne langweilig zu werden. Sehr schön schreibt er schon in dem Vorwort:
"... Schließlich werden einige Hinweise zur Rolle der Perainegeweihten am Spieltisch und im Abenteuer gegeben, die sich so sicherlich nicht in einem aventurischen Werk fänden."
Diese Formulierung empfinde ich als sehr treffend, da das Wirken eines Peraine-Geweihten dem Vademecum zufolge einerseits wesentlich umfangreicher ist, als ich bisher angenommen habe, andererseits auch einer anderen Gewichtung entspricht.
Die Gewichtung lässt sich ein wenig vom Aufbau des Vademecums ableiten. Anders als in den anderen Vademecen wird nimmt die Beschreibung des Wirkens der Geweihten den größten Teil des Buches ein, wobei es nach den Jahreszeiten differenziert betrachtet wird. Während im Frühling-Kapitel - der Zeit der Saat - einige heilige Feldpflanzen beschrieben werden, findet sich im Sommer-Kapitel die Beschreibung der Pilgerreisen, einiger Lokalheiliger oder Lieder und Gebete für Pilgerreisen. Anhand der Beschreibung des Jahres wird somit das Handeln und Wirken der Kirche beschrieben, was absolut den Worten
"... Die Perainekirche ist eine Kirche der Tat. Nicht Worte, sondern jedes fleißige Handeln ist der Herrin Peraine wohlgefällig..." entspricht.
Dem vorangehend werden aber gleich zu Beginn des Vademecums die "Säulen" des Glaubens - Fruchtbarkeit, Heilkunst, Bescheidenheit, Fleiß, Mission - sowie das Glaubensbekenntnis aufgeführt und erläutert, was ich wirklich gut finde, da diese so wunderbar auf den Charakter eines Peraine-Geweihten übertragbar sind.
Was mir aber auch sehr gut gefallen hat, ist die Erwähnung, dass sich die Peraine-Kirche ihre Aufgaben teilweise mit einer anderen Kirche teilt, wie im Bereich Geburtshilfe mit den Tsa-Geweihten (S. 86). Mir ist es schlichtweg nicht wirklich bewusst gewesen, dass sich diese beiden Kirchen diese Aufgabe teilen und vielleicht in schwierigen Fällen auch gemeinsam die Fürsorge für eine Gebärende übernehmen. Ich finde es gibt viel zu selten Darstellungen von Situationen des Alltags, in denen die Kirchen zusammen arbeiten und sich in ihrem Wirken ergänzen. Immerhin haben wir in Aventurien nun mal einen polytheistischen Glauben, doch wirkt es viel zu oft, als wenn jede Kirche im Alltag alleine ihre Ziele verfolgt und nicht, als wenn die Geweihten mal zusammen um etwas kümmern
Was die Illustration angeht, so ist das Vademecum (im Einklang mit dem Glauben) recht schlicht, doch sind die wenigen Bilder sehr schön treffend. Sei es die Darstellung von perainegefälligen Aufgaben wie Saat oder Pilgerreise beim Saat-Kalender (S. 16), heilige Feldpflanzen (huch, der Apfel heißt hier Apfel und nicht Peraine-Frucht, wie im Kochbuch) oder Heiler- oder Feldscher-Werkzeug (S. 89), sie sind gut geraten und gut anschaulich.
Was die praktische Ausgestaltung eines Geweihten angeht, so habe ich viele Ideen vermittelt bekommen, welche die Motivation zu Abenteuerreisen angeht. So hätte ich nicht gedacht, dass Mut eine wesentliche Charakteristik eines Geweihten sein muss, immerhin gehört zu seiner Aufgabe auch die Heilung des Landes bei Seuchen oder der Verheerung durch dämonische Kräfte (S. 35). Auch die Missionierung von Waldmenschen, Orks und Goblins steht auf der Agenda (S. 76), was vielleicht zu einiger Diskussion in einer Abenteurergruppe führen kann, wenn alle die blutrünstigen Orks bekämpfen wollen, der Peraine-Geweihte sie stattdessen aber eher zu den Zwölfen bekehren will
Dennoch zeigt das aber, das Peraine-Geweihte keineswegs so örtlich gebunden sind, wie ich immer annahm, und über Mut, Ausdauer und eine große Motivation zu Reisen und der Entdeckug fremder Gestaden verfügen.
Kurz gesagt: ich habe durch das Vademecum viel über die Peraine-Kirche gelernt und kann es jedem empfehlen